T1949
T1950
Tagebuch:
vom ..... Montag, 19. Dezember 1949
bis ..... Mittwoch, 4. Jänner 1950
Die offiziellen Weihnachtsferien beginnen.
Später aufgestanden.
Mein Artikel ist überraschenderweise in der "Welt am Montag", mit einem treffenden Nachsatz von "Octavian" und Rückenstütze von Manfred Z.
Auch sonst die Zeitung interessant. Meine Idee vom 25.10. ist in Frankreich tatsächlich ausgeführt. Es scheint, als ob manche Gedanken in der Luft lägen und da wie dort aufgenommen würden.
Sehr angenehme Stimmung. Holz gemacht. Linzerstraße zweimal (Schlüssel vergessen), einen Christbaum gekauft von einem zungenfertigen Händler.
Ordnungen. Laufmappe zu behandeln versucht.
Nm. Tante Fini da, unterhaltsamer (besonders für sie) Nachmittag. ↘, ↗.
Abends noch im Bett geschrieben: Neue Übersicht über die partnerschaftlichen Fragen. Freilich ist die Tätigkeit wegen der Kürze nur von beschränktem Wert.
Riesige Totogewinne standen in der Zeitung; eine Tatsache, über die wir wie verständlich sehr viel den Tag über sprachen.
Holz. Ordnungen.
Mauerspaziergang.
Reinschriften.
Nm. viel geplaudert. Ebert zu Ende gelernt. Weihnachtsbrief an Papa geschrieben.
Angenehme Radiosendungen.
Wechselnde produktive Stimmung. Lyrik eines ADLER-Schülers im Radio. ↗. Viel noch geplaudert
730 auf. Sehr gemütlich früh. Prachtvoller Sonnenaufgang.
T. Über fremde Literaturen gelesen.
Eine Fahrt voll traditioneller Stimmung in Zehner und Stadtbahn: in Tantes Büro. Frl. Huber war netter als das letzte Mal, wo ich sie das erste Mal gesehen.
Tante erzählt, mein WaM-Artikel habe Sensation im Büro gemacht. Sie sagt, ich dürfe nicht mehr diesen "elenden" Schal anhaben, ich müsse elegantere Sachen mit der Zeit bekommen, wo ich nun "in der Stadt bekannt" werde (!) So ist Tante .
Ich hatte Weihnachtssachen abzuholen. Morgen muß ich nochmals kommen.
RAVAG hat mir eine Karte gesandt.
Fini war da, schenkte uns eine Gans!
Ein Haneckerpackerl kam an.
Radio schöne Sendungen. Tagebuch
Alles in allem ein Tag voll Weihnachtsstimmung.
Früh gleich zwei Artikel zum Jugendproblem die Tasten herunter polemisiert. Ich halte es allerdings für unzweckmäßig, sie hier in die Debatte zu werfen. Ob das Gewerkschaftsblatt meine Stellungnahme von III. 48 endlich veröffentlicht hat oder veröffentlichen wird?
Arbeiten im Haus.
Tagebuch sehr viel nachgeholt.
Weihnachtserwartung.
Wieder später aufgestanden. Vm. kein Weg. Schönes Radio. Viel Tagebuch. Gali aus eigener Lust gelernt.
Büro wieder sehr angenehm. Karlsplatz. Nochmals geschleppt. Und Tante selbst wird morgen noch etwas bringen.
Fini war da.
Radio. Tagebuch.
17h Konsum, auch dort sehr nett.
Das Wetter ist nicht zeitgerecht: Keine Minusgrade, kein Schnee. Dennoch eigentümlich. Die Kiefern rauschen in einem näßlichen Frost, dämmrig ist es schon so zeitig, der Mond so dünn.
Weihnachtsgedicht vergebens zu "machen" versucht.
Stimmung weihnachtlich.
Blauer Himmel, 0°, aber schön.
SV.
Viele Überschreibungen, die PLauf-Mappe zum Teil liquidiert.
Weihnachtserwartung!
Tante kam um 15h. Sie kam festlich und bepackt. Postweg.
Frl. Huber fand meine Augen so "ausdrucksvoll", wie sie noch nie, u.s.w., und ähnlich Schandhaftes tratschte mir Tante. Frl. Huber "könnte mich in einem fort anschauen".
Pfui, so etwas zu notieren.
Phil. Laufmappe - Ordnungen.
Zeitige Bescherung. Weihnachtsbaum schön aufgeputzt. Tante schenkte mir: Shakespeares Werke aus ihrem Bücherkasten,noch nagelneu! Lyrik der Weltliteratur und einen deutschen weniger bed. Lyrikband .
Briefpapier,
100.- S, die sie für mich im Sparverein gesammelt hatte
100.- S Anzahlung auf einen künftigen neuen Anzug, nachdem ich seit diesem Jahr keinen mehr habe.
Ferner die alle Familienmitglieder angehenden Fressalien, eine Unmenge voll (Tantes Weihnachtsgeld ist nun aber wirklich 'tschü! Sie tut es aber für sich wie für uns gern).
Auch Mama bekam 100.- S außertourlich.
Essen: Filet (Kabeljau) 2 Stunden später: Finis Gans.
Tante ging nach der Bescherung und unserem Dank. Finis halbe Gans machte ihr aber auch Freude, und wir können selbst mit der halben nicht fertigwerden. Trotz unserer theoretischen Not die bisher üppigsten Weihnachten.
Ich genoß die Lyrik der Weltliteratur.
Norbert, pardon: Kapellmeister und Direktorssohn, brachte naserümpfend ein blödes Buch über Statistik.
Blauer Himmel.
Zeitiger auf.
Kirche; Tagebuch weiter geführt, den Tag über die hinreißende Lyrik gelesen:
Die Franzosen bezaubern mit ihrem Talent fürs Unwägbare, Milieu, Schwüle,
die Engländer mit ihrem Sinn fürs Energische und wo es um Tieferes geht: Verhaltene,
die Amerikaner des Ländlichen mit ihrer Naturhaftigkeit,
die Russen mit ihrem befreiend revolutionären oder sonnigen Realismus.
Alles in mir drängt nach einer Synthese der Stärken und Schönheiten ohne Konzession an die Schwächen.
Im Einzelnen: Rossetti mit seiner Revoluzzer-Braut, Villon der Mörder, die Browning, Kiplings "Mandalay" (langgestreckte Verse und wiederkehrende klangvolle Reime, wie auch im Dschungelbuch und "Licht erlosch", vor allem dessen Mottos). Hingegen gefallen mir Poes Übersetzungen gar nicht, wenn ich sie den mir bekannten gegenüberstelle (Anstaltsbibliothek). Es handelt sich um "Rabe" und "Ulalume".
Tante und Onkel kamen. Schweinsbraten. 3 Flaschen Wein. Gar nicht beschwipst. So recht und schlecht unterhalten.
Dem Klassizismus der Nur-Form kann ich nichts abgewinnen, vor allem neben fluidischen Gedichten kann er nicht bestehen. Auch die reine Reflexion, soweit sie papieren ist, brauchte wegen meiner nicht zu bestehen.
Abends nochmals Schweinsbraten mit Literatur genossen.
Strahlend blauer Himmel, wie im Vorfrühling. Früh herrlicher Reif, -4°, tags wärmt sehr die Sonne.
Gegen Nachmittags kam Sturm auf, der Wolken mitführte und Wärme bringen soll.
Abends regnet es zart, der bekannte Lichtstreif am Horizont, ein Wind raunt aufrührerisch, als ob es schon Frühling wäre.
Früh ein Gedichtchen intermediären Stils strömen lassen.
Vorbereitung und Vollzug der heiligen Beichte und Kommunion. Spät Frühstück. Überschreibg.
Sonst noch Tagebuch nachgeholt.
Schöne Radiosendungen.
Es war sehr gemütlich, wie die ganzen Weihnachten überhaupt. Ein schönes Fluidum liegt über allem.
Tagebuch vollständig nachgeholt.
Es ist das Parlament der Radiohörer eingeführt worden.
Ab. über die Schwierigkeiten der Übersetzung einige Worte notiert.
Es war ein sehr schönes Weihnachtsfest dieses Jahr!
Sehr windig. Regnerisch.
Es ist wie ein Vorfrühlingstag, aufrührerisch.
"Welt am Montag" wieder sehr nett. Die Jugenddiskussion ist jetzt abgeschlossen.
Konsum. Auf die Linzerstraße Spaz. (M.). Sehr angenehmer Tag, wenn auch die Weihnachten aus sind. Bücherordnung. Frau Direktor Pawlicki besuchte uns, freundlich wie früher!!
Nm. umsonst Bibliothek. Viel zur "Logik der Diskussion" zusammen- und neugeschrieben. Tante Fini kam, lud uns wieder zu Silvester ein (wenn es auch dies Jahr fader sein wird).
Wir zündeten nochmals unseren Christbaum an. Lustig.
P-Einordnung
Ich habe die letzten Wochen über - was sage ich; immer und immer! - solch ein heftiges Verlangen nach dem einen Mädchen, die meine sein wird und - - -
Wozu das aufschreiben.
Herrlich blauer Himmel über einer sturmzerzausten klaren Landschaft. +5.5° früh. Frühling schon zu Silvester?
Später auf.
Totozeitung gelesen und frisch .
Spaziergang Steinhofer Mauer (M.). Ein Wetter!
Tagebuch. Honorar (10.-) für den Prolog Weihnachtsfest von NW. bekommen.
Nm. Lyrik gelesen. Wieder umsonst versucht, zur Bibliothek zu gehen. Friseur, Konsumweg. Ein reizhaftes Wetter!
Lyrik weitergelesen. WB kam. Eine Weihnachtsfeier war von der Klasse, nur er und wie ich nicht uninteressiert feststellen konnte auch ich sind von Niki nicht geladen worden.
Susi hat sich nicht gerührt bei ihm. WB hat seine Braut wieder stehenlassen, es gibt für ihn nichts anderes als Susi. Würde man es ihm sagen, täte er einen erschlagen.
Daheim las ich Mama die trübselige Geschichte "Die Nacht Giorgiones" vor.
Eine Feststellung: Ich habe wohl die Fähigkeit, etwas liter. zu schaffen, die bestimmende Grundhaltung, Eindrücke, die mich anregen und die stilist. Nebenfertigkeiten vielleicht auch noch dazu, aber - der konkrete Inhalt, den ich gestalten soll fehlt offenbar. Seele ohne Gehirn.
