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April 1950

Samstag, 1. April 1950:

Frühlingswetter.

Nach den Arbeiten zuhaus notierte ich einiges und schrieb die "Konsumfiliale Wien".

Geplaudert, dann kurz nach Mittag fuhr Mama in die Adamsgasse. Ich blieb da und schrieb "Vvaltmon erra" und "Früher Nachmittag im April".

l6,00 Hauer Hietzinger Kai Aprilheft zusammengestellt, sehr nett bei ihr,

sehr anregend, spät gingen wir, eigentümlicher Abschied von Frl. Hauer. Noch Spaziergang mit Pol und Art. Ich kam ziemlich spät nach Hause. Gregueria vom Orion gefiel Pol und Art.

Es war auch zu Haus ein angenehmer Tag.


Sonntag, 2. April:

Osterferien beginnen.

Immer noch trotz dem schönen Wetter recht kühl.

Später aufgestanden.

Schrieb vormittags die Dagmar-Apokalypse.

Nachmittag ruhte ich mich aus und wartete.

Ich bin aufs äusserste begehrend nach einem geliebten Mädchen ...

Mondfinsternis.

Walt Whitman.

Ein schöner Tag.


Montag, 3. April:

Ziemlich zeitig auf.

Welt am Montag Diskussion ums Vergnügen

Konsum. Verregneter Frühlingstag. Kühl.

Ich putzte die Zimmerfenster. Idee für ein verregnetes Frühlingsgedicht.

"Wir alle müssen zusehen", eine Prosa gegen den Krieg. Einen Diskussionsbeitrag für die "Welt am Montag" wieder geschrieben: "Eine erbauliche Diskussion".

Die alte Fini kam. Ich machte Ordnungen.

Abends. Meine ständigen Gedanken an ein liebes Mädel ...


Dienstag, 4. April:

Später auf.

Im Bett geschrieben /Ich werde dir einen hellen Birkenzweig .../

Vormittags noch ein Gedicht /Frau Carla Schuetze/.

Eliot gelesen.

Trübes Wetter.

Freud gelesen.

14,00 bei Artmann. Er hatte seinen ungünstigen Tag. -

Er vergleicht mich nur noch mit James Joyce. Mein heute geschriebenes Gedicht "Ein erster Frühlingsmorgen das" nennt er- die Lyrik von 1960.

Es wurde ganz angenehm, 17,00 in die "Neuen Wege".

Dort nichts los. Die "Blaue Dissertation" erregte Aufsehen.

Diem /und Hauer/ Diskussion über die Kleinigkeiten und die Lieblosigkeit. Sie sind meinen Gedanken offen. Hauer: Diskussion: Nur Aesthetik oder gesamte Persönlichkeit? Sie ist auf meiner Seite.

Kein: Rinde - Diskussion von europäischem Wert.


Mittwoch, 5. April:

Zeitiger auf. Konsum. Aufwaschen geholfen.

Blauer Himmel, aber kühl.

Spaziergang Auhof /M/,

Nachmittag Ordnungen, Tagebuch,

Werner Bazata kam wieder einmal. Er ist Polizist und feig.

Abends dann nichts mehr gearbeitet.

Eliot gelesen, bald schon niedergelegt.

Weniger bedeutender Tag.


Donnerstag, 6. April:

Physik. interessante Zeitung - II. H. S. umgestürzt?

Küche aufwaschen geholfen.

Nachts hat es geregnet. Nun ist es kühl.

Vormittags Diskussionsfetzen niedergeschrieben vom 4.4.

Um halb zwei bei Tante im Büro. Nachmittag wird es wieder regnerisch. Paul war von meinen Gedichten begeistert.

Fini kam, ging mit Mama fort. Ich las in Papas alten Gedichten. Ich schrieb vielen früheren Vornahmen zufolge die "Nicht-Delila".

Angenehmer Tagesabschluss.

Lyrik gelesen.


Karfreitag, 7. April:

Immer noch nicht recht warm.

Spät auf. Konsum.

Früh das übermütige "Ich bin dein Eichhörnchen" geschrieben.

Vormittags ausgeruht. Ein Haneckerpaket kam.

Oesterliche Stimmung zog ein.

Mama ging einkaufen auf die Linzerstrasse.

Ich begann die "April-Suite" zu schreiben. Nach unablässiger Beobachtung dessen, was draussen geschah. Verregneter Nachmittag.

Karfreitagsendungen im Radio. Auch während derer schrieb ich immer weiter.

Lyrik der Weltliteratur aus dem braunen Buch gelesen, weitergedichtet und zu Ende.


Karsamstag, 8. April:

Blauer Morgen.

Samstagsverrichtungen Die April-Suite überschrieben.

Mir ist schade, dass ich Verabredung mit niemand habe,

Nachmittag Walt Whitman Gedichte gelesen, gesonnt. Eine Fortsetzung der April Suite gelang nicht mehr, es hätte ein "sonniger Tag" werden sollen.

Aber ich sammelte wieder Eindrücke.

Tante war da.

Auferstehungsfeier im Radio angehört.

Wein, Schnitzel, gemütlich geplaudert.

Ich möchte ein liebes Mädchen.


Ostersonntag, 9. April:

Später aufgestanden. Kirche. Herrlich blauer Tag. Ausgeruht und mich gesammelt.

Nach Mittag zu Artmann. Der nicht zu Hause.

Polakovics aufgesucht. Rest Lyrik rezensiert.

Weinheber /hier ist das Wort/ gelesen, über meine Gedichte gesprochen. Zum "Eichhörnchen": Gefahr, mich zu verzetteln. April-Suite gefiel ihm. Ueber seinen "Formalismus" gestritten.

Ausflug abgemacht für morgen. Gegen Abend leicht trüber. Tante war daheimgewesen mit Frau Erika. Daheim Schnitzel, Wein.


Ostermontag, l0. April:

Früh das Gedicht "Grausames Spiel" notiert.

Zeitiger auf. Wetterwendig: blau, wolkig, fast regnerisch, sehr windig, kalt, aber die Sonne strahlt schon sehr warm.

Pol abgeholt. Bis nach Mauer gefahren. Von dort Ausflug. Klabund, Eliot, Rilke; stritten uns um das Thema Mädchen. Er ist nicht sehr für jüngere solche.

Bei ihm zuhause. Morgen ist bei Eisenreich etwas los.

Ein recht angenehmer Tag. /Viele Eindrücke. Die Wünsche sind immer ein bisschen in der Ebene./

Daheim bald niedergelegt.


Dienstag, 11. April:

Etwas später auf.

Konsum. Trübes Wetter, wieder kühl.

Ordnungen vormittags.

Zeitweise Regen.

Um 14 Uhr bei Eisenreich. Aber erst um 14,30 kam er. Interessante Diskussionen. Er hat einen Artikel gegen unsere Surrealisten in den "Neuen Wegen". Ich werde ihm entgegnen. Organisatorische Abmachungen, Polakovics als ungewählter Anführer unserer Gruppe.

Gegen 17 Uhr in die "Neuen Wege" gegangen. Diem Spiritistische Abwege. Neue Lyrik mit Altmann /und Hauer und Eisenreich/ rezensiert. Aeusserst interessant mit Eisenreich und Artmann gesprochen, über "Dienst an der Sprache".


Mittwoch, 12. April:

Erst schön. Dann trüb, kalt.

Aber später wieder wärmer und schöner.

Später auf.

Spaziergang /M/ Auhof.

Nm. Artikel Surrealismus zu schreiben versucht.

Gegen Nachmittag schöneres Wetter, blau, plus 14 Grad.

Abends Telephon.


Donnerstag, 13. April:

Unverlässliches Wetter.

Früh Versuch mit Wortsalat.

Konsum.

Mama ging allein fort. Ich schrieb weiter vergebens über den Surrealismus.

Forts. 13 4

Nachmittag regt mich ein Bild "Anita" in der Illustrierten, mit Begleittext über Maler hier, an. Ebenso Veilchengeruch im Zimmer.

Ich gab das Arbeiten auf, las aus den "NW" vor, jetzt wenig interessant.

Ich schrieb ein "übliches" Gedicht nach einer Beobachtung draussen. /"Eine junge Frau ..."/

Nach der Reinschrift gab es abends Schnitzel.

Nachts kam gerichteter Surrealismus. /Ich liebe den Schwarzmond, den Eberjäger .../

Viel drüber analysiert nachts.


Freitag, 14. April:

Unverlässliches Wetter.

Später auf. Konsum.

Philosophie Mappe P 49 durchgesehen. Interessant.

Spaziergang /M/ Steinhofer Mauer.

Gute Stimmung.

Philosophie Mappe 49 weiter durchgesehen. Viel Interessantes. Alles sehr aufschlussreich; könnte einmal herausgegeben werden.

Nachmittag auch Philosophie Mappe 46-48 durchgesehen.

