85 Jahre allgemeines Frauenwahlrecht in Österreich
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II. Die Frau als Wählerin und Politikerin - 1918 bis 1919

I. Der Kampf um das Frauenwahlrecht - 1848 bis 1918
II. Die Frau als Wählerin und Politikerin - 1918 bis 1919III. Der Blick in die WeltLETZTE SEITE
Collage aus Flugblättern mit Wahlanleitungen
Frauen wählet!


Bild: Collage aus Flugblättern des „Deutschösterreichischen Vereins für Frauenstimmrecht“

Frauen waren nun zu einem entscheidenden und noch unbekannten Faktor in der Politik geworden. Als eine Folge des Krieges stellten sie mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten. Die Parteien konnten ihr Wahlverhalten noch nicht einschätzen.

Es gab von Christlichsozialen und Deutschnationalen Vorschläge zu Maßnahmen, um ein Stimmengleichgewicht zwischen Frauen und Männern herzustellen (z.B. unterschiedliches Wahlalter). Bisherige Gegner des Frauenstimmrechts (Christlichsoziale und Deutschnationale) befürchteten, dass „ihre“ Frauen der Wahl fernbleiben würden, während die politisch aktiveren Sozialdemokratinnen besser für ihre Partei mobilisiert werden könnten. Daher wurde auch die Forderung nach einer Wahlpflicht laut, um „unpolitische Frauen“ zur Wahl zu zwingen. Die Sozialdemokraten traten gegen eine solche Wahlpflicht auf. Als Kompromisslösung wurde die Einführung der Wahlpflicht der Landesgesetzgebung überlassen. Kärnten, Tirol und Vorarlberg führten diese ein. Erst 1993 wurde die Wahlpflicht bei Nationalratswahlen ganz abgeschafft.

Das Wort „Wahlpflicht“ geisterte trotzdem durch den Wahlkampf. Die Frauenorganisationen und vor allem die Parteien versuchten auf diese Weise, die Frauen zur Wahlteilnahme zu bewegen und moralisch zu verpflichten.