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Vorwort
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Die Bibliothek der Lammburse
(Bursa agni - Bursa Sprenger)
Ein im Bereich der heutigen
Universitätskirche gelegenes Haus, in dem sich schon zuvor die kommerziell
geführte Sprenger-Burse befunden hatte, wurde 1487 an die Stiftung des Wiener
Bürgers und Fleischhauers Christoph Ötzesdorfer (+1470) verkauft. Nach dem
Vorbild der Rosenburse sollten hier zehn arme Studenten aus Österreich
Stipendien erhalten; gleichzeitig konnten sich Studenten aber ebenso wie in
einer Unternehmerburse gegen Bezahlung einmieten. 1511 wurde hier auch eine
Stiftung realisiert, die auf den bereits 1454 verstorbenen Wiener Ratsbürger
Hans Sarger zurückging. Nach 1513 fanden in den Räumlichkeiten unter anderem
auch die Stipendiaten der Bursa Ramung Unterkunft.
Für das Vorhandensein einer
Bibliothek gibt es mehrere Anhaltspunkte. Zum einen wird in den 1511 verfaßten
Statuten dem Vorbild der Rosenburse folgend die Verwaltung der Bücher geregelt.
Zum anderen gehörte das Studentenheim zu jenen vier Häusern, die im Rahmen der
Reform des Bursenwesens 1533 als Grundschule dienen sollten; vorgesehen war als
Hauptlehrstoff die lateinische Grammatik,
und man kann deshalb davon ausgehen, daß die für den Unterricht notwendigen
Bücher vorhanden waren. Tatsächlich zuweisbar sind derzeit freilich nur zwei:
eine Inkunabel (Ink. 1.G.2) aus dem Besitz des Mag. Andreas Schüstel von
Pottenbrunn, die der Stiftung des Hans Sarger zugedacht war, und Cod. Ser. n.
4265, der 1518 zum Teil wohl in der Burse geschrieben wurde, denn der Schreiber
Sebastian Freylander de Wolsperg bezeichnet sich extra als Konventor der
Lammburse.
Im Haus befanden sich nach
1513 auf jeden Fall auch die Bücher der Stipendiaten der Ramung-Burse - ob
diese getrennt verwahrt wurden oder Teil der Bursenbibliothek und damit
allgemein zugänglich waren, ist nicht zu klären.
Liste der bislang ermittelten Bücher
(Bei Signaturen ohne Ortsangabe handelt es sich um Handschriften und Drucke der Österreichischen Nationalbibliothek)
Cod. Ser. n. 4265 Sebastian Rütsch ex Brina (Mag.; Uni. Wien ab 1513): Vermerk fol. 291r; verkauft den Druck fol. 291-304 an unbekannt (Petrus Freylander ?) - Zeitraum: 1518 [Mazal, Series Nova 4, 1975].
Petrus Freylander de Wolsperg (Mag.; Uni. Wien ab 1504): Schreiber zahlreicher Teile; Vermerk fol. 229v: Freylander nennt sich in der Schlußschrift als Konventor der Lammburse - Zeitraum: 1518 [Mazal, Series Nova 4, 1975].
Wien, Alte Universität, Lammburse (vormals Sprengerburse; ab 1489 'Bursa agni'; bis 1623): hier tw. vom Konventor geschrieben - siehe Vermerk fol. 229v für fol. 202r-229v - Zeitraum: 1518 [Mazal, Series Nova 4, 1975].
Sebastian Raufmann (16. Jhdt.): Vermerk fol. 265r [Mazal, Series Nova 4, 1975].
Antiquariat Rosenthal (München): hier von HB angekauft - Zeitraum: bis 1905 [Mazal, Series Nova 4, 1975].
Ink. 1.G.2 Wappen (Weißer Baum mit zwei Wipfeln über rotem Grund): Fol. Ia; vermutlich Wien - Zeitraum: 15. Jhdt. [Mazal, Inkunabelkatalog, 2004, A-21].
Andreas Schüstel aus Pottenbrunn (Mag.; Uni. Wien ab ca. 1465; +1491): Vermerk am Vorsatzblatt - Zeitraum: ab 1483 (?) bis 1491 [Mazal, Inkunabelkatalog, 2004, A-21].
Wien, Alte Universität, Lammburse (vormals Sprengerburse; ab 1489 'Bursa agni'; bis 1623): Vermerk '... ad Stipendium Johannis Surger' - d.h. die 1511 der Lammburse zugeeignete Stiftung des Hans Sarger - Zeitraum: 16. Jhdt. [Autopsie].
Wiener Neustadt, Bischöfliche Bibliothek: Schilder am Rücken [Autopsie].
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