ANNOdazumal

Unter der Rubrik "ANNOdazumal" finden Sie in regelmäßigen Abständen kurze Hinweise auf historische Ereignisse, über die in den Zeitungen aus ANNO berichtet wurde. 

Die Neujahrswunschenthebungskarte

Bildquelle: Neujahrswunsch-Enthebungskarten. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR). Signatur: KS 16215865.


Das Druckwerk mit den vielen langatmigen Bezeichnungen (Neujahrswunschenthebungskarte, Neujahrsgratulationsbefreiungskarte, oder Neujahrsentschuldigungskarte, um einige Varianten zu nennen) verbreitete sich im Gebiet der österreichisch-ungarischen Monarchie ab Beginn des 19. Jahrhunderts. Ihr Kauf befreite von der zumeist als lästige Pflicht verstandenen Tradition, Kontakten aller Art persönlich oder auf postalischem Wege Glückwünsche zum neuen Jahr auszusprechen. Der Verkauf wurde in der Regel von der Gemeinde oder der Stadt übernommen, der Erlös kam meist Armen und Bedürftigen zugute (vgl. Salzburger Volksblatt, 7. Dezember 1895, Nr. 280, S. 18). Das sichtbare Aushängen der Karte am Haus sollte sowohl unerwünschten Neujahrsbesuchen als an der Tür Bettelnden vorbeugen (vgl. Ybbser Zeitung, 27. Dezember 1914, Nr. 52, S. 7 sowie Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 18. Jänner 1936, Nr. 14, S. 9). Namensverzeichnisse derer, die Karten erwarben, wurden für eine breitere Öffentlichkeitswirksamkeit zusätzlich oftmals in regionalen Tageszeitungen veröffentlicht (vgl. Innsbrucker Nachrichten, 1908, Neujahrswunsch-Enthebungskarten, sowie Znaimer Tagblatt, 29. Dezember 1912, Nr. 297, S. 2). Als Motive dienten neben Darstellungen von Barmherzigkeit und Nächstenliebe üblicherweise Stadt- und Lokalansichten. Mancherorts wurde umfangreicheres Material wie etwa Adressbücher oder gebundene Texte zur Heimatkunde der betreffenden Bezirke herausgegeben (vgl. Innsbrucker Nachrichten, 22. Dezember 1900, Nr. 293, S. 5, sowie Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 23. Dezember 1908, Nr. 296, S. 5). Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war "ein constantes [sic!] Sinken der bezüglichen Einnahmen" zu vermerken (Neues Wiener Journal, 28. Juli 1900, Nr. 2428, S. 2). Bleibt zum Schluss zu bemerken, dass dieses Druckerzeugnis vor allem zu seiner Blütephase nicht wenigen auch aufgrund der sprachlichen Sperrigkeit seiner Bezeichnung aufgefallen ist. So verkündet Der Zwischen-Akt nach einer nicht ganz ernst zu nehmenden Preisfrage: "Der erste Löser dieser Preis-Aufgabe erhält die – unsere freundlichen Leser mögen entschuldigen, daß [sic!] wir einen Anlauf zu dem langen Worte nehmen, welches wir zu schreiben haben – Neujahrsgratulationsenthebungskarte des Zwischenakts" (Der Zwischen-Akt, 31. Dezember 1859, Nr. 303, S. 3).

Das ANNO-Team wünscht frohe Weihnachten!

Bildquelle: Ausschnitt aus: Laibacher Zeitung, 22. Dezember 1869, S. 2152. ANNO/ÖNB.


Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und hoffen, dass Sie uns auch 2018 als LeserIn gewogen bleiben!

Ihr ANNO-Team.


Hitzewelle ANNOdazumal

Ausschnitt aus: Kleine Volks-Zeitung, 9. Juli 1938, S. 6. ANNO/ÖNB.

Die heißen Sommertage lassen sich vielleicht leichter ertragen, wenn man in die Welt der historischen Zeitungen taucht und erfährt, dass es auch früher nicht anders war als heute.

Im ‚Grazer Tagblatt‘ von 1895 wird über eine Hitzewelle in New York berichtet, wo die 41°C hohe Lufttemperatur das Leben – unter anderem – den Pferden im öffentlichen Verkehr schwer machte (vgl. Grazer Tagblatt, 14. Mai 1895, S. 10.). Das Prager Abendblatt erklärt seinen Leser_innen die „Ursache des Auftretens der Hitzewelle“ vom Mai 1912 (Prager Abendblatt, 14. Mai 1912, S. 6.), die laut des Neuen Wiener Journals auch in weiteren Teilen von Mitteleuropa zu spüren war (vgl. Neues Wiener Journal, 13. Mai 1912, S. 2.). Über die Auswirkungen solch hochsommerlicher Witterung auf die Landwirtschaft schreibt der Wienerwald-Bote (3. August 1929, S. 5.) sowie die Österreichische Forst-Zeitung (25. November 1921, S. 5.).

Für die heißen Sommertage beschert uns die Zeitschrift ‚Die Frau und Mutter‘ eine kleine Erfrischung in Form eines Lächelns: Sie rät ihren Leser_innen, „bei Hitze so wenig wie möglich zu trinken“ (Die Frau und Mutter, 1942, Heft 7, S. 11.). Den Grund für diesen Ratschlag und weitere Tipps gegen die Hitze können Sie in ANNO nachlesen.

13. Mai 1717

Maria Theresia kommt zur Welt

Bildquelle: Ausschnitt aus: Österreichs Illustrierte Zeitung, 13. Mai 1917, S.654 ANNO/ÖNB.

Maria Theresias Geburtstag jährt sich am 13. Mai 2017 zum 300. Mal. Dementsprechend groß ist das Aufgebot an Sonderveranstaltungen und Ausstellungen in kulturellen Gefilden über eine der mächtigsten Frauen in der Geschichte Österreichs.

Zeitungen geben darüber Aufschluss, wie sich die Feierlichkeiten in vergangenen Tagen gestalteten. So berichtet das Wienerische Diarium 1742 davon, dass Maria Theresia an ihrem 25. Geburtstag, dem 13. Mai, „an welchem Dieselbe in das 26ste Jahr Dero glorreichen Alters getretten“, nach Empfang der Glückwünsche des gesamten Adels, dem Beiwohnen der Messe in der Hofkapelle – es war just der Pfingstsonntag – und erfolgtem Mittagsmahl auch des Abends einem weiteren Festessen beiwohnen hätte sollen. Letzteres wurde jedoch zugunsten eines freudigeren Ereignisses, der Geburt ihrer Tochter Maria Christina, „der wolgestalten Durchlgsten Königlichen Printzessin und Ertz-Hertzogin“, unterbrochen (Wiener Diarium, 16. Mai 1742, S. 484).

100 Jahre nach Maria Theresias Geburt fand ein anderes hohes Fest in der Hofburg statt. Die Vermählung von Maria Leopoldine von Österreich mit Peter I., „dem durchlauchtigsten Kronprinzen der vereinigten Königreiche Portugal, Brasilien und Algarbien“ wurde feierlich vollzogen (Der Wanderer, 14. Mai 1817, S. 537).

Zu ihrem 200. Geburtstag hat ein Jubilar besonderer Stellung, nämlich Hugo von Hofmannsthal, in der Ausgabe der „Neuen Freien Presse“ am 13. Mai 1917 seinem literarischen Stil entsprechend gratuliert. Er hebt neben anderem gesondert hervor, dass nie zuvor „irgendwo so reformiert worden [ist]: nie mit dieser Paarung von Kraft und großer Anschauung einerseits und Zartgefühl und Schonung andererseits“ (Neue Freie Presse. Morgenblatt, 13. Mai 1917, S. 1). „Österreichs Illustrierte Zeitung“ widmete der ehemaligen Herrscherin zum selben Anlass gar einen mehrseitigen Bericht mit 10 Abbildungen. Dem zeitlichen Kontext geschuldet erfolgte dies unter der Prämisse, dass auch Maria Theresia bereits viel Ähnlichkeit gehabt hätte mit dem Jahr 1917, „da es für uns wieder heißt: Feinde ringsum“ (Österreichs Illustrierte Zeitung, 13. Mai 1917, S. 651).

Wie wir uns in heutigen Tagen, 300 Jahre nach ihrer Geburt, der Person Maria Theresias zu nähern vermögen, lässt sich beispielsweise in der aktuellen Ausstellung im Prunksaal der Nationalbibliothek erleben, wir freuen uns auf Ihren Besuch.

16. April 1917

Lenin kehrt nach der Februarrevolution nach St. Petersburg zurück

Bildquelle: Lenin, Vladimir Ilitsch. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR). Signatur: PORT_00011645_01.

Wladimir Iljitsch Lenin kehrt nach Ausbruch der Februarrevolution nach St. Petersburg zurück und propagiert den Kampf der Bolschewiken gegen die Übergangsregierung. Davor hatte er die Jahre 1914 bis 1917 im Exil in der Schweiz verbracht (vgl. Pilsner Tagblatt, 13. November 1937, S. 1).

In der "Arbeiter-Zeitung" vom 18. April 1917 ist von "zurückkehrenden Emigranten" die Rede. Zu diesen gehörte eben auch Lenin. In diesem Artikel wird er als "zweifellos einer der bedeutendsten Köpfe der russischen Sozialdemokratie" bezeichnet (Arbeiter-Zeitung, 18. April 1917, S. 2). Um zu verstehen, in welchen Zeiten des Umbruchs die Rückkehr Lenins geschah, empfiehlt sich ein Blick in die Rubrik "Die russische Revolution" (Arbeiterwille, 18. April.1917, S. 3), die im "Arbeiterwille" damals fast täglich erschien.

Diese Ereignisse haben die Welt für immer verändert und können über unseren Service ANNO über verschiedenste Suchformen recherchiert werden. Durch die Suche in historischen Zeitungen und Zeitschriften eröffnen sich oft andere Perspektiven als jene, die dem heutigen Forschungsstand zu diesem Thema entsprechen. In der Tageszeitung "Die Rote Fahne" finden Sie beispielsweise einen Kommentar des "Genossen Stalin", damals Sekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, zum internationalen Charakter der Oktoberrevolution (vgl. Die Rote Fahne, 9. November 1927, S. 1).

Zum 28. Jahrestag der Oktoberrevolution nahm Marschall Konjew in einer Rede Bezug auf das Nachkriegsösterreich, die in der "Österreichischen Volksstimme" publiziert wurde (vgl. Österreichische Volksstimme, 6. November 1945, S. 1).

Ostern in ANNO

Bildquelle: Ausschnitt aus: Österreichische Alpine, Volks- und Gebirgs-Trachten-Zeitung, 1. April 1937, S.2. ANNO/ÖNB

"Warum wird Ostern bald früher bald später gefeiert?" (Wiener Theater-Zeitung (Bäuerles Theaterzeitung), 14. März 1818, S. 5)

Haben Sie sich auch schon gefragt, wie das Datum des Osterfestes jährlich berechnet wird? Anders als Weihnachten, das jedes Jahr am selben Tag gefeiert wird, ist Ostern ein sogenanntes bewegliches kirchliches Fest, dessen Datum jedes Jahr variiert. Auch anno dazumal haben die Zeitungen ihre Leserschaft darüber informiert:

Bis zur einheitlichen Berechnung des Osterfestes war es ein langer Weg. Das "Grazer Volksblatt" berichtete über den Osterstreit in der alten Kirche (vgl. Grazer Volksblatt, 31. März 1893, S. 5).

Die "Genossenschafts- und Vereinszeitung" vom 15. April 1892 erklärte ihren Leserinnen und Lesern den Zusammenhang zwischen Frühlingsvollmond und Ostersonntag : "Gegenwärtig wird das Osterfest immer am Sonntag nach dem Frühlingsvollmond gefeiert. Der Frühlingsvollmond bietet also sozusagen die Ostergrenze, weshalb das christliche Osterfest stets nach dem 22. März und vor dem 25. April fallen muß" ( Genossenschafts- und Vereins-Zeitung, 15. April 1892, S. 2). Dieser Zusammenhang kann auch zu kalendarischen Merkwürdigkeiten führen, wie uns die "Reichspost" erklärt. Denn wenn der Frühlingsvollmond gerade auf die Wende zwischen einem Samstag und einem Sonntag fällt, sodass er für die eine Halbkugel der Erde noch am Samstag und für die andere am Sonntag stattfindet, kann das Osterfest nach richtiger astronomischer Berechnung in Amerika acht Tage früher als in Europa gefeiert werden (vgl. Reichspost, 7. April 1900, S.3 ).

Wäre es da nicht praktischer, für das Osterfest ein Datum zu fixieren? "Wiederholt schon wurde aus der Mitte der Gewerbetreibenden und Kaufleute erklärt, daß es ungemein wünschenswert sei, das Osterfest aus einem beweglichen zu einem unbeweglichen, zu einem festen Feste zu machen." (Mährisches Tagblatt, 21. März 1907, S. 6). Doch wie wir wissen, hat sich diese Ansicht bis heute nicht durchgesetzt. Das ANNO-Team wünscht frohe Ostern!

15. Februar 1867

Uraufführung des Donauwalzers

Bildquelle: Musikblätter des Anbruch, Februar 1937, ANNO/ÖNB.

Am 15. Februar 2017 jährt sich zum 150. Mal die erste Aufführung des Donauwalzers von Johann Strauß im Wiener Saal des Dianabades. Die Kritiken zur Uraufführung des heute so berühmten Stücks fielen sehr gut aus, auch wenn der gesamte Abend eher getadelt wurde: "Man hatte Außerordentliches erwartet und an der Börse wurden Karten bis zu 10 sl. ausgeboten und angekauft. Der Erfolg hat diesen Erwartungen nicht entsprochen. [...] Das Beste war noch ein lieblicher Walzer von Strauß: 'An der blauen Donau', der die Ehre des Abends rettete" (Wiener Sonn- und Montagszeitung, 17. Februar 1867, S. 6).

Auch nach einer anderen Besprechung der "Faschingsliedertafel des Wiener Männergesangs-Vereines", deren ausführliche Kritik der verschiedenen Darbietungen man in der Tageszeitung "Die Debatte" nachlesen kann, "feierte der Hofballmusik-Direktor Strauß mit seinen Walzern 'an der schönen blauen Donau' (für Chor und Orchester) einen großen und verdienten Triumph; nur der Text von Weyl läßt Manches zu wünschen übrig" (Die Debatte, 17. Februar 1867, S. 1). Entgegen Josef Weyls Interpretation erntete der 20 Jahre später verfasste Text Franz von Gerneths für den Donauwalzer größtes Lob: "Es ist erfreulich, daß der schon längst auch außerhalb Oesterreichs und sogar jenseits des Oceans populär gewordenen 'Hymne der Stadt Wien' nunmehr endlich ein ihrer würdiger Text unterlegt ist" (Die Presse, 3. Juli 1890, S. 10).

11. Februar 1907

Faschingszeit ist Krapfenzeit!

Bildquelle: Ausschnitt aus: Teplitz-Schönauer Anzeiger, 11. Februar 1907, S. 8, ANNO/ÖNB.

Im "Teplitz-Schönauer Anzeiger" vom 11. Februar 1907 findet sich dieses Inserat für frische Krapfen nebst Annoncen, die z. B. das "Große Maskenfest" am Faschingsdienstag ankündigen ("Anständige Masken haben freien Zutritt"); "Nervenberuhigenden Kräutertee" anpreisen, oder gar zum "Schwein-Schlachten" einladen ("Heute abends stichwarmes Kesselfleisch") (vgl. Teplitz-Schönauer Anzeiger, 11. Februar 1907, S. 8).

Wer sich anderweitig auf den Fasching einstimmen will, kann in einem 50 Jahre zuvor erschienenen amüsanten Artikel "Über die körperliche und geistige Existenz der Faschings-Krapfen" im "Humorist" lesen: "Der Krapfen muß, dem Kochbuche nach, sein: hübsch rund, braun, glänzend, leicht von außen, flaumig von Innen, und gefüllt mit süßer Fülle" (Der Humorist, 24. Januar 1857, S. 2). Inwiefern sich "in dieser Gestaltung des kleinen Faschingskrapfen [...] die Gestaltung der ganzen großen Erde" widerspiegelt, oder gar, warum sich "in diesem Wesen des Backwerks [...] das Wesen des Backwerkes Mensch" wiederholt, kann dort nachgelesen werden ( Der Humorist, 24. Januar 1857, S. 2).

Wer nun immer noch keine Lust auf Krapfen hat, dem wird sie garantiert mit dem vor 95 Jahren im "Volksfreund" erschienenen Lobgesang auf die "Schmalzbäurin" kommen, einer "Krapfengeschichte" über die noch nicht so karge Zeit vor dem Krieg: Bei der Schmalzbäurin gab es nämlich "Krapfen sag' ich, so flaumig und flockig, daß du gemeint hast, du beißt in lauter Zuckerschaum. Und warum? Das Schmalz hat's halt wieder ausgemacht" (vgl. Volksfreund, 11. März 1922, S. 3f; Fortsetzung im Volksfreund, 18. März 1922, S. 3 - dort wird man noch in das Geheimnis der "Fransenkrapfen" eingeweiht).

3. Februar 1887

Ein Elefant auf dem Dreirad

Bildquelle: Ausschnitt aus: Das interessante Blatt, 3. Februar 1887, S. 2, ANNO/ÖNB.

Vor genau 130 Jahren berichtet "Das interessante Blatt" von der, in einem Hamburger Zirkus vorgeführten, erfolgreichen Dressur eines Elefanten, mit einem Dreirad oder "Tricycle" zu fahren (vgl. Das interessante Blatt, 3. Februar 1887, S.2). Der Artikel lobt die ausgeprägte Lernfähigkeit von Elefanten und weist darauf hin, dass die Dressur von Elefanten im Gegensatz zu der von Pferden viel müheloser vonstattengeht: Während das Pferd mit Peitsche und Haferentzug gebändigt werden muss, wird der Elefant"nach dem Grundsatze der modernen Kindererziehung ohne den Stock erzogen, es wird ihm geschmeichelt, und versucht (...) gewissermaßen auf das Ehrgefühl desselben zu wirken" (Das interessante Blatt, 3. Februar 1887, S.2). Diese Methode scheint gut zu wirken - der Elefant ist nach vorsichtigem Aufsteigen flott am Dreirad unterwegs und hebt zum Abschied fröhlich seine Kappe.

1. Februar 1917

Der U-Boot-Krieg der Mittelmächte

Bildquelle: Ausschnitt aus: Das interessante Blatt, 22. Februar 1917, S. 1, ANNO/ÖNB.

"In diesem Kriege, der wahrhaft ums Ganze geht, um Sein oder Nichtsein, können keine einschränkenden Regeln mehr gelten" (Danzers Armee-Zeitung, 1. Februar 1917, S. 1).

1. Februar 1917: Vor genau 100 Jahren erfolgte, was man heute als Ausgangspunkt für die Wende im Kriegsgeschehen bezeichnen kann. Angespornt durch bisherige Erfolge durch den Einsatz von Untersee- booten, wie sie in der "Deutschen Presse" (vgl. Deutsche Presse, 1. Februar 1917, S. 2) aufgelistet sind, und durch wachsenden Hass den Feinden gegenüber rufen die Mittelmächte den unbegrenzten U-Boot-Krieg gegen die Entente aus – ein Schritt, der die Vereinigten Staaten von Amerika daraufhin am 6. April 1917 in den Ersten Weltkrieg eintreten lassen wird.

Neben die Erklärung der Regierung wiedergebenden Bekanntmachungen, wie die der "Neuen Zeitung" (vgl. Die Neue Zeitung, 1. Februar 1917, S.2), findet man in den Zeitungen der Zeit auch stark propagandistische Stellungnahmen. "Gott und die Welt sind Zeugen, wer an der Fortsetzung des Krieges Schuld trägt", kommentiert beispielsweise das "Grazer Tagblatt" die Absichten der Entente und betont zugleich die "Gewissheit", mit der diese Maßnahme den Krieg entscheiden und die "Opfer an Gut und Blut rechtfertigen werde" (Grazer Tagblatt, 1. Februar 1917, S.1). Das "Fremden-Blatt" zeigt Genugtuung darüber, dass die Gegner, "Gleiches mit Gleichem vergeltend, (…) eingeschlossen und abgeschlossen" (Fremden-Blatt, 1. Februar 1917, S. 1) würden. Die Notwendigkeit zur Selbstverteidigung wird als Rechtfertigung angeführt – so heißt es im "Deutschen Volksblatt": "Unser Recht zu den äußersten Kampfmitteln ist begründet in den Maßnahmen, die England seit dem Herbste 1914 ergriffen hat, um uns alle Zufuhr auch an Lebensmitteln abzusperren und uns auszuhungern" (Deutsches Volksblatti, 1. Februar 1917, S. 2).

1946 ist online!

Bildquelle: Screenshot aus ANNO/ÖNB.
Liebe Leserinnen, liebe Leser! Ab sofort können Sie in ANNO in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften auch vom Jahr 1946 schmökern.






Amtliche Linzer Zeitung
Bludenzer Anzeiger
Die Weltpresse
Neues Österreich
Oberösterreichische Nachrichten
Österreichische Volksstimme
Salzburger Zeitung
Tiroler Bauern-Zeitung
Volkswille
Vorarlberger Volksblatt
Wiener Zeitung
Die Bühne
Verordnungsblatt für das Gebiet der Apostolischen Administratur Feldkirch-Innsbruck
London Information of the Austrian Socialists in Great Britain
Mein Film
Wiener Revue

Fröhliche Weihnachten!

Bildquelle: Ausschnitt aus: Österreichische Illustrierte Zeitung, 22. Dezember 1929, S. 26. ANNO/ÖNB.

Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, alles Gute für 2017 und hoffen, dass Sie uns als Leser gewogen bleiben! Ihr ANNO-Team.



















1000 Titel in ANNO online!

Bildquelle: Ausschnitt aus: Der Humorist 10. Mai 1853, S.2. ANNO/ÖNB.

2003 öffnete ANNO seine Pforten als digitaler Zeitungslesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek. Der damalige Bestand von fünfzehn digitalisierten Zeitungen wuchs kontinuierlich, ab heute bieten wir unseren NutzerInnen eintausend Zeitungs- und Zeitschriftentitel. Sie können in zwanzig unterschiedlichen Sprachen in mehr als siebzehn Millionen digitalisierten Zeitungs- und Zeitschriftenseiten blättern und viel Interessantes finden.

Unsere meistgelesene Zeitung ist nach wie vor die Wiener Zeitung, die zum ersten Mal 1703 – noch als Wiennerisches Diarium – erschien. Sie ist aber bei weitem nicht die Älteste in unserem digitalen Bestand. Die handgeschriebenen Fugger-Zeitungen, deren erste Ausgabe aus 1568 stammt, aber auch die gedruckten "Neuen Zeitungen", die ihrem Publikum neben echten Nachrichten auch mit spektakulären Geschichten versorgt haben, gewähren unseren LeserInnen einen Blick in das späte 16. Jahrhundert.

Neben Zeitungen, die zur Zeit der beiden Weltkriege erschienen sind, haben wir auch eine bedeutende digitale Sammlung an Esperanto-Zeitungen und -Zeitschriften. Mittlerweile warten 52 Titel, die über den Thematischen Einstieg in ANNO erreichbar sind, von Esperanto-Liebhabern entdeckt zu werden. Dank besonderer Kooperationen finden sich sogar zeitgenössische Zeitungen und Zeitschriften, wie zum Beispiel Montfort, NU – Jüdisches Magazin für Politik und Kultur oder Zeitgeschichte in ANNO.

November 1916

100 Jahre Naschmarkt an der Wienzeile

Bildquelle: Ausschnitt aus dem "Neuigkeits-Welt-Blatt", 18.11.1916, S.12. ANNO/ÖNB

Die Standlerinnen und Standler des Wiener Naschmarktes begingen dessen 100jähriges Bestehen bereits Anfang September dieses Jahres mit einem großen Fest. Tatsächlich wurden die Marktstände an der Wienzeile erst Ende November 1916 von den Händlern bezogen und der Marktbetrieb aufgenommen.

Der später "Naschmarkt" genannte Markt bestand bereits seit 1780 am rechten Ufer des damals unregulierten Wienflusses im Bereich des heutigen Karlsplatzes. Nach der Regulierung und Einwölbung des Wienflusses wurden ab 1910 auf der Einwölbung mehr als 120 gemauerte Marktstände errichtet, welche im Herbst 1916 fertiggestellt und von den Standlern bezogen wurden.

Der "Naschmarktumzug" wurde – trotz der kriegsbedingten Lebensmittelknappheit – in Wien mit Spannung erwartet und in vielen Tageszeitungen kommentiert:

Die Neue Zeitung, 10.09.1916: Auf dem eingewölbten Wienflusse nähert sich die neue Naschmarktanlage […] der Vollendung.

Illustrierte Kronen Zeitung, 22.09.1916: Die Verlegung des Naschmarktes. Schon für den 1. Dezember beabsichtigt.

Neue Freie Presse, 02.10.1916: Die bauliche Ausgestaltung der Marktanlage auf der rechten und linken Wienzeile schreitet trotz der durch den Krieg verursachten Hemmnisse rasch vorwärts.

Reichspost, 24.10.1916: […]dass die Gemeinde Wien durch ihr über alles Lob erhabene Stadtbauamt eine mustergültige Marktanlage geschaffen hat.

Fremden-Blatt, 31.10.1916: Das Ende des alten Naschmarktes ist nun da.

Reichspost, 31.10.1916: Ein Stück Neu-Wien.

Neues Wiener Tagblatt, 11.11.1916: Kundmachung: Der […] Naschmarkt wird in der Zeit vom 16. bis 26. November 1916 […] verlegt.

Neues Wiener Journal, 14.11.1916: …diese nie versagende automatische schlagfertige Wortmaschinerie hat die „Frauen vom Naschmarkt“ für Wien so berühmt gemacht, wie etwa die Frauen von Windsor für die Welt.

Der Montag, 20.11.1916: Wieder ist ein Stück Altwien der neuen Zeit zum Opfer gefallen.

Arbeiter Zeitung 24.11.1916: In aller Stille vollzieht sich in diesen Tagen die Übersiedelung der Warenverkäufer vom alten auf den neuen Naschmarkt.

Arbeiter Zeitung 26.11.1916: Zum erstenmal gab es gestern auf dem neuen Naschmarkt reges Leben.

Neue Freie Presse, 28.11.1916: Vom alten und neuen Naschmarkt.

Kikeriki, 03.12.1916: Karikatur „Am neuen Naschmarkt“.

23. November 1856

Todestag von Joseph von Hammer-Purgstall

Bildquelle: Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr, ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR)

Am 9. Juni 1774 kam Joseph von Hammer-Purgstall als Sohn eines geadelten Gubernialrats in Graz zur Welt (vgl. Kronstädter Zeitung, 10. Dezember 1856, S. 1), besuchte das dortige Gymnasium und machte seinen Abschluss schließlich an der Schule am Barbarastift in Wien (vgl. Klagenfurter Zeitung, 1. Dezember 1856, S. 1). Mit 15 Jahren wurde er an der k. k. Akademie für orientalische Sprachen aufgenommen, an der er eine Ausbildung zum "Sprachjüngling", wie die Schüler der Akademie aufgrund ihres jungen Alters genannt wurden, absolvierte (vgl. Die Presse, 26. November 1856, S. 3).

Die dort gewonnenen Sprachkenntnisse – er wurde unter anderem in Arabisch, Persisch und Türkisch unterrichtet – konnte er während seiner Anstellung als Übersetzer in Konstantinopel unter Beweis stellen (vgl. Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 5. August 1944, S. 3). Zurück in Wien war er ab 1807 als Hofdolmetscher in der Hofkanzlei in Wien tätig (vgl. Vaterländische Blätter, 12. Oktober 1816, S. 4), parallel dazu veröffentlichte er von 1809 bis 1818 die Zeitschrift "Fundgruben des Orients" und bot damit erstmalig ein Journal für orientalische Literatur an (vgl. Morgenblatt für gebildete Stände, 18. Mai 1810, S. 3). "Im Jahre 1815 erwarb sich Hammer ein großes Verdienst um die Rettung eines guten Theils der 1809, während der Besetzung Wiens durch die Franzosen von Denon nach Paris entführten Schätze der kaiserlichen Hofbibliothek und orientalischen Schriftstücken." (Blätter für Musik, Theater und Kunst, 28. November 1856, S. 4). Nachdem er jahrelang um die Gründung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften bemüht war (vgl. Wiener Abendzeitung, 27. Juni 1848, S, 2), wurde diese letztendlich im Jahre 1847 ins Leben gerufen und von Hammer-Purgstall einstimmig zum 1. Präsidenten gewählt (vgl. Deutsche Vierteljahrschrift, Heft 4 von 1847, S. 290).


1850 zeichnete der König von Preußen den mittlerweile im Ruhestand lebenden von Hammer-Purgstall mit dem Orden "Pour le Mérite" für Wissenschaft und Künste aus (vgl. Der Österreichische Zuschauer. Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und geistiges Leben, 24. August 1850, S. 14). Am 23. November 1856 verstarb Joseph von Hammer-Purgstein schließlich im Alter von 83 Jahren (vgl. Wiener Zeitung, 29. November 1856, S.21). 38 Jahre nach seinem Tod wurde die Antonsgasse im 2. Bezirk in "Hammer-Purgstall-Gasse" umbenannt (vgl. Wiener Zeitung, 6. Juli 1894, S. 5).


21. November 1916

"An der Schwelle einer neuen Zeit "

Bildquelle: Ausschnitt aus Festblatt der Neuen Illustrirten Zeitung, 2. Dezember 1888, S. 2. ANNO/ÖNB.

"Der Tod des Kaisers Franz Josef, des Gründers und Schöpfers des neuen Oesterreich, bedeutet einen Markstein in der Geschichte Oesterreichs. Der Historiker, der es später einmal unternehmen wird, dieses große Herrscherleben darzustellen, wird nicht anders können, als zu gleicher Zeit auch die Geschichte des neuen Oesterreichs zu schreiben. Mit dem Ableben des Kaisers Franz Josef schließt ein bedeutsamer Abschnitt österreichischer Geschichte und ein neuer für die Zukunft hochbedeutsamer nimmt den Anfang." (Niederösterreichischer Grenzbote, 3. Dezember 1916, S. 1).

Es klingt fast wie eine Weissagung, was der Niederösterreichische Grenzbote einige Tage nach dem Tod Franz Josefs I. verlautbaren ließ. Kaiser Franz Josef I., heutzutage der Inbegriff der Österreich-Ungarischen Monarchie, starb am 21. November 1916 (vgl. Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 22. November 1916, S. 1).

Seine Herrschaft begann mit der Revolution 1848, die wie ein immer schneller ausbreitendes Feuer in Europa um sich griff und die Herzen der Unterdrückten entflammte. Doch Franz Joseph wusste dieses Feuer schnell zu löschen. Mit Infanteriekompanien löste er den Reichstag im März 1849 auf und ein paar Jahre später gelang ihm, was er dachte, das Richtige für das Kaiserthum sei: Die Alleinherrschaft der Krone. Dies missfiel den einstigen Revolutionären jedoch und 1953 wurde ein Attentat auf ihn verübt, dem er nur knapp entrann (vgl. Linzer Volksblatt, 30. November 1888, S. 2).

1860 gab Franz Josef I. nach und mit dem Oktoberdiplom entstand das Verfassungsrecht des Kaiserthums Österreich. Schließlich wurde die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn 1867, mit zwei separaten Verwaltungsapparaten und Parlamenten ausgerufen (vgl. Das Vaterland, 22. Dezember 1867, S. 1).

Das Attentat auf den Thronfolger 1914 provozierte einen Krieg mit ungeahnten Ausmaßen und Franz Josefs I. Herrschaft endete zwei Jahre später mit seinem Tod. Er regierte 68 Jahre lang.

Doch was ist geblieben? Heute gibt es mehr als 10.000 von der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrte Lebensdokumente des Kaisers. Ausgewählte interessante Stücke kann man in der Sonderausstellung des Prunksaals der Österreichischen Nationalbibliothek anschauen. Darunter befinden sich auch Tonaufnahmen, die schon bei seinem Ableben für Trost sorgen sollten, berichtete die Pester Lloyd (vgl. Pester Lloyd, 6. Dezember 1916, S. 7).

Bestattet wurde der Monarch, wie alle seine Familienmitglieder, in der Kapuzinergruft. Dort war er aber kein Kaiser mehr, sondern: "Ein sündiger Mensch, unser Bruder Franz Josef." (Österreichische Illustrierte Zeitung, 10. Dezember 1916, S. 10).

21. Oktober 1916

„Nieder mit dem Absolutismus. Wir wollen den Frieden!“

Bildquelle: Ermordung des Ministerpräsidenten Grafen Stürgkh. Ausschnitt aus: Illustrierte Kronen Zeitung. 22. Oktober 1916, S. 1. ANNO/ÖNB.

Dieser Ausruf des Sozialdemokraten Friedrich Adler soll angeblich die Schüsse begleitet haben, die am 21. Oktober 1916 im Hotel Meißl und Schadn in Wien fielen. Karl Stürgkh, seines Amtes k.k. Ministerpräsident, wurde durch drei Schüsse in den Kopf getroffen und war sofort tot: "Ministerpräsident Graf Stürgkh wurde heute mittag [sic!] das Opfer eines Attentats" (Arbeiter Zeitung, 22. Oktober 1916, S. 1).

Karl Stürgkh machte ab 1890 Karriere beim Staat und wurde im November 1911 zum Ministerpräsidenten auserkoren. In dieser Rolle war er für die Vertagung des k.k. Reichsrates im März 1914 verantwortlich, was sich Monate später als fatal erweisen sollte (vgl. Arbeiter Zeitung, 22. Oktober 1916, S. 2).

Seine Brisanz bekam das Attentat jedoch erst nach dem ersten Prozesstag 1917. Da man davon ausging, dass die Tat keine politische Relevanz hatte, oblagen die Zeitungen zunächst keiner Zensur. Somit wurde teilweise fast wortwörtlich in den Gazetten abgedruckt, was vor Gericht besprochen wurde. Adler hatte laut eigener Aussage zwei Hauptmotive. Auf der einen Seite sah er die Ermordung Stürgkhs als Demonstration, er wollte damit die Menschen aufrütteln und ihnen vor Augen führen, unter welchen Missständen in seinen Augen Österreich zu leiden hätte. Gemeint sind damit die infolge des Kriegszustandes getroffenen Beschränkungen und Zwangsmaßregelungen. Auf der anderen Seite verurteile er aufs Schärfste seine eigene Partei, da sie sich nicht dazu entschlossen hatte, diese Ausnahmeverfügungen zu bekämpfen. Auch wollte er mit seiner Tat den "Herrschenden" eine Warnung zukommen lassen, denn in seinem Weltbild wurde die Verfassung von den Obrigkeiten mit Füßen getreten: "Das Ministerium Stürgkh-Hochenburger hat schon am 25. Juli 1914 als noch gar nicht die Kriegserklärung erfolgt war, einen offenen Staatsstreich gegen die Institution der Geschworenengerichte begangen." (Grazer Tagblatt, 18. Mai 1917, S. 17).

Er traf damit den Nerv der damaligen Zeit. Nach drei Jahren Krieg und vielen Toten, gab es in Österreich Tendenzen zur Kriegsverdrossenheit. Man kann beobachten, dass in der damaligen Berichterstattung Adler anfangs noch als Verrückter abgestempelt wurde und das Entsetzen in der SDAP über den Genossen groß war. Innerhalb weniger Stunden begann sich die Meinung der Allgemeinheit über den Angeklagten jedoch zu ändern. Am zweiten Prozesstag schloss er seine Rede mit den Worten: "Ein Hoch auf die internationale revolutionäre Sozialdemokratie!". Dieser Ruf wurde vom Publikum aufgenommen und so lange weitergetragen und wiederholt, bis der Saal geräumt werden musste. Dennoch wurde er zum Tode verurteilt (vgl. Arbeiter-Zeitung, 20. Mai 1917, S. 2).

Anfang November 1918 wurde Adler amnestiert und kam frei. Mit offenen Armen wurde er wieder als Genosse Adler bei den Sozialdemokraten aufgenommen (vgl. Arbeiter-Zeitung, 2. November 1918, S. 1).

17. Oktober 1810

O´zapft is! Die Tradition des Oktoberfestes

Bildquelle: Lothar Rübelt: Oktoberfest München, ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR). Signatur: 011_50_024_02_035_B_1A_34

Die Hochzeitsfeierlichkeiten von Therese von Sachsen-Hildburghausen und Kronprinz Ludwig von Bayern, die am 17. Oktober 1810 auf der Theresienwiese in München mit einem Pferderennen (vgl. Wiener Zeitung, 31. Oktober 1810, S. 6) endeten, gaben den Anlass zur jährlichen Wiederholung des Festes (vgl. Agramer Zeitung, 3. Oktober 1907, S. 1).

Einige Jahre später erfolgte eine Vorverlegung in den September, um die letzten warmen Tage auszunutzen. Dies ist auch der Grund, warum heutzutage nur noch das letzte Wiesnwochende im Oktober liegt (vgl. Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt, 15. Juli 1897, S. 3). Nach und nach kamen unterschiedliche Vergnügungsangebote hinzu, wie z.B. ein Kabarett, Schießbuden und ein Panoptikum (vgl. Feldkirchner Anzeiger, 1.Januar 1913, S. 1). Diese verliehen den Feierlichkeiten schließlich den Charakter eines Volksfestes für Alt und Jung, das 1925 bereits 700.000 Besucher zählte (vgl. Vorarberger Landes-Zeitung, 10. Oktober 1925, S. 4).

Stark mit dem Oktoberfest verbunden ist bis heute der Biergenuss."Der Münchner Durst geht nicht zurück! Beim heurigen Oktoberfest sind während der 14 Festtage auf der Festwiese nicht weniger als 760.000 Liter Bier getrunken worden!" (Voralberger Landes-Zeitung, 20. Oktober 1890, S. 3) Auch in den nächsten Jahren wurde der Durst nicht weniger: 1921 wurden 1.514.600 Liter Bier ausgeschenkt (vgl. Grazer Mittags-Zeitung, 29. Oktober 1921, S. 4). Kaum geändert hat sich hingehen die beliebteste Bekleidung der Besucher: Die Tracht. Schon 1895 wurde diese stolz getragen (vgl. (Neuigkeits) Welt Blatt, 12. Oktober 1895, S. 10).

So entwickelte sich das Münchner Oktoberfest zum größten Volksfest der Welt. Und nicht selten bekommen Daheimgebliebene den Satz zu hören: "Habe heute und morgen alle Züge versäumt, komme erst übermorgen." (Die Muskete, 21. April 1932, S. 20)

Kooperation der Österreichischen Nationalbibliothek mit Salzburg 20.16

Seit 200 Jahren ist Salzburg Teil von Österreich. Aus Anlass dieses Jubiläums wurden in einer Kooperation von Salzburg 20.16 mit der Österreichischen Nationalbibliothek folgende historische Zeitungen gescannt und in ANNO aufgenommen:
• Salzburger Volksblatt
• Salzburger Chronik
• Salzburger Wacht
Damit wurde die Liste der Zeitungen im digitalen Lesesaal, welche in Salzburg erschienen sind, wesentlich erweitert.
Folgende Zeitungen sind – chronologisch nach ihrem ersten Erscheinen gereiht - in ANNO frei online zugänglich und decken die Periode von 1800 bis 1942 ab:

Intelligenzblatt von Salzburg 1800-1810
Volksblaetter aus Salzburg 1848
Salzburger Constitutionelle Zeitung 1848-1850
Ischler Fremden-Salon 1855
Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 1860-2001
Salzburger Bote 1863-1865
Salzburger Volksblatt: die unabhängige Tageszeitung für Stadt und Land Salzburg 1871-1942
Salzburger Chronik 1873-1938
Salzburger Fremden-Zeitung 1888-1891, 1897-1901
Salzburger Wacht 1899-1934
Salzburger Sport-Blatt 1926
Wochenblatt der Bauernschaft für Salzburg 1938-1942

September 1886

Das Wetter vor 130 Jahren

Bildquelle: "Zum Teil stundenweit entfernt vom Observatorium stehen die Niederschlagsauffassungsgeräte, zu denen der Weg über Eis und Firn führt." Ausschnitt aus: G. K. B.-Zeitung, 1. Juli 1939, S. 12. ANNO/ÖNB.

Am 2.September 1886 wurde das Sonnblick-Observatorium feierlich eröffnet, wobei dem Kaiser und dem Erbauer der Warte Ignaz Rojacher Respekt gezollt wurde (vgl. Wiener Abendpost, 3. September 1886, S. 3).

Schon vor der Eröffnung berichtete die Wiener Tageszeitung "Das Vaterland" ausführlich über die Warte, die auf 3100 Metern Höhe die höchste Warte Europas werden sollte. 1890 wurde sie schließlich von der Station am Montblanc auf ca. 4365 Meter abgelöst.

Seit ihrer Erbauung war die Warte eine bedeutende Forschungsanstalt für meteorologische, astronomische und physikalische Untersuchungen. Aber auch für die tägliche Wetterprognose war die Station unentbehrlich. Zu den Messgeräten gehören Barometer, Barographen, Anemometer, Windmessapparaturen und ein Gerät zur Aufzeichnung der Sonnenscheindauer. Die Messungsergebnisse wurden täglich per Telefon nach Wien weitergegeben (vgl. Das Vaterland, 16. Mai 1886, S. 1). Die Forschungsgebiete haben sich in den letzten Jahrzehnten erweitert: Datenerhebungen über Feinstaubbelastung, Permafrost und Radioaktivität haben seit der Erbauung der Warte vor 130 Jahren an Wichtigkeit gewonnen.

Der Bau entpuppte sich als große Herausforderung, da alle Baumaterialien — außer bereits vorhandenem Stein — über die Alpen getragen werden mussten. Trotzdem konnten die Bauarbeiten innerhalb eines Sommers vollzogen werden.

Die aufwändige Ausstattung der Forschungseinrichtung konnte nur unter entsprechender Wartung sinnvoll genutzt werden. Die einwandfreie Funktionstüchtigkeit der Warte konnte nur durch die Arbeit des Wetterwartes gewährleistet werden. Zum Beispiel musste dieser bei Frost die Spitze des Turms besteigen, um die Windmesser von Eis und Schnee zu befreien. Bei Lawinenabgängen konnte es vorkommen, dass der Wart tagelang allein in der Sonnbergwarte ausharren musste. "Es ist daher nicht weiter verwunderlich, daß die Beobachter es nur höchst selten länger als ein paar Jahre auf dem Gipfel aushalten. Nur ein einziger von ihnen, Leonhard Winkler, diente zehn Jahre — von 1923 bis 1933 — der Wissenschaft als Wetterwart auf dem Sonnblick." (G. K. B.-Zeitung, 1. Juli 1939, S. 11-12). Auch am 20. Jänner 1888 berichtete das "Grazer Volksblatt" von den extremen Bedingungen, die die Sonnblickwarte aushalten mussten. Der Wart des Vorjahres wäre nach einem Besuch im Tal nicht mehr dazu zu bewegen gewesen, zu seinem Posten zurückzukehren. Laut Aussagen des neuen Wetterwartes hatte es in der Gelehrtenstube zwischen 13 und -33 Grad und beim Ablesen der Geräte im Freien gefroren ihm Fingerspitzen und Bart (vgl. Grazer Volksblatt, 20. Jänner 1888, S. 5). Die hartgesottenen Kandidaten für den Wärterposten beschränkten sich meistens auf ortsnahe Personen, die sich freiwillig für ein einsames Leben im rauen Alpenklima entschieden.

12. September 1876

140. Todestag des Anastasius Grün

Bildquelle: Frank, Gustav: Anastasius Grün (Anton Alexander Graf von Auersperg). vor 1886. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR), Signatur: Pk 1131, 842.

"Vom Kobenzlberg im Wienerwald sieht der Dichter nieder auf die geliebte Wienerstadt und das politische, geistige Elend der in diesem Häusermeer Wohnenden geht ihm zu Herzen. Er gedenkt der Prunksäle, vor deren Pforten das Volk umsonst um Freiheit fleht, um die Freiheit 'frei zu sein'" (Volksbote, 5. April 1906, S. 12).

Hinter dem Pseudonym Anastasius Grün steckt der 1806 in Unterkrain, einem Gebiet des heutigen Sloweniens, geborene Graf Anton Alexander von Auersperg. Während Anton Alexander verantwortungsbewusst die Grafschaften seiner Familie verwaltete, veröffentlichte er unter dem Pseudonym Anastasius Grün staatskritische Werke, welche den Wunsch nach mehr Freiheit für das Volk äußerten (vgl. Innsbrucker Nachrichten, 9. April 1906, S. 1-3). Er gilt damit als Vorkämpfer der Märzrevolution und wurde schon von Zeitgenossen als literarische Opposition gegen das Metternich-Regime gesehen. Im November 1848 schrieb "Die Geissel": "Anastasius Grün, Bed, Moritz Hartman und ihr vielen, vielen anderen Freiheitssänger, eure Ahnungen sind erfüllt […]! Ihr trugt die Freiheit im Herzen und euch gab die Muse süße Lieder […]" (Die Geissel, 10. November 1848, S. 3).


Schon 1831 wird in einer Literaturkritik zu seiner Schrift "Blätter der Liebe" darauf aufmerksam gemacht, dass Anastasius Grün nur ein Synonym sein kann (vgl. Wiener Theater-Zeitung, 31. August 1831, S. 7). Der Name Anastasius bedeutet "der Auferstandene" und die Farbe Grün steht für Hoffnung. Beide Namen symbolisieren seinen Wunsch nach Veränderung in der Monarchie (vgl. Volksbote, 5. April 1906, S. 12). Nachdem die Zensurbehörde die wahre Identität des Anastasius Grün aufgedeckt hatte, wurde dieser von Fürst Metternich unter Druck gesetzt und beendete 1838 seine schriftstellerische Tätigkeit. Im Laufe der Märzrevolution kehrten seine bis dahin verbotenen Schriften zurück in die Buchhandlungen, wie eine Werbeanzeige in der Wiener Zeitung zeigt (Wiener Zeitung, 31. März 1848, S. 18).

1. September 1796

Tiere in Flammen

Bildquelle: Die Hetze. Anton Stutzinger (um 1850). Federzeichnung. ÖNB Kartensammlung und Globenmuseum. Signatur: KAR0500246

Am 1. September 1796 verbrannte das Wiener Hetzamphitheater "unter dem entsetzlichen Gebrülle" der darin befindlichen Tiere, um nie wieder nachgebaut zu werden (vgl. Wiener Zeitung, 3. September 1796, S. 3).

Seit 1755 konnten sich die Wiener in dem prächtigen Holzgebäude des Wiener Hetzamphitheaters blutige Tiergefechte ansehen. Der Errichter des Hetzamphitheaters, Monsineur Defraine, wurde 1877 im Fortsetzungsroman "Die schwarze Bank, oder ein Schwindler von hundert Jahren" als ein "leichtfüßiger Franzose, und ein unternehmender Mann" beschrieben, "der von Paris nach Wien gekommen war und das Amphitheater unter den Weißgärbern gebaut hatte" ((Neuigkeits) Welt Blatt, 18. November 1877, S. 7).

Die Kämpfe der Löwen, Panther, Ochsen, Wildschweine und Hunde waren eine Attraktion für alle Wiener – von dem gemeinen Volk bis zum Kaiser. In der Mitte des Theaters befanden sich ein Bassin und ein Steigbaum. Die Tiere wurden durch große Türe zur Hetze eingelassen. Die Galerien konnten bis zu 3000 Zuschauer aufnehmen. Die Vorstellungen fanden sonntags und an Feiertagen statt (vgl. Die Gegenwart. Politisch-literarisches Tagblatt, 5. August 1847, S. 1).

In den goldenen Zeiten des Hetzamphitheaters wurden Tierkämpfe möglichst einfallsreich gestaltet, wie in der Wiener Zeitung aus dem Jahr 1775 zu lesen ist (vgl. Wiener Zeitung, 12. August 1775, S.21). Später geriet das Hetztheater in eine Krise. Um 1781 tauchten Pamphlets auf, die von ausgelaugten Tieren berichteten, die einen traurigen Anblick boten. Eine detaillierte Geschichte des Hetzamphitheaters wurde ca. 100 Jahre nach dem Brand aus bis dahin unveröffentlichten Akten zusammengestellt und in der Neuen Freien Presse veröffentlicht (vgl. Neue Freie Presse, 25. Januar 1895, S. 3).

Während die meisten Kritiker der Tierkämpfe zurzeit des Hetzamphitheaters über einen "widrigen Geruch" klagten (vgl. Blätter für Musik, Theater und Kunst, 21. September 1866, S. 1), schrieben die späteren Zeitungen über die Hetze unter dem Aspekt der Tierquälerei: "Das Auftreten des Thierschutzvereines in Wien erinnert uns, daß in derselben Stadt kaum fünfzig Jahre früher eine Hetze […] ein vollständiges, mit einem bedeutenden Personale und nicht unbedeutender Dotazion versehenes Institut zur Erlustigung des Volkes durch das Hetzen und Zerreisen wilder Thiere aller Gattungen befand. – So sehr haben sich die Richtungen des Zeitgeistes geändert, so mächtig war der Einfluß der Presse, so unwiderstehlich ist die stille Gewalt der fortschreitenden Bildung" (Die Gegenwart. Politisch-literarisches Tagblatt, 5. August 1847, S. 1)

Der Sittenkommissar und die Badeverordnungen

Bildquelle: Der Gendarm als Sittenkommissar, Ausschnitt aus: Das interessante Blatt, 11. September 1924, S. 1. ANNO/ÖNB.

Um die Jahrhundertwende begannen sich Frauen und Männer freizügiger zu kleiden. Diese Freizügigkeit, die auch vor Schwimmbädern keinen Halt machte, war der Obrigkeit ein Dorn im Auge. Man sah die Sittlichkeit und Moral in Gefahr, sollten sich die Menschen gar zu offenherzig zeigen. Deshalb wurde durch diverse Verordnungen vorgeschrieben, was man beim Badevergnügen tragen durfte (vgl. Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt, 13. Juni 1926, S. 5).

Auch das gemeinsame Baden von Männern und Frauen war vor allem vonseiten der katholischen Geistlichkeit verpönt. In einigen Badeorten gab es sogar separate Bereiche für die beiden Geschlechter. Zudem wurde penibel genau darauf geachtet, dass kein Hautstück zu viel gezeigt wurde (vgl. Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt, 13. Juni 1926, S. 5). Doch nicht alle waren mit derartigen Bestimmungen einverstanden. So stellte die Arbeiter Zeitung im Juli 1930 in einem Artikel die Frage, ob man das gemeinsame Baden überhaupt verbieten dürfte (vgl. Arbeiter-Zeitung, 20. Juli 1930, S. 9).

Die Einhaltung der Baderegelungen wurde meist durch einen Gendarm, der als Sittenkommissar fungierte überprüft. Das interessante Blatt berichtete 1924 von einem ungarischen Gendarm, der im Badeort Balatonfüred eine Dame aufs Kommissariat brachte, da ihr Badekleid für zu kurz befunden wurde (vgl. Das interessante Blatt, 11. September 1924, S. 5).

In Preußen sah man sich 1932 sogar bemüßigt, den öffentlichen Anstand durch eine Badepolizeiverordnung zu wahren. Dr. Franz Bracht, der stellvertretende Reichskommissar, verordnete einen Runderlass, der unter anderem besagte: "Das öffentliche Nacktbaden oder Baden in anstößiger Badekleidung ist verboten […] In und am Wasser ist jedes Verhalten zu unterlassen, das in sittlicher Beziehung Aergernis zu geben geeignet ist […] Gegen die Nichtbefolgung wird die Festsetzung von Zwangsgeld bis zu 150 Reichsmark angedroht" (Reichspost, 23. August 1932, S. 7).

Diese Badepolizeiverordnung ging im Volksmund als sogenannter Zwickelerlass in die Geschichte ein, denn die Verordnung enthielt eine Bestimmung, die detailliert vorschrieb, dass Badeanzüge und Badehosen mit einem Zwickel versehen werden sollten. Dies sorgte nicht nur in Preußen für große Heiterkeit in der Presse, denn die wenigsten Menschen hatten eine Vorstellung davon, was ein Zwickel überhaupt sein sollte. Einige Tage nach Veröffentlichung des Erlasses wurde eine amtliche Erklärung abgegeben, wonach ein Zwickel „ein rhomboidartiger Stoffeinsatz im Schritt“ sei (vgl. Volksblatt für Stadt und Land, 16. Oktober 1932, S. 20).

Der Zwickelerlass wurde zehn Jahre später mit einer neuen Polizeiverordnung zur Regelung des Badewesens außer Kraft gesetzt (vgl. Deutsches Reichsgesetzblatt, Verordnung Nr. 77, 15. Juli 1942, S. 461). Heute gilt der Zwickelerlass noch immer als Sinnbild für unangemessenes Eingreifen des Staates in persönliche Angelegenheiten.

24. August 1866

Ausbruch der Choleraepidemie in Wien

Bildquelle: Austria und die Cholera. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR), Signatur: Pk 500, 26.

"Wien darf mit Recht in letzter Zeit von Glück reden. Die Trichinen, die Preußen und die Cholera – letztere wenigstens theilweise – haben die Metropole des Reiches verschont" (Die Presse, 24. August 1866, S.1). Noch war man im Feuilleton von "Die Presse" hoffnungsvoll. Grund für Zuversicht bestand jedoch wenig. Der 24. August 1866 markierte den Tag des epidemischen Ausbruchs der Cholera in Wien. "Vor den Trichinen haben uns die braven Wiener Köchinnen gerettet, welche ihre Schweinscotelettes niemals blutig á l'anglaise, sondern immer nur rigoros ausgebraten á la Viennoise zubereiten; von den Preußen unsere starke Stellung innerhalb Floridsdorfer Schanzen; aber wer kann uns vor der Cholera schützen?" (Die Presse, 24. August 1866, S.1). Eine berechtigte Frage, war es doch mittlerweile die vierte Cholerapandemie, die im Europa des 19. Jahrhunderts grassierte. Eine Werbeschaltung in der Tageszeitung "Das Vaterland" pries als Infektionsschutz eine Spirituose: "Das sicherste und bewährteste Präservativmittel gegen die Cholera, ist unstreitig der echte und unverfälschte Wacholderbranntwein, sogenannt Boroviczka" (Das Vaterland, 24. Juli 1886, S. 8).

Ob der Schnaps geholfen hat, bleibt offen. Die Ursache für die Cholera war jedenfalls seit den 1850er Jahren bekannt – verunreinigtes Trinkwasser. Einen effektiven Schutz vor der Krankheit brachten letztlich erst umfangreiche städtebauliche Maßnahmen. Der Ausbau des Kanalisationsnetzes unterband die Vermengung von Abwässern mit dem Trinkwasser in den Hausbrunnen. In Wien tobte die Brechruhr, wie man die Infektionskrankheit auch nannte, von August bis Ende November 1866. Über den Rückgang berichtete schließlich "Die Presse". Demnach hatte die Cholera "allen Anzeichen nach ihren mörderischen Wanderzug so ziemlich beendet" (Die Presse, 24. November 1866, S. 13). Für dieses Mal, denn die rund 6600 Opfer waren nicht die Letzten. Die Seuche kehrte 1873 und schließlich während des Ersten Weltkrieges zurück.

Die Olympischen Sommerspiele 1896

Bildquelle: Ausschnitt aus: (Neuigkeits) Welt-Blatt, 25. März 1906, S. 15. ANNO/ÖNB

Am Athletischen Kongress 1894 wurde beschlossen, nach über 1500 Jahren die Olympischen Spiele der hellenistischen Antike neu zu beleben (vgl. Agramer Zeitung, 11. Jänner 1896, S. 11). Sie fanden zwischen 6. und 15. April 1896 in Athen statt. Über die vertretenen Disziplinen berichtet die Wiener Zeitung (vgl. Wiener Zeitung, 25. Jänner 1896, S. 14).

Anders als heute waren die Sportler, die sich den Wettbewerben stellten, keine Profisportler und traten oft in mehreren Disziplinen an. So bestritt der 24-jährige Wiener Journalist Adolf Schmal den Wettkampf im Radfahren, bei welchem er den ersten Platz erreichte, und den Wettkampf im Fechten, bei welchem er den vierten Platz belegte (vgl. Radfahr-Sport, 17. April 1896, S. 1). Der 21-jährige Medizinstudent Paul Neumann, Mitglied des Wiener Amateur-Schwimm-Clubs, belegte den ersten Platz im 500m Freistilschwimmen (vgl. Innsbrucker Nachrichten, 17. April 1896, S.3) und der ebenfalls 21-jährige Medizinstudent Otto Herschmann den zweiten Platz im 100m Freistilschwimmen (vgl. Teplitz-Schönauer Anzeiger, 15. April 1896, S. 3). Die sieben sehr erfolgreichen Teilnehmer aus Ungarn traten offiziell für das Königreich Ungarn an, anders als bei Weltmeisterschaften, bei denen ungarische Sportler für die Österreich-Ungarische Monarchie antraten (vgl. Pester Lloyd, 14. April 1896, S. 3). Gewinnen konnte man bei den Olympischen Spielen 1896 nur Medaillen, den Zug nach Griechenland mussten die Sportler selbst finanzieren.

Die heimischen Zeitschriften rezipierten die Olympischen Spiele sehr unterschiedlich. Manche sahen darin eine friedliche Annäherung der Völker Europas, andere interpretierten sie als Versuch des griechischen Königs den alten Ruhm des Landes wiederherzustellen (vgl. Agramer Zeitung, 11. Jänner 1896, S. 11). Das Satiremagazin "Die Bombe" schrieb über die Olympischen Spiele: "Da is halt in Griechenland a Leben. Weil‘s durten kane ander‘n Sorgen, wier zum Beispiel Burgermasterwahl, Ausgleich und Wahlreform, haben, so treiben s‘ olympische Spiele" (Die Bombe, 19. April 1896, S. 2).

28. Juli 1866

Verlegung des transatlantischen Seekabels

Quelle: Ausschnitt aus der Wiener Zeitung, 29. Juli 1866, S. 5. ANNO/ÖNB.