Andere Ordnungen. Tante Irma kam. Reinschriften.

Das Neue, den gerichteten Surrealismus, zusammengeschrieben.

In Freud gelesen, unwesentlicher. Nachmittags erneuter Versuch mit gerichtetem Surrealismus, der aber praktisch nichts brachte. Der gerichtete Surrealismus ist etwas Neues in unserer Familie.

Abends viel geblödelt. Niedergelegt. Nachts nichts geschrieben.


Samstag, 15. April:

Nicht zu zeitig aufgestanden. Samstagverrichtungen. Konsum.

Ich bin auf Chemie u.a. gefasst.

Ordnungen.

Nm. "Lyrik d. Weltlit." gelesen.

Das "Leberleiden" für eine Veröffentlichung den Surrealismus zufrisiert.

Tante kam, sie war sehr krank und unglücklich.

Gegen Nachmittag wärmeres Schönwetter. /Blau, irgend frühlingshaft/ Während sie fort waren, schrieb ich nach Beobachtung ein Schotterkarren-Sonett.

Abends Wein. Wir hörten im Radio die Befreiungsfeier.


Sonntag, 16. April:

Zeitiger auf. Nach den Sonntagverrichtungen schrieb ich die "Apologie ohne Surrealismus". Endlich.

Nachmittags nach der Reinschrift ausgeruht.

"Fideles Brettl" blöd angehört.

Lyrik /deutsch und "Weltlit."/ gelesen.

Wieder düsteres Wetter.

Aber in Stimmung ganz gut.


Montag, 17. April:

Früh Notiz: "Jene Mädchen, die ..."

Institutsbeginn.

Zeitiger auf. Verregnet.

Konsum. Artikel noch geschrieben für die "Welt am Montag" /"Mehr Rücksicht - aber worauf?"/

Ins Institut gefahren. Kuffner. Apparat vorbereitet. Ehrenhaft. Ebert.

Den weiten Nachmittag 2 Versuche CH / 4.

Fertig. Sehr angenehmer Tag.

Abends Anruf.


Dienstag, 18. April:

Garstiges Wetter wieder.

Gali.

CH fertig! Apparat für N gerichtet.

Ehrenhaft. Ebert.

Zu Artmann gefahren. Mein Artikel begeisterte ihn. Surrealistischer Versuch noch mehr. Er hält mich für den einzigen Surrealisten, den wir haben.

In die Sitzung gefahren. Auch Artmann will einen Artikel schreiben. 17,00 NW Scherz, Cap, Stenzl. Die beiden Vortragskünstler.

Sehr angeregter Tag.


Mittwoch, 19. April:

Früh milder und blau. Etwas später aufgestanden. Konsum.

Vorbereitet. Ehrenhaft. Ebert.

Nm. den Stickstoff-Test gemacht. Stickstoff-Test stimmt. Schöneres Wetter. Angenehm nach Hause gefahren. Im Bett wieder gerichteten Versuch.


Donnerstag, 20. April:

Früh Gali.

Ich notierte ein Ergebnis und entwarf die Resolution für den Surrealismus.

Vorbereitet. Ehrenhaft. Ebert.

Nachmittags N1 gemacht.

Abends: N1 stimmt nicht.

Ich ging.

Recht angenehm zu Hause.


Freitag, 21. April:

Kuffner.

Vorbereitet, Labor gereinigt.

Mittags Ebert.

Stickstoff verpatzt. Zeitig heimgefahren.

Erster herrlicher Frühlingstag. An der Sonne plus 30 Grad. Ich überdachte den Plan zu einem dramatischen Versuch: "Herakles und Dejaneira".

Radio. Fenster offen. Stimmung.

/Abends notierte ich einiges über die Zeit bei offenem Fenster./


Samstag, 22. April:

Konsum.

Begann "Herakles und Dejaneira" zu schreiben. Eine Idee dazu war schon um den 8. Oktober vorigen Jahres gegeben.

Nm. kam Tante. Ich trieb Chemie.

Gegen Abend wurde es trüber. Es regnete und gewitterte.

Den Abend /verlesen und/ verplaudert. Wein. Gutes Abendessen.


Sonntag, 23. April:

Zeitiger auf. Regnerischer Tag.

Radio. Geschrieben: "Ist ein Regentag ..."

Etwas gelesen.

Tante kam wieder. Ich schrieb einiges rein.

Las dann Gedichte. Angenehmer Abend noch.

Geplaudert.


Montag, 24. April:

Zum Teil schönes Wetter.

In der "Welt am Montag" gekürzt mein Artikel.

Kuff. Ehrenhaft. Ebert.

Nachmittag wieder am Stickstoff gearbeitet. Zuber kam in die Halbmikro-Gemeinschaft. /Die HMG ist das modernste Zimmer am Institut, alles Holz blau durchscheinend lackiert, alles Metall aluminiumgrau. Auch die Lampenschirme über den Analysenwaagen blau aus Glas. Klosterstiller Raum. Kein Fremder hat Zutritt, wir werden einsamgezüchtet./

N abgegeben. Diesmal zu hoch. Doch war ich über die Grenzen recht froh.

Angenehmer Abend.


Dienstag, 25. April:

Didym ist eine seltene Erde.

Gali.

Verregnet.

N vorbereitet.

Der Zuber geholfen. Glasbläser Ewald.

Ehr, Eb.

Zu Artmann gefahren. Die Resolution hat Altmann genau so geplant! Verschiedenes besprochen, gelesen. Altmanns trübe "Bekanntschaft" /Barchent ........./

Artmann sprach etwas pess. über die Frauen, aber auch die Männer.

In den NW etwas später angekommen.

Weissenborn, Cap, Stenzl /beleidigt/. Die Resolution bekam fünf Unterschriften. Eisenreich las meine Antwort. Interessanter Lesestoff und interessante Gespräche. Im Aprilheft mein "Los Alamos Song", sonst nichts von mir.

Spaziergang Kunstakademie /Pol, Ke, Art/. Diem wieder nicht. Interessanter Abend.


Mittwoch, 26. April:

Später auf. Sonniger Morgen. Konsum.

Ueber Fall Altmann gedacht.

Schönes Wetter, wärmer, sonnig, blau.

Gegen Mittag fiel die Stimmung etwas ab. Ins Institut gefahren. Ehr, Eb.

Nm. Stickstoff-Probe. Endlich bestätigt! Etwas zeitiger heim. Angenehmes Radio. Gog von Papini gelesen, den mir Artmann ausgeliehen hatte.


Donnerstag, 27. April:

Früh verregnet.

Galinowsky. Apparat vorbereitet.

Ehrenhaft. Ebert.

Nm. NII erste Bestimmung. Tags blauer Himmel, recht warm.

Daheim Gog zu Ende gelesen.

Schnitzel. Nichts mehr gemacht. Aber immer in sehr angeregter Stimmung.

Unterwegs hatte ich wieder einzelne Gedanken: "Dies die Tage, dies das Blühn, dies der April mit dem vielfachen Grün, dies der April mit den Hoffnungen, Wenden, Enttäuschungen ..."


Freitag, 28. April:

Später auf. Konsum.

Alten - neuen Bekannten getroffen /Burschen von der Siedlung/.

Kuffner. Vorbereitung. Ebert.

Nm. NII zweite Bestimmung.

Zwar sonnig, aber unverlässlich warm; teils auch wieder trüb.

Ich bekam eine Wiederholung.

Institutsgedanken aufgegeben. Es ist wieder Wochenende.


Samstag, 29. April:

Wieder so veränderliches Wetter. Konsum.

Wir fuhren, wie abgemacht, zu Tante. Neuen Anzug gekauft. /Dies geschah das erste Mal nach langen Jahren./

In der Adamsgasse las ich viel. Mittagessen dort. Es wurde ganz nett. Kino abgesagt.

Daheim war Pol umsonst gewesen. Er hatte mich wegen der bald stattfindenden grossen unseren Lesung verständigt. Ich fuhr zu ihm. Mein Ergo sum kommt noch hinein, dafür das "Es war jedoch" heraus. Noch ganz angeregt gesprochen.

Halb 22 Uhr daheim.


Sonntag, 30. April:

Später aufgestanden.

Ordnungen. Draussen trüb und kalt. Später schöneres Wetter. Reinschriften.

Nm. grosse Zettel-Ordnung u.a.

Abends Maifeier im Radio gehört. Angeregte Stimmung. Idee für "Den Zivilisten".


Nachrichten April 1950 , die nur auf gelbem Papier stehen dürfen!
sie wollen keine Friedensanhänger, nur Bluthunde für den Feiglingskrieg! TERROR!

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April
1950

Samstag, 1. April 16950:

Frühlingswetter.

Nach den Arbeiten zuhaus notierte ich einiges und
schrieb die "Konsumfiliale Wien".