Wegen der Klarheit der Nacht etwas kühler; wenn keine Eisblumen, so doch Dunst am Fenster niedergeschlagen. Strahlend schöner Morgen.
Früher auf.
Konsum. Tagebuch.
Wie die Skepsis, die mich in früheren Jahren gelegentlich heimsuchte, bis sie durch Frankls Buch endgültig in mir ausstarb, so hindert mich 1949 die "geistige Krise" nicht unerheblich, die auch im Mangel eines Einsatzes meiner Ideen mitbegründet liegt. Es sind durchwegs Fragen der Diskussionstechnik:
Logik d. Diskussion (Querfrage) Ausdrucksproblem (auch i. d. Kunst) u. Auswirkungen der Querung wie etwa die Frage d. Erotik, die vom ethischen Ende angepackt sonnenklar liegt, vom erot. Gesichtspunkt selbst aus furchtbar komplex ist. Ich muß viel mehr vom eth. Ende wieder anzupacken beginnen, das ist ein erheblich einfacherer und schonenderer Weg, und die Wahrheit ist ja vom Weg unabhängig.Vm. zur Querfrage weitergearbeitet. Dann überhaupt die Phil.-Laufmappe liquidiert.
Nm. damit zu meiner Erleichterung fertiggeworden.
Ab. zwei Gedichte gegen den Krieg im speziellen und im besonderen aus mir stürmen lassen.
Vm. Linzerstraße (M.) "Julia"-Auszug gemacht.
Viel Lyrik gelesen. Indische Liebesgedichte heute noch aktuell. (zum Teil leider)
Bibl. wieder umsonst.
Ab. Konsum (Fleisch geholt). Unterwegs Rückseite Pav. 2 fiel mir ein Chemiegedicht ein, das ich daheim gleich ausführte.
Ziemlich zeitig auf. Samstagverrichtungen Gedicht.
Vm. Bernklau Bier. Das literar-kritische Gedicht vom 4.8. ausgeführt als "Liter. Brief an meinen Freund im Mond 1."
Nm. neue Sprüche für meinen Schreibtisch angefertigt.
Tante kam, brachte einige Fressalien und Wein noch mit.
Nach Tantes Abgang erschien "Tante" Fini. Überm Bunsenbrenner Blei gegossen. Ein
Gemütlicher Abend. Gut gegessen, Rohscheiben, schönes Radio.
Christbaum ausbrennen lassen. Tagebuch. Noch eine Zeichnung angefertigt von unserm Zimmer.
Die Kabarettsendungen im Radio brachten nichts Besonderes. Auch meine Sachen nicht.
Es ist 15 Minuten vor 1950. Eine Jahrhunderthälfte ist bald - in wenigen Minuten - zu Ende. Ich wage es nicht zu sagen: Trete ich über diese Schwelle in die Welt - ?
"Das Volk erwacht aus seinem Schlaf".
Was brachte 1950 (das war ein Punsch-Druckfehler!)
Was brachte 1949?
Österreichs Wahlen. Abbau der Bewirtschaftung. Hebung des möglichen, Senkung des finanziellen Standards.
Toto.
Uns persönlich: Ging es durch Tantes Hilfe besser. Wir sehen viel besser aus als früher, haben gut zu essen.
Mir: Verdienst 400.- S Wiener Messe. Geistige Krisen: Schatten der Chemie,
Ausdruckssuche, Anschaulichkeit, im Theater versagt, "Neue Positivität", Personalrealismus (~).
Mir äußerlich: bei Galinowsky durchgefallen, rein theoretisches 5. Semester.
Schriftstellerei: "N2O" bis Nr. 7; Problemschuster fertig, Amantia und Katy ruhen, Julia und Goldringels-Au neu.
"Neue Wege" bringen meine Arbeiten. Edm. Philipp, Kesselwart, polit. Gedichte; umfangreiche phil. Untersuchungen.
"Welt am Montag" kennt mich bereits als Verfechter der Idee in den Diskussionen. RAVAG - läuft noch.
Mädel hab' ich immer noch keins.
Alles ist im Werden. Ich habe den zweiten Schritt getan, es heißt nun, auch im zweiten neuen Gelände heimlich zu werden.
Ich schließe (um eine Viertelstunde verspätet) das
TAGEBUCH 1949.
Temperatursturz auf -7°, (früh) Tags -3, -4°. Klar bis leicht bedeckt. Erster echter Wintertag.
Jahresordnungen.
Ich habe nichts nachzuholen mehr, Chemie kann beginnen.
Nur gesammelt innerlich. Radio gehört, noch etwas Lyrik gelesen, dann das Buch aufgegeben.
Tante kam nm.
Den Tag gemütlich und "unbeschrieben" zu Ende geführt.
Klirrender Frost. -9°. Eisblumen. Und doch, als ob der Winter nur eine Komödie wäre, die man sich ein paar Tage anschaut und nicht ernst nimmt.
Wir haben gestern im Toto nichts gewonnen.
Neue Diskussion in der "Welt am Montag" zu meinem Lieblingsthema der Jugendfrage: dem Schund und Schmutz-Problem.
Solche Diskussionsartikel, kleinere philosophische Arbeiten und Gedichte werde ich neben der Chemie gelegentlich noch weiter schreiben.
Konsum. Einige Produktionen der vergangenen Wochen habe ich an die "Neuen Wege" eingesandt. Den "Julia"- Auszug werde ich persönlich einreichen.
Tagebuch.
Spaziergang Waidhausenstr. (Mama Stoff).
Die "Neuen Wege" schrieben mir sehr freundlich. Die "3 Hüte" und den Thirring haben sie behalten, die "Ethik und ihr Nährgehalt" sandten sie begreiflicherweise zurück. Wie immer große Absichten. Ich stellte allerlei zusammen.
Nm. lernte ich Gali, 81/2 von den 48 Seiten. Sehr angenehm. Gespräche über Lyrik und ihr Verständnis. ↗.
Ab. über religiöse und naturwissenschaftliche Unvorstellbarkeiten geplaudert. Zus.Stellung über Häußlers Lieblings-Idee: Kunst und Moderne.
HOFBURG, BATTHIANYSTIEGE TELEPHON R 20 5 21 R 20 5 22
fz/ma
Lieber Herr Okopenko!
Dank für die neuen Beiträge. Alle sind sehr geeignet für uns und ich versichere Sie, daß ich sie gerne bringen würde. Aber da ist während meiner Abwesenheit gleich wieder etwas rausgeworfen worden und im ganzen habe ich nun schon so viele Beiträge, daß wir uns einmal zusammensetzen und besprechenmüssen, was vor allem in Betracht kommt. Denn der Raum wird ja leider bei uns kleiner statt größer. Ich behalte also jedenfalls "Die drei Hüte" und "Homo nur sapiens" zurück. Auf das ologische Manifest würden wir jedenfalls kaum zurückkommen können. Das retourniere ich daher mit Dank.
Ebenso schönen Dank für die Anregungen, Kritik usw. für die Autorentagung. Selbstverständlich erwarten wir Sie dort. Die Einladung, die in der zweiten Jänner-Woche hinausgeht, werden Sie noch persönlich erhalten.
Einen Teil dessen, was Sie vorbringen, wird sich dort fruchtbringend vertreten lassen, - ein anderer und leider gerade der, mit dem Sie mir am meisten aus dem Herzen sprechen, würde dort unter den Tisch fallen, weil wir ja "Jugend" unter uns sein wollen, auch ich will nicht immer anwesend sein.
Daher müssen wir noch einen weiteren Weg suchen, auch diesen Vorschlag an die richtige Adresse zu bringen. Vielleicht ergibt die Tagung wenigstens diesen Weg.
Bis dahin grüßt Sie herzlich
c Häußler
Glatteis bzw. Tauwetter. ~Nullpunkt. Ein komödienhafter Märztag. Nachts Sturm.
Gleich früh Totoschein (nur 1 Einzahlung) abgegeben. Ich bin diesmal recht sicher.
Spaziergang (M.) bis ein Stück Wientalstraße. Sehr windig. Wienfluß schon schön märzig.
Ich kokettiere mit meinem Lustspiel (um die Filmstadt Goldringels-Au) die letzten Tage. Freilich muß man die Sache anders angehen als ich es tat: Man muß aus dem Leben schreiben, jede Konstruktion verdammen, intuitiv das fertige Gehirnkonzept aus dem Unbewußten, worin es sich gebildet haben soll, abschreiben. Aus dem Vollen schöpfen, nicht mit kargen Situationskomiken krampfhaft zur rechten Zeit zu kommen versuchen.
Tagebuch.
Nm. weitere 8 S. für die Zwischenprüfung gelernt.
Fini da. Gemütlich.
Weitergeführt die Zus.stellg. meiner frühesten Lyrik, was davon aufhebenswert od. aufschlußreich ist.
Im Radio Dichterlesung der Danneberg Erika u. einer anderen. Danneberg schreibt kristallklar, das ist das Schöne.
Über die Autorentagung palavert.
Früh die Illusion eines Schneegestöbers, eine halbe Stunde später Frühling. Äußerst wechselnde Bewölkung. 0°
Später auf. Wir gingen auf die Linzerstraße um Grünzeug. Portier Brandstätter ist rührend um alles besorgt, Gesundheit und Lebensweisheit.
Tagebuch.
Mein Wunsch nach einem lieben Mädel ist unausdrückbar gewaltig. Er würde aber kraft dieser Gewalt jeder vermeintlichen |Lösung in Ersatzmitteln| eisern entgegentreten.
Die lyrische Zusammenstellung rasch zu einem Ende geführt.
Nm. weitere 8 Seiten gelernt.
Bibliothek: "Pippa", Franz Resl, .. geholt. Gelesen, abends traditionell die "Pippa" vorgelesen. Man versteht sie von Jahr zu Jahr besser, wenn es hier überhaupt etwas zu "verstehen" gibt.
Anschließend noch allein "Gabriel Schillings Flucht" gelesen.
T1949
T1950
Tagebuch:
vom ..... Montag, 19. Dezember 1949
bis ..... Mittwoch, 4. Jänner 1950
Die offiziellen Weihnachtsferien beginnen.
Später aufgestanden.
Mein Artikel ist überraschenderweise
in der "Welt am Montag", mit einem
treffenden Nachsatz von "Octavian" und
Rückenstütze von Manfred Z.
Auch sonst die Zeitung interessant.