Am 28. Juli 1866 wurde nach mehreren erfolglosen Versuchen das transatlantische Seekabel zwischen Irland und Neufundland verlegt und einige Tage später in Betrieb genommen (Wiener Zeitung, 29. Juli 1866, S. 5). Bereits am 29. Mai meldete das Neue Fremden-Blatt , dass von Bord der "Great Eastern", die am 28. Juni den Hafen von Sheerness (vgl. Die Debatte, 20. Juni 1866, S. 2) verließ, täglich 60 Meilen Telekabel versenkt werden sollten (vgl. Neues Fremden-Blatt, 29. Mai 1866, S. 19).

"Die ersten Worte, welche zwischen beiden Welten über den Ozean gewechselt wurden, waren Worte der Beglückwünschung und des Friedens" (Feldkircher Zeitung, 1. August 1866, S. 2.) – berichtete die Feldkircher Zeitung, die über dieses Ereignis auch weitere Details publizierte. Aus dem Fremden-Blatt erfährt man, dass die Signalgeschwindigkeit von drei rasch auf 14,5 Worte pro Minute stieg (vgl. Fremden-Blatt, 14. August 1866, S. 9).

Im Polytechnischen Journal wurden 1866 mehrere Abhandlungen über die Verlegung eines Telekabels auf dem Meeresboden publiziert. Eine davon beschäftigt sich mit den Problemen, die sich dabei ergeben könnten und schlägt Lösungsansätze für die deren Vermeidung vor (vgl. Polytechnisches Journal, 3. Hauptteil, S. 32ff.).

20. Juli 1656

360. Geburtstag von Johann Bernhard Fischer von Erlach

Bildquelle: Johann Bernhard von Fischer-Erlach (1656 - 1723). Ölgemälde in der Österreichischen Nationalbibliothek, camera praefecti. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR). Signatur: 113.266 - C.

„[…] und doch ist der Name Fischer von Erlach noch so populär in Wien, als wenn er erst kürzlich die Welt mit seinem Ruhm und die Wiener mit Stolz darob erfüllt hätte.“ (Arbeiter-Zeitung, 5. April 1923, S. 6)

Die barocken Bauten des Johann Bernhard Fischer von Erlach prägen bis heute die Erscheinung der Stadt Wien. Unter Kaiser Karl Vl. entwarf der Architekt unter anderem den heutigen Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek. Als Hofarchitekt der Habsburger erbaute er auch die Karlskirche, die Hofstallungen (das heutige Museumsquartier) und das Stadtpalais des Prinzen Eugen von Savoyen (ehemaliges Finanzministerium) (vgl. (Neuigkeits) Welt Blatt, 25. September 1881, S. 5).

Ob Fischer von Erlach tatsächlich Österreicher war, oder ob er aus den Niederlanden stammte, war lange unklar, wie Die Presse 1895 berichtete (vgl. Die Presse, 30. Jänner 1895, S. 1). Tatsächlich stammte Fischer von Erlach aus Graz. Um seine bürgerliche Herkunft zu verschleiern fügte er seinem Namen das vermeintliche Adelsprädikat „von Erlach“ bei (vgl. Die Presse, 30. Jänner 1895, S. 1). Schon 1898 betitelte sich die Stadt Graz als „Geburtsstadt des größten österreichischen Baumeisters des 17. und 18. Jahrhunderts.“ (Der Bautechniker, 4. März 1898, S. 8).

Im April 1723 starb der Architekt noch während der Erbauung der Hofbibliothek und der Karlskirche. Sein Sohn, Joseph Emanuel Fischer von Erlach, vollendete die Werke seines Vaters. Ob die Bauten, wie wir sie heute kennen, den Plänen des Vaters entsprechen, oder Modifikationen und Ideen des Sohnes wiederspiegeln, war strittig (vgl. Neue Freie Presse, 20. September 1893, S. 1).

13. Juli 1841

Der 175. Geburtstag Otto Wagners

Bildquelle: Otto Wagner, ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR), Signatur: Pf 109.809:D (1)

Der Geburtstag des am 13. Juli 1841 in Wien geborenen Architekten Otto Wagner jährt sich 2016 zum 175. Mal. Von 1860 an studierte er an der Technischen Hochschule in Berlin und der Wiener Akademie (vgl. (Linzer) Tages-Post, 12. April 1918, S. 5) und absolvierte gleichzeitig eine Maurerlehre. 1863 gelang ihm ein erster Erfolg, als sein Entwurf zur Gestaltung des Kursalons im Wiener Stadtpark als Gewinner hervorging (vgl. Wiener Zeitung, 4. September 1863, S. 4). "Schon in den Siebzigerjahren hat er durch einige elegante, von der Schablone abweichende Neubauten auf dem Schottenring, denen sich später das Palais der Länderbank anschloß, Aufmerksamkeit erregt." (Wiener Zeitung, 12. April 1918, S. 4)

Zu seinen größten Erfolgen zählen unter anderem der 1. Platz im Wettbewerb um den Generalisierungsplan für Wien (vgl. Der Bautechniker, 9. März 1894, S. 7), die Gestaltung der Wiener Postsparkassa (vgl. Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 17.Dezember 1906, S. 6), die Hochbauten der Wiener Stadtbahn (vgl. (Neuigkeits) Welt Blatt, 13. April 1918, S. 4), sowie der Bau der Kirche am Steinhof (vgl. Neue Freie Presse, 6. Oktober 1907, S. 13). Otto Wagner ist immer noch allgegenwärtig, wenn man durch die Stadiongasse, die Linke Wienzeile oder die Neustiftgasse schlendert (vgl. Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 15. April 1943, S. 2).

In seinen letzten Jahren beschäftige er sich mit dem Bauprojekt "Wien nach dem Krieg" (vgl. Neue Freie Presse, 7. April 1917, S. 1), sowie mit der Schaffung des Franz-Joseph-Denkmals am Äußeren Burgplatz (vgl. Reichspost, 6. Dezember 1916, S. 7). Otto Wagner verstarb am 11. April 1918 in seiner Wohnung in der Döblergasse in Wien und wurde am Hietzinger Friedhof beigesetzt.

1. Juli 1929

Todestag Jodok Finks

Bildquelle: Fink, Jodok. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR), Signatur: L 12.492-C.

"Es war niemand in diesem Hause, der sich nicht bewußt gewesen wäre, wie groß dieser Verlust für das ganze österreichische Parlament, für Staat und Volk ist […]" (Reichspost, 8. Juli 1929, S. 2). Mit diesen Worten beschrieb die Reichspost die Stimmung im Parlament, nachdem die Todesnachricht die Mitstreiter des verstorbenen Jodok Finks erreichte. Der Nationalrat Dr. Drexel fasste das Phänomen Fink in der österreichischen Politik folgendermaßen zusammen: "Fink war ein Programm, ein klarer und deutlicher Wille […]" (Vorarlberger Volksblatt, 16. Juli 1929, S. 2).

Er war bereits vor dem Ersten Weltkrieg in der Gemeinde- und Landespolitik Vorarlbergs, später auf Bundesebene aktiv. Zur Entstehung der Ersten Republik hat er einen wertvollen Beitrag geleistet, an den 1929 der Präsident des Nationalrats, Alfred Gürtler, in seinem Nachruf folgendermaßen erinnerte: "Als man darangehen mußte, das neue Staatswesen ins Leben zu rufen, war es Jodok Fink, dem die verantwortungsvollsten Aufgaben übertragen wurden" (Reichspost, 8. Juli 1929, S. 2).

Jodok Fink ist am 1. Juli 1929 gestorben (vgl. Feldkircher Anzeiger, 6. Juli 1929, S. 1). Über sein Leben und seinen Tod (vgl. Vorarlberger Volksblatt, 1. Juli 1929, S. 1), sowie über seine Beerdigung berichteten unter anderem die Vorarlberger Landes-Zeitung (5. Juli 1929, S. 1f.), die Arbeiter-Zeitung (6. Juli 1929, S. 3) oder das Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt (3. Juli 1929, S. 3). Aus Letzterem erfahren die LeserInnen, dass für die Zeit des Begräbnisses sogar Sonderzüge auf der Strecke zwischen Bregenz und Andelsbuch, dem Geburts- und Sterbeort Finks, eingesetzt wurden (vgl. Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt, 3. Juli 1929, S. 3). In den angegebenen Quellen finden Sie (umfang-)reiche Informationen zu Finks Leben und politischem Handeln.

20. Juni 1841

Eröffnung der Eisenbahn von Wien nach Wiener Neustadt

Bildquelle: Ausschnitt aus der Allgemeinen Bauzeitung 1842, Bildtafel CDLXIV. ANNO/ÖNB.

Am 20. Juni 1841 wurde die Eisenbahnstrecke von Wien nach Wiener Neustadt eröffnet. Die Wiener Zeitung berichtet am 22. Juni 1841 über die Feierlichkeiten:

Der erste Abschnitt eines für den commerciellen Verkehr Wiens mit dem Süden, so wie für die Annäherung seiner, für die Naturschönheiten so sehr empfänglichen, Einwohner an die mittägigen Gebirgsgegenden desselben höchst wichtigen Unternehmens ist vollendet: die ganze Strecke der von der kaiserl. Residenz bis nach Wiener Neustadt führenden Doppel-Eisenbahn, deren Bau im Hochsommer des Jahres 1839 angefangen wurde, ist Sonntag den 20sten dieses dieses zum Gebrauche des Publicums feyerlich eröffnet worden! (Seite 3)

In ähnlich blumiger Sprache wird im fast zwei Seiten langen Artikel neben der Dekoration der Lokomotiven und den jubelnden Einwohnern der Orte entlang der Bahnstrecke auch der Streckenverlauf und der sich dem Passagier bietende Ausblick aus dem Zug im Detail beschrieben:

Der Weg zieht sich von da an in einer durch Weingärten laufenden Abgrabung von 28 Fuß Tiefe, und 252 Klaftern Länge rechts von Pfaffstetten fort, betritt hierauf einen mit einer kunstvollen Brücke verbundenen, 21 Schuh hohen und 1389 Klafter langen Damm vor Baden, dessen ersten Häuser etwa einen Flintenschuß davon zur Rechten liegen, während man fast in gleicher Entfernung zur Linken die Ortschaften Leesdorf und Veste Rohr, und weiter östlich Tribuswinkel erblickt. (Seite 3)

Wer sich über die Entstehungsgeschichte, wirtschaftliche Bedeutung und Technik der Bahnstrecke informieren will, nimmt besser die Allgemeine Bauzeitung von 1842 zur Hand. Hier findet sich ein ausführlicher und mit diversen Grafiken illustrierter Artikel über die 1842 bereits bis Gloggnitz fertiggestellte Südbahn.

Österreich Europameister

Bildquelle: Etyroki (Tschechoslowakei) und Schall (Oesterreich) im Kampf um den Ball. Ausschnitt aus Wiener Bilder, 16. April 1933, S. 7. ANNO/ÖNB.

"Österreich Europameister!" Diese Worte würden heimische Fußballfans wahrscheinlich gerne im Juli in der Presse lesen. Doch konnte Österreich diesen Titel schon einmal holen, denn im Oktober 1932 siegte Österreich mit elf Punkten vor Italien (vgl. Das kleine Blatt, 29. Oktober 1932, S. 14).

Es war die Ära des sogenannten Wunderteams, welches 1931-1933 Aufsehen erregte. Die Mannschaft rund um den Kapitän Matthias Sindelar, aufgrund seines Erscheinungsbilds der "Papierene" genannt, schaffte es 1931 über die bis dato auf europäischen Festland ungeschlagenen Schotten zu triumphieren. Das kleine Blatt berichtete: "Grandioser Sieg über die Schotten! Das Unerwartete ist eingetroffen! Österreichs Auswahlelf feierte gestern auf der Hohen Warte vor nahezu 60.000 Menschen über die Elf Schottlands mit 5:0 (2:0) einen sensationellen Erfolg." (Das kleine Blatt, 17. Mai 1931, S. 20)

Die Siegesserie des Teams sollte zwei Jahre anhalten. Einer der Höhepunkte der Nationalmannschaft war ein Spiel gegen Ungarn, dessen Mannschaften damals wie auch die Österreichs zu den besten der Welt gehörte. Da Ungarn seit 1928 nicht mehr von den Österreichern geschlagen worden war, war der Zuschauerandrang auf dem Sportplatz der Hohen Warte dementsprechend groß. 60.000 Zuseher verfolgten das Match und staunten über den 8:2 Sieg Österreichs (vgl. (Linzer) Tages-Post, 25. April 1932, S. 6).

Zu verdanken war dies unter anderem dem Mittelstürmer und Teamkapitän Matthias Sindelar, der selbst drei Treffer landete und die weiteren fünf Tore vorbereitete. Dieses Match gilt noch heute als eines seiner besten Spiele (vgl. Neue Freie Presse, 25. April 1932, S. 8).

Der Verbandskapitän Hugo Meisl äußerte sich in einem Interview despektierlich über die Phrase Wunderteam: "Wunderteam – Quatsch (…) Die Idioten, die ihm diesen Namen gegeben haben, gehören aufgehängt. Ueberall verfolgt einen die verwünschte Phrase. Wunderteam! Heute gibt es keine Wunder mehr und am allerwenigsten bei uns. Der Teufel möge denjenigen holen, der diesen albernen Ausdruck erdacht hat." ((Wiener) Sporttagblatt, 18. Februar 1932, S. 2)

Trotz dieser harten Worte ging das geflügelte Wort Wunderteam in die Fußballgeschichte ein.

1. Juni 1836

Die Erfindung der Briefmarke

Bildquelle: James Chalmera und der erste Entwurf zu einer Briefmarke. Ausschnitt aus Das interessante Blatt, 10. Dezember 1936, S. 6. ANNO/ÖNB

Anläßlich des 100jährigen Dienstjubiläums der österreichischen Briefmarke am 1. Juni 1900 widmete das (Neuigkeits-)Welt-Blatt der Genese der österreichischen Philatelie einen längeren Beitrag. Bis 1836 waren zweihundert Jahre vergangen, seit Mitte des 17. Jahrhunderts die ersten Versuche mit Gebührenstreifen und später auch gestempelte Kuverts aus Papier unternommen worden waren. Ein Umstand der zur Feststellung anstieß, dass "Man sieht wie schwer oft die einfachsten Dinge zu erfinden sind." ((Neuigkeits-)Welt-Blatt, 31. Mai 1900, S. 11)

1836 war die Briefmarke noch nicht erfunden. Die Idee aber, zu einem "Prepaid-System", in dem der Absender das Briefporto entrichtet, anstelle wie bisher der Empfänger, schwelte schon länger in Europa. Die Umkehrung der Kostenlast war letztlich die eigentliche Innovation der Briefmarke. Wem man nun die Ehre der Erfindung richtigerweise zusprechen soll, darüber divergieren bis heute die Meinungen. Zu Ende des 19. Jahrhunderts stellte sich noch eine illustre Kandidatenliste - davon geblieben sind drei.

Da waren, 1653 Monsieur Velayer, Staatsrat unter Ludwig XIV. (vgl. (Salzburger) Fremden-Zeitung, 17. Dezember 1898, S. 6) 1812 eine schottische Schifffahrtsgesellschaft, 1818 bestempelte Sardinien Kuverts in Farbendruck (vgl. Innsbrucker Nachrichten, 20. November 1900, S. 10) und 1823 wollte man in Schweden Postmarken einführen (vgl. Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt, 30. August 1892, S. 2) Geblieben sind Sir Rowland Hill und Laurenz Koschier (slowenisch: Lovrenc Košir). Hier Hill, der Reformator des britischen Postwesens und da Koschier, ein subalterner Buchhalter aus Unterluscha bei Bischoflack in der Oberkrain, im heutigen Slovenien. Hier Hill mit der Macht zur Veränderung und da Koschier, der seinen Vorschlag für aufklebbare Brieftaxstempel bloß andienen kann. Nach Prüfung durch die k.k. Allgemeine Hofkammer wird der Vorschlag im Mai 1836 abgewiesen. "Wie so mancher andere Gedanke wurde auch dieser Vorschlag dem Verfasser als nicht durchführbar zurückgestellt." (Das interessante Blatt, 10. Dezember 1936, S. 6) heißt es 100 Jahre später in der Ausgabe von Das interessante Blatt, am 1. Dezember 1936, dem österreichischen "Tag der Briefmarke".

Und da ist dann noch James Chalmers, ein schottischer Verleger und Druckereibesitzer. Angeregt von einem Berufsgenossen, dem Verleger Charles Knight, soll Chalmers die Idee zur Briefmarke entwickelt und Rowland Hill vorgeschlagen haben. (vgl. Bukowinaer Rundschau, 4. Mai 1890, S. 9)

Wer war es nun wirklich? Wikipedia würdigt Chalmers mit der Zuschreibung.

30. Mai 1866

"Die verkaufte Braut" von Bedřich Smetana wird uraufgeführt

Bildquelle: Smetana, Friedrich: Die verkaufte Braut. Dietrich & Co 1952. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR), Signatur: 414719-B.

Bedřich Smetana war schon zu Lebzeiten ein sehr beliebter tschechischer Komponist, der auch außerhalb seiner Landesgrenzen schnell populär wurde (vgl. Blätter für Musik, Theater und Kunst, 30. Januar 1866, S. 2). 1866 komponierte er "Die verkaufte Braut", oder auf Tschechisch "Prodanà nevěsta". Die Neue Zeitschrift für Musik wies auf die neue komische Oper hin und weckte das Interesse des Publikums durch einige Details zum Werk (vgl. Neue Zeitschrift für Musik, 16. Februar 1866, S. 12).

Aus dem Neuen Fremden-Blatt erfuhr man, dass die Uraufführung der Oper "zur Eröffnung der Sommersaison im Prager Neustädter Theater" (Neues Fremden-Blatt, 7. März 1866, S. 5) stattfand. Das genaue Datum der ersten Vorstellung teilte allerdings das Fremden-Blatt erst im Mai mit (vgl. Fremden-Blatt, 30. Mai 1866, S. 5). Drei Tage nach der Vorführung erschien im selben Blatt ein kurzer Bericht über die Aufführung, die vom Publikum scheinbar sehr gut aufgenommen wurde (vgl. Fremden-Blatt, 2. Juni 1866, S. 5).

Die Oper wurde auch anlässlich des Besuchs des Kaisers in Prag aufgeführt. Das Neue Fremden-Blatt (vgl. Neues Fremden-Blatt, 29. Oktober 1866, S. 3), Das Vaterland (vgl. Das Vaterland, 30. Oktober 1866, S. 1), aber auch Die Debatte (vgl. Die Debatte, 15. November 1866, S. 1) schrieben ins Detail gehend über diesen Abend.

Eishockey-Weltmeisterschaft

Bildquelle: Szene aus dem Match Wien-Oxford Canadians im Jahre 1911: Ein Freischlag. Ausschnitt aus: Illustriertes (Österreichisches) Sportblatt, 21. Dezember 1912, S. 3. ANNO/ÖNB

Die Eishockey-Weltmeisterschaft blickt heuer auf eine 96-jährige Geschichte zurück. In den ersten drei Jahren war sie aber noch keine eigenständige Sportveranstaltung, sondern fand 1920, 1924 und 1928 im Rahmen der Olympischen Spiele statt.

Am 26. April 1920 wurde die erste Meldung über das Eishockeyturnier in Antwerpen im Wiener Sport-Tagblatt publiziert: Amerika wurde mit dem Ergebnis 29:0 der absolute Sieger der ersten Runde. Auch Kanada lag mit 15:0 seinem Gegner weit voraus und galt laut der Zeitung als Favorit (vgl. Wiener Sporttagblatt, 26. April 1920, S. 4). Eine Woche später stand fest, dass diese Einschätzung gar nicht unbegründet war: Kanada holte sich den ersten Platz, Amerika wurde Zweiter und die Tschechoslowakei erkämpfte sich den dritten Platz auf dem Podest (vgl. ebda).

Interessantes Detail ist, dass in Antwerpen – abweichend von den mitteleuropäischen Konventionen – nicht mit einem Ball gespielt wurde, wie es beim damals bekannten 'Bandy' üblich war (vgl. Wiener Sporttagblatt, 17. Januar 1921, S. 4), sondern der Ball wurde durch eine Gummischeibe ersetzt.

Bereits im darauffolgenden Jahr deutete der Bau des Wintersportstadion in Chamonix darauf hin, dass die Wintersportwoche der Pariser Olympischen Spiele 1924 (Illustriertes Österreichisches Sportblatt, 30. Dezember 1922, S. 12) dort stattfinden wird. 1923 gab dieselbe Zeitung bekannt, dass sich die Vorbereitungen der Olympischen Spiele äußerst kompliziert gestalteten: Unter anderem entzündete sich ein Streit zwischen der Stadt Chamonix und dem Olympischen Komitee wegen des Budgets, das der neuen Wintersportanlage gewidmet wurde (vgl. Illustriertes Österreichisches Sportblatt, 10. Februar 1923, S. 9). Die Lage hat sich auch später nicht verbessert: Über die Fragen, die in ganz Sport-Europa heftig diskutiert wurden, brachte das Wiener Sporttagblatt einen umfangreichen Artikel (vgl. Wiener Sporttagblatt, 3. Oktober 1923, S. 1).

Am 31. Jänner 1924 konnten dennoch die ersten Zwischenergebnisse des Eishockey-Turniers aus Chamonix gemeldet werden, aus denen sich erschließen lässt, dass Amerika und die Tschechoslowakei ihre führende Rolle weiterhin behalten wollten (vgl. Wiener Sporttagblatt, 1. Februar 1924, S. 5.)

Wie beliebt über die Jahre das Eishockey in Österreich wurde, lässt sich in den Sportzeitungen in ANNO gut erkennen. Ab 1925 erschien sogar eine Wochenzeitung mit dem Titel "Der Eishockeysport", die sich ausschließlich diesem Spiel widmete.

11. Mai 1866

Der erste Schwarze Freitag in der Geschichte

Bildquelle: Börsenkrach 1873. Szene vor der (alten Börse) in Wien am Tag des Krachs. Autor: Hörwarter, Josef Eugen. Datierung: 09. 05. 1873. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR). Signatur: 238054 Res.-B.

Infolge der größer werdenden Kriegsgefahr in Europa breiteten sich 1865 Unsicherheiten an den Märkten aus. Immer mehr Anleger entzogen ihre Einlagen den Banken und tauschten ihr Vermögen in Bargeld oder Gold. Dadurch gerieten zunehmend Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten und die Anzahl der hochriskanten oder faulen Wechsel stieg rapide an. Dem Bankhaus Overend and Gurney haftete ein stetig wachsender Schuldenberg an und am 10. Mai brach das Institut schließlich unter einer Last von circa fünf Millionen Pfund Sterling zusammen (vgl. Wiener Zeitung, 14. Mai 1866, S. 6).

Am Freitag den 11. Mai 1866 war Overend and Gurney gezwungen seine Zahlungen einzustellen (vgl. Klagenfurter Zeitung, 13. Mai 1866, S. 4). Es folgten Unruhen und eine schwere Krise der britischen Wirtschaft, weshalb dieser Tag als Schwarzer Freitag in die Geschichte eingehen sollte: "Die City bot am 11. ein eigenthümliches Schauspiel dar. Lombardstreet und die angrenzenden Straßen, in welchen sich die meisten Banken befinden, waren von Menschen förmlich blokirt [sic!], theils von solchen, die das Schlimmste befürchtend alle ihre Depositen aus den Banken nahmen, theils von Neugierigen, die, angelockt durch das Gedränge, letzteres hundertfach vermehrten." (Wiener Zeitung, 15. Mai 1866, S. 14)

In der Finanzgeschichte sollte dies aber nicht der einzige Schwarze Freitag bleiben. In Wien fand beispielsweise 1873 der sogenannte Gründerkrach statt. Er gipfelte am 9. Mai 1873 in dramatischen Kursverlusten, wobei die Wiener Börse sogar polizeilich geschlossen werden musste. Das Fremden-Blatt berichtete von einer Katastrophe, die über die Börse hereingebrochen sei (vgl. Fremden-Blatt, 9. Mai 1873, S. 28).

In Europa gebrauchte man im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der New Yorker Börse im Oktober 1929 ebenfalls den Begriff Schwarzer Freitag. Hierbei handelte es sich aber genau genommen um einen Schwarzen Donnerstag. Nur aufgrund der Zeitverschiebung – es war in Europa beim Bekanntwerden des Börsenkrachs bereits nach Mitternacht – sprach man von einem Schwarzen Freitag. Wie es zum Börsenkrach kam, berichtete ausführlich die Zeitung ‚Der Österreichische Volkswirt‘ auf den Seiten 13 bis 17 der Ausgabe des 2. November 1929 (vgl. Der Österreichische Volkswirt, 2. November 1929, S. 13).

Der Schwarze Donnerstag sollte der wohl folgenreichste Börsencrash der Geschichte werden, gilt er heute als Auslöser der Great Depression in den USA und einer Weltwirtschaftskrise.

1. Mai 1816

200 Jahre Salzburg als Teil von Österreich

Bildquelle: Salzburg. Blicke auf die Stadt. Gesamtansicht von der Festung. Autor: Sikora, Josef. Datierung: um 1925. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR). Signatur: 55.007 B.

Nach den napoleonischen Kriegswirren wurden am Wiener Kongress 1814 bis 1815 die Territorien Europas neu geordnet. Das Kaisertum Österreich musste zwar auf mache Besitzungen verzichten, konnte aber Gebiete dazugewinnen. Salzburg gehörte zur damaligen Zeit noch zum Königreich Bayern, doch am 1. Mai 1816 wurde in der Alten Residenz Salzburg der Vertrag unterzeichnet, der Salzburg offiziell zu einem Teil Österreichs erklärte. Die Vaterländischen Blätter für den österreichischen Kaiserstaat berichteten ausführlich über die finanziellen und geographischen Gegebenheiten Salzburgs (vgl. Vaterländische Blätter, 1. Mai 1816, S. 1).

Auch das Bregenzer Wochenblatt berichtete: "Ein gestern aus München hier eingetroffener Kourier hat die Nachricht überbracht, daß daselbst am 14 dieses Monats der feierliche Traktat über die künftigen Gränz-Bestimmungen und Territorial Verhältnisse zwischen Oesterreich und Baiern, von dem kaiserl. österreichischen und dem königl. baierischen Bevollmächtigten unterzeichnet worden ist. Durch diese Uebereinkunft tritt Oesterreich wieder in den Besitz der durch den Wiener Frieden vom Jahr 18.9 [SIC!] abgetretenen Theile (…) des Innviertels und des Fürstenthums Salzburg (…)" (Bregenzer Wochenblatt, 3. Mai 1816, S. 2)

Salzburg hat sich in den letzten 200 Jahren zu einem kulturellen Zentrum Österreichs etabliert. Beispielsweise finden seit 1920 alljährlich im Sommer die Salzburger Festspiele statt. Eine der Traditionen der Festspiele ist die Jedermann Aufführung auf dem Domplatz. Sie geht auf die Konzipienten Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt zurück. Die Linzer Tagespost berichtete 1920, dass durch die Festspielwoche "(…) Salzburg, welches 1919 noch im Dornröschenschlaf lag und keinen besonderen Fremdenzustrom hatte (…) zu neuem Leben erwacht." war (vgl. Linzer Tagespost, 23. August 1920, S. 3).

International ist Salzburg wohl für seinen prominentesten Einwohner Wolfgang Amadeus Mozart bekannt. Er wurde 1756 in der berühmten Getreidegasse Nummer 9 geboren. Noch heute kann man sein Geburtshaus besichtigen (vgl. Volksfreund, 13. Januar 1906, S. 2).

30. April 1916

Erste Sommerzeit in Deutschland und Österreich-Ungarn.

Bildquelle: Ausschnitt aus: Kikeriki, 07. Mai 1916, S.2. ANNO/ÖNB

Die weltweit erste Zeitumstellung auf eine „Sommerzeit“ fand in der Nach von 30. April auf 1. Mai 1916 in Deutschland und Österreich-Ungarn statt.

 

Nachdem am 6. April 1916 im Deutschen Bundesrat die Umstellung auf Sommerzeit mit 1. Mai beschlossen wurde, sind die Zeitungen voll von Artikeln, die sich mit einer möglichen Einführung in Österreich, den Vor- und Nachteilen sowie – offenbar eine große Sorge – den Auswirkungen auf den Eisenbahnverkehr beschäftigen. So beispielsweise im Neuigkeits-Welt-Blatt vom 13. April 1916. Auch eine mögliche Einführung in anderen Ländern wie Frankreich, Holland und der Schweiz war Thema.

Nach langem Warten und Spekulieren, zum Beispiel in der Tages-Post vom 20. April 1916 wurde schließlich am 21. April - keine 10 Tage vor dem Umstellungstermin – die Einführung der Sommerzeit in Österreich beschlossen.

Die Neue Freie Presse kann schließlich am 22. April 1916 von der nun fixen Einführung, und am 1. Mai 1916 von der allerersten Zeitumstellung der Geschichte berichten. Die Zeitumstellung fand, aus heutiger Sicht ungewöhnlich, in der Nacht von Sonntag auf Montag statt, und sorgte offenbar für Feierstimmung unter der Bevölkerung:

Es war eine Art Silvesternachtsstimmung. Auf allen Plätzen, wo öffentliche Uhren sind, sammelte sich gegen 11 Uhr nachts das Publikum an, um Zeuge des Uebergangs von der bisherigen Zeitrechnung zur Sommerzeit zu sein. Da und dort fand sich auch eine gutgelaunte Gesellschaft, die den Vorgang des Uhreneinstellens mit Applaus und Bravorufen begrüßte. (Neue Freie Presse, 1. Mai 1916, S.7)

25. April 1866

Baubeginn des Haas-Hauses am Stock-im-Eisen-Platz

Bildquelle: Ausschnitt aus: Wiener Weltausstellungs-Zeitung, 15. September 1871, S. 1. ANNO/ÖNB.

Über den Beschluss des Gemeinderats bezüglich der Regulierung des Grabens wurde 1865 und 1866 viel diskutiert. Das Neue Fremden-Blatt und die Neue Freie Presse berichteten in diesen Jahren beinahe täglich ausführlich über diese Debatten. Um die abzureißenden Häuser am Graben "zwischen dem Stock-im-Eisenplatz und der Goldschmied-, Schlosser- und Schmalgasse" (Neue Freie Presse, 25. April 1865, S. 4) kaufen zu können, wurde am 28. Juli 1865 (Das Vaterland, 29. Juli 1865, S. 4) die Aufnahme eines Kredites seitens der Gemeinde beschlossen.

Die Wiener Zeitung pries das Projekt und bedankte sich bei der Gemeindevertretung bzw. beim Bürgermeister Dr. Zelinka für die "die Verschönerung der inneren Stadt" (Wiener Zeitung, 18. August 1865, S. 4) durch die Neugestaltung des Grabens.

Die neu entstandenen Baugründe wurden von der Stadt Wien zum Kauf angeboten. Eine Parzelle hat "der Teppichfabrikant Philipp Haas" (Neues Fremden-Blatt, 24. März 1866, S. 3) erworben. Aus der Wiener Zeitung erfahren wir, dass es sich auch damals schon um teure Baugründe handelte: ein "Quadratklafter" (=3,5979 Quadratmeter) kostete 2125 Gulden (vgl. Wiener Zeitung, 24. März 1866, S. 3). Über diesen Kauf wurde in manchen Zeitungen ins Detail gehend berichtet (vgl. Die Presse, 24. März 1866, S. 9).

1871 wurde das fertige "Haas-Haus" auf der Titelseite der Wiener Weltausstellungs-Zeitung abgebildet und die Firma Haas wurde auf Seite 3-4 ausführlich vorgestellt (vgl. Wiener Weltausstellungs-Zeitung, 15. September 1871, S. 1). Über die Gebäude erfährt man hier, dass es vom zeitgenössischen Publikum als Kunstwerk bewundert und wegen seiner prachtvollen Erscheinung für ein Fürstenpalais gehalten wurde (vgl. Wiener Weltausstellungs-Zeitung 15. September 1871, S. 3).

Dass die Bezeichnung "Haas-Haus" auch den Nachfolgergebäuden weitervererbt wurde, zeugt von der enormen Berühmtheit des Industrie-Imperiums Haas. Darüber bekommt man im Wiener Salonblatt von 8. Dezember 1889 auf Seite 6 eine ziemlich genaue Vorstellung.

23. April 1616

Shakespeares 400. Todestag

Bildquelle: Ausschnitt aus: Das interessante Blatt, 20. April 1916, S. 15. ANNO/ÖNB.

Heuer jährt sich zum 400. Mal der Todestag des Schriftstellers William Shakespeare: "Shakespeare ward am 23. April geboren und starb, 52 Jahre alt, an demselben Tage dieses Monaths." (Wiener Zeitung, 25. April 1816, S. 2). Das exakte Geburtsdatum Shakespeares ist nicht überliefert. Da er laut dem Kirchenregister seiner Heimatstadt Stratford-upon-Avon am 26. April 1564 getauft wurde, legte man den offiziellen Geburtstag auf den 23. April, der gleichzeitig auch sein Todestag im Jahre 1616 war (vgl. Fremden-Blatt, 30. April 1862, S. 5).

Von seiner Kindheit und Jugend ist sehr wenig bekannt. Fest steht nur, dass er im Alter von 18 Jahren Anne Hathaway heiratete und mit ihr drei Kinder hatte, wobei sein einziger Sohn mit elf Jahren aus unbekannten Gründen verstarb (vgl. Vorarlberger Landeszeitung, 26. April 1916, S. 5).

Zwischen 1586 und 1592 kam er nach London, wann genau ist bis heute unklar. Dort schloss er sich einer Schaupielergruppe an und wirkte später am Globe-Theater mit, dessen Miteigentümer er wurde. Zu dieser Zeit schuf er auch seine heute noch berühmten Meisterwerke, wie unter anderem "Romeo und Julia", "Hamlet", "Othello" oder "Macbeth" (vgl. Vorarlberger Landes-Zeitung, 26. April 1916, S. 5).

Seit dem 18. Jahrhundert wird darüber debattiert, ob die Werke Shakespeares wirklich aus seiner eigenen Feder stammten. So berichtete beispielsweise die Neue Freie Presse in einem Artikel über gar vier Shakespeare, die in Frage kommen könnten. Laut des Artikels ist die „Bacon-Shakespeare-Theorie“ aber am weitesten verbreitet: "Die Bacon-Shakespeare-Theorie konnte heuer ihr fünfzigjähriges Jubiläum feiern. Gerade vor einem halben Jahrhundert ist zum erstenmal die direkte Behauptung veröffentlicht worden, der eigentliche Verfasser der Shakespeare-Dramen sei der englische Staatskanzler Sir Francis Bacon gewesen (…) Die Bacon-Frage hat sich, seitdem sie ins Rollen gebracht worden war, lawinenartig erweitert und die Literatur für und wider diese Theorie ist in England und Amerika zu einer großen Bibliothek angewachsen." (Neue Freie Presse, 30. Dezember 1906, S. 34)

8. April 1766

Herzog Albert Kasimir von Sachsen-Teschen heiratet Maria Christina von Österreich

Fischer, Ludwig Hans: Schloss Hof. Westfront mit Ehrenhof. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR). Signatur: Pk 1131, 807.

Franz Stephan von Lothringen, der Vater der Erzherzogin Marie Christine von Österreich hatte für seine Tochter einen anderen Schwiegersohn in spe im Auge als Herzog Albert Kasimir von Sachsen-Teschen, da dieser keine politische Macht hatte. Maria Theresia, die Mutter von Marie Christine war bald mit der Wahl ihrer Tochter einverstanden zumal Albert Kasimir sehr gebildet war (Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz, 22. Jänner 1887, S. 5). Die Verbindung der Liebenden musste nun vorerst einige Zeit geheim gehalten werden. Nachdem jedoch Franz Stephan von Lothringen überraschend gestorben war, stand der Liebesheirat, der eine glückliche Ehe folgte, nichts mehr im Wege. Die Wiener Zeitung berichtete, dass das Eheverlöbnis bei Hof feierlich begangen worden war (Wiener Zeitung, 2. April 1766, S. 7). Am 8. April heiratete schließlich Herzog Albert Kasimir von Sachsen-Teschen in der Kapelle von Schloss Hof an der March seine Marie Christine, Erzherzogin von Österreich. Die Braut und der Hofstaat reisten bereits am Vortag an, wohingegen "der durchlauchtigste Bräutigam Prinz Albert von Sachsen (…) erst folgenden Tag in aller Fruhe mit dero durchlauchtigstem Herrn Bruder dahin nachgefolgt (…) und daselbst die hohe Trauung und priesterliche Einsegnung vor sich gegangen" ist (Wiener Zeitung, 9. April 1766, S. 6). Bei dieser Hochzeitszeremonie trug die Braut ein weißes, perlenbesetztes Mousseline-Kleid und der Bräutigam eine Uniform, wohingegen die übrigen Gäste aufgrund der fortwährenden Hoftrauer schwarz gekleidet waren. Bald darauf zogen die Frischvermählten glücklich in Preßburg ein. Um den Standesregeln zu genügen, hatte Albert Kasimir von seiner Schwiegermutter eine Stellung als Statthalter von Ungarn erhalten.

Albert, ein eifriger Kunstsammler und Kunstmäzen gründete einst die Albertina, die größte Graphiksammlung der Welt (Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz, 22. Jänner 1887, S. 4-6). In Österreich und in den Österreichischen Niederlanden betätigte er sich als mächtiger Protektor der Freimaurerei, nachdem er 1764 in Dresden in die Freimaurerloge "Zu den drei Schwertern" aufgenommen worden war.

Marie Christine starb 1798 und ihr Gatte ließ ihr durch Antonio Canova ein Grabmal in der Augustinerkirche mit der Inschrift „Uxori Optimae“ (i.e. Der besten Gattin) errichten (Mährisches Tagblatt, 2. November 1912, S. 2). Selbst Napoleon besuchte im Zuge eines Aufenthaltes in Wien die Gedenkstätte und hätte sie am liebsten mit in seine Heimat genommen (Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 9. Oktober 1938, S. 12). Die noch von seiner Gattin initiierte Albertinische Wasserleitung mittels derer die Quellen des Kalterbaches nach Wien geleitet werden sollten (Wiener Zeitung, 23. August 1914, s. 2) ließ Albert vollenden (Neue Freie Presse, 14. November 1879, S. 6). Er tat dies nicht zuletzt in Erinnerung daran, dass seine geliebte Gattin an den Folgen des Genusses von verseuchtem Wasser gestorben war (Verdacht auf Cholera). Nach dem Tod von Albert Kasimir (1822) wurde sein Herz ebenfalls in der Loretokapelle der Augustinerkirche beigesetzt.

7. April 1766

Der Wiener Prater wird zur allgemeinen Benützung freigegeben

Bildquelle: Volksprater: Riesenrad, Lustspieltheater und Restaurant Prohaska. Postkartenverlag Ledermann. 1927. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR). Signatur: 270.789D.

Bis 1765 war der heutige Wiener Prater ein Auwald, der ausschließlich dem Jagdvergnügen für die jeweiligen Monarchen und dem Hof diente. Am 7. April 1766 gab Kaiser Joseph II. den Prater zur allgemeinen Benützung frei: "Es wird anmit jedermanniglich kund gemacht, wasmaßen Se. kaiserl. Majest. aus allerhöchst zu dem hiesigen Publico allermildest hegenden Zuneigung Sich allergnädigst entschlossen und verordnet haben, daß künftighin und von nun an zu allen Zeiten des Jahrs und zu allen Stunden des Jahrs, ohne Unterschied jedermann in den Bratter sowohl als in das Stadtgut frey spazieren zu gehen, zu reiten, und zu fahren, und zwar nicht nur in der Hauptallee, sondern auch in den Seitenalleen, Wiesen und Plätzen (…)" (Wiener Zeitung, 9. April 1766, S. 8)

Die Bewilligung war zeitgleich die Geburtsstunde des sogenannten Wurstelpraters. Abgesehen von dem Wurstelprater konnte das Erholungsgebiet den Einwohnern der Donaumetropole viel Interessantes bieten: Johann Georg Stuwer führte beispielsweise zwischen 1773 und 1799 unzählige Feuerwerke vor bis zu 25.000 Menschen durch (vgl. Wiener Zeitung, 12. April 1775, S. 27). Stuwer wird überdies als Pionier der bemannten Luftfahrt in Österreich bezeichnet, da ihm am 6. Juli 1784 ein Aufstieg mit einem Heißluft-Fesselballon gelang (vgl. Wiener Zeitung, 7. Juli 1784, S. 2). Noch heute erinnern die Stuwerstraße und das Stuwerviertel im 2. Bezirk an ihn.

Ebenso beliebt beim Wiener Publikum war die noch heute bestehende Galopprennbahn Freudenau. Zur Einweihung der Tribünen 1858 berichtete die Presse: "Es wird wol [SIC!] wenige Rennbahnen geben so nahe an einer Hauptstadt, so elastisch, so grün und schwellend und so reizend von Wäldchen und fließenden schimmernden Wassern umgeben, wie die Freudenau (…) In der Hofloge erschienen Se. Majestät der Kaiser, Ihre kaiserliche Hoheit die Frau Erzherzogin Marie und die Herren Erzherzoge Wilhelm, Rainer und Ludwig Victor." (Die Presse, 23. Mai 1858, S.1 )

Die Hauptattraktion des Praters ist aber nach wie vor das Riesenrad. Es zählt noch heute zu den Wahrzeichen Wiens und wurde 1897 erstmals in Bewegung gesetzt (vgl. Neue Freie Presse, 26. Juni 1897, S. 7).

1. April 1916

Kalenderreform in Bulgarien

Bildquelle: Reichspost, 23. März 1916, S. 2. ANNO/ÖNB.

Als 1894 der bulgarische Ministerpräsident Konstantin Stoilow sein Vorhaben zu einer umfassenden Kalenderreform lancierte, konnte er nicht wissen, dass es noch 20 Jahre bis zur Umsetzung seiner Bestrebungen dauern würde. Dabei war Stoilows Absicht weder visionär noch revolutionär. Ihm war lediglich daran gelegen an Resteuropa anzuschließen - er wollte die Einführung des gregorianischen Kalenders als Staatskalender. Der julianische Kalender, ein 1900 Jahre altes Relikt aus Julius Cäsars Zeit, hinkte zu Ende des 19. Jahrhunderts dem Jahreslauf der Sonne bereits um 13 Tage nach und hatte als probates Kalendermaß längst ausgedient.
Warum Stoilow mit seinem Ansinnen dennoch scheiterte, darüber berichtete die Arbeiter-Zeitung. "Obgleich der Entwurf das religiöse Gebiet in keiner Weise berührte, stieß er [Anm.: Stoilow] beim bulgarischen hohen Klerus aus heftigen Widerstand, dem sich auch die damalige Opposition anschloß, was den einstweiligen Verzicht auf die Durchführung des Planes zur Folge hatte." (Arbeiter-Zeitung, 23. Jänner 1916, S. 5f)

Zwei Jahrzehnte später, der Ersten Weltkrieg befand sich in seinem dritten Jahr, entschloss sich die Regierung des Vierbundstaates Bulgarien zu einem neuerlichen Reformanlauf. So meldete die Reichspost unter dem Titel Die Kalenderreform in Bulgarien: "Sofia, 22. März. Das Sobranje [Anm.: das bulgarische Parlament] begann heute die Verhandlung des Gesetzentwurfes betreffend die Kalenderreform. Der Entwurf bezweckt die Einführung des Gregorianischen Kalenders an Stelle des jetzt in Geltung befindlichen Julianischen Kalenders." (Reichspost (Nachmittagsausgabe), 23. März 1916, S. 2) Das Reformvorhaben wurde auch von anderen Medien aufgegriffen (u.a. Marburger Zeitung, Die Neue Zeitung, Pilsner Tagblatt).

Bereits drei Tage später, am 25. März telegrafierte der Spezialkorrespondent des Pester Lloyd in Sofia den Verhandlungserfolg. "Der Gesetzentwurf zur Einführung des Gregorianischen Kalenders wurde in erster Lesung, während deren sich hauptsächlich Debatten über kirchliche Feiertage entspannen, mit großer Mehrheit angenommen." (Pester Lloyd, 26. März 1916, S. 5)

Ähnlich rasch erfolgte auch die Implementierung der Neuregelung. Mit einem gesetzlich angeordneten Ausfall folgte in Bulgarien auf den 31. März 1916 der 14. April 1916. Die Datumsangleichung an das restliche Europa war vollzogen und das (Neuigkeits) Welt Blatt resümierte: "Bulgarien führt als erstes der griechisch-orthodoxen Länder den gregorianischen Kalender ein. Dies bedeutet einen großen Schritt zur Annäherung an den Westen." ((Neuigkeits) Welt Blatt, 30. März 1916, S. 30)


31. März 1899

Eröffnung des Eiffelturms

Bildquelle: Neuigkeits-Welt-Blatt, 21. Februar 1889, S. 25. ANNO/ÖNB

"La Tour Eiffel", das Wahrzeichen der französischen Hauptstadt, feiert heuer sein 125jähriges Bestehen. Errichtet in den Jahren 1887 bis 1889 und eröffnet anlässlich der Pariser Weltausstellung gab der Eiffelturm bereits während seiner Bauzeit Anlass für Kontroversen. Zahlreiche Proteste, vor allem aus der Pariser Künstlerschaft, richteten sich gegen das ästhetische Konzept. Von technischer Seite wurde eine unzureichende Statik moniert und die Langlebigkeit der Konstruktion in Frage gestellt. Aber auch wirtschaftliche Interessen standen im Mittelpunkt mancher Auseinandersetzung. So etwa reagierten die Kleingewerbetreibenden von Paris „missvergnügt“ als bekannt wurde, "dass Eiffel dem Eigenthümer des Modewaarengeschäfts [sic!] zum "Printemps" das ausschließliche Recht übertragen hat, Nachbildungen seines Thurmes zu machen und zu verkaufen." (Die Presse, 1. März 1889, S. 9) Die Abendausgabe berichtet dann auch schon wieder über die Entspannung der Lage. Eiffel lenkte ein "um nicht in der kleinen Handelsclasse so unpopulär zu werden, daß ihm ein schlimmer Streich gespielt würde. Die Vorlautesten und Heftigsten hatten schon angedeutet, sein Turm könnte noch vor dem 1. Mai in die Luft fliegen, und das wäre denn doch unangenehm gewesen." (Die Presse, 1. März 1889, S. 15) Wie begehrt das Eiffelturm Sujet für Werbezwecke war, belegt eine Anzeige in der Neuen Freien Presse aus dem Jahr 1891 (vgl. Neue Freie Presse, 15. September 1891, S. 16).

Das innovative Konzept des Eisenfachwerkturms wurde in Fachzeitschriften zum Bauwesen thematisiert. Ein früher Hinweis findet sich in der Maiausgabe 1886 von Der Bautechniker: "Als eines der Wunder der nächsten Pariser Welt-Ausstellung wird ein eiserner Turm erwähnt, dessen Erfinder, der Maschinenbauer Eiffel, den [französischen] Handelsminister bereits für seinen Plan gewonnen hat. (Der Bautechniker, 28. Mai 1886, S. 279). Die Wiener Bauindustrie-Zeitung erläutert 1889 die Konstruktionsidee, nach deren Prinzipien "der Thurm in der Gestalt einer auf vier Stützen in krummer Linie ruhenden Pyramide errichtet" wurde. (Wiener Bauindustrie-Zeitung, 15. August 1889, S. 460). Über die Lichtinstallation auf der Spitze des Turms während der Weltausstellung berichtet Der Bautechniker. "Die Laterne hat einen dreifachen Lichtwechsel und zeigt langsam aufeinanderfolgend ein blaues, ein weisses und ein rothes Licht, die französischen Nationalfarben." (Der Bautechniker, 13. September 1889, S. 546)

Großes mediales Aufsehen erregte 1912 der Testsprung von Franz Reichelt mit einem selbstgebauten Fallschirm. Reichelt, ein aus Österreich-Ungarn gebürtiger und in Paris ansässiger Schneider, sprang am 4. Februar 1912 von der ersten Plattform des Eiffelturms. Sein Sprung aus 57 Metern Höhe endete tödlich und gab Anlass für Zeitungsberichte in ganz Europa. Das Vorhandensein von Fotos und Filmmaterial erhöhte die Popularität des Unfalls. Eine Originalaufnahme des Todessprungs findet sich auch auf Wikipedia. (Wiener Bilder, 11. Februar 1912, S. 1 und Wiener Bilder, 11. Februar 1912, S. 1)

20. März 1916

Albert Einstein veröffentlicht die Grundlage der allgemeinen Relativitätstheorie

Bildquelle: Albert Einstein (1879-1955) vor einer Tafel. Autor: Schmutzer, Ferdinand. Datierung: 1921. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR) Signatur: LSCH 0074-C.

"Die Relativitätstheorie im engeren wie im weiteren Sinne ist eine auf Grundlage der Physik begründete Wissenschaftsrichtung, die die Ermittlung des gegenseitigen Verhältnisses bezüglich Raum, Zeit und Bewegung einzelner Erscheinungen veranschaulicht (…)" (Streffleur’s Militärblatt, 16. Februar 1918, S. 23)

1916 veröffentlichte Professor Albert Einstein in der Fachzeitschrift Annalen der Physik den Artikel Die Grundlage der allgemeinen Relativitätstheorie. Im Unterschied zu seiner 1905 publizierten Idee zur Elektrodynamik bewegter Körper, bildete diese Theorie eine Verallgemeinerung der speziellen Relativitätstheorie. Diese beiden Theorien sieht man heute als das Fundament der modernen Physik, aber auch damals erkannte man schon den revolutionären Charakter von Einsteins Ideen (vgl. Neue Freie Presse, 15. März 1914, S. 40).

Den Nobelpreis sollte er aber erst 1922 erhalten, da einige Mitglieder des Nobelpreiskomitees seine Relativitätstheorien wegen mangelnder Messgenauigkeiten zu spekulativ präsumierten. Den Preis bekam er für seine: "(…) Arbeiten auf dem Gebiete der theoretischen Physik, namentlich seiner Entdeckung des Gesetzes der photo-elektrischen Wirkung (…)" (Wiener Zeitung, 10. November 1922, S. 8)

Auch heute ist Albert Einstein wieder in aller Munde, nachdem Forscher die Existenz von Gravitationswellen, die Einstein vor rund 100 Jahren kalkuliert hatte, nun nachgewiesen haben sollen. In seinem Artikel über die allgemeine Relativitätstheorie im Jahr 1916 präsentierte er eine noch nie dagewesene Anschauung über die Anziehungskraft von Massen. Hatte man zu seinen Lebzeiten angenommen, dass die Anziehungskraft zwischen zwei Massen ohne Zeitverzug wirkt, unterbreitete der Wissenschaftler seinen Kollegen die Theorie, dass Masse den Raum und die Zeit krümme und deshalb Schwerkraft entsteht (vgl. Die Zeit-Online, Die Gravitationswellen sind nachgewiesen, 11. Februar 2016).

Einstein wurde 1879 in Ulm geboren und starb 1955 in New Jersey. Er verfügte in seinem Leben über mehrere Staatsbürgerschaften, Kaiser Franz Josef I berief ihn beispielsweise zum ordentlichen Professor der mathematischen Physik an die Universität Prag, womit er auch österreichischer Staatsbürger wurde (vgl. Prager Tagblatt, 26. Mai 1912, S. 2).

12. März 1916

Todestag von Marie von Ebner-Eschenbach

Bildquelle: Dubsky, Marie Gräfin (= Marie von Ebner-Eschenbach). ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR) Signatur: NB 800.377-B.

Heute vor hundert Jahren, am 12. März 1916, ist Marie von Ebner-Eschenbach gestorben. Zahlreiche Zeitungen, wie zum Beispiel die Arbeiter-Zeitung, das Neue Wiener Journal oder das Fremden-Blatt berichteten bereits am nächsten Tag in ausführlichen Artikeln über ihr Ableben und fassten die denkwürdigsten Punkte ihres Lebens zusammen. Aus diesen Berichten sticht heraus, welche enorme Bedeutung das Werk Ebner-Eschenbachs in der österreichischen, aber auch in der ganzen deutschsprachigen Literatur hatte (vgl. Der Morgen, 13. März 1916, S. 2). Interessant ist dabei anzumerken, dass sie ihre Gedichte anfangs auf Französisch verfasste und erst später auf Deutsch zu schreiben begann (vgl. Prager Tagblatt, 13. März 1916, S. 2).

In adligen Kreisen – aus denen auch Marie von Ebner-Eschenbach, geborene Gräfin Dubsky stammte – wurde ihr kritischer Ton nicht gern gesehen (vgl. Österreichische Volks-Zeitung, 13. März 1916, S.2). Wahrscheinlich trug diese Tatsache auch zum verspäteten Erfolg Eschenbachs bei. Das Prager Tagblatt fasste diese Zeit folgendermaßen zusammen:

"Von 1860 bis 1875, von ihrem Drama ‚Maria Stuart in Schottland‘ bis zu ihrer ersten Novelle ‚Ein Spätgeborener‘, in der die ganze Bitterkeit über die scheinbar verlorenen Jahre zu Worte kommt, hat Marie Ebner ruhmlos hingelebt" (Prager Tagblatt, 13. März 1916, S. 2).

Am Anfang ihrer Karriere schrieb sie – wie es auch das vorherige Zitat signalisiert – dramatische Werke und erst später wandte sie sich ganz zur Prosa. Eine wesentliche Komponente ihrer Erzählungen ist die Naturhaftigkeit, die von ihren in Mähren verbrachten Kinderjahre geprägt wurde. Ein perfektes Beispiel dafür liefert die Geschichte „Krambambuli“, die 1901 in der Extrapost erschienen ist (vgl. Extrapost, 9. September 1901, S. 1-4).

Die Schriftstellerin wurde in ihrem Geburtsort, im mährischen Dorf Zdislawitz, beigesetzt (vgl. Neue Freie Presse, 13. März 1916, S. 8).

Spektakuläre Unglücksfälle im alten Wien

Bildquelle: Ausschnitt aus dem Illustrirten Wiener Extrablatt, 7. April 1872, S. 1. ANNO/ÖNB

"Ein Eisenbahnwaggon durchstößt mit voller Wucht die Mauer einer Greißlerei in Gaudenzdorf. Ein Tandem fahrendes Sportlerduo erleidet ausgerechnet auf der steilen Berggasse am Alsergrund einen fatalen Gabelbruch. Diese und Dutzende weitere spektakuläre Unfälle haben eines gemeinsam: Sie sind Teil von mehr als 20.000 handgezeichneten Illustrationen, die von 1872 bis 1928 auf den Titelseiten des „Illustrierten Wiener Extrablatts" erschienen sind. Andreas Kloner hat eine repräsentative Auswahl von außergewöhnlichen Vorkommnissen getroffen und beleuchtet in kurzen Schlaglichtern deren Hintergründe.“ Andreas Kloner berichtet in seinem Buch Spektakuläre Unglücksfälle aus dem alten Wien über so manche Hauseinstürze, Unwetterkatastrophen, Brückensprünge, Eisenbahnunfälle, Brandkatastrophen und Lebensrettungen.

Beispielsweise wurde hier der große Brand der Apollo-Kerzenfabrik im Jahr 1876 erwähnt. Das Ereignis trieb viele Schaulustige während des Brandes zusammen und das Feuer hinterließ ein Feld der Verwüstung. Die Morgen-Post teilt am 28. Januar 1876 folgendes mit: "Die erste österreichische Apollokerzen-Fabrik am Neubau, Zieglergasse Nr. 17, ist vollständig ein Raub der Flammen geworden." (Morgen-Post, 28. Januar 1876, S. 3)

Die Linzer Tages-Post dokumentiert den tüchtigen Einsatz der Feuerwehrleute folgendermaßen: "Es machte einen beängstigenden Eindruck, wenn man [die Feuerwehrleute] mit total geschwärzten Gesichtern ruhig an den bedrohtesten Punkten in den gefährlichsten Stellungen, umgeben von Rauch und Flammen, ihrer schweren Arbeit obliegen sah." (Linzer Tages-Post, 29. Januar 1876, S. 2) Das Neue Fremden-Blatt berichtet einige Tage später über einen bereits seit vier Tagen vermissten Fabriksarbeiter der Apollo-Kerzenfabrik. Er dürfte während des Brandes verunglückt und "bis auf die Asche verbrannt" sein (vgl. Neues Fremden-Blatt, 31. Januar 1876, S. 4).

Kosmetik in Zeitschriften

Bildquelle: Ausschnitt aus dem Grazer Tagblatt, 16. September 1898, S. 12. ANNO/ÖNB

Für die breite Masse wurden Kosmetika erst im Zuge der Industrialisierung interessant, da es die Fließbandarbeit erlaubte, Körperpflegemittel als Massenprodukt herzustellen. Dadurch konnten sich viele Menschen Waren leisten, die über den existenznotwendigen Bedarf hinausgingen. Auch die Werbung, vor dem Ersten Weltkrieg noch Reklame genannt, trug und trägt noch immer einen wichtigen Teil zur Verbreitung von Kosmetikartikel bei. Die ersten Kosmetik-Marken etablierten sich Ende des 19. Jahrhunderts, die wohl bekannteste darunter ist Nivea. Die frühe Nivea-Werbung verstand es, neben seiner Nutzenerfüllung auch emotionale Aspekte anzusprechen: "(…) sie dringt mit ihrem seidenweichen Schaum tief in die Hautporen ein und macht sie frei für eine gesunde, kräftige Hautatmung. Daher das helle jauchzen der Kinder, daher auch das Glück der Mutter, die sich freut über ihr sauberes, frisch-gesundes Nivea-Kind." (Die Frau und Mutter, Heft 3, 1937, S. 5)

Seit dem Mittelalter durften laut Gesetz nur Apotheken Heil- und Giftkräuter verschreiben, also die Hauptbestandteile von Cremen und ähnlichem. Man konnte erst im ausgehenden 19. Jahrhundert Körperpflegeprodukte, die beispielsweise mit Heilkräutern hergestellt wurden, in Drogerien kaufen. Festgelegt wurde dies in der Verordnung betreffend den Verkehr mit Giften, gifthältigen Droguen und gesundheitsgefährlichen chemischen Präparaten vom 21. April 1876 des Reichsgesetzblattes. Somit fokussierten sich die Anfänge der Kosmetikbranche zum großen Teil auf pragmatische Mittel, wie beispielsweise Seife oder Desinfektionsmittel gegen unangenehmen Geruch und Schweiß (Die Frau und Mutter, Heft 3, 1914, S. 16).)