Geplaudert, dann kurz nach Mittag fuhr Mama in die
Adanmsgasse. Ich blieb da und schrieb "Vvaltmon erra"
und ein "Früher Nachmittag im April".

l6,00 Hauer           Hietzinger Kai Aprilheft zusammengestellt,
sehr nett bei ihr,

sehr anregend, spät gingen wir, eigentümlicher Abyschied
von Frl. Hauer. Noch Spaziergang mit Pol und Art. Ich
kam ziemlich spät nach Hause. Gregueria vom Orion
gefiel Pol und Art.

Es war auch zu Haus ein angenehmer Tag.


Sonntag, 2. April:

Osterferien beginnen.

Immer noch trotz dem Sschönen Wetter recht kühl.

Später aufgestanden.

Schrieb vormittags die Dagmar-Apokalypse.

Nachmittag ruhte ich mich aus und wartete.

Ich bin aufs äusserste begehrend nach einem geliebten
Mädchen ...

Mondfinsternis.

Walt Whitman.

Ein schöner Tag.


Montag, 3. April:

Ziemlich zeitig auf.

Welt am Montag Diskussion ums Vergnügen

Konsum. Verregneter Frühlingstag. Kühl.

Ich putzte die Zimmerfenster. Idee für ein verregnetes
Frühlingsgedicht.

"Wir alle müssen zusehen", eine Prosa gegen den Krieg.
Einen Diskussionsbeitrag für die "Welt am Montag" wieder
geschrieben: "Eine erbauliche Diskussion".

Die alte Fini kam. Ich machte Ordnungen.

Abends. Meine ständigen Gedanken an ein liebes Mädel ...


Dienstag, 4. April:

Später auf.

Im Bett geschirrieben /Ich werde dir einen hellen Birekenzweig
...
/

Vormittags noch ein Gedicht /Frau Carla Schuetze/.

Eliot gelesen.

Trübes Wetter.

Freud gelesen.

14,00 bei Artmann. Er hatte seinen ungünstigen Tag. -

Er vergleicht mich nur noch mit James Joyce. Mein
heute geschriebenes Gedicht "Ein erster Frühlingsmorgen
das
" nennt er- die Lyrik von 1960.

Es wurde ganz angenehm, 17,00 in die "Neuen Wege".

Dort nichts los. Die "Blaue Disksertation" erregte
Aufsehen.

Diem /und Hauer/ Diskussion über die Kleinigkeiten und
die Lieblosigkeit. Sie sind meinen Gedanken offen.
Hauer: Diskussion: Nur Aesthetik oder gesamte Persön
lichkeit? Sie ist auf meiner Seite.

Kein: Rinde - Diskussion von europäischem Wert.


Mittwoch, 5. April:

Zeitiger auf. Konsum. Aufwaschen geholfen.

Blauer Himmel, aber kühl.

Spaziergang Auhof /M/,

Nachmittag Ordnungen, Tagebuch,

Werner Bazata kam wieder einmal. Er ist Polizist und feig.

Abends dann nichts mehr gearbeitet.

Eliot gelesen, bald schon niedergelegt.

Weniger bedeutender Tag.


Donnerstag, 6. April:

Physik. interessante Zeitung - II. H. S. umgestürzt?

Küche aufwaschen geholfen.

Nachts hat es geregnet. Nun ist es kühl.

Vormittags Diskussionsfetzen niedergeschrieben vom 4.4.

Um halb zwei bei Tante im Büro. Nachmittabg wird es wieder
regnerisch. OPaul war von meinen Gedichten begeistert.

Fini kam, ging mit Mama afort. Ich las in Papas alten
Gedichten. Ich schrieb vielen früheren Vornahmen zufolge
die "Nicht-Delila".

Angenehmer Tagesabschluss.

Lyrik gelesen.


Karfreitag, 7. April:

Immer noch nicht recht warm.

Spät auf. Konsum.

Früh das übermütige "Ich bin dein Eichhörnchen" geschrieben.

Vormiattags ausgeruht. Ein Haneckerpaket kam.

Oesterliche Stimmung zog ein.

Mama ging einkaufen auf die Linzerstrasse.

Ich begann die "April-Suite" zu schreiben. Nach
unablässiger Beobachtung dessen, was draussen geschah.
Verregneter Nachmittag.

Karfreitagsendungen im Radio. Auch während derer
schrieb ich immer weiter.

Lyrik der Weltliteratur aus dem braunen Buch gelesen,
weitergedichtet und zu Ende.


Karsamstag, 8. April:

Blauer Morgen.

Samstagsverrichtungen Die April-Suite überschrieben.

Mir ist schade, dass ich Verabredung mit niemand habe,

Nachmittag Walt Whitman Gedichte gelesen, gesonnt.
Eine Fortsetzung der April Suite gelang nicht mehr, es
hätte ein "sonniger Tag" werden sollen.

Aber ich sammelte wieder Eindrücke.

Tante war da.

Auferstehungsfeier im Radio angehört.

Wein, Schnitzel, gemütlich geplaudert.

Ich möchte ein liebes Mädchen.


Ostersonntag, 9. April:

Später aufgestanden. Kirche. Herrlich blauer Tag.
Ausgeruht und mich gesammelt.

Nach Mittag zu Artmann. Der nicht zu Hause.

Polakovics aufgesucht. Rest Lyrik rezensiert.

Weinheber /hier ist das Wort/ gelesen, über meine
Gedichte gesprochen. Zum "Eichhörnchen": Gefahr, mich
zu verzetteln. April-Suite gefiel i        hm. Ueber seinen
"Formalismus" gestritten.

Ausflug abgemacht für morgen. Gegen Abend leicht trüber.
Tante war daheimgewesen moit Frau Erika. Daheim Schnitzel, Wein.


Ostermontag, l0. April:

Früh das Gedicht          "Grausames Spiel" notiert.

Zeitiger auf. Wetterwendig: blau, wolkig, fast regnerisch,
sehr windig, kalt, aber die Sonne strahlt schon sehr warm.

Pol abgeholt. Bis nach Mauer gefahren. Von dort Ausflug.
Klabund, Eliot, Rilke; stritten uns um das Thema Mädchen.
Er ist nicht sehr für jüngere solche.

Bei ihm zuhause. Morgen ist bei Eisenreich etwas los.

Ein recht angenehmer Tag. /Viele Eindrücke. Die Wünsche sind
immer ein bisschen in der Ebene./

Daheim bald niedergelegt.


Dienstag, 11. April:

Etwas später auf.

Konsum. Trübes Wetter, wieder kühl.

Ordnungen vormittags.

Zeitweise Regen.

Um 14 Uhr bei Eisenreich. Aber erst um 14,30 kam er.
Interessante Diskussionen. Er hat einen Artikel gegen
unsere Surrealisten in den "Neuen Wegen". Ich werde ihm
entgegenen. Organisatorische Abmachungen, Polakovics als
ungewählter Anführer unserer Gruppe.

Gegen 17 Uhr in die "Neuen Wege" gegangen. Diem Spiritistische
Abwege. Neue Lyrik mit Altmann /und Hauer und Eisenreich/
rezensiert. Aeusserst interessant mit Eisenreich und Artmann
gesprochen, über "Dienst an der Sprache".


Mittwoch, 12. April:

Erst schön. Dann trüb, kalt.

Aber später wieder wärmer und schöner.

Später auf.

Spaziergang /M/ Auhof.

Nm. Artikel Surrealismus zu schreiben versucht.

Gegen Nachmittag schöneres Wetter, blau, plus 14 Grad.

Abends Telephon.


Donnerstag, 13. April:

Unverlässliches Wetter.

Früh Versuch mit Wortsalat.

Konsum.

Mama ging allein fort. Ich schrieb weiter vergebens über den
Surrealismus.

Forts. 13 4

Nachmittag regt mich ein Bild "Anita" in der Illustrierten,
mit Begleittext über Maler hier, an. Ebenso Veilchengeruch
im Zimmer.

Ich gab das Arbeiten auf, las aus den "NW" vor, jetzt wenig
interessant.

Ich schrieb ein "übliches" Gedicht nach einer Beobachtung
draussen. /"Eine junge Frau ..."/

Nach der Reinschrift gab es        abends Schnitzel.

Nachts kam gerichteter Surrealismus. /Ich liebe den
Schwarzmond, den Eberjäger ...
/

Viel drüber analysiert nachts.


Freitag, 14. April:

Unverlässliches Wetter.

Später auf. Konsum.

Philosophie Mappe P 49 durchgesehen. Interessant.

Spaziergang /M/ Steinhofer Mauer.

Gute Stimmung.

Philosophie Mappe 49 weiter durchgesehen. Viel Interessantes. Alles sehr
aufschlussreich; könnte einmal herausgegeben werden.

Nachmittag auch Philosophie Mappe 46-48 durchgesehen.

Andere Ordnungen. Tante Irma kam. Reinschriften.

Das Neue, den gerichteten Surrealismus, zusammengeschrieben.