Meine Idee vom 25.10. ist in
Frankreich tatsächlich
ausgeführt.
Es scheint, als ob manche Gedanken
in der Luft lägen und
da wie
dort aufgenommen würden.
Sehr angenehme Stimmung.
Holz gemacht. Linzerstraße
zweimal (Schlüssel
vergessen),
einen Christbaum gekauft von
einem zungenfertigen
Händler.
Ordnungen. Laufmappe zu behandeln versucht.
Nm. Tante Fini da, unterhaltsamer
(besonders für
sie) Nachmittag. ↘, ↗.
Abends noch im Bett geschrieben:
Neue Übersicht über die partnerschaft-
lichen Fragen. Freilich ist die
Tätigkeit wegen der Kürze
nur von
beschränktem Wert.
Riesige Totogewinne standen in der
Zeitung; eine Tatsache, über die wir
wie verständlich sehr viel den Tag
über sprachen.
Holz. Ordnungen.
Mauerspaziergang.
Reinschriften.
Nm. viel geplaudert. Ebert
zu Ende gelernt. Weihnachtsbrief
an Papa geschrieben.
Angenehme Radiosendungen.
Wechselnde produktive Stimmung.
Lyrik eines ADLER-Schülers im
Radio.
↗. Viel noch geplaudert
730 auf. Sehr gemütlich früh.
Prachtvoller
Sonnenaufgang.
T:. Über fremde Literaturen
gelesen.
Eine Fahrt voll traditioneller
Stimmung in Zehner und Stadtbahn:
in
Tantes
Büro. Frl. Huber war
netter als das letzte Mal, wo ich sie
das
erste Mal gesehen.
Tante erzählt, mein WaM-Artikel
habe Sensation im Büro gemacht.
Sie
sagt, ich dürfe nicht mehr
diesen "elenden" Schal anhaben,
ich müsse
elegantere Sachen
mit der Zeit bekommen, wo ich
nun "in der Stadt
bekannt"
werde (!) So ist Tante
.
Ich hatte Weihnachtssachen abzuholen.
Morgen muß ich nochmals kommen.
RAVAG hat mir eine Karte
gesandt.
Fini war da, schenkte uns eine
Gans!
Ein Haneckerpackerl kam an.
Radio schöne Sendungen. Tagebuch
Alles in allem ein Tag voll
Weihnachtsstimmung.
Früh gleich zwei Artikel zum
Jugendproblem die Tasten herunter
polemisiert. Ich halte es allerdings
für unzweckmäßig, sie hier in die
Debatte zu werfen. Ob das
Gewerkschaftsblatt meine
Stellungnahme
von III. 48 endlich
veröffentlicht hat oder
veröffentlichen
wird?
Arbeiten im Haus.
Tagebuch sehr viel nachgeholt.
Weihnachtserwartung.
Wieder später aufgestanden.
Vm. kein Weg. Schönes
Radio.
Viel Tagebuch. Gali aus eigener Lust
gelernt.
Büro wieder sehr angenehm.
Karlsplatz. Nochmals geschleppt.
Und Tante
selbst wird morgen
noch etwas bringen.
Fini war da.
Radio. Tagebuch.
17h
Konsum, auch dort sehr
nett.
Das Wetter ist nicht zeitgerecht:
Keine Minusgrade, kein Schnee.
Dennoch eigentümlich. Die Kiefern
rauschen in einem näßlichen
Frost, dämmrig ist es schon so
zeitig, der Mond so dünn.
Weihnachtsgedicht vergebens zu
"machen" versucht.
Stimmung weihnachtlich.
Blauer Himmel, 0°, aber schön.
SV.
Viele Überschreibungen, die PLauf-Mappe
zum Teil
liquidiert.
Weihnachtserwartung!
Tante kam um 15h. Sie kam festlich
und
bepackt. Postweg.
Frl. Huber fand meine Augen so
"ausdrucksvoll", wie sie noch nie, u.s.w.,
und ähnlich Schandhaftes tratschte
mir Tante. Frl. Huber "könnte mich
in
einem fort anschauen".
Pfui, so etwas zu notieren.
Phil. Laufmappe - Ordnungen.
Zeitige Bescherung. Weihnachtsbaum
schön aufgeputzt. Tante schenkte mir:
Shakespeares
Werke aus ihrem Bücherkasten,noch nagelneu!
Lyrik der Weltliteratur
und einen
deutschen weniger bed.
Lyrikband
.
Briefpapier,
100.- S, die sie für mich im Sparverein
gesammelt hatte
100.- S Anzahlung auf einen künftigen
neuen Anzug, nachdem ich
seit
diesem Jahr keinen mehr habe.
Ferner die alle Familienmitglieder
angehenden Fressalien, eine Unmenge
voll (Tantes Weihnachtsgeld ist nun
aber
wirklich 'tschü! Sie tut es
aber für sich wie für uns gern).
Auch Mama bekam 100.- S außertourlich.
Essen: Filet (Kabeljau)
2 Stunden später: Finis
Gans.
Tante ging nach der Bescherung und
unserem Dank. Finis halbe Gans
machte ihr aber auch Freude, und
wir können
selbst mit der halben
nicht fertigwerden. Trotz unserer
theoretischen
Not die bisher üppigsten
Weihnachten.
Ich genoß die Lyrik der Welt-
literatur.
Norbert, pardon: Kapellmeister und
Direktorssohn, brachte naserümpfend
ein blödes Buch über Statistik.
Blauer Himmel.
Zeitiger auf.
Kirche; Tagebuch weiter geführt,
den Tag über die hinreißende Lyrik
gelesen:
Die Franzosen bezaubern mit ihrem
Talent fürs Unwägbare, Milieu,
Schwüle,
die Engländer mit ihrem Sinn
fürs Energische und wo es um Tieferes
geht: Verhaltene,
die Amerikaner des Ländlichen
mit ihrer Naturhaftigkeit,
die Russen mit ihrem befreiend
revolutionären oder sonnigen Realismus.
Alles in mir drängt nach einer
Synthese der Stärken und Schönheiten
ohne Konzession an die Schwächen.
Im Einzelnen: Rossetti mit seiner
Revoluzzer-Braut, Villon der Mörder,
die Browning, Kiplings "Mandalay"
(langgestreckte Verse und
wiederkehrende klangvolle Reime, wie
auch im
Dschungelbuch und "Licht erlosch",
vor allem dessen Mottos). Hingegen
gefallen mir Poes
Übersetzungen
gar nicht, wenn ich sie den mir
bekannten gegenüberstelle (Anstalts-
bibliothek). Es handelt
sich um
"Rabe" und "Ulalume".
Tante und Onkel kamen.
Schweinsbraten. 3 Flaschen Wein.
Gar nicht
beschwipst. So recht
und schlecht unterhalten.
Dem Klassizismus der Nur-Form
kann ich nichts abgewinnen, vor allem
neben fluidischen Gedichten kann er
nicht bestehen. Auch die reine
Reflexion,
soweit sie papieren ist, brauchte
wegen meiner nicht zu
bestehen.
Abends nochmals Schweinsbraten
mit Literatur genossen.
Strahlend blauer Himmel, wie im
Vorfrühling. Früh herrlicher Reif,
-4°,
tags wärmt sehr die Sonne.
Gegen Nachmittags kam Sturm auf,
der Wolken mitführte und Wärme
bringen
soll.
Abends regnet es zart, der bekannte
Lichtstreif am Horizont, ein Wind raunt
aufrührerisch, als ob es schon Frühling
wäre.
Früh ein Gedichtchen intermediären
Stils strömen lassen.
Vorbereitung und Vollzug der
heiligen Beichte und Kommunion.
Spät
Frühstück. Überschreibg.
Sonst noch Tagebuch nachgeholt.
Schöne Radiosendungen.
Es war sehr gemütlich, wie
die ganzen Weihnachten überhaupt.
Ein
schönes Fluidum liegt über allem.
Tagebuch vollständig nachgeholt.
Es ist das Parlament der Radiohörer
eingeführt worden.
Ab. über die Schwierigkeiten der
Übersetzung
einige Worte
notiert.
Es war ein sehr schönes
Weihnachtsfest dieses Jahr!
Sehr windig. Regnerisch.
Es ist wie ein Vorfrühlingstag,
aufrührerisch.
"Welt am Montag" wieder sehr nett.
Die Jugenddiskussion ist jetzt
abgeschlossen.
Konsum. Auf die Linzerstraße
Spaz. (M.). Sehr angenehmer Tag,
wenn auch
die Weihnachten aus sind.
Bücherordnung. Frau Direktor
Pawlicki
besuchte uns, freundlich
wie
früher!!
Nm. umsonst Bibliothek.
Viel zur "Logik der
Diskussion"
zusammen- und neugeschrieben.
Tante Fini kam, lud uns
wieder
zu Silvester ein (wenn es auch
dies Jahr fader sein wird).
Wir zündeten nochmals unseren
Christbaum an. Lustig.
P-Einordnung
Ich habe die letzten Wochen über
- was sage ich; immer und immer! -
solch ein heftiges Verlangen nach
dem einen Mädchen, die meine
sein wird und - - -
Wozu das aufschreiben.
Herrlich blauer Himmel über einer
sturmzerzausten klaren Landschaft.
+5.5° früh. Frühling schon zu
Silvester?
Später auf.
Totozeitung gelesen und frisch .
Spaziergang Steinhofer Mauer (M.).
Ein Wetter!
Tagebuch. Honorar (10.-) für den
Prolog
Weihnachtsfest von NW. bekommen.
Nm.
Lyrik gelesen. Wieder
umsonst versucht, zur
Bibliothek
zu gehen. Friseur, Konsumweg.
Ein reizhaftes Wetter!
Lyrik weitergelesen.
WB kam. Eine Weihnachtsfeier war
von der Klasse,
nur er und wie ich nicht
uninteressiert feststellen
konnte auch ich sind von Niki
nicht geladen worden.
Susi hat sich nicht gerührt
bei ihm.
WB hat
seine
Braut wieder stehenlassen, es
gibt für ihn nichts anderes als
Susi. Würde man es ihm sagen,
täte er einen erschlagen.
Daheim las ich Mama die
trübselige Geschichte "Die Nacht
Giorgiones"
vor.
Eine Feststellung: Ich habe wohl
die Fähigkeit, etwas liter. zu schaffen,
die bestimmende Grundhaltung,
Eindrücke, die mich anregen und
die
stilist. Nebenfertigkeiten vielleicht
auch noch dazu, aber - der
konkrete Inhalt, den ich gestalten
soll fehlt offenbar. Seele ohne Gehirn.