"Es wird nicht leicht ein Gebiet geben, auf dem Schwindel und Scharlatanerie derartig in Blüte stehen, wie in der Kosmetik. Ein Blick in unsere Jou nale [sic!] lehrt, daß keine Anpreisung zu absurd ist, daß sie nicht doch Glauben [sic!], ihr Gegenstand Abnehmer fände." (Frisierkunst der Mode, Heft September 1919, S. 11) Blättert man durch die Reklamen in diversen Zeitschriften, versprechen die Produkte viel. Man liest häufig von Wundermitteln, wie zum Beispiel "Prof. Thedos Bartzwiebel (…) das beste Mittel zur Erlangung eines schönen Bartwuchses." (Grazer Tagblatt, 16. September 1898, S. 12) oder die Debski’schen Wunder-Zahntropfen (vgl. Die Hausfrau: Blätter für Haus und Wirtschaft, 20. Februar 1882, S. 4).)

In den 1920er Jahren etablierte sich in den Zeitschriften Kosmetik-Werbung, die ähnlich aussieht, wie man sie heute aus den Magazinen kennt. Ganzseitige Bilder und bunte Werbungen setzten sich durch (vgl. Die Muskete, 22. April 1926, S. 24). Möchte man sich über die verschiedenen Produkte und Reklamen informieren, kann man in ANNO über den thematischen Einstieg beispielsweise durch verschiedene Frauenzeitschriften blättern.)

11. Februar 1869

Geburtstag von Adelheid Popp, der Begründerin der proletarischen Frauenbewegung in Österreich

Bildquelle: Porträt der Popp, Adelheid, 1869-1939. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR), Signatur: Pf 1909:D (1).

Adelheid Popp wurde am 11. Februar 1869 in Inzersdorf bei Wien geboren. Zu Lebzeiten war sie eine bekannte Frauenrechtlerin und überzeugte Sozialistin.

Als Kind einer österreichischen Arbeiterfamilie mit 15 Geschwistern musste Adelheid, damals noch mit Nachnamen Dworak, im Alter von zehn Jahren die Schule verlassen, um zu arbeiten und so zum Familienunterhalt beizutragen. Neben ihrer Arbeit in einer Fabrik las sie sozialistische Schriften und hielt bereits als junge Frau auf Parteiversammlungen Reden über die schlechten Bedingungen für weibliche Arbeitskräfte. 1891 wurde sie Mitglied des Wiener Arbeiterinnen-Bildungsvereins (vgl. Ariadne Projekt "Frauen in Bewegung", Arbeiterinnen-Bildungsverein, Wien, aufgerufen am 9. Februar 2016).

1892 wurde sie die erste Redakteurin der österreichischen Arbeiterinnen-Zeitung. In der ersten Ausgabe am 1. Jänner 1892 war aber lediglich der einleitende Teil von Adelheid Dworak, der Rest wurde anfangs noch von Redakteuren der Arbeiter-Zeitung, aus welcher die Arbeiterinnen-Zeitung entstand, redigiert. Aber schon in diesem einleitenden Artikel kann man ihre Hingabe für die Verfechtung der Frauenrechte erkennen: "Arbeiterinnen! Nicht um ein gewinnbringendes Unternehmen, nicht um eine Spekulation handelt es sich bei Herausgabe dieser Schrift. Die ernstesten Interessen der Arbeiterinnen sind es, die diese Schrift vertreten soll. Die gedrückte Lage aller Lohnarbeiterinnen macht es zur dringenden Pflicht, daß endlich ein Mittel gefunden werde, mit welchem es möglich ist, alle gerechtfertigten Klagen und Beschwerden der weiblichen Arbeiter in die Öffentlichkeit zu bringen; denn gewiß Viele von uns haben zu leiden unter schlechten Lohn- und Arbeitsverhältnissen; Viele werden klagen können über unmenschliche Behandlung seitens der Arbeitsgeber (…)" (Arbeiterinnen-Zeitung, 1. Jänner 1892, Heft 1, S. 1)

Zu dieser Zeit lernte sie ihren späteren Ehemann, Julius Popp, kennen. Popp war Redakteur der Arbeiter-Zeitung und privat gut mit Victor Adler befreundet, dem dieses Blatt gehörte. Da Popp und Dworak bekannte Persönlichkeiten der sozialistischen Bewegung waren, blieb ihre Eheschließung in diversen Blättern nicht unerwähnt. So berichteten beispielsweise das Volksblatt für Stadt und Land (vgl. Volksblatt für Stadt und Land, 22. Februar 1894, S. 3), das Linzer Volksblatt (vgl. Linzer Volksblatt, 21. Februar 1894, S. 4) und das Neue Wiener Journal über die Hochzeit (vgl. Neues Wiener Journal, 17. Februar 1894, S. 4).

1909, ein paar Jahre nach dem Tod ihres Mannes, erschien ihr Buch "Jugendgeschichte einer Arbeiterin", welches in damaligen sozialistischen Kreisen zur populären Lektüre wurde (vgl. Arbeiter-Zeitung, 23. März 1909, S. 1). 1919 wurde Adelheid Popp nicht nur Herausgeberin der Arbeiterinnen-Zeitung, sondern auch Abgeordnete im Nationalrat, wo sie bis 1934 agierte. Sie verstarb im März 1939 in Wien (vgl. Tagblatt, 2. Dezember 1930, S. 2).

30. Jänner 1889

Das Geheimnis um das Drama im Schloss Mayerling

Bildquelle: Marie Freiin von Vetsera (1871 - 1889), Autor: Türk von Ramstein, Othmar, Schwarz-Weiß-Negativ, ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR), Signatur: NB 516752-B

Baronesse Marie Alexandrine Freiin von Vetsera, mit Spitznamen Mary, war eine österreichische Adlige aus einer der reichsten Familien Österreichs der damaligen Zeit. Zu Lebzeiten war die Baronesse durch die Klatschpresse bekannt. Das Wiener Salonblatt schrieb beispielsweise häufig über ihre Garderobe und ihre Begleitung. Was damals kaum jemand wusste, war ihre Verehrung und Liebe zum Kronprinzen Rudolf (vgl. Wiener Salonblatt, 6. Mai 1888, S. 18).

Am 30. Jänner 1889 verkündeten die Zeitungen den plötzlichen Tod des Thronfolgers im Schloss Mayerling bei Alland. Manche Blätter berichteten zuerst von einem unvermuteten Herzschlag, der ihn angeblich traf, jedoch verbreitete sich schnell die Nachricht, dass Kronprinz Rudolf von eigener Hand, durch einen Kopfschuss, starb. Dass sich eine weitere Leiche in dem Zimmer befand, wurde aber verschwiegen. Diese Leiche war Mary Vetsera (vgl. Wiener Zeitung, 1. Februar 1889, S. 2).

Meldungen über den Tod Mary Vetseras verbreiteten sich erst ein paar Tage später, aber die amouröse Verbindung zu Erzherzog Rudolf wurde nicht erwähnt: "Wien, 1. Febr. Eine der österreichischen Aristokratie angehörige Dame, Freiin von Vetsera, gab sich soeben selbst den Tod. Der Selbstmord erfolgte auf Mayerling." (Vorarlberger Volksblatt, 5. Februar 1889, S. 2)

Auch noch Jahre später war es verboten über die skandalöse Verbindung zu sprechen. So findet sich beispielsweise in den Kundmachungen des Amtsblatts zur Wiener Zeitung ein Verbot zur Weiterverbreitung einer Druckschrift mit dem Titel "Crown Prince Rudolph’s Suicide! The True Story of Marie Vetsera’s Death" (vgl. Wiener Zeitung, 13. September 1891, S. 17).

Der Tod des unglücklichen Liebespaars wirft noch heute einige Rätsel auf, denn die direkten Zeugen, die sich zum Tatzeitpunkt in Mayerling befanden, schwiegen ihr Leben lang. Einzig Bezeugungen aus dritter Hand sind erhalten (vgl. Wiener Sonn- und Montagszeitung, 2. April 1931, S. 7).

Kronprinz Rudolf und Mary Vetsera verfassten vor ihrem Tod jeweils ein paar Abschiedsbriefe. Von Rudolf einzig im Original erhalten ist der Brief an seine Frau Stephanie (vgl. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR), Signatur: 166.888–C).

Mary Vetseras Abschiedsbriefe glaubte man verloren, doch wurde im Zuge einer Archivrevision der Schoellerbank 2015 ein sensationeller Fund gemacht: in einem 1926 deponierten Ledereinband, der vielen historische Dokumente enthielt, wurden drei Abschiedsbriefe von Mary Vetsera an ihre Mutter Helene, ihre Schwester Hanna und ihren Bruder Feri gefunden. Im Brief an ihre Schwester schrieb sie: „Meine liebe Hanna - Wenige Stunden vor meinem Tod will ich Dir adieu sagen. Wir gehen beide selig in daß ungewisse Jenseits. Denk hie und da an mich, sei glücklich, und heirathe nur aus Liebe. Ich konnte es nicht thun und da ich der Liebe nicht wiederstehen konnte so gehe ich mit Ihm. Deine Mary (…)“ (ÖNB Sammlung von Handschriften und alten Drucken (HAD), Autogr. 1515/3-1) Die vernichtet geglaubten Dokumente kamen als Dauerleihgabe an die Österreichische Nationalbibliothek und wurden digitalisiert (vgl. Pressemitteilung der Österreichischen Nationalbibliothek, 31. Juli 2015).

23. Jänner 1931

Das erste Hahnenkammrennen

Bildquelle: Startplatz des Hahnenkammrennens, 1935. Rübelt, Lothar, ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR), Signatur: RÜ 1-2-644

Heuer befindet sich die Ski-Welt wieder im Fieber des vom 19. bis 24. Jänner 2016 stattfindenden Hahnenkammrennens, das in den letzten 85 Jahren zum wichtigsten Sport- und Tourismus-Ereignis in Kitzbühel geworden ist.

Der Hotelier Franz Reisch unternahm 1892 die ersten Skitouren in den Kitzbüheler Bergen. Er trug in den Folgejahren durch die Organisation von Skirennen und den Ausbau des Hotel- und Pensionsangebotes maßgeblich zur Entwicklung des Wintertourismus und Wintersportwettbewerbs im Kitzbühel der Jahrhundertwende bei.

"Alljährlich führt der Wintersportverein Kitzbühel zum Gedenken an seinen Gründer Hotelier Franz Reisch einen Lauf durch, der heuer erstmalig nach den Kandaharbestimmungen durchgeführt wurde."(Wiener Sporttagblatt, 22. Jänner 1931, S. 6) Mit diesem Gedächtnisrennen für Franz Reisch im Jänner 1931 und dem darauf folgenden von 28. bis 29. März 1931 stattfindenden Werberennen des Kitzbüheler Wintersportvereins, wurde die erfolgreiche Geschichte des legendären Hahnenkammrennens eingeleitet.

Das 1. Hahnenkammrennen fand in den Zeitungen von 1931 jedoch kaum Beachtung. Ein Jahr später wird das internationale Skisport-Event rund um die Disziplinen Abfahrt, Slalom, Sprung und Langlauf hingegen zu einem Nachrichten-Highlight, das in den Folgejahren mehr und mehr Aufmerksamkeit erlangen sollte (vgl. Wiener Zeitung 22. März 1932, S. 7).

"Das Hahnenkammrennen ist einer der wenigen Wettbewerbe, die in der Viererkombination gewertet werden. Das skiläuferische Können der Teilnehmer wird also bei dieser Gelegenheit einer förmlichen Vielseitigkeitsprüfung unterzogen, deren Ergebnis wertvolle Aufschlüsse über die Leistungsfähigkeit unsrer „Kombinierten" geben wird." (Wiener Sporttagblatt 19. März 1937, S. 6) Die Rennstrecken wurden in den frühen Jahren des Wettbewerbs an unterschiedlichen Hängen des Skigebietes bei Kitzbühel gesteckt. Erst 1937 erfolgte der erste Abfahrtslauf über die Streif, den Thaddäus Schwabl mit der Bestzeit von 3:53,1 Minuten gewann (vgl. Wiener Sporttagblatt, 20. März 1937, S. 6). Der aktuelle Streckenrekord von 1:51,58 Minuten über die 3312m lange Rennstrecke wurde 1997 durch Fritz Strobl erreicht und konnte bis heute nicht unterboten werden.

Der 2. Weltkrieg unterbricht die Serie der Hahnenkammrennen. 1946 wird die Tradition des Sport-Events jedoch wieder aufgenommen. Damen-Rennen waren bis 1961 im Rahmen des Hahnenkamm-Events etabliert. Rosi Sailer gewann 1950 die Hahnenkammabfahrt mit einer Bestzeit von 03:36,00 Minuten. In den Folgejahren brachte der Hahnenkamm-Wettbewerb unter anderen Skigrößen wie Toni Sailer und Franz Klammer, Hermann Maier, Benjamin Raich und zuletzt 2014 Hannes Reichelt auf das Siegerpodest.

15. Jänner 1916

Der erste Balkanzug

Bildquelle: 2 C Heißdampf-Schnellzuglokomotive mit Rauchröhrenüberhitzer Patent W. Schmidt. Gebaut v. d. Hohenzollern AG für Lokomotivbau Düsseldorf-Grafenberg. F.-Nr. 3288 – 1915. Ausschnitt aus: Die Lokomotive, 1916, S. 61 ANNO/ÖNB.

"Heute um 7 Uhr 20 Minuten verließ der erste Balkanzug Berlin." Am 15. Januar 1916 wurde der Balkanzug erstmals in Betrieb genommen. Der D-Zug verkehrte in den Jahren 1916 – 1918 zwischen Berlin und Istanbul und galt als Ersatz des Orient-Express. Wichtige Stationen waren beispielsweise Dresden, Prag, Wien, Belgrad und Sofia (vgl. Mährisches Tagblatt, 15. Januar 1916, S. 7).

Der damalige europäische Eisenbahnverkehr konzentrierte sich vermehrt auf den Einsatz von Schlaf- und Speisewagen. Die Compagnie Internationale des Wagons-Lits (CIWL), auf Deutsch: Internationale Schafwagengesellschaft (ISG) hatte sich seit 1874 ein Monopol auf diese Wagen gesichert und übernahm auch den Betrieb der meisten Luxuszüge im europäischen Raum. Durch den 1. Weltkrieg und den Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien – die ISG hatte ihren Sitz in Brüssel – wurde die ISG unter Zwangsverwaltung gestellt und da die Front den Zuglauf zerschnitt, der Orient-Express eingestellt. Gleichzeitig wurde die Mitteleuropäische Schlafwagen und Speisewagen Aktiengesellschaft (Mitropa) als Konkurrenzunternehmen gegründet, welche den Balkanzug in Betrieb nahm. (Fremden-Blatt, 25. November 1916, S. 11).

Die Strecke des Balkanzugs ging durch das militärisch besetzte Serbien und verband somit das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Bulgarien und das Osmanische Reich miteinander. In Folge wurde der Zug propagandistisch verwertet und symbolisch als Beweis für die Überlegenheit der Mittelmächte gegenüber der Entente angeführt: "Der erste Balkanzug (…) erinnert an die großen Erfolge der verbündeten Armeen auf dem Balkan, durch welche der Landweg freigemacht wurde. Erst mußte Serbien niedergeworfen werden, bevor dieser Zug abgehen konnte. Er ist ein Beweis, wie hinfällig die Pläne unserer Feinde geworden sind. (…) Der Erste Balkanzug ist zugleich ein Beweis, wie natürlich die Zusammensetzung unserer Bündnisse ist. Während die Entente keine territorialen Zusammenhänge hat, ist die Mächtegruppe der beiden Kaiserreiche von der Nordsee bis zum Persischen Golf ein einheitlicher territorialer Körper." (Neue Freie Presse, 15. Januar 1916, S. 21)

Die erste Fahrt des Balkanzuges wurde vielfach von der Presse proklamiert. Neben der Beschreibung, was für Wagen zum Einsatz kamen, wurde auch auf die mitreisende Prominenz verwiesen. Unter anderem fuhren hohe, deutsche Offiziere und österreichische und deutsche Kaufleute mit dem ersten Balkanzug. Ebenfalls reiste der sächsische König Friedrich August III. von Dresden bis nach Tetschen mit. Allerdings war er laut dem Neuigkeits-Welt-Blatt inkognito in Zivilkleidung unterwegs (vgl. (Neuigkeits)Welt-Blatt, 18. Januar 1916, S. 11).

Mit dem Ende des 1. Weltkrieges kam das Ende des Balkanzuges. Die letzte Fahrt fand am 15. Oktober 1918 statt (vgl. Fremden-Blatt, 15. Oktober 1918, S. 7).

1945 ist online!

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Ab sofort können Sie in ANNO in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften auch vom Jahr 1945 schmökern. Weitere Titel werden in den folgenden Monaten sukzessive online gestellt.


1. Jänner 1941

Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker

Bildquelle: Clemens Krauss dirigiert die Wiener Philharmoniker im Musikverein. Autor: Hilscher, Albert. Fotografie, 1950. ÖNB Bildarchiv und Digitale Sammlung Zeitgeschichte. Signatur: H 8695/1

Musikexperten sind sich darüber uneinig, wann genau das erste Neujahrskonzert stattfand. Einerseits wird als Datum der 31. Dezember 1939 genannt, denn im Oktober desselben Jahres wurde von Adolf Hitler das Kriegswinterhilfswerk eröffnet: "Der Reinertrag des am Sonntag, dem 31. Dezember, um 11.30 Uhr im Großen Musikvereinssaal stattfindenden außerordentlichen Konzerts der Wiener Philharmoniker ist zur Gänze dem Kriegs-WHW gewidmet." Konzertleiter war Clemens Krauss (vgl. Wiener neueste Nachrichten, 28. Dezember 1939, S. 5).

Andererseits wurde das erste Konzert, welches auch wirklich am Neujahrstag stattfand erst 1941 gegeben: "Am 1. Jänner 1941 veranstalten die Wiener Philharmoniker unter Leitung von Generalmusikdirektor Clemens Krauß ihre zweite Akademie im großen Musikvereinssaal (…). Diese Akademie (…) wird die bekanntesten Werke von Josef und Johann Strauß bringen." (Neuigkeits-Welt-Blatt, 22. Dezember 1941, S. 11)

Im alljährlichen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker werden traditionellerweise hauptsächlich Werke der Strauß-Dynastie gespielt. Die Wiener Philharmoniker und die Familie Strauß kooperierten jedoch kaum zu Lebzeiten. Man könnte viel eher von einer langsamen Annäherung sprechen. Der erste gemeinsame öffentliche Auftritt von Johann Strauß (Sohn) und den Wiener Philharmonikern fand erst am 22. April 1873 im Zuge des Wiener Opernballs statt. Dort dirigierte Strauß den Walzer Wiener Blut. (vgl. Wiener Salonblatt, 27. April 1873, S. 5), welcher ein großer Erfolg zu werden versprach: "Dann trat Johann Strauß an den Dirigentenpult und der eigens für den Abend componirte Walzer "Wiener Blut" wurde von den Philharmonikern mit solcher Verve und so hinreißend schön aufgeführt, daß lauter Beifallsjubel sich erhob und Strauß, der diesen Beifall den Musikern zuschob, den Walzer wiederholen lassen mußte…" (Die Presse, 24. April 1873, S. 13).

Es folgten nur wenige gemeinsame Auftritte, wobei der letzte 1899 dem Walzerkönig kein Glück bringen sollte. Bei der Ouvertüre zur Fledermaus erkrankte Johann Strauß und erlag kurze Zeit später einer Lungenentzündung (vgl. Arbeiter Zeitung, 4. Juni 1899, S. 6).

Erst zum 100. Geburtstag des Virtuosen Johann Strauß (Sohn) wurde die Tradition der Wiener Philharmoniker Strauß-Werke zu präsentieren gegründet. Unter der Leitung des Dirigenten Felix von Weingartner gaben die Philharmoniker am 25. Oktober 1925 ein ausschließlich aus Strauß‘schen Werken bestehendes Konzert (vgl. Wiener Zeitung, 27. Oktober 1925, S. 3).

Fröhliche Weihnachten!

Bildquelle: Ausschnitt aus: Das Kleine Blatt, 24. Dezember 1931, S. 1. ANNO/ÖNB.

Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, alles Gute für 2016 und hoffen, dass Sie uns als Leser gewogen bleiben! Ihr ANNO-Team.





















15. Dezember 1859

Ludwik Zamenhof, der Initiator des Esperanto, wird geboren

Ludwik Lazar Zamenhof, um 1900. Schwarz-Weiß-Abzug, 13x18 cm. ÖNB Bildarchiv und Digitale Sammlung: Esperanto ÖNB Sammlung für Plansprachen. Signatur: 337 C.

Die Pariser Akademie beschäftigte sich kürzlich mit der Frage, welche Sprache sich zur internationalen Sprache eignen könnte. Mit größtem Scharfsinn wurde bewiesen, daß es mit dem Latein und den vier verbreitetsten europäischen Sprachen unserer Zeit nicht geht. Auch Volapük fand keine Gnade – diese Sprache ist todt, erklärte Naville [Ernest Naville] – aber das ‚Esperanto‘ wird die internationale Sprache der Zukunft sein. Das ist ein ganz neues Idiom, frisch erfunden von einem russischen Arzt, Dr. Zamenhof. Es ist überraschend leicht zu erlernen.“ (Neuigkeits Welt Blatt, 24. Februar 1899)

Ludwik Zamenhof wurde am 15. Dezember 1859 in Białystok geboren und übersiedelte 1873 mit seiner Familie nach Warschau. In diesen multiethnischen Städten erlebte er schon während seiner Kindheit, dass Sprachenvielfalt auch zu Missverständnissen und Konflikten führen kann. „Das vielsprachige Gepräge seiner Vaterstadt, in der Russen, Deutsche, Polen und Hebräer eng beisammenleben und in der viele Ausländer verkehrten, machte den Gymnasiasten schon auf die Streitfragen politischer, völkischer, wirtschaftlicher und rein wissenschaftlicher Art, die aus der Mehrsprachigkeit erwachsen, aufmerksam.“ (Arbeiter Zeitung, 23. April 1917, S. 4) Mit dem Ziel, Sprach- bzw. Kommunikationsbarrieren zu überwinden, begann er deshalb bereits als Jugendlicher eine transnationale Sprache auszuarbeiten und publizierte nach dem Abschluss seines Medizinstudiums 1887 unter dem Pseudonym Dr. Esperanto das Lehrbuch „Internacia Lingvo“ in Russisch, Polnisch, Französisch und Deutsch.

Auf der Grundlage des Unua Libro, des ersten Esperanto-Buches, sind in den 1890er Jahren in weiteren Sprachen Esperanto-Lehrbücher entstanden, die eine "kontinuierliche Literaturproduktion förderten. Die relativ rasche Verbreitung der neuen Sprache wurde auch begünstigt durch „adresaroj“, von Ludwik Zamenhof zwischen 1889 und 1909 herausgegebene Verzeichnisse mit Namen und Adressen von ca. 22.000 Esperanto-SprecherInnen.

Während die Esperanto-Sprachgemeinschaft im 19. Jahrhundert noch vor allem durch Briefe und Zeitschriften kommunizierte, trafen sich vom 7.-12. August 1905 688 EsperantistInnen anlässlich des 1. Esperanto-Weltkongresses in Boulogne-sur-Mer. Im selben Jahr veröffentlichte Ludwik Zamenhof das „Fundamento de Esperanto“, eine Art Systemurkunde, die definiert, welche Weiterentwicklungen des Esperanto zulässig sind.

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war Esperanto relativ weit verbreitet in Europa, Asien, Australien, Nord- und Südamerika. Zu den EsperantosprecherInnen zählten Personen unterschiedlicher sozialer Herkunft: UnternehmerInnen und ArbeiterInnen, PazifistInnen und Offiziere, WissenschaftlerInnen und Angehörige verschiedener Religionsgruppen.

Ludwik Zamenhof wurde noch zu Lebzeiten durch zahlreiche Artikel in Zeitungen und Zeitschriften gewürdigt, nicht nur als Initiator der Sprache Esperanto und Verfasser bzw. Übersetzer zahlreicher Werke, sondern auch als Augenarzt und Idealist, der bis zu seinem Ableben im April 1917 seine PatientInnen in Warschau sehr sorgsam und zum Teil kostenlos behandelte. „Einen Genius der Menschheit möchten wir ihn [Ludwik Zamenhof] nennen, würden wir nicht fürchten, ihn damit in seiner Bescheidenheit zu verletzen. Denn dieser Mann, gewohnt mit wahrhaft fürstlichen Ehren empfangen zu werden, ist die Bescheidenheit selbst.“ (Österreichs Illustrierte Zeitung, 12. Dezember 1909, S. 286)

Erweiterung der ANNO-Suche

Bildquelle: Mann sitzt auf einer Bank und liest die Zeitung. Österreich. ÖNB Bildarchiv und Digitale Sammlung. Signatur: FO21480.

Ab heute sind Zeitungen und Zeitschriften der Jahre 1689-1944 in ANNO im Volltext durchsuchbar! Die Periode der Zwischenkriegszeit 1919-1937 ist derzeit zu ¾ durchsuchbar, wird aber sukzessiv erweitert und im Frühjahr 2016 komplett durchsuchbar sein.



















7. Dezember 2015

AKON - auch als kostenlose App!

Spitzbergen, Adventbay. Quelle: http://data.onb.ac.at/AKON/AK081_414

Seit Sommer 2015 präsentiert die Österreichische Nationalbibliothek auf ihrem neuen Online-Portal AKON 75.000 historische Ansichtskarten aus aller Welt. Das Portal beinhaltet Ansichtskarten aus allen Teilen der Welt, von den Anfängen der illustrierten Postkarte Ende des 19. Jahrhunderts bis in die frühen 1940er Jahre.

Bis jetzt haben auf akon.onb.ac.at schon über 100.000 unterschiedliche BesucherInnen gesurft und mehr als 11 Millionen Seiten aufgerufen. Nun gibt es AKON auch als kostenlose App: BenutzerInnen können damit einfach von unterwegs auf diesen reichen Kartenbestand zugreifen.

Die neue App ist für Android- und iOS-Smartphones bzw. Tablets optimiert und besonders leicht zu bedienen. In ihr können die Ansichtskarten sowohl über die Namen der abgebildeten Orte als auch über eine digitale Weltkarte gefunden werden. Auf Wunsch zeigt sie historische Postkarten in der unmittelbaren Umgebung an.

Die Besonderheit gegenüber der Desktop-Version ist die Möglichkeit zum direkten Vergleich: Mit der Kameravorschau des Handys kann man den aktuellen Zustand etwa einer Sehenswürdigkeit mit alten Ansichtskarten desselben Ortes überblenden. Vom Stephansdom in Wien bis zum Goldenen Dachl in Innsbruck, vom Eiffelturm in Paris bis zur Wall Street in New York lassen sich so spannende Zeitreise in die Vergangenheit ohne viel Aufwand genießen.

25. November 1885

König Alfons XII. stirbt – Seine schwangere Ehefrau übernimmt die Regentschaft

Bildquelle: Alfons XIII. und seine Mutter Königin Maria Christine. Nach einer Photographie von Fandrine in Madrid. Ausschnitt aus: Dillinger’s Reise- und Fremdenzeitung, 10. Mai 1902, S. 1. ANNO/ÖNB.

Vor 130 Jahren verstarb König Alfons XII. von Spanien. Er hinterließ zwei Töchter und seine Frau, die ehemalige Erzherzogin Maria Christina von Österreich, die zu diesem Zeitpunkt schwanger war (vgl. Das (Neuigkeits) Welt Blatt, 27. November 1885, S. 1).

Im Alter von 13 Jahren besuchte der damalige spanische Thronfolger Alfons vier Jahre das Theresianum in Wien, wo er wahrscheinlich am Hof auf seine spätere Ehefrau Maria Christine, die Tochter des Erzherzogs Carl Ferdinand und der Erzherzogin Elisabeth, traf. 1876, zwei Jahre nach der Schulzeit in Wien, verlobte sich der damals frisch proklamierte König Alfons XII. aber zunächst mit seiner Cousine Prinzessin Maria de las Mercedes aus dem Haus Orléans. Das junge Glück war nur von kurzer Dauer, denn Maria de las Mercedes starb nach nur sechs Monaten Ehe (vgl. Grazer Volksblatt, 28. November 1885, S. 1).

Am 29. November 1879 heiratete Alfonso XII. die Erzherzogin Maria Christina von Österreich im königlichen Palast, dem Palacio Real in Madrid. Die beiden ersten Kinder des königlichen Paares folgten bald: 1880 kam Maria de las Mercedes und 1882 Maria Theresa zur Welt. Als die Königin drei Jahre später wieder schwanger war, erkrankte der damals erst 28-jährige König an Tuberkulose. Er starb noch vor der Geburt seines dritten Kindes. Da er zu diesem Zeitpunkt keinen männlichen Nachkommen hatte wurde seine älteste Tochter zur Königin ausgerufen. Da diese aber erst sechs Jahre alt war, fiel ihrer schwangeren Mutter, Maria Christina die Regentschaft zu (vgl. Das Vaterland, 27. November 1885, S. 2).

Der Tod des Königs wurde anfangs vor dem Volk geheim gehalten, da Maria Christina schwanger, politisch nahezu unerfahren und Ausländerin war. Beispielsweise berichtete die Morgen-Post: "(…) die letzte offizielle Depesche aus Madrid, welche die durch den Königs der Regierung auferlegte Maßnahmen meldet, verschweigt noch immer den Eintritt der Katastrophe. Die Gründe dieses Vorganges sind einleuchtend. Nach nahezu elfjähriger, vielbewegter Regierung hinterläßt König Alfonso sein Reich in einer äußerst kritischen Lage." (Morgen-Post, 26. November 1855, S. 2)

Bald aber erkannten die Spanier, dass Maria Christina ihrer Aufgabe als alleinherrschende Königin durchaus gewachsen war. Im Mai 1886 kam dann der Thronfolger Alfons XIII. zur Welt und wurde, wie Die Presse berichtete sofort zum König ausgerufen: "Für Spanien war der gestrige Tag ein verheißungsvoller Glückstag; seit gestern hat es wieder einen König. Die Königin-Regentin wurde Nachmittags, wie ein in später Nachtstunde eingetroffenes Telegramm meldet, eines gesunden Prinzen entbunden." (Die Presse, 18. Mai 1886, S. 13)

Maria Christina sollte noch bis zu Alfons 16. Geburtstag, im Jahr 1902 Regentin von Spanien bleiben. Am 17. Mai 1902 tritt Alfons XIII. offiziell die Regierung an (vgl. Deutsches Nordmährerblatt, 24. Mai 1902, S. 5).

8. November 1895

Wilhelm Conrad Röntgen entdeckt die Röntgen-Strahlen

Bildquelle: Röntgen, Wilhelm. Kunstverlag Franz Hanfstaengl. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR). Signatur: NB 524.028-B

Wilhelm Conrad Röntgen, Professor der Physik an der Universität Würzburg entdeckte am 8. November 1895 durch Zufall elektromagnetische Strahlen, die es möglich machten, "Knochen, von den sie umgebenden Weichtheilen entblößt, mittelst des photographischen Apparates festzuhalten" (Neues Wiener Journal, 8. Januar 1896, S. 3.). Über seine Entdeckung, die er X-Strahlen nannte, berichtete er zum ersten Mal in einer Broschüre mit dem Titel "Ueber eine neue Art von Strahlen" (vgl. Neues Wiener Journal, 8. Januar 1896, S. 2.), die man in seinem originalen Wortlaut im Pester Lloyd vom 16. Januar 1896 auf Seite 9 nachlesen kann. Das Interesse an den Röntgen-Strahlen boomte im Jahr 1896.

Die Vertreter der unterschiedlichsten Forschungsfelder schrieben ausführliche Aufsätze über die "Photographie des Unsichtbaren" (vgl. Buchdrucker-Zeitung, 16. Januar 1896, S. 3.) und jeder versuchte die neue Erfindung auch in seinen Forschungen nützlich einzusetzen. In der Wiener Landwirtschaftlichen Zeitung wird zum Beispiel dafür plädiert, dass die neue Einrichtung auch an der neu entstehenden "Hochschule für Bodencultur" (Wiener landwirtschaftliche Zeitung, 12. Februar 1896, S. 3.) nicht fehlen darf. Die Wiener Montags-Post erzählt eine kleine Anekdote, wie die X-Strahlen einen Richter bei der Entscheidung eines Streitfalls unterstützten (vgl. Wiener Montags-Post, 16. November 1896, S. 4.). Aber auch die physikalische Medizin wurde durch die Entdeckung der Röntgen-Strahlen revolutioniert (vgl. Österreichische Illustrierte Zeitung, 18. Juni 1899, S. 3.).

Die Anerkennung aus kaiserlicher Seite ließ auch nicht lange auf sich warten: Zwei Monate nach der Publikation seiner Erkenntnisse war Röntgen schon bei dem deutschen Kaiser Wilhelm eingeladen (vgl. Grazer Tagblatt, 16. Januar 1896, S. 2).

Von manchen wurden die Auswirkungen dieser "Wunder der Forschung" (Neues Wiener Journal, 8. Januar 1896, S. 2.) dennoch für gefährlich gehalten. Im Neuigkeits Welt Blatt wurde ein Trick publiziert, wie man das Briefgeheimnis selbst vor den alles enthüllenden X-Strahlen bewahren kann (vgl. Neuigkeits Welt Blatt, 28. Februar 1896, S. 11.).

Ob die Röntgen-Strahlen nun Fluch oder Segen sind, kann jeder selbst entscheiden. Eines ist dennoch gewiss: Wie das Neue Wiener Journal bereits zwei Monate nach der Entdeckung der X-Strahlen prophezeite, ist der Name Röntgens heutzutage in der Tat jedem geläufig (vgl. Neues Wiener Journal, 8. Januar 1896, S. 2.).

7. November 1785

Die Medizinisch-Chirurgische Akademie Josephinum wird ihrer Bestimmung übergeben

Bildquelle: Das Josephinum (Wien 9., Währingerstraße 25): Ansicht schräg von rechts, um 1787. Kolorierte Radierung von Karl Schütz. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung, Signatur: Pb 207586-F.Por., Tafel 15.

Am 7. November 1785 wird in Wien die von Kaiser Joseph II. gestiftete Medizinisch-Chirurgische Akademie Josephinum im heutigen Gemeindebezirk Alsergrund ihrer Bestimmung übergeben.

Die Wiener Zeitung berichtet am 9. November 1785 ausführlich über die Eröffnungsfeierlichkeiten - natürlich in Anwesenheit von Prominenz aus Adel, Militär und Politik sowie des medizinischen und akademischen Personals und aller 300 Zöglinge des Instituts – und die anschließende Besichtigung der Räumlichkeiten und Einrichtungen der Akademie.

Trotz der großen Begeisterung über die Begründung des Instituts war dem Josephinum eine wechselhafte und nicht besonders lange Geschichte beschert. Zum 100-jährigen Jubiläum der Eröffnung besteht die Akademie bereits seit 10 Jahren nicht mehr. Die Neue Freie Presse schreibt am 7. November 1885 auf der Titelseite des Abendblattes in der Rubrik „Kleine Chronik“:

Ein Jubiläumstag.
Heute ist es genau ein Jahrhundert, daß das Josephinum eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben wurde. Das Josephinum hat bekanntlich wechselvolle Schicksale erlebt. Fünfunddreißig Jahre nach der Einweihung des Josephinum-Gebäudes, im Jahre 1820, wurde die Anstalt geschlossen, 1822 wieder errichtet, vom Jahre 1848 bis zum Jahre 1854 wieder suspendirt und im Jahre 1874 endgiltig geschlossen. Man kennt die Bestrebungen, welche in der letzten Zeit auf die Wieder-Errichtung des Josephinums gerichtet waren; sie waren ohne Erfolg. Das Josephinum-Gebäude in der Währingerstraße besteht heute am Jubiläumstage noch, aber jubilirt hat man dort natürlich nicht.

6. November 1860

Abraham Lincoln wird der 16. Präsident der Vereinigten Staaten

Bildquelle: Abraham Lincoln (1809 – 1865). Lithographie von F. Hecht. F. Sala & Co., Berlin. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung. Signatur: Pg III/6/168.

"Es ist Abraham Lincoln" (Das Vaterland, 21. November 1860, S. 2). Mit diesen Worten verkündete die Zeitung Das Vaterland den Ausgang der Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten im Jahr 1860. "Die diesmalige Präsidentenwahl nimmt ein größeres Interesse in Anspruch als irgend eine im Laufe der letzten zwanzig Jahre (…)" (Die Presse, 22. November 1860, S. 1). Um die Bedeutung dieses Präsidenten besser zu verstehen, muss man sich mit den geschichtlichen Hintergründen, die seiner Kandidatur vorausgingen, auseinandersetzen.

Abraham Lincoln wurde im Februar 1809 in Hodgenville geboren. In seiner Jugend kam es zu erheblichen Differenzen zwischen den Nordstaaten und den Südstaaten von Amerika. Hauptgrund hierfür war die Sklavenfrage. In den Nordstaaten kam es vor allem durch die Industrialisierung zu einer steigenden Produktivität der Lohnarbeiter. Im Süden war man dagegen auf die Produktion billiger Rohstoffe spezialisiert, weshalb der Großteil der Arbeit auf den Schultern der Sklaven lastete. (vgl. Fremden Blatt, 14. Mai 1865, S. 9)

Die Menschen im Norden verlangten eine Aufhebung der Sklaverei, während der Süden seine wirtschaftlichen Interessen wahren wollte. 1820 einigte man sich auf den sogenannten Missouri-Kompromiss, welcher besagte, dass jeder neue Staat nördlich der Compromise Line (36° 30‘ Breitengrad) sklavenfrei sein sollte. 1855 bis 1859 gingen Vorfälle im Kansas-Gebiet als Bleeding Kansas in die Geschichte ein. Zwischen den Missourier Sklavenhaltern und den Siedlern in Kansas kam es durch die Sklavenfrage im neu gegründeten Staat zum Grenzkrieg. Dies sieht man heute als Vorstufe zum Sezessionskrieg (vgl. Deutsche Allgemeine Zeitung, 4. Januar 1856, S. 10).

In seiner politischen Laufbahn vor der Präsidentschaftswahl war Lincoln in der Öffentlichkeit eher unbekannt. 1833 errang er ein Mandat für die Whig Party im Repräsentantenhaus von Illinois und studierte nebenbei Rechtswissenschaften. Von 1846 bis 1849 war er Mitglied des Kongresses, doch die darauffolgenden fünf Jahre zog er sich aus der Politik zurück. 1854 wurde mit dem Ziel des Abolitionismus die Republican Party gegründet, welcher Lincoln, selbst gemäßigter Gegner der Sklaverei, beitrat und für die er 1860 als Außenseiter für das Präsidentenamt kandidierte. (vgl. Die Presse, 15. Dezember 1860, S. 9)

Vor der Wahl 1860 spaltete sich die Demokratische Partei in zwei Lager. Die im Norden angesiedelten Demokraten wurden durch Stephen Douglas vertreten. Douglas trat für die Selbstständigkeit einzelner Staaten ein, weshalb er für die Süd-Demokraten unwählbar wurde. Diese Spaltung der Demokraten ebnete Abraham Lincoln den Weg zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Die Bewohner der Südstaaten sahen ihre Interessen nach der Wahl bedroht und so wurden die Konföderierten Staaten von Amerika gegründet. Es kam zum Bruch mit dem Norden und schließlich zum Sezessionskrieg (vgl. Wiener Zeitung, 24. März 1861, S. 4).

Seine Zeit als Präsident gilt als eine der bedeutendsten in der Geschichte der USA. Nicht nur war er der erste Republikaner, der in dieses Amt gewählt wurde, sondern leider auch der erste, der bei einem Attentat ums Leben kam. Im Ford’s Theatre in Washington wurde Lincoln von einem fanatischen Anhänger der Konföderation, John Wilkens Booth, in den Kopf geschossen (vgl. Neue Freie Presse, 28. April 1865, S. 1).

2. November 1755

Marie Antoinette wird geboren

Bildquelle: Marie Antoinette, Erzherzogin von Österreich (1755 - 1793). Windt S. 27 (VIII/6 als Porträt eines jungen Mädchens). Ausstellung: Wien, 1905, Nr. 246. ÖNB Bildarchiv und Digitale Sammlung, Portraitminiaturen. Signatur: E 20330-B.

Maria Antonia Josepha Johanna, Erzherzogin von Österreich, wurde als fünfzehntes Kind von Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Franz Stephan von Lothringen am 2. November 1755 in Wien geboren: "Gegen halb 8 Uhr sodann wurden wir mit der höchsterfreulichen Nachricht beglücket, daß höchstgedacht Ihre Majestät eine gesunde und Wohlgestaltete Erzherzogin, Gott sey Dank! glücklich zur Welt geboren." (Wiener Zeitung, 5. November 1755, S. 5)

Einen Tag vor ihrer Geburt ereignete sich in ein verheerendes Erdbeben in Lissabon: "Dieses Ereignis konnte als eine Art Symbol ihres späteren tragischen Geschickes dienen." (Mährisches Tagblatt, 11. September 1889, S. 1)

In die Geschichtsannalen ging sie als Marie Antoinette, Gemahlin des französischen Königs Louis XVI. und somit Königin von Frankreich ein. Durch die sogenannte Renversement des alliances (franz. "Umkehrung der Allianzen") wollte Österreich eine Annäherung an Frankreich. So wurde Maria Antonia mit dem französischen Dauphin Louis-Auguste verlobt und schließlich per procurationem 1770 in der Augustinerkirche in Wien vermählt (vgl. Wiener Zeitung, 21. April 1770, S. 5).

Die eigentliche Hochzeit fand erst am 16. Mai 1770 statt, aber es sollten die Abschlussfeierlichkeiten am 30. Mai kein gutes Omen für die Ehe sein: "Diese Nacht ist eine der unglücklichsten gewesen, welche wir seit vielen Jahren gehabt haben, und die Freude, welche Jederman durch die glücklich vollzogene Vermählung und derselben Feierlichkeiten eingeflößt wurden, ist dadurch in eine schreckensvolle Traurigkeit verwandelt worden." (Wiener Zeitung, 16. Juni 1770, S. 3)

Bei dem riesigen Fest gerieten die Menschenmassen durch über 2000 gezündete Feuerwerkskörper in Panik und versuchten zu flüchten. Dabei wurden viele Menschen in Baugruben, die den Platz (heute Place de la Concorde) umgaben, gestoßen oder zu Tode getrampelt. Hunderte wurden verletzt und knapp 140 Personen kamen ums Leben. Die Verstorbenen wurden auf dem Friedhof Cimetière de la Madeleine bestattet, dem Ort, an dem die sterblichen Überreste Marie Antoinettes über 20 Jahre später in einem Massengrab vergraben wurden. Ihr Leben nahm genau wie das ihres Gemahls, nämlich kein glückliches Ende. Sie wurden im Zuge der französischen Revolution am Schafott hingerichtet (vgl. Bregenzer Wochenblatt, 1. November 1793, S. 2).

Offiziell beigesetzt wurde sie 23 Jahre nach ihrer Hinrichtung, an der Seite Louis XVI. (vgl. Österreichischer Beobachter, 1. Februar 1815, S. 1).

31. Oktober 1855

Die K. k. priv. Österreichische Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe wird gegründet

Bildquelle: Wien 1, Schottengasse 6-8. Creditanstalt-Bankenverein. Fassade von rechts. Fred Hennings. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung/Hennings. Signatur: CL 281, 21.

Salomon Meyer Freiherr von Rothschild, der Stammhalter des österreichischen Zweigs der berühmten Rothschild-Dynastie, eröffnete 1820 in Wien ein Bankhaus. Durch diverse Beteiligungen an Finanzierungen von Industrialisierungsprojekten der Monarchie, avancierte er zum bedeutendsten Financier des Habsburgerreiches und bekam das Ehrenbürgerrecht verliehen (vgl. Klagenfurter Zeitung, 7. Juni 1843, S. 1).

Sein Sohn Anselm übernahm schrittweise die Geschäfte der Bank und war treibende Kraft hinter der Gründung der K. k. priv. Österreichische Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe, welche aus der ursprünglichen Bank hervorging: "Aus zuverlässiger Quelle vernehmen wir, daß die Sr. Maj. dem Kaiser unterbreiteten Anträge in Betreff der Errichtung einer Creditanstalt für Handel und Gewerbe, deren Wirksamkeit sich über die ganze Monarchie erstrecken soll, in den wichtigeren, grundsätzlichen Bestimmungen der Allerhöchsten Genehmigung gewürdigt und die entsprechende Modalitäten dem Hrn. Finanzminister zur Feststellung überlassen worden ist." (Klagenfurter Zeitung, 17. Oktober 1855, S. 2)

In der Deutschen Allgemeinen Zeitung können die Details zu den Rechtsbestimmungen, nach welchen die K. k. priv. österr. Creditanstalt für Handel und Gewerbe operierte und welche Befugnisse sie hatte, nachgelesen werden (vgl. Deutsche Allgemeine Zeitung, 9. November 1855, S. 3).

Die Geschäfte der Creditanstalt florierten und sie wurde die größte Wirtschaftsbank Österreich-Ungarns. Im Jahr 1872 übernahm Albert Salomon Anselm von Rothschild die Geschäfte der Creditanstalt und ließ 1909 bis 1912 eine Zentrale im neoklassizistischen Stil in der Schottengasse errichten. Das Gebäude ist heute noch erhalten (vgl. Der Bautechniker, 31. Mai 1912, S. 3).

Er verstarb noch vor der Fertigstellung der Zentrale und sein Sohn Louis Nathaniel von Rothschild übernahm die Leitung (vgl. Czernowitzer Allgemeine Zeitung, 12. Februar 1911, S. 5).

24. Oktober 1885

Die Uraufführung von Johann Strauss‘ Operette Der Zigeunerbaron

Bildquelle: Alexander Girardi als Zsupán in der Uraufführung. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung, Signatur: Kor 420/7

Die Uraufführung von Johann Strauss‘ Operette „Der Zigeunerbaron“

 

Am 24.Oktober 1885 fand im Theater an der Wien ein gesellschaftliches Großereignis statt: „Der Zigeunerbaron“ – eine Operette mit Musik von Johann Strauss und nach dem Libretto Ignaz Schnitzers – feierte sein Uraufführung.

Wer nicht die Ehre hatte an der am 23. Oktober vor geladenem Publikum stattfindenden Generalprobe teilhaben zu können, musste sich auf dem einen oder anderen, mehr oder weniger offiziellen Wege um Eintrittskarten für die Premiere bemühen. Glaubt man dem Premierenbericht der Presse vom 25.10.1885, schien es für niemanden, der etwas auf sich hielt, in Frage zu kommen, nicht bei der Zigeunerbaron-Uraufführung dabei gewesen zu sein:

Die Wunden, welche die Schlacht um das Billet zur Strauß’schen Premiere „Der Zigeunerbaron“ geschlagen, waren schwerer als gewöhnlich und manche hoffnungsvolle Banknote höheren Grades wurde jählings dahingerafft, manche blühende, ehedem von finanzieller Gesundheit strotzende Brieftasche ward von den Strapazen welk und dünn, krank und siech. Die Agiotage feierte in den letzten Tagen wahre Orgien, Logenbillette erreichten eine Notirung, welche man seit den Zeiten der Sarah Bernhardt nicht mehr erlebt hatte, und Sitzplätze wurden um das Vier- und Fünffache ihres ursprünglichen Werthes, ohne besondere Schwierigkeiten an den Mann gebracht, der selbstverständlich hier sehr häufig eine Frau war. (S.19)

Weitere Berichte von der Premiere, die neben der gesellschaftlichen Relevanz der Antwort auf die Frage „Haben Sie schon ein Billett zur Premiere?“ auch auf das Stück selbst Bezug nehmen, finden sich am 25. Oktober 1885 beispielsweise in der Morgen-Post, der Neuen Freien Presse und der Wiener Zeitung, sowie im Figaro vom 31. Oktober 1885.

17. Oktober 1855

Das Bessemer-Verfahren wird patentiert

Bildquelle: Ausschnitt aus: Neue Militärische Zeitschrift, 1865, Heft 3, S. 234. ANNO/ÖNB

Henry Bessemer, ein gelernter Schriftgießer, erwies sich als ein sehr produktiver Erfinder, der ab 1838 innerhalb von 17 Jahren 44 eigene Erfindungen patentieren ließ. Eine seiner Wichtigsten ist die Revolutionierung der Stahlproduktion. Die historischen Zeitungen schienen seine Herkunft für sehr wichtig zu halten, so wird es in den meisten Artikeln bemerkt, dass er Sohn eines Franzosen und einer Engländerin war. Ein Beispiel dazu liefert die Deutsche Allgemeine Zeitung von 28. Oktober 1856 auf Seite 6.

Das von Bessemer entwickelte neue Verfahren wurde am 17. Oktober 1855 patentiert (vgl. Neue Militärische Zeitschrift, 1865, Heft 3, S. 231.), aber in einer größeren Dimension erst am 22. August 1856 ausprobiert (vgl. Klagenfurter Zeitung, 1. September 1856, S. 2). Der Vorteil dieser neuen Methode war, dass dadurch schneller und kostengünstiger eine bessere Stahlqualität vom Roheisen erzeugt werden konnte (vgl. Die Presse, 29. August 1856, S. 12). Wer über diese Methode mehr erfahren möchte, als die Tageszeitungen der damaligen Zeit bieten, dem seien die Seiten 231-247 von der Neuen Militärischen Zeitschrift 1865 empfohlen. In diesem ausführlichen Beitrag können die interessierte LeserInnen auch drei Abbildungen des Bessemer`schen Hochofens sehen.

Wie die meisten Erfindungen hat auch diese Konkurrenz bekommen – unter anderem durch das Thomas Gilchrist’schen Verfahren. In der Zeitschrift „Der Bautechniker“ von 6. Januar 1882 wird darüber berichtet, dass durch die Neuerungen Gilchrists noch niedrigere Stahlproduktionskosten erreicht werden können (vgl. Der Bautechniker, 6. Januar 1882, S. 9). Nichtsdestotrotz wurde das Lebenswerk Henry Bessemers in England sehr geschätzt und er selbst 1879 von Königin Victoria "in den Adelstand erhoben" (Grazer Volksblatt, 25. Juni 1879, S. 6.).

14. Oktober 1795

Salieris Palmira, Regina di Persia feiert Premiere

Bildquelle: Salieri, Antonio (1750 – 1825). Bildnis, gestochen von Heinrich E. von Winter. ÖNB/Bildarchiv und Grafiksammlung. Signatur: Signatur: 106.803–C.

1750 wurde Antonio Salieri, auch Anton Salieri, in Lignano als Sohn eines Kaufmanns geboren. In seiner frühen Jugend entwickelte er eine große Vorliebe für Musik und nach dem frühen Tod seiner Eltern lernte er Cembalo, Generalbass und Gesang. In Venedig traf er auf den Komponisten Florian Leopold Gassmann, welcher zu dieser Zeit schon in Wien tätig war und eine freundschaftliche Beziehung zu Kaiser Joseph II pflegte. Gassmann lud Salieri an den kaiserlichen Hof nach Wien ein und unter seiner Fittiche entwickelte sich Salieri zu einem begnadeten Komponisten und Musiker (vgl. Wiener Zeitschrift, 25. August 1825, S. 5).

Gassmann erteilte ihm zeitlebens Unterricht und als dieser 1774 starb, folgte Saleri seinem Vorbild und wurde "erster Kapellmeister Sr. Maj. des Kaisers" (Wiener Zeitung, 16. Dezember 1789, S. 9) des k. u. k. Nationalhoftheaters.

Im selbigen, damals auch bekannt unter dem Namen Kärnterthor-Theater, hatte am 14. Oktober 1795 Antonios Salieris Drama Palmira, Regina di Persia seine Premiere. Die heroisch-komische Oper dauerte 2 Akte und war an heutigen Inszenierungen gemessen prachtvoll ausgestattet - unter anderem gab es sogar ein Kamel auf der Bühne zu sehen (vgl. Wiener Zeitung, 17. Oktober 1795, S. 13).

Das musikalische Genie Salieri verstarb nach langer Krankheit am 7. Mai 1825: "Die musikalische Welt hat einen schmerzlichen Verlust durch den am 7. D. M. um 8 Uhr Abends nach einer langen Krankheit erfolgten Tod des k. k. ersten Hofkapellmeisters Anton Salieri erlitten. Seine Verdienste um die dramatische Musik verbürgen seinem Andenken überall, wo seine Werke zur Darstellung kamen, eine immerwährende Dauer, und durch den Eifer, mit welchem er, fern von allem Eigennutz, junge Talente für die Tonkunst zu bilden strebte, wie durch seinen personlichen und liebenswürdigen Charakter wird er seinen Freunden und Bekannten stets unvergeßlich bleiben." (Österreichische Beobachter, 10. Mai 1825, S.6).

Auch in seinem Nachruf blieb die Palmira nicht unerwähnt. So schrieb die Wiener Zeitung: "(…) dagegen mußte sich derselbe aber verbinden, alle Jahre eine italienische Oper für das Wiener Hoftheater zu liefern. So schrieb er 1795 IL Mondo alla Rovescia, 1795 Eraclito e Democrito, 1795 Palmira (welche mit ganz außerordentlichem Beyfall aufgenommen ward) (…)" (Wiener Zeitschrift, 27. August 1825, S.6). Beachten Sie auch das breite Spektrum weiterer Digitalisate zu Salieri der Österreichischen Nationalbibliothek. Diese finden Sie am Einfachsten im Katalog unter dem Punkt "Digitale Ressourcen".

10. Oktober 1865

Wilhelm Busch - 150 Jahre Max und Moritz

Bildquelle: Ausschnitt aus: Max und Moritz Restaurant – Das familienfreundliche Restaurant. Offsetdruck. 1988. ÖNB/Bildarchiv und Grafiksammlung. Signatur: PLA16880789.

Vor 150 Jahren erschien die wohl berühmteste Bildergeschichte im deutschen Sprachraum: Wilhelm Buschs, "(…) des größten deutschen Humoristen (…)" (Linzer Volksblatt, 8. September 1918, S. 4), Lausbubengeschichten von Max und Moritz (vgl. Wiener Zeitung, 16. Dezember 1865, S. 10).

Heinrich Christian Wilhelm Busch wurde 1832 in Wiedensahl in der Nähe von Hannover geboren. Buschs große Leidenschaft war die Malerei. Er träumte davon, Künstler zu werden. Nach abgebrochenen Studien an der Kunstakademie Düsseldorf und der Königlichen Akademie der schönen Künste in Antwerpen, wechselte er 1854 in die Akademie der bildenden Künste nach München. Dort trat er dem Künstlerverein Jung-München bei, für den er Karikaturen und Gebrauchstexte verfasste. So wurde Kaspar Braun, der Verleger der satirischen Zeitschriften Fliegende Blätter und Münchner Bilderbogen auf ihn aufmerksam. Busch arbeitete einige Jahre für Braun, jedoch wollte er vermeiden, allzu abhängig von ihm zu werden. Er kam deshalb mit dem Verleger Heinrich Richter überein, bei ihm eine Bildergeschichte zu veröffentlichen. Ende 1863 war Busch mit der Geschichte Max und Moritz fertig, doch lehnte Richter die Veröffentlichung aufgrund mangelnder Verkaufsaussichten ab (vgl. Grazer Tagblatt, 10. Januar 1908, S. 19).

Daraufhin wandte sich Wilhelm Busch wieder seinem alten Verleger Braun zu, welcher auch prompt für die Rechte an Max und Moritz 1000 Gulden – was damals etwa zwei Jahreslöhnen eines Handwerkers entsprach – bezahlte. Dies sollte sich als verlegerischer Glücksgriff entpuppen. Im Oktober 1865 kam die Lausbubengeschichte mit einer Auflage von 4000 Exemplaren in die Buchhandlungen (vgl. Wiener Zeitung, 16. Dezember 1865, S. 10).

Anfangs rieten die Zensoren noch davon ab, Kindern die Geschichte vorbehaltlos auszuhändigen: "Wilhelm Busch ist sehr witzig und originell, er braucht den Kindern nicht vorenthalten zu werden, doch soll die Carricatur nur in beschränktem Maße gebraucht werden." (Prager Tagblatt, 2. März 1897, S. 7).

Jedoch wurde die beliebte Geschichte von den beiden Buben, die gern Streiche spielten, oft in Theatern aufgeführt (vgl. Österreichische Kunst-Chronik, 20. Januar 1883, S. 14).

Die Figuren Max und Moritz basierten auf seinem Jugendfreund Erich Bachmann, welcher wie Max eine festere Statur und Pausbäckchen hatte, während er selbst Moritz als Vorbild diente. Wegen der meisterlichen Kombination von Wort und Bild wird Wilhelm Busch als Vorreiter des modernen Comics gehandelt. Aus seinen Geschichten stammen zahlreiche Redewendungen, die selbst heute noch verwendet werden, wie beispielsweise: "Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen, sehr." (Prager Tagblatt, 28. April 1881, S. 2).

Busch verstarb am 9. Januar 1908: "Unvermutet kommt aus dem Dorfe Mechtshausen im Braunschweigischen die Nachricht, daß Wilhelm Busch gestorben ist. Fast der einzige deutsche Schriftsteller, der noch Humor besaß, ist mit Busch dahingegangen. Andere haben Witz, einige wenige sind zuweilen geistreich, Humor hatten nur die beiden greisen Wilhelm, Wilhelm Raabe und Wilhelm Busch." (Arbeiter Zeitung, 10. Januar 1908, S. 5).

