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Erkenntnisse

Letzten Endes, wenn man es mit einer gewissen wissenschaftlichen Gründlichkeit machen will, kommt man zur Einsicht, dass man eine Übersetzung überhaupt nicht machen kann. Man muss sich schon ein bisschen darauf einlassen, auch im Sinne von Glauben.

(1987, Freiheit 62) 

Dass ausgerechnet der Atheist Erich Fried den Begriff des Glaubens ins Spiel bringt, wenn er von der Kunst des Übersetzens spricht, betont die Schwierigkeiten und Widersprüche dieser Arbeit. Eine andere wichtige Einsicht setzte sich langsam durch, als die Nachfrage nach den Shakespeare-Übersetzungen stieg. Das Übersetzen hatte sich zu einem Brotberuf entwickelt, der ihn in seinem eigenen Schreiben zunehmend unabhängig machte. Die Entscheidung, 1968 die Tätigkeit bei der BBC aufzugeben, wurde ihm dadurch erleichtert. Man könnte die neu gewonnene Freiheit als Dichter und Autor durchaus „Die Freiheit den Mund aufzumachen“ nennen. Dazu äußerte er sich 1982 bei einem Symposium sehr differenziert und legte einen fundamentalen Widerspruch frei, mit dem (politische) kritische AutorInnen häufig konfrontiert sind. Wenn sie kein anderes Einkommen als jenes aus der Schriftstellerei haben, sind sie meist auf staatliche Förderungen und Preise angewiesen. Das wirft die Frage auf: Können sie die Hand, die sie füttert, noch beißen?

Hörbeispiel: Erich Fried spricht 1982 von Min. 1:15:50 bis 1:18:20 über den Georg-Büchner-Preis und ökonomische Unabhängigkeit als Voraussetzung für kritisches Schreiben (Österreichische Mediathek, 99-82133_k02, mit freundlicher Genehmigung).


1) Von ersten Fingerübungen zum anerkannten Übersetzer   2) Bloß keine politischen AutorInnen!   3) Only Shakespeare is the limit!​   4) Erkenntnisse 

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