In Freud gelesen, unwesentlicher. Nachmittags werneuter Versuch
mit gerichtetem Surrealismus, der aber praktisch nichts brachte.
Der gerichtete Surrealismus ist etwas Neues in unserer Familie.

Abends viel geblödelt. Niedergelegt. Nachts nichts
hgeschrieben.


Samstag, 15. April:

Nicht zu zeitig aufgestanden. Samstagverrichtungen. Konsum.

Ich bin auf Chemie u.a. gefasst.

Ordnungen.

Nm. "Lyrik d. Weltlit." gelesen.

Das "Leberleiden" für eine Veröffentlichung fürüber den Surrealismus
zufrisiert.

Tante kam, sie war sehr krank und unglücklich.

Gegen Nachmittag wärmeres Schönwetter. /Blau, irgend frühlingshaft/
Während sie fort waren, schrieb ich nach Beobachtung ein
Schotterkarren-Sonett.

Abends Wein. Wir hörten im Radio die Befreiungsfeier.


Sonntag, 16. April:

Zeitiger auf. Nach den Sonntagverrichtungen schrieb ich
die "Apologie ohne Surrealismus". Endlich.

Nachmittags nach der Reinschrift ausgeruht.

        "Fideles Brteettl" blöd angehört.

Lyrik /deutsch und "Weltlit."/ gelesen.

Wieder düsteres Wetter.

Aber in Stimmung ganz gut.


Montag, 17. April:

Früh Notiz: "Jene Mädchen, die ..."

Institutsbeginn.

Zeitiger auf. Verregnet.

Konsum. Artikel noch geschrieben für die "Welt am Montag"
/"Mehr Rücksicht - aber worauf?"/

Ins Institut gefahren. Kuffner. Apparat vorbereitet.
Ehrenhaft. Ebert.

Den weiten Nachmittag 2 Versuche CH / 4.

Fertig. Sehr angenehmer Tag.

Abends Anruf.


Dienstag, 18. April:

Garstiges Wetter wieder.

Gali.

CH fertig! Apparat für N gerichtet.

Ehrenhaft. Ebert.

Zu Artmann gefahren. Mein Artikel begeisterte ihn.
Surrealistischer Versuch noch mehr. Er hält mich für den einzigen
Surrealisten, den wir haben.

In die Sitzung gefahren. Auch Artmann will einen Artikel
schreiben. 17,00 NW Scherz, Cap, Stenzl. Die beiden Vortrags
künstler.

Sehr angeregter Tag.


Mittwoch, 19. April:

Früh milder und blau. Etwas später aufgestanden. Konsum.

Vorbereitet. Ehrenhaft. Ebert.

Nm. den Stickstoff-Test gemacht. Stickstoff-Test stimmt.
Schöneres Wetter. Angenehm nach Hause gefahren.
Im Bett wieder gerichteten Versuch.


Donnerstag, 20. April:

Früh Gali.

Ich notierte ein Erge    bnis und entwarf die Resolution
für den Surrealismus.

Vorbereitet. Ehrenhaft. Ebert.

Nachmittags N1 gemacht.

Abends: N1 stimmt nicht.

Ich ging.

Recht angehnehm zu Hause.


Freitag, 21. April:

Kuffner.

Vorbereitet, Labor gereinigt.

Mittags Ebert.

Stickstoff verpatzt. Zeitig heimgefahren.

Erster herrlicher Frühlingstag. An der Sonne plus 30 Grad.
Ich überdachte den Plan zu einem dramatischen Versuch:
"Herakleds und Dejaneira".

Radio. Fenster offen. Stimmung.

/Abends notierte ich einiges über die Zeit bei offenem Fenster./


Samstag, 22. April:

Konsum.

Begann "Herakles und Dejaneira" zu schreiben. Eine Idee dazu
war schon um den 8. Oktober vorigen Jahres gegeben.

Nm. kam Tante. Ich trieb Chemie.

Gegen Abend wurde es trüber. Es regnete und gewitterte.

Den Abend /verlesen und/ verplaudert. Wein. Gutes Abendessen.


Sonntag, 23. April:

Zeitiger auf. Regnerischer Tag.

Radio. Geschrieben: "Ist ein Regentag ..."

Etwas gelesen.

Tante kam wieder. Ich schrieb einiges rein.

Las dann Gedichte. Angenehmer Abend noch.

Geplaudert.


Montag, 24. April:

Zum Teil schönes Wetter.

In der "Welt am Montag" gekürzt mein Artikel.

Kuff. Ehrenhaft. Ebert.

Nachmittag wieder am Stickstoff gearbeitet. Zuber kam
in die Halbmikro-Gemeinschaft. /Die HMG ist das modernste
Zimmer am Institut, alles Holz blau durchscheinend lackiert,
alles Metall aluminiumgrau. Auch die Lampenschirme über
den Analysenwaagen blau aus Glas. Klosterstiller Raum.
Kein Fremder hat Zutritt, wir werden einsamgezüchtet./

N abgegeben. Diesmal zu hoch. Doch war ich über die Grenzen
recht froh.

Angenehmer Abend.


Dienstag, 25. April:

Didym ist eine seltene Erde.

Gali.

Verregnet.

N vorbereitet.

Der Zuber geholfen. Glasbläser Ewald.

Ehr, Eb.

Zu Artmann gefahren. Die Resolution hat Altmann genau so
geplant! Verschiedenes besprochen, gelsesen. Altmanns trübe
"Bekanntschaft" /Barchent ........./

Artmann sprach etwas pess. über die Frauen, aber auch die Männer.

In den NW etwas später angekommen.

Weissenborn, Cap, Stenzl /beleidigt/. Die Resolution bekam
fünf Unterschiriften. Eisemnreich las meine Antwort. Interessanter
Lesestoff und interessante Gespräche. Im Aprilheft mein
"Los Alamos Song", sonst nichts von mir.

Spaziergang Kunstakademie /Pol, Ke, Art/. Diem wieder nicht.
Interessanter Abend.


Mittwoch, 26. April:

Später auf. Sonniger Morgen. Konsum.

Ueber Fall Altmann gedacht.

Schönes Wetter, wärmer, sonnig, blau.

Gegen Mittag fiel die Stimmung etwas ab. Ins Institut gefahren.
Ehr, Eb.

Nm. Sticksztoff-Probe. Endlich bestätigt! Etwas zeitiger heim.
Angenehmes Radio. Gog von Papini gelesen, den mir Artmann
ausgeliehen hatte.


Donnerstag, 27. April:

Früh verregnet.

Galinowsky. Apparat vorbereitet.

Ehrenhaft. Ebert.

Nm. NII erste Bestimmung. Tags blauer Himmel, recht warm-.

Daheim Gog zu Ende gelesen.

Schnitzel. Nichts mehr gemacht. Aber immer in sehr angeregter
Stimmung.

Unterwegs hatte ich wieder einzelne Gedanken:
"Dies die Tage, dies das Blühn, dies der April mit dem vielfachen
Grün, dies der April mit den Hoffnungen, Wenden, Enttäuschungen ..."


Freitag, 28. April:

Später auf. Konsum.

Alten - neuen Bekannten getroffen /Burschen von der Siedlung/,.

Kuffner. Vorbereitung. Ebert.

Nm. NII zweite Bestimmung.

Zwar sonnig, aber unverlässlich warm; teils auch wieder trüb.

Ich bekam eine Wiederholung.

Institutsgedanken aufgegeben. Es ist wieder Wochenende.


Samstag, 29. April:

Wieder so veränderliches Wetter. Konsum.

Wir fuhren, wie abgemacht, zu Tante. Neuen Anzug gekauft.
/Dies geschah das erste Mal nach langen Jahren./

In der Adamsgasse las ich viel. Mittagessen dort.
Es wurde ganz nett. Kino abgesagt.

Daheim war Pol umsonst gewesen. Er hatte mich wegen der
bald stattfindenden grossen unseren Lesung verständigt.
Ich fuhr zu ihm. Mein Ergo sum kommt noch hinein, dafür
das "Es war jedoch" heraus. Noch ganz angeregt gesprochen.

Halb 22 Uhr daheim.


Sonntag, 30. April:

Später aufgestanden.

Ordnungen. Draussen trünb und kalt. Später schöneres Wetter.
Reinschriften.

Nm. grosse Zettel-Ordnung u.a.

Abends Maifeier im Radio gehört. Angeregte Stimmung.
Idee für "Den Zivilisten".


Nachrichten April 1950 ,
die nur auf gelbem Papier
stehen dürfen!
sie wollen keine
Friedensanhänger,
nur Bluthunde für
den Feiglingskrieg! TERROR!
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neu

April 1950

Samstag, 1. April 1950:

Frühlingswetter.

Nach den Arbeiten zuhaus notierte ich einiges und schrieb die "Konsumfiliale Wien".