 

7. Oktober 1915

Das kurze Leben eines Wiener Gelehrten

Bildquelle: Dr. Friedrich Hasenöhrl. Ausschnitt aus: „Wiener Bilder“, 24.10.1915, S.12. ANNO/ÖNB

"Dr. Friedrich Hasenöhrl, Professor für theoretische Physik an der Wiener Universität, hat auf dem südwestlichen Kriegsschauplatz den Heldentod gefunden." (Prager Tagblatt, 14.10.1915, S. 8)

In seinem kurzen Leben – er fiel im 41. Lebensjahr – legte Friedrich Hasenöhrl nicht nur eine akademische Bilderbuchkarriere hin, sondern folgte auch seinem ausgeprägten Interesse an Militär und Landesverteidigung.

Während seines Studiums der Mathematik und Physik an der Universität Wien arbeitete er nicht nur unter anderem für Ludwig Boltzmann und veröffentlichte bereits im zweiten Studienjahr seine erste größere mathematische Arbeit, sondern unterbrach sein Studium auch für eine einjährige freiwillige Militärzeit. Nach Promotion (1896), Habilitation (1899) und einem Auslandsaufenthalt an der Universität Leiden erhält er die Lehrberechtigung an der Universität Wien, wo er unter anderem Erwin Schrödinger unterrichtete. 1906 wurde Hasenöhl außerordentlicher Professor an der Technischen Hochschule in Wien und, nach dem Tod von Ludwig Boltzmann, noch im selben Jahr dessen Nachfolger als Ordinarius für Theoretische Physik. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete sich Hasenöhrl, mittlerweile vierzigjährig, freiwillig zum Kriegsdienst.

Die Wiener Zeitung schreibt in ihrem Nachruf vom 13.Oktober 1915:
"Professor Hasenöhrl, der als Kavallerieleutnant in Evidenz der Armee angehörte, war bei Ausbruch des Krieges als Automobilist eingerückt, wurde späterhin auf sein eigenes Ansuchen unter gleichzeitiger Beförderungen zum Oberleutnant zur Infanterie übersetzt (…). Am 20. Juni wurde er durch einen Schuß in die Schulter schwer verwundet. Kaum genesen ging er wieder an die Front im Südwesten, und nun wurde er, an der Spitze seiner Kompagnie stürmend, durch einen Schrapnellschuß hinweggerafft."

Zahlreiche weitere Nachrufe finden sich in den Tageszeitungen vom 13.Oktober und 14. Oktober 1915.

Hasenöhrl galt als die große Hoffnung der Theoretischen Physik in Österreich, zu seiner Seelenmesse am 22.10.1915 in der Wiener Votivkirche fanden sich daher zahlreiche Persönlichkeiten der Wiener Universitätslandschaft ein – und Hasenöhrls Witwe Ella erhielt ein Kondolenztelegramm vom Kaiser persönlich.

4. Oktober 1865

Wiens erste Pferdestraßenbahn

Bildquelle: Wien 1, Ringstraße. Blick von der Stadiongasse gegen Bellaria und Naturhistorisches Museum, im Vordergrund Pferdestraßenbahn. Um 1900. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung. Signatur: 25.197B.

Vor 150 Jahren wurde die Wiener Ringstraße mit ihren Prachtbauten eröffnet und markierte somit den Wandel Wiens zur europäischen Metropole. Neben den heute weltweit bekannten Bauwerken wurde im Zuge der Ringstraßeneröffnung die erste Pferdestraßenbahn Wiens eingeweiht: "Wieder hat die Stadt Wien einen Schritt weiter zu ihrer Entwicklung als Großstadt gethan." (Neue Freie Presse, 5. Oktober 1865, S. 5).

Die erste Pferdestraßenbahn fuhr vom Schottentor in den damaligen Außenbezirk Dornbach. Die Bürger Wiens feierten dies begeistert: "Die Menschenmenge, welche gestern von der achten Morgenstunde an den "Pferdebahnhof" vor dem Schottenthor umlagert hielt, hatte sich bis 2 Uhr, der Stunde der feierlichen Eröffnung, wenigstens verzehnfacht. Die Aufsichtsorgane hatten alle Mühe, die Passage für Wagen und Fußgänger frei zu erhalten (…) Als der Champagner perlte, eröffnete der Herr Statthalter die Reihe der Trinksprüche mit einigen freundlichen Worten für das Unternehmen, welches an dem im ganzen Reiche gefeierten Tage ins Leben trat." (Wiener Zeitung, 5. Oktober 1865, S. 3).

Während die Wiener Zeitung von einem großen Erfolg berichtete, der mit Champagner bejubelt wurde, liest sich die Berichterstattung der Presse etwas nüchterner: "Bald nach 2 Uhr wurden die Gäste in sechs Waggons nach Dornbach geführt, wobei im Dornbacher Stations-Gebäude selbst ein Waggon entgleiste, welcher Unfall jedoch bald gutgemacht wurde. Ein anderer Waggon soll außerhalb Dornbach ein Landfuhrwerk gestreift und hierbei arg beschädigt haben." (Die Presse, 5. Oktober, 1865, S. 10).

Nicht nur Die Presse berichtete über Unfälle mit dem beliebten Fortbewegungsmittel. Auch kann man beispielsweise in der Zeitung Das Vaterland darüber lesen. Leider waren damals Unfälle mit Pferdefuhrwerken an der Tagesordnung, doch wenn sich so etwas Schreckliches wie ein Todesfall ereignete, berichteten natürlich auch die Zeitungen darüber. So wurde im Juli 1868 ein gewisser Herr Mendelsohn von einem Pferdebahnwagen überfahren und dabei schwer verletzt. Einen Tag später wurde berichtet, dass der unglückselige Herr seinen Verletzungen erlegen war (vgl. Das Vaterland, 10. Juli 1868, S. 2).

Wer sich für die damalige Zeit interessiert, kann in der Rubrik "Kundmachungen" der Wiener Zeitung nachlesen, welche Gegenstände in der Pferde-Eisenbahn alleine in den Monaten Jänner und Februar im Jahr 1885 gefunden wurden (vgl. Wiener Zeitung, 15. März 1885, S. 19). Außerdem empfehlen wir, die Ausstellung Wien wird Weltstadt im Prunksaal der Nationalbibliothek zu besuchen. Hier kann man eine beeindruckende Auswahl ihrer umfangreichen Bestände aus der Ära des Baus der Ringstraße sehen.

2. Oktober 1850

Todestag von Joseph Madersperger, österreichischer Schneidermeister und Erfinder

Bildquelle: Abbildung des Madersperger, Josef [1768-1850], Druckwiedergabe. Links darunter: Abbild der ersten Nähmaschine. Ausschnitt aus einer Zeitung. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR) Signatur: Pf 5460:C (1 a)

Die Wiener Zeitung meldete am 8. Oktober 1850 den Tod von Joseph Madersperger, "bürg[erlichen] Schneider und Bürgerfonds-Pfründner" (Wiener Zeitung, 8. Oktober 1850, S. 8). Der Erfinder der ersten "österreichische[n] Nähmaschine" (vgl. Der Lehrerinnen-Wart, 10. August 1894, S. 7) verstarb im Alter von 83 Jahren (vgl. Wiener Zeitung, 8. Oktober 1850, S. 8).

Madersperger erhielt das Privilegium für seine Erfindung bereits 1814 (vgl. Grazer Mittags-Zeitung, 4. Juli 1917, S. 3). Da diese aber noch nicht alle Erwartungen der zeitgenössischen Fachleute erfüllte (vgl. Der Siebenbürger Bote, 17. September 1853, S. 4), perfektionierte er sie und schloss die Entwicklung erst 1839 ab (vgl. Österreichische Nähmaschinen- und Fahrrad-Zeitung, 28. Februar 1918, S. 4).

Die gesellschaftliche Anerkennung von Maderspergers Erfindung wird in verschiedenen Zeitungen ganz unterschiedlich beschrieben. Manche bestehen darauf, dass die Nähmaschine per se von dem Österreicher erfunden wurde (z.B. Journal des Österreichischen Lloyd, 8. August 1840, S. 2 oder auch Kikeriki, 26. September 1880, S. 2). Andere weisen aber auch darauf hin, dass erst eine amerikanische Nähmaschine die von so vielen anderen Erfindern ersehnte Wertschätzung des Publikums einholen konnte (vgl. Der Siebenbürger Bote, 17. September 1853, S. 4).

Es ist interessant zu sehen, wie das Schicksal Maderspergers und seiner Nähmaschine in den unterschiedlichen (politischen) Epochen beschrieben wurde. 1941 wird in der Znaimer Tagblatt Maderspergers "einigermaßen brauchbare" Nähmaschine der "kaum verwendungsfähigen" englischen Erfindung gegenübergestellt (Znaimer Tagblatt, 19. November 1941, S. 4). Die Österreichische Nähmaschinen- und Fahrrad-Zeitung merkt an, dass die beiden Nähmaschinen wegen ihrer Zweckwidmung kaum miteinander zu vergleichen wären. Die österreichische Variante war nämlich für das Nähen von Kleidungsstücke, die englische fürs Nähen von Schuhsohlen konzipiert (vgl. Österreichische Nähmaschinen- und Fahrrad-Zeitung, 30. Januar 1909, S. 29). Der wirklich von Erfolg gekrönte Nähmaschinentyp kam letztendlich aus Übersee:

1910 berichtet Dillinger’s Reisezeitung über den Tod des Erfinders "der ersten brauchbaren Nähmaschine" (Dillinger’s Reisezeitung, 1. September 1910, S. 7) in New York. Hiermit war Josef Thomas, dessen Erfindung durch die Singer-Gesellschaft die Weltberühmtheit errang, gemeint. Ebenda wird dennoch kurz angemerkt, dass die Entdeckung des Grundprinzips der Nähmaschine Madersperger zugeschrieben werden muss (vgl. ebda.).

Madersperger überließ seine Nähmaschine dem Wiener polytechnischen Institut, da es ihm offenbar nicht bewusst war, wie groß die Nachfrage nach einer solchen bahnbrechenden Erfindung war (vgl. Morgen-Post 21. September 1880, S. 3). Er selbst starb im Armenhaus von St. Marx (vgl. Znaimer Tagblatt 19. November 1941, Seite 4). Um seinen Namen zu verewigen, wurde ihm in seiner Heimatstadt Kufstein ein Denkmal errichtet (vgl. Illustrirtes Wiener Extrablatt, 28. April 1903, S. 11).

30. September 1897

Mark Twain – Turbulente Tage in Österreich

Bildquelle: Mark Twain fischt mit dem Federkiel aus einem Bottich Wiener Motive für Novellen. Karikatur von Theo Zasche. Zeitungsdruck. Figaro, 23. Oktober 1987, S. 7. ANNO/ÖNB.

"Mit dem gestern aus Innsbruck hier angekommenen Eilzuge ist eine in der neuen und alten Welt gleich bekannte und populäre literarische Persönlichkeit in Wien eingetroffen und im Hotel Metropole abgestiegen." (Neues Wiener Journal, 1. Oktober 1897, S. 4)

Mark Twain, eigentlich Samuel Langhorne Clemens, wurde durch seine Werke über die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn schon zu Lebzeiten weltberühmt. (vgl. Österreichische Illustrierte Zeitung, 5. Dezember 1897, S. 4)

Fortuna meinte es jedoch nicht immer gut mit ihm: "(…) heute Besitzer zahlreicher Minenantheile von geradezu fabelhaftem papierenen Werte, war er morgen wieder ein armer Teufel, der Hunger und Entbehrungen litt." Der Schriftsteller ging in Amerika nämlich nach einer Fehlinvestition Bankrott und suchte im wahrsten Sinne des Wortes das Weite, da es sich in Europa billiger leben ließ. Er zahlte seine Schulden und verdiente seinen Lebensunterhalt mit Vorträgen und Lesungen in ganz Europa. (vgl. Österreichische Illustrierte Zeitung, 5. Dezember 1897, S. 4)

In Wien wurde er Beobachter der österreich-ungarischen Politik, der gesellschaftlichen Veränderungen und der Vorgänge im Wiener Reichsrat. Bürgermeister war damals Dr. Karl Lueger, der sich als Christsozialer zwar kaisertreu gab, jedoch antisemitische Ansichten pflegte, die in der Bevölkerung Zuspruch fanden. Dieses Aufkommen des Antisemitismus spiegelte sich in den Debatten des Parlaments. Körperliche Übergriffe und Beschimpfungen waren an der Tagesordnung:

"Präsident Abrahamowicz konnte, nachdem er die Sitzung eröffnet, nicht mehr zu Worte gelangen, seitens der Obstruction wurden ihm die ehrenrührigsten Bezeichnungen zugerufen, Papierfetzen und Zeitungsblätter flogen nach der Präsidententribüne, ja selbst ein Tintenfaß wurde nach dem Präsidenten geschleudert (…)" (Agramer Zeitung, 29. November 1897, S. 2). Gleichermaßen berichteten andere Zeitungen über den Vorfall: "Mehrere Blätter berichten, der Präsident Abrahamowicz habe heute eine Anzeige an die Staatsanwaltschaft gegen Abg. Dr. Lecher verfassen lassen, in welcher der Letztere beschuldigt wird, ein Tintenfaß gegen den Präsidenten geworfen zu haben." (Das Vaterland, 28. November 1897, S. 4)

Die Spannungen des Nationalitätenkampfes des Vielvölkerstaats Österreich-Ungarn gipfelten in den Demonstrationen gegen die Badenische Sprachverordnung vom 5. April 1897. Ministerpräsident Badeni verordnete, dass Tschechisch in den Markgrafschaften Böhmen und Mähren neben dem Deutschen als Amtssprache fungieren sollte. Dies empfanden die Deutschen in der Donaumonarchie allerdings als existentielle Bedrohung. Es folgten Massendemonstrationen in Wien, Graz und Prag und es kam zu Ausschreitungen im Reichsrat: "Sitzung des Abgeordnetenhauses unter Assistenz einer Polizei-Brigarde ,militärischer Cordon zwischen der Rechten und der Linken, Prügelei der Volksvertreter mit den Dienern und Polizeiwachleuten, Deputirte, die mit bewaffneter Macht bei der einen Thür hinausgeschleppt werden, um durch die andere wieder hereinzukommen (…)" (Neue Freie Presse, 26. November 1897, S. 19)

Twain wohnte einigen dieser Ausschreitungen im Parlament bei und verarbeitete die Geschehnisse in seinem Buch Turbulente Tage in Österreich. Fasziniert von dem kulturellen Leben und dem Vielvölkerstaat blieb Twain bis Mai 1899 in Wien. Um mehr über diese Zeit und Twains Aufenthalt in Wien zu erfahren, lohnt sich die Besichtigung der Ausstellung Wien wird Weltstadt im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek, die bis 1. November 2015 geöffnet hat.

Modezeitschriften im 19. Und 20. Jahrhundert

Bildquelle: Ausschnitt aus der Beaux Arts de Modes, 1932, Nummer 2, S. 13. ANNO/ÖNB

Diese Woche findet in Wien die Vienna Fashion Week statt und präsentiert aktuelle Designer und ihre Mode. Wer lieber einen Blick auf den Geschmack des 19. und 20. Jahrhunderts werfen möchte, kann sich in ANNO durch über 20 Modezeitschriften aus dieser Zeit klicken.

Hier kann man sehen, dass die Teilnehmer der Vienna Fashion Week heute genauso ihre Berechtigung haben, wie die Trendsetter von damals: "Jeder Modeschaffende weiß, daß die Wiener Mode stets ihre eigene Note hatte, das typisch Wienerische kam immer in irgend einer Form zum Vorschein. Die Wiener Mode hatte seit jeher so einen kleinen Schuß ins Liebliche, ins Verspielte und vielleicht ist sie gerade deswegen zu ihrer Eigenart gelangt." (Neue Wiener Friseur-Zeitung, 15. Juni 1942, S.4)

Egal ob für Kindergarderobe, oder für die ganze Familie, in diesen Zeitschriften: "(…)tritt die Mode mit tausend Verlockungen an uns heran und jede Saison steigert noch die raffinierte Eleganz unserer Kleidung." (Die Mode der eleganten Frau, 1933, Heft 95, S. 2)

Folgt man den damaligen Trends, ist man vielleicht sogar unserer Zeit voraus, denn die modernen Modeschöpfer lassen sich oftmals von den damaligen Schnitten und Trends inspirieren: "Die neue Herbstmode erfüllt den Wunsch nach zweckmäßiger, hübscher und gefälliger Kleidung so restlos wie noch nie in den letzten Jahren. Sie ist sorgfältig durchdacht, wird der heutigen Zeit und ihren Anforderungen gerecht, ist dabei auf eine liebenswürdige Wiese fraulich und einfallsreich. Nichts ist übertrieben, alles zeugt von erlesenem Geschmack." (Die Mode der eleganten Frau, 1942, Heft 214, S. 3)

In den Zeitschriften in ANNO finden sich nicht nur Artikel über Mode, sondern auch Tipps zur Schönheitspflege oder Frisuren: "Es gehört zur täglichen Schönheitspflege der Dame, Gesicht und Hände vor dem Ausgehen leicht mit "4711" Matt-Creme zu massieren." (Die Moderne Welt, 1927, Jahrgang 9, Heft 6, S. 25). Denn schon damals versicherte die Werbung von Madame Rosa Schaffer: "Schönheit ist Reichtum, Schönheit ist Macht." (vgl. Innsbrucker Nachrichten, 29. April 1899, S.14)

6. September 1915

Der Tod von Otto Kitzler

Bildquelle: Ausschnitt aus der Linzer Tages-Post, 8. September 1915, S. 2. ANNO/ÖNB

Am 6. September 1915 nahm der deutsche Dirigent und Cellist Otto Kitzler sich das Leben: "Man schreibt uns aus Graz, 6. September: Hier hat heute früh Herr Otto Kitzler, artistischer Direktor des Brünner Musikvereines i.R., Besitzer des Goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone, 82. Jahre alt, in einem Anfalle von Sinnesverwirrung, Selbstmord verübt, indem er sich aus dem Fenster seiner im zweiten Stocke des Hauses Grazbachgasse Nr. 34 gelegenen Wohnung auf die Straße stürzte. Er war sofort tot." (Linzer Tages-Post, 8. September 1915, S. 2).

Das Linzer Volkblatt begründete seinen Ruhm in ihrem Nachruf folgendermaßen: "Otto Kitzler interessiert uns deshalb besonders, weil er von 1860 bis 1862 als erster Kapellmeister am Landestheater in Linz wirkte und zu jener Zeit Richard Wagners „Tannhäuser“ zum erstenmal in Linz zur Aufführung brachte, Wagner somit in unserer Landeshauptstadt sozusagen einführte (…)." (vgl. Linzer Volksblatt, 10. September 1915, S. 5).

Insbesondere war Otto Kitzler als Lehrer Anton Bruckners bekannt: "Kitzler gab Klavier- und Orchesterwerke, auch Lieder heraus, welche den feinfühligen Musiker erkennen lassen, und schrieb "Musikalische Erinnerungen" mit Briefen von Wagner, Bruckner und Brahms. Von seinen vielen Schülern ist obenan Anton Bruckner zu nennen." (Wiener Zeitung, 9. September 1915, S. 8). Er machte Bruckner mit der musikalischen Formlehre vertraut, vermittelte ihm Kenntnisse über das Orchester und machte ihn auf Richard Wagner aufmerksam: "Dieser Umstand ist deswegen erwähnenswert, weil die Tiefe der ganzen Ausstattung, die wir an Bruckners Werken bewundern, Anregung gefunden hat an der Tiefe der Wagnerschen Schöpfungen." (Linzer Tages-Post, 8. September 1915, S. 2).

Im Bestand der österreichischen Nationalbibliothek befindet sich das "Kitzler-Studienbuch". Hierbei handelt es sich um eine Anton Bruckner Originalhandschrift. Bruckner fertigte diese Schrift im Verlauf seines Unterrichts bei Otto Kitzler an und sie besteht aus 163 Blättern mit frühen Werken. (vgl. Österreichische Nationalbibliothek). Die Handschrift ist außerdem Teil des großen Bruckner-Archivs der österreichischen Nationalbibliothek. Der Komponist hinterließ testamentarisch der k.k. Hofbibliothek (Vorläufer der heutigen Nationalbibliothek) eine große Sammlung mit Originalwerken.

4. September 1830

Jungfernfahrt des ersten Donaudampfschiffes

Bildquelle: Ausschnitt aus der Wiener Zeitung, 13. September 1830,. S. 3. ANNO/ÖNB

Heute vor genau 185 Jahren, am 4. September 1830, lief der erste Raddampfer der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft zu seiner Jungfernfahrt nach Pressburg und Pest aus. Das nach Franz I. benannte Schiff war am 26. Juli 1830 in der Werft Am Spitz vom Stapel gelaufen (vgl. Österreichischer Beobachter, 25. Juli 1830, S. 4), von wo der Dampfer am 3. September zum Anlegeplatz beim Lusthaus im Prater aufbrach (vgl. Österreichischer Beobachter, 11. September 1830, S. 6).

Nachdem, wie der Österreichische Beobachter meldete, ein ungeschicktes Manöver seitens des Steuermannes die Reise noch vor Ankunft beim Anlegeplatz Lusthaus kurzeitig unterbrochen hatte – das Schiff war auf Grund gelaufen, konnte aber wieder flottgemacht werden –, nahm der Raddampfer, so die Wiener Zeitung, am Samstag um 6 Uhr 20 seine Fahrt von Ebersdorf nach Pressburg wie geplant auf. Gut zwei Stunden und 45 Minuten später war das erste Etappenziel erreicht. Um 11 Uhr 31 ging es von Pressburg weiter nach Gönyű, wo der Dampfer während der Nacht vor Anker ging. Am Sonntag, dem 5. September 1830, erreichte das Donaudampfschiff um 14 Uhr 45 Pest und hatte damit seine Jungfernfahrt erfolgreich absolviert (vgl. Wiener Zeitung, 13. September 1830, S. 3).

Wie die Wiener Zeitung weiters berichtete, verfügte der Raddampfer über "[…] zwey große Säle, ein Zimmer für Damen und einige andere Gemächer für den Restaurateur etc. In die Passagierzimmer können 200 Personen aufgenommen werden, ohne jene, die noch auf dem Verdeck Platz haben" (ebda). Als Johann Anton Erzherzog von Österreich, Palatin von Ungarn, und seine Gemahlin das Schiff besichtigten, machte es anlässlich dieses hohen Besuches "[…] von dem Ausladeplatz bis zur Margaretheninsel und wieder zurück eine Probefahrt. Die zahlreichen Zuschauer, die sich an beyden Ufern einfanden, bewunderten eben sowohl die Gewandtheit und Schnelligkeit der Bewegungen, als die sehr gefällige und nette äußere Form dieses neuen Donaufahrzeuges […]" (ebda).

Am 8. September 1830 trat das Schiff seine Fahrt zurück nach Wien an. Der Österreichische Beobachter schrieb, dass es "[…] seine Rückreise von Pesth in fünf Tagen, bei fast durchgehends heftigem, ungünstigen Wind zurückgelegt […]" hat, und fügte hinzu: "[…] durch die alleinige Kraft der Dampf-Maschine hat es auch die heftigsten Strömungen überwunden, und wenn die Wasser-Reise von Wien bis Pesth auf wenigstens vierzig deutsche Meilen angeschlagen werden muß, so kann das obige Resultat unter Berücksichtigung der schon gerügten Unerfahrenheit des Piloten, und der noch nicht möglich gewesenen Anlegung von Vorräthen des nöthigen Feuerungs-Materials, nicht anders als höchst befriedigend genannt werden" (Österreichischer Beobachter, 14. September 1830, S. 6).

3. September 1875

Geburtstag von Ferdinand Porsche

Bildquelle: Ferdinand Porsche (1875-1951). Kraftwagenbauer. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR); Signatur: L 54836 – C.

Vor 140 Jahren wurde Ferdinand Porsche als drittes Kind des Spenglers Anton Porsche in Maffersdorf, Böhmen, geboren. Als junger Mann startete seine Karriere in Wien, wo er unter anderem als Ingenieur bei den Lohner-Werken tätig war. Dort entwickelte er das erste Hybrid- und Allradfahrzeug der Welt, den Lohner-Porsche. 1906 wechselte er dann zu Austro-Daimler nach Wiener Neustadt: "Als ihn dann die Austro-Daimler-Werke in Wiener-Neustadt zum Leiter und schließlich zum Generaldirektor ihres Unternehmens machten, war er bereits ein gesuchter und anerkannter Fachmann auf seinem Gebiet, welches von nun an das der Autokonstruktion blieb." (Neue Freie Presse, 7. September 1938, S. 12)

1910 fand zum dritten Mal die Prinz-Heinrich-Fahrt, eine Tourenwagenkonkurrenz, bei der fast nur Spezialwagen mit neuen Konstruktionen teilnahmen, statt. Porsche gewann mit einem von ihm entworfenen Austro-Daimler. (vgl. Mährisches Tagblatt, 10. Juni 1910, S. 6)

Die Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH, Konstruktionen und Beratung für Motoren und Fahrzeuge gründete er 1931 mit Sitz in Stuttgart, gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Anton Piëch und dem Rennfahrer Adolf Rosenberger. Hier entwickelte er für die nationalsozialistische Gemeinschaft Kraft durch Freude (KdF) den damals sogenannten KdF-Wagen, Vorläufer des VW-Käfers, der für jedermann leistbar sein sollte. (vgl. Badener Zeitung, 1. Dezember 1943, S. 1)

Bis heute umstritten ist Porsches Rolle im Dritten Reich. Fakt ist, dass er, nachdem er die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen hat, 1937 der NSDAP beitrat und ein Jahr später den deutschen Nationalpreis von Hitler verliehen bekommen hatte: "Er hat in genialer Begabung und unermüdlicher Energie auf einem technischen Gebiet Bahnbrechendes und Bewundernswertes geleistet (…) Der Name Porsche geht damit in die Geschichte der Technik unseres Volkes über. Der Führer ehrt seinen Träger dadurch, daß er ihm den Nationalpreis 1938 verleiht." (Wiener Neueste Nachrichten, 8. September 1938, S. 6)

29. August 1885

Gottlieb Daimler und das erste Motorrad

Bildquelle: Gottlieb Daimler (1834 – 1900). Fotografie um 1890. Digitale Sammlung: Zeitgeschichte. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR); Signatur: OEGZ/P239.

Am 29. August 1885 erhielt Gottlieb Daimler das Patent auf seinen Reitwagen. Dieser Prototyp stellte das weltweit erste mit Verbrennungsmotor angetriebene Motorrad dar und wurde von Daimler gemeinsam mit Wilhelm Maybach entwickelt.

1882 eröffnete Gottlieb Daimler in Stuttgart- Bad Cannstatt eine Versuchswerkstätte für die Konstruktion und den Bau von Automobilen. Die Fertigstellung des ersten Benzinmotors, welchen er auch für seinen Reitwagen verwendete, erfolgte am 16. August 1883 (vgl. Banater Deutsche Zeitung, 6. März 1940, S. 6).

"Gottlieb Daimler, der die seit Jahrhunderten von zahllosen Erfindern in Angriff genommene Aufgabe des "pferdelosen Wagens" endgültig löste und der Erfinder des Automobils wurde." So lobte das Vorarlberger Volksblatt den Erbauer. Weiter wurde die Entwicklung dieses "pferdelosen Wagens" beschrieben: "Am 16. und 22. Dezember 1883 erhielt Daimler die Patente für seine Kraftmaschine, welche die unumgängliche Vorbedingung des Automobils wurde (…)Der Erfinder baute die Maschine in ein Zweirad ein, auf dem er am 10. November 1886 seine erste Fahrt machte. Dem Fahrrad folgte bald eine Motorkutsche, die im Jahre 1889 durch einen leichten schnell-fahrenden, ganz aus Stahlröhren gefertigten Wagen Daimlers abgelöst wurde." (Vorarlberger Volksblatt, 21. März 1914, S. 9).

Am 29. August 1885 wurde dieses erste, noch aus Holz gefertigte Motorrad patentiert(vgl. Banater Deutsche Zeitung, 6. März 1940, S. 6).

Ein Artikel der Österreichischen Nähmaschinen- und Fahrrad-Zeitung zur Entwicklung des Motorzweirades erkannte gleichfalls die Bedeutung von Daimlers Innovation: "Die Geschichte des Motor-Zweirades ist mit der Vorgeschichte des Automobils eng verwachsen, war doch eines der ältesten Benzinmotorfahrzeuge das berühmte Zweirad von Daimler. Seit der Erbauung dieses primitiven Holzrades sind fast 20 Jahre vergangen, ein ganz erheblicher Teil der Prinzipien unseres moderneren Motorrades ist aber schon dort zu finden." (Österreichische Nähmaschinen- und Fahrrad-Zeitung, 25. Juni 1905, S. 11).

18. August 1830

Kaiser Franz Joseph I.

Bildquelle: Franz Josef I., Kaiser von Österreich (1830-1916), Bildnis in Galauniform. Ölgemälde von József Kiss, 1. Hälfte 1880er Jahre. Digitale Sammlung: Wien. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR); Signatur: E 2527 C/D

Vor 185 Jahren wurde Erzherzog Franz Joseph, später Kaiser von Österreich im Schloss Schönbrunn geboren: "Ihre kaiserl. Hoheit die durchlauchtige Frau Erzherzoginn Sophie, Gemahlin Sr. kaiserl. Hoheit des durchlauchtigen Herrn Erzherzogs Franz Carl, sind gestern den 18ten d. M. um ein Viertel nach neun Uhr Vormittags in dem k. k. Lustschlosse Schönbrunn, welches höchstdieselben bewohnen, von einem Erzherzoge glücklich entbunden worden, und befinden sich sammt dem neugeborenen Erzherzoge, mit Rücksicht auf die Umstände, bey erwünschtem Wohlseyn." (vgl. Wiener Zeitung, 19. August 1830, S. 1)

Erzherzog Franz Joseph wurde in ereignisreiche Zeiten geboren. Die Anfänge der Industrialisierung und das Streben nach Demokratie und Unabhängigkeit prägten zunehmend die Stimmung im Land. Im Zuge der Märzrevolution dankte Kaiser Ferdinand I. 1848 ab und der nächste in der Thronfolge, sein Bruder Erzherzog Franz Carl, verzichtete für seinen, damals erst 18 jährigen Sohn auf den Thron (vgl. Allerhöchstes Patent, 2. Dezember 1848, S. 345).

Im Sommer 1853 wurde die Verlobung von Kaiser Franz Joseph I. und "(…) Prinzessin Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin von Bayern, Tochter Ihrer königlichen Hoheiten des Herzogs Maximilian Joseph und der Herzogin Ludovika (…)" bekannt gegeben. (vgl. Wiener Zeitung, 24. August, 1853, S. 1)

Die Hochzeit folgte im Jahr darauf und wurde prunkvoll zelebriert: "Die gestrige Beleuchtung der Stadt und Vorstädte von Wien zur Feier der Allerhöchsten Vermählung hat an Pracht und Großartigkeit alles überboten, was in unserer Hauptstadt, selbst die in ganz Europa berühmten Illuminationen der Congreßzeit nicht ausgenommen, in diesem Fache jemals geleistet wurde." (Die Presse, 26. April 1854, S. 3)

 

Nicht nur dank der berühmten Ernst-Marischka Filme im 20. Jahrhundert avancierten Franz und Sissi zum wohl berühmtesten Kaiserpaar der Geschichte. Schon zu Lebzeiten wurde die Kaiserin vom Volk verehrt, was den Schock über ihre Ermordung noch vergrößerte: "Man kann sich kaum etwas Empörenderes, zugleich aber auch Ergreifenderes denken, als diesen Tod der Kaiserin, die das Opfer blinder, wüthender Rachbegierde wurde, weil ihr Geburt und Schicksal eine Krone geschenkt hatten!" (Deutsches Volksblatt, 11. September 1898, S. 1)

1867, nach dem Sardinischen Krieg 1859 und dem Deutschen Krieg 1866, kam es zum Österreich-Ungarischen Ausgleich und Kaiser Franz Joseph I. wandelte das einheitliche Kaisertum Österreich in zwei konstitutionelle Monarchien um: die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. (vgl. Reichsgesetzblatt 1867, S. 394)

Noch unter seiner Herrschaft wurden sein Neffe und Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie bei einem Attentat in Sarajevo ermordet, was als Auslöser des Ersten Weltkriegs gilt (vgl. Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 29. Juni 1914, S. 1).

Kaiser Franz Joseph I. regierte bis zu seinem Tod 1916, 68 Jahre hindurch, so lange wie niemand anderer in der Habsburgermonarchie (vgl. Die Neue Zeitung, 22. November 1916, S. 1).

13. August 1865

Todestag Ignaz Semmelweis

Bildquelle: Semmelweis, Ignaz Philipp. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR); Signatur: 134.807 – B.

Heute vor 150 Jahren, am 13. August 1865 starb Ignaz Philipp Semmelweis, der "Begründer der antiseptischen Wundbehandlung" (Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz 15. Oktober 1887, S. 8). Über seine Erkrankung und seine Einlieferung in ein Wiener Krankenhaus berichtete die Wiener Zeitung am 3. August 1856 (S. 5). Die Debatte konnte einige Tage später nur mehr Semmelweis' Tod verkünden (Die Debatte, 16. August 1865, S. 2):
"Am 13. d. M. ist hier der Professor an der Pester Universität, Dr. Ignaz Semmelweis, einer der angesehensten Pester Aerzte, gestorben. Der Tod dieses Mannes ist — wie man dem „Pester Lloyd" schreibt — nicht nur für die dortige Universität ein großer, schwer zu ersetzender Verlust, sondern auch für die medizinische Wissenschaft im Allgemeinen […]".

Sein Tod wurde – wie es auch in der Banater Deutschen Zeitung erwähnt wurde – ausgerechnet von einer Blutvergiftung verursacht, wovor er mit seiner Entdeckung doch so viele Mütter bewahrte (Banater Deutsche Zeitung 13. August 1940, S. 6).

In der Wiener Medizinischen Wochenschrift wird missbilligend angemerkt, dass es aufgrund seiner Verdienste nicht angemessen sei, den in Budapest geborenen Arzt in der offiziellen Totenmeldung als "zugereist" zu bezeichnen (vgl. Wiener Medizinische Wochenschrift, 19. August 1865, S. 1215/1216).

Eine solche Form der Missachtung war aber zu jener Zeit gegenüber Semmelweis nicht unüblich: Seine Entdeckung wurde von der Ärztegesellschaft nämlich nicht gleich willkommen geheißen (Wiener Zeitung, 3. November 1849, S. 13-14). Erst die späteren Generationen wussten Semmelweis' Entdeckung zu schätzen: Die Hebammen-Zeitung nennt ihn den "mutige[n] Wohltäter der Menschlickeit" (Hebammen-Zeitung, 15. Juli 1916, S. 8). An zahlreichen Festsitzungen (vgl. Pester Lloyd 13. Oktober 1918, S. 13) und Tagungen (Das Vaterland, 3. September 1894, S. 3) wurde dem jung verstorbenen Retter der Mütter (Das interessante Blatt, 9. Februar 1944, S. 6.) gehuldigt.

3. August 1935

80-jähriges Jubiläum der Eröffnung der Großglockner Hochalpenstraße

Bildquelle: Grossglockner Hochalpenstrasse. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR); Signatur: L 51683-B.

Vor 80 Jahren, am 3. August 1935 wurde die längste Hochalpenstraße Europas am Fuße des Großglockners, nach nur fünfjähriger Bauzeit feierlich eröffnet. Zur Krönung fand auf der heute denkmalgeschützten, hochalpinen Erlebnisstraße das Großglocknerrennen für Automobile und Motorräder statt. Bekannt wurde das Rennen unter dem Namen der "Große Bergpreis von Österreich".

37 Jahre zuvor schrieb bereits das (Neuigkeits) Welt Blatt über den geplanten Bau der Hochalpenstraße: "Falls dieser Straßenbau thatsächlich zu Stande käme, so würde damit eine neue Hochalpenstraße geschaffen, die zu den allerersten Touristen-Verkehrswegen in Oesterreich gezählt werden müßte und betreffs der Höhenlage überhaupt nur von der 2800 Meter hoch am Ortler vorbeiführenden Stilfserjoch-Straße (der höchstgelegenen Fahrstraße in ganz Europa) übertroffen werden dürfte." (Neuigkeits) Welt Blatt, 6. August 1898, S. 9).

Ein Historiker jener Zeit beschreibt die Hochalpenstraße mit den Worten "[…] dass einst die römischen Legionen über sie hinweggeschritten und zu Zeit der Völkerwanderung die Slaven Karanthaniens ihre Verheerungszüge in das Herz des Salzburger Gebirgslandes unternommen haben." (Salzburger) Fremden-Zeitung, 6. Mai 1899, S. 5).

In den Jahren nach der Eröffnung erfreute sich die hochalpine Gebirgsstraße großer Beliebtheit. Beispielsweise wird in der Badener Zeitung im Jahre 1938 für eine fünftägige Autobus-Reise über die Großglockner-Hochalpenstraße inklusive Führung, Unterkunft und Verpflegung geworben (vgl. Badener Zeitung, 9. Juli 1938, S. 6).

Im November desselben Jahres berichtet das Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt über den Rekordverkehr: "Am 1. November hat der diesjährige Durchgangsverkehr über die Straße nun die Rekordzahl von 150 Betriebstagen erreicht..." (Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt, 18. November 1938, S. 10). Und auch die Allgemeine Automobil-Zeitung weist auf das internationale Bergrennen für Automobile und Motorräder am 28. August 1938 auf der Großglockner-Hochalpenstraße hin, bekannt als "Großer Bergpreis von Deutschland". Führende Automobilhersteller wie BMW, DKW-Auto-Union und Mercedes-Benz nahmen die Herausforderung des Großglockners an, welcher an dem Wettbewerbstag mit dichtem Nebel, Gewitter und Regen strotzte. (vgl. Allgemeine Automobil-Zeitung, 1. Januar 1938; S. 1-4 u. Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt, 29. August 1938, S. 3)

29. Juli 1836

Verkanntes Genie – Wilhelm Kress und sein fliegendes Automobil-Schlittenboot

Der Drachenflieger von Wilhelm Kress Bildquelle: Illustrirte Rundschau, 1. Februar 1901, S.1, ANNO/ÖNB.

Am 29. Juli 1836, vor 179 Jahren erblickte Wilhelm Kress, ein österreichischer Luftfahrtpionier und früher Flugzeugkonstrukteur, das Licht der Welt. Damals war die allgemeine Meinung vorherrschend, dass nichts fliegen könne, was "schwerer sei als Luft" (im Gegensatz zu den Luftfahrzeugen, welche "leichter sind als Luft" z.B. Gasballons).

Währenddessen brachte er 1877 das erste, frei schwebende Drachenfliegermodell zum Fliegen, welches mit verdrehten Gummibandfäden angetrieben wurde. Er entwickelte auch eine lenkbare Flugmaschine, genannt "Aërovéloce". Neben der Entwicklung einer Luftschraube 1864, stellte er 1900 auch den Steuerknüppel für Flugzeuge her.

Die Wiener Vorstadt-Presse berichtete am 13. Juli 1883 enthusiastisch über seine neueste Erfindung: einen elektrischen Wasseromnibus. "Competenten Orts wurden bereits Versuche mit dem Boote angestellt, und hat sich dasselbe als sehr praktisch und sicher bewährt".

Mit seinem fliegenden Automobil-Schlittenboot, wie Herr Kress seinen Apparat benennt, erbrachte er den Beweis, "dass es mit den jetzigen technischen Hilfsmitteln möglich ist, brauchbare Flugapparate ohne Gasballon herzustellen, und zwar Schraubenflieger, Ruderflieger und Drachenflieger" (Vorarlberger Volksblatt, 14. Mai 1899, S. 2).

Allerdings hatten seine ersten Flugmaschinen einen zu schweren Motor und eine zu schwache Leistung um sich über Wasser halten zu können, daher versanken seine Modelle während der ersten Flugversuche im See. Aus finanziellen Gründen konnte er die Flugversuche nicht fortsetzen, wie in der Militär-Zeitung vom 4. Juni 1880 beschrieben wird. Die Illustrirte Rundschau widmete Wilhelm Kress am 1. Februar 1901 einen großen Beitrag mit zwei Illustrationen.

Zwei Jahre vor seinem Tod (1913) schrieb Österreichs Illustrirte Zeitung am 20. August 1911 mit einem Portrait über Wilhelm Kress: "Es wäre daher Pflicht jedes Oesterreichers, stets darauf hinzuweisen, daß unser Kreß der erste Erfinder des Drachenfliegers ist, […] und wenn wir einen Aeroplan sehen […] soll jeder Oesterreicher der Welt verkünden, daß dies Meisterwerk von einem Oesterreicher, unserm Ingenieur Wilhelm Kreß erfunden wurde. Kreß ist der Mann, der der Industrie ein neues Feld eröffnete, der der genialste Erfinder der Zeit ist, denn er brachte in einigen Dezennien das zustande, was anderen nicht in Jahrhunderten gelang".

AKON ist online!

Bildquelle: http://data.onb.ac.at/AKON/AK049_277

"AKON" steht für Ansichtskarten Online und ist das neue Online-Portal der Österreichischen Nationalbibliothek. Das Portal beinhaltet Ansichtskarten aus allen Teilen der Welt, von den Anfängen der illustrierten Postkarte Ende des 19. Jahrhunderts bis in die frühen 1940er Jahre.

Für AKON wurden über 75.000 urheberrechtsfreie Postkarten der Kartensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek mit topografischen Bildmotiven gescannt, mit Formalangaben versehen, katalogisiert und in AKON eingespielt.

Das AKON-Portal bietet neben der traditionellen Suchfunktion in Bezug auf Ortsnamen die Möglichkeit, Images von Ansichtskarten nach Weltgegenden zu suchen, auf dem eigenen Computer abzuspeichern, als PDFs per Mail zu verschicken oder über verschiedene Social Media Kanäle zu teilen. Auch das kostenpflichte Versenden einer gedruckten Ansichtskarte auf dem Postweg ist über die Plattform Touchnote möglich.

Sommerfrische

Bildquelle: Sportfest in der Sommerfrische, Blick auf die Zuschauerinnen und Zuschauer. Um 1930. Fotograf: Lothar Rübelt; ÖNB Bildarchiv und Digitale Sammlung: Rübelt Bilddaten. Signatur: RÜ 2-1-294

Der Begriff "Sommerfrische" war im 19. Jahrhundert weit verbreitet und bedeutet laut dem Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm "Erholungsaufenthalt der Städter auf dem Lande zur Sommerzeit" (Quelle: woerterbuchnetz.de).

Was in erster Linie wirtschaftliche Gründe hatte – der Adel musste im Sommer den landwirtschaftlichen Betrieb beaufsichtigen – entwickelte sich im Laufe der Zeit zur Erholungsreise für betuchte Städter. Die Sommerfrische wurde für Adel und gehobenes Bürgertum zum obligatorischen Abschnitt im Jahresablauf. Beliebt waren Orte wie das Salzkammergut, das oststeirische Joglland oder auch der Wienerwald: "Im Kernpunkte des Kronlandes Niederösterreich, die stolze Hauptstadt Wien in einem weiten Bogen im Norden, Westen und Süden umspannend, liegen die sanftgeschwungenen Hügelzüge des nordöstlichsten Alpenausläufers, des schönes Wiener Waldes" (vgl. Illustrierter Wegweiser durch die österreichischen Kurorte, Sommerfrischen und Winterstationen, Heft Wien und Wienerwald, 1911, S. 27)

Die Zeitung Illustrierter Wegweiser durch die österreichischen Kurorte, Sommerfrischen und Winterstationen, erschienen von 1908 bis 1914, konzentrierte sich, wie schon der Name sagt, auf die sehenswertesten Plätze und Bahn- und Schiffsstrecken in Österreich.

Mit blumigen Worten versuchten die Herausgeber des Blattes die Bevölkerung anzulocken: "Man mag dieses Bild schauen im gleißenden Glanze der sommerlichen Mittagssonne, im zarten Silberlichte der Mondnacht oder im zauberigen Dämmerscheine der Tageswenden, im dunklen Wolkendräuen oder in funkelnder Schneepracht – immer wird der Blick gern und freudig darauf verweilen! Angesichts dieses Bildes – fast unmittelbar nach dem Verlassen des Tunnels – hält der Zug in der Station Gösing (899 Meter) an." (vgl. Illustrierter Wegweiser durch die österreichischen Kurorte, Sommerfrischen und Winterstationen, Heft Mähren und Schlesien, 1912, S. 11)

Eine schöne und romantische Landschaft war aber kein Garant dafür, dass sich ein Ort zur Sommerfrische entwickelte. Die Besucher verlangten auch Einrichtungen zur Zerstreuung, wie beispielsweise Promenadenwege zum Spazierengehen, Badeanstalten, Spielplätze oder Schießstätten. (vgl. Mährisch-Schlesische Presse, 15. August 1908, S. 7).

Tour de France

Bildquelle: Frankreich, Tour de France 1949 am Weg nach Bologne. 03.07.1949. New York Times Photo. Digitale Sammlung: Wien. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR); Signatur: FO305665/01

Die Tour de France oder auch Grande Boucle (französisch für "große Schleife") wird seit 1903 alljährlich im Juli ausgetragen. Sie gilt als eine der bedeutendsten Sportveranstaltungen und ist das bekannteste Radrennen der Welt.

Henri Desgrange, ein Journalist und Chefredakteur der französischen Automobil-Zeitung L’Auto gilt als Begründer und erster Organisator der Tour de France. (vgl. Österreichische Nähmaschinen- und Fahrrad-Zeitung, 25. Juni 1938, S. 11)

Obwohl das Streckenprofil nicht anspruchsvoller ist, als das von anderen großen Landesrundfahrten, gilt die Tour de France als schwerste Radrundfahrt der Welt. "Wenn nicht mehr der Welt längstes, so doch immer noch der Welt schwerstes Radrennen, die Tour de France, nimmt heute in Paris ihren Anfang." (vgl. Bregenzer Tagblatt, 11. Juli 1939, S. 8). Vor allem die Bergetappen gelten als sehr schwierig. (vgl. Neue Freie Presse, 23. Juli 1938, S.23)

Die Tour de France hatte von Anfang an großes internationales Gewicht und diente somit als Vorbild für andere bekannte Radrennen, wie beispielsweise die Deutschland-Tour: "Als erstes Vorbild muß hier die gigantische Frankreichrundfahrt (Tour de France) gelten, die alljährlich in allen Sportkreisen der Welt ein von lebhafter Anteilnahme getragenes Echo erweckt." (vgl. Anzeiger für die Bezirke Bludenz und Montafon, 11. Juni 1938, S. 5)

In der Geschichte der Tour de France kam es leider häufig zu Unfällen, die manches Mal sogar tödlich endeten. Dabei waren nicht nur die Teilnehmer selbst gefährdet, sondern auch Fans und Begleitpersonen: "Bei der Mittwochetappe der Tour de France kam es zu einem tödlichen Unfall. Der 28jährige Henri Burtet aus Bic-Bigoree, der auf einem Motorrad den Rennfahrern folgte, richtete seine Aufmerksamkeit so völlig auf diese, dass er auf den Weg zu achten vergaß. Er stieß mit voller Geschwindigkeit mit seinem Motorrad gegen einen Felsblock und wurde auf der Stelle getötet." (vgl. Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt, 21. Juli 1939, S. 4)

25. Juni 1565

450 Jahre Spanische Hofreitschule

Bildquelle: Wien 1, Spanische Hofreitschule. Grand Caroussel. 1803. Burger. Digitale Sammlung: Wien. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR); Signatur: WB 823 D

Ende Juni feiert die Spanische Hofreitschule das 450-Jahr-Jubiläum ihrer ersten schriftlichen Erwähnung. Im Zuge dessen finden am Wiener Heldenplatz drei Tage lang Gala-Vorführungen mit den berühmten Lipizzanern statt.

Am 20. September 1565 wurde die offene Reit- und Turnierbahn erstmals dokumentarisch erwähnt. Für hundert Gulden aus dem herrschaftlichen Säckel wurde ein "Thumblplatz im Garten an der Purgkh alhie" (Quelle: ORF) gestiftet, der sich aus heutiger Sicht auf dem Josefsplatz befand.

Neben ihrer ursprünglichen Funktion als Reitschule für die Kaiser, bot die Hofreitschule mit ihrer prunkvollen Innenausstattung auch Platz für mannigfache gesellschaftliche Unternehmungen. "Die ebenso liebenswürdige als geistvolle Prinzessin Rosa Croh-Hohenlohe-Sternberg, deren edelmütiges Sinnen und Trachten dahin geht, den Kranken und Armen wohl zu thun und die Industrie Wiens zu heben, will nämlich mit Hilfe der gesammten hohen Aristokratie nicht nur Wiens, sondern auch zahlreicher Cavaliere aus Budapest, Prag und Graz in der k. und k. Hofreitschule ein großes Caroussel in jenem Style veranstalten, wie Caroussels zur Zeit der großen Kaiserin Maria Theresia zu den beliebtesten Unterhaltungen des Adels gehört haben.(…) Se. Majestät der Kaiser hat die Hofreitschule in bereitwilliger Weise zu dem geplanten Caroussel zur Verfügung gestellt." (Wiener Salonblatt, 6.Januar 1894, S.7)

Neben Tanzveranstaltungen wurden auch Musikveranstaltungen samt Chören und Orchester dargeboten: "Die herbeigeeilte ungeheure Menge Zuhörer bewies die frohen Erwartungen der Einwohner der Kaiserstadt, und zugleich die nie erlöschende, innige Theilnahme der Wiener an den Werken des großen verewigten Tonsetzers." (Wiener Theater-Zeitung, 3.Mai, S.3)

Dies war nicht nur diversen Renovierungen, bei denen die Schule verschönert wurde zu verdanken, sondern auch ihrer Größe: "Die Reitschule, welche Seitengalerien besitzt, faßt im Ganzen bei 3200 Personen."(Wiener Zeitung, 30.September 1893, S.3)

"Die Architektur trägt aber den Stempel einer andern Zeit an sich. Im imposanten frei gothischen Styl, von Karl VI. erbaut, an den Gibelenden mit Ballustraden auf Säulen, liegt dem Eintretenden gegenüber eine große Hofloge, in welcher erst kürzlich die kaiserliche Familie dem prachtvollen Schauspiel des Karoussels beiwohnte." (Militär-Zeitung, 1.Juli 1863, S.3)

Da Pferdezucht und Reitunterricht zum Alltag der damaligen Aristokratie gehörte, findet sich in den historischen Zeitungen weniger über die bekannten Pferde der iberischen Halbinsel. Entdeckt man aber einen Artikel (z.B. Militär-Zeitung, 1.Juli 1863, S.3), so bemerkt man anhand des schwärmerischen Tons dieser Beiträge, welch guter Ruf der k. und k. Hofreitschule vorrauseilte.

22. Juni 1815

Abdankung Napoleons und Verbannung auf St. Helena

Bildquelle: Rados, Luigi: "Napoleon Le Grand Emereur des Francois Roi d'Italie". ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR) Signatur: D 48.250 - B

Nach der Niederlage bei Waterloo am 18. Juni 1815 (vgl. Neue Militärische Zeitschrift 1819, Heft 7, S. 3) trat Napoleon wenige Tage später in Paris offiziell zurück. Mit seiner Abdankung endete am 22. Juni 1815 nicht nur seine Herrschaft der Hundert Tage, sondern auch das Französische Kaiserreich. Bonaparte wurde zunächst auf der Bellerphon nach England verfrachtet, wo die Alliierten Mächte über sein weiteres Schicksal verhandelten. (vgl. Lemberger Zeitung 14. August 1815, S.458)

Nachdem ihm politisches Asyl in Großbritannien verwehrt wurde: "[…] so äußerte er den Wunsch, vorzugsweise sein Leben in dem Tower of London enden zu dürfen, welches ihm ebenfalls abgeschlagen wurde." (vgl. Österreichischer Beobachter 14. August 1815, S.1), wurde Napoleon von den Alliierten unter der Aufsicht der Briten (vgl. Wiener Zeitung) auf die Südatlantikinsel Sankt Helena verbannt:

"So wird nun der Mann, dessen Herrschsucht die Grenzen der Welt umfasste, als Gefangener der bürgerlichen Gesellschaft, den letzten Theil seines Lebens auf einem der kleinsten Puncte der Erde zubringen, sich – seinen Erinnerungen, seinen Gefühlen, und, sollte er derselben fähig seyn, seiner Reue, als ein neues und großes Beispiel der Richtigkeit aller Unternehmungen, welche gegen die Begriffe des ewigen Rechtes streiten – überlassen!" (vgl. Österreichischer Beobachter, 14. August 1815, S. 2 )

Betrachtet man die geographische Lage, Infrastruktur und die Landschaft der Insel, kann man die Motive der Briten, warum gerade diese als Verbannungsort gewählt wurde, leicht nachvollziehen: "It is distant form the African Continent about 1000 miles, and from the South American, 1500. St.Helena was discovered[…] (vgl. The Gentlemen’s Magazine, August 1815, ab S.106)

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Bildquelle: Zwei Arbeiter an einer Drucker-Walze. 19.März 1957. Inventarnummer: FO64144. ÖNB / Scheidl.

Ab heute sind die Zeitungen der Jahre 1876-1918 sowie 1938-1944 in ANNO im Volltext durchsuchbar!

10. Juni 1865

Tristan und Isolde Uraufführung in München

Bildquelle: Ludwig von Schnorr-Carolsfeld als 'Tristan' bei der Münchener Uraufführung mit seiner Gattin Malwina als 'Isolde'. Digitale Sammlung: Wien. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR); Signatur: KO 2369-B/C

Am 10. Juni 1865 wurde Richard Wagners Oper "Tristan und Isolde" unter der Leitung von Hans von Bülow im Münchner Königlichen Hof- und Nationaltheater uraufgeführt (vgl. Fremden-Blatt, 12. Juni 1865, S. 5).

Das Musikdrama in drei Akten fand großen Zuspruch beim Publikum und Wagner wurde von den Münchnern frenetisch gefeiert: "Der Erfolg des Werkes war ein solcher im großartigen Sinne des Wortes. Unter stürmischem Applaus wurden nach jedem Acte die Hauptdarsteller Frau Schnorr v. Carolsfeld und die HH. Schnorr von Carolsfeld und Mitterwurzer wiederholt gerufen. Zum Schlusse musste auch Wagner auf allseitiges enthusiastisches Verlangen auf der Bühne erscheinen." (vgl. Neue Zeitschrift für Musik, 16.Juni 1865, S.5).

Dass das Stück ein so großer Erfolg werden würde, war im Vorfeld alles andere als klar. Durch lange Verhandlungen und Schwierigkeiten bei den 77 Proben in Wien, galt die Oper als "unaufführbar" und die Wiener Produktion wurde abgesagt. König Ludwig II. von Bayern holte Wagner schließlich nach München. Die Proben am Königlichen Hof- und Nationaltheater untermauerten die Tauglichkeit des Stückes und man entschloss sich, Wagners "Tristan und Isolde" eine Chance zu geben (vgl. Fremden-Blatt, 11. Juni 1865, S. 5).

Nach der Uraufführung herrschte noch eine ambivalente Stimmung im kunst- und kulturinteressierten Publikum: "Der Erfolg war eine glänzende Rechtfertigung der Prophezeiungen beider Parteien: den Wagnerianern ist das neue Werk ihres Propheten das höchste, allen anderen Musikfreunden das gerade Gegenteil." (vgl. Neue Freie Presse, 12. Juni 1865, S. 2).

Am 21. Juli 1865 verstarb unvorhergesehen der Hauptdarsteller Ludwig Schnorr von Carolsfeld, was Wagner derart erschütterte, dass er das Stück nie wieder inszenieren wollte. Die Rolle des Tristan galt seitdem als "mörderisch".
"Tristan und Isolde" wurde erst wieder im Juni 1874 in Weimar aufgeführt und konnte mit dem Ehepaar Vogl in den Hauptrollen an die großen Erfolge anknüpfen (vgl. Wiener Zeitung, 18. Juni 1874, S. 1).

7. Juni 1915

Maschinengewehre gegen unbewaffnete Demonstranten – der Kirschenrummel

Ausschnitt aus: Die Rote Fahne, 8. Juni 1920, S. 1, ANNO/ÖNB.

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg führten die schlechte wirtschaftliche Lage und der Anstieg der Lebensmittelpreise landesweit zu einer Hungersnot, was für eine aufgeheizte Stimmung sorgte (Grazer Tagblatt, 8. Juni 1920, S. 1). In Graz eskalierte die Situation schließlich am 7. Juni 1920, dem Tag, der unter der verharmlosenden Bezeichnung "Kirschenrummel" in die Geschichte der Steiermark einging.

Am Vormittag besagten Tages demonstrierten etwa 2000 Hausfrauen auf den Marktplätzen gegen Wucherpreise bei Lebensmitteln. Insbesondere der hohe Preis für Kirschen erregte die Gemüter, da die Ernte in diesem Jahr besonders gut ausgefallen war (Grazer Mittagszeitung, 8. Juni 1920, S. 2). Doch es blieb nicht bei lärmenden Kundgebungen. Die Demonstranten, denen sich immer mehr unzufriedene Bürger aus unterschiedlichen sozialen Schichten anschlossen, gingen schon bald dazu über, die Marktstände zu plündern und zu zerstören (Grazer Tagblatt, 8. Juni 1920, S. 1). Als die aufgebrachte Menge nachmittags zum Jakominiplatz und in die Innenstadt weiterzog, kam es zu Gefechten mit Polizei, Gendarmerie und Volkswehr (Die Rote Fahne, 8. Juni 1920, S. 1). Der Straßenbahnverkehr musste eingestellt werden und bald darauf räumte man die Innenstadt und errichtete Straßensperren (Arbeiter Zeitung, 8. Juni 1920, S. 2; Die Neue Zeitung, 8. Juni 1920, S. 3). Ein großer Teil der Demonstranten gab sich blinder Zerstörungswut hin. Verschiedenen Berichten zufolge drang eine wütende Menschenmenge in ein Theater ein und demolierte dieses. Die Stürmung des sozialdemokratischen Parteigebäudes konnte von der Exekutive gerade noch verhindert werden (vgl. ebenda). Abends, als sich der Demonstrationszug am Murplatz eingefunden hatte, feuerte die Gendarmerie in die unbewaffnete Menge (Pester Lloyd, 8. Juni 1920, S. 3). Die Arbeiter Zeitung berichtete am 10. Juni 1920 von insgesamt vierzehn Todesopfern und zahlreichen Schwerverletzten.