Wegen der Klarheit der Nacht etwas
kühler; wenn keine Eisblumen, so doch
Dunst am Fenster niedergeschlagen.
Strahlend schöner Morgen.
Früher auf.
Konsum. Tagebuch.
Wie die Skepsis, die mich in früheren
Jahren gelegentlich heimsuchte, bis
sie
durch Frankls
Buch endgültig in mir
ausstarb, so hindert mich 1949
die "geistige Krise" nicht unerheblich,
die auch im Mangel eine s Einsatzes
meiner Ideen mitbegründet
liegt.
Es sind durchwegs Fragen der Diskussions-
technik:
Vm. zur Querfrage weitergearbeitet.
Dann überhaupt
die Phil.-Laufmappe
liquidiert.
Nm. damit zu meiner Erleichterung
fertiggeworden.
Ab. zwei Gedichte gegen den Krieg
im speziellen und im besonderen
aus mir stürmen lassen.
Vm. Linzerstraße (M.) "Julia"-Auszug gemacht.
Viel Lyrik gelesen. Indische
Liebesgedichte heute noch aktuell.
(zum
Teil leider)
Bibl. wieder umsonst.
Ab.
Konsum (Fleisch geholt).
Unterwegs Rückseite
Pav. 2 fiel
mir ein Chemiegedicht ein,
das ich daheim gleich
ausführte.
Ziemlich zeitig auf. Samstagverrichtungen
Gedicht.
Vm.
Bernklau Bier. Das literar-
kritische Gedicht vom 4.8. ausgeführt
als "Liter. Brief an meinen Freund
im Mond 1."
Nm. neue Sprüche für meinen
Schreibtisch
angefertigt.
Tante kam, brachte einige Fressalien
und Wein noch mit.
Nach Tantes Abgang erschien "Tante" Fini.
Überm Bunsenbrenner Blei gegossen.
Ein
Gemütlicher Abend. Gut gegessen,
Rohscheiben, schönes Radio.
Christbaum ausbrennen lassen.
Tagebuch. Noch eine Zeichnung angefertigt
von
unserm Zimmer.
Die Kabarettsendungen im Radio
brachten nichts Besonderes. Auch meine
Sachen nicht.
Es ist 15 Minuten vor 1950.
Eine
Jahrhunderthälfte ist bald -
in wenigen Minuten - zu Ende.
Ich wage es
nicht zu sagen: Trete ich
über diese Schwelle in die Welt - ?
"Das Volk erwacht aus seinem Schlaf".
Was brachte 1950 (das war ein
Punsch-Druckfehler!)
Was brachte 1949?
Österreichs Wahlen. Abbau der Bewirtschaftung.
Hebung des möglichen, Senkung
des
finanziellen Standards.
Toto.
Uns persönlich: Ging es durch Tantes Hilfe
besser.
Wir sehen viel besser aus als
früher, haben gut zu essen.
Mir: Verdienst 400.- S Wiener Messe.
Geistige
Krisen: Schatten der Chemie,
Ausdruckssuche, Anschaulichkeit,
im Theater versagt, "Neue
Positivität",
Personalrealismus (~).
Mir äußerlich: bei Galinowsky durchgefallen,
rein
theoretisches 65.
Semester.
Schriftstellerei: "N2O" bis
Nr. 7;
Problemschuster fertig,
Amantia
und
Katy
ruhen, Julia und Goldringels-Au neu.
"Neue Wege" bringen meine Arbeiten.
Edm. Philipp, Kesselwart, polit.
Gedichte;
umfangreiche phil. Untersuchungen.
"Welt am Montag" kennt mich bereits
als Verfechter der Idee in den
Diskussionen. RAVAG - läuft noch.
Mädel hab' ich immer noch keins.
Alles ist im Werden. Ich habe den
zweiten Schritt getan, es heißt nun,
auch im zweiten neuen Gelände
heimlich zu werden.
Ich schließe (um eine Viertelstunde
verspätet) das
TAGEBUCH 1949.
Temperatursturz auf -7°, (früh)
Tags -3, -4°. Klar bis leicht bedeckt.
Erster echter Wintertag.
Jahresordnungen.
Ich habe nichts nachzuholen mehr,
Chemie kann beginnen.
Nur gesammelt innerlich.
Radio gehört, noch etwas Lyrik gelesen,
dann
das Buch aufgegeben.
Tante kam nm.
Den Tag gemütlich und "unbeschrieben"
zu Ende geführt.
Klirrender Frost. -9°. Eisblumen.
Und doch, als ob der Winter nur eine
Komödie wäre, die man sich ein paar
Tage anschaut und nicht ernst
nimmt.
Wir haben gestern im Toto nichts
gewonnen.
Neue Diskussion in der "Welt am
Montag" zu meinem Lieblingsthema
der
Jugendfrage: dem Schund und
Schmutz-Problem.
Solche Diskussionsartikel, kleinere
philosophische Arbeiten und Gedichte
werde ich neben der Chemie gelegentlich
noch weiter schreiben.
Konsum. Einige Produktionen der
vergangenen Wochen habe ich an die "Neuen Wege" eingesandt. Den
"Julia"-
Auszug werde ich persönlich einreichen.
Tagebuch.
Spaziergang Waidhausenstr. (Mama Stoff).
Die "Neuen Wege" schrieben mir sehr
freundlich. Die "3 Hüte" und den
Thirring haben sie behalten, die
"Ethik und ihr Nährgehalt" sandten
sie begreiflicherweise zurück.
Wie immer große Absichten.
Ich stellte allerlei zusammen.
Nm. lernte ich Gali, 81/2
von den
48 Seiten. Sehr angenehm.
Gespräche über Lyrik und ihr
Verständnis. ↗.
Ab. über religiöse und natur-
wissenschaftliche Unvorstellbarkeiten
geplaudert. Zus.Stellung über
Häußlers Lieblings-Idee: Kunst und
Moderne.
HOFBURG, BATTHIANYSTIEGE TELEPHON R 20 5 21 R 20 5 22
fz/ma
Lieber Herr Okopenko!
Dank für die neuen Beiträge. Alle sind sehr ge-
eignet
für uns und ich versichere Sie, daß ich sie gerne
bringen
würde. Aber da ist während
meoiner Abwesenheit gleich
wieder etwas rausgeworgfen worden und im ganzen habe ich
nun
schon so viele Beiträge, daß wir uns einmal zusammen-
setzen und besprechenmüssen, was vor allem in
Betracht kommt.
Denn der Raum wird ja leider bei uns kleiner statt größer.
Ich behalte also
jedenfalls "Die drei Hüte" und "Homo nur
sapiens" zurück. ÜberAuf das
epbiologische Manifest würden
wir
jedenfalls kaum zurückkommen können. Das retourniere ich
daher mit Dank.
Ebenso schönen Dank für die Anregungen, Kritik usw.
für die
Autorentagung. Selbstverständlich erwarten
wir Sie
dort. Die Einladung, die in der zweiten Jänner-Woche
hinaus-
geht, werden Sie noch persönlich
erhalten.
Einen Teil dessen, was Sie vorbringen, wird sich dort
fruchtbringend vertreten lassen, - ein anderer und leider
gerade der, mit dem Sie mir am meisten aus dem Herzen sprecehen,
würde dort unter den Tisch fallen, weil wir ja "Jugend" unter
uns sein wollen, auch ich will nicht immer anwesend sein.
Daher müssen wir noch einen weiteren Weg suchen,
auch diesen
Vorschlag an die richtige Adresse zu bringen.
Vielleicht ergibt
die Tagung wenigstens diesen Weg.
Bis dahin grüßt Sie herzlich
c Häußler
Glatteis bzw. Tauwetter. ~Nullpunkt.
Ein komödienhafter Märztag. Nachts
Sturm.
Gleich früh Totoschein (nur 1
Einzahlung) abgegeben. Ich bin
diesmal
recht sicher.
Spaziergang (M.) bis ein Stück
Wientalstraße. Sehr windig.
Wienfluß
schon schön märzig.
Ich kokettiere mit meinem
Lustspiel (um die Filmstadt
Goldringels-Au)
die letzten Tage.
Freilich muß man die Sache
anders angehen als ich es
tat:
Man muß aus dem Leben
schreiben, jede Konstruktion
verdammen, intuitiv das
fertige Gehirnkonzept aus dem Unbewußten, worin es sich
gebildet
haben soll, abschreiben.
Aus dem Vollen schöpfen, nicht
mit kargen
Situationskomiken
krampfhaft zur rechten Zeit zu
kommen versuchen.
Tagebuch.
Nm. weitere 8 S. für die
Zwischenprüfung
gelernt.
Fini da. Gemütlich.
Weitergeführt die Zus.stellg. meiner
frühesten Lyrik, was davon
aufhebenswert od. aufschlußreich ist.
Im Radio Dichterlesung
der Danneberg Erika u. einer
anderen. Danneberg
schreibt
kristallklar, das ist das Schöne.
Über die Autorentagung palavert.
Früh die Illusion eines Schneegestöbers,
eine halbe Stunde später Frühling.
Äußerst wechselnde Bewölkung. 0°
Später auf. Wir gingen auf die
Linzerstraße um Grünzeug.
Portier
Brandstätter ist rührend
um alles besorgt, Gesundheit und
Lebensweisheit.
Tagebuch.
Mein Wunsch nach einem
lieben Mädel ist unausdrückbar
gewaltig. Er
würde aber
kraft dieser Gewalt jeder vermeintlichen
|Lösung in
Ersatzmitteln| eisern
entgegentreten.
Die lyrische Zusammenstellung rasch
zu einem Ende geführt.
Nm. weitere 8 Seiten gelernt.
Bibliothek: "Pippa", Franz Resl, ..
geholt. Gelesen, abends traditionell
die "Pippa" vorgelesen. Man versteht
sie von Jahr zu Jahr besser, wenn
es hier überhaupt etwas zu
"verstehen" gibt.
Anschließend noch allein
"Gabriel Schillings
Flucht" gelesen.
T1949
T1950
Tagebuch:
vom ..... Montag, 19. Dezember 1949
bis ..... Mittwoch, 4. Jänner 1950
Die offiziellen Weihnachtsferien beginnen.
Später aufgestanden.