Geplaudert, dann kurz nach Mittag fuhr Mama in die Adamsgasse. Ich blieb da und schrieb "Vvaltmon erra" und "Früher Nachmittag im April".

l6,00 Hauer Hietzinger Kai Aprilheft zusammengestellt, sehr nett bei ihr,

sehr anregend, spät gingen wir, eigentümlicher Abschied von Frl. Hauer. Noch Spaziergang mit Pol und Art. Ich kam ziemlich spät nach Hause. Gregueria vom Orion gefiel Pol und Art.

Es war auch zu Haus ein angenehmer Tag.


Sonntag, 2. April:

Osterferien beginnen.

Immer noch trotz dem schönen Wetter recht kühl.

Später aufgestanden.

Schrieb vormittags die Dagmar-Apokalypse.

Nachmittag ruhte ich mich aus und wartete.

Ich bin aufs äusserste begehrend nach einem geliebten Mädchen ...

Mondfinsternis.

Walt Whitman.

Ein schöner Tag.


Montag, 3. April:

Ziemlich zeitig auf.

Welt am Montag Diskussion ums Vergnügen

Konsum. Verregneter Frühlingstag. Kühl.

Ich putzte die Zimmerfenster. Idee für ein verregnetes Frühlingsgedicht.

"Wir alle müssen zusehen", eine Prosa gegen den Krieg. Einen Diskussionsbeitrag für die "Welt am Montag" wieder geschrieben: "Eine erbauliche Diskussion".

Die alte Fini kam. Ich machte Ordnungen.

Abends. Meine ständigen Gedanken an ein liebes Mädel ...


Dienstag, 4. April:

Später auf.

Im Bett geschrieben /Ich werde dir einen hellen Birkenzweig .../

Vormittags noch ein Gedicht /Frau Carla Schuetze/.

Eliot gelesen.

Trübes Wetter.

Freud gelesen.

14,00 bei Artmann. Er hatte seinen ungünstigen Tag. -

Er vergleicht mich nur noch mit James Joyce. Mein heute geschriebenes Gedicht "Ein erster Frühlingsmorgen das" nennt er- die Lyrik von 1960.

Es wurde ganz angenehm, 17,00 in die "Neuen Wege".

Dort nichts los. Die "Blaue Dissertation" erregte Aufsehen.

Diem /und Hauer/ Diskussion über die Kleinigkeiten und die Lieblosigkeit. Sie sind meinen Gedanken offen. Hauer: Diskussion: Nur Aesthetik oder gesamte Persönlichkeit? Sie ist auf meiner Seite.

Kein: Rinde - Diskussion von europäischem Wert.


Mittwoch, 5. April:

Zeitiger auf. Konsum. Aufwaschen geholfen.

Blauer Himmel, aber kühl.

Spaziergang Auhof /M/,

Nachmittag Ordnungen, Tagebuch,

Werner Bazata kam wieder einmal. Er ist Polizist und feig.

Abends dann nichts mehr gearbeitet.

Eliot gelesen, bald schon niedergelegt.

Weniger bedeutender Tag.


Donnerstag, 6. April:

Physik. interessante Zeitung - II. H. S. umgestürzt?

Küche aufwaschen geholfen.

Nachts hat es geregnet. Nun ist es kühl.

Vormittags Diskussionsfetzen niedergeschrieben vom 4.4.

Um halb zwei bei Tante im Büro. Nachmittag wird es wieder regnerisch. Paul war von meinen Gedichten begeistert.

Fini kam, ging mit Mama fort. Ich las in Papas alten Gedichten. Ich schrieb vielen früheren Vornahmen zufolge die "Nicht-Delila".

Angenehmer Tagesabschluss.

Lyrik gelesen.


Karfreitag, 7. April:

Immer noch nicht recht warm.

Spät auf. Konsum.

Früh das übermütige "Ich bin dein Eichhörnchen" geschrieben.

Vormittags ausgeruht. Ein Haneckerpaket kam.

Oesterliche Stimmung zog ein.

Mama ging einkaufen auf die Linzerstrasse.

Ich begann die "April-Suite" zu schreiben. Nach unablässiger Beobachtung dessen, was draussen geschah. Verregneter Nachmittag.

Karfreitagsendungen im Radio. Auch während derer schrieb ich immer weiter.

Lyrik der Weltliteratur aus dem braunen Buch gelesen, weitergedichtet und zu Ende.


Karsamstag, 8. April:

Blauer Morgen.

Samstagsverrichtungen Die April-Suite überschrieben.

Mir ist schade, dass ich Verabredung mit niemand habe,

Nachmittag Walt Whitman Gedichte gelesen, gesonnt. Eine Fortsetzung der April Suite gelang nicht mehr, es hätte ein "sonniger Tag" werden sollen.

Aber ich sammelte wieder Eindrücke.

Tante war da.

Auferstehungsfeier im Radio angehört.

Wein, Schnitzel, gemütlich geplaudert.

Ich möchte ein liebes Mädchen.


Ostersonntag, 9. April:

Später aufgestanden. Kirche. Herrlich blauer Tag. Ausgeruht und mich gesammelt.

Nach Mittag zu Artmann. Der nicht zu Hause.

Polakovics aufgesucht. Rest Lyrik rezensiert.

Weinheber /hier ist das Wort/ gelesen, über meine Gedichte gesprochen. Zum "Eichhörnchen": Gefahr, mich zu verzetteln. April-Suite gefiel ihm. Ueber seinen "Formalismus" gestritten.

Ausflug abgemacht für morgen. Gegen Abend leicht trüber. Tante war daheimgewesen mit Frau Erika. Daheim Schnitzel, Wein.


Ostermontag, l0. April:

Früh das Gedicht "Grausames Spiel" notiert.

Zeitiger auf. Wetterwendig: blau, wolkig, fast regnerisch, sehr windig, kalt, aber die Sonne strahlt schon sehr warm.

Pol abgeholt. Bis nach Mauer gefahren. Von dort Ausflug. Klabund, Eliot, Rilke; stritten uns um das Thema Mädchen. Er ist nicht sehr für jüngere solche.

Bei ihm zuhause. Morgen ist bei Eisenreich etwas los.

Ein recht angenehmer Tag. /Viele Eindrücke. Die Wünsche sind immer ein bisschen in der Ebene./

Daheim bald niedergelegt.


Dienstag, 11. April:

Etwas später auf.

Konsum. Trübes Wetter, wieder kühl.

Ordnungen vormittags.

Zeitweise Regen.

Um 14 Uhr bei Eisenreich. Aber erst um 14,30 kam er. Interessante Diskussionen. Er hat einen Artikel gegen unsere Surrealisten in den "Neuen Wegen". Ich werde ihm entgegnen. Organisatorische Abmachungen, Polakovics als ungewählter Anführer unserer Gruppe.

Gegen 17 Uhr in die "Neuen Wege" gegangen. Diem Spiritistische Abwege. Neue Lyrik mit Altmann /und Hauer und Eisenreich/ rezensiert. Aeusserst interessant mit Eisenreich und Artmann gesprochen, über "Dienst an der Sprache".


Mittwoch, 12. April:

Erst schön. Dann trüb, kalt.

Aber später wieder wärmer und schöner.

Später auf.

Spaziergang /M/ Auhof.

Nm. Artikel Surrealismus zu schreiben versucht.

Gegen Nachmittag schöneres Wetter, blau, plus 14 Grad.

Abends Telephon.


Donnerstag, 13. April:

Unverlässliches Wetter.

Früh Versuch mit Wortsalat.

Konsum.

Mama ging allein fort. Ich schrieb weiter vergebens über den Surrealismus.

Forts. 13 4

Nachmittag regt mich ein Bild "Anita" in der Illustrierten, mit Begleittext über Maler hier, an. Ebenso Veilchengeruch im Zimmer.

Ich gab das Arbeiten auf, las aus den "NW" vor, jetzt wenig interessant.

Ich schrieb ein "übliches" Gedicht nach einer Beobachtung draussen. /"Eine junge Frau ..."/

Nach der Reinschrift gab es abends Schnitzel.

Nachts kam gerichteter Surrealismus. /Ich liebe den Schwarzmond, den Eberjäger .../

Viel drüber analysiert nachts.


Freitag, 14. April:

Unverlässliches Wetter.

Später auf. Konsum.

Philosophie Mappe P 49 durchgesehen. Interessant.

Spaziergang /M/ Steinhofer Mauer.

Gute Stimmung.

Philosophie Mappe 49 weiter durchgesehen. Viel Interessantes. Alles sehr aufschlussreich; könnte einmal herausgegeben werden.

Nachmittag auch Philosophie Mappe 46-48 durchgesehen.

Andere Ordnungen. Tante Irma kam. Reinschriften.

Das Neue, den gerichteten Surrealismus, zusammengeschrieben.

In Freud gelesen, unwesentlicher. Nachmittags erneuter Versuch mit gerichtetem Surrealismus, der aber praktisch nichts brachte. Der gerichtete Surrealismus ist etwas Neues in unserer Familie.