In sämtlichen Zeitungsberichten herrschte allgemeiner Konsens, dass die Demonstranten ihren Frust an falscher Stelle ausgelassen hatten, denn anstatt der Bauern und Großhändler, welche die Teuerungen veranlasst hatten, kamen lediglich unschuldige Standbetreiber sowie völlig Unbeteiligte zu Schaden (Arbeiterwille, 8. Juni 1920, S. 7). Außerdem wurde vielfach behauptet, dass kommunistisch Gesinnte, die ohnehin schon aufgebrachten Leute zusätzlich angestachelt hätten (Neues 8 Uhr Blatt, 8. Juni 1920, S. 2). Jedoch wurde auch das unverhältnismäßig brutale Vorgehen von Gendarmerie, Polizei und Volkswehr aufs Schärfste verurteilt (Arbeiter Zeitung, 8. Juni 1920, S.2).

1. Mai 1865

150 Jahre Wiener Ringstraße

Wien 1, Parkring. Um 1900. Ledermann, Postkartenverlag. Digitale Sammlung: Wien. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR); Signatur: 293.445B.

"Die beengenden Ringmauern sind verschwunden, eine Straße mit den schönster Palästen und Häusern vollendet, Gärten und Anlagen geschaffen, welche der Residenz zur Zierde und den Bewohnern zur Erholung gereichen." (vgl. Das Vaterland, 2. Mai 1865, S. 3) – Mit diesen Worten eröffnete Wiens damaliger Bürgermeister Dr. Zelinka in einer feierlichen Festrede am 1. Mai 1865 die nach mehrjähriger Bauzeit fertiggestellte Wiener Ringstraße.

"Der Bau der Ringstraße, verzögert durch längere Verhandlungen zwischen dem Ministerium und dem Gemeinderathe, begann im Jahre 1863 von der verlängerten Kärntnerstraße bis zum ehemaligen Stubenthor, im Jahre 1864 wurde der Bau in der Richtung von der Kärntnerstraße bis zur Kaistraße fortgesetzt und in demselben Jahre noch der Bau vom Donau-Kai bis gegen den Schottenring begonnen, so daß für das Jahr 1865 noch der Bau der Ringstraße von dem Burgthor bis zur Schottenstraße und von dort wieder bis zur Kaistraße erübrigte." (vgl. Neue Freie Presse, 30. April 1865, S. 5)

Das Festprogramm zu diesem Anlasse war schon einige Tage vor der Eröffnung bekannt: "Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin werden um halb fünf Uhr Nachmittags von der verlängerten Kärnthnerstraße aus zu Wagen die Eröffnung der Ringstraße vornehmen. […] An verschiedenen Punkten der Ringstraße sind Musikchöre aufgestellt." (vgl. Die Debatte, 28. April 1865, S. 2)

"Auf den vier Obelisken vor dem Burgtheater, von welchen weißrothe Flaggen herabwallten, waren der kaiserliche Adler und die Wappenschilder aller Kronländer, umgeben von Fahnen in den Landesfarben, angebracht. […] Die Volksmassen, welche die Straßen und den Prater füllten, waren unermeßlich." (vgl. Das Vaterland, 2. Mai 1865, S. 3)

Auf Veranlassung des Bürgermeisters wurde außerdem zur Erinnerung an diese neue Epoche der Stadterweiterung eine besondere Medaille geprägt, von der nur einzelne wenige Exemplare aus Gold (für die kaiserlichen Majestäten), Silber (für Erzherzoge und Minister) und Bronze angefertigt wurden. (vgl. Klagenfurter Zeitung, 5. Mai 1865, S. 3)

9. April 1865

150 Jahre Pasteurisierungsverfahren

Bildnachweis: Pasteur, Louis. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR); Digitale Sammlung: Porträtsammlung. Signatur: PORT_00013004_01.

Den Naturwissenschaftler Louis Pasteur (1822-1895) kennt man zumeist nur aufgrund des nach ihm benannten Begriffes „Pasteurisieren“, doch hinter diesem Namen steckte weitaus mehr: Er gilt auch heute noch als einer der herausragendsten (Mikro-)Biologen und Mediziner des 19. Jahrhunderts.

Den Vorgang des Pasteurisierens als ein Verfahren zur Haltbarmachung von meist flüssigen Lebensmitteln entdeckte Pasteur im Zuge seiner Forschungsarbeiten zum Gärungsprozess von Wein. "Der Mann […] ist der Entdecker der Conservirung des Weines durch Erwärmen und bekannt durch seine Untersuchungen über die Rolle, welche niedere Organismen beim Gährungsproeesse spielen" (vgl. Leitmeritzer Zeitung, 18. Oktober 1872, S. 1). Durch das Erhitzen des Weins auf Temperaturen unterhalb von 100°C gelang ihm eine vollkommen neue Art der Konservierung, die er am 9. April 1865 an der Pariser Universität Sorbonne erstmals wissenschaftlich vorstellte. "Für die Praxis gab er höchst wertvolle Methoden zur Verminderung nachtheiliger Zersetzungsprocesse an" (vgl. Die Presse, 30. September 1895, S. 3). 1867 erhielt Pasteur für seine Pasteurisierungsmethode den Großen Preis auf der Weltausstellung in Paris (vgl. Neue Freie Presse, 1. Juni 1867, S. 6).

ANNO-Suche 1938-1944

Extrablätter werden in Danzig gelesen. Weltbild 3.9.1939. Signatur: S 508/1. Bildarchiv Austria/ÖNB.

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24. März 1765

250 Jahre Veterinärmedizinische Universität Wien

Keinrath, Kurt: „Grundsteinlegung für die Veterinärmedizinische Universität“. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR); Digitale Sammlung: APA – Austria Presse Agentur. Signaturen: APA_19901017_PD0018; 1990/10/17 (2860).

Die Geschichte der Veterinärmedizinischen Universität Wien reicht bis in die Regierungszeit Maria Theresias zurück. Mit 24. März 1765 steht per kaiserlichem Gründungsschreiben der Beginn einer „Lehrschule zur Heilung von Viehkrankheiten“ in Wien fest, deren wissenschaftliche Entwicklung von Humanmedizin und Militär (vgl. Grazer Vorortezeitung: Organ f. d. Umgebungsgemeinden v. Graz, 12. April 1914, S. 8) gleichermaßen geprägt wird und die als dritte Institution ihrer Art weltweit – davon als erste Veterinärschule im deutschsprachigen Raum – in Folge als Vorbild für weitere Gründungen in der damaligen Habsburgermonarchie und im restlichen Europa fungiert.

Im 19. Jahrhundert, nach der Umbenennung in K.k. Militair-Thierarzneyschule zu Wien, deren vorzüglichere Bestimmung die Ausbildung geschickter Huf- und Kurschmiede ist (vgl. Wiener Zeitung, 7. September 1803, S. 1), etablierte sich das Institut schnell und wird bereits verstärkt von Studierenden aus allen Teilen der Monarchie besucht.

Der im k. k. Thierarzney – Institute […] zu ertheilende Unterricht umfaßt alle Zweige der Thierheilwissenschaft. […] Der Unterricht zerfällt daher in folgende sieben Abtheilungen: 1. In den Unterricht für eigentliche Thierärzte. 2. In den Unterricht für Curschmiede. 3. In den Unterricht für Beschlagschmiede. 4. In den Unterricht für Oekonemen. 5. In den Unterricht für Officiere, Bereiter, Stallmeister und für diese Kathegorie sich Bildende. 6. In den Unterricht für künftige Physiker, Kreisärzte und Kreiswundärzte. 7. In den Unterricht für Vieh- und Fleischbeschauer, Schafmeister, Viehhirten und Jäger. (vgl. Wiener Zeitung, 18. September 1834, S. 5f.)

Heute ist die Veterinärmedizinische Universität Wien die einzige akademische veterinärmedizinische Bildungs- und Forschungsstätte Österreichs. Sie treibt die Forschung für Gesundheit von Tier stetig voran – im interdisziplinären und internationalen Kontext – und bildet zurzeit 2300 Studierende aus.

12. März 1365

650 Jahre Universität Wien

Bildnachweis: „Wien 1, Universitätsplatz“. Durchblick axial gegen die alte Universität; rechts Teil der Universitätskirche, links Einblick in die Bäckerstraße; vor 1850. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR) Signatur: Pk 3.045, 9

Am 12. März 1365 gründete Herzog Rudolf IV., „der Stifter“ nach dem Vorbild der Pariser Sorbonne die Universität Wien. Er widmete der zum damaligen Zeitpunkt zweitältesten Universität im deutschsprachigen Raum ein eigenes Stadtviertel und gewährte sowohl Professoren als auch Studenten besondere Vorrechte. Aber erst unter der Regentschaft Herzog Albrechts III., dem Nachfolger Rudolfs, nahmen die Pläne auch Gestalt an: Der Herzog kaufte auf demselben Platz, auf dem sich noch heute das alte Universitätsgebäude erhebt, drei Häuser, ließ sie umbauen und nannte das Gebäude neues Universitätskollegium. Unzählige Gelehrte und 5000 Studenten kamen nach Wien, um an der „Alma Mater Rudolphina“ zu lehren und zu lernen. (vgl. Fremden-Blatt, 13. März 1915, S. 10).

Den fünfhundertsten Jahrestag der Universitätsgründung beging die versammelte Studentenschaft, wie der Vorarlberger Landes-Zeitung vom 18. März 1865 zu entnehmen ist, mit einer Prozession vom Universitätsplatz zum Grabe Rudolfs IV. im Stephansdom, wo dem Andenken des Gründers von jeder Burschenschaft ein frischer Kranz geweiht wurde, um im Anschluss an einem Festakt in einem Liesinger Brauhaus teilzunehmen (vgl. auch Die Debatte, 12. März 1865, S. 2). Das fünfhundertfünfzigste Jubiläum 1915 wurde aufgrund der Kriegswirren nicht gefeiert (vgl. (Neuigkeits) Welt Blatt, 13. März 1915, S. 11).

Dafür steht der diesjährige 650. Geburtstag der Universität Wien umso mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Universität begeht ihr Jubiläum mit zahlreichen Festveranstaltungen, Symposien, Vorträgen und Ausstellungen (vgl. http://www.univie.ac.at/650), von denen die Gemeinschaftsausstellung Wien 1365. Eine Universität entsteht im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek das Kernstück bildet.

26. Februar 1815

Napoleon verlässt die Insel Elba

Bildnachweis: Napoleon I. Bonaparte, Brustbildnis. E20151-B, Bildarchiv Austria.

In der Nacht vom 26. zum 27. Februar 1815 verließ der in Verbannung befindliche Napoleon unbehelligt die Insel Elba. Erst Wochen später berichten die Österreichischen Medien über die Ereignisse. So berichtet die Wiener Zeitung am 12. März 1815: Einstimmige Berichte aus Livorno meldeten, daß Napoleon seinen Aufenhalt auf der Insel Elba [...] in Geheim verlassen hat. Der größte Theil der Mannschaft, die er um sich hatte, ist ihm gefolgt.
Zuvor war Napoleon Bonaparte nach seiner Niederlage im Russland-Feldzug und der Gegenwehr Europas im April 1814 auf die Insel Elba verbannt worden.
Am 1. März 1815 kam Napoleon wieder in Frankreich an. Durch überlaufende Soldaten und die Flucht des Königs konnte er erneut an die Macht gelangen. Nicht die gesamte Bevölkerung war der Rückkehr gegenüber positiv eingestellt, wie man in einem Bericht des Österreichischen Beobachter nachlesen kann. Es folgte eine hunderttägige Regentschaft in Frankreich, bevor er endgültig in der Schlacht von Waterloo besiegt und bis zum Ende seines Lebens nach Sankt Helena verbannt wurde. Österreich, Russland, Großbritannien und Preußen griffen in die Geschehnisse ein, durch Einberufung des Wiener Kongresses ein und erneuerten ihre Allianz von 1814, wie in der Deklaration nachzulesen ist.

Nutzen Sie auch unsere ANNO-Suche für die Recherche von passendem Material über Napoleons Flucht von Elba (vor allem die Kalender-Ansicht ist in diesem Zusammenhang hilfreich)!

Einen ausführlichen Fortsetzungsbericht über die Zeit Napoleons auf Elba, beginnend mit seiner Ankunft, ist in der Lemberger Zeitung ab 27. Februar 1815 in zahlreichen Folgen nachzulesen.

20. Februar 1810

Todestag von Andreas Hofer

Bildquelle: Franz von Defregger; WilhelmRohr: Andreas Hofer's letzter Gang. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR) Signatur: Pg III/10/58a

Heute vor 205 Jahren starb Andreas Hofer, "der wahre und treue Repräsentant echt tyrolischer Gesinnung" (Grazer Zeitung, 28. Mai 1823, S. 2).
Kurz nach dem Sieg der bayerisch-französischen Truppen in der vierten Schlacht am Bergisel versammelten sich die Tiroler Truppen unter der Führung von Andreas Hofer noch ein letztes Mal (vgl. Innsbrucker Nachrichten, 3. März 1860, S. 10), um den Feind zu bekämpfen. Nachdem ihr Gegenüber sich als stärker erwies, mussten die Tiroler Landesverteidiger um ihr Leben fürchten und daher flüchten (vgl. ebda). Hofer versteckte sich in der „Mahderhütte“ in den stark verschneiten Bergen (Grazer Zeitung, 26. Mai 1832, S. 2). Leider war dieser Zufluchtsort nicht sicher genug. Franz Raffl, einer der Bauern, die Hofer verpflegten, ließ sich von dem gebotenen Kopfgeld verführen und verriet ihn (vgl. Volksblatt für Stadt und Land, 18. März 1875, S. 9). Am 28. Jänner wurde der Tiroler Nationalheld festgenommen und ins Gefängnis „Porta Molina“ nach Mantua gebracht (vgl.Militär-Zeitung, 23. April 1864, S. 3). Hier wurde er am 20. Februar 1810 durch ein Exekutionskommando hingerichtet (vgl. Innsbrucker Nachrichten, 3. März 1860, S. 15). Die zeitgenössischen Zeitungen schwiegen über diese Aktion Napoleons, weil Österreich zwischenzeitlich auf die Seite Frankreichs gewechselt war. Erst Jahre später, durch die detaillierten Berichte von Mitstreitern erfuhr Österreich und die Welt die Geschichte der letzten Tage Andreas Hofers.

19. Februar 1825

König Ottokars Glück und Ende, ein Trauerspiel in fünf Aufzügen von Franz Grillparzer, wird nach zwei Jahren Verzögerung durch die metternichsche Zensur am Wiener Burgtheater uraufgeführt.

Bildquelle: Pittner, Rudolf: "König Ottokars Glück und Ende" von Franz Grillparzer. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR) Signatur: CL 1.607, 124

Viele Kunstkenner warteten zwei Jahre lang sehnsüchtig auf die Uraufführung von Grillparzers Trauerspiel "König Ottokars Glück und Ende". Das Theaterstück wurde am 19. Februar 1825 "endlich auf die Bühne gebracht" (Isis 1825, Heft 7, S. 3). So groß die Vorfreude auch war, wurde der ganze Zauber des Werkes durch eine Kritik komplett zerstört. Der österreichische Schriftsteller Josef Sigismund Ebersberg schrieb in "Der Sammler", dass diese "die schlechteste Arbeit Grillparzer's" (Isis 1825, Heft 7, S. 4) sei (vgl. auch Norbert Bachleitner: Die Theaterzensur in der Habsburgermonarchie im 19. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Literatur- und Theatersoziologie. Heft 5 (2010), S. 16). Diese Kritik versuchte die Kaiserliche und Königliche Schlesische Troppauer-Zeitung zu relativieren, indem sie ihre Leser in der Theater-Anzeige explizit "auf den vorzüglichen Werth dieses klassischen Stückes" (Kais. Königl. Schlesische Troppauer-Zeitung, 16. März 1827, S. 5) hinwies. Diese Bemühungen schienen auf die Meinung des Publikums nicht viel Einfluss genommen zu haben. Zwei Jahre nach der Uraufführung berichtete eine Korrespondenz-Nachricht aus Leipzig in der Wiener Zeitschrift über den mäßigen Erfolg des Trauerspiels (Wiener Zeitschrift, 17. Dezember 1829, S. 6) auch außerhalb der Grenzen Österreichs.

10. Februar 1920

Hungerunruhen in Donawitz

Bildquelle: Donawitz. Teilübersicht von Westen. Österreichische Lichtbildstelle: 1873. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR), Signatur: L 31.089 - C

Während des Ersten Weltkriegs mussten Notmaßnahmen eingeführt werden, um die vorhandenen Lebensmittelmengen gerecht zu verteilen und den willkürlichen Preiserhöhungen entgegenwirken zu können. Dass die Lebensmittelquote pro Person sehr niedrig angesetzt war, bezeugen die "Nachrichten aus Steiermark" in der "Arbeiterwille" vom 13. September 1918. In den folgenden Jahren hat sich die Lage weiter verschlechtert was schließlich zu Hungerunruhen führte.
Die Neue Zeitung berichtete am 11. Februar 1920 über "blutige Lebensmittelkravalle" vom Vortag in Leoben (Die Neue Zeitung, 11.Februar 1920, S.3). Auch Die Rote Fahne bestätigte diese Nachricht und informierte über zwei Tote unter den Demonstranten und drei Verletzte seitens der Gendarmerie (Die Rote Fahne, 11.Februar 1920, S. 1). Diese Ausgaben nannten noch "die Ausgabe einer außerordentlichen Mehlquote" als Ziel des Protests (ebda). In Der Neuen Zeitung war von drei (Die Neue Zeitung, 12. Februar 1920, S. 3), im Neuigkeits-Welt-Blatt bereits von vier Todesopfer die Rede (Neuigkeits-Welt-Blatt, 12. Februar 1920, S. 3). Die Masse der Demonstranten setzte sich nicht nur aus Arbeitern, sondern auch aus Kindern und Frauen zusammen (vgl. ebda). Obwohl es sich in den früheren Nachrichten "nur" um eine außerordentliche Mehlquote handelte, forderten die Demonstranten einen Tag später bereits die generelle "Aufbesserung der Brot- und Mehlquote" (vgl. ebda). So wie am Vortag bei dem Gebäude des Bezirkswirtschaftsamtes kam es auch am 11. Februar vor der Approvisionierungsstelle der Bezirkshaupmannschaft zu heftigen Auseinandersetzungen. Die Landesregierung drückte im Rahmen einer Kundmachung ihr Beileid für die Todesopfer aus und sicherte den Menschen zu, sein Bestes zu geben, um diese Notsituation zu lösen. Weiterhin wurde die Bevölkerung um Ruhe und Ordnung gebeten (Die Neue Zeitung, 12. Februar 1920, S. 3). Im Neuigkeits-Welt-Blatt wird behauptet, dass die Anstifter der Unruhen dem kommunistischen Partei angehören (Neuigkeits-Welt-Blatt, 12. Februar 1920, S. 3). Wie der Ablauf der Ereignisse der Hungerunruhen in Donawitz aus der entgegengesetzten Perspektive beschrieben wird, können Sie in „Der Roten Fahne" nachlesen.

Die Schachweltmeisterschaft 1910

Voraussicht ist alles! Im Krieg, in der Liebe und im Schach!

(Neue) Wiener Schachzeitung, 1910, S. 59. ANNO/ÖNB

1910 fand in Wien und Berlin die Schachweltmeisterschaft statt. Es traten der seit 1894 amtierende Weltmeister Emanuel Lasker aus Deutschland und der österreichischen Herausforderer Carl Schlechter im Modus von zehn Gewinnpartien gegeneinander an.
Die zehnte Partie wurden in Berlin am 9. und 10. Februar 1910 ausgetragen.
Der grand docteur lag nach der neunten Partie mit 5:4 hinten, wie die Wiener Schachzeitung schrieb. Der bisherige Schachkaiser, Dr. Lasker, wird in der letzten Parie verzweifelte Anstrengungen machen müssen, diese Insignien zu behaupten - so die Schlussworte vor der letzten und entscheidenen Begegnung.
Während die ersten fünf Partien in Wien ausgetragen wurden, wurde der Wettkampf nach vier Tagen Ruhe in Berlin fortgesetzt (siehe auch Auflistung unten), wie man imBericht über die zweite Phase nachlesen kann.
Darin ist zu lesen, dass die Spieler nicht gebannt sitzen blieben, sondern aufstanden, spazieren gingen und sich mit Bekannten unterhielten - und dies bei zahlreichen Zuschauern, welches zum Teil an bereitgestellten Brettern mitspielte oder sich um das Podium drängte. Die 10. Partie, die durch ihre Länge zur Seeschlange des Turniers wurde, dauerte über 11 Spielstunden, verteilt auf drei Tagen.
Nach der zehnten Partie war die Weltmeisterschaft entschieden. Jeder Spieler gewann je eine Partie, die acht weiteren endeten unentschieden. Da das Reglement vorsah, dass bei ausgeglichenen Endstand der bisherige Weltmeister seinen Titel behielt, konnte Dr. Emanuel Lasker diesen verteidigen.

 

Auch in der Allgemeinen Sport-Zeitung finden sich zahlreiche Berichte über die Schachweltmeisterschaft.
Für die Schachprofis unter Ihnen gibt es den genauen Partieverlauf unter Wikipedia oder auch in ANNO zum Nachlesen:
1. Partie
2. Partie
3. Partie
4. Partie
5. Partie
6. Partie
7. Partie
8. Partie
9. Partie
10. Partie

19. Jänner 1915

Deutsche Zeppeline bombardieren erstmals London!

(Neuigkeits) Welt Blatt, 23. Jänner 1915, S. 1. ANNO / ÖNB.

Am 19. Jänner 1915 bombardierten deutsche Zeppeline erstmals London. In der Folge kam es zu weiteren Bombardierungen durch deutsche Flugschiffe in den Jahren 1916 und 1917. Erste Berichte dazu finden sich ab dem 21. Jänner 1915 in den österreichischen Tageszeitungen, wie zum Beispiel in dem Deutschen Volksblatt oder der Grazer Mittags-Zeitung.
Die Marburger Zeitung beruft sich auf die "Times" als sie schreibt, dass Yarmouth, Petersroad, Sandrindham und Kingslynn bombardiert und in London die Hilfsschutzleute einberufen worden sind. Das (Neuigkeits) Welt Blatt berichtete, am 22. Jänner 1915 bereits detaillierter über die Bombenabwürfe und die hervorgerufenen Schäden. Sandringham wurde noch wenige Stunden zuvor vom englischen Königspaar besucht.
Das Linzer Volksblatt meldete, dass in London die Vorsichtsmaßregeln aus Angst vor weiteren Zeppelin-Angriffen in der Dunkelheit sogleich verdoppelt wurden. Wie das (Neuigkeits) Welt Blatt am 23. Jänner 1915 berichtete, herrschte "Bestürzung und Schrecken" in England. In den primär an der Ostküste der Grafschaft Norfolk liegenden Orten herrschte weitgehend Panik. Das Vorarlberger Volksblatt druckte die deutschen Pressestimmen über die Zeppelin-Angriffe des 19. Jänners 1915 vier Tage nach den Bombenabwürfen ab. Beginnend mit der Münchner Augsburger Abendzeitung, die meldete: Unsere Zeppeline haben den vom ganzen Volke lange erwarteten ersten Besuch in England gemacht und gezeigt, daß sie an Kühnheit unserer Marine nicht nachstehen. Sowie einen Bericht der Deutschen Tageszeitung, der folgendermaßen beginnt: Dieser Anfang der deutschen Luftangriffe gegen die großbritannischen Inseln kann mit Genugtuung begrüßt werden...
Viele weitere Meldungen finden Sie auch über die ANNO-Suche.

15. Jänner 1885

Geburtstag von Lorenz Böhler

Bildquelle: Lorenz Böhler. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR) Signatur: 220 229 B.

Lorenz Böhler wurde heute vor 130 Jahren, am 15. Jänner 1885, in Wolfurt geboren. Sein Name ist mit vielen Innovationen der Unfallchirurgie verbunden. Für seine Leistung als Arzt im k.u.k. Heer wurde er 1915 durch den Armeeoberkommandanten zum Oberarzt ernannt (Feldblatt 1.1.1915, S. 4). Über diese Beförderung berichtet das Feldblatt am 1. Jänner 1915 auf Seite vier sowie die Vorarlberger Landes-Zeitung vom 26. Jänner 1915 auf Seite zwei. Letztere erwähnt am 12. November 1915 in einem kurzen Absatz die Ernennung Böhlers zum Regimentsarzt der Reserve an der improvisierten „Div[isions]-San[itär]-Anstalt Nr. 8“ (Vorarlberger Landes-Zeitung, 12.11.1915, S. 2). Durch eine Brief von der Front, der im Vorarlberger Volksblatt wortgetreu abgedruckt wurde, kann man einen Einblick in den Kriegsalltag und in Böhlers Arbeit gewinnen (Vorarlberger Volksblatt, 8. 11.1914). Nach seinem Medizinstudium in Wien hospitierte er im Krankenhaus Bozen. Einige Jahre und mehrere Auslandsaufenthalte später kehrte er in diese Stadt zurück und leitete ab 1916 das Reservelazarett für Leichtverwundete. Seine Beobachtungen brachten ihn auf die Idee, Krankenhäuser speziell für die Behandlung von Knochenbrüchen und Gelenkschüssen einzurichten. Seinen Vorschlag präsentierte er am 13. September 1917 in der wissenschaftlichen Sitzung der Militärärzte in Laibach. Nummer 23 der Wiener Medizinischen Wochenschrift vom 8. Juni 1918 liefert einen vollständigen Bericht über diese Sitzung.

Weihnachtsfrieden 1914

Ausschnitt aus: Das Interessante Blatt, 24.12.1914, S. 1. ANNO/ÖNB.

Bei dem Weihnachtsfrieden 1914 handelt es sich um eine inoffizielle Waffenruhe welche primär an der Westfront zwischen deutschen und britischen Truppen, aber auch an Teilen der Ostfront, abgehalten wurde.
Viele dachten, der Krieg sei bis Weihnachten zu Ende und sie könnten die stillste Zeit des Jahres bei ihren Familien verbringen. Zahlreiche Pakete und Briefe aus der Heimat, von offiziellen Behörden, Institutionen aber natürlich auch von den Familien kamen in diesen Tagen in den Schützengräben an.
Am 24. Dezember 1914 kehrte Ruhe in den Schützengräben zwischen Mese nund Nieuwkapelle ein, zunächst um Tote zu bergen. Im Anschluss daran begann man sich zu unterhalten. Mindestens 100.000 Soldaten nahmen an dem Waffenstillstand teil, dessen Ende zwischen dem 25. Dezember 1914 und Anfang Jänner 1915 variierte. Die Medien hüllten sich in schweigen über die Geschehnisse, obwohl sehr wohl über die erhaltenen Geschenke, sogar illustriert berichtet wurde (vgl. Das Interessante Blatt 31.12.1914, S. 3). Über den Weihnachtsfrieden wie er heute bekannt ist, wird geschrieben: In Flandern herrschte gestern im allgemeinen Ruhe. (Arbeiterwille 27.12.1914, S.1), beziehungsweise ein paar Tage später: In Flandern ereignete sich gestern nichts wesentliches (Deutsches Nordmährerblatt 28.12.1914, S. 1). In unserer Sammlung der Extraausgaben, findet man noch weitere kurze Erwähnungen, wie zum Beispiel am 26. Dezember 1914.

14. Dezember 1864

Bildquelle: http://www.bildarchivaustria.at/Pages/ImageDetail.aspx?p_iBildID=392214

Nur zwei Tage nach der Schlußsteinlegung der Rudolfsstiftung im heutigen dritten Wiener Gemeindebezirk, fand bereits die nächste große Schlusssteinlegung statt. In diesem Fall handelte es sich um das Gartenbau-Gebäude, welches in den Jahren 1863-1864 von dem Architekten August Weber errichtet wurde. Es war eines der ersten realisierten Gebäude der heutigen Wiener Ringstraße, am Parkring 12, bevor es in den 1950er Jahren stufenweise abgerissen wurde und dem Gartenbauhochhaus weichen musste.
Auch bei dieser Schlusssteinlegung waren viele Ehrengäste zugegen, um Kaiser Franz Joseph bei der feierlichen Unterzeichnung der Urkunde beizuwohnen. Dieser traf um 12 Uhr ein, während zahlreiche Gäste bereits lange davor anwesend waren, wie die Neue Freie Presse ausführlich berichtete. Auch Die Presse schreibt detailliert über die feierlichen Aktivitäten, darunter auch über die Festrede des Direktors Dr. Eduard Fenzl. Die Debatte berichtet auch darüber, dass die Fläche von 3700m² ursprünglich eine Schenkung des Kaisers an die Gartenbau-Gesellschaft war. Einen weiteren Bericht über die "Blumen-Ausstellungs-Halle" erhalten wir aus dem Fremden-Blatt, welches auch den genauen Wortlaut der Schlussstein-Urkunde abdruckte. Eine Kurzzusammenfassung von der Schenkung bis zur Einweihung findet sich auch in der Wiener Zeitung des 15. Dezembers 1864.

 

Heute befindet sich im neuen Gartenbau-Hochhaus unter anderem das noch immer nach der Gesellschaft benannte Gartenbau-Kino, wie man am Artikel-Bild sehen kann.

13. Dezember 1814

200. Todestag von Charles Joseph Fürst de Ligne

Bildquelle: Charles de Ligne. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung, Signatur: PORT_00150605_06

Charles Joseph Fürst de Ligne (geboren am 23. Mai 1735 in Brüssel) war ein Offizier und Diplomat in österreichischen Diensten und Schriftsteller.
De Ligne nahm am Wiener Kongress teil und prägte, angesichts der politische Unbeweglichkeit und der zahlreichen geselligen Ereignisse, Bälle und Vergnügungen den Begriff des "Tanzenden Kongresses". In einem Brief an den französischen Staatsmann und Diplomaten Talleyrand vom 1. November 1814 schrieb Ligne:
„Man schreibt mir das Wort zu: ‚Der Kongress tanzt, aber er kommt nicht vorwärts.‘ Es sickert auch nichts durch als der Schweiß dieser tanzenden Herren."
Das Ende und die Ergebnisse des Wiener Kongresses sollte de Ligne schließlich nicht mehr erleben, er verstarb am 13. Dezember 1814 79-jährig in Wien, wie der Österreichische Beobachter am nächsten Tag meldet.
Die Wiener Zeitung bringt am 16. Dezember 1814 auf der Titelseite einen salbungsvollen Nachruf, in dem es heißt: In zwey ganz verschiedenen Beziehungen, als muthvoller Krieger und geistreicher Schriftsteller, gleich berühmt, hat der Hochselige eine seltene Heiterkeit des Geistes, verbunden mit einer edlen Offenheit des Gemüths und einer unerschöpflichen Güte des Herzens bis an seine Sterbestunde erhalten. Der Regent und der Staat verloren an ihm einen der treuesten Diener, seine Familie einen zärtlichen Vater, seine Umgebung den liebenswürdigsten Gesellschafter. Da aufgrund des äußerst ereignisreichen Lebens des Fürsten de Ligne auch eine kurz gefasste Biographie hier den Rahmen sprengen würde, sei dem interessierten Leser der Wikipedia-Artikel zu Charles Joseph de Ligne ans Herz gelegt.

12. Dezember 1864

Feierliche Schlusssteinlegung der Rudolfsstiftung!

Erinnerung an die feierliche Schlusssteinlegung der Rudolfstiftung im Rudolfspital 1864; Franz Gerasch (1826-1893). www.de.wikipedia.org

Am 12. Dezember 1864 erfolgte die feierliche Schlußsteinlegung am Kronprinz-Rudolf-Spital im dritten Wiener Gemeindebezirk, welches Kaiser Franz Josef I. anlässlich der Geburt des Thronfolgers 1858 gestiftet hatte. In der Wiener Zeitung wurde ausführlich über die großzügigen Feierlichkeiten berichtet. Die feierliche Einweihung der Rudolfsstiftung war bekanntlich der erste öffentliche Akt welchem Kronprinz Rudolf beiwohnte und die diesbezügliche Stiftungsurkunde das erste öffentliche Aktenstück welches Se. k. Hoheit unterzeichnete wusste die Debatte zu berichten. Das Vaterland berichtete, dass das neue Spital auf den Flächen der einstigen Gartenbau-Gesellschaft zwischen Rudolphsgasse und Boerhavegasse errichtet worden ist und dass die Feier in der Eingangshalle stattgefunden hat.
Die Stiftungsurkunde wurde im Schlussstein versenkt, nachdem diese eben vom Thronfolger, dem Kaiser, der Kaiserin, zahlreichen Erzherzögen und Erzherzoginnen, sowie allen Ministern, der Hofkanzler und alle am Bau beteiligten Personen unterschrieben wurde (Vgl. Die Presse, 13.12.1864, S. 4 und die Neue Freie Presse, 13.12.1864, S. 4).
Das Vaterland schrieb am 31. März 1865 über die Übergabe der Verwaltung an die Statthalterei.
Sechs Jahre später hat man schließlich einen Direktor gesucht, wie man in der Österreichischen Zeitschrift für Verwaltung nachlesen kann.
Um den Anforderungen gerecht zu werden, wurde die Krankenanstalt in den 1970er Jahren neu errichtet (800 Betten). Mittlerweile wurden fast alle Ambulanzen in die nebenan gelegene, ehemalige k.k. Franz-Joseph-Militärakademie ausgelagert.

1. Dezember 1925

Die Unterzeichnung der Verträge von Locarno

Ausschnitt aus: Neue Freie Presse, 2.12.1925, S.2, ANNO/ÖNB

Das Europeana Newspapers Project, an dem die Österreichische Nationalbibliothek beteiligt ist, biegt langsam in die Zielgerade ein. Aus diesem Grund präsentieren wir diese Woche Artikel, die von uns und anderen Projektpartnern mit Hilfe des neuentwickelten, europäischen Zeitungsportals erstellt wurden.

Jedes Datum ist auch ein historisches Datum. So wurden zum Beispiel in dieser Woche vor 89 Jahren in London die Verträge von Locarno unterzeichnet. Die Fakten dazu kann jeder in den Geschichtsbüchern nachlesen: Es handelte sich um sieben völkerrechtliche Vereinbarungen, die am 10. September des folgenden Jahres mit der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund in Kraft traten. Ausgehandelt wurden diese Verträge in Locarno, im schweizerischen Tessin. Die Folgen des Ersten Weltkrieges schienen endlich unter Kontrolle – die Grenzen des Versailler Friedensvertrages wurden bestätigt und das Rheinland entmilitarisiert. Doch wie beurteilten die Menschen damals diesen entscheidenden Schritt für das Zusammenwachsen Europas? Am anschaulichsten kann dies an Hand der damaligen Presse nachverfolgt werden.

Im Europeana Newspapers Browser stellen 25 Bibliotheken aus 23 Ländern digitalisierte historische Zeitungen zur Verfügung. Durch die Volltextsuche ist es ein Leichtes dort Artikel zu einem bestimmten Thema zu finden. Bald werden es ca. 30 Millionen Zeitungsseiten sein durch die man online stöbern kann.

So kann man nachlesen wie über die Vertragsunterzeichnung vor 89 Jahren gedacht wurde. Das Berliner Tageblatt zum Beispiel träumte von der Zukunft in einem friedlichen Europa: „An dem Tage, an dem in Locarno die Konferenz beginnt, wollen wir die Hoffnung aussprechen, dass der Zauber des Lago Maggiore nur wohltätig auf die dort versammelten Goetheschen Gestalten wirken und sie dazu führen wird, in das gründlich verbaute Europa wieder einige Harmonie zu bringen.“

Doch die Bemühungen um ein friedliches und harmonisches Europa wurden nicht überall goutiert. Die bürgerliche Regierungskoalition in Deutschland unter Reichskanzler Hans Luther zerbrach nach der Unterzeichnung des Locarno-Paktes durch den Austritt der rechtsnationalen DNVP. Dennoch nannte der Kanzler in einer Rede am 23. November 1925 die Verträge „ein unverkennbarer Schritt nach oben“ und „ein Anfang, kein Ende“ und betonte: „Der Sinn dieses Vertragswerkes kann kein anderer sein als der, neue und bessere Grundlagen für die friedliche Weiterentwicklung aller Länder Europas zu schaffen.“ (Berliner Tageblatt). Der Hamburger Anzeiger akzentuierte dieselbe Rede etwas anders und zitierte den Kanzler mit den folgenden Worten: „Die Besetzung deutschen Landes verliert ihre innere Begründung“ und „Der Politik der Diktate und Ultimaten ist der Boden entzogen“.

Am Tag der Vertragsunterzeichnung in London bekannte sich der Hamburger Anzeiger zum Zwiespalt und sinnierte: „Die Frage, ob Locarno wirklich das Werk des Friedens, als das man es heute und morgen preisen wird, sein wird, erscheint uns daher heute als politische, mehr noch, als geschichtsphilosophische Spekulation, deren Erörterung müßig ist.“ Der Grundtenor blieb dennoch der gleiche, die Verträge seien „das Eingeständnis, daß der Ring gesprengt ist, der solange Deutschland die Luft zum Atmen und die Freiheit zum Handeln nahm.“

Natürlich wurden die Verträge auch in vielen anderen europäischen Ländern ausgiebig diskutiert. Besonders interessant ist hier die Berichterstattung der Presse Frankreichs. „Tout à la paix…“(alles für den Frieden) kommentierte der französische Gaulois die Vertragsunterzeichnung am 01. Dezember 1925 in London. Ausführliche Berichterstattung findet sich ebenso in Le Siècle, Le Temps, L’action française, Le Petit Journal oder Le Martin.

Manchmal sind es die kleinen Kuriositäten oder Randerscheinung, die besonders interessant und aufschlussreich sind. So illustrierte zum Beispiel der Heraldo de Madrid den Artikel zur Unterzeichnung der Locarno Verträge mit einer Darstellung Kölns, da die Entmilitarisierung des Rheinlandes als besondere Voraussetzung eines europäischen Friedens galt. Auch die Schilderung des Abendessens am Abend der Vertragsunterzeichnung im Hause Chamberlain zeigt auf, wie dort im informellen Rahmen eine beschleunigte Räumung des Rheinlandes verhandelt werden konnte (Berliner Tageblatt).

Anmerkung:
Der Artikel wurde etwas gekürzt. Sie können den Text in voller Länge hier abrufen.

5. Dezember 1882

Ausschnitt aus Bozner Nachrichten, 01.Dezember 1894, S. 8. Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“

Das Europeana Newspapers Project, an dem die Österreichische Nationalbibliothek beteiligt ist, biegt langsam in die Zielgerade ein. Aus diesem Grund präsentieren wir diese Woche Artikel, die von uns und anderen Projektpartnern mit Hilfe des neuentwickelten, europäischen Zeitungsportals erstellt wurden.

Heute vor 132 Jahren wurde in Steinamanger (Szombathely, Westungarn) die Giftmörderin Anna Nagy hingerichtet. Wie die Bozner Zeitung vom 05.12.1882 berichtet, war sie zum Tode verurteilt worden, weil sie „ihren eigenen Gatten getödtet und eingestandenermaßen sechs andere Männer auf Wunsch von deren Frauen aus dem Leben befördert“ hat. Die Anklage lautete sogar auf insgesamt 26 Giftmorde.

Die Hinrichtung wurde vom damaligen ungarischen Scharfrichter Franz Kozarek ausgeführt. Über ihn schreibt die Lienzer Zeitung am 14.04.1894 anlässlich seines Todes: „Als Kozarek i. J. 1876 das Henkeramt mit der dazugehörigen Wasenmeisterei übernahm, da hatte er bereits eine „thatenreiche“ Vergangenheit als Henkersgehilfe hinter sich (...). Seit er selbständig geworden, führte er an die 80 Hinrichtungen aus“. Als Wasenmeister, Abdecker oder Schinder bezeichnete man Personen, die mit der Beseitigung und Verwertung von Tierkadavern beschäftigt waren. Der Beruf des Wasenmeisters wurde oft gemeinsam mit dem des Scharfrichters ausgeführt und hatte ein ähnlich schlechtes Ansehen. Beide Handwerke wurden für gewöhnlich vom Vater an den Sohn weitergegeben und auch geheiratet wurde nur untereinander.

In der K. K. Monarchie war der Scharfrichter beamtet und seine Besoldung gesetzlich genau geregelt. War eine Scharfrichterstelle neu zu besetzen, wurden in den Tageszeitungen regelrechte Stellenausschreibungen veröffentlicht, wie beispielsweise in den Bozner Nachrichten vom 01.12.1894, als die Stelle des Scharfrichters im k.k. Oberlandesgericht Wien neu zu besetzen war. Neben dem fixen Gehalt wird dem Scharfrichter eine „Aktivitätszulage“, freies Quartier oder eine Quartiergeldentschädigung, ein jährlicher Beitrag zur Haltung von zwei Gehilfen und eine Reisekostenvergütung im Falle von Einsätzen in anderen Sprengeln zugestanden. Die großzügige Vergütung sollte den Anwärter für das geringe berufliche und soziale Ansehen entschädigen.

Über den sozialen Status des Berufsstandes erfahren wir nähere Einzelheiten in einem Artikel über den Pariser Scharfrichter Deibler in den Bozner Nachrichten vom 02.02.1897. Der Beitrag erschien unter dem Titel „Auch ein Jubiläum, das nicht gefeiert wurde“, anlässlich der 500. Hinrichtung, die von Deibler durchgeführt wurde. Auf Grund der sich häufenden Hinrichtungen und der ausführlichen Berichterstattung über die Kunstfertigkeit des Herrn Deibler in den Medien, „kam dieser gar zu sehr an die Öffentlichkeit. Nun wollte kein Eigenthümer mehr den Scharfrichter in sein Haus aufnehmen“. Die vielen Hinrichtungen brachten ihm jedoch auch entsprechenden Wohlstand und so konnte er es sich leisten, selbst „ein hübsches Häuschen in der Pariser Außenstadt Billancourt“ anzuschaffen. Besuch erhielt er dort jedoch kaum und selbst in amtlichen Kreisen wurde der Kontakt zu ihm vermieden. Die soziale Ächtung eines Scharfrichters ging so weit, dass selbst dessen Söhne und Töchter keine beruflichen oder sozialen Aufstiegschancen hatten. So wird über Deibler berichtet: „Er ist mit der Tochter seines Vorgängers verheiratet, dessen Gehilfe er gewesen war, und seine Tochter wird wohl seinen Nachfolger heirathen“. Der Bericht schließt mit einem Kommentar, wie in Frankreich von amtlicher Seite versucht wurde, dem schlechten Ansehen der Scharfrichter entgegenzuwirken: „Der Konvent schaffte auch durch Gesetz die Bezeichnung Scharfrichter (Bourreau) ab, für den (…) der Titel „Nationalrächer“ (vengeur national) eingeführt wurde. Aber dies hat nichts geholfen“.

4. Dezember 1926

Ausschnitt aus: Hamburger Anzeiger, 7.12.1926, S. 3, Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg

Das Europeana Newspapers Project, an dem die Österreichische Nationalbibliothek beteiligt ist, biegt langsam in die Zielgerade ein. Aus diesem Grund präsentieren wir diese Woche Artikel, die von uns und anderen Projektpartnern mit Hilfe des neuentwickelten, europäischen Zeitungsportals erstellt wurden.

Am Sonnabend, dem 4. Dezember 1926, wurde in Dessau (Sachsen-Anhalt) das neue Bauhaus, Hochschule für Gestaltung in Anwesenheit von über 1000 Gästen aus ganz Deutschland feierlich eröffnet. Eine Ikone der modernen Architektur, Kunst und Gestaltung, geleitet und in jeder Hinsicht maßgeblich geprägt von dem charismatischen Architekten Walter Gropius. Er hatte das 1919 gegründete Staatliche Bauhaus bereits an seinem ersten Standort Weimar geleitet. Mit dem Erstarken der politischen Rechten in Thüringen seit der Landtagswahl 1924 hatte sich das Bauhaus mit seiner internationalen, politisch eher linken und künstlerisch neusachlichen, modernen Orientierung, für die Künstler wie Lyonel Feininger, Oskar Schlemmer, Wassilij Kandinsky, Johannes Itten, Laszlo Moholy-Nagy oder Mies van der Rohe standen, in Weimar nicht mehr halten können. Der Bürgermeister von Dessau, Fritz Hesse, und sein Kulturreferent Ludwig Grote ermöglichten Walter Gropius die Verlagerung der Schule nach Dessau, wo das Bauhaus in den Jahren 1925 bis 1926 nach Entwürfen von Gropius neu errichtet und 1926 als Staatliche Hochschule von Anhalt anerkannt wurde.
Der Hamburger Anzeiger berichtete am 7. Dezember von der Eröffnungsveranstaltung und zeigte sich beeindruckt von Gropius‘ nüchternen Gestaltungswillen, der „bei größtmöglicher Typisierung größtmögliche Abwechslung“ erreichen wolle. Auch im Berliner Tageblatt kommentierte Fritz Stahl die Eröffnung am 7. Dezember 1926 sehr positiv.

Zentrum des Bauhauses Dessau war das Schulgebäude mit seiner avantgardistischen Glasvorhangfassade. Auf dieses Gebäude bezog sich die Kultur-Schlagzeile im Hamburger Anzeiger zwei Tage später, 9.12.1926: „Das problematische Glashaus“. Zum Ausdruck kommt die Ambivalenz zwischen Bewunderung für die Radikalität und Stringenz des modernen Bauhausstils und seines Raumbewusstseins einerseits und einem Unbehagen an einer deutschen „Untugend …: Ueberschätzung der Theorie, der Lehrmeinung, des Weltanschaulichen, des Gesinnungskämpferischen, der Doktrin.“ Auch liefen schon Dessauer Bürgervereine gegen die „undeutsche“ Bauweise Sturm.

Bewunderung fanden die von Gropius für die Bauhaus-Lehrer konzipierten und von den Bewohnern durchaus unterschiedlich eingerichteten „Meisterhäuser“ wie auch seine 60 Arbeiterhäuser zu Niedrigpreisen in Dessau-Törten mit 70 Quadratmetern Wohnfläche, kompletter Mustereinrichtung samt Küchen als Beispielen für rationelle Wirtschaftsführung.

Das Vorbild machte Schule, wie ein Artikel „Hauswirtschaftliches aus dem Bauhaus“ am 3. März 1927 in der Beilage „Für unsere Frauen“ des Hamburger Anzeigers unter dem Leitsatz „Die Frau hat manches nachzuholen“ detailliert zeigte. Darin wird erläutert, wo der durchschnittliche deutsche Haushalt dem Entwicklungstempo moderner Technik und Einrichtung hinterherhinkt. „Die konsequente Arbeit und der vorbildliche Typ, der dort [in Dessau] geschaffen wurde, ist eine Tat und wird – hoffentlich – Schule machen,“ so die Autorin Annette Robody.

Doch die Geschichte des Bauhauses in Dessau war bereits wenige Jahre später beendet. Mit der Gemeinderatsmehrheit der Nationalsozialisten wurde am 22. August 1932 die Auflösung in Dessau beschlossen. Von Ludwig Mies van der Rohe wurde das Bauhaus noch bis 1933 als Privatinstitut in Berlin-Lankwitz weitergeführt, ehe es dann im Nationalsozialismus dort endgültig schließen musste.

2. Dezember 1848

Thronbesteigung Kaiser Franz Joseph

Thronbesteigung von Kaisr Franz Joseph I., Replik einer Xylographie. Franz Joseph I. kniet vor Kaiser Ferdinand I. Sign. 436.946-B Bildarchiv Austria / ÖNB.

Das Europeana Newspapers Project, an dem die Österreichische Nationalbibliothek beteiligt ist, biegt langsam in die Zielgerade ein. Aus diesem Grund präsentieren wir diese Woche Artikel, die von uns und anderen Projektpartnern mit Hilfe des neuentwickelten, europäischen Zeitungsportals erstellt wurden.

Heute vor 166 Jahren wurde der damals 18-jährige Franz Joseph zum Kaiser von Österreich proklamiert. Er sollte 68 Jahre an der Macht bleiben und somit zu einem der prägenden Gestalten der Donaumonarchie werden. Doch die Umstände seiner Thronbesteigung waren alles andere als einfach, denn im Zuge der sogenannten Märzrevolution 1848 musste der Hof Wien verlassen und übersiedelte Anfang Oktober ins mährische Olmütz/Olomouc. In einem, in der „Wiener Abendzeitung“ vom 21. Oktober 1848 veröffentlichten Manifest, sieht Kaiser Ferdinand I. den Grund in den „blutigen Ereignisse[n], welche … Unsere Haupt- und Residenzstadt Wien in einem Schauplatz anarchischer Wirren umgewandelt haben.“ Nur wenige Wochen später, am 2. Dezember, gibt Ferdinand I. bekannt „dem österreichischen Kaiserthrone zu entsagen“ und da sein Bruder Erzherzog Franz Carl ebenfalls auf den Thron verzichtete, wurde „allen Völkern der Monarchie Unsere Thronbesteigung unter dem Nahmen [sic] Franz Joseph des Ersten“ verkündet. So jedenfalls ist es in den offiziellen Dokumenten zu lesen, welche in der Abendausgabe des 3. Dezember 1848 der „Wiener Zeitung“ erstmals veröffentlicht wurden. In den folgenden Tagen wurden diese auch in anderen Zeitungen der Habsburger Monarchie abgedruckt wie beispielsweise in der „Presse“ oder der „Klagenfurter Zeitung“.

Natürlich wurden diese Ereignisse auch diskutiert und kommentiert. Die erwähnte Zeitung „Die Presse“, im Revolutionsjahr 1848 gegründet und zum Zeitpunkt der Thronbesteigung gerade einmal sechs Monate alt, zeigt wie wenig die Abdankung Ferdinands erwartet wurde: „Der Kaiser Ferdinand I. von Österreich hat abgedankt. Sein Neffe der Erzherzog Franz Joseph besteigt den Thron. Die Nachricht von diesem Wechsel hat die Bevölkerung Wien’s [sic] auf das Erschütterndste überrascht.“ Ähnlich auch der „Kais. Kön. Priv. Bothe für Tirol und Vorarlberg“: „Was es für eine Sensation hier [in Wien] Machte, kann man eigentlich nicht sagen, man ist sich des Eindruckes selbst nicht recht bewußt.“

Die mit dem neuen Herrscher verbundene Hoffnung drückt ein Artikel in „Der Humorist“ aus, indem eine Linie von Franz Joseph zu Joseph II. gezogen wird: „Was der große Joseph, erfüllt von den menschenfreundlichen Ideen, beabsichtigte, kann Franz Joseph, wie es die jetzigen Zeitverhältnisse erheischen, in Ausführung bringen.“

Ein derartiges Ereignis blieb natürlich auch in anderen Teilen Europas nicht unerwähnt. Über den Europeana Newspapers Browser ist es einfach, weitere zeitgenössische Stimmen aus Europa zu finden, wie jene im „Nederlandsche Staats-Courant“ oder im „Le Siècle“.

1. Dezember 1914

Maserati gegründet!

Sechszylinder Motor von Maserati, Allgemeine Automobil-Zeitung, 1. Juni 1937 S. 11, ANNO/ÖNB.

Alfieri, Bindo, Carlo, Ernesto und Ettore waren fünf Brüder aus Bologna, die heute vor 100 Jahren, am 1. Dezember 1914, ein bis heute bekanntes Unternehmen gründeten - S.A. Officine Alfieri Maserati. Während zunächst nur einzelne Teile gebaut wurden, war vor allem Alfieri Maserati als Rennfahrer tätig und errang zahlreiche Titel für andere Hersteller. Nachdem er 1924 wegen Manipulation seines Rennwagens zunächst für fünf Jahre gesperrt wurde, widmete er sich mehr seiner Firma.
Die Sperre wurde ein halbes Jahr später wegen Mangel an Beweisen wieder aufgehoben und Maserati schickte bereits 1926 seinen ersten eigenen Rennwagen den 'tipo 26' ins Rennen schicken. Beim Targa Florio konnte er den ersten Sieg in der 1500ccm Klasse feiern, wie die Allgemeinen Automobil-Zeitung berichtete. Zahlreiche weitere Erfolge folgten bevor sein Mitbegründer und Hauptfahrer Alfieri Maserati am 3. März 1932 an den Folgen einer Operation verstarb.
Die nächsten Erfolge sicherte sich Maserati, als Wilbur Shaw sowohl 1939 als auch 1940 das Indianapolis 500 Rennen gewinnen konnte. In den österreichischen Medien wurde jedoch aufgrund der Kriegssituation nicht darüber berichtet.
Erst 1946 baute Maserati den Maserati A6, das erste Serienfahrzeug der Firma. Bereits 1942 begann man mit der Produktion von Lastwagen.

29. November 1904

Massenproteste gegen den Krieg und gegen den Zar in Russland!

Grafik "Blick auf Port Arthur aus der Vogelperspektive" aus: Linzer Volksblatt, 4. Dezember 1904, S. 1. ANNO/ÖNB.

Bereits im Februar 1904 brach der Krieg zwischen Russland und Japan im Sinne eines Kräftemessens um den Einfluss in der Mandschurei und in Korea aus. Der erste Angriff, welcher von Japan gestartet wurde, galt Port Arthur. Der Krieg endete im Herbst 1905 nach zahlreichen Schlachten und großen Verlusten auf beiden Seiten mit einer Niederlage für Russland.
Am 29. November 1904 kam es zu Massenprotesten in Moskau und Sankt Petersburg, die sich gegen den Krieg und gegen die Zarenherrschaft richteten. Währenddessen tobten gerade die Kämpfe um Port Arthur. Die österreichischen Medien berichten ausführlich über die Kriegsereignisse im Osten, wie zum Beispiel das Deutsche Volksblatt täglich mit der Rubrik "Der Krieg" oder aber auch die Neue Freie Presse unter dem Titel "Der Krieg in Ostasien". Auch über die zu dieser Zeit stattfindenen Kundgebug aller russischer Reformparteien wird berichtet (Vgl. Neue Freie Presse 1.12.1904, S. 1). Über die Massenproteste hingegen nicht.
Die Lage Russlands macht einem auch die Nachricht klar, die der Zar veröffentlichen ließ, dass alle Militär- und Zivilbedienstete in Port Arthur vom 1. Mai rückwirkend bis zum Ende der Belagerung jeden Monat als volles Dienstjahr angerechnet bekommen (Vgl. Deutsches Volksblatt, 1.12.1904, S. 5). Das Neue Wiener Journal berichtete am 30. November 1904 über die "Wahnsinnigen Russenkrieger", welche unwissend und abergläubisch waren, außerdem sei laut einem Bericht der Arbeiter-Zeitung die Ausrüstung sehr schlecht gewesen.
Das Linzer Volksblatt schildert die Ereignisse für seine Leserinnen und Leser mit illustrierten Karten.

 

Für militärinteressierte Leserinnen und Leser in ANNO empfehlen wirt auch die ausführlichen Berichte in der Militär-Zeitung!

29. November 1814

Uraufführung von Beethovens 7. Sinfonie!

Bildnis Ludwig van Beethoven. Autor: Dietrich Anton, Herr Faustin; Lithographie; Pg 312:I(12) Bildarchiv Austria / ÖNB.

Heute vor 200 Jahren, am 29. November 1814 fand um die Mittagszeit im k.k. Redoutensaale eine Aufführung von Ludwig von Beethovens 7. Sinfonie statt.
In diesem Werk widmete sich Beethoven abermals dem Thema der europäischen Befreiungskriege und dem Kampf gegen Napoleon, was auch seine Aufführung während des Wiener Kongresses planmäßig erscheinen lässt.
Eine Wiederholung der Veranstaltung fand nur wenige Tage darauf, am 2. Dezember 1814 statt.
Einen Bericht über die erste Veranstaltung und dem einstimmigen Beyfall findet man in der Wiener Zeitung des Folgetages.
Die Österreichische Nationalbibliothek ist im Besitz eines Erstdruckes von Beethovens 7. Sinfonie (A-Dur).

24. November 1859

Charles Darwins Werk "On the Origin of Species" wird veröffentlicht

Klič, Karl: Charles Darwin. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR) Signatur: Pg 1100 : II (1).

Am 24. November 1859 veröffentlichte Charles Darwin sein Werk "On the Origin of Species". Diese ist die Publikation, die neben vier anderen Theorien auch die berühmte Evolutionstheorie darstellt. Im darauffolgenden Jahr, 1860, hatte auch in Österreich schon jeder eine Meinung über diese bahnbrechende wissenschaftliche Publikation. Manche haben sie zu einem „den religiösen Lehren gefährliche[m] System“ erklärt (Die Presse, 10. Dezember 1860, S. 1). Hierzu zählte auch Herr von Pelzeln, der sich in der Versammlung der zoologisch-botanischen Gesellschaft gegen Darwins Evolutionstheorie aussprach (vgl. Die Presse, 7. Dezember 1860, S. 3). Andere besuchten dagegen begeistert den Vortrag zu „Darwin’s Schöpfungs-Theorie“ von Dr. Gustav Jäger an der Akademie der Wissenschaften (vgl. Die Presse, 12. Dezember 1860, S. 4). Der Saal war zu Beginn des Vortrags bereits so voll, dass der Kolumnist von „Das Vaterland“ – der in der Zeitung auch eine kurze Kritik über die Präsentation schrieb – mit zahlreichen anderen ZuhörerInnen im Vorraum bleiben musste (Das Vaterland, 16. Dezember, S. 1). Für diejenige, die an keinem der Vortragstermine Zeit fanden, bot die Wiener Zeitung in seinen Ausgaben vom 6. und 7. April 1861 eine schriftliche Fassung (Wiener Zeitung, 6. April 1861, S. 5 und 7. April, S. 8). Auch Jahre später regte die Theorie noch auf: 1867 wurde in der 44. Sitzung des Abgeordnetenhauses heftig diskutiert, welchen Einfluss die Kirche auf die Lehrgegenstände außerhalb des Religionsunterrichts ausüben dürfe. Jäger war weiterhin bemüht, die Schöpfungstheorie Darwins zu verteidigen (vgl. Wiener Zeitung, 27. Oktober 1867, S. 1).

20. November 1849

Széchenyi Lánchíd eröffnet!