Mein Artikel ist überraschenderweise in der "Welt am Montag", mit einem treffenden Nachsatz von "Octavian" und Rückenstütze von Manfred Z.
Auch sonst die Zeitung interessant. Meine Idee vom 25.10. ist in Frankreich tatsächlich ausgeführt. Es scheint, als ob manche Gedanken in der Luft lägen und da wie dort aufgenommen würden.
Sehr angenehme Stimmung. Holz gemacht. Linzerstraße zweimal (Schlüssel vergessen), einen Christbaum gekauft von einem zungenfertigen Händler.
Ordnungen. Laufmappe zu behandeln versucht.
Nm. Tante Fini da, unterhaltsamer (besonders für sie) Nachmittag. ↘, ↗.
Abends noch im Bett geschrieben: Neue Übersicht über die partnerschaftlichen Fragen. Freilich ist die Tätigkeit wegen der Kürze nur von beschränktem Wert.
Riesige Totogewinne standen in der Zeitung; eine Tatsache, über die wir wie verständlich sehr viel den Tag über sprachen.
Holz. Ordnungen.
Mauerspaziergang.
Reinschriften.
Nm. viel geplaudert. Ebert zu Ende gelernt. Weihnachtsbrief an Papa geschrieben.
Angenehme Radiosendungen.
Wechselnde produktive Stimmung. Lyrik eines ADLER-Schülers im Radio. ↗. Viel noch geplaudert
730 auf. Sehr gemütlich früh. Prachtvoller Sonnenaufgang.
T. Über fremde Literaturen gelesen.
Eine Fahrt voll traditioneller Stimmung in Zehner und Stadtbahn: in Tantes Büro. Frl. Huber war netter als das letzte Mal, wo ich sie das erste Mal gesehen.
Tante erzählt, mein WaM-Artikel habe Sensation im Büro gemacht. Sie sagt, ich dürfe nicht mehr diesen "elenden" Schal anhaben, ich müsse elegantere Sachen mit der Zeit bekommen, wo ich nun "in der Stadt bekannt" werde (!) So ist Tante .
Ich hatte Weihnachtssachen abzuholen. Morgen muß ich nochmals kommen.
RAVAG hat mir eine Karte gesandt.
Fini war da, schenkte uns eine Gans!
Ein Haneckerpackerl kam an.
Radio schöne Sendungen. Tagebuch
Alles in allem ein Tag voll Weihnachtsstimmung.
Früh gleich zwei Artikel zum Jugendproblem die Tasten herunter polemisiert. Ich halte es allerdings für unzweckmäßig, sie hier in die Debatte zu werfen. Ob das Gewerkschaftsblatt meine Stellungnahme von III. 48 endlich veröffentlicht hat oder veröffentlichen wird?
Arbeiten im Haus.
Tagebuch sehr viel nachgeholt.
Weihnachtserwartung.
Wieder später aufgestanden. Vm. kein Weg. Schönes Radio. Viel Tagebuch. Gali aus eigener Lust gelernt.
Büro wieder sehr angenehm. Karlsplatz. Nochmals geschleppt. Und Tante selbst wird morgen noch etwas bringen.
Fini war da.
Radio. Tagebuch.
17h Konsum, auch dort sehr nett.
Das Wetter ist nicht zeitgerecht: Keine Minusgrade, kein Schnee. Dennoch eigentümlich. Die Kiefern rauschen in einem näßlichen Frost, dämmrig ist es schon so zeitig, der Mond so dünn.
Weihnachtsgedicht vergebens zu "machen" versucht.
Stimmung weihnachtlich.
Blauer Himmel, 0°, aber schön.
SV.
Viele Überschreibungen, die PLauf-Mappe zum Teil liquidiert.
Weihnachtserwartung!
Tante kam um 15h. Sie kam festlich und bepackt. Postweg.
Frl. Huber fand meine Augen so "ausdrucksvoll", wie sie noch nie, u.s.w., und ähnlich Schandhaftes tratschte mir Tante. Frl. Huber "könnte mich in einem fort anschauen".
Pfui, so etwas zu notieren.
Phil. Laufmappe - Ordnungen.
Zeitige Bescherung. Weihnachtsbaum schön aufgeputzt. Tante schenkte mir: Shakespeares Werke aus ihrem Bücherkasten,noch nagelneu! Lyrik der Weltliteratur und einen deutschen weniger bed. Lyrikband .
Briefpapier,
100.- S, die sie für mich im Sparverein gesammelt hatte
100.- S Anzahlung auf einen künftigen neuen Anzug, nachdem ich seit diesem Jahr keinen mehr habe.
Ferner die alle Familienmitglieder angehenden Fressalien, eine Unmenge voll (Tantes Weihnachtsgeld ist nun aber wirklich 'tschü! Sie tut es aber für sich wie für uns gern).
Auch Mama bekam 100.- S außertourlich.
Essen: Filet (Kabeljau) 2 Stunden später: Finis Gans.
Tante ging nach der Bescherung und unserem Dank. Finis halbe Gans machte ihr aber auch Freude, und wir können selbst mit der halben nicht fertigwerden. Trotz unserer theoretischen Not die bisher üppigsten Weihnachten.
Ich genoß die Lyrik der Weltliteratur.
Norbert, pardon: Kapellmeister und Direktorssohn, brachte naserümpfend ein blödes Buch über Statistik.
Blauer Himmel.
Zeitiger auf.
Kirche; Tagebuch weiter geführt, den Tag über die hinreißende Lyrik gelesen:
Die Franzosen bezaubern mit ihrem Talent fürs Unwägbare, Milieu, Schwüle,
die Engländer mit ihrem Sinn fürs Energische und wo es um Tieferes geht: Verhaltene,
die Amerikaner des Ländlichen mit ihrer Naturhaftigkeit,
die Russen mit ihrem befreiend revolutionären oder sonnigen Realismus.
Alles in mir drängt nach einer Synthese der Stärken und Schönheiten ohne Konzession an die Schwächen.
Im Einzelnen: Rossetti mit seiner Revoluzzer-Braut, Villon der Mörder, die Browning, Kiplings "Mandalay" (langgestreckte Verse und wiederkehrende klangvolle Reime, wie auch im Dschungelbuch und "Licht erlosch", vor allem dessen Mottos). Hingegen gefallen mir Poes Übersetzungen gar nicht, wenn ich sie den mir bekannten gegenüberstelle (Anstaltsbibliothek). Es handelt sich um "Rabe" und "Ulalume".
Tante und Onkel kamen. Schweinsbraten. 3 Flaschen Wein. Gar nicht beschwipst. So recht und schlecht unterhalten.
Dem Klassizismus der Nur-Form kann ich nichts abgewinnen, vor allem neben fluidischen Gedichten kann er nicht bestehen. Auch die reine Reflexion, soweit sie papieren ist, brauchte wegen meiner nicht zu bestehen.
Abends nochmals Schweinsbraten mit Literatur genossen.
Strahlend blauer Himmel, wie im Vorfrühling. Früh herrlicher Reif, -4°, tags wärmt sehr die Sonne.
Gegen Nachmittags kam Sturm auf, der Wolken mitführte und Wärme bringen soll.
Abends regnet es zart, der bekannte Lichtstreif am Horizont, ein Wind raunt aufrührerisch, als ob es schon Frühling wäre.
Früh ein Gedichtchen intermediären Stils strömen lassen.
Vorbereitung und Vollzug der heiligen Beichte und Kommunion. Spät Frühstück. Überschreibg.
Sonst noch Tagebuch nachgeholt.
Schöne Radiosendungen.
Es war sehr gemütlich, wie die ganzen Weihnachten überhaupt. Ein schönes Fluidum liegt über allem.
Tagebuch vollständig nachgeholt.
Es ist das Parlament der Radiohörer eingeführt worden.
Ab. über die Schwierigkeiten der Übersetzung einige Worte notiert.
Es war ein sehr schönes Weihnachtsfest dieses Jahr!
Sehr windig. Regnerisch.
Es ist wie ein Vorfrühlingstag, aufrührerisch.
"Welt am Montag" wieder sehr nett. Die Jugenddiskussion ist jetzt abgeschlossen.
Konsum. Auf die Linzerstraße Spaz. (M.). Sehr angenehmer Tag, wenn auch die Weihnachten aus sind. Bücherordnung. Frau Direktor Pawlicki besuchte uns, freundlich wie früher!!
Nm. umsonst Bibliothek. Viel zur "Logik der Diskussion" zusammen- und neugeschrieben. Tante Fini kam, lud uns wieder zu Silvester ein (wenn es auch dies Jahr fader sein wird).
Wir zündeten nochmals unseren Christbaum an. Lustig.
P-Einordnung
Ich habe die letzten Wochen über - was sage ich; immer und immer! - solch ein heftiges Verlangen nach dem einen Mädchen, die meine sein wird und - - -
Wozu das aufschreiben.
Herrlich blauer Himmel über einer sturmzerzausten klaren Landschaft. +5.5° früh. Frühling schon zu Silvester?
Später auf.
Totozeitung gelesen und frisch .
Spaziergang Steinhofer Mauer (M.). Ein Wetter!
Tagebuch. Honorar (10.-) für den Prolog Weihnachtsfest von NW. bekommen.
Nm. Lyrik gelesen. Wieder umsonst versucht, zur Bibliothek zu gehen. Friseur, Konsumweg. Ein reizhaftes Wetter!
Lyrik weitergelesen. WB kam. Eine Weihnachtsfeier war von der Klasse, nur er und wie ich nicht uninteressiert feststellen konnte auch ich sind von Niki nicht geladen worden.
Susi hat sich nicht gerührt bei ihm. WB hat seine Braut wieder stehenlassen, es gibt für ihn nichts anderes als Susi. Würde man es ihm sagen, täte er einen erschlagen.
Daheim las ich Mama die trübselige Geschichte "Die Nacht Giorgiones" vor.
Eine Feststellung: Ich habe wohl die Fähigkeit, etwas liter. zu schaffen, die bestimmende Grundhaltung, Eindrücke, die mich anregen und die stilist. Nebenfertigkeiten vielleicht auch noch dazu, aber - der konkrete Inhalt, den ich gestalten soll fehlt offenbar. Seele ohne Gehirn.
Wegen der Klarheit der Nacht etwas kühler; wenn keine Eisblumen, so doch Dunst am Fenster niedergeschlagen. Strahlend schöner Morgen.
Früher auf.
Konsum. Tagebuch.