Abends viel geblödelt. Niedergelegt. Nachts nichts geschrieben.


Samstag, 15. April:

Nicht zu zeitig aufgestanden. Samstagverrichtungen. Konsum.

Ich bin auf Chemie u.a. gefasst.

Ordnungen.

Nm. "Lyrik d. Weltlit." gelesen.

Das "Leberleiden" für eine Veröffentlichung den Surrealismus zufrisiert.

Tante kam, sie war sehr krank und unglücklich.

Gegen Nachmittag wärmeres Schönwetter. /Blau, irgend frühlingshaft/ Während sie fort waren, schrieb ich nach Beobachtung ein Schotterkarren-Sonett.

Abends Wein. Wir hörten im Radio die Befreiungsfeier.


Sonntag, 16. April:

Zeitiger auf. Nach den Sonntagverrichtungen schrieb ich die "Apologie ohne Surrealismus". Endlich.

Nachmittags nach der Reinschrift ausgeruht.

"Fideles Brettl" blöd angehört.

Lyrik /deutsch und "Weltlit."/ gelesen.

Wieder düsteres Wetter.

Aber in Stimmung ganz gut.


Montag, 17. April:

Früh Notiz: "Jene Mädchen, die ..."

Institutsbeginn.

Zeitiger auf. Verregnet.

Konsum. Artikel noch geschrieben für die "Welt am Montag" /"Mehr Rücksicht - aber worauf?"/

Ins Institut gefahren. Kuffner. Apparat vorbereitet. Ehrenhaft. Ebert.

Den weiten Nachmittag 2 Versuche CH / 4.

Fertig. Sehr angenehmer Tag.

Abends Anruf.


Dienstag, 18. April:

Garstiges Wetter wieder.

Gali.

CH fertig! Apparat für N gerichtet.

Ehrenhaft. Ebert.

Zu Artmann gefahren. Mein Artikel begeisterte ihn. Surrealistischer Versuch noch mehr. Er hält mich für den einzigen Surrealisten, den wir haben.

In die Sitzung gefahren. Auch Artmann will einen Artikel schreiben. 17,00 NW Scherz, Cap, Stenzl. Die beiden Vortragskünstler.

Sehr angeregter Tag.


Mittwoch, 19. April:

Früh milder und blau. Etwas später aufgestanden. Konsum.

Vorbereitet. Ehrenhaft. Ebert.

Nm. den Stickstoff-Test gemacht. Stickstoff-Test stimmt. Schöneres Wetter. Angenehm nach Hause gefahren. Im Bett wieder gerichteten Versuch.


Donnerstag, 20. April:

Früh Gali.

Ich notierte ein Ergebnis und entwarf die Resolution für den Surrealismus.

Vorbereitet. Ehrenhaft. Ebert.

Nachmittags N1 gemacht.

Abends: N1 stimmt nicht.

Ich ging.

Recht angenehm zu Hause.


Freitag, 21. April:

Kuffner.

Vorbereitet, Labor gereinigt.

Mittags Ebert.

Stickstoff verpatzt. Zeitig heimgefahren.

Erster herrlicher Frühlingstag. An der Sonne plus 30 Grad. Ich überdachte den Plan zu einem dramatischen Versuch: "Herakles und Dejaneira".

Radio. Fenster offen. Stimmung.

/Abends notierte ich einiges über die Zeit bei offenem Fenster./


Samstag, 22. April:

Konsum.

Begann "Herakles und Dejaneira" zu schreiben. Eine Idee dazu war schon um den 8. Oktober vorigen Jahres gegeben.

Nm. kam Tante. Ich trieb Chemie.

Gegen Abend wurde es trüber. Es regnete und gewitterte.

Den Abend /verlesen und/ verplaudert. Wein. Gutes Abendessen.


Sonntag, 23. April:

Zeitiger auf. Regnerischer Tag.

Radio. Geschrieben: "Ist ein Regentag ..."

Etwas gelesen.

Tante kam wieder. Ich schrieb einiges rein.

Las dann Gedichte. Angenehmer Abend noch.

Geplaudert.


Montag, 24. April:

Zum Teil schönes Wetter.

In der "Welt am Montag" gekürzt mein Artikel.

Kuff. Ehrenhaft. Ebert.

Nachmittag wieder am Stickstoff gearbeitet. Zuber kam in die Halbmikro-Gemeinschaft. /Die HMG ist das modernste Zimmer am Institut, alles Holz blau durchscheinend lackiert, alles Metall aluminiumgrau. Auch die Lampenschirme über den Analysenwaagen blau aus Glas. Klosterstiller Raum. Kein Fremder hat Zutritt, wir werden einsamgezüchtet./

N abgegeben. Diesmal zu hoch. Doch war ich über die Grenzen recht froh.

Angenehmer Abend.


Dienstag, 25. April:

Didym ist eine seltene Erde.

Gali.

Verregnet.

N vorbereitet.

Der Zuber geholfen. Glasbläser Ewald.

Ehr, Eb.

Zu Artmann gefahren. Die Resolution hat Altmann genau so geplant! Verschiedenes besprochen, gelesen. Altmanns trübe "Bekanntschaft" /Barchent ........./

Artmann sprach etwas pess. über die Frauen, aber auch die Männer.

In den NW etwas später angekommen.

Weissenborn, Cap, Stenzl /beleidigt/. Die Resolution bekam fünf Unterschriften. Eisenreich las meine Antwort. Interessanter Lesestoff und interessante Gespräche. Im Aprilheft mein "Los Alamos Song", sonst nichts von mir.

Spaziergang Kunstakademie /Pol, Ke, Art/. Diem wieder nicht. Interessanter Abend.


Mittwoch, 26. April:

Später auf. Sonniger Morgen. Konsum.

Ueber Fall Altmann gedacht.

Schönes Wetter, wärmer, sonnig, blau.

Gegen Mittag fiel die Stimmung etwas ab. Ins Institut gefahren. Ehr, Eb.

Nm. Stickstoff-Probe. Endlich bestätigt! Etwas zeitiger heim. Angenehmes Radio. Gog von Papini gelesen, den mir Artmann ausgeliehen hatte.


Donnerstag, 27. April:

Früh verregnet.

Galinowsky. Apparat vorbereitet.

Ehrenhaft. Ebert.

Nm. NII erste Bestimmung. Tags blauer Himmel, recht warm.

Daheim Gog zu Ende gelesen.

Schnitzel. Nichts mehr gemacht. Aber immer in sehr angeregter Stimmung.

Unterwegs hatte ich wieder einzelne Gedanken: "Dies die Tage, dies das Blühn, dies der April mit dem vielfachen Grün, dies der April mit den Hoffnungen, Wenden, Enttäuschungen ..."


Freitag, 28. April:

Später auf. Konsum.

Alten - neuen Bekannten getroffen /Burschen von der Siedlung/.

Kuffner. Vorbereitung. Ebert.

Nm. NII zweite Bestimmung.

Zwar sonnig, aber unverlässlich warm; teils auch wieder trüb.

Ich bekam eine Wiederholung.

Institutsgedanken aufgegeben. Es ist wieder Wochenende.


Samstag, 29. April:

Wieder so veränderliches Wetter. Konsum.

Wir fuhren, wie abgemacht, zu Tante. Neuen Anzug gekauft. /Dies geschah das erste Mal nach langen Jahren./

In der Adamsgasse las ich viel. Mittagessen dort. Es wurde ganz nett. Kino abgesagt.

Daheim war Pol umsonst gewesen. Er hatte mich wegen der bald stattfindenden grossen unseren Lesung verständigt. Ich fuhr zu ihm. Mein Ergo sum kommt noch hinein, dafür das "Es war jedoch" heraus. Noch ganz angeregt gesprochen.

Halb 22 Uhr daheim.


Sonntag, 30. April:

Später aufgestanden.

Ordnungen. Draussen trüb und kalt. Später schöneres Wetter. Reinschriften.

Nm. grosse Zettel-Ordnung u.a.

Abends Maifeier im Radio gehört. Angeregte Stimmung. Idee für "Den Zivilisten".


Nachrichten April 1950 , die nur auf gelbem Papier stehen dürfen!
sie wollen keine Friedensanhänger, nur Bluthunde für den Feiglingskrieg! TERROR!

tagebuch

neu

April
1950

Samstag, 1. April 16950:

Frühlingswetter.

Nach den Arbeiten zuhaus notierte ich einiges und
schrieb die "Konsumfiliale Wien".

Geplaudert, dann kurz nach Mittag fuhr Mama in die
Adanmsgasse. Ich blieb da und schrieb "Vvaltmon erra"
und ein "Früher Nachmittag im April".

l6,00 Hauer           Hietzinger Kai Aprilheft zusammengestellt,
sehr nett bei ihr,

sehr anregend, spät gingen wir, eigentümlicher Abyschied
von Frl. Hauer. Noch Spaziergang mit Pol und Art. Ich
kam ziemlich spät nach Hause. Gregueria vom Orion
gefiel Pol und Art.