Kettenbrücke Budapest. Foto Lövy & ses fils, Paris um 1900. Pk 4371,16 Bildarchiv Austria / ÖNB.

Heute vor 165 Jahren, am 20. November 1849, wurde die Széchenyi Lánchíd zwischen Buda und Pest eröffnet. Für die beiden Städte war dies die erste feste Verbindung, wodurch auch im Winter bei Eisschollen auf der Donau der Waren- und Personenverkehr gewährleistet werden konnte.
Errichtet wurde die Brücke auf Anregung des ungarischen Reformers Graf István Széchenyi in den Jahren 1839 bis 1849. Entworfen wurde die Konstruktion von dem Engländer William Tierney Clarke, die Bauleitung für die 202 Meter überspannenden Pylonen über die Donau erhielt sein Vetter Adam Clark. In historischen Berichten zur Eröffnung werden die Erbauer auch oft Clarke geschrieben, wie zum Beispiel in dem offiziellen Bericht zur Eröffnung in der Presse. Unter dem Klange der Volkshymne schritten der Armee-Oberkommandant Haynau, der k. Bevollmächtigte Baron Gehringer, die Brücken-Gesellschafts-Direktoren Sina und Wobianer und der energische Baumeister Clark (Der Humorist, 23.11.1849, S. 3) erstmals über die Konstruktion.
Zum Zeitpunkt ihrer Einweihung handelte es sich um die erste Donaubrücke unterhalb von Regensburg. Mit der Spannweite von 202 Metern war sie 30 Jahre lang die weiteste Brücke weltweit.
Bereits vor der eigentlichen Eröffnung wurde rege über die Geschehnisse wie zum Beispiel dem "kuriosen" Fahneneid berichtet. Kurz nach der Eröffnung gab es noch Mängel zu begklagen, die jedoch dem Ruhm des Erbauers keinen Abbruch taten. 1915 wurde die Konstruktion adaptiert in dem Holzteile durch weitere drei Tonnen Stahl ersetzt wurden. Dies war aufgrund des zunehmenden Verkehrsaufkommens notwendig geworden. Nach mehrmaliger Verschiebung wurde die schönste Brücke Budapests am 27. November 1915 wieder feierlich dem Verkehr übergeben, wie der Pester Lloyd berichtete.
Am 18. April 1945 wurde sie von sich zurückziehenden Deutschen Truppen gesprengt. Nach langen Rekonstruktionsarbeiten konnte sie jedoch exakt 100 Jahre nach ihrer Einweihung wiedereröffnet werden.

15. November 1849

Gründung der k. k. Geologischen Reichsanstalt

Ausschnitt aus der Wiener Zeitung, 21.November 1849, S. 1. ANNO/ÖNB

Der Minister für Landes- Kultur und Bergwesen, Ferdinand Edler von Thinnfeld legte Kaiser Franz Joseph am 15. November 1849 den "Entwurf zur Bildung eines Reichs-Institutes für die geologische Durchforschung des Oesterreichischen Kaiserstaates" vor (Wiener Zeitung, 21.11.1849, S. 1).
Eine Aufgabe der Reichsanstalt sollte sein, nach dem Beispiel anderer europäischer Länder, die Erdoberfläche zu analysieren. Die Forschungsergebnisse sollten auf Karten und Abbildungen festgehalten werden. Es wurde erwartet, dass die zu entdeckenden Bodenschätze den Staat unabhängig machen und seine Industrie bzw. Wirtschaft aufblühen lassen würden (vgl. Klagenfurter Zeitung, 24.11.1849, S.1).
Der Kaiser hat den Antrag genehmigt und zur Gründung als Startkapital zehntausend Gulden bewilligt (Die Presse, 22.11.1849, S. 2). Acht Monate später erschien das erste Quartalsheft des Jahrbuchs der k.k. geologischen Reichsanstalt und zahlreiche, an der Institution durchgeführte Studien, wurden darin publiziert. Genaueres über diese Forschungsarbeiten liefert die Ausgabe der Wiener Zeitung vom 22. Juli 1850 auf Seite 2. Mithilfe der ANNO-Suche können wir die Geschichte der Reichsanstalt von der Gründung bis 1918 verfolgen.

Die Nachfolgeinstitution der k.k. geol. Reichsanstalt ist die Geologische Bundesanstalt (www.geologie.ac.at).

12. November 1909

Uraufführung der Operette "Der Graf von Luxemburg" von Franz Lehár

Ausschnitt aus "Der Floh", 14. November 1909, S.6. ANNO/ÖNB

Am 12. November 1909 wurde die Operette "Der Graf von Luxemburg" am Theater an der Wien uraufgeführt. Die "Arbeiter-Zeitung" machte ihre LeserInnen am Tag der Vorstellung auf das Programm aufmerksam. Über die Besetzung der Rollen informierte "Die Neue Zeitung" (11.11.1909, S. 8). In zahlreichen Zeitungen erschienen Berichte über die Uraufführung, die vom Komponisten Franz Lehár persönlich dirigiert wurde. Sie fielen überwiegend positiv aus. Die "Neue Freie Presse" hob hervor, dass der Stück seinen Erfolg den Librettisten Robert Bodanzky und Alfred Maria Willner zu danken hat (Neue Freie Presse, 13. 11.1909, S. 12). In diesem Artikel werden Handlung und Melodie ausführlich beschrieben und kritisiert. Die Tatsache, dass "[f]ast jede Gesangsnummer" zweimal wiederholt wurde, sowie die von "gewissenhafte[n] Statistiker[n]" gezählten 46 Hervorrufe im dritten Akt unterstreichen den besagten Beifall des Publikums am Ende des Zeitungsartikels (Neue Freie Presse, 13. 11.1909, S. 12-13). In der Ausgabe von "Der Floh" vom 14. November 1909 wird die Leistung der Librettisten, des Komponisten und der DarstellerInnen gleich gelobt. Ebenda wird die Performance der einzelnen Schauspielern kurz beschrieben (Der Floh, 14.11.1909, S. 6). Das "Neue Wiener Journal" äußert sich folgendermaßen zum Thema: "Der Graf von Luxemburg ist eine Publikumsoperette mit allen jenen Bestandteilen, die einen Erfolg ausmachen" (13.11.1909, S. 7). Auch Jahre später wird die Operette in ausverkauften Theatern aufgeführt. Die Marburger Zeitung nennt sie 1915 "unverwüstlich" (Marburger Zeitung, 16.11.1915, S. 3). Dies war nicht das letzte gemeinsame Werk des Trios Lehár-Bodanzky-Willner. 1914 schickten sie die Operette "Endlich allein" auf die Bühne (Der Humorist, 1. Juli 1914, S. 2).

8. November 1939

Georg Elsers Attentat auf Adolf Hitler

Bildnachweis: Ausschnitt aus: Das Interessante Blatt, 15. November 1939, S. 3. ANNO/ÖNB.

Georg Elser verübte am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller ein Bombenattentat auf Adolf Hitler und die NS-Führungsspitze.
Die Versammlung von über 1500 Personen fand anlässlich der Erinnerung an den Hitlerputsch am 9. November 1923 statt. Früher als ursprünglich geplant, verließ jedoch Adolf Hitler die Veranstaltung, was das Kleine Blatt mit "Die Vorsehung erhielt uns den Führer!" betitelte. Weiters wird geschrieben: Durch die Vorverlegung der Versammlung, die Kürzung der Rede [...] entging unser Führer wie durch ein Wunder dem Tod. Dort, wo der Führer wenige Minuten vorher stand, gab es später nur einen drei Meter hohen Schutthaufen. Acht Menschen kamen bei der durch einen Zeitzünder ausgelösten Bombe ums Leben, über 60 Personen wurden verletzt. Elser selbst versuchte sich in die Schweiz abzusetzen, wurde aber bei einer Grenzkontrolle inhaftiert und nach langen Verhören in Verbindung mit dem Attentat gebracht, welches er schließlich gestand. Ohne Prozess wurde er bis zu seinem Tod (Mord durch SS-Leute) am 9. April 1945 zunächst im KZ Sachsenhausen, später im KZ Dachau inhaftiert.
Das Vorarlberger Tagblatt berichtete in einer Kurzmeldung bereits am 9. November 1939 von den Geschehnissen (Fortsetzung auf Seite 2). Tags darauf folgt ein ausführlicher Bericht mit den Einzelheiten des Anschlages. Auch die Wiener Neueste Nachrichten berichten in tiefster Entrüstung über das schändliche Verbrechen von München. Ebenso bestürzt und erzürnt berichten das Znaimer Tagblatt, der Vorarlberger Landbote sowie die (Linzer) Tages-Post über den Sprengstoffanschlag. Einzig die Wiener Zeitung berichtet weder über die Rede anlässlich der Erinnerungsveranstaltung an 1923 noch über das Attentat. Die Wiener Zeitung fungierte jedoch zu dieser Zeit ausschließlich als Amtsblatt der Stadt Wien und hatte somit keine redaktionellen Beiträge.

4. November 1899

Sigmund Freuds Traumdeutung erscheint!

Sigmund Freud. Brustbild, eine Zigarre in der rechten Hand haltend. Fotografie von Schmutzer, Ferdinand. 1926. LSCH 0063-B / Bildarchiv /ÖNB Schmutzer.

Heute vor 115 Jahren, am 4. November 1899, erschien das grundlegende Werk der Psychoanalyse "Die Traumdeutung" von Dr. Sigmund Freud.
Der Autor selbst datierte das Werk auf 1900 vor.
Dr. Wilhelm Stekel schreibt in der Bukowinaer Post beginnend am 19. Juli 1914 in seinem Fortsetzungs-Feuilleton über die Probleme der modernen Seelenforschung und widmet sich darin auch Freuds Traumdeutung in der die grundlegenden Elemente der modernen Psychoanalyse zum ersten Mal zusammengeführt wurden.
1918 schreibt Stekel im Neuen Wiener Journal über das "Traumland. Von alten Träumen und neuen Büchern", die Psychoanalyse, die geniale Entdeckung Freuds als Reaktion auf das anregende Buch von Dr. Oskar Pfister.
Bezug genommen auf Freuds Traumdeutung wird ebenfalls am 20. Juni 1914 im Neuen Wiener Journal bei der Besprechung des Falls von Dr. Demole.
Wer mehr über die Sigmund Freud erfahren möchte, sucht am Besten über die ANNO-Suche.
Freud's die Traumdeutung gibt es im Volltext im Projekt Gutenberg.

3. November 1914

Der BH ist erfunden!

Vesta – Büstenhalter. Nagl, Matthias; Heller, Emanuel; Offsetdruck, 1956. PLA16306552 Plakatsammlung / ÖNB.

Vor genau hundert Jahren erhielt Mary Phelps-Jacob das Patent für ihren Brassiere, welcher das erste patentierte Büstenhalter-Modell der U.S.A. war. Die Erfinderin verkaufte das Patent wenige Jahre später um 1500 Dollar an The Warner Brothers Corset Co., die in den folgenden 30 Jahren große Umsätze damit erzielten. Österreichische Frauen trugen zu dieser Zeit noch immer ein Mieder unter ihrer Kleidung. Ein Blick in die Wiener Wäschezeitung von 1914 zeigt, dass die durch Schnürung erreichte, enge Taille noch immer beliebt ist. Die Formen sind jedoch weniger extrem als 20 Jahre zuvor und es dauert nicht mehr lange, bis das Korsett gänzlich aus der Mode kommt und vom Büstenhalter, wie ihn auch Mary Phelps-Jacob entworfen hat, abgelöst wird. Der erste Weltkrieg begünstigt das Verschwinden des Korsetts: Aufgrund des hohen Materialaufwandes bei der Produktion und der steigenden Berufstätigkeit von Frauen werden nun neue Formen der Kleidung bevorzugt, die nicht mehr das Tragen eines Mieders verlangen. In Die moderne Welt wird in der ersten Nummer des Jahres 1918 der neue Stil folgendermaßen beschrieben: „Im allgemeinen aber ist die Modelinie noch streng gerade, sie könnte gar nicht mehr gerader sein, und der Körper der Trägerin wird kaum mehr geahnt“. Stöbern Sie weiter in unseren Modezeitschriften, um die Entwicklung der Mode in den letzten 200 Jahren nachzuverfolgen.

1. November 1874

Erste Bestattungen am Wiener Zentralfriedhof!

Russische Grabanlage mit Skulptur vor der Lueger-Gedächtniskirche. Foto Grandosek, Maria. 11/1954. 134.740A(B) Bildarchiv Austria/ÖNB/Grandosek.

Einer der größten Friedhöfe wurde heute, an Allerheiligen vor 140 Jahren eröffnet. Bedingt durch die Friedhofsbestimmungen unter Josef II., mussten Friedhöfe künftig außerhalb der Stadt angelegt werden. Bereits elf Jahre vor der Eröffnung wurde der interkonfessionale Charakter des Friedhofs im Gemeinderat beschlossen. Obwohl eigentlich keinerlei Einweihungsfeiern gestattet waren, fanden diese am 31. Oktober in aller Stille statt, wie die Presse berichtete.
Am 1. November 1874 war es soweit und die ersten Verstorbenen konnten in Simmering bestattet werden - darunter der Josefstädter Privatier Jakob Zelzer, aber auch Joseph Gasses und Johann Hauer, wie man in dem Neuen Fremden-Blatt nachlesen kann.
Während er heute mit zahlreichen Ehrengräbern und der Karl-Borromäus-Kirche schon zu den Sehenswürdigkeiten Wiens zählt, befand sich der Friedhof damals noch weit außerhalb der Stadtgrenze. Die "Reise" dauerte mehr als eine Stunde - im besten Fall! Die Problematik der Anfahrt nahmen natürlich auch die Satire Zeitungen wie der Kikeriki (am 1.11.1874, sowie dreimal am 5.1.1874 auf S. 1, 2, 4), als auch der Figaro in der "Geschichte eines 'konfessionslosen' Unfriedhofes".
Über die Friedhofs-Affaire kann man neben dem Vaterland auch noch unter dem Titel "noch einmal die Friedhofsfrage" in der Presse nachlesen.
Heute fahren die Straßenbahnen 6 und 71 direkt bis vor den Eingang, während damals noch nicht einmal die Pferdestraßenbahn fuhr. Die Schwierigkeiten wurden auch im Gemeinderath diskutiert (siehe Wiener Zeitung, 31.10.1874, S. 2).
Zur Zeiten der Eröffnung stellte auch der Leichentransport für die Stadt Wien organisatorische Schwierigkeiten dar. Erst 1918 wurden die eingesetzten Pferdefuhrwerke von der elektrischen Straßenbahn abgelöst, wobei Gotenburg als Vorbild diente. Das zwischenzeitlich vorgeschlagene Projekt einer pneumatischen Leichenbeförderung wurde abgelehnt.

1. November 1814

Die offizielle Eröffnung des Wiener Kongresses 

Gruppenbild Wiener Kongress 1814, Porträtsammlung PORT_00067497_01 Bildarchiv Austria / ÖNB.

Am heutigen Tag, vor 200 Jahren wurde der Wiener Kongress offiziell eröffnet. Ziel der Teilnehmer war, nach den Umwälzungen welche die französische Revolution und darauffolgend die Napoleonischen Kriege mit sich brachten, eine dauerhafte Nachkriegsordnung für Europa zu schmieden.
Hintergrund für die Einberufung des Kongresses nach Wien war Artikel XXXII des Pariser Friedensvertrags, welcher am 30. Mai 1814 den sechsten Koalitionskrieg mit Frankreich beendete und vorsah, dass „binnen zwey Monathen“ alle beteiligten Parteien Vertreter nach Wien entsenden sollten „um auf einem allgemeinen Congreß die Maßregeln, welche die Dispositionen des gegenwärtigen Tractates vervollständigen sollen, festzusetzen“.
Am 13. Oktober 1814 veröffentliche der Österreichische Beobachter eine Deklaration sowohl in französischer als auch in deutscher Sprache in der es hieß: „Die förmliche Eröffnung des Congresses ist demnach bis auf den 1. November ausgesetzt worden.“ Dies heißt aber keineswegs, dass nicht schon vorher verhandelt und beraten wurde, denn gerade dieser Kongress war von informellen Gesprächen geprägt. Oder, wie es in einem anderen Artikel des Österreichischen Beobachters heißt: „Die Geschäfte werden auf dem Congreß ohne alles Geräusch, aber nichts desto weniger mit Ernst und Folge betrieben.“ Bereits ab Mitte September beginnt die Wiener Zeitung über die „[z]u dem bevorstehenden Friedens-Kongresse“ eingetroffenen Teilnehmer auf der Titelseite zu berichten. So trafen am 13. September 1814 die Außenminister des russischen Zarenreichs, Graf von Nesselrode, und des Vereinigten Königreichs, Lord Castlereagh, ein.
Das Bregenzische Wochenblatt vom 30. September 1814 zitierte letzteren „daß er ihn [den Kongress] in 6 Wochen beendigt zu sehen hoffe“ und spekulierte, dass der offizielle Beginn des Kongresses auf 1. Oktober 1814 angesetzt würde. Doch die Hoffnungen Castlereaghs erfüllten sich nicht und die Verhandlungen zogen sich in die Länge. Immer wieder lassen sich Meldungen finden, dass der Kongress dem erfolgreichen Abschluss nahe steht. Das erwähnte Bregenzische Wochenblatt meldete diesen beispielsweise unmittelbar vor Weihnachten. Beendet wurde der Kongress schließlich am 9. Juni 1815, mit der Unterzeichnung der acte finale – nur Tage vor der endgültigen Niederlage Napoleons in Waterloo.

25. Oktober 1809

Die bayerisch-französische Truppen marschieren in Innsbruck ein, Andreas Hofer muss fliehen.

Bildquelle: Andreas Hofer. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR), Signaturen; PLA16322044; B 4-24

Nach einem langwierigen Kampf um Tirol, in dem das Königreich Bayern und das Kaiserreich Frankreich als Verbündete gegen Österreich auftraten, mussten die Tiroler Freiheitskämpfer am 24. Oktober 1809 endgültig eine Niederlage verzeichnen. Tirol (vgl. Neue Freie Presse, 1. Juli 1866, S. 2) galt den bayerisch-französischen Truppen als Eingangstor nach Wien. Deshalb war es ihnen so wichtig, dieses Land so schnell wie möglich zu erobern. „Erobern“ bedeutete in diesem Fall aber nicht nur die Besetzung des geographischen Ortes Tirol, sondern auch, dass dem einheimischen Volk sein nationales Bewusstsein (vgl. Österreichischer Beobachter, 24. Mai 1823, S. 5) bzw. dem Land die eigene Verfassung entzogen wurde. Für Tirol bedeutete es, dass seine Bevölkerung nach der Besetzung bei Bedarf im bayerischen Heer zu dienen hatte. Diese Aktion wurde von den Tirolern mit einem Aufstand erwidert. Das Bauernheer (vgl. Tiroler Soldaten-Zeitung, 20. Februar 1916, S. 6.) unter der Führung von Andreas Hofer konnten sie gemeinsam mit den kaiserlichen Kräften in der ersten Schlacht am Bergisel, am 25. und 29. Mai 1809 die französisch-bayerische Truppen zum zweiten Mal aus Innsbruck (vgl. Wiener Zeitung, 9, Juni 1809, S. 2) vertreiben.

Nachdem aber die Truppen Napoleons bei Wagram (vgl. ebda.) die kaiserlichen Divisionen besiegten, musste Kaiser Franz I. (Vaterländische Blätter, 11. April 1809, S. 1) – obwohl er den Tirolern das Gegenteil versprochen hatte – den Znaimer (vgl. Wiener Zeitung, 1. November 1809, S. 2) Waffenstillstand unterschreiben. Dadurch konnten die bayerisch-französischen Truppen Innsbruck am 25. Oktober 1809 erneut besetzen. Andreas Hofer (Gemeinnützige Blätter, 17. Juni 1819, S. 1) musste aus der Stadt fliehen. Die übrigen aufständischen Kräfte wurden in der dritten und vierten Schlacht am Bergisel vernichtet. Andreas Hofer geriet am 28. Jänner 1810 in Gefangenschaft und wurde am 20. Februar 1810 in Mantua erschossen (Innsbrucker Nachrichten, 3. März 1860, S. 15).

21. Oktober 1919

Gesetz vom 21. Oktober 1919 über die Staatsform

Ausschnitt aus der Titelseite der Wiener Zeitung vom 23.10.1919. ANNO/ÖNB

Am 21. Oktober 1919 wurde in der Nationalversammlung ein neues Gesetz zur Staatsform beschlossen, in dem – entsprechend den Vorgaben des Friedensvertrags von St. Germain – der Staatsname von „Deutschösterreich“ in „Republik Österreich“ geändert wurde.

 

Dieses Gesetz wurde am 23. Oktober 1919 in der Wiener Zeitung und im Neuigkeits Welt Blatt bekannt gemacht.

Neben dem neuen Namen wurden im Staatsgrundgesetz auch das Staatssiegel, die Flagge der Republik Österreich, sowie die deutsche Staatssprache, nebst Rechten für sprachliche Minderheiten festgeschrieben.

Ein Kommentar zum neuen Staatsnamen findet sich im Interessanten Blatt vom 30. Oktober 1919. Darin heißt es:
Der Name Deutschösterreich besteht von jetzt an nicht mehr, die Nationalversammlung hat ihn aus unserer Verfassung getilgt, weil die Entente es so von uns verlangt und im Friedensvertrag festgesetzt hat. Gesetzlich heißt also das Land, in dem wie leben, Österreich und damit wird ein Staatsnamen, an den die Welt Jahrhunderte lang gewöhnt war, künstlich neubelebt, nachdem er etwa ein Jahr lang, seit dem Novemberumsturz, außer Kurs gesetzt war. (S.2)

Eine digitalisierte Version des 174. Stück des Staatsgesetzblattes für den Staat Deutschösterreich, in dem das Gesetz vom 21. Oktober 1919 über die Staatsform enthalten ist, finden Sie natürlich bei uns in ALEX!

18. Oktober 1794

Im Schatten seines Bruders Franz Schubert!

Schubert, Ferdinand. Porträt. PORT_00002193_01, Porträtsammlung / ÖNB.

Vor 220 Jahren, am 18. Oktober 1794, wurde Ferdinand Schubert, der ältere Bruder von Franz Schubert, in Wien geboren. Er verdiente sein Geld als Lehrer, Organist und Komponist. Ab 1810 war er als Organist in der Lichtentaler Pfarrkirche und Lehrer in einem Waisenhaus tätig.
1816 führte er die Deutsche Trauermesse (Deutsches Requiem D621) von Franz Schubert als ein eigenes Werk erstmals auf.
Aus seinen zwei Ehen mit Anna Schüler und Therese Spazierer stammten insgesamt 29 Kinder, wovon jedoch nur 12 das Erwachsenenalter erlebten. Musikalisch reichte er nie an seinen Bruder heran, hat jedoch aus der heutigen Zeit gesehen eine große Bedeutung für die Überlieferung der Werke seines Bruders. Anfangs als Lehrer und später auch als Direktor gab er auch zahlreiche pädagogische Schriften heraus wie der kleine Geograph und Erstes Lesebuch, die zum Teil im Carl Ueberreuter Verlag erschienen.
Anfangs gab er seine Konzerte vor allem in St. Anna, nach seiner Erennung zum Mitglied des Comités der Gesellschaft-Concerte sowie als Honorar-Professor für Orgelspiel auch am Konservatorium. Seine Konzerte fanden regsten Antheil beim Publikum, wie man in der Wiener Zeitschrift nachlesen kann. Auch das Requiem wurde nach seiner Uraufführung mehrfach aufgeführt, darunter auch in der Annakirche, wie die Neue Wiener Musik-Zeitung berichtet.
Ferdinand Schubert starb 1859 nach mehrtägiger Krankheit in Wien an Typhus, wie man in der Presse nachlesen kann. Ein ausführliche Nachruf über den Künstler, der zeitlebens im Schatten seines kleinen Bruders stand, findet sich in der Neuen Wiener Musik-Zeitung. Da er primär als Lehrer tätig war, musste nach seinem Tod für seine zahlreichen Hinterbliebenen um finanzielle Hilfe gebeten werden. Da er nicht sonderlich gut verdiente, belegen auch die Vaterländischen Blätter die über die nicht bewilligten Gehaltszulagen berichten.

16. Oktober 1814

Händels Samson wird in Wien aufgeführt!

Ausschnitt der Titelseite der Wiener Zeitung vom 19. Oktober 1814. ANNO/ÖNB

Heute vor 200 Jahren, am 16. Oktober 1814, fand im Rahmen des Wiener Kongresses eine Aufführung von Georg Friedrich Händels Oratorium Samson statt. Das dreiaktige Werk wurde bereits am 18. Februar 1743 im Covent Garden Theatre uraufgeführt.
Die Aufführung fand in Wien in der extra für das Konzert umgestaltetenen k.k. Reitschule in Gegenwart sämmtlicher Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften durch eine Gesellschaft von 700 Dilettanten statt.(Vgl. Österreichischer Beobachter, 18. Oktober 1814, S. 4). Das Orchester zählte Mitglieder aus allen Ständen, welche gemeinschaftlich, und ohne Rücksicht auf Rang (vgl. Wiener Zeitung, 19. Oktober 1814, S.1) ihr Bestes gaben. Die Leitung des Orchesters oblag dem Hof-Sekretär Ignlaz Mosel. Die Wiener Zeitung wusste weiter zu berichten: Das Oratorium selbst gehört zu den größten Werken im Gebiethe der Musik, und wenn es auch den Nichtkenner mit dem ersten Mahle nicht so mächtig ergreift, als andere Händelsche, welche überhaupt, wie alle Werke der Kunst, nicht miteinander verglichen werden sollen, so wird es ihn doch, wenn er damit vertrauter geworden ist, unwiderstehlich fesseln. Auch in den folgenden Tage wird noch darüber berichtet, wie zum Beispiel am 23. Oktober 1814, ebenfalls in der Wiener Zeitung, oder aber auch am 26. Oktober 1814 im Österreichischen Beobachter.
Im Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek befindet sich in der Musiksammlung ein Erstdruck von Händels Oratorium "Samson" von 1743.

13. Oktober 1809

Mordversuch gegen Napoleon in Schönbrunn

 

Heute, am 13. Oktober jährt es sich zum 205. Male, dass der deutsche Friedrich Stapß in Schönbrunn versuchte, Napoleon zu töten (vgl. Blätter für literarische Unterhaltung, 18. Juli 1830, S. 4). Drei Tage nach dem Attentatsversuch wurde der junge Mann hingerichtet. Manche Zeitungen verglichen ihn mit dem römischen Held Julius Scaevola (vgl. Neue Freie Presse, 10. August 1870, S.1), andere bezeichneten ihn als „Fanatiker“ (vgl. Militär-Zeitung, 14. Oktober 1857, S. 3). Der junge Mann diente mit seinem Plan allerdings noch jahrzehntelang als Material für literarische Texte (Wiener Zeitung, 1. Februar 1855, S. 8) unterschiedlicher Gattungen. Dank der Volltextsuche in ANNO findet man zahlreiche Ausgaben der „Blätter für literarische Unterhaltung“, wo der Name „Stapß“ vorkommt. Dies zeigt, wie die Suche in ANNO bei der Recherche nach Artikeln behilflich ist, die nicht zeitnah zum Ereignis erschienen sind.
Der Grund, warum es nicht einfach ist, zeitgenössische Pressemeldungen diesbezüglich zu finden, kann daran liegen, dass Napoleon die Todesstrafe Stapß geheim halten wollte. Die "Blätter für literarische Unterhaltung" informieren erst Jahrzehnte später über den Hintergrund des Mordversuchs in ihrer Ausgabe vom 11. November 1843. Hier erfährt man, dass Stapß seinen Eltern ein Abschiedsbrief hinterließ, bevor er seinem Plan folgend nach Wien reiste (S. 4). Über seinen Tod erfuhren Vater und Mutter erst wesentlich später.

6. Oktober 1849

Bertel, Eduard: Ludwig Purtscheller. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR), Signatur: NB 537474-B

Ludwig Purtscheller, ein österreichischer Bergsteiger, wurde heute vor 165 Jahren, am 6. Oktober 1849 in Innsbruck geboren. Vierzig Jahre später, 1889, hat er am selben Tag gemeinsam mit Hans Meyer und Yohani Kinyala Lauwo den Kibo – einen Gipfel des Kilimandscharo – erreicht. Zahlreiche Publikationen von Purtscheller sind in ANNO online einsehbar.
So zum Beispiel die Namenerhebung von Thäler und Höhepunkten der Venediger-Gruppe (1883, S. 511) der Österreichischen Zentralalpen in der Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereins, oder die Beschreibung des Tennen-Gebirges, die ein Jahr später in derselben Zeitschrift abgedruckt wurde.
Neben geographischen Themen hat er auch biologische behandelt: 1883 ist sein Artikel über die Gämse (nach alter Rechtschreibung "Gemse") in der "Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereins" (S. 101) erschienen.

4. Oktober 1834

Uraufführung von Franz Grillparzers Der Traum ein Leben

Theaterzettel vom 4. Oktober 1834. ANNO/ÖNB

Am Abend des 4. Oktobers 1834 fand die Uraufführung von Franz Grillparzers dramatischem Märchen Der Traum ein Leben am k. k. Hof-Burgtheater statt. Das Stück, in dem der Traum eines Jägers ihm zu einem besseren Leben verhilft, findet großen Anklang, nicht zuletzt wegen des populären Verfassers. Selbst drei Jahre später, in einer Theaternachricht aus der "k. k. Schlesischen Troppauer-Zeitung" vom 3. März 1837 wird von den Wiener Aufführungen des Stückes berichtet, welche "mit besonderem Beifalle, bei stets überfülltem Hause gegeben wurde[n]". Die Begeisterung spiegelt sich auch in einer ausführlichen Rezension aus der "Wiener Zeitschrift" wieder, die eine Woche nach dem Ereignis erscheint. Nicht ohne Vorbehalt wird der Abend hingegen im "Wanderer" beurteilt, wo "der erste und letzte Act außerordentlich gefielen […], dagegen der zweite und dritte ziemlich kalt ließen" (Der Wanderer, 6. Oktober 1834, S. 3.). Jedoch sollte man es mit dem Schauspiel auch nicht übertreiben: Am 21. Februar 1838 berichtet Der Humorist über den traurigen Fall eines Berliner Schauspielers, der aufgrund des neuen Grillparzers von den Ärzten für spielunfähig erklärt wird. Wieso diese Diagnose gestellt wurde, können Sie hier nachlesen.

4. Oktober 1714

300. Geburtstag von Peter Strudel!

Peter Strudel. Porträtsammlung PORT_00117552_01, Bildarchiv Austria / ÖNB.

Der Todestag von Peter Strudel (auch Strudl) jährt sich heute, am 4. Oktober 2014, zum 300. Mal. Geboren um 1660 in Cles (Trentino, Italien) kam er zwischen 1676 und 1686 nach Wien und erhielt hier eine Anstellung als kaiserlicher Hof- und Kammermaler.
1688 gründete er im Strudelhof eine private Kunstschule, welche ab 1705 als kayserliche Academie auf Wunsch von Josef I. geführt wurde. Er gilt als Begründer der ältesten Kunstakademie Mitteleuropas. Nach seinem Tod 1714 wurde die Akademie geschlossen und 1726 als "k.k. Hofakademie der Maler, Bildhauer und Baukunst" neu gegründet, in dieser Form hat sie heute noch Bestand.
Der Maler und Bildhauer lehnte sich bei seinem Stil an Gian Lorenzo Bernini an, was vor allem bei seinen Arbeiten an der Habsburger-Ahnengalerie deutlich wird. Zum Teil sind diese im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek aufgestellt, andere im Schloss Laxenburg in Niederösterreich. Im verdanken zahlreiche Kirche ihre Altarbilder, wie auch die Währiger Kirche und die Stiftskirche in Klosterneuburg.
Peter Strudel wird häufig im Zusammenhang mit der Akademie der bildenden Künste genannt, so auch in der Klagenfurter Zeitung in dem Kurzen Abriß der früheren Geschichte der Akademie der bildenden Künste oder in der Neuen Freien Presse sowie dem Neuigkeits Welt-Blatt 1917 anlässlich 225 Jahre Akademie. Anlässlich seines 200. Todestages berichtet die Wiener Zeitung über den Baron vom Strudelhof und dessen Werk. In einem Bericht über die Theresianischen Akademie wird auch das verdienstvolle Gemählde erwähnt und dessen Schöpfer Peter Strudel, Freiherr von Strudelhof genannt (Vaterländische Blätter, 28.04.1813, S. 7). Der Strudelhof fand ab 1713 als Pesthaus seine neue Verwendung, schließlich wurden er 1873 abgerissen.

Alle Kunstinteressierten haben wir nun auch die Christlichen Kunstblätter für ANNO digitalisiert und online!

3. Oktober 1884

Brand in Schloss Christiansborg

Morgen-Post, 5. Oktober 1884, S. 5. ANNO/ÖNB.

Als die meisten Zeitungen der Österreich-Ungarischen Monarchie ihre Seiten mit dem Ableben von Hans Makart befüllten, musste auch Dänemark einen großen Verlust erleiden. Am 3. Oktober 1884 brach ein Brand im Schloss Christiansborg in Kopenhagen aus (Morgen-Post, 6. Oktober 1884, S. 4). Das Feuer flammte – wie in der Neuen Freien Presse vom 4. Oktober 1884 auf Seite 7 berichtet wird – im Südflügel der Gebäude auf und konnte erst am nächsten Tag komplett zum Erlöschen gebracht werden. Kurios ist die Meldung des Neuigkeits Welt-Blatts, das am 5. Oktober behauptet, dass das Schloss „vollständig zerstört“ sei. Der Brand richtete zwar erhebliche Schaden an, indem er wertvolle Kunststücke vernichtete, wichtige Teile des Schlosses wie z.B. die Kirche oder das Thorwalden-Museum konnten aber letztendlich gerettet werden ( Morgen-Post 5. Oktober 1884; S. 5). Das ganze Ereignis wird von der "Presse" am 6. Oktober 1884 auf Seite 6 zusammengefasst.

3. Oktober 1884

Todestag von Hans Makart

Bildquelle: Morgen-Post, 5. Oktober 1884, S. 1. ANNO/ÖNB.

Hans Makart, der "Correggio der Ringstraße" (Die Bombe, 16. Mai 1875, S. 2) schied heute vor 130 Jahren, am 3. Oktober 1884 aus der Welt. Salzburg, sein Heimatstadt trauerte um den 44-Jährigen. An das Schloss Mirabell, wo Makart als Sohn eines Zimmeraufsehers in die Welt kam, wurde die Trauerfahne gesteckt (Salzburger Volksblatt, 6. Oktober 1884, S. 1). Sein Leichnam wurde in seinem Atelier in Wien aufgebahrt (Die Presse, 6. Oktober 1884, S. 2.). Die "Morgen-Post" beschreibt den Anblick des Ateliers so detailreich, dass der heutige Leser die prunkvolle Üppigkeit, die sowohl für Makarts Leben als auch seine Kunst charakteristisch war, fast vor den eigenen Augen sieht (vgl. Morgen-Post 6. Oktober 1884, S. 3). Zur Bestattung sind zahlreiche Künstler-Kollegen, Schüler und Bewunderer des großen Künstlers erschienen (vgl. Mährisches Tagblatt, 6. Oktober 1884. S, 6). Kein Wunder, dass ihn so viele Leute auf seinem letzten Weg begleiten wollten: Hans Makart errang Weltberühmtheit mit seinen Bildern, über die die zeitgenössischen Zeitungen – wie z. B. "Das Vaterland" oder die "Innsbrucker Nachrichten" – immer anerkennend schrieben. Nachdem er am Anfang seiner Studien in Wien als talentlos bezeichnet und von der Akademie entlassen wurde, zog er nach München, wo seine echte Karriere begann. Sein Werk „Moderne Amoretten“ war 1868 die Sensation, die die BesucherInnen zur Dritten allgemeinen deutschen Kunstausstellung lockte. Kurz nach der Eröffnung dieser Ausstellung wurde er 1869 nach Wien berufen, wo ihm der Staat ein Atelier zur Verfügung stellte. Obwohl wir heute seines Todes gedenken, können wir uns – dank einem Feuilleton vom 17. Februar 1871 – einen Blick in seinen Alltag erlauben (Das Vaterland, 17. Februar 1871).

26. September 1754

Ein Fest auf Schloss Hof!

Ausschnitt Wiener Zeitung, 12. Oktober 1754, S. 11. ANNO/ÖNB.

Heute blicken wir zurück in das Jahr 1754, als Ende September zu ehren von Franz Stephan und Maria Theresia in Schloss Hof ein mehrtägiges glanzvolles Fest veranstaltet wurde.
Am 12. Oktober 1754 berichtete die Wiener Zeitung nach mehrmaliger Ankündigung auf mehreren Seiten ausgiebig über die Festivitäten, die von Prinz Joseph Friedrich, Herzog von Sachsen-Hildburghausen, gegeben wurden.
Bei bester Witterung trafen am 23. September zur Mittagszeit die königlichen Herrschaften ein. Nach einer kurzen Ruhezeit wurde zur Tafel gebeten, wobei das Dessert die zwölf Monate widerspiegelte. Der Nachmittag wurde im Gothaner Wald verbracht, untermalt von einem theatrum durch den Hofpoeten Abbate Metastasio, sowie Singspielen von Madame Vittoria Tesi und Mademoiselle Theresia Heunisch. Im Anschluss fand im Schloss ein Abendmahl statt.
Den nächsten Morgen verbrachten die Majestäten mit Landesangelegenheiten, den Nachmittag widmeten sie der Jagd. Durch ephemere Architektur untermalt wurde an den Ufern zunächst ein Mittagsmahl eingenommen. Im Anschluss setzte man mit zahlreichen geschmückten Schiffen über die March, untermalt von einem Chor mit 50 Virtuosen. Am Ufer gegenüber dem Schloss angelangt widmete man sich schließlich der Jagd. Der Abend wurde abgerundet durch weitere Schauspiele, die bei den Majestäten zu sonderbarer Zufriedenheit führten, dass sie die Akteure reich beschenkten.
Der darauffolgende Tag wurde Vormittags in den Weingärten mit der Jagd verbracht - diesmal wurden Hasen, Fasane und Rebhühner erlegt. Am Nachmittag fuhr man nach Dorf Groissenbrunn zu einem wunderschönen Teich, bei dem wiederum mittels ephemerer Architektur die Wasserfläche zur Bühne wurde.
Der 26. September 1754 war als Abreisetag vorgesehen, der Herzog von Sachsen-Hildburghausen gab noch eine letzte Lustbarkeit für die königlichen Herrschaften - ein vollkommenes Bachanten-Fest, dessen detaillierten Umschreibungen sich ebenfalls in der Wiener Zeitung finden.

21. September 1869

Brand der Semper-Oper in Dresden!

Dresdner Theater (Semperoper 1. Bau), Farblithographie um 1850. Bildarchiv-Austria/ONB.

Das erste im Stil der italienischen Frührenaissance erbaute Hoftheater stammte aus den Jahren 1838 bis 1841 von Gottfried Semper. Bereits 28 Jahre nach der Errichtung, am 21.9.1869, fiel es vollständig einem Brand zum Opfer. Berichte zum Brand finden sich in zahlreichen österreichischen Zeitungen, wie dem Vaterland, der Presse, der (Linzer) Tagespost, der Neue Freie Presse, dem Prager Abendblatt, der Morgen-Post und der Wiener Zeitung. Über die Ursache des Brandes wird noch am selben Tag berichtet (siehe Morgen-Post). Längere Berichte zu den Geschehnissen sind bereits wenige Tage nach der Tragödie im Umlauf, wie man in der Neuen Freien Presse am 25. September 1869 sowie am 26. September 1869 in ebendieser Zeitung nachlesen kann.

Binnen weniger Wochen wurde ein Interimsbau errichtet, der im Volksmund den Beinamen "Bretterbude" erhielt, welcher am 2. Dezember 1869 mit Goethes "Iphigenie auf Tauris" eröffnet wurde. In den Blättern für Musik, Theater und Kunst wird die Eröffnung als einfach aber feierlich beschrieben. Nach dem dreifachen Hoch auf den König erfolgte die Eröffnungsvorstellung.
Der heutige Bau der Semperoper in Dresden wurde im Jahre 1985 wiedereröffnet, nachdem diese bereits zahlreiche Zerstörungen und Wiederaufbauten hinter sicht hatte.
Zahlreiche Uraufführungen fanden in dem könglichen Hoftheater zu Dresden statt, so unter anderem Richard Wagners "Der Fliegende Holländer" am 2. Jänner 1843 oder auch "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg" im Oktober 1845. Im zweiten Hoftheater wurden unter anderem Richard Strauss "Salome" am 9. Dezember 1905, sowie "Elektra" 25. Januar 1909 und "Der Rosenkavalier" am 26. Januar 1911 uraufgeführt.

15. September 1864

Florenz wird Hauptstadt von Italien!

Landkarte Italien. Veröffentlicht durch die Herren Smith, Byrne und Edwards im Mai 1799. Stecher: B. Baker. Pb 6282, Tafel 63. Bildarchiv Austria/ÖNB.

Die Hauptstadt des Königreichs Italien (1861-1946) wurde unter Viktor Emanuel II. am 15. September 1864 von Turin nach Florenz verlegt.
Die Neue Freie Presse berichtete: Unsere Stadt ist in großer Aufregung, [...] da die Stadt durch diesen Beschluß großen Schaden erleidet.
Die Turiner sahen es nicht gerne, dass man ihnen den Status der Hauptstadt aberkannte, es kam zu zahlreichen Tumulten, wie die Innsbrucker Nachrichten und die Neue Freie Presse am 24. September 1864 sowie die Neuen Freien Presse am 23. September 1864 schrieben. Die Verlegung der Hauptstadt basierte auf einem Arrangement mit Paris. Das Vaterland schreibt ausführlich über die Geschehnisse im Bezug auf die "römische Frage". Frankreich hielt den Kirchenstaat besetzt. Die Verhandlungen sahen vor, dass Frankreich Rom binnen zwei Jahren verlässt und Viktor Emanuel II. seinen Regierungssitz von Turin nach Florenz verlegt sowie das Gebiet des Kirchenstaates respektierte (siehe dazu auch Neue Freie Presse, Wiener Abendpost und das Das Vaterland, alle 21. September 1864). Einen ausführlichen Bericht über die französisch-piemontesische Convention kann man in der Wiener Zeitung nachlesen.
Im Königreich Italien, welches bis 1946 existierte, wurde bereits 1871 die Hauptstadt nach Rom verlegt.

13. September 1874

Geburtstag des Komponisten Arnold Schönberg

Bildquelle: ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR) Signatur: Pf 4064:C (2 E)

Arnold Schönberg wurde heute von 140 Jahren, am 13. September 1874 in Wien geboren. Von seinen vielfältigen Talenten entdeckte er das musikalische am frühesten. Bereits als Kind spielte er Violin und versuchte das Komponieren im Selbstunterricht zu erlernen. 1895 lernte er den Dirigenten Alexander von Zemlinsky kennen, der dem jungen Komponisten die erste Aufführung eines eigenen Werkes arrangierte. Wie auch über seinen Meister, wurde über Schönberg in den zeitgenössischen Medien nicht immer mit vollem Enthusiasmus geschrieben. Ganz im Gegenteil: Der Humorist (2. Oktober.1916, S. 5) sowie Der Floh (6. April 1913, S. 8) kannten in ihrem Sarkasmus oft keine Grenzen, wenn es um die Boten des modernen Musiktrends ging. Die Begeisterung des Publikums ging manchmal sogar in einen Skandal über. Ein berühmtes Beispiel liefert das Konzert Schönbergs, das am 31. März 1913 von dem Akademischen Verband für Literatur und Musik organisiert wurde. In der Reichspost vom 1. April desselben Jahres wird über diese Veranstaltung als „Großer Skandal im Musikvereinssaal“ berichtet. Auch die Neue Freie Presse behandelt das Ereignis und bestätigt, dass „Schönbergs und die von seinen Anhängern seiner Richtung komponierte Musik […] seit jeher bei öffentlichen Aufführungen zu mehr oder minder heftigen Meinungsunterschieden geführt“ hat (Neue Freie Presse 1. April 1913, S. 12). Die negative Kritik konnte das Engagement Schönbergs aber nicht schwächen. Im November 1918 gründete er den Verein für musikalische Privataufführungen (Neue Freie Presse 6. November 1921), der Vertretern der neuen Musikrichtung unter die Arme griff.

10. September 1864

Die Handlung, unter Null, entbehrt aller Wirkung.

Ankündigung der Uraufführung aus der Wiener Zeitung, 10.09.1864, S.8. ANNO/ÖNB

Am 10. September 1864 wurde die Operette „Franz Schubert“ von Franz von Suppé mit einem Libretto von Hans Max im Wiener Carl-Theater uraufgeführt. Für dieses Stück wurden von Suppé und Max Kompositionen Schuberts zu biographischen Details des Komponisten arrangiert, wobei Schubert selbst nur Held der Nebenhandlung ist, während sich das Stück hauptsächlich um die Probleme der Müller-Tochter Marie dreht.

 

Bei der Kritik fand das „Original-Liederspiel“, wie es in der Ankündigung genannt wird, keinen sehr großen Anklang. So schreibt die Wiener Zeitung am 11. September 1864:
Große Spannung hatte ein Originalliederspiel „Franz Schubert“ hervorgerufen und wahrlich, ein schönerer Charakter ließe sich für eine Operette kaum auffinden!
Den Erwartungen wurde aber nicht entsprochen; die Handlung, unter Null, entbehrt aller Wirkung. Die Musik ist von Herrn v. Suppé aus Themen Schuberts zusammengesetzt. Es wäre diesem angeblichen „Originalliederspiel“ nicht eben glimpflich ergangen; aber die himmlischen Melodien Schuberts waren zu schmeichlerische, süße Fürbitterinnen, und so nahm man diese dramatische Sünde in Ergebenheit, ohne zu murren hin.

 

Die Neue Freie Presse schlägt am 11. September 1864 einen ähnlichen Ton an:
Wir wollen billig sein: Herr Suppé hat wohlbekannte und trefflich accreditierte Melodien des großen Tondichters recht geschickt aneinandergereiht, Herr Max hat einen ganz erträglichen, mitunter witzigen Text dazu geschrieben…
Das Urteil der Blätter für Theater, Musik und Kunst fällt am 13. September 1864 etwas gnädiger, wenn auch nicht wirklich begeistert aus, hier wird der Operette aber zumindest eine ausführliche – und amüsant zu lesende – Besprechung gewidmet.

4. September 1824

190. Geburtstag von Anton Bruckner

Bildquelle: Portrait von Anton Bruckner. Aus: Wiener Bilder, 18.10.1896, S.11. ANNO/ÖNB

Am 4. September 1824 wurde der Komponist, Organist und Musikpädagoge Anton Bruckner in Ansfelden, Oberösterreich geboren.
Erst spät im Leben von den Zeitgenossen als Komponist gewürdigt, gehörte er zu den wichtigsten und innovativsten Tonschöpfern seiner Zeit und hat durch seine Werke bis weit ins 20. Jahrhundert hinein großen Einfluss auf die Musikgeschichte ausgeübt. Seine bedeutendsten und wohl auch bekanntesten Kompositionen sind seine groß angelegten Sinfonien. Auch die Kirchenmusik hat er um wichtige Werke bereichert unter anderem drei große Messen und das Te Deum. Als Organist wurde er vor allem für seine Improvisationen bewundert.

Bruckners große Erfolge sind natürlich auch in der Presse dokumentiert. So findet sich beispielsweise in der Neuen Freien Presse vom 11. April 1865 – Bruckner war zu diesem Zeitpunkt noch Domorganist in Linz – ein Hinweis auf eine Messe von Anton Bruckner, welche [in Linz] ungewöhnliche Sensation erregt hat, bei der es sich um Bruckners erste Messe in D-moll handeln muss. Die Tages-Post berichtet am 12. Mail 1868 von „Anton Bruckners Konzert“ – nämlich der Uraufführung seiner ersten Sinfonie in C-moll am 9. Mai 1868 in Linz. Über Bruckners Ernennung zum k.k. Hof-Organisten wurde ebenso berichtet, wie über seine erfolgreichen Konzertreisen nach Frankreich und London.
Ebenfalls in ANNO nachzulesen sind diverse Konzertberichte, so über eine Aufführung seiner 2. Sinfonie in C-moll im Wiener Musikverein am 26. Oktober 1873 oder über die Uraufführung der dritten Fassung seiner 3. Sinfonie in D-moll am 21. Dezember 1890.

Anton Bruckner verstarb am 11. Oktober 1896 in Wien. Nachrufe finden sich unter anderem im Deutschen Volksblatt vom 12. Oktober 1896, in der Tages-Post vom 13. Oktober 1896 und in den Wiener Bildern vom 18. Oktober 1896.

3. September 1869

Geburtstag von Fritz Pregl, österreichischer Chemiker, Nobelpreisträger

Bildnachweis: Ausschnitt aus: Wiener Bilder. 21. Dezember 1930, S. 5. ANNO/ÖNB.

Heute, am 3. September, jährt sich zum 145. mal der Geburtstag des österreichischen Physiologen, Chemikers und Nobelpreisträgers Dr. Fritz Pregl. Der studierte Medizinier wurde in Laibach geboren und war im Anschluss an sein Studium an der Grazer Universität tätig (später auch Universitätsprofessor und Vorstand des medizinisch-chemischen Institutes in Graz, sowie Sachverständiger für chemische Untersuchungen und Erzeugnisse (siehe Grazer Mittags-Zeitung, 28.05.1915, S. 3, sowie Innsbrucker Nachrichten, 18.03.1914, S.3). Pregls Arbeiten führten zu einem nachhaltigen Fortschritt in der Stoffwechsel-, Hormon- und Enzymforschung (Wikipedia). Er entwickelte die Elementaranalyse nach Liebig weiter und hielt zahlreiche Vorträge darüber. In seinem eigens eingerichteten Laboratorium in Graz unterrichtete er die aus aller Welt angereisten Chemiker in seiner neuen Methode.
Spannend nachzuverfolgen ist auch die nicht stattgefundene Berichterstattung über die Verleihung des Nobelpreises an Pregl, in dem Interessanten Blatt wird am 13. Dezember 1923 lediglich über den Nobelpreisträger für Literatur - William Butler - kurz berichtet. Am 13. Dezember 1930 verschied Fritz Pregl nach kurzer Krankheit in Graz. Ein Nachruf über den hochdekorierten Professor wurde von Professor Dr. Hermann Barrenscheen für die Wiener Medizinische Wochenschrift formuliert.

Von der Verleihung von weiteren Preisen die Pregl erhielt, kann man sich in der ANNO-Suche ein Bild machen, wie zum Beispiel die Verleihung des Liebenschen Preises 1914 (Neue Freie Presse, 27.5.1914, S. 36).

2. September 1874

In Wien wird die Grundsteinlegung für das Parlamentsgebäude an der Ringstraße begangen.

Bildnachweis: Ausschnitt einer Karikatur zum neuen Parlamentsgebäude. Kikeriki, 9.12.1883, S. 4. ANNO/ÖNB

Seit der Bildung des Reichsrats 1861 (siehe dazu auch ALEXdazumal) musste dieser in Provisorien tagen, das Abgeordnetenhaus im "Schmerlingtheater", das Herrenhaus im Alten Landhaus in der Herrengasse.
Am 2. September 1874 erfolgte die Grundsteinlegung für das heutige Parlamentsgebäude nach Plänen von Theophil von Hansen (siehe auch ANNOdazumal anlässlich seines 200. Geburtstags).
Bereits am 4. Dezember 1883 fanden die ersten Plenarsitzungen der beiden Kammern im neuen Reichsrathspalast statt, wie das Vaterland berichtete.
Mit der in Betriebnahme des neuen Gebäudes nahm auch der Reichsrath seine Tätigkeit wieder auf (siehe auch Stenographisches Protokoll Abgeordnetenhaus, IX. Session, 315. Sitzung): Die Volksvertreter haben ihren Einzug gehalten in den prächtigen Palast, der nicht nur ein herrliches Monument ist, das die österreichische Baukunst sich errichtet, der auch ein hehres Wahrzeichen darstellt für die Macht und Einheit des Staates, eine würdige Stätte für die Berathungen der Männer, welche berufen sind, die Interessen der Bevölkerung, das Ansehen und die Wohlfahrt der Monarchie wahrzunehmen un zu fördern. (Die Presse, 5. Dezember 1883, S. 1)
Kritischer als "Die Presse" geht die Neue Freie Presse mit dem Thema um, die einen Rückblick auf das Schmerlingtheater nicht nur in architektonischer Weise macht.
Das im neoklassizistischen Stil erbaute Gebäude zeigt am Giebel der Schauseite die Symbole der 14 Kronländer der k.k. Monarchie. Das Grundkonzept der Rampe mit der Vorhalle bestand bereits im "Schmerlingtheater". Die Bronzestatuen am unteren Ende der Auffahrt stehen für die Unterdrückung der Leidenschaften und für konstruktive Zusammenarbeit. Der linke Flügel wurde im römischen Stil errichtet, der rechte hingegen im griechischen Stil.
Der Pallas-Athene-Brunnen (ebenfalls von Theophil Hansen konzipiert) stellt die vier Hauptflüsse der k.k. Monarchie dar – Donau, Inn, Elbe und Moldau –, darüber die Statue für die Gesetzgebende sowie die vollziehende Gewalt. Die Göttin der Weisheit - Pallas Athene - herrscht überalle, wendet jedoch dem Parlament den Rücken zu. Auch die humoristischen Zeitungen der Zeit widmen sich dem neuen Reichsrathsgebäude, wie etwa der Figaro (siehe auch Folge-Ausgabe), der Kikeriki gleich mehrfach (siehe auch S. 4), die Wiener Caricaturen und Die Bombe.

1. September 1864

Gründung der Neuen Freien Presse

Bildquelle: Titelseite der ersten Ausgabe der Neuen Freien Presse. 1. September 1864. ANNO/ÖNB.

Die Neue Freie Presse wurde heute vor 150 Jahren, am 1. September 1864 zum ersten Mal herausgegeben. Das Erscheinen des neuen Blattes wurde bereits am 4.8.1864 von den Redakteuren Michael Etienne und Dr. Max Friedländer in der Wiener Zeitung angekündigt. Ebenda stellten sie auch die Ziele der neuen Zeitung vor. Angekündigt wurden: niveauvolle Feuilletons von Autoren aus ganz Europa, auserlesene Romane der besten Schriftsteller sowie fachspezifische Publikationen, um ihren Lesern „gewisse zum Bedürfniß gewordene Fachblätter entbehrlich zu machen“ (Wiener Zeitung, 4.8.1864, S. 8). Es war das finanzielle Interesse des Eigentümers der „Presse“, August Zang, das zur Spaltung innerhalb der Redaktion und dadurch auch zur Gründung der Neuen Freien Presse führte. Dass Zang in dem von ihm gegründeten Blatt den Schwerpunkt auf den finanziellen Gewinn legte, zeigt sich auch darin, dass er mindestens drei von acht Seiten jeder Ausgabe für Anzeigen einrichtete. Dahingegen stellten die Redakteure der Neuen Freien Presse einen wissenschaftlich begründeten Wirtschaftsteil sowie einen anspruchsvollen Feuilletonteil in den Mittelpunkt ihres Journals. Dem Gründervater der „alten“ Presse war die Relevanz des neuen Konkurrenten durchaus bewusst. Wie im Juli 1864 sowohl in der Klagenfurter Zeitung als auch im Vaterland zu lesen ist, versuchte er das Entstehen der neuen Zeitung mit allen Mitteln zu verhindern und meldete mehrere Zeitungstitel mit dem Wort „Presse“ beim „Preßbureau“ (Das Vaterland – 15. Juli 1864, S.3.) an. Diesen Akt verspottet Kikeriki in seiner Ausgabe vom 21. Juli 1864 auf Seite 2. Die Befürchtung Zangs wurde wahr: der Erfolg der (Neuen Freien) Presse war nicht aufzuhalten.

26. August 1859

Die SMS Novara kehrt heim

Bildquelle: Die "Novara" in Venedig. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung, Signatur PK 3.002, 3.231.

Am 26. August 1859 lief die Fregatte SMS „Novara“ in Triest ein – das Schiff und seine Besatzung waren über zwei Jahre zuvor, am 20. April 1857, ebenfalls in Triest in See gestochen und in die erste Weltumsegelungsmission der Österreichischen Kriegsmarine aufgebrochen.

Für die Wiener Zeitung berichtete Ferdinand Hochstätter von der Novara, dessen Berichte in unregelmäßigen Abständen in der Zeitung erschienen. So erstmals am 18. Mai 1857 ein Bericht von den Vorbereitungen vor der Abreise, später Beispielsweise am 29. Mai 1858 eine Reportage von den Nikobarischen Inseln, am 4. April 1859 aus Sydney oder am 19. Jänner 1859 aus Shanghai. Um alle Novara-Berichte der Wiener Zeitung zu finden, bietet sich unsere ANNO-Suche an! So findet man schließlich auch die Telegraphische Nachricht von der Heimkehr der „Novara“ in der Wiener Zeitung vom 27. August 1859.

Während der Forschungsreise wurden unter anderem geologische Untersuchungen in Neuseeland und meeresbiologische Forschungen im Südpazifik durchgeführt, sowie große Sammlungen an botanischem, zoologischem und völkerkundlichem Material angelegt und für österreichische Museen mitgebracht. Die wissenschaftlichen Resultate der Reise wurden in einem 21-bändigen Werk der Wiener Akademie der Wissenschaften, Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde (1861–1876) veröffentlicht, welches im Bestand der ÖNB vorhanden ist.

22. August 1914

Am 22. August 1914 wurde die "Anker-Uhr" am Hohen Markt in Wien in Betrieb genommen.

Bildquelle: (Neuigkeits-) Welt-Blatt, 18. Juli 1914, S. 5

Durch die Kriegswirren wurden zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme keine großen Festivitäten veranstaltet und auch nicht darüber berichtet. Allerdings wurde bereits seit 1911 daran gebaut und das Interesse an dem Jugenstil-Werk von Professor Franz Matsch war groß. So berichtet die Zeitschrift Der Fremdenverkehr am 14. Juni 1914 ausführlich über die neue Sehenswürdigkeit, der Uhrbrücke. Eine genaue Beschreibung der Brücke folgt im Anschluss.
Auch die Deutsche Zeitung berichtet über das "Ankerhaus" am Hohenmarkt: Auf seiner am Lichtensteg zu gelegenen Hälfte, wo früher eine Anzahl alter Häuser standen, erhebt sich nun ein großes Doppel-Palais das durch seinen vornehmen und doch einfachen Stil diesem Teil des Hohen Marktes ein elegantes, moderne Gepräge verleiht. Auch in diesem Bericht folgt im Anschluss an die Einleitung eine genaue Beschreibung sowie die Erklärung der Funktionsweise.
Am darauffolgenden Tag, am 1. Juni 1914, berichteten die Wiener Sonn- und Montags-Zeitung über das neue Kunstwerk inmitten von Wien, ebenso das (Neuigkeits-) Welt Blatt, das Deutsche Volksblatt, die Deutsche Zeitung und die Österreichische Volks-Zeitung über das "Ankerhaus" am Hohen Markt.

22. August 1864

Rothes Kreuz im weißen Felde

Bildquelle: Ausschnitt aus dem Titelblatt der Militär-Zeitung vom 20. August 1864. ANNO/ÖNB

Am 22. August 1864 unterzeichneten zwölf Staaten die erste Genfer Konvention und schufen so die Grundlage des humanitären Völkerrechts. Die beteiligten Staaten waren Baden, Belgien, Dänemark, Frankreich, Hessen, Italien, die Niederlande, Portugal, Preußen, die Schweiz, Spanien und Württemberg. Wie die Kronstädter Zeitung berichtete, trat am 8. August 1864 in Genf ein internationaler Kongress aus Regierungsbevollmächtigte, Militärbeamten und Ärzten zusammen, um sich mit einer allgemeinen Regelung des Verpflegungswesens der im Kriege Verwundeten und Neutralisierung des militärärztlichen Personals, sowie der Schwerverwundeten zu beschäftigen. Der genaue Wortlaut der Konvention, auf den man sich geeinigt hatte, wurde am 20 August in der Wiener Zeitung und der Militär-Zeitung veröffentlicht, noch bevor sie am 22. August schließlich von den teilnehmenden Staaten unterzeichnet wurde.
Hier wurde unter Artikel 9 das Rote Kreuz als einheitliches Erkennungszeichen für Sanitäter und unter dem Schutz der Konvention stehenden medizinischen Einrichtungen festgelegt: Für die Offiziere und Sanitätsbeamten aller Armeen wird eine gleichmäßige Armbinde als Unterscheidungszeichen eingeführt. Ebenso wird in allen Ländern für die Ambulanzen und Militärspitäler eine gleichmäßige Fahne adoptirt. (rothes Kreuz im weißen Felde). (Wiener Zeitung vom 20.August 1864, S. 3) Österreich trat der Konvention schließlich, unter dem Eindruck des Preußisch-Österreichischen Krieges von 1866, am 21. Juli 1866 bei, worüber man beispielsweise in der Militär-Zeitung vom 18. Juli 1866, in der Presse vom 22. Juli 1866, oder in der Wiener Zeitung vom 23. Juli 1866 nachlesen kann.

15. August 1914

Der Panamakanal wurde erföffnet!

Panamakanal in Bau. Foto: E.H. Kemp., 1910. Pk 1.480 a,9. Bildarchiv Austria / ÖNB.

Am 15. August 1914 wurde unter spärlicher Anteilnahme jener Kanal eröffnet, durch den heute über 5% des Weltseehandels abgewickelt werden - der Panamakanal. An dem etwa 82 km langen Kanal, der heute den Atlantik und den Pazifik miteinander verbindet und so eine Umschiffung des Kap Hoorns an der Südspitze Südamerikas überflüssig macht wurde bereits seit 1881 gebaut. Zunächst scheiterte das Vorhaben unter der Leitung von Graf Ferdinand de Lesseps, dem Erbauer des Suezkanals. Im Jahr 1902 kaufte die USA den Gesamtkomplex, rief nach der Besatzung des Gebietes die Unabhängigkeit des Staats Panama aus (vorher Kolumbien) und schloss am 18. November 1903 einen Staatsvertrag mit ebendiesem Land ab, der die Nutzung der Kanalzone auf einer Breite von 10 Meilen gestattete. 1999 wurde der Panamakanal offiziell an Panama übergeben.
Erst am 11. September 1914 berichtete die Wiener Zeitung umfangreich zum "Verkehr durch den Panama-Kanal". Das Vorarlberger Volksblatt kommentierte die Fertigstellung mit "Gerade zur rechten Zeit!". Das Bauvorhaben war bis kurz vor der Fertigstellung noch von Problemen und Unfällen überschattet. So kam es im Jänner und im April noch zu Erdrutschen. Insgesamt verloren während der Bauarbeiten von 1881-1914 rund 28.000 Bauarbeiter ihr Leben. Mit der Schifffahrt wurde bereits testweise vor der ersten offiziellen Fahrt begonnen, so passierten fünf kleinere Schiffe, beladen mit Zucker, am 18. Mai 1914 den Kanal (siehe auch Teplitz-Schönauer-Anzeiger, 21.05.1914). Anlässlich der herrschenden Kriegswirren spielte die Eröffnung also keine wesentliche Rolle in den Österreichischen Medien. Auch die großen Eröffnungs-Feierlichkeiten wurden wegen des Ausbruchs des ersten Weltkriegs abgesagt und unter US-Präsident Woodrow Wilson am 12. Juli 1920 offiziell nachgeholt, als der Kanal neuerlich für den Schiffverkehr freigegeben wurde.

10. August 1889

Am 10. August feiert das Naturhistorische Museum in Wien seinen 125. Geburtstag!

Bildnachweis: Ausschnitt aus dem "Kikeriki", 22. August 1889, S. 3. ANNO/ÖNB.

Das k.k. naturhistorische Hof-Museum wurde inmitten weiterer Prachtbauten an der Wiener Ringstraße errichtet, nachdem die Räumlichkeiten in der Wiener Hofburg zu knapp wurden. Die Geschichte der Sammlung geht auf Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, den Ehemann von Maria Theresia, zurück und wurde seither immer erweitert, so dass die Sammlung mittlerweile rund 30 Millionen Objekte umfasst.
Still und einfach ging die Eröffnungsfeier vor sich; zahlreich und glänzend war aber der Kreis der Geladenen, welche dem feierlichen Acte beiwohnten schrieb Das Vaterland am Tag nach der Eröffnung. Nahezu 500 Personen hatten sich eingefunden berichtete Die Presse in ihrer Abendausgabe.
Das Gebäude wurde nach Entwürfen von Gottfried Semper und unter der Mitarbeit von Karl Freiherr von Hasenauer in den Jahren 1871-1889 errichtet. Über die zentrale Kuppel, das prunkvolle Stiegenhaus darunter, die Fassade und die Stuckdekorationen in den Innenräumen sowie deren Urheber ließ sich Kaiser Franz Joseph von Oberbaurath Baron Hasenauer persönlich unterrichten. Jedem der Anwesenden wurde von ihm persönlich gedankt.
Neben der Presse berichtete auch die Neue Freie Presse, sowie die Wiener Zeitung über die Ereignisse auch bereits in der Abendausgabe, in der das Museum als "neuer Palast der Wissenschaft" bezeichnet wird.
Über den Andrang der Menschen berichtet auf humoristische Weise Der Floh.

7. August 1934

Reichspräsident Paul von Hindenburg wird im Tannenberg-Denkmal beigesetzt

Beisetzung von Paul von Hindenburg. Wiener Bilder 12. August 1934, S. 1. ANNO/ÖNB.

Die Trauerfeier begann im Schloss Neudeck im familiären Rahmen. "[U]m Mitternacht auf Dienstag [flammten] zahlreiche Fackeln im weiten Umkreis auf" (Prager Tagblatt 8. August 1934, S. 1.), die den letzten Weg des großen Toten erhellten. Es dauerte sechs Stunden, bis der Trauerzug beim Tannenberg-Denkmal bei Hohenstein in Ostpreußen ankam. Laut den Angaben des 'Prager Tagblatts' waren bei der Trauerfeier 50.000 Personen anwesend. Die 'Reichspost' spricht allerdings über hunderttausend Teilnehmer am Trauerzug und über "eine Viertelmillion Menschen", die sich vor dem Denkmal versammelten (Reichspost 8. August 1934, S. 3.). Die 'Wiener Neuesten Nachrichten' richteten den Blick des Lesers auf den Bahnhof, wo die Sonderzüge mit den Trauernden ankommen. Eindrucksvolle Fotos zeigen die 'Wiener Bilder' und das 'Neuigkeits Welt-Blatt'. Das 'Wiener Salonblatt' widmet dem Lebenslauf des verstorbenen Reichspräsidenten eine halbe Seite. Die 'Neue Freie Presse' berichtet über jeden einzelnen ‚Programmpunkt‘ der Beisetzung im Tannenbergdenkmal in seiner Ausgabe vom 8. August 1834 (S. 3.). Hier wird auch die Rede Hitlers, der nach Hindenburgs Tod seinen Posten als Reichspräsident übernahm, zusammengefasst. Nicht nur die im ersten Weltkrieg an der Seite Deutschlands kämpfenden Länder, sondern auch einige damaligen Gegner (z.B.: Frankreich und England) schickten Vertreter.

28. Juli 1914

Die Kriegserklärung

Extraausgabe der Wiener Zeitung vom 28. Juli 1917 - die offizielle Kriegserklärung. ANNO/ÖNB

Heute vor hundert Jahren erklärte Österreich-Ungarn dem Königreich Serbien den Krieg. Diese Kriegserklärung markierte den Beginn des Ersten Weltkrieges, der über 17 Millionen Menschenleben forderte. Am selben Tag veröffentlichte Kaiser Franz Joseph auch das Manifest An meine Völker, in dem er seine Entscheidung rechtfertigte. Nach dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Frau in Sarajevo einen Monat zuvor sicherte der deutsche Kaiser Wilhelm II. in einer Art Blankoscheck zu, Österreich-Ungarn könne „hiebei – wie auch immer [die] Entscheidung ausfallen möge – mit Sicherheit darauf rechnen, dass Deutschland als Bundesgenosse und Freund der Monarchie hinter ihr stehe“. Ein von Österreich-Ungarn gestelltes Ultimatum, in dem u.a. gefordert wurde, „daß in Serbien Organe der k. u. k. Regierung bei der Unterdrückung der gegen die territoriale Integrität der Monarchie gerichteten subversiven Bewegung mitwirken“ dürften, lehnte Serbien ab. Aufgrund internationaler Allianzen traten binnen weniger Tage nach Kriegsbeginn neben dem Deutschen Reich auch die Triple Entente-Mächte Russland, Frankreich und das Vereinigte Königreich, im weiteren Verlauf u.a. auch Italien und das Osmanische Reich in den Krieg ein. Der Erste Weltkrieg endete schließlich im November 1918 infolge mehrerer Waffenstillstandsabkommen. Der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn wurde zerschlagen und am 11. November die Republik Deutschösterreich ausgerufen.
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25. Juli 1934

Die Totenmaske des Kanzlers. Ausschnitt aus: Das Interessante Blatt. 2. August 1934, S. 4 ANNO/ÖNB.

Gestern [am 25. Juli 1934] hat ein Trupp verkleideter Nationalsozialisten einen Handstreich auf das Bundeskanzleramt unternommen. [...] Der Putsch ist mißlungen. Aber er hat Blut gekostet, schwere Opfer. Ein furchtbares Opfer: Bundeskanzler Dr. Dollfuß. Von zwei Revolverkugeln durchbohrt, hauchte er um 5 Uhr nachmittags das Leben aus (Das Kleine Blatt, 26.07.1934, S. 1).
Das Vorarlberger Volksblatt titelte Dollfuß ein Märtyrer für Österreich, die Wiener Zeitung Dr. Dollfuß für Österreich gestorben und die Reichspost schrieb Bundeskanzler Dr. Dollfuß einem Mörderhandstreich erlegen!.
Minister Fey schilderte die Vorfälle am Ballhausplatz noch am selben Abend in einer Rundfunk-Ansprache, welche in den Wiener Neuesten Nachrichten abgedruckt wurde. Laut der Wiener Zeitung hat ebendieser kurz vor dem Tod von Dollfuß ein mündliches Testament von ihm erhalten. Weitere Augenzeugenberichte findet man in der Reichspost (Seite 1 und 2), einerseits von Minister Schmitz, andererseits vom "Torwart" – dem Portier des Bundeskanzleramtes. Im Anschluss an das blutige Attentat übernahm der Bundesminister für Unterricht Dr. Schusschnigg die Regierungsgeschäfte (siehe Reichspost, 26. Juli 1934, S. 2).
Der Attentäter, Otto Planetta, sowie sein Komplize Franz Holzweber, wurden kurz nach ihrer Verhaftung zum Tode durch den Strang verurteilt. Die Strafe wurde bereits am 31. Juli 1934 vollzogen, wie die Neue Freie Presse tags darauf berichtete.
Engelbert Dollfuß, der umstrittene Bundeskanzler und Begründer des austrofaschistischen Ständestaates Österreich wurde am Hietzinger Friedhof zunächst provisorisch bestattet, wie das Interessante Blatt berichtete. Umfangreiche Bildberichterstattungen findet man in dem Interessanten Blatt, den Wiener Bildern und im Radio Wien.
18 Zeitungen können vom Tag nach dem Juliputsch in ANNO gelesen werden.

23. Juli 1914

Österreich-Ungarns Ultimatum an Serbien

Titelseite von "Die Neue Zeitung" vom 24. Juli 1914. ANNO/ÖNB.

24 Tage nach der Ermordung (Reichspost 29. Juni 1914, S.1.) des Erzherzogs Franz Ferdinand und seiner Gattin, über die Sie auch in unserem ANNOdazumal-Artikel zum 28. Juni 1914 lesen können, stellte Österreich-Ungarn ein Ultimatum an Serbien. Das Heimatland des Attentäters Gavrilo Princip (Wiener Zeitung 29. Juni 1914 S.4.) hatte vom 23. Juli 18 Uhr an 48 Stunden, um eine Antwort zu geben. Alle wichtigen Tageszeitungen der Monarchie berichteten am 24. Juli 1914 auf dem Titelblatt über diesen Akt und listeten die Punkte des Ultimatums (Pester Lloyd 24. Juli 1914, S. 1.) auf. Österreich-Ungarn forderte die serbische Regierung auf, Maßnahmen zu treffen, um die antimonarchistische Propaganda in den serbischen Schulen, im Militär und auch im Alltag abzustellen. Weiterhin sollte Serbien einwilligen, dass „Organe der k. und k. Regierung bei der Unterdrückung der gegen die territoriale Integrität der Monarchie gerichteten subversiven Bewegung mitwirken“ (Neues Wiener Journal 24. Juli 1914, S. 1.). Im Punkt 8 wird die strikte Überwachung der Grenzen postuliert, um den behördlichen Waffenschmuggel zu unterbinden. Die Note bewegte aber nicht nur die betroffenen Länder, sondern ganze Europa: Die „Zeitungsstimmen“ aus Berlin, Rom, Paris, London, sogar aus St. Petersburg bieteten einen Überblick über die Meinungen einzelnen Ländern. Das „Deutsches-Volksblatt“ druckt in ihrer Morgen-Ausgabe eine Zusammenfassung der Fakten mit dem Titel „Noch zwölf Stunden“ ab (Deutsches-Volksblatt 25. Juli 1914, S. 1.). Im „Deutschen Südmährerblatt“ wird am selben Tag bereits von einer fertigen formellen Kriegserklärung berichtet. Die Antwort Serbiens wurde zeitgerecht, am 25. Juli um 18 Uhr, überreicht. Nachdem nicht alle Forderungen erfüllt worden waren, bereiteten sich die Länder auf einen Krieg vor. „Der serbische Hof […] mit allen Behörden“ zog sich „ins Innere Serbiens“ zurück (Vorarlberger Volksfreund 28. Juli 1914, S. 1.).

12. Juli 1864

Die 1. Wiener Hochquellenwasserleitung

Der Hochstrahlbrunnen vor dem Schwarzenberg-Palais in Wien. Vorzeichnung zum "Kronprinzenwerk" (Die Österreichisch-ungarische Moanrchie in Wort und Bild, Wien 1886-1902) Bd. Wien, 1882, S. 295. Franz Alt. PK 1131,56 Bildarchiv Austria / ÖNB.

Am 12. Juli 1864 wurde auf Anregung von Eduard Sueß im Wiener Gemeinderath der Bau der 1. Wiener Hochquellenwasserleitung zur Wasserversorgung der Stadt grundsätzlich beschlossen. Die Details über diese Gemeinderath-Sitzung sind in der Wiener Zeitung sowie im Vaterland zu lesen.
Bereits in den 1850er Jahren gab es verschiedene Vorschläge, um die Trinkwasserproblematik in Wien in den Griff zu bekommen.
Für den Bau wurden umfangreiche Vorberechnungen zur Ermittlung des täglichen Wasserbedarfs vorgenommen, sowie geeignete Quellen gesucht.
Schließlich wurde am 1. Dezember 1861 ein Wettbewerb ausgeschrieben, für den zwölf Projekte eingereicht wurden. Die im Anschluss gebildete Wasserversorgungskommission, der auch Eduard Sueß angehörte, legte einen Bericht vor, der den Bau einer Hochquellenwasserleitung gegenüber einer Flachwasserversorgung bevorzugte. Der Beschluss zum Bau erfolgte am 19. Juni 1866 im Wiener Gemeinderath (siehe dazu auch Neue Freie Presse, 20.06.1866). Am 22. Juni 1866 wurde hierzu in der Neuen Freien Presse geschrieben: Die Annahme des Hochquellen-Projectes im Gemeinderathe ist aber auch ein Sieg der Intelligenz über Indolenz, Kastengeist und Spießbürgerlichkei. Den Beweis dafür treten wir durch die nachträgliche Veröffentlichung des Resulates der namentlichen Abstimmung an. Nach Ausschreibung der Bauarbeiten mit dem Zuschlag an Antonio Gabrielli aus London (vgl. Wiener Zeitung, 13.10.1869) wurden die Arbeiten am 21. April 1870 mit dem Spatenstich durch Kaiser Franz Joseph offiziell begonnen, die zugehörige Ansprache kann in der Neuen Freien Presse (22. April 1870, S. 7) nachgelesen werden.
Es dauerte somit mehrere Jahrzehnte bis das Problem behoben werden konnte. So darf es einen nicht wundern, dass sich der Figaro bereits im Jahr 1866 über die Verzögerungen mokierte.
Die Eröffnungsfeier fand am 24. Oktober 1873 mit der Inbetriebnahme des von Gabrielli finanzierten Hochstrahlbrunnens durch Kaiser Franz Joseph statt (siehe unter anderem auch (Neuigkeits) Welt Blatt). Eine humoristische Nacherzählung über die lange Geschichte bis zur Eröffnung der Wasserleitung erschien im Floh unter dem Titel "Das Wasserfest" am 25. Oktober 1873.

Viele weitere interessante Berichte befinden sich auch in der Wiener Feuerwehr-Zeitung. Am einfachsten verwenden Sie unsere ANNO-Suche für weitere Recherchen zu diesem Thema.

28. Juni 1914

Attentat auf Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Herzogin Sophie

Titelseite der Extraausgabe von "Die Zeit" vom 28. Juni 1914. ANNO / ÖNB.

Am 28. Juni 1914 wurde bei einem Attentat in Sarajevo der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand sowie seine Frau Herzogin Sophie erschossen, nachdem vorher ein gegen sie geplantes Bombenattentat mißlungen war (Neues Wiener Tagblatt, 28.06.1914, S.3).
Der Besuch des Thronfolgers, der Ablaufplan und die genaue Fahrtroute wurden bereits Wochen vor dem Attentat veröffentlicht. Die Sicherheitsmaßnahmen waren gering, da das Militär bei einem Manöver, dem der Erzherzog beiwohnen wollte, war. Eine Nacherzählung der Abläufe kann man unter anderem in der Sonderausgabe des Kärntner Tagblatt lesen, die maschinengeschriebene Extra-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblatts ist eine der ersten vervielfältigten Verbreitungen der Meldung. Berichte sowohl über die Tat als auch über die Ereignis der Tage zuvor findet man in allen 29 Zeitungen in ANNO vom 29. Juni 1914 (benutzen Sie hierfür auch die ANNO-Suche). Die Neue Freie Presse berichtet zum Beispiel auch mittels Augenzeugenberichten über den Tathergang sowie die Festnahme des Attentäters sowie über die bereits unmittelbar nach dem Attentat aufkeimende Idee eines weitverzweigten Komplotts.
Aus der Gruppe der Attentäter war es Gavrilo Princip, der die tödlichen Schüsse abgefeuert hat. Unmittelbar nach dem Schuss wurde er bereits festgenommen, wie auch in den Wiener Bildern vom 05. Juli 1914 dokumentiert ist (hierzu noch weitere Fotos in dieser Ausgabe). Nachdem die Untersuchungen zum Attentat für abgeschlossen erklärt wurden, fand der Prozess, mit 24 Mitangeklagten bis 23. Oktober 1914 statt (siehe Wiener Zeitung, 28.10.1914, S. 14). Princip wurde zu 20 Jahren verschärftem Kerker verurteilt, verstarb allerdings bereits 1918 an Knochentuberkulose, wie die Arbeiter-Zeitung berichtete.
Kaiser Franz Josef, der seit einem Tag in Bad Ischl weilte (siehe auch Curlisten Bad Ischl, ordnete die sofortige Rückreise (vgl. Wiener Zeitung, 28.06.1914, S.10) nach Wien an, die am nächsten Tag kurz nach sechs Uhr morgens bereits erfolgte, wie man in der Neuen Zeitung sowie den Wiener Bildern nachlesen kann.
Einen umfangreichen Lebenslauf des Erzherzogs finden Sie in der Wiener Zeitung.
Insgesamt sind vom Tag des Attentats 40 Zeitungen sowie aus dem Jahr 1914 61 Zeitschriften in ANNO online!

21. Juni 1914

Hundertster Todestag von Bertha von Suttner

Bildquelle: Bertha von Suttner in ihrer Wohnung mit einem offenen Buch. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR) Signatur: Pf 3437 C11

Heute, am 21. Juni 2014, jährt sich der Tod von Bertha von Suttner zum hundertsten Male. Die Friedensnobelpreisträgerin und Schriftstellerin führte ein emanzipiertes Leben in finanzieller Unabhängigkeit von ihrem Mann, Gundaccar von Suttner. Die Arbeiter Zeitung nennt sie das „geistige[] Haupt der gesamten Friedensbewegung“ (22. Juni 1914, S. 2.). In eben diesem Artikel wird angemerkt, dass sie unter anderem in der „Presse“ Feuilletons veröffentlichte. Bertha von Suttner war die Herausgeberin des Monatsshrift „Die Waffen nieder!“ und verschaffte sich große Popularität mit dem gleichnamigen Roman. Über ihr Tod berichteten zahlreiche Zeitungen: Das Neue Wiener Journal publizierte die persönlichen Erinnerungen von Balduin Groller, Freund und Schriftstellerkollege Suttners. Das Pilsener Tagblatt spielt auf die Ursache ihres Todes an, indem es über die gesundheitliche Lage der Schriftstellerin in ihrem letzten Lebensmonat berichtet. Manche kritisieren die pazifistische Arbeit der Nobelpreisträgerin, wie auch im Armeeblatt auf den Seiten 3-4 zu lesen ist.

20. Juni 1864

„Pique-Dame“ in Thaliens Tempel

Ausschnitt aus der Titelseite der "Blätter für Musik, Theater und Kunst" vom 1. Juli 1864. ANNO/ÖNB

Am 20. Juni 1864 wurde die Operette „Pique-Dame“ von Franz von Suppé am Thalia-Theater in Graz uraufgeführt. Sie basiert auf Suppés einaktiger Operette „Die Kartenschlägerin“, die erst zwei Jahre zuvor, am 26. April 1862, im Theater am Franz-Josefs-Kai uraufgeführt worden ist.

Das Stück handelt von dem jungen Leutnant und Komponisten Emil, dem nach einigen Irrungen und Wirrungen von seiner Ziehmutter, der Wahrsagerin Judith, zu seinem rechtmäßigen Erbe und natürlich auch zum Liebesglück mit der schönen Hedwig verholfen wird.

Die Blätter für Musik, Theater und Kunst berichten am 1. Juli 1864 über die von Suppé selbst geleitete Uraufführung:
Drüben in Thaliens Tempel trat Hr. v. Suppé mit seiner neuen Operette: „Pique-Dame“ hervor, und erlebte einen erfreulichen Erfolg. Das neue Opus enthält viele […] wahrlich hübsche Melodiene, während der Text von einem gewissen S.S. […] an Stupidität seines gleichen sucht. […] Hr. v. Suppé wurde stürmisch gerufen. Desgleichen der Hr. Director Czernitz, der für eine glänzende, einer jeden Hofbühne würdige Ausstattung Sorge trug.

Wie auch der Vorgängerversion war „Pique-Dame“ jedoch kein längerfristiger Erfolg beschieden, so kann es nie zu einer Aufführung in Wien, und auch die Identität des ominösen Librettisten S.S. wurde nie mit Sicherheit geklärt.

15. Juni 1814

Uraufführung des Singspiels "Die Rückfahrt des Kaisers"

Bildquelle: Ausschnitt aus dem Theaterzettel vom 16. Juni 1814. ANNO/ÖNB

Am 15. Juni 1814 wurde das Singspiel „Die Rückfahrt des Kaisers“ am Theater an der Wien uraufgeführt. Das Libretto stammt von Emanuel Veith, die Musik schrieb Johann Nepomuk Hummel.

200 Jahre sind eine lange Zeit für ein Stück Papier, und was nicht erhalten ist, kann leider auch nicht digitalisiert werden - so fehlt uns in ANNO ausgerechnet der Theaterzettel vom 15. Juni 1814, und wir können auf die Uraufführung nur mit dem Theaterprogramm des Amtsblatts der Wiener Zeitung vom 15. Juni 1814 verweisen.
Die Theaterzettel der beiden folgenden Tage, an denen „Die Rückfahrt des Kaisers“ zum zweyten und zum dritten Mahl gegeben wurden sind jedoch in ANNO online!

Und wenn Sie jetzt noch wissen wollen, worum es in dem Stück geht klicken Sie hier! Eine Ausgabe des Textbuches der "Rückfahrt des Kaisers" wurde im Rahmen des Projekts Austrian Books Online digitalisiert und ist im Digitalen Lesesaal der ÖNB online verfügbar.

11. Juni 1864

150. Geburtstag von Richard Strauss

ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR). Signatur: 204812-D

Der vielseitig talentierte Komponist Richard Georg Strauss wurde heute vor 150 Jahren, am 11. Juni 1864, in München geboren. Der finanzielle Wohlstand und der hohe musikalische Bildungshintergrund seiner Familie stellten ihm alle nötigen Ressourcen für seine Laufbahn bereit. Er war erst sechs Jahre alt, als er seine ersten Kompositionen entwarf. Seine Kontakte, die er während seiner Künstlerreise zwischen 1883 und 1885 knüpfte, halfen ihm schließlich, seinen eigenen Stil zu entwickeln. Er lernte unter anderem Johannes Brahms, Alexander Ritter und Franz Liszt kennen. Auch die zeitgenössischen Zeitschriften haben sein Werk nicht außer Acht gelassen. Die Lyra schrieb am 1. Februar 1909, kurz nach der Uraufführung von Strauss‘ „Elektra“ in Dresden, dass „[d]as 111 Mann starke Orchester […] die großen Schwierigkeiten mit glänzendem Erfolge“ bewältigt hatte. Dank einer guten Marketingstrategie konnte er seine weniger gelungenen Stücke auch verkaufen, wie in „Die Muskete“ vom 4. März 1915 auf Seite 11 scherzhaft angemerkt wird. Richard Strauss unterstützte eine mittlerweile weltberühmte Veranstaltung, die auf die Initiative von Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt zurückgehende Gründung der Salzburger Festspiele. In der letzten Augustwoche 1920 wurde hier zur ersten Eröffnung Hugo von Hofmannstahls „Jedermann“ aufgeführt (Neue Freie Presse, 23. August 1920, S. 5.). 1922 dirigierte Strauss die erste Opernaufführung bei den Festspielen, Mozarts „Don Giovanni“.

3. Juni 1934

Das WM Halbfinale 1934: Österreich gegen Italien

Ausschnitt aus: Das Interessante Blatt, 7. Juni 1934, S. 5. ANNO / ÖNB

In wenigen Tagen beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien ohne Österreichische Beteiligung. Bei der Weltmeisterschaft 1934 in Italien stürmte Österreich bis ins Halbfinale, welches es gegen den Gastgeber zu bestreiten galt.
Das Spiel endete 1:0 für Italien. Der einzige Treffer wurde in der ersten Spielhälfte erzielt in dem der österreichische Torhüter Platzer von drei italienischen Spielern, darunter Meazza attackiert wurde.
Der schwedische Schiedsrichter Eklind (in manchen Zeitungen auch Eklund) griff durch das Wegköpfeln einer Flanke der Österreicher auch direkt ins Spielgeschehen ein. Der Referee war tags zuvor als Ehrengast bei Benito Mussolini eingeladen, wie man heute weiß. In manchen Zeitungsberichten bekommt Eklund sogar Lob zugesprochen, wie in der Sportbeilage der Neuen Freien Presse in der es heißt: Eklind (Schweden) übersah einige Fouls der Italiener, war aber sonst gut. In den Wiener Neuesten Nachrichten wird jedoch bereits bei der Schlagzeile "Durch ein irreguläres Tor verloren" sein Fehler verdeutlicht.
Nach dem Sieg gegen den Titelaspiranten Österreich konnte Italien auch das Finale gegen die Tschechoslowakei und somit die Weltmeisterschaft im eigenen Land gewinnen. Laut dem Bericht im (Wiener) Sporttagblatt zeigte sich die Österreichische Mannschaft nicht so stark, wie es zu erwarten gewesen wäre. In anderen Zeitungen wie der (Linzer) Tages-Post kommen die österreichischen Stürmer besser weg.
Ebenfalls in diesem Bericht gut nachzulesen ist, das enorm große Medieninteresse, das auch schon 1934 durch eine Fußball-Weltmeisterschaft auslösen konnte.

27. Mai 1564

Calvin, Johann. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR). Signatur: PORT_00115197_01

Johannes Calvin, der französische Reformator hat sich heute vor 450 Jahren, am 27. Mai 1564, von dieser Welt verabschiedet. Das „dritte[] Haupt[] der Reformation“ – wie er in dem Vaterland vom 23.12.1873 genannt wurde – löste in der Gesellschaft auch Jahrhunderte nach seinem Tod unterschiedliche Gefühle aus. Seine bescheidene Lebensweise, die er aus den jährlich verdienten einhundert Thalern (Gemeinnützige Blätter zur Belehrung und Unterhaltung, 25.10.1821, S. 6) finanziert hatte, sowie sein letzter Willen, in dessen Sinne er einem Grab ohne Denkmal (Der Humorist, 22.03.1843, S. 3) zu ruhen wünschte, ließen ihn in einem guten Licht erscheinen. Wie wichtig ihm der Glauben und die Reformation waren, zeigt sich in der riesigen Anzahl seiner Predigten. Von den Gemeinnützigen Blättern zur Belehrung und Unterhaltung, vom 13. April 1826, S.7, erfährt man, dass Calvin zwischen 1549 und 1560 2023 Kanzelreden hielt. Über seine Anschauungen und Taten berichten unter Anderem Das Vaterland sowie das Linzer Volksblatt. Veranschaulicht wurde seine Radikalität auch im Drama „Die Genfer“ von Dr. Mar Ring, zu dem eine Rezension in den Blättern für Musik, Theater und Kunst, am 13. Juni 1862, erschien.

23. Mai 1814

Ausschnitt aus dem Theaterzettel der k.k. Hoftheater vom 23.5.1814. ANNO/ÖNB

Zum ersten Mahl.
Fidelio.

Wie der Theaterzettel beweist, wurde heute vor 200 Jahren die endgültige Fassung von Ludwig van Beethovens einziger Oper im Wiener Kärntnertortheater uraufgeführt.

Das Libretto schrieben Joseph Ferdinand von Sonnleithner, Stephan von Breuning und Georg Friedrich Treitschke, als Vorlage diente ihnen die Oper Léonore ou L'amour conjugal (1798; Libretto: Jean Nicolas Bouilly, Musik: Pierre Gaveaux).
Die Uraufführung der ersten Fassung des Fidelio fand unter dem Titel Lenore am 20. November 1805 im Theater an der Wien statt, jene der zweiten Fassung ebenda am 29. März 1806, die der endgültigen, von drei auf zwei Akte gestrafften Fassung schließlich erst neun Jahre später im Mai 1814.

Erst diese dritte Fassung wurde ein Erfolg, der bis in die Gegenwart andauert. Als „Befreiungsoper“ wurde der Fidelio in seiner Geschichte auch mehrfach in gesellschaftspolitischem Zusammenhang inszeniert und aufgeführt. So wurde beispielsweise die 1945 zerbombte Wiener Staatsoper im November 1955 mit einer Aufführung des Fidelio wiedereröffnet, oder die Oper im Oktober 1989 in der Dresdner Semperoper vor einem DDR-Gefängnis-Bühnenbild aufgeführt, während draußen friedliche Demonstranten gewaltsam verhaftet wurden.

22. Mai 1864

Thürheim, Luise Franziska Gräfin. Reproduktion nach Lithografie. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR). Signatur: NB 507.567 – B.

Ludovika Franziska Maria („Lulu“) Gräfin von Thürheim, die Tochter einer ursprünglich schwäbischen Adelsfamilie wurde als Malerin und Schriftstellerin bekannt. Laut ihren Memoiren hatten sich die Eltern sehnlichst einen Sohn und Stammhalter gewünscht, jedoch mit Lulu eine dritte Tochter bekommen. Noch dazu wollte dieses Mädchen nicht den damals vorprogrammierten Weg der Ehefrau eines Adeligen ausfüllen: Nach Ihrer Reise quer durch Europa heiratete sie heimlich einen Sekretär, Charles Thirion, der ihrer Familie zwar nahestand, den Anforderungen der adeligen Gesellschaft aber nicht entsprach. Im Gegensatz zu ihren Schwestern erlangte sie den Sternkreuzordens und damit den uneingeschränkten Zugang zu Hof nie. Sie unterstützte aber das Damenstift "Maria Schul" zu Brünn. Durch ihre Memoiren gewinnt der Leser einen Einblick ins Flair des frühen neunzehnten Jahrhunderts und gleichzeitig einen Eindruck von der Psyche der Gräfin, deren Todestag sich heute zum 150sten Male jährt.

17. Mai 1864

Beispiel für eine typische Photographie Ausstellung im 19. Jh. Hier die Internationale Photographische Ausstellung in Berlin, 1865. Ausschnitt aus: Photographische Correspondenz 1865, S. 168f. ANNO/ÖNB.

Die erste Photographische Ausstellung in Wien fand vom 17. Mai bis 30. Juni 1864 im Dreher'schen Palais in der Operngasse 8 statt. Es handelt sich dabei um die erste Fachausstellung im deutschsprachigen Raum.
Bei der Eröffnung waren die 150 Mitglieder der photographischen Gesellschaft (Herausgeber der Photographischen Correspondenz) sowie Vertreter der Wiener Tageszeitungen geladen. Laut Wiener Zeitung befanden sich 1300 Objekte in der Ausstellung, die für Liebhaber der modernen Schwarzkunst einen umfassenden Blick auf die Entwicklung der Photographie innerhalb der ersten 25 Jahre nach Daguerres Erfindung ermöglichte. Laut eben dieser Rezension stellten die renommierten Wiener Photographen wie Miethke und Wawra nicht bei der Ausstellung aus. Neben unterschiedlichen Techniken wurden auch unterschiedliche Druckverfahren (Kupferdruck vs. Buchdruck) und Vergrößerungsverfahren, mit dem ein Floh auf die Größe von einem Meter ausbelichtet wurde, präsentiert. Außerdem wurden Proben der "Photoskulptur" vorgeführt. Im Dreher'schen Palais standen drei Etagen für die Exposition zur Verfügung. Aufgrund der Vielzahl der Objekte waren nicht nur die Räume, sondern auch die Gänge dazwischen mit Schauobjekten gefüllt.
Mitte Juni wurden die Ausstellung sogar noch um einige hundert Objekte vermehrt, wie man der Anzeige der Wiener Zeitung entnehmen kann.

 

Prominentester Besucher der Ausstellung war Kaiser Franz Joseph I., der am 24. Mai 1864 den Gastgebern einen einstündigen Besuch abstattete, wie das Vaterland berichtete. Laut Wiener Zeitung besuchte ebenso Erzherzog Karl Ludwig sowie Erzherzog Rainer (Wiener Zeitung, 20. Mai 1864) die Schau.

Regelmäßig wurden vom Veranstalter Announcen in Tageszeitungen mit den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen geschaltet, wie zum Beispiel in der Presse vom 27. Mai 1864.
In der von der Photographischen Gesellschaft herausgegebenen Photographischen Correspondenz, die erstmals während der Ausstellung in Wien erscheint, findet sich ein mehrteiliger Bericht über die Ausstellung (S. 3, S. 27, S. 55 und S. 88).

Allen Müttern einen schönen Muttertag!

Ausschnitt aus: Neuigkeits Welt-Blatt, 13. Mai 1934, S. 1. ANNO/ÖNB

Vor 100 Jahren - im Jahr 1914 - wurde erstmals auf der Welt der Muttertag gefeiert. Zurück geht der Ehrentag für unser aller Mütter auf die Amerikanerin und Methodistin Anna Marie Jarvis, die zu Ehren ihrer Mutter Ann Maria Reeves Javes, an deren zweiten Todestag 1907 das "Memorial Mothers Day Meeting" ins Leben rief. Im Jahr darauf wurde dieser Ehrentag wieder gefeiert, diesmal mit einer Gedenkmesse für alle Mütter.
Nach diesen Erfolg, den sie im Sinne ihrer Mutter erarbeitete, wurde sie aktiver und kümmerte sich hauptberuflich um die Einführung eines offiziellen Feiertages, welcher im Jahr 1914 durch den Kongress beantragt und noch im selben Jahr von Präsident Woodrow Wilson in die Tat umgesetzt wurde.
In Österreich initiierte Marianne Hainisch während der Amtszeit ihres Sohnes Michael Hainisch als Bundespräsident den Muttertag, gefeiert wurde ab 1924.
Obwohl bereits in diesem Jahr gefeiert, berichten die Zeitungen erst ab 1927 von dem Ehrentag, der immer am zweiten Sonntag im Mai gefeiert wird. So zum Beispiel die Wiener Bilder, die Österreichische Illustrierte Zeitung sowie das Interessane Blatt.
Vor 100 Jahren - im Jahr 1914 - wurde erstmals auf der Welt der Muttertag gefeiert. Zurück geht der Ehrentag für unser aller Mütter auf die Amerikanerin und Methodistin Anna Marie Jarvis, die zu Ehren ihrer Mutter Ann Maria Reeves Javes, an deren zweiten Todestag 1907 das "Memorial Mothers Day Meeting" ins Leben rief. Im Jahr darauf wurde dieser Ehrentag wieder gefeiert, diesmal mit einer Gedenkmesse für alle Mütter.
Auf diesen Erfolg den sie im Sinne ihrer Mutter erarbeitete, wurde sie aktiver und kümmerte sich hauptberuflich um die Einführung eines offiziellen Feiertages, welcher im Jahr 1914 durch den Kongress beantragt und noch im selben Jahr von Präsident Woodrow Wilson in die Tat umgesetzt wurde.
In Österreich initiierte Marianne Hainisch während der Amtszeit ihres Sohnes Michael Hainisch als Bundespräsident den Muttertag, gefeiert wurde ab 1924.
Obwohl bereits in diesem Jahr gefeiert, berichten die Zeitungen erst ab 1927 von dem Ehrentag, der immer am zweiten Sonntag im Mai gefeiert wird. So zum Beispiel die Wiener Bilder, die Österreichische Illustrierte Zeitung sowie das Interessane Blatt.
Für weitere Recherchen zum Muttertag empfehlen wir die "Jahresübersicht der Zeitungen".

Wir wünschen allen Müttern einen schönen Muttertag!

7. Mai 1824

Portrait von Ludwig van Beethoven. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR). Signatur: Pg III/6/13a

Freude, schöner Götterfunken,Tochter aus Elysium“ – singt das in Vielfalt geeinte Europa die bekannten Worte aus Schillers Gedicht An die Freude. Beethovens neunte Sinfonie, die seit 1985 die offizielle Hymne der Europäischen Union ist, wurde heute vor 190 Jahren in Wien uraufgeführt.
Ludwig van Beethoven, „der Michael Angelo deutscher Tonkunst“, war schon in sehr schlechtem gesundheitlichen Zustand, als er diese – seine letzte vollendete – Sinfonie komponierte. Sein Genie hat ihn allerdings dazu befähigt, auch ohne die Unterstützung durch sein Gehör ein Meisterwerk zu gestalten. Über die Uraufführung der Sinfonie am 7. Mai 1824 informierten unter anderem der Österreichische Beobachter sowie die Wiener Zeitschrift. Die Ovationen hat der Meister leider nur mehr visuell auffassen können. 1827 starb Beethoven: „Am 26. März Abends nach halb 6 Uhr […] befreite sich sein großer Geist von den Fesseln des Staubes und flog seiner Heimath zu.“ – berichtete die Abend Zeitung.

22. April 1854

Elisabeth, Kaiserin von Österreich.Farbdruck nach kolorierter Original-Lithografie im Besitz des Antiquariats Heinemann. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR), Signatur: Pk 3003, 1304.

Am 22. April 1854 kam die Kaiserbraut Elisabeth mit dem Schiff in Wien an. Die Presse kündigte die Fahrt Elisabeths nach Österreich und die voraussichtliche Ankunft in Nußdorf bei Wien samt ihren Eltern und Verwandten bereits Tage vor dem eigentlichen Festtag an. Presseberichten vom 21. April 1854 zu folge macht die Prinzessin auf der Schifffahrt mit dem 140 pferdestarken Dampfer „Franz Josef“ von Bayern nach Wien eine Zwischenstation in Linz. Auch in der Wiener Zeitung vom 23. April 1854 wurde von der Ankunft der Kaiserbraut in Wien berichtet. Die Morgen - Post schrieb wörtlich: „(…) um 8 Uhr war kein einziger Lohnwagen mehr zu bekommen und ganz Wien war bald auf dem Wege, um die künftige Kaiserin von Österreich zu sehen und aus voller Brust herzlichst zu begrüßen.“ Kurz nach halb vier Uhr Nachmittags kam das Schiff, das von zahlreichen Vertretern des hohen Adels bzw. Zivil und Militärautoritäten, schon erwartet wurde mit der Kaiserbraut in Nußdorf an. Berichtet wurde in der Presse auch von unzähligen jubelnden Zuschauern, die die Donauufer und die Straße säumten: Der Kaiser „sprang die auf das Verdeck führenden Stufen rasch hinan und drückte einen Kuß auf die Stirne seiner mit allen Reizen der Jugend und Anmuth strahlenden Braut.“ Nach der Begrüßung und der Vorstellung seiner Braut an die Ehrengäste fuhr der Kaiser im sechsspännigen Hofwagen, gefolgt vom Wagen mit seiner Braut und den Wagen der übrigen Verwandten von Nußdorf nach Schönbrunn, wo die hohen Herrschaften um 6 Uhr Abends einlangten.

13. April 1864

Berta Zuckerkandl-Szeps (+1945). Pf 16118:D (1), ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR).

Berta Zuckerkandl-Szeps, deren Vater eine Zeit lang das Neue Wiener Tagblatt gehörte, war als Schriftstellerin, Journalistin und Salonnière tätig. Vor dem ersten Weltkrieg war sie ein sehr aktives Mitglied der Wiener Gesellschaft. Ihre Artikel zum Thema „Theater und Kunst“ sind regelmäßig im Neuen Wiener Journal bzw. in der Wiener Allgemeinen Zeitung erschienen. In letzterem wird man auf Seite 3 der Mittwoch-Ausgabe auf das Monogramm „B.Z.“ aufmerksam. Nachdem die Personalisierung der eigenen Zeitungsbeiträge zu ihrer Zeit noch nicht üblich war, kann man nur vermuten, dass sie sich hinter diesen zwei Buchstaben verbirgt.

Heute – am 13. April – jährt sich ihr Geburtstag zum 150. Male. Nehmen wir uns aus diesem Anlass ein paar Minuten Zeit, um weiteres über Zuckerkandls Leben zu erfahren. Am besten fangen Sie auf der Webseite des ARIADNE-Projekts der Österreichischen Nationalbibliothek.


12. April 1809

Schlacht am Berg Isel (1809). 82.783 - B, Bildarchiv Austria / ÖNB.

Wenn heute vom Innsbrucker Hausberg, dem Bergisel, die Rede ist, werden damit meist unweigerlich weite Sprünge von durch die Luft gleitenden Schi-Adlern assoziiert. Im Bildarchiv der ÖNB finden sich viele Quellen, die die internationalen Sportveranstaltungen in der Tiroler Landeshauptstadt dokumentieren. Doch dort wo jährlich hunderte Schisprungbegeisterte hin pilgern, um die beliebten Luftsegler bei einer der beiden österreichischen Stationen der Vierschanzentournee anzufeuern, wurden einst geschichtsträchtige Kämpfe ausgetragen. Eines der prägendsten Ereignisse wird heute als „Erste Schlacht am Berg Isel“ bezeichnet und ereignete sich am 12. April 1809. Dem Schützenhauptmann Martin Teimer gelang es an diesem Tag durch eine List die bayerischen und französischen Truppen davon abzuhalten, das von den Tirolern besetzte Innsbruck zu erobern. Teimer, der sich als österreichischer General ausgegeben hatte, konnte die Streitmächte davon überzeugen, dass sich Hilfstruppen der österreichischen Armee bereits vor Innsbruck positioniert hatten, und sie somit zur Kapitulation überreden. Noch Jahre nach der Schlacht erinnerten die Neue Freie Presse und die Wiener Allgemeine Literaturzeitung an dieses Ereignis. Drei weitere Schlachten sollten folgen und sind heute in der österreichischen Geschichte eng mit dem Namen Andreas Hofer verbunden. Näheres zu seiner Person und seiner Rolle für das Bundesland Tirol findet sich im Online Katalog der Nationalbibliothek.

8. April 1904

L'Entente Cordiale 1915, Lithographie. Kriegssammlung KS 16305071 / ÖNB.

Die Entente cordiale wurde am 8. April 1904 gegründet. Es handelt sich dabei um ein Abkommen zwischen Großbritannien und Frankreich, das den "Wettlauf um Afrika" beenden sollte.
Der Ausgleich des Interessenskonfliktes mit Frankreich betraf überwiegend die Kolonien Ägypten und Marokko. Eine der Bedingungen des Abkommens war, den politischen Status der Kolonien aufrecht zu erhalten. Weiters war, die Zusicherung des freien Verkehrs über die Straße von Gibraltar sowie den Suezkanal enthalten.
Bereits am 9. April 1904 berichteten Österreichische Zeitungen über das Übereinkommen. Die Agramer Zeitung schreibt, dass in dem Vertrag auch die Rechte in Neufundland und Siams geregelt wurden. Aufgelistet wird ebenfalls genau, wer welche Gebiete abtrat. Die Neue Freie Presse schrieb am 11. April 1904 ausgiebig über die "provisorischen Verträge", welche förmliche Staatsverträge werden sollten und durch die Parlamente zu ratifizieren waren. Das Prager Tagblatt, wie auch die Reichspost berichten mehr über den wirtschaftlichen Aspekt und dessen Auswirkungen.
Im Jahr 1907, nach dem Krieg zwischen Russland und Japan (Japan war verbündet mit dem Vereinigten Königreich), schloss sich auch Russland der Allianz an, wodurch diese zur "triple entente" ausgeweitet wurde. Im Ersten Weltkrieg stellte diese den Gegenpart zu den Mittelmächten dar.

 

 

29. März 1899

Neuigkeits Welt Blatt, 17. November 1900, S. 13. ANNO / ÖNB.

Im März 1899 wurde ein brutaler Mord an der 19jähringen Christin Anezka Hruzová in der tschechische Kleinstadt Polna verübt. Leopold Hilsner, ein junger, arbeitsloser Jude aus Polna, wurde verhaftet und wegen Mordes angeklagt. Da das Blut des Opfers fehlte, waren sich die meisten Bewohner von Polna sicher, dass das Mädchen einem jüdischen Ritualmord zum Opfer gefallen war. Der Fall wurde bald im ganzen böhmischen Königreich und später in Europa bekannt. Im September 1899 begann der Prozess gegen Hilsner. Über den Fall haben viele Zeitungen berichtet. Die Agramer Zeitung, die Arbeiter Zeitung und das Deutsche Volksblatt veröffentlichten Auszüge der Verhandlungsprotokolle. Am 16. September 1899 wird Leopold Hilsner wegen Mordes zum Tode durch den Strang verurteilt. Das Urteil kann man in der Arbeiter Zeitung, der Neuen Freien Presse und im Deutschen Volksblatt finden. Am 14. November 1900 wird Leopold Hilsner noch eines zweiten Mädchenmordes beschuldigt und neuerlich zum Tode verurteilt. Über den zweiten Prozess berichteten das Deutsche Volksblatt, das Prager Abendblatt und das (Neuigkeits) Welt Blatt. Kaiser Franz Joseph I. begnadigt Hilsner, woraufhin das Todesurteil in eine Freiheitsstrafe umgewandelt wird. 1918 kommt Leopold Hilsner im Rahmen einer kaiserlichen Generalamnestie nach neunzehn Jahren Haft frei und stirbt 1928 in Wien. Alle Initiativen zur Revision seines Prozesses blieben erfolglos. 1961 gestand der Bruder von Anezka Hruzová, dass er seine Schwester ermordet hat.

23. März 1919

Ausschnitt aus der Titelseite der Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 24.03.1919. ANNO/ÖNB.

Am 23. März 1919 verließ der ehemalige Kaiser Karl Österreich und begab sich mit seiner Familie ins Schweizer Exil. Er war aufgrund seiner Weigerung nach der Proklamation der Republik im November 1918 formal abzudanken unter Druck geraten und musste befürchten, formal ausgewiesen oder interniert zu werden. Vermittelt und begleitet wurde die Ausreise durch den englischen Oberstleutnant Strutt, der Karl zu dessen Schutz vom britischen König George V. zur Seite gestellt worden war. Die amtliche Meldung der deutschösterreichischen Staatskorrespondenz vom 23. März 1919, die am 24. März unter anderem auf den Titelseiten der Neuen Freien Presse, der Reichspost und der Wiener Sonn- und Montags-Zeitung veröffentlicht wurde, lautete:
"Heute nachmittag ist der frühere Kaiser und seine Familie von Eckartsau in Automobilen zur Station Kopfstätten der Niederösterreichischen Landesbahnen, von dort um 7 Uhr abends auf die Westbahnstrecke nach Hütteldorf gefahren und hat sich von da direkt in die Schweiz begeben. Der Sonderzug dürfte morgen um 3 Uhr nachmittags die Grenze passieren". Laut dem Bericht des Neuen Wiener Journals vom 24. März 1919 erfolgte die Abreise „ohne jede Förmlichkeit und unter Vermeidung jedes Aufsehens“. Eine detaillierte Vorgeschichte der Ausreise Karls findet sich in der Arbeiter-Zeitung und der Neuen Freien Presse vom 24. März 1919. Vom 24. März 1919 sind 19 Zeitungen in ANNO online, die Meldung über die Abreise Karls findet sich an diesem Tag auf fast allen Titelblättern.

21. März 1849

Radetzky, Johann Joseph Wenzel, Postkarte zum Radetzky Marsch. KS 16321774 Kriegsammlung Bildarchiv Austria / ÖNB.

Josef Wenzel Radetzky von Radetz siegte am 21. März 1849 in der Schlacht von Mortara, welche sich gegen Sardinien-Piemont beziehungsweise nationalitalienische Aufständische richtete, die sich gegen die österreichische Vorherrschaft erhoben.
Als erste in ANNO verfügbare Zeitung, berichtet die Gazetta di Mantova am 24. März 1849 aus italienischer Sicht über die Niederlage.
Die Wiener Zeitung berichtete zwei Tage später, am 26. März 1849 über die Geschehnisse unter der Rubrik "30. Armee-Bulletin". Tags darauf wurde ebenda der Artikel erneut abgedruckt. Auch die Klagenfurter Zeitung berichtet über Se. Excellenz der Herr Feldmarschall Graf Radetzky und die Schlacht bei Mortara. Am 30. März 1849 schrieben auch das Bregenzer Wochenblatt sowie Die Presse über die Geschehnisse des 21. März, bei denen sich die Trophäen dieses Tages auf 2500 Gefangene, worunter 6 Stabs- und 50 Oberoffiziere, 5 Kanonen, 10 Munitionskarren und eine Menge Gewehre beliefen. Am folgenden Tag wurde der Marsch der k.k. Armee Richtung Novara fortgesetzt. Die Schlacht bei Novara folgte am 23. März 1849.
Joseph Wenzel Radetzky von Radetz, einer der hochdekoriertesten und bedeutendsten Heerführer Österreichs, setzte sich am 28. Februar 1857 im Alter von 90 Jahren, nach 72 Dienstjahren unter fünf Kaisern zur Ruhe. Über seinen Wechsel in den Ruhestand berichtet unter anderem die Wiener Zeitung, die das Schreiben von Kaiser Franz Joseph abdruckte. Radetzky verstarb am 5. Jänner 1858 in Mailand. Nach seiner Überführung nach Wien wurde er im Arsenal aufgebahrt und im Stephansdom eingesegnet, bevor er am Heldenberg in Niederösterreich beigesetzt wurde.
Zum Ableben des berühmten Feldmarschalls findet sich in ANNO zahlreiches Material, so berichten unter anderem Die Presse, die Morgen-Post, die Wiener Zeitung, die Agramer Zeitung, die Deutsche Allgemeine Zeitung, die Gazzetta di Mantova, das Giornale della provincia Bresciana sowie die Klagenfurter Zeitung. Zahlreiche weitere Artikel und Erwähnungen zu Radetzky und die Schlacht bei Mortara finden sie über die ANNO-Volltextsuche.

Krimkrieg

Segel- und Segeldampfschiffe der türkisch-ägyptischen Flotte im Krimkrieg 1855. ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung. Signatur: Pk 2.598, 349.

Meldungen über die angespannte Lage auf der Halbinsel Krim füllen zurzeit sämtliche Titelseiten nationaler und internationaler Zeitungen. Das Interesse an der Schwarz-Meer-Halbinsel steht allerdings nicht nur heute im Zentrum medialer Berichterstattung, sondern war bereits vor 150 Jahren Mittelpunkt internationaler Meldungen.
Zwischen 1853 und 1856 wurde der Krimkrieg oder auch Orientkrieg auf der Halbinsel ausgetragen, der heute als erster industriell betriebener Stellungskrieg bezeichnet wird. Neben erstmaliger aktueller Kriegsberichterstattung, kamen auch neue Waffen, Fahrzeuge und Schiffe zum Einsatz, wie aus einem Artikel der Militär-Zeitung hervorgeht. Auslöser des Orientkrieges war 1853 die Besetzung der türkischen Protektorate Walachei und Moldau durch den russischen Zaren Nikolaus I. und dessen weiteres Vordringen über das Schwarze Meer Richtung Bosporus und Balkan. Dies führte 1854 zum verteidigenden Vormarsch Englands und Frankreichs und ab 1855 auch des Königreichs Sardinien. Berichte über das Kriegsgeschehen findet man unter anderem in den Innbrucker Nachrichten, der Kronstädter Zeitung und in der Zeitung Der Siebenbürger Bote. Kriegerisches Zentrum war hauptsächlich das Gebiet um und in der Hafenstadt Sewastopol, die schließlich 1855 von den Franzosen eingenommen wurde. Die Russen gingen dadurch als Verlierer des Krimkriegs hervor und mit dem im März 1856 erklärtem Frieden von Paris galt der Krieg als beendet. Die Folgen der blutigen Auseinandersetzungen auf der Halbinsel waren jedoch erschreckend: hunderte Tote, die entweder im Kampf oder an Hunger und Seuchen gestorben waren, sowie angespannte Verhältnisse zwischen den europäischen Großmächten.

10. März 1814

Bildquelle: Wien 6, Theater an der Wien (um 1830) ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR) Signatur: NB 601766 – B.

Heute: Zum ersten Male: Die Eselshaut, oder die blaue Insel.
Morgen: Dasselbe wiederholt.“

Die Wiener Zeitung und der Österreichischer Beobachter informierten am 10. März 1814 nicht nur über die Ereignisse am Kriegsschauplatz, sondern auch über die Uraufführung des Feenspiels „Die Eselshaut oder die blaue Insel“. Die Oper hat offensichtlich einen sehr guten Eindruck hinterlassen, demzufolge der Komponist, Johann Nepomuk Hummel, eine Anzeige aufgeben musste, in der er „die Hrn. Unternehmer der auswärtigen Theater“ darum bittet, wegen seines Theaterstücks sich „geradezu an [ihn] zu wenden.“ Der große Erfolg war aber kein Wunder: Die Wiener Zeitschrift bezeichnete den Künstler als einen „der geistreichsten Tonsetzer Deutschlands“ und merkte an, dass „fast kein Zweig der Musik vorhanden [sei], welcher nicht durch wertvolle Gaben von der Hand dieses Meisters geschmückt worden wäre.“
Am 14. Dezember 1814 findet man „Die Eselshaut“ bereits im Angebot des Kunst- und Musikverlags als Neuerscheinung um einen Preis von sechs Gulden. Wer wissen möchte, wie viel sechs Gulden wert waren, macht sich am besten auf die Suche nach Brot-Preisen von 1814 mithilfe der ANNO-Suchmaschine.

4. März 1914

Bildquelle: Das Interessante Blatt, Nr. 11., 12.3.1914, S. 9. ANNO/ÖNB

Der Ortler, der mit 3899 Metern höchste Berg der österreichisch-ungarischen Monarchie, wurde Anfang März 1914 Schauplatz eines tragischen Ereignisses. 20 Männer des Dritten Landschützen-Regiments, die sich bei militärischen Schi Übungen auf dem Berg befanden, wurden am 4. März um 16:00 Uhr von einer Lawine überrascht. 15 Soldaten wurden von den Schneemassen in den Tod gerissen. Fünf weitere, unter ihnen auch der junge Leutnant Gaidoli, konnten sich selbst von den Schneemassen befreien. Der Tiroler schrieb darüber als "Vernichtung einer militärischen Schiabteilung", die Zeitung Das Interessante Blatt nannte es "Die Katastrophe im Ortlergebiet" und Die Neue Zeitung zeigte auf der Titelseite sogar Illustrationen, die das schockierende Ereignis widerspiegeln sollten. Schon kurz nach dem Lawinenunglück begannen Bergungsarbeiten, die sich jedoch als sehr schwierig erwiesen, wie der Allgemeine Tiroler Anzeiger am 7. März berichtete: "das zerklüftete und steil abfallende Terrain, die ungünstige Lage der riesigen Schneemassen, die nur wenigen Leuten gleichzeitig ein Arbeiten erlaubte, vor allem aber die Gefahr erneuter Lawinenstürze und neuer Abrutschungen machten die äußerste Vorsicht notwendig." Einen Tag zuvor, erschien dort bereits ein kritischer Artikel zur Lawinenkatastrophe, in dem der Sinn der militärischen Schi Übungen hinterfragt wurde: "Wie viele Söhne des Landes sollen noch von Lawinen verschüttet, von der Kälte starr gemacht, in den Bergen erschlagen werden?".

23. Februar 1929

Allgemeine Automobil-Zeitung , 7.1.1900, Nr.1., S. 7. ANNO/ÖNB

Mercédès Jellinek! Kommt Ihnen dieser Name bekannt vor? Nizza, 1899? Nichts? Emil Jellinek hätte wahrscheinlich auch nicht gedacht, als er bei der Anmeldung zur Tourenfahrt Nizza-Magagone-Nizza den Namen seiner Tochter verwendete, dass er mit diesem Akt eine der bekanntesten Automarken prägt. Seine Siege bei weiteren Autorennen schoben die Produkte der Daimler-Motoren-Gesellschaft ins Rampenlicht: Die Allgemeine-Automobil-Zeitung bezeichnet ein späteres Modell als "ausgesprochenes Rennautomobil", weil seine "kleinste Schnelligkeit schon größer ist, als bei vielen anderen die größte Schnelligkeit" - Dank seiner unglaublichen vierundzwanzig PS. Die Werbung gelang so gut, dass sie das Interesse des Prinzen von Wales auch erweckte. Sport und Salon berichtete unter der Sparte "Automobilismus", dass der Prinz nicht nur einen Daimler-Wagen bestellt hat, er will sogar "sich selbst in der Behandlung des Wagens unterrichten lassen." 1909 ist Mercedes schon unaufhaltbar: Sport im Bild kündigt einen Weltrekordversuch an. Obwohl die Marke unsterblich wurde, galt das Gleiche für die Namenspatin leider nicht: Der Tag ihres Todes jährt sich heute zum 25. Male.

20. Februar 1844

Bildquelle: Ludwig Boltzmann, ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung, Porträtsammlung PORT_00136595_01

Eine Checkliste für diejenige, die einen Mondkrater, einen Asteroiden, einen Konstant und eine Gasse in Wien-Alsergrund nach sich benannt haben wollen:

- eine Brücke zwischen der makroskopischen- und der mikroskopischen Physik finden
- die Thermodynamik neu aufstellen
- die statische Mechanik mitbegründen
- die Österreichische Mathematische Gesellschaft mitbegründen
- Wissenschaftliche Abhandlungen publizieren bzw. solche kommentieren

Unmachbar? Prof. Dr. Ludwig Boltzmann hat uns das Gegenteil davon bewiesen. Wenn er noch lebte, könnten wir ihm heute zu seinem 170. Geburtstag gratulieren.
P.S.: Weitere Tipps und Tricks für die Gestaltung einer ähnlichen Karriere finden sich in Das Vaterland, in der Wiener Zeitung, sowie in Die Debatte. Es lohnt sich, in diesen Zeitungen zu blättern, weil diese – gemeinsam mit der Neue Freie Presse – über alle wichtigen Punkte Boltzmanns wissenschaftlicher Laufbahn berichten.

10. Februar 1914

Franz Lehar, Bildnis mit Geige. Fotografie Scolik, Charles. Silbergelatineabzug. Pf4986:C(6a) Bildarchiv und Grafiksammlung / ÖNB.

Vor genau 100 Jahren, am 10. Februar 1914, wurde im Theater an der Wien die Operette “Endlich allein“ von Franz Lehár uraufgeführt. Das Libretto wurde damals vom österreichischen Journalisten und Komponisten Alfred Maria Willner verfasst. Die Neue Zeitung, die Wiener Zeitung und die Neue Freie Presse kündigten die Premiere mit Kurzmeldungen in den jeweiligen Kultursparten an.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Theater an der Wien die Hochburg der nachklassischen Operette und damit häufig auch Spielstätte für Inszenierungen des österreichisch-ungarischen Operettenkomponisten Franz Lehár. Dieser galt als typischer Vertreter der Wiener Musik. Besonders durch die Einbindung von Elementen der zeitgenössischen Unterhaltungs – und Volksmusik in den klassischen Operettenstil machte er sich beim Publikum beliebt und erntete unter seinen Musikerkollegen Ruhm. Bis heute sind einige seiner Melodien berühmte „Evergreens“ der Musikgeschichte. Ein Teil dieser Lieder ist im Katalog der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek auffindbar. Einige Jahre nach der Uraufführung von „Endlich allein“ überarbeitete Lehár die Operette noch einmal, von Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda wurde ein neues Libretto verfasst und in diesem Zusammenhang auch der Titel des Stücks geändert. Aus „Endlich allein“ wurde „Schön ist die Welt“ und am 30. Dezember 1930 als neue Lehár-Operette am Metropol-Theater in Berlin uraufgeführt.

31. Jänner 1939

Ausschnitte aus den Titelseiten der "Neuen Freien Presse" und des "Neuen Wiener Journals" vom 31. Jänner 1939. ANNO / ÖNB.

Am 31. Jänner 1939 erschienen die Neue Freie Presse und das Neue Wiener Journal zum letzten Mal während der Herrschaft des NS-Regimes in Österreich. Ab ersten Februar 1939 wurden die ehemaligen liberalen "Flaggschiffe" der österreichischen Presselandschaft mit dem seit der nationalsozialistischen Machtübernahme zum nationalsozialistischen Eher-Konzern gehörigen Neuen Wiener Tagblatt vereinigt.
Das Neue Wiener Tagblatt war bereits 1867 gegründet worden. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich wurden die Eigentümer enteignet und die Redaktion ausgetauscht. Aufgrund der Wirksamkeit des deutschen Schriftleitergesetzes war es während der NS-Herrschaft in Österreich Journalisten mit jüdischer Herkunft verboten, ihre Tätigkeit auszuüben (siehe auch Artikel zum 26. Oktober 1933).
Das durch die nationalsozialistischen Machthaber kontrollierte Neue Wiener Tagblatt erschien bis zum 7. April 1945. Ab dem 26. Jänner 1946 erschien das Traditionsblatt der "Neuen Freie Presse" zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg. Das "Neue Wiener Journal" erfuhr keine Neuauflage. Wie sich die Redaktionen von Ihren Leserinnen und Lesern verabschiedete, können Sie in den jeweiligen Tagesausgaben zum 31. Jänner 1939 lesen.

30. Jänner 1889

Titelblatt des "Wiener Salonblatt" vom 3. Februar 1889. ANNO/ÖNB.

Am 30. Jänner 1889 wurden Kronprinz Erzherzog Rudolf, der einzige Sohn von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth, und seine Geliebte, die Baronesse Mary Vetsera, im Jagdschloss des Kronprinzen in Mayerling tot aufgefunden.
Wie sich später herausstellte, hatte der Kronprinz wohl zuerst die erst 17-jährige Mary Vetsera erschossen, bevor er sich selbst das Leben nahm. Der Verlauf der schicksalhaften Nacht ist bis heute nicht gänzlich geklärt, nachdem die Zeugen ihr Leben lang schwiegen oder widersprüchliche Aussagen machten. Ein Bericht eines angeblichen Augenzeugen findet sich viele Jahre später, in der Wiener Sonn- und Montags-Zeitung vom 20. April 1931.

Die Todesnachricht findet sich bereits in den Abendausgaben des 30. Jänners 1889, beispielsweise der Wiener Abendpost und der Neuen Freien Presse.

Sieht man sich die ANNO-Tagesübersicht vom 31. Jänner 1889 an, wird einem die Tragweite der Tragödie bewusst: Die Titelseiten so gut wie aller Zeitungen haben Trauerrahmen und bringen die Meldung vom Tod des Kronprinzen an erster Stelle. Auch Fachzeitschriften wie Der Bautechniker, die Österreichische Forst-Zeitung, die Wiener Landwirtschaftliche Zeitung und die Österreichische Verbands-Feuerwehr-Zeitung drucken Trauer- und Beileidsbekundungen auf dem Titel ihrer nächsten Ausgaben. Das Wiener Salonblatt widmet dem verstorbenen Thronfolger fast die gesamte Ausgabe vom 3. Februar 1889, und selbst die Humorzeitungen tragen angesichts der Tragödie Trauer: Figaro und Die Bombe drucken Nachrufe in Gedichtform, während Der Floh und die Wiener Caricaturen ihre Ausgaben vom 3. Februar 1889 gleich ganz auf gereimte Nachrufe beschränken, denn:
Es wird wohl nicht bloß bei den Lesern in Oesterreich-Ungarn, sondern allerwärts, wo unser Blatt Freunde hat, kaum noch erst einer Entschuldigung und Erklärung dafür bedürfen, daß angesichts der entsetzlichen Katastrophe, welche die Gemüther durchschüttert hat, der Humor verstummt und die Scherzlust versiegt. (Wiener Caricaturen, 3.Februar 1889, S.2)

25. Jänner 1924

Olympiasiegerin Frau Blank-Szabo, Kunstlaufen. in: Das Interessante Blatt 7. Februar 1924, S. 1. ANNO/ÖNB

Heute vor genau 90 Jahren, am 25. Jänner 1924, begannen die Wettkämpfe der ersten offiziellen Olympischen Winterspiele in der französischen Stadt Chamonix in Frankreich. Ursprünglich wurden sie als internationale Wintersportwoche im Rahmen der Olympischen Sommerspiele 1924 von Paris ausgetragen. Im Jahr 1926 wurden sie allerdings rückwirkend vom IOC zu den ersten Olympischen Winterspielen ernannt. In sieben verschiedenen Disziplinen – Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Eishockey, Bob, Curling, Militärpatrouille und Nordischer Skisport – traten insgesamt 294 Athleten und Athletinnen aus 16 verschiedenen Ländern, darunter auch Österreich, an. Deutsche Sportler und Sportlerinnen wurden als Reaktion auf die Ereignisse des Ersten Weltkrieges, wie auch bei den Sommerspielen in Paris, ausgeschlossen. Österreich war mit einer Delegation von vier Sportlern vertreten. Das Eiskunstlaufpaar Helena Engelmann und Alfred Berger, die Eiskunstläuferin Herma Planck-Szabo sowie der Eiskunstläufer Willy Böck holten allesamt Medaillen für Österreich. Mit zweimal Gold und einmal Silber schaffte es die Alpenrepublik damit im internationalen Vergleich in der Endwertung auf den dritten Rang, geschlagen nur von Norwegen mit insgesamt 17 und Finnland mit 10 Medaillen. Das Interessante Blatt zeigte die siegreichen Sportler nachträglich am 7. Februar mit Bildern auf seiner Titelseite. Einen Tag nach der Rückkehr der erfolgreichen Österreicher wurden diese, wie unter anderem die Neue Freie Presse und das Sport-Tagblatt berichteten, am 5. Februar um 18:00 Uhr im Wiener Eislaufverein empfangen und von den politischen Spitzen feierlich geehrt. Der Stolz Österreichs auf seine Olympioniken war groß. Die Wiener Sonn- und Montagszeitung richtete ihre Glückwünsche sogar direkt in einem “An Österreichischs Olympioniken!“ betitelten Artikel an die erfolgreichen österreicheichen Sportler und Sportlerinnen.

21. Jänner 1804

Porträt Moritz von Schwind. Porträtsammlung PORT_00117262_01 / ÖNB.

Der Österreichische Maler und Zeichner Moritz vor Schwind wurde von 210 Jahren am 21. Jänner 1804 in Wien geboren.
Er studierte an der Akademie der bildenden Künste bei Johann Peter Krafft und Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld. In seiner Wiener Zeit war er unter anderem mit Franz Schubert sowie Franz Grillparzer befreundet. 1828 zog er nach München.
Zu seinen bekanntesten Werken zählt auch das "Schwind-Foyer" der Wiener Hofoper (heute: Staatsoper). Die Fresken stellen Szene aus Mozarts Zauberflöte dar (ausgeführt 1866/1867).
Bereits sehr früh bekannt, wurden die Werke des Künstlers bereits im Jahr 1840 bei der Ausstellung im Belvedere schmerzlich vermisst, wie man in der Wiener Zeitung nachlesen kann. Einen umfangreichen Artikel über das aufsehenerregende Ölgemälde "Ritter Kurts Brautfahrt" (nach einem gleichnamigen Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe; 1931 verbrannte das Gemälde im Münchner Glaspalast) findet man in der Wiener Zeitschrift vom 17. Mai 1841.
Da er die meiste Zeit seines Lebens in Deutschland verbrachte, wurde er auch gerne als deutscher Künstler bezeichnet, wie zum Beispiel in den Sonntagsblättern.
Die Debatte schreibt über von Schwind am 7. März 1866, dass er erst seinem Vaterland Lebenwohl sagen musste, um materiellen und künstlerischen Dank zu erringen. Ein ausführlicher Nachruf erschien im Vaterland, in dem er folgendermaßen beschrieben wird: Es ist in ihm ein Mann dahingegangen, der alle guten Eigenschaften, die man unserer Landsmannschaft nachrühmt, im hohen Grade besaß, spiegelhelle Offenherzigkeit, tiefes Gemüth, ebenso entfernt von hohler Sentimentalität als platter Materialismus, echten Humor - einer der genialsten, um nicht zu sagen der genialste Künstler der Gegenwart, von unübertroffenen Schwung der Phantasie, hoher ungetrübter Idealität, dem der Ausdruck der zartesten Anmuth und höchsten Kraft in seiner Kunst in gleicher Weise zu Gebote stand.
Weitere spannende Artikel zu Moritz von Schwind — darunter auch Gedichte, die er illustriert hat, findet man am einfachsten über die ANNO-Suche!

20. Jänner 1914

Bildquelle: Die Bühne. 1934. Heft 368, Seite 11. ANNO/ÖNB

Am 20. Jänner 1914 wurde an der Wiener Staatsoper die Operette "Giuditta" von Franz Lehár uraufgeführt. Sowohl in der Neuen Freien Presse als auch in der Reichspost finden sich am 21. Jänner 1934 umfangreiche Kritiken der Vorstellung. Auch die Wiener Bilder berichten in ihrer Ausgabe vom 28. Jänner 1934 über die Welturaufführung bei der "Lehár den Zenith seiner künstlerischen Laufbahn erreicht hat". Das Interessante Blatt druckt am 25. Jänner 1934 eine Studie zu Lehár als Dirigent ab.

Die Bühne geht in Heft 368, 1934 sogar soweit, dass sie schreibt: "[Lehár] ist ein Mensch, der Berge in die Luft sprengt, wenn darunter einer seiner Wünsche begraben liegt". Gemeint ist sein Wunsch, eines seiner Werke in der Staatsoper aufführen zu können. Ein Wunsch, der mit Giuditta – wenn man den Kritiken Glauben schenken darf zu Recht – in Erfüllung gegangen ist. (Fotos der Premiere wurden in Heft 369, 1934 abgedruckt).

17. Jänner 1899

Bildquelle: Theaterzettel des k.k. Hof-Operntheaters vom 17. Jänner 1899. ANNO/ÖNB

Am 17. Jänner 1899 wurde Carl Goldmarks Oper „Die Kriegsgefangene“ im k. k. Hof-Operntheater uraufgeführt. Obwohl die Oper nicht ganz an den Erfolg von Goldmarks bekanntestem und beliebstestem Werk, der „Königin von Saba“, anschließen kann, wurde sie bei der Uraufführung vom Publikum doch begeistert aufgenommen.

So schreibt am nächsten Tag die Wiener Zeitung: Im Hofoperntheater wurde heute Karl Goldmarks Oper „Die Kriegsgefangene“ – Text von Ernst Schlicht – zum ersten Male aufgeführt. Ein Ausschnitt aus der Ilias, mit dem grollenden Achill und der schönen Brisëis, dramatisch frei zugerichtet. Goldmarks Musik ist das edle, Achtung gebietende Werk eine Meisters, der seine Art und seine Stärke hat. Führt der ungelenke Text von classischer Bahn ab, so stellt Goldmark das Tonwesen der Oper doch wieder auf das Classische ein. Die ausgezeichnete Darstellung durch Frl. Renard, die Herren Reichmann und Hesch gab der Aufführung, welche Director Mahler in vornehmsterm Geiste leitete, Glanz und Leben. Das Publikum rief die Darsteller und den Componisten viele Male nach jedem der beiden Acte.

Weitere, auch kritischere Besprechungen finden sich in der Neuen Freien Presse, im Neuen Wiener Journal vom 18. Jänner 1899 und im Humorist vom 20. Jänner 1899. Auch den Theaterzettel des k.k. Hof-Operntheaters vom Uraufführungstag finden Sie in ANNO!

8. Jänner 1899

Tschammerpokal Rapid - Wiener Sportklub. Blaha Franz, 21.06.1942. Bildarchiv und Grafiksammlung B612215 / ÖNB.

Der 8.1.1899 gilt als offizieller Gründungstag des Sportklubs Rapid. Wie jeder Anfang war auch dieser kein einfacher: Bis der „Vienna Football and Cricket Club“ in der Allgemeinen Sport-Zeitung hochgepriesen und als einer der „Elite der Wiener Fussball-Clubs“ bezeichnet wurde, wurden dem neu gegründeten „I. Wiener Arbeiter-Fussball-Club“ eher geringe Chancen eingeräumt, wie 1899 berichtet wurde. Im Bericht über das „Kaiserjubiläums-Fussballturnier“ am 18. September 1898, das kurz nach der Gründung des Ur-Vereins Rapid stattfand, schreibt der Journalist mit Anerkennung über den Neuling der Wiener Fußballwelt:
Die ‚Arbeiter‘ – dies der gekürzte Name der sich Sonntag schon bildete – sind kleine, gedrungene Gestalten, welche mit richtiger Energie und Zähigkeit kämpften und auf die kurze Zeit ihres Bestandes hin vorzüglich spielten
(Allgemeine Sportzeitung 1898, S. 1165).
Nach diesen Zeilen hört man fast die stolzen Rapid-Herzen, wie sie grün-weiß schlagen. Aber kleideten sich die Hütteldorfer Fußballer immer in diese Farben? Recherchieren auch Sie nach der Antwort sowie nach der Geschichte des „Ersten Wiener Arbeiter-Fussball-Clubs“ in unserem digitalen Zeitungslesesaal! Am besten fangen Sie hier an: Allgemeine Sportzeitung 1898, S. 1132.

Blutregen der anschließend zu Kalk wurde - 18.02.1708

Auß Venedig/ von dem II. Hornung. Daß man von Seithen der Republic/ so wohl allen Zeughäussern/ als Schiff=Gebäuen fleissig die Arbeit fortsetze/ umb eine Anzahl Schiffen fertig zu haben/ auffbedörffenden Fall damit außlauffen zu können; Dann man noch eigentlich nicht erfahren/ wohin der Ottomanischen Pforten grosse Außrüstung zihle. Auß Almista/ in Dalmatien/ wáre Bericht einkommen/ daß allda/ den 12. Jenner/ den vierdthalb Stund/ ein Regen gefallen/ so roth an Farb/ und/ da man dessen in einem Geschirr auffbehalten/ andern Tags auff dem Boden eine weisse Materi/ wie ein Kreyden/sich zusammen gesetzt.

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Wiener Zeitung, 18. Februar 1708, S. 4.

Kuhschwanz rettet Kind vor einem Raubvogel - 18.6.1892

Canisfluh, 13. Juni. Letzte Woche stürzte sich bei Schnepfau im Vorsäß Sumberg ein Raubvogel auf einen 10jährigen Knaben und hätte ihn entführt, wenn der Knabe nicht – gerade bei einer Kuh stehend – den Schwanz derselben noch hätte erschaffen können.

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Vorarlberger Volksblatt, 18. Juni 1892, S. 4.

Flucht des französischen Ministers Gambetta - 10.10.1870

Noch immer deuten alle aus den verschiedenen Theilen Frankreichs einlaufenden Nachrichten darauf hin, daß beider steten Zunahme der Gefahren, welche dem Lande von dem auswertigen Feinde bereitet werden, die Uneinigkeit, sowie die Zerfahrenheit im Innern und damit die Unfähigkeit, große rettende Thaten zu vollbringen, nicht im Abnehmen begriffen ist. Jedenfalls müssen es sehr ernste Befürchtungen dieser Art gewesen sein, welche Gambetta bestimmen konnten, seinen Posten in Paris zu verlassen und eine gefährliche Luftfahrt zu unternehmen.

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Neue Freie Presse, 10. Oktober 1870, S. 1.

Nichthutabnehmer-Verbindung - 17.03.1878

Der Nichthutabnehmer-Verbindung sind folgende Herren beigetreten:
Dr. Carl Bresnig, Bürgermeister
A. Fichna, Gymnasialdirketor.
R. Gaupmaun, Professor
W. Pisk, Fabriksbesitzer
G.Girod, Apotheker
B. Schönwetter, Jurist
J. Ornig jr., Bürgerssohn
J.Christl,Steueramtspraktikant
J. Dietrich, Gastwirth
J. Pinteritsch, Bürgersohn
Ernest Zürst, Weingroßhändler
Anton Ronacher, Privatier
J. Bratanitich, Realitätenbesitzer
C. Kasper, Handelsmann
J. Bimeritsch, k.k. Grundbuchsführer i.P.
H. Grün, Privatbeamte
J. Teichmeister, Privatbeamte
J. Czichal, k.k. Grundbuchsführer
Dom. Paskotini, k.k. Major i. P.
R. Sorber, Privatbeamte.
J. Krär. Sorber, Privatbeamte./ J. Kräber, Hausbesitzer
J. Spritzen, Handelsmann.

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Pettauer Wochenblatt, 17. März 1878, S. 14..

Die Scheiterung des Schiffes - 10.03.1831

Ferner ist neu erschienen, und um 6 kr. C.M. zu haben: Die Scheiterung des Schiffes mit Wallfahrern in der Donau, und deren Rettung den Stein und Krems am 5. Julius 1830. Erzählt von mehreren Geretteten und verfaßt von einem Begleiter derselben. Es dürfte dem Publicum nicht unwillkommen seyn, einige sichere Nachrichten von dem bekannten Unglücke der Mariazeller-Wallfahrter zu erhalten; denn man hört oder liest doch gern von Schiffbrüchen in entfernten Gegenden, wodurch Menschen verunglücken, die wir nie gesehen haben; mit wie viel größerem Interesse werden wir von der Scheiterung dieses Schiffes lesen, auf welchem reisende ihre Gefährten verloren haben, und andere aus den Wellen war die durch ein Wunder gerettet wurden. – Diese Schrift soll auch in Zukunft Donaufahrern eine warnende Erinnerung seyn.

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Wiener Zeitung, 10. März 1831, S. 14

Don Juan gegen [...] Sommersprossen - 04.07.1918

Blasses Aussehen u. Sommersprossen verdeckt sofort das gesetzl. gesch. ärztlich anerkannte Don Juan
Gibt sofort sonnenverbrannten Teint. Flasche K 5
J. APPEL. Wien, VIII. Josefstädterstr. 48.
Wiederverkäufer Rabatt.

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Das Interessante Blatt, 4. Juli 1918, S. 16.

Werbung für "Gummibusen" - 14.03.1871

Die „Illustrierte Zeitung“ Nr. 1444 vom 4. März 1871 enthält wörtlich folgendes Inserat: „Notiz für Damen. Derjenigen geehrten Damen, bei d denen die Brustbildung keine starke ist, empfehle ich das allerneueste: Gummibusen, welche je nach der zu wünschenden Brustweite aufgeblasen werden können und die schönste Busenform repräsentieren. Diese Gummibusen sind sehr dauerhaft, leicht anlegbar und geniren den Körper in keiner Hinsicht. Gegen Nachnahme von 3 Thlr. Versende ich solche verzollt. Glücklicher Gatte, dem es einst vergönnt ist, an einem solchen verzollten Gummibusen á 3 Thlr. Ruhen zu dürfen glücklicherer Säugling, der aus ihm seine erste Dauer-Nahrung empfängt!!

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Morgenpost, 14. März 1871, S.2.

Patent-Asbest-Einlags-Sohlen - 19.2.1899

Kein Fussleiden mehr! Keine Hühneraugen, keine Schweissfüsse, keine Verhärtungen, keine Schwielen, keine Frostbeulen, kein Sohlenbrennen. Im Sommer kühl, im Winter warm.
Nach kurzem Gebrauche Erleichterung d. Gehens bei dem, der seine Schuhe mit Dr. Högyes´schen hygienischen Patent-Asbest-Einlags-Sohlen versieht. Preis per Paar 60 kr doppelt starke fl. 120. Versandt nur gegen Nachnahme. So sieht der Fuss aus beim Tragen von Asbest-Sohlen.
Anerkannt und für gut befunden von Sr. kaiserlichen Hoheit dem durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Leopold Salvator, dem kgl. Honvéd-Ministerium und dem emerit. Ministerpräsidenten Sr. Exzellenz Dr. Alexander Wekerle. So sieht der Fuss aus beim Tragen der altgewohnten Brandsohlen.
Asbestwaaren-Fabrik Wien, I. Dominikanerbastei 21 (Ecke franz-Josephs-Quai).

Der obige Beitrag ist der Reintext zu einem Wettbewerbsbeitrag anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Der Floh, 19. Februar 1899, S. 8.

Der Bimpf - 14.01.1900

Der „Bimpf“ Das jüngste Wiener Schimpfwort. Ein Wiener Kind, das nach dreijähriger Abwesenheit zu uns zurückkehrt, kennt die Stadt nicht mehr und kann ihren Dialect nimmer. So unglaublich fleißig wird gebaut, nicht nur in den Straßen, sondern auch in der urwüchsigen Sprache; ein unermüdliches Demolieren bethätigt sich und ein Neuaufrichten, ein Abwelken und Knospentreiben. Das geht in der Sprache stets so geheimnisvoll vor sich, wie im organischen Werden, und ist oft doch nichts weiter als eine Mode, die plötzlich über Alle kommt und gegen die man sich sträuben mag, so viel man will; schließlich wird man doch untergekriegt. Vor Allem gilt das von den Schimpf und Spottworten, die in Wien eine richtige Saisonwaare sind. Zuerst ein Kennzeichen der Schichten, die besonders stark mit dem „Erdgeruch“ parfümirt sind, bringen sie sehr bald in die „besseren Kreise“ empor. Der Herr Graf liebt es ja gewöhnlich, möglichst genau so zu sprechen, wie sein Fiakerkutscher. Das neue befremdliche Wort wird auf einmal zur wahren Wiener Epidemie. Aber nicht zur Endemie! Es kann sich in diesem Boden nicht virulent erhalten. Jetzt gilt es als haute nouveauté und in einem halben Jahre schon als veraltet und von einer neuen „Creation“ überholt, und kein wirklich moderner Wiener, der mit seiner Zeit vorwärts zu schreiten gewöhnt ist, wird ihm mehr die Ehre des täglichen Gebrauchs erweisen. So ein letztes Product der schöpferischen Volksseele stellt die Bezeichnung „Bimpf“ vor. Das sicherste Zeichen seiner unumschränkten Herrschaftsgewalt liegt schon in dem Umstand, daß es ohne Gebrauchsanweisung von jedem Autochthonen vollkommen sinngerecht verwendet wird, obwohl doch Keiner seine etymologische Herkunft kennt und bei dem Versuch einer Definition sich wahrscheinlich schwer blamieren würde.
Eine Summe von Beleidigungen enthält es, sie können jedoch nicht gerichtsordnungsmäßig gefaßt werden, und die Stufenleiter der Begriffe, die es auszuschlagen vermag, ist nicht geringer, wie etwa bei dem Worte „Kerl“. Das den blutigen Schimpf und – im lieben, oder herzigen Kerl – die schmeichelhafteste Liebkosung bedeutet. Da sein Sinn etymologisch nicht einzufangen ist, so macht ausschließlich der Ton die Musik. Man wird vielleicht gut daran thun, das curiose Wort als ein onomatopoetisches anzusehen, ja, sobald man es einigemale hintereinander anspricht, kommt man zur festen Überzeugung, daß es seinen Sieg über die anderen Wiener Schimpf und Spottworte und seine derzeitige Alleinherrschaft nur seiner drolligen Klangwirkung und großen Modulationsfähigkeit verdankt.
Was ist ein „Bimpf“? Er kann blos passiv sein, oder schon bornirt, langweilig, schwerfällig, unsympathisch bis zur Unausstehlichkeit, andererseits kindlich, übertrieben gutmüthig, leicht herumzukriegen und daher schutzbedürftig. Nicht nur auf geistige Qualitäten bezieht sich die Bezeichnung, sondern auch auf körperliche. Bei den Radlern ist jeder schlechtere Fahrer, der schwer nachkommt, ein „Bimpf“.
Da soll sich ein Mensch zurechtfinden! Just dieses Unbestimmte und mannigfaltige Ausdrucksvermögen dürfte aber dem Worte dazu verholfen haben, die sonstigen Wiener Specialitäten ähnlicher Art außer Gefecht zu setzen. Was wir früher von dieser Sorte besaßen, sprach seinen Inhalt viel zu klar aus, war demnach nur für bestimmte Eventualitäten verwendbar. Das unbegreifliche Wort „Uiwidl“ etwa ausgenommen. Das besaß infolge seiner Unverständlichkeit gewiß auch Expansionskraft, aber nicht die erforderliche Prägnanz, nicht den schönen, runden Klang, wie der ebenso komische „Bimpf“. Die übrigen, zur Vergangenheit angehörigen Ausdrücke, die nur mehr den Vertretern der höheren Jahrgänge ausnahmsweise entschlüpfen, ermangelten allzusehr der Undeutlichkeit, die bei vorsichtigen Leuten den Hauptwerth eines jeden Schimpfwortes ausmacht, oder der Universalität. Ueber den tieferen Sinn von „Locherl“ oder „Sumper“ - der später in „Sumfenbacher“ und „Surm“ ver) ballhornt wurde – ließ sich, unter Wienern wenigstens, kaum streiten. „Sumper“ und „Sechter“, diese Hohlmaß-Bezeichnungen, sind nur Synonyme für alle „Bladen“, für die Besitzer eines „Margarinbauches“ oder „Bachhendl=Gottsackers“. Zur selben Kategorie der beschränkten Verwendbarkeit gehört der „Heamberl“, aus „Heamber=(Himbeer)Treansch“ entstanden, der nur Einem mit rothem Gesicht (also einem Süffling) entgegengeschleudert werden konnte. Der „Grasel“, der Name des mährischen Räuberhauptmanns, so wie der „Beutel“ – Kürzung von „Beutel schneider“, das heißt ein Dieb, der die Leute durch Aufschneiden des Geldbeutels bestahl – waren die aufgelegten Insulten. Der „Thäddl“ ist der Einfältige Thaddäus (der Ahne des „dummen August“) aus der Altwiener Hanswurstkomödie. Den Thaddädl hatte sich der zu Beginn des vorigen Jahrhunderts hochberühmte Wiener Vorstadtkomiker Anton Hasenhut – den Iffland als den besten Peter in „Menschenhaß und Reue“ erklärte und über den Grillparzer so herzlich lachen konnte, wie sonst über Niemanden – als stereotype Figur zurechtgelegt. Natürlich beeilten sich die Possenschreiber von Anno dazumal, dem beliebten Darsteller möglichst viele „Thaddädln“ auf den Leib zu dichten und ihm in jedem Stücke Gelegenheit zu geben, möglichst täppisch zu sein. Hasenhut war der „Täpp“ par excellence und machte damit in Wien auch dieses Schimpfwort volkstümlich Der „Täpp“ hat einen nahe verwandten Vetier im „Blödidl“, sowie im „Ampumperer“, in dem Menschen, der infolge seiner Ungeschichtlichkeit überall anstößt, so daß es „pumpert““. Die Liste der zugrunde gegangenen oder um Absterben begriffenen Wiener Dialectinjurien ließe sich ohne sonderliche Mühe noch bedeutend vergrößern: es wäre damit jedoch nichts weiter zu erweisen, als was schon aus dem vorstehenden Auszug hervorgeht: die Überlegenheit de „Bimpf“. Man hat vor nicht langer Zeit mit Recht behaupten dürfen, Wien sei keine Stadt, sondern ein Complex von zahlreichen „Gründen“ ohne gemeinsame Sprache, denn der Brigittenauer verstand thatsächlich den Dialect der „Lamgruab´n“ schwer oder gar nicht. Das ist nun freilich anders. Die Bezirke haben ihr specifisches Dialecteigenthum aufgegeben. Groß=Wien wird von demselben Wort durchflutet; überall, in der City, wie an den äußersten Theilen der Peripherie steht der „Bimpf“ in Ansehen und Würde, das neueste Erkennungszeichend des Wieners. Was gilt die Wette: Der „Bimpf“ wird auch halb ein Exportartikel werden, so wie seinerzeit das „Gigerl“ des Collegen Pößl; Er besitzt alle Eignung, sich die deutsche Gemeinbürgerschaft zu erobern.
Und wer´s nicht glaubt, der ist – ein „Bimpf“! Der obige Beitrag ist der Reintext zu einem Wettbewerbsbeitrag anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Neues Wiener Journal, 14. Jänner 1900, S. 5.

 

Die Partie des Obersten - 24.07.1872

„Die Bedienten des Grafen L…. erstaunten, als sie vorletzten Donnerstag um 8 Uhr in das Zimmer ihres Herrn im Schlosse von Montavert traten. Die Möbel waren in großer Unordnung. Der Tisch streckte die Füße in die Luft, die umgestürzten Foteuils verbarrikadirten den Eingang. Das Erstaunen steigerte sich, als der Groom zwei Menschen entdeckte, die sich eng umschlungen hielten. „Der Herr Graf“, schrie er, „er ist todt.“ Es blieb die Person des anderen Opfers eines offenbar sehr mysteriösen Vorfalles zu konstatieren. Der Mann, welcher so sonderbar von dem Grafen umschlungen war, schien nicht mehr als 30 Jahre zu zählen, aber eine Seite seines Haarwuchses war vollständig weiß. Er war nicht todt und die angewendeten Mittel riefen ihn bald wieder zum Bewusstsein zurück. Er erzählte den Vorgang folgendermaßen: „Der Graf L….., Oberst der Artillerie, hatte bei Waterloo in Folge der Entladung eines Geschützes, das er selbst in Ermangelung von Jemand Anderem bediente, beide Arme verloren. Er tröstete sich über den Verlust seiner Gliedmaßen; nur eines schien ihm schrecklich, nämlich, dass er nicht mehr seine Partie Piquet machen konnte. Um seine Hände zu ersetzen, setzte er sich mit allen möglichen Mechanikern in Verbindung; endlich verfertigte ihm ein englischer Orthopädist zwei wunderbar gelenkige Arme. Die Hände waren beweglich gemacht durch einen sinnreichen Mechanismus, der es den Fingern ermöglichte, die Karten zu halten und zu markiren. Es fehlte nichts mehr zum Piquetspiel. Der alte Graf zog sich in sein Schloß Montavert zurück und knüpfte Freundschaft mit dem Baron W….., einem Land=Nachbar und enragirten Spieler, der jeden Abend seine Partie mit dem Obersten machte. Die Partie zog sich bisweilen sehr lange hinaus, alsdann gingen die Bedienten schlafen. Was sich an diesem Abend ereignet, war folgendes: Die beiden Partner hatten mit einer Partie nach der anderen die Nacht zugebracht. Ermüdet hatte der Baron dem Andringen des Obersten sich widersetzt, welcher absolut „La Belle“ machen wollte. Er erhob sich plötzlich und wendete sich zur Thüre; der Graf L…. verfolgte ihn und entschlossen, ihn zurückzuhalten, ergriff er ihn beim Arm. Ein plötzlicher Krach, gleichzeitig ein Schrei der beiden Spieler, die künstlichen Arme des Obersten preßten die Brust des Barons derart, daß seine Arme vollständig gelähmt wurden. Alle seine Versuche, sich frei zu machen, blieben fruchtlos, der Mechanismus der Gelenke war gebrochen. Der Oberst brüllte über seine Ohnmacht, seine Muskeln zogen sich zusammen, seine Augen schlossen sich, ein heiserer Schrei entrang sich seiner Brust und er stürzte auf den Boden, vom Schlage getroffen. Der Körper des Grafen hatte den Baron mitgerissen, welcher die Nacht in den künstlichen Armen zubrachte – in furchtbarem Schrecken, Gesicht an Gesicht mit dem im Tode entfärbten Antlitz, dessen Mund ein ekelhafter Geruch entströmte. In diesen Stunden war die eine Seite des Kopfes grau geworden.“ So erzählt ein französisches Blatt seinen Lesern.

Der obige Beitrag ist der Reintext zu einem Wettbewerbsbeitrag anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Innsbrucker Nachrichten, 24. Juli 1872, S. 5.

Der Hetzfilm Chaplins - 04.02.1941

Der Hetzfilm Chaplins, „Der Diktator“, erlebte auch in Mexiko das größte finanzielle Fiasko.

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Wiener Neueste Nachrichten, 4. Februar 1941, S. 2

Adolf Gans Bettfedern - 17.08.1911

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Bettfedern
ganz neu geschliffen, von grauen Gänsen, ½ Kilo K 1.40, versendet ProbePostrollo
zu 5 Kilo, auch mehr, gegen Postnachnahme, eine große Flaumentuchent K 16, Halbflaumentuchent K 12.80, Federtuchent K 10, weiße, geschliffene Federn K 2.40, Halbflaumen K 3, Prima K 4, graue Flaumen K 3.20, hochfeine weiße Flaumen K 8, alles billiger als überall und sicher neu. Polsterritten K 1, Tuchenritten K 3.
Erste böhmische Bettfedern-Niederlage, Detail-Abteilung von Adolf Gans, Wien, Hernals, Ottakringerstrasse 48-49, im Gassenladen. En gros-Verkauf im Hofe rechts.
Filialen: Tiefer Graben 11 und Mariahilf, Amerlingstraße 8. Weniger als 2 Kilo werden nicht versendet.
Briefadresse: Adolf Gans, Wien, XVII/1.
Warnung vor Irreführung! Bitte den Namen und die Adresse genau zu beachten.
Adolf Gans.

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Linzer Volksblatt, 17. August 1911, S. 11

Kuriose Steuern - 14.11.1908

Im Tiroler Landtage hat man sich jüngst die Köpfe zerbrochen, um neue Steuern ausfindig zu machen. Und der deutsche Reichstag fand auf dem Tische der Gaben, die ihm die Reichsregierung bei der Eröffnung einer neuen Sitzungsperiode einzubescheren pflegt, diesmal ein besonders peinliches Angebinde, ein ganzes Bukett von Steuervorschlägen. Seit Jahr und Tag hat es dort an den seltsamsten Vorschlägen einschließlich der Junggesellen und Jungfernsteuer nicht gefehlt. Unwillkürlich denkt man an jene Zeiten zurück, in denen Hof und Finanzräte eine heute geradezu lächerlich anmutende Phantasie in der Entdeckung neuer Objekte für die Steuerschrauben im heiligen römischen Reich deutscher Nation entwickelten. Man braucht aber keineswegs bis auf die Zeiten vor dem Reichsdeputationshauptschluß zurückzugreifen, um Steuerkuriosa der wunderlichsten Art ausgraben zu können. Als ein ergötzliches Beispiel bietet sich aus der jüngsten Vergangenheit die durch das Emdener Gericht erfolgte Beurteilung eines ostfriesischen Landwirtes zu sechs Mark Geldstrafe, weil er entgegen einer landräthigen Verfügung aus dem Jahre 1897 seiner Verpflichtung, alljährlich zwölf Sperlingsköpfe der Ortsbehörde abzuliefern, nicht nachgekommen war. Diese Sperlingssteuer stützt sich anscheinend auf einen in Mylius, Corpus institutionum mar-chicarum, Band V, Teil III, Seite 378, abgedruckten Erlaß König Friedrich Wilhelms I. aus dem Jahre 1731, der die väterliche Bevormundung durch den allmächtigen Polizeistaat in so komischer Beleuchtung zeigt, daß er wert ist, wenigstens im Auszuge wiedergegeben zu werden. „Demnach seine Königl. Majestät in Preußen Unser Allergnädigster Herr aus den zeithero eingelaufenen Zeitungsberichten wahrgenommen, welchergestalt von dem Landmann große Klage geführt wird, daß die Sperlinge sich so sehr gemehrt und den Feld sowohl als Gartenfrüchten großen Schaden täten, so haben Höchstgedachte, Seine königl. Majestät allergnädigst resolviret und gut befunden, das wegen Ausrottung und Vertilgung der Sperlinge unterm 11. Dezember 1721 emantierte Edikt zu renovieren und verordnen andurch allergnädigst und zugleich ernstlich, daß in jedem der Untertan sowohl in den Städten als auf dem platten Lande, sich die Ausrottung der Sperlinge mit allem Fleiß und Ernst angelegen sein lassen und ein jeder Einwohner, so ein Gut oder Acker besitzet in den Landstädten zwey Köpfe und ein H…… oder Bauer zwölf, ein Kossäthe acht und ein anderer Einwohner auf dem Lande als Einleger, Schäfer, Hirte, Müller sechs Sperlingsköpfe zwischen Johannis und Michaelis jeden Jahres an die Obrigkeit abzuliefern schuldig und gehalten seyn oder anderen Statt einen Dreyer zur Armenkasse des Ortes erlegen solle. Es wird sämtlichen Landräten, Commissariis locorum, Magistraten, Beamten und Gerichtsobrigkeiten, auch insbesondere dem Fisco hiermit aufgegeben, dahin zu sehen, daß dieser heilsamen Verordnung überall gehörig nachgelebet und zum Effekt gebracht werde usw.“ Auch in Kurmainz gab es eine Sperlingssteuer in der Höhe von sechs Köpfen dieser nichtsnutzigen Gassenjungen der Vogelwelt, die jeder Eigentümer eines bewohnten oder unbewohnten Hauses alljährlich herbeischaffen mußte, wenn anders er nicht für jeden fehlenden Sperlingskopf mit einem Groschen gepönnt werden wollte. Minder gemein als eigennützig erscheint demgegenüber ein Ukas des Markgrafen Friedrich Magnus von BadenDurlach, der anordnete, daß sämtliche erwachsenen männlichen Untertanen Serenissimi Wachdienste zu leisten hätten, sich aber durch eine Abfindungssumme von der lästigen Pflicht befreien könnten. Wenig später schien ihm aber dieser Wachtdienst nicht prompt genug zu funktionieren. Er stellte deshalb Berufswächter an, die aus der allgemeinen Staatskasse besoldet wurden, erhob trotzdem die Abfindungssummen weiter fort und zwang seine Durlacher demungeachtet noch zu weiteren Wachtdiensten. Förderung der allgemeinen Volksbildung und Steuerpolitik wußte ein Fürstenberger sehr genial mit einander zu verbinden, indem er einen amtlichen Kalender herausgab, den jeder kaufen mußte, wenn er sich nicht von diesem Zwange durch eine Steuer von zehn Talern befreien wollte. Herzog Karl Alexander von Württemberg aber, der Vater des durch die Schubarttragödie bekannten Karl Eugens, verbot, als er schon in die Netze des berüchtigten Süß Oppenheimer geraten war, den Handwerksburschen das Wandern, um ihnen, sobald sie Meister geworden waren, unter dem Titel eines „Dispensgeldes“ hohe Summen abzunehmen, weil sie keine Wanderjahre durchgemacht und damit großer Mühseligkeiten und Ausgaben überhoben worden seien. Zu allen Zeiten haben diejenigen Steuern, die sich gegen Luxus und Schwelgerei richten, eine reich beschickte Requisitenkammer des unfreiwilligen Humors gebildet. Nach einer Verordnung vom Jahre 1399 hatten diejenigen, die in der Gewerksversammlung der „Altflicker“ im mittelalterlichen Berlin so viel aßen, daß sie es wieder von sich geben mußten, einen Geldbetrag zu zahlen, der nicht als Strafe, sondern als Steuer betrachtet wurde. Kurfürst Joachim II. von Brandenburg erließ 1565 eine Spielsteuer, laut welcher der den Betrag von 300 Gulden übersteigende Überschuß verspielten Geldes und noch einmal so viel von seiten des Gewinners an den Landesherrn zu zahlen war. Eine Aera des größten Steuerdruckes war die Regierungszeit des Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg, des nachmaligen ersten Preußenkönigs, der unmittelbar nach seiner Thronbesteigung sämtlichen Beamten eine zehnprozentige Einkommensteuer auferlegte und 1691 die Generalkopfsteuer ausschrieb, die ohne Ausnahme jeden Bewohner des Landes traf und – um ein Beispiel anzuführen – selbst die mittellose Tagelöhnerin und das ärmste Gänsemädchen mit vier Groschen belastete. Allerdings legte der Kurfürst auch sich selbst den Betrag von 4000 Taler und seiner Gemahlin einen solchen von 2000 Talern als Steuer auf, er erfand aber noch eine große Anzahl anderer Steuern, die Zorn und Spott erregten. Er besteuerte die Kutschwagen, weil sie das Pflaster seiner Residenz ruinierten und zog für das Tragen von Perrücken den sechzehnten Teil ihres Anschaffungspreises, mindestens aber drei Taler pro Jahr ein. Auch die Damen mußten das Tragen von Fontangen, entsetzlich hohen Hauben, gegen die von allen Kanzeln Krieg geführt wurde, mit einer Jahresteuer von einem Taler büßen und der gleiche Betrag war von denjenigen zu entrichten, die goldne und silberne Stickereien auf den Kleidern trugen. Zur besseren Steuerkontrolle wurden die Perrücken, gleichviel ob sie im Inland angefertigt waren oder von außen eingeführt wurden, von der Behörde abgestempelt, und es war nun Sache der an den Toren postierten Akzisebeamten, alle in die Stadt eingebrachten Gegenstände nach ungestempelten Perücken zu untersuchen. Auch auf der Straße waren die Leute nicht sicher davor, daß die Beamten ihnen die Perücken vom Kopfe rissen, um sie auf gehörige Abstempelung zu untersuchen. Vom Jahre 1704 aber wurden durch den festfrohen König auch Steuern auf die unentbehrlichsten Kleidungsstücke gelegt. Die Schuhmacher mußten das zugeschnittene Leder vor der Verarbeitung auf die Akzise zur Abstempelung bringen und unnachsichtlich trieb man von Schuhen, Stiefeln und Pantoffeln, Strümpfen, Hüten und Handschuhen die Steuer von einem Groschen pro Stück ein. Wer Kaffee, Tee und Schokolade trinken wollte, mußte sich die Erlaubnis hierzu für den jährlichen Betrag von zwei Talern erkaufen, wofür er eine Quittung erhielt, die bei den häufigen Revisionen der Beamten in den öffentlichen Kaffeehäusern und Tabagien als Legitimation diente. Das größte Kuriosum aber war die Jungfrauensteuer, die zwar nicht nach den physiologischen Kriterien, sondern von allen weiblichen Personen jedes Standes, die im Alter von 20 bis 40 Jahren unverheiratet waren, im Betrage von vierteljährlich sechs Groschen erhoben wurde. Nicht einmal die Schweineborsten blieben unversteuert, wenngleich auch die Erfindung dieser Steuer nicht auf das Konto des Königs, sondern des Kommerzienrates Kreutz zu setzen ist. Es war verboten, den Schweinen die Borsten abzuschneiden, die um Johanni ausgerauft werden mußten, damit sie nicht ausfielen und zu Grunde gingen. Die ausgerauften Borsten wurden dann an Fäden gebunden und an Beamte des Königs abgeliefert, bei denen die Bürstenbinder ihren Bedarf decken mußten. Wehe dem Maurer, der im Winter ein selbst gemästetes Schwein schlachtete und sich etwa einfallen ließ, aus den ihm doch unzweifelhaft gehörenden Schweineborsten einen Maurerpinsel zum eigenen Gebrauch zu machen. Er konnte sich wegen Monopolsbruches im Entdeckungsfalle auf eine unsinnig hohe Geldstrafe gefaßt machen, von der schon der Denunziant allein zehn Taler erhielt. Ämtersteuern, wie sie König Friedrich Willhelm I. zugunsten seiner Rekrutenkasse einführte, indem jeder, der ein Amt, eine Standeserhöhung, ein Titel oder ein Privilegium erhielt, eine bedeutende Summe erlegen mußte, waren in allen Ländern gang und gäbe und führen noch heute hier und da ihr Dasein, wo es einen gewaltigen Unterschied für den Dekorierten macht, ob er einen Orden oder eine andere Auszeichnung, wie die Nobilitierung, die doch eigentlich eine Ehrung durch den Landesherren bedeuten, „mit Nachsicht der Taxen“ erhält oder nicht. Dagegen sind die Steuerexperimente, die Friedrich der Große mit dem Kaffee und den Kaffeetrinkern vornahm, ein Musterbeispiel für die Finanzpolitik vergangener Zeiten. Weil die Erhöhung des auf dem Kaffee liegenden Einfuhrzolles nicht den finanziellen Erwartungen entsprach, erließ der König am 21. Jänner 1781 eine neue Kaffeeordnung, die den privaten das Kaffeebrennen bei hoher Strafe verbot. Erlaubnis hiezu wurde nur in den Städten den Adeligen, den Offizieren, den Geistlichen, den Mitgliedern der Landeskollegien und einigen Hofleuten erteilt. Hatten sie sich beim Akzisamt um einen Groschen einen Erlaubnisschein gelöst, so konnten sie sich Rohkaffee in den königlichen Niederlagen zum Brennen im eigenen Hause zum Preise von neun Groschen das Pfund kaufen, mußten aber im Jahre mindestens 20 Pfund verbrauchen. Alle anderen Kaffeetrinker waren darauf angewiesen, gebrannten Kaffee zu kaufen, der in Blechbüchsen mit 24 Loth Inhalt um einen Taler erhältlich war. Infolge des hohen Preises entstand ein umfangreicher Kaffeeschmuggel, der, weil gebrannter Kaffee nicht transportfähig ist, in rohem Zustande gepascht wurde. Eines Tages ritt Friedrich über die Jägerstraße und wurde auf eine Schar Menschen aufmerksam, die sich lachend und johlend um einen Anschlag am Fürstenhause drängte. Der zur Erkundigung entsandte Adjutant kam sichtlich verlegen zurück und meldete dem König auf dessen Drängen, daß dort eine beißende Karrikatur Friedrichs an der Wand hänge, worauf der König selbst hinritt, um sich auf einem Schemel sitzend abgebildet zu sehen, mit einer ungeheuren Kaffeemühle zwischen den Knien. Der alte Fritz war verständig genug, die Sache von der humoristischen Seite zu nehmen und gab den zum geflügelten Wort gewordenen Befehl: „Niedriger hängen, damit sich die Leute nicht den Hals auszurenken brauchen.“

Der obige Beitrag ist der Reintext zu einem Wettbewerbsbeitrag anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Innsbrucker Nachrichten, 14. November 1908, S. 17.

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Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Das Interessante Blatt, 25. Juni 1896, S. 16..

Ein seltsamer Absturz im Kaisertale - 27.06.1907

Auf der Stripsenjochhütte hatte eine Dirne ein Weinfaß zu reinigen. Sie trug es mit der Öffnung des entfernten Bodens vor sich hinaus bis an den Rand des Platzes vor der Hütte. Dort stolperte sie, das Faß fiel zu Boden und sie stürzte sonderbarerweise mit dem Kopf in das Faß hinein. Das Mädchen wurde natürlich mitgegriffen. Instinktiv zog sie die Füße an sich und so flog das Faß mit ihr über Stock und Stein hinab, bis es im Graben bei der Stripsenalm an einem Felsen zersprang. Der Senner, der den Knall gehört hatte, kam heraus und sah zu seinem Staunen eine hübsche junge Dirne aus dem zerschellten Weinfaß hervorkrabbeln. Ob sie vom Himmel kam oder woher, war ihm ein Rätsel, bis sie wieder zum Bewußtsein kam, und sagte, sie sei vom Joch-Haus „aba purzl´t“ . Glücklicherweise kam sie ohne besonderen Schaden davon.

Der obige Beitrag ist der Reintext zu einem Wettbewerbsbeitrag anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Innsbrucker Nachrichten, 27. Juni 1907, S. 4.

Der Roman eines Schweines - 19.07.1905

Vor einer Woche entlief einer Pradler Fleischhauer in der Reichenau ein Schwein, sprang in den Inn, schwamm hin und her und wurde zuletzt von der reißenden Strömung hinab, gegen Egerdach zu, getrieben. Der Fleischhauer war der Meinung, das Tier sei ertrunken. Aber auf einmal hieß es, daß in den dicht bebuschten Inseln, die der Inn bei den Egerdacher Erlenauen bildet, ein wildes Schwein sein Unwesen treibe. Verschiedene Personen wollten es gesehen haben. Später versuchten ein paar Bauern aus den Egerdacher Höfen das Schwein zu fangen. Es schwamm jedoch jedesmal über den Inn, wenn sie die Insel betraten. So gaben sie ihre fruchtlosen Versuche auf. – Allein die Kunde von dem wilden Schwein drang auch zu Ohren des genannten Pradler- Fleischhauermeisters, der nun sofort ahnte, daß es sich um sein Schwein handle. – Sonntag um 3 Uhr früh schickte er seine Burschen mit einer Büchse und mit den nötigen Messern in die Egerdacher Auen. Diese durchwateten den Innarm und fanden das Schwein schlafend auf einer Sandstrecke liegen. Ein wohlgezielter Schuß streckte das Tier nieder. – So endete auf tragische Weise der Roman eines Schweines, das die unglückliche Idee hatte, eine Robinsonade aufführen zu wollen.

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Innsbrucker Nachrichten, 19. Juli 1905, S. 3.

Ländliche Schamhaftigkeit - 11.07.1905

Unsere Leser entsinnen sich gewiß noch des ergötzlichen „Eingesendet“, in welchem erzählt wurde, wie eine Familie von Sommergästen in Aldrans am Sonntag den 25. Juni von einem Ortsansässigen gröblich beschimpft wurde, weil dieses an dem Anblicke der mit geschlossenen Höschen und Socken bekleideten, also nur an den Knieen nackten Beinen eines noch nicht zweijährigen Kindes Anstoß nahm. Die betreffende Äußerungen einer gekränkten zartfühlenden Seele wissen unsere Leser sicher noch. Am Samstag wurde nun der Herr Schneidermeister und Gemeinderat Josef Thum wegen dieser Aeußerungen gerichtlich zur Verantwortung gezogen und erhielt eine Geldstrafe von 30 Kronen oder den entsprechenden Arrest zu freier Wahl zudiktiert. Bezüglich des Ausdrucks „Fack´n“ suchte er sich damit zu rechtvertigen, daß man am Land nicht so heiklich sei mit derlei Ausdrücken“.

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Innsbrucker Nachrichten, 11.07.1905, S. 6.

Eine Auerhenne im Geschäftslokal - 17.04.1905

Aus Hall wird uns unterm 16. D. M. berichtet: Heute früh zirka 7 Uhr war die VerKäuferin der Tabakhaupttrafik am oberen Stadtplatz gerade mit dem Auskehren des Ladens beschäftigt, weshalb sie die Türe offen stehen hatte. Plötzlich flatterte ein großer Vogel in das Lokal. Die Verkäuferin, welche glaubte, eine Henne vor sich zu haben, fing den Vogel ohne große Mühe und sperrte ihn in eine Kiste. Wie es sich nun herausstellt, ist es eine große, sehr schöne Auerhenne, Es fanden sich gleich eine Menge Leute ein, um sie anzuschauen, und der Besitzer, Herr Schlögl, machte dabei ein gutes Zigarrengeschäft. Wie die Auerhenne mitten in die Stadt und in den Laden kam, ist umsomehr ein Rätsel, als es in den angrenzenden Revieren sehr wenig Auerwild gibt. (Ehrung.) aus Hall, 16. d. M. schreibt man uns: Der Statthalter hat den Fabriksarbeiter Josef Beinstingl von hall die Medaille für 40jährige treue Dienste zuerkannt. Diese wurde nun heute dem ehrenwerten Mann, welcher eigentlich schon 51 Jahre, und zwar vom 11. Oktober 1852 bis 1903 dient, vom Herrn Bürgermeister Faistenberger im Beisein der Fabriksbesitzer Bechtold mit einer Ansprache überreicht, worin der Redner auch hervorhob, daß es ihm eine große Freue bereite, einen so treuen und redlichen Dienstboten mit der Auszeichnung des Kaisers zu schmücken, umsomehr als dies der erste Fall in seiner Amtstätigkeit sei. Auch die Herren Bechtold beglückwünschten und dankten demselben.

Der obige Beitrag ist der Reintext zu einem Wettbewerbsbeitrag anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Innsbrucker Nachrichten, 17. April 1905, S. 4.

15. Dezember 1858

Ausschnitt aus der Wiener Zeitung vom 14. Dezember 1858, S.12. ANNO/ÖNB

Am 15. Dezember 1858 eröffnete die k.k. privilegierte