Wie die Skepsis, die mich in früheren Jahren gelegentlich heimsuchte, bis sie durch Frankls Buch endgültig in mir ausstarb, so hindert mich 1949 die "geistige Krise" nicht unerheblich, die auch im Mangel eines Einsatzes meiner Ideen mitbegründet liegt. Es sind durchwegs Fragen der Diskussionstechnik:
Logik d. Diskussion (Querfrage) Ausdrucksproblem (auch i. d. Kunst) u. Auswirkungen der Querung wie etwa die Frage d. Erotik, die vom ethischen Ende angepackt sonnenklar liegt, vom erot. Gesichtspunkt selbst aus furchtbar komplex ist. Ich muß viel mehr vom eth. Ende wieder anzupacken beginnen, das ist ein erheblich einfacherer und schonenderer Weg, und die Wahrheit ist ja vom Weg unabhängig.Vm. zur Querfrage weitergearbeitet. Dann überhaupt die Phil.-Laufmappe liquidiert.
Nm. damit zu meiner Erleichterung fertiggeworden.
Ab. zwei Gedichte gegen den Krieg im speziellen und im besonderen aus mir stürmen lassen.
Vm. Linzerstraße (M.) "Julia"-Auszug gemacht.
Viel Lyrik gelesen. Indische Liebesgedichte heute noch aktuell. (zum Teil leider)
Bibl. wieder umsonst.
Ab. Konsum (Fleisch geholt). Unterwegs Rückseite Pav. 2 fiel mir ein Chemiegedicht ein, das ich daheim gleich ausführte.
Ziemlich zeitig auf. Samstagverrichtungen Gedicht.
Vm. Bernklau Bier. Das literar-kritische Gedicht vom 4.8. ausgeführt als "Liter. Brief an meinen Freund im Mond 1."
Nm. neue Sprüche für meinen Schreibtisch angefertigt.
Tante kam, brachte einige Fressalien und Wein noch mit.
Nach Tantes Abgang erschien "Tante" Fini. Überm Bunsenbrenner Blei gegossen. Ein
Gemütlicher Abend. Gut gegessen, Rohscheiben, schönes Radio.
Christbaum ausbrennen lassen. Tagebuch. Noch eine Zeichnung angefertigt von unserm Zimmer.
Die Kabarettsendungen im Radio brachten nichts Besonderes. Auch meine Sachen nicht.
Es ist 15 Minuten vor 1950. Eine Jahrhunderthälfte ist bald - in wenigen Minuten - zu Ende. Ich wage es nicht zu sagen: Trete ich über diese Schwelle in die Welt - ?
"Das Volk erwacht aus seinem Schlaf".
Was brachte 1950 (das war ein Punsch-Druckfehler!)
Was brachte 1949?
Österreichs Wahlen. Abbau der Bewirtschaftung. Hebung des möglichen, Senkung des finanziellen Standards.
Toto.
Uns persönlich: Ging es durch Tantes Hilfe besser. Wir sehen viel besser aus als früher, haben gut zu essen.
Mir: Verdienst 400.- S Wiener Messe. Geistige Krisen: Schatten der Chemie,
Ausdruckssuche, Anschaulichkeit, im Theater versagt, "Neue Positivität", Personalrealismus (~).
Mir äußerlich: bei Galinowsky durchgefallen, rein theoretisches 5. Semester.
Schriftstellerei: "N2O" bis Nr. 7; Problemschuster fertig, Amantia und Katy ruhen, Julia und Goldringels-Au neu.
"Neue Wege" bringen meine Arbeiten. Edm. Philipp, Kesselwart, polit. Gedichte; umfangreiche phil. Untersuchungen.
"Welt am Montag" kennt mich bereits als Verfechter der Idee in den Diskussionen. RAVAG - läuft noch.
Mädel hab' ich immer noch keins.
Alles ist im Werden. Ich habe den zweiten Schritt getan, es heißt nun, auch im zweiten neuen Gelände heimlich zu werden.
Ich schließe (um eine Viertelstunde verspätet) das
TAGEBUCH 1949.
Temperatursturz auf -7°, (früh) Tags -3, -4°. Klar bis leicht bedeckt. Erster echter Wintertag.
Jahresordnungen.
Ich habe nichts nachzuholen mehr, Chemie kann beginnen.
Nur gesammelt innerlich. Radio gehört, noch etwas Lyrik gelesen, dann das Buch aufgegeben.
Tante kam nm.
Den Tag gemütlich und "unbeschrieben" zu Ende geführt.
Klirrender Frost. -9°. Eisblumen. Und doch, als ob der Winter nur eine Komödie wäre, die man sich ein paar Tage anschaut und nicht ernst nimmt.
Wir haben gestern im Toto nichts gewonnen.
Neue Diskussion in der "Welt am Montag" zu meinem Lieblingsthema der Jugendfrage: dem Schund und Schmutz-Problem.
Solche Diskussionsartikel, kleinere philosophische Arbeiten und Gedichte werde ich neben der Chemie gelegentlich noch weiter schreiben.
Konsum. Einige Produktionen der vergangenen Wochen habe ich an die "Neuen Wege" eingesandt. Den "Julia"- Auszug werde ich persönlich einreichen.
Tagebuch.
Spaziergang Waidhausenstr. (Mama Stoff).
Die "Neuen Wege" schrieben mir sehr freundlich. Die "3 Hüte" und den Thirring haben sie behalten, die "Ethik und ihr Nährgehalt" sandten sie begreiflicherweise zurück. Wie immer große Absichten. Ich stellte allerlei zusammen.
Nm. lernte ich Gali, 81/2 von den 48 Seiten. Sehr angenehm. Gespräche über Lyrik und ihr Verständnis. ↗.
Ab. über religiöse und naturwissenschaftliche Unvorstellbarkeiten geplaudert. Zus.Stellung über Häußlers Lieblings-Idee: Kunst und Moderne.
HOFBURG, BATTHIANYSTIEGE TELEPHON R 20 5 21 R 20 5 22
fz/ma
Lieber Herr Okopenko!
Dank für die neuen Beiträge. Alle sind sehr geeignet für uns und ich versichere Sie, daß ich sie gerne bringen würde. Aber da ist während meiner Abwesenheit gleich wieder etwas rausgeworfen worden und im ganzen habe ich nun schon so viele Beiträge, daß wir uns einmal zusammensetzen und besprechenmüssen, was vor allem in Betracht kommt. Denn der Raum wird ja leider bei uns kleiner statt größer. Ich behalte also jedenfalls "Die drei Hüte" und "Homo nur sapiens" zurück. Auf das ologische Manifest würden wir jedenfalls kaum zurückkommen können. Das retourniere ich daher mit Dank.
Ebenso schönen Dank für die Anregungen, Kritik usw. für die Autorentagung. Selbstverständlich erwarten wir Sie dort. Die Einladung, die in der zweiten Jänner-Woche hinausgeht, werden Sie noch persönlich erhalten.
Einen Teil dessen, was Sie vorbringen, wird sich dort fruchtbringend vertreten lassen, - ein anderer und leider gerade der, mit dem Sie mir am meisten aus dem Herzen sprechen, würde dort unter den Tisch fallen, weil wir ja "Jugend" unter uns sein wollen, auch ich will nicht immer anwesend sein.
Daher müssen wir noch einen weiteren Weg suchen, auch diesen Vorschlag an die richtige Adresse zu bringen. Vielleicht ergibt die Tagung wenigstens diesen Weg.
Bis dahin grüßt Sie herzlich
c Häußler
Glatteis bzw. Tauwetter. ~Nullpunkt. Ein komödienhafter Märztag. Nachts Sturm.
Gleich früh Totoschein (nur 1 Einzahlung) abgegeben. Ich bin diesmal recht sicher.
Spaziergang (M.) bis ein Stück Wientalstraße. Sehr windig. Wienfluß schon schön märzig.
Ich kokettiere mit meinem Lustspiel (um die Filmstadt Goldringels-Au) die letzten Tage. Freilich muß man die Sache anders angehen als ich es tat: Man muß aus dem Leben schreiben, jede Konstruktion verdammen, intuitiv das fertige Gehirnkonzept aus dem Unbewußten, worin es sich gebildet haben soll, abschreiben. Aus dem Vollen schöpfen, nicht mit kargen Situationskomiken krampfhaft zur rechten Zeit zu kommen versuchen.
Tagebuch.
Nm. weitere 8 S. für die Zwischenprüfung gelernt.
Fini da. Gemütlich.
Weitergeführt die Zus.stellg. meiner frühesten Lyrik, was davon aufhebenswert od. aufschlußreich ist.
Im Radio Dichterlesung der Danneberg Erika u. einer anderen. Danneberg schreibt kristallklar, das ist das Schöne.
Über die Autorentagung palavert.
Früh die Illusion eines Schneegestöbers, eine halbe Stunde später Frühling. Äußerst wechselnde Bewölkung. 0°
Später auf. Wir gingen auf die Linzerstraße um Grünzeug. Portier Brandstätter ist rührend um alles besorgt, Gesundheit und Lebensweisheit.
Tagebuch.
Mein Wunsch nach einem lieben Mädel ist unausdrückbar gewaltig. Er würde aber kraft dieser Gewalt jeder vermeintlichen |Lösung in Ersatzmitteln| eisern entgegentreten.
Die lyrische Zusammenstellung rasch zu einem Ende geführt.
Nm. weitere 8 Seiten gelernt.
Bibliothek: "Pippa", Franz Resl, .. geholt. Gelesen, abends traditionell die "Pippa" vorgelesen. Man versteht sie von Jahr zu Jahr besser, wenn es hier überhaupt etwas zu "verstehen" gibt.
Anschließend noch allein "Gabriel Schillings Flucht" gelesen.
T1949
T1950
Tagebuch:
vom ..... Montag, 19. Dezember 1949
bis ..... Mittwoch, 4. Jänner 1950
Die offiziellen Weihnachtsferien beginnen.
Später aufgestanden.
Mein Artikel ist überraschenderweise
in der "Welt am Montag", mit einem
treffenden Nachsatz von "Octavian" und
Rückenstütze von Manfred Z.
Auch sonst die Zeitung interessant.
Meine Idee vom 25.10. ist in
Frankreich tatsächlich
ausgeführt.
Es scheint, als ob manche Gedanken
in der Luft lägen und
da wie
dort aufgenommen würden.
Sehr angenehme Stimmung.
Holz gemacht. Linzerstraße
zweimal (Schlüssel
vergessen),
einen Christbaum gekauft von
einem zungenfertigen
Händler.