Es war auch zu Haus ein angenehmer Tag.


Sonntag, 2. April:

Osterferien beginnen.

Immer noch trotz dem Sschönen Wetter recht kühl.

Später aufgestanden.

Schrieb vormittags die Dagmar-Apokalypse.

Nachmittag ruhte ich mich aus und wartete.

Ich bin aufs äusserste begehrend nach einem geliebten
Mädchen ...

Mondfinsternis.

Walt Whitman.

Ein schöner Tag.


Montag, 3. April:

Ziemlich zeitig auf.

Welt am Montag Diskussion ums Vergnügen

Konsum. Verregneter Frühlingstag. Kühl.

Ich putzte die Zimmerfenster. Idee für ein verregnetes
Frühlingsgedicht.

"Wir alle müssen zusehen", eine Prosa gegen den Krieg.
Einen Diskussionsbeitrag für die "Welt am Montag" wieder
geschrieben: "Eine erbauliche Diskussion".

Die alte Fini kam. Ich machte Ordnungen.

Abends. Meine ständigen Gedanken an ein liebes Mädel ...


Dienstag, 4. April:

Später auf.

Im Bett geschirrieben /Ich werde dir einen hellen Birekenzweig
...
/

Vormittags noch ein Gedicht /Frau Carla Schuetze/.

Eliot gelesen.

Trübes Wetter.

Freud gelesen.

14,00 bei Artmann. Er hatte seinen ungünstigen Tag. -

Er vergleicht mich nur noch mit James Joyce. Mein
heute geschriebenes Gedicht "Ein erster Frühlingsmorgen
das
" nennt er- die Lyrik von 1960.

Es wurde ganz angenehm, 17,00 in die "Neuen Wege".

Dort nichts los. Die "Blaue Disksertation" erregte
Aufsehen.

Diem /und Hauer/ Diskussion über die Kleinigkeiten und
die Lieblosigkeit. Sie sind meinen Gedanken offen.
Hauer: Diskussion: Nur Aesthetik oder gesamte Persön
lichkeit? Sie ist auf meiner Seite.

Kein: Rinde - Diskussion von europäischem Wert.


Mittwoch, 5. April:

Zeitiger auf. Konsum. Aufwaschen geholfen.

Blauer Himmel, aber kühl.

Spaziergang Auhof /M/,

Nachmittag Ordnungen, Tagebuch,

Werner Bazata kam wieder einmal. Er ist Polizist und feig.

Abends dann nichts mehr gearbeitet.

Eliot gelesen, bald schon niedergelegt.

Weniger bedeutender Tag.


Donnerstag, 6. April:

Physik. interessante Zeitung - II. H. S. umgestürzt?

Küche aufwaschen geholfen.

Nachts hat es geregnet. Nun ist es kühl.

Vormittags Diskussionsfetzen niedergeschrieben vom 4.4.

Um halb zwei bei Tante im Büro. Nachmittabg wird es wieder
regnerisch. OPaul war von meinen Gedichten begeistert.

Fini kam, ging mit Mama afort. Ich las in Papas alten
Gedichten. Ich schrieb vielen früheren Vornahmen zufolge
die "Nicht-Delila".

Angenehmer Tagesabschluss.

Lyrik gelesen.


Karfreitag, 7. April:

Immer noch nicht recht warm.

Spät auf. Konsum.

Früh das übermütige "Ich bin dein Eichhörnchen" geschrieben.

Vormiattags ausgeruht. Ein Haneckerpaket kam.

Oesterliche Stimmung zog ein.

Mama ging einkaufen auf die Linzerstrasse.

Ich begann die "April-Suite" zu schreiben. Nach
unablässiger Beobachtung dessen, was draussen geschah.
Verregneter Nachmittag.

Karfreitagsendungen im Radio. Auch während derer
schrieb ich immer weiter.

Lyrik der Weltliteratur aus dem braunen Buch gelesen,
weitergedichtet und zu Ende.


Karsamstag, 8. April:

Blauer Morgen.

Samstagsverrichtungen Die April-Suite überschrieben.

Mir ist schade, dass ich Verabredung mit niemand habe,

Nachmittag Walt Whitman Gedichte gelesen, gesonnt.
Eine Fortsetzung der April Suite gelang nicht mehr, es
hätte ein "sonniger Tag" werden sollen.

Aber ich sammelte wieder Eindrücke.

Tante war da.

Auferstehungsfeier im Radio angehört.

Wein, Schnitzel, gemütlich geplaudert.

Ich möchte ein liebes Mädchen.


Ostersonntag, 9. April:

Später aufgestanden. Kirche. Herrlich blauer Tag.
Ausgeruht und mich gesammelt.

Nach Mittag zu Artmann. Der nicht zu Hause.

Polakovics aufgesucht. Rest Lyrik rezensiert.

Weinheber /hier ist das Wort/ gelesen, über meine
Gedichte gesprochen. Zum "Eichhörnchen": Gefahr, mich
zu verzetteln. April-Suite gefiel i        hm. Ueber seinen
"Formalismus" gestritten.

Ausflug abgemacht für morgen. Gegen Abend leicht trüber.
Tante war daheimgewesen moit Frau Erika. Daheim Schnitzel, Wein.


Ostermontag, l0. April:

Früh das Gedicht          "Grausames Spiel" notiert.

Zeitiger auf. Wetterwendig: blau, wolkig, fast regnerisch,
sehr windig, kalt, aber die Sonne strahlt schon sehr warm.

Pol abgeholt. Bis nach Mauer gefahren. Von dort Ausflug.
Klabund, Eliot, Rilke; stritten uns um das Thema Mädchen.
Er ist nicht sehr für jüngere solche.

Bei ihm zuhause. Morgen ist bei Eisenreich etwas los.

Ein recht angenehmer Tag. /Viele Eindrücke. Die Wünsche sind
immer ein bisschen in der Ebene./

Daheim bald niedergelegt.


Dienstag, 11. April:

Etwas später auf.

Konsum. Trübes Wetter, wieder kühl.

Ordnungen vormittags.

Zeitweise Regen.

Um 14 Uhr bei Eisenreich. Aber erst um 14,30 kam er.
Interessante Diskussionen. Er hat einen Artikel gegen
unsere Surrealisten in den "Neuen Wegen". Ich werde ihm
entgegenen. Organisatorische Abmachungen, Polakovics als
ungewählter Anführer unserer Gruppe.

Gegen 17 Uhr in die "Neuen Wege" gegangen. Diem Spiritistische
Abwege. Neue Lyrik mit Altmann /und Hauer und Eisenreich/
rezensiert. Aeusserst interessant mit Eisenreich und Artmann
gesprochen, über "Dienst an der Sprache".


Mittwoch, 12. April:

Erst schön. Dann trüb, kalt.

Aber später wieder wärmer und schöner.

Später auf.

Spaziergang /M/ Auhof.

Nm. Artikel Surrealismus zu schreiben versucht.

Gegen Nachmittag schöneres Wetter, blau, plus 14 Grad.

Abends Telephon.


Donnerstag, 13. April:

Unverlässliches Wetter.

Früh Versuch mit Wortsalat.

Konsum.

Mama ging allein fort. Ich schrieb weiter vergebens über den
Surrealismus.

Forts. 13 4

Nachmittag regt mich ein Bild "Anita" in der Illustrierten,
mit Begleittext über Maler hier, an. Ebenso Veilchengeruch
im Zimmer.

Ich gab das Arbeiten auf, las aus den "NW" vor, jetzt wenig
interessant.

Ich schrieb ein "übliches" Gedicht nach einer Beobachtung
draussen. /"Eine junge Frau ..."/

Nach der Reinschrift gab es        abends Schnitzel.

Nachts kam gerichteter Surrealismus. /Ich liebe den
Schwarzmond, den Eberjäger ...
/

Viel drüber analysiert nachts.


Freitag, 14. April:

Unverlässliches Wetter.

Später auf. Konsum.

Philosophie Mappe P 49 durchgesehen. Interessant.

Spaziergang /M/ Steinhofer Mauer.

Gute Stimmung.

Philosophie Mappe 49 weiter durchgesehen. Viel Interessantes. Alles sehr
aufschlussreich; könnte einmal herausgegeben werden.

Nachmittag auch Philosophie Mappe 46-48 durchgesehen.

Andere Ordnungen. Tante Irma kam. Reinschriften.

Das Neue, den gerichteten Surrealismus, zusammengeschrieben.

In Freud gelesen, unwesentlicher. Nachmittags werneuter Versuch
mit gerichtetem Surrealismus, der aber praktisch nichts brachte.
Der gerichtete Surrealismus ist etwas Neues in unserer Familie.

Abends viel geblödelt. Niedergelegt. Nachts nichts
hgeschrieben.


