Die Arbeit am „Haus Wittgenstein“
Das Architektenduo plante eine aus kubischen Blöcken zusammengesetzte Villa mit umgebendem Park im Stil der Moderne. Wittgenstein widmete sich dem Bau mit größtem Perfektionismus: Seine exakten Formvorstellungen, die bereits Abweichungen im Millimeterbereich verboten, machten häufig Sonderanfertigungen notwendig. Als eine „Wohnung für Götter“ bezeichnete seine Schwester Hermine das Haus, von ihr stammt aber auch die treffendere Beschreibung des Gebäudes als „steingewordene Logik“. Die Villa, die noch der Philosophie des Tractatus verschrieben ist, brachte Wittgenstein jedoch auch zu einer neuen Form des Denkens: zur Philosophie der Philosophischen Untersuchungen, mit denen er Sprache von Seiten des Gebrauchs betrachtete. Der Hausbau, so sehr er ihn auch vereinnahmte, beeinflusste nicht nur seine Philosophie nachhaltig, sondern half ihm auch, seine damalige Lebenskrise zu überwinden. So ist es eine gewisse lockere Lebensfreude, die aus einem Brief, mit dem er Ludwig Hänsel wohl zu einem Akustiktest lädt, spricht: „Morgen […] spielt das Fräulein » [Marie] Baumayer bei mir auf dem Bau. Ich will daß sie dem Haus etwas vorspielt. Zuhören wird der Bau, der Baumeister & ich, und ich möchte daß auch Du dabei bist.“ (»Brief).
1) Wiener Jahre 2) Die Arbeit am „Haus Wittgenstein“ 3) Wittgenstein als Bildhauer 4) Der Wiener Kreis und die Rückkehr zur Philosophie
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