Ordnungen. Laufmappe zu behandeln versucht.
Nm. Tante Fini da, unterhaltsamer
(besonders für
sie) Nachmittag. ↘, ↗.
Abends noch im Bett geschrieben:
Neue Übersicht über die partnerschaft-
lichen Fragen. Freilich ist die
Tätigkeit wegen der Kürze
nur von
beschränktem Wert.
Riesige Totogewinne standen in der
Zeitung; eine Tatsache, über die wir
wie verständlich sehr viel den Tag
über sprachen.
Holz. Ordnungen.
Mauerspaziergang.
Reinschriften.
Nm. viel geplaudert. Ebert
zu Ende gelernt. Weihnachtsbrief
an Papa geschrieben.
Angenehme Radiosendungen.
Wechselnde produktive Stimmung.
Lyrik eines ADLER-Schülers im
Radio.
↗. Viel noch geplaudert
730 auf. Sehr gemütlich früh.
Prachtvoller
Sonnenaufgang.
T:. Über fremde Literaturen
gelesen.
Eine Fahrt voll traditioneller
Stimmung in Zehner und Stadtbahn:
in
Tantes
Büro. Frl. Huber war
netter als das letzte Mal, wo ich sie
das
erste Mal gesehen.
Tante erzählt, mein WaM-Artikel
habe Sensation im Büro gemacht.
Sie
sagt, ich dürfe nicht mehr
diesen "elenden" Schal anhaben,
ich müsse
elegantere Sachen
mit der Zeit bekommen, wo ich
nun "in der Stadt
bekannt"
werde (!) So ist Tante
.
Ich hatte Weihnachtssachen abzuholen.
Morgen muß ich nochmals kommen.
RAVAG hat mir eine Karte
gesandt.
Fini war da, schenkte uns eine
Gans!
Ein Haneckerpackerl kam an.
Radio schöne Sendungen. Tagebuch
Alles in allem ein Tag voll
Weihnachtsstimmung.
Früh gleich zwei Artikel zum
Jugendproblem die Tasten herunter
polemisiert. Ich halte es allerdings
für unzweckmäßig, sie hier in die
Debatte zu werfen. Ob das
Gewerkschaftsblatt meine
Stellungnahme
von III. 48 endlich
veröffentlicht hat oder
veröffentlichen
wird?
Arbeiten im Haus.
Tagebuch sehr viel nachgeholt.
Weihnachtserwartung.
Wieder später aufgestanden.
Vm. kein Weg. Schönes
Radio.
Viel Tagebuch. Gali aus eigener Lust
gelernt.
Büro wieder sehr angenehm.
Karlsplatz. Nochmals geschleppt.
Und Tante
selbst wird morgen
noch etwas bringen.
Fini war da.
Radio. Tagebuch.
17h
Konsum, auch dort sehr
nett.
Das Wetter ist nicht zeitgerecht:
Keine Minusgrade, kein Schnee.
Dennoch eigentümlich. Die Kiefern
rauschen in einem näßlichen
Frost, dämmrig ist es schon so
zeitig, der Mond so dünn.
Weihnachtsgedicht vergebens zu
"machen" versucht.
Stimmung weihnachtlich.
Blauer Himmel, 0°, aber schön.
SV.
Viele Überschreibungen, die PLauf-Mappe
zum Teil
liquidiert.
Weihnachtserwartung!
Tante kam um 15h. Sie kam festlich
und
bepackt. Postweg.
Frl. Huber fand meine Augen so
"ausdrucksvoll", wie sie noch nie, u.s.w.,
und ähnlich Schandhaftes tratschte
mir Tante. Frl. Huber "könnte mich
in
einem fort anschauen".
Pfui, so etwas zu notieren.
Phil. Laufmappe - Ordnungen.
Zeitige Bescherung. Weihnachtsbaum
schön aufgeputzt. Tante schenkte mir:
Shakespeares
Werke aus ihrem Bücherkasten,noch nagelneu!
Lyrik der Weltliteratur
und einen
deutschen weniger bed.
Lyrikband
.
Briefpapier,
100.- S, die sie für mich im Sparverein
gesammelt hatte
100.- S Anzahlung auf einen künftigen
neuen Anzug, nachdem ich
seit
diesem Jahr keinen mehr habe.
Ferner die alle Familienmitglieder
angehenden Fressalien, eine Unmenge
voll (Tantes Weihnachtsgeld ist nun
aber
wirklich 'tschü! Sie tut es
aber für sich wie für uns gern).
Auch Mama bekam 100.- S außertourlich.
Essen: Filet (Kabeljau)
2 Stunden später: Finis
Gans.
Tante ging nach der Bescherung und
unserem Dank. Finis halbe Gans
machte ihr aber auch Freude, und
wir können
selbst mit der halben
nicht fertigwerden. Trotz unserer
theoretischen
Not die bisher üppigsten
Weihnachten.
Ich genoß die Lyrik der Welt-
literatur.
Norbert, pardon: Kapellmeister und
Direktorssohn, brachte naserümpfend
ein blödes Buch über Statistik.
Blauer Himmel.
Zeitiger auf.
Kirche; Tagebuch weiter geführt,
den Tag über die hinreißende Lyrik
gelesen:
Die Franzosen bezaubern mit ihrem
Talent fürs Unwägbare, Milieu,
Schwüle,
die Engländer mit ihrem Sinn
fürs Energische und wo es um Tieferes
geht: Verhaltene,
die Amerikaner des Ländlichen
mit ihrer Naturhaftigkeit,
die Russen mit ihrem befreiend
revolutionären oder sonnigen Realismus.
Alles in mir drängt nach einer
Synthese der Stärken und Schönheiten
ohne Konzession an die Schwächen.
Im Einzelnen: Rossetti mit seiner
Revoluzzer-Braut, Villon der Mörder,
die Browning, Kiplings "Mandalay"
(langgestreckte Verse und
wiederkehrende klangvolle Reime, wie
auch im
Dschungelbuch und "Licht erlosch",
vor allem dessen Mottos). Hingegen
gefallen mir Poes
Übersetzungen
gar nicht, wenn ich sie den mir
bekannten gegenüberstelle (Anstalts-
bibliothek). Es handelt
sich um
"Rabe" und "Ulalume".
Tante und Onkel kamen.
Schweinsbraten. 3 Flaschen Wein.
Gar nicht
beschwipst. So recht
und schlecht unterhalten.
Dem Klassizismus der Nur-Form
kann ich nichts abgewinnen, vor allem
neben fluidischen Gedichten kann er
nicht bestehen. Auch die reine
Reflexion,
soweit sie papieren ist, brauchte
wegen meiner nicht zu
bestehen.
Abends nochmals Schweinsbraten
mit Literatur genossen.
Strahlend blauer Himmel, wie im
Vorfrühling. Früh herrlicher Reif,
-4°,
tags wärmt sehr die Sonne.
Gegen Nachmittags kam Sturm auf,
der Wolken mitführte und Wärme
bringen
soll.
Abends regnet es zart, der bekannte
Lichtstreif am Horizont, ein Wind raunt
aufrührerisch, als ob es schon Frühling
wäre.
Früh ein Gedichtchen intermediären
Stils strömen lassen.
Vorbereitung und Vollzug der
heiligen Beichte und Kommunion.
Spät
Frühstück. Überschreibg.
Sonst noch Tagebuch nachgeholt.
Schöne Radiosendungen.
Es war sehr gemütlich, wie
die ganzen Weihnachten überhaupt.
Ein
schönes Fluidum liegt über allem.
Tagebuch vollständig nachgeholt.
Es ist das Parlament der Radiohörer
eingeführt worden.
Ab. über die Schwierigkeiten der
Übersetzung
einige Worte
notiert.
Es war ein sehr schönes
Weihnachtsfest dieses Jahr!
Sehr windig. Regnerisch.
Es ist wie ein Vorfrühlingstag,
aufrührerisch.
"Welt am Montag" wieder sehr nett.
Die Jugenddiskussion ist jetzt
abgeschlossen.
Konsum. Auf die Linzerstraße
Spaz. (M.). Sehr angenehmer Tag,
wenn auch
die Weihnachten aus sind.
Bücherordnung. Frau Direktor
Pawlicki
besuchte uns, freundlich
wie
früher!!
Nm. umsonst Bibliothek.
Viel zur "Logik der
Diskussion"
zusammen- und neugeschrieben.
Tante Fini kam, lud uns
wieder
zu Silvester ein (wenn es auch
dies Jahr fader sein wird).
Wir zündeten nochmals unseren
Christbaum an. Lustig.
P-Einordnung
Ich habe die letzten Wochen über
- was sage ich; immer und immer! -
solch ein heftiges Verlangen nach
dem einen Mädchen, die meine
sein wird und - - -
Wozu das aufschreiben.
Herrlich blauer Himmel über einer
sturmzerzausten klaren Landschaft.
+5.5° früh. Frühling schon zu
Silvester?
Später auf.
Totozeitung gelesen und frisch .
Spaziergang Steinhofer Mauer (M.).
Ein Wetter!
Tagebuch. Honorar (10.-) für den
Prolog
Weihnachtsfest von NW. bekommen.
Nm.
Lyrik gelesen. Wieder
umsonst versucht, zur
Bibliothek
zu gehen. Friseur, Konsumweg.
Ein reizhaftes Wetter!
Lyrik weitergelesen.
WB kam. Eine Weihnachtsfeier war
von der Klasse,
nur er und wie ich nicht
uninteressiert feststellen
konnte auch ich sind von Niki
nicht geladen worden.
Susi hat sich nicht gerührt
bei ihm.
WB hat
seine
Braut wieder stehenlassen, es
gibt für ihn nichts anderes als
Susi. Würde man es ihm sagen,
täte er einen erschlagen.
Daheim las ich Mama die
trübselige Geschichte "Die Nacht
Giorgiones"
vor.
Eine Feststellung: Ich habe wohl
die Fähigkeit, etwas liter. zu schaffen,
die bestimmende Grundhaltung,
Eindrücke, die mich anregen und
die
stilist. Nebenfertigkeiten vielleicht
auch noch dazu, aber - der
konkrete Inhalt, den ich gestalten
soll fehlt offenbar. Seele ohne Gehirn.
Wegen der Klarheit der Nacht etwas
kühler; wenn keine Eisblumen, so doch
Dunst am Fenster niedergeschlagen.