Samstag, 15. April:

Nicht zu zeitig aufgestanden. Samstagverrichtungen. Konsum.

Ich bin auf Chemie u.a. gefasst.

Ordnungen.

Nm. "Lyrik d. Weltlit." gelesen.

Das "Leberleiden" für eine Veröffentlichung fürüber den Surrealismus
zufrisiert.

Tante kam, sie war sehr krank und unglücklich.

Gegen Nachmittag wärmeres Schönwetter. /Blau, irgend frühlingshaft/
Während sie fort waren, schrieb ich nach Beobachtung ein
Schotterkarren-Sonett.

Abends Wein. Wir hörten im Radio die Befreiungsfeier.


Sonntag, 16. April:

Zeitiger auf. Nach den Sonntagverrichtungen schrieb ich
die "Apologie ohne Surrealismus". Endlich.

Nachmittags nach der Reinschrift ausgeruht.

        "Fideles Brteettl" blöd angehört.

Lyrik /deutsch und "Weltlit."/ gelesen.

Wieder düsteres Wetter.

Aber in Stimmung ganz gut.


Montag, 17. April:

Früh Notiz: "Jene Mädchen, die ..."

Institutsbeginn.

Zeitiger auf. Verregnet.

Konsum. Artikel noch geschrieben für die "Welt am Montag"
/"Mehr Rücksicht - aber worauf?"/

Ins Institut gefahren. Kuffner. Apparat vorbereitet.
Ehrenhaft. Ebert.

Den weiten Nachmittag 2 Versuche CH / 4.

Fertig. Sehr angenehmer Tag.

Abends Anruf.


Dienstag, 18. April:

Garstiges Wetter wieder.

Gali.

CH fertig! Apparat für N gerichtet.

Ehrenhaft. Ebert.

Zu Artmann gefahren. Mein Artikel begeisterte ihn.
Surrealistischer Versuch noch mehr. Er hält mich für den einzigen
Surrealisten, den wir haben.

In die Sitzung gefahren. Auch Artmann will einen Artikel
schreiben. 17,00 NW Scherz, Cap, Stenzl. Die beiden Vortrags
künstler.

Sehr angeregter Tag.


Mittwoch, 19. April:

Früh milder und blau. Etwas später aufgestanden. Konsum.

Vorbereitet. Ehrenhaft. Ebert.

Nm. den Stickstoff-Test gemacht. Stickstoff-Test stimmt.
Schöneres Wetter. Angenehm nach Hause gefahren.
Im Bett wieder gerichteten Versuch.


Donnerstag, 20. April:

Früh Gali.

Ich notierte ein Erge    bnis und entwarf die Resolution
für den Surrealismus.

Vorbereitet. Ehrenhaft. Ebert.

Nachmittags N1 gemacht.

Abends: N1 stimmt nicht.

Ich ging.

Recht angehnehm zu Hause.


Freitag, 21. April:

Kuffner.

Vorbereitet, Labor gereinigt.

Mittags Ebert.

Stickstoff verpatzt. Zeitig heimgefahren.

Erster herrlicher Frühlingstag. An der Sonne plus 30 Grad.
Ich überdachte den Plan zu einem dramatischen Versuch:
"Herakleds und Dejaneira".

Radio. Fenster offen. Stimmung.

/Abends notierte ich einiges über die Zeit bei offenem Fenster./


Samstag, 22. April:

Konsum.

Begann "Herakles und Dejaneira" zu schreiben. Eine Idee dazu
war schon um den 8. Oktober vorigen Jahres gegeben.

Nm. kam Tante. Ich trieb Chemie.

Gegen Abend wurde es trüber. Es regnete und gewitterte.

Den Abend /verlesen und/ verplaudert. Wein. Gutes Abendessen.


Sonntag, 23. April:

Zeitiger auf. Regnerischer Tag.

Radio. Geschrieben: "Ist ein Regentag ..."

Etwas gelesen.

Tante kam wieder. Ich schrieb einiges rein.

Las dann Gedichte. Angenehmer Abend noch.

Geplaudert.


Montag, 24. April:

Zum Teil schönes Wetter.

In der "Welt am Montag" gekürzt mein Artikel.

Kuff. Ehrenhaft. Ebert.

Nachmittag wieder am Stickstoff gearbeitet. Zuber kam
in die Halbmikro-Gemeinschaft. /Die HMG ist das modernste
Zimmer am Institut, alles Holz blau durchscheinend lackiert,
alles Metall aluminiumgrau. Auch die Lampenschirme über
den Analysenwaagen blau aus Glas. Klosterstiller Raum.
Kein Fremder hat Zutritt, wir werden einsamgezüchtet./

N abgegeben. Diesmal zu hoch. Doch war ich über die Grenzen
recht froh.

Angenehmer Abend.


Dienstag, 25. April:

Didym ist eine seltene Erde.

Gali.

Verregnet.

N vorbereitet.

Der Zuber geholfen. Glasbläser Ewald.

Ehr, Eb.

Zu Artmann gefahren. Die Resolution hat Altmann genau so
geplant! Verschiedenes besprochen, gelsesen. Altmanns trübe
"Bekanntschaft" /Barchent ........./

Artmann sprach etwas pess. über die Frauen, aber auch die Männer.

In den NW etwas später angekommen.

Weissenborn, Cap, Stenzl /beleidigt/. Die Resolution bekam
fünf Unterschiriften. Eisemnreich las meine Antwort. Interessanter
Lesestoff und interessante Gespräche. Im Aprilheft mein
"Los Alamos Song", sonst nichts von mir.

Spaziergang Kunstakademie /Pol, Ke, Art/. Diem wieder nicht.
Interessanter Abend.


Mittwoch, 26. April:

Später auf. Sonniger Morgen. Konsum.

Ueber Fall Altmann gedacht.

Schönes Wetter, wärmer, sonnig, blau.

Gegen Mittag fiel die Stimmung etwas ab. Ins Institut gefahren.
Ehr, Eb.

Nm. Sticksztoff-Probe. Endlich bestätigt! Etwas zeitiger heim.
Angenehmes Radio. Gog von Papini gelesen, den mir Artmann
ausgeliehen hatte.


Donnerstag, 27. April:

Früh verregnet.

Galinowsky. Apparat vorbereitet.

Ehrenhaft. Ebert.

Nm. NII erste Bestimmung. Tags blauer Himmel, recht warm-.

Daheim Gog zu Ende gelesen.

Schnitzel. Nichts mehr gemacht. Aber immer in sehr angeregter
Stimmung.

Unterwegs hatte ich wieder einzelne Gedanken:
"Dies die Tage, dies das Blühn, dies der April mit dem vielfachen
Grün, dies der April mit den Hoffnungen, Wenden, Enttäuschungen ..."


Freitag, 28. April:

Später auf. Konsum.

Alten - neuen Bekannten getroffen /Burschen von der Siedlung/,.

Kuffner. Vorbereitung. Ebert.

Nm. NII zweite Bestimmung.

Zwar sonnig, aber unverlässlich warm; teils auch wieder trüb.

Ich bekam eine Wiederholung.

Institutsgedanken aufgegeben. Es ist wieder Wochenende.


Samstag, 29. April:

Wieder so veränderliches Wetter. Konsum.

Wir fuhren, wie abgemacht, zu Tante. Neuen Anzug gekauft.
/Dies geschah das erste Mal nach langen Jahren./

In der Adamsgasse las ich viel. Mittagessen dort.
Es wurde ganz nett. Kino abgesagt.

Daheim war Pol umsonst gewesen. Er hatte mich wegen der
bald stattfindenden grossen unseren Lesung verständigt.
Ich fuhr zu ihm. Mein Ergo sum kommt noch hinein, dafür
das "Es war jedoch" heraus. Noch ganz angeregt gesprochen.

Halb 22 Uhr daheim.


Sonntag, 30. April:

Später aufgestanden.

Ordnungen. Draussen trünb und kalt. Später schöneres Wetter.
Reinschriften.

Nm. grosse Zettel-Ordnung u.a.

Abends Maifeier im Radio gehört. Angeregte Stimmung.
Idee für "Den Zivilisten".


Nachrichten April 1950 ,
die nur auf gelbem Papier
stehen dürfen!
sie wollen keine
Friedensanhänger,
nur Bluthunde für
den Feiglingskrieg! TERROR!
Zitiervorschlag

Okopenko, Andreas: Tagebuch 01.04.1950–30.04.1950. Digitale Edition, hrsg. von Roland Innerhofer, Bernhard Fetz, Christian Zolles, Laura Tezarek, Arno Herberth, Desiree Hebenstreit, Holger Englerth, Österreichische Nationalbibliothek und Universität Wien. Wien: Version 1.1, 15.1.2019. URL: https://edition.onb.ac.at/okopenko/o:oko.tb-19500401-19500430/methods/sdef:TEI/get?mode=p_1

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