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Von ersten Fingerübungen zum anerkannten Übersetzer

Erich Frieds Beweggründe für erste Übersetzungen aus dem Englischen zeigen einen interessanten autodidaktischen Zugang zu Literatur: Sie sollten ihm hauptsächlich ein tieferes Verständnis für die englische Lyrik verschaffen. Die ersten abgedruckten Übersetzungen stammten dann aber von russischen Gedichten. 1941 erschien in der Exilzeitschrift „Young Austria“ des Austrian Centre die Nachdichtung eines ins Englische übersetzten russischen Lieds. Im darauffolgenden Jahr konnte man in der Nr. 23 von „Young Austria“ Frieds Übertragung „Wart auf mich“ lesen. Es handelte sich dabei um die Übersetzung der englischen Version eines Gedichts des sowjetischen Schriftstellers Konstantin Michailowitsch Simonow.

Meine ursprünglichen Gründe zu übersetzen waren, dass ich englische Gedichte eigentlich nur verstehen zu können glaubte, genau zu verstehen, wenn ich sie mir übersetze. Dabei habe ich wirklich etwas gelernt.

(1987, Freiheit 52)

Nachdem Fried für die BBC schon einige kleine Auftragsübersetzungen übernommen hatte, eröffnete sich ihm 1954 durch eine dringliche Anfrage der Hörspielabteilung der BBC eine Chance mit weitreichenden Folgen. Er erhielt den Auftrag, „Under Milk Wood“ des walisischen Dichters Dylan Thomas ins Deutsche zu übertragen. Daraus wurde die legendäre Übersetzung „Unter dem Milchwald“, die Erich Fried mit einem Schlag zu einem angesehenen Übersetzer machte. Der renommierte Suhrkamp-Verlag, der die deutschen Rechte auf den Waliser Autor hatte, erkannte Fried daraufhin als Thomas-Übersetzer an.

Wenn du Under Milk Wood in einer Woche übersetzen kannst, dann können wir das aufführen. Für eine Woche können wir dich ausborgen. Da habe ich gesagt: Okay, gebt mir die beste Sekretärin. Und ich habe es übersetzt. Aber später dann natürlich noch ein bisschen korrigiert. Ich hatte viel zu wenig Zeit dazu, und das merkt man auch.

(1987, Freiheit 53)


1) Von ersten Fingerübungen zum anerkannten Übersetzer   2) Bloß keine politischen AutorInnen!   3) Only Shakespeare is the limit!​   4) Erkenntnisse 

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