Strahlend schöner Morgen.
Früher auf.
Konsum. Tagebuch.
Wie die Skepsis, die mich in früheren
Jahren gelegentlich heimsuchte, bis
sie
durch Frankls
Buch endgültig in mir
ausstarb, so hindert mich 1949
die "geistige Krise" nicht unerheblich,
die auch im Mangel eine s Einsatzes
meiner Ideen mitbegründet
liegt.
Es sind durchwegs Fragen der Diskussions-
technik:
Vm. zur Querfrage weitergearbeitet.
Dann überhaupt
die Phil.-Laufmappe
liquidiert.
Nm. damit zu meiner Erleichterung
fertiggeworden.
Ab. zwei Gedichte gegen den Krieg
im speziellen und im besonderen
aus mir stürmen lassen.
Vm. Linzerstraße (M.) "Julia"-Auszug gemacht.
Viel Lyrik gelesen. Indische
Liebesgedichte heute noch aktuell.
(zum
Teil leider)
Bibl. wieder umsonst.
Ab.
Konsum (Fleisch geholt).
Unterwegs Rückseite
Pav. 2 fiel
mir ein Chemiegedicht ein,
das ich daheim gleich
ausführte.
Ziemlich zeitig auf. Samstagverrichtungen
Gedicht.
Vm.
Bernklau Bier. Das literar-
kritische Gedicht vom 4.8. ausgeführt
als "Liter. Brief an meinen Freund
im Mond 1."
Nm. neue Sprüche für meinen
Schreibtisch
angefertigt.
Tante kam, brachte einige Fressalien
und Wein noch mit.
Nach Tantes Abgang erschien "Tante" Fini.
Überm Bunsenbrenner Blei gegossen.
Ein
Gemütlicher Abend. Gut gegessen,
Rohscheiben, schönes Radio.
Christbaum ausbrennen lassen.
Tagebuch. Noch eine Zeichnung angefertigt
von
unserm Zimmer.
Die Kabarettsendungen im Radio
brachten nichts Besonderes. Auch meine
Sachen nicht.
Es ist 15 Minuten vor 1950.
Eine
Jahrhunderthälfte ist bald -
in wenigen Minuten - zu Ende.
Ich wage es
nicht zu sagen: Trete ich
über diese Schwelle in die Welt - ?
"Das Volk erwacht aus seinem Schlaf".
Was brachte 1950 (das war ein
Punsch-Druckfehler!)
Was brachte 1949?
Österreichs Wahlen. Abbau der Bewirtschaftung.
Hebung des möglichen, Senkung
des
finanziellen Standards.
Toto.
Uns persönlich: Ging es durch Tantes Hilfe
besser.
Wir sehen viel besser aus als
früher, haben gut zu essen.
Mir: Verdienst 400.- S Wiener Messe.
Geistige
Krisen: Schatten der Chemie,
Ausdruckssuche, Anschaulichkeit,
im Theater versagt, "Neue
Positivität",
Personalrealismus (~).
Mir äußerlich: bei Galinowsky durchgefallen,
rein
theoretisches 65.
Semester.
Schriftstellerei: "N2O" bis
Nr. 7;
Problemschuster fertig,
Amantia
und
Katy
ruhen, Julia und Goldringels-Au neu.
"Neue Wege" bringen meine Arbeiten.
Edm. Philipp, Kesselwart, polit.
Gedichte;
umfangreiche phil. Untersuchungen.
"Welt am Montag" kennt mich bereits
als Verfechter der Idee in den
Diskussionen. RAVAG - läuft noch.
Mädel hab' ich immer noch keins.
Alles ist im Werden. Ich habe den
zweiten Schritt getan, es heißt nun,
auch im zweiten neuen Gelände
heimlich zu werden.
Ich schließe (um eine Viertelstunde
verspätet) das
TAGEBUCH 1949.
Temperatursturz auf -7°, (früh)
Tags -3, -4°. Klar bis leicht bedeckt.
Erster echter Wintertag.
Jahresordnungen.
Ich habe nichts nachzuholen mehr,
Chemie kann beginnen.
Nur gesammelt innerlich.
Radio gehört, noch etwas Lyrik gelesen,
dann
das Buch aufgegeben.
Tante kam nm.
Den Tag gemütlich und "unbeschrieben"
zu Ende geführt.
Klirrender Frost. -9°. Eisblumen.
Und doch, als ob der Winter nur eine
Komödie wäre, die man sich ein paar
Tage anschaut und nicht ernst
nimmt.
Wir haben gestern im Toto nichts
gewonnen.
Neue Diskussion in der "Welt am
Montag" zu meinem Lieblingsthema
der
Jugendfrage: dem Schund und
Schmutz-Problem.
Solche Diskussionsartikel, kleinere
philosophische Arbeiten und Gedichte
werde ich neben der Chemie gelegentlich
noch weiter schreiben.
Konsum. Einige Produktionen der
vergangenen Wochen habe ich an die "Neuen Wege" eingesandt. Den
"Julia"-
Auszug werde ich persönlich einreichen.
Tagebuch.
Spaziergang Waidhausenstr. (Mama Stoff).
Die "Neuen Wege" schrieben mir sehr
freundlich. Die "3 Hüte" und den
Thirring haben sie behalten, die
"Ethik und ihr Nährgehalt" sandten
sie begreiflicherweise zurück.
Wie immer große Absichten.
Ich stellte allerlei zusammen.
Nm. lernte ich Gali, 81/2
von den
48 Seiten. Sehr angenehm.
Gespräche über Lyrik und ihr
Verständnis. ↗.
Ab. über religiöse und natur-
wissenschaftliche Unvorstellbarkeiten
geplaudert. Zus.Stellung über
Häußlers Lieblings-Idee: Kunst und
Moderne.
HOFBURG, BATTHIANYSTIEGE TELEPHON R 20 5 21 R 20 5 22
fz/ma
Lieber Herr Okopenko!
Dank für die neuen Beiträge. Alle sind sehr ge-
eignet
für uns und ich versichere Sie, daß ich sie gerne
bringen
würde. Aber da ist während
meoiner Abwesenheit gleich
wieder etwas rausgeworgfen worden und im ganzen habe ich
nun
schon so viele Beiträge, daß wir uns einmal zusammen-
setzen und besprechenmüssen, was vor allem in
Betracht kommt.
Denn der Raum wird ja leider bei uns kleiner statt größer.
Ich behalte also
jedenfalls "Die drei Hüte" und "Homo nur
sapiens" zurück. ÜberAuf das
epbiologische Manifest würden
wir
jedenfalls kaum zurückkommen können. Das retourniere ich
daher mit Dank.
Ebenso schönen Dank für die Anregungen, Kritik usw.
für die
Autorentagung. Selbstverständlich erwarten
wir Sie
dort. Die Einladung, die in der zweiten Jänner-Woche
hinaus-
geht, werden Sie noch persönlich
erhalten.
Einen Teil dessen, was Sie vorbringen, wird sich dort
fruchtbringend vertreten lassen, - ein anderer und leider
gerade der, mit dem Sie mir am meisten aus dem Herzen sprecehen,
würde dort unter den Tisch fallen, weil wir ja "Jugend" unter
uns sein wollen, auch ich will nicht immer anwesend sein.
Daher müssen wir noch einen weiteren Weg suchen,
auch diesen
Vorschlag an die richtige Adresse zu bringen.
Vielleicht ergibt
die Tagung wenigstens diesen Weg.
Bis dahin grüßt Sie herzlich
c Häußler
Glatteis bzw. Tauwetter. ~Nullpunkt.
Ein komödienhafter Märztag. Nachts
Sturm.
Gleich früh Totoschein (nur 1
Einzahlung) abgegeben. Ich bin
diesmal
recht sicher.
Spaziergang (M.) bis ein Stück
Wientalstraße. Sehr windig.
Wienfluß
schon schön märzig.
Ich kokettiere mit meinem
Lustspiel (um die Filmstadt
Goldringels-Au)
die letzten Tage.
Freilich muß man die Sache
anders angehen als ich es
tat:
Man muß aus dem Leben
schreiben, jede Konstruktion
verdammen, intuitiv das
fertige Gehirnkonzept aus dem Unbewußten, worin es sich
gebildet
haben soll, abschreiben.
Aus dem Vollen schöpfen, nicht
mit kargen
Situationskomiken
krampfhaft zur rechten Zeit zu
kommen versuchen.
Tagebuch.
Nm. weitere 8 S. für die
Zwischenprüfung
gelernt.
Fini da. Gemütlich.
Weitergeführt die Zus.stellg. meiner
frühesten Lyrik, was davon
aufhebenswert od. aufschlußreich ist.
Im Radio Dichterlesung
der Danneberg Erika u. einer
anderen. Danneberg
schreibt
kristallklar, das ist das Schöne.
Über die Autorentagung palavert.
Früh die Illusion eines Schneegestöbers,
eine halbe Stunde später Frühling.
Äußerst wechselnde Bewölkung. 0°
Später auf. Wir gingen auf die
Linzerstraße um Grünzeug.
Portier
Brandstätter ist rührend
um alles besorgt, Gesundheit und
Lebensweisheit.
Tagebuch.
Mein Wunsch nach einem
lieben Mädel ist unausdrückbar
gewaltig. Er
würde aber
kraft dieser Gewalt jeder vermeintlichen
|Lösung in
Ersatzmitteln| eisern
entgegentreten.
Die lyrische Zusammenstellung rasch
zu einem Ende geführt.
Nm. weitere 8 Seiten gelernt.
Bibliothek: "Pippa", Franz Resl, ..
geholt. Gelesen, abends traditionell
die "Pippa" vorgelesen. Man versteht
sie von Jahr zu Jahr besser, wenn
es hier überhaupt etwas zu
"verstehen" gibt.
Anschließend noch allein
"Gabriel Schillings
Flucht" gelesen.
Okopenko, Andreas: Tagebuch 19.12.1949–04.01.1950. Digitale Edition, hrsg. von Roland
Innerhofer, Bernhard Fetz, Christian Zolles, Laura Tezarek, Arno
Herberth, Desiree Hebenstreit, Holger Englerth, Österreichische
Nationalbibliothek und Universität Wien. Wien: Version 1.1,
15.1.2019. URL: https://edition.onb.ac.at/
Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.
LinksInformationJegliche Nutzung der Digitalisate muss mit dem Rechtsnachfolger von Andreas Okopenko, August Bisinger, individuell abgeklärt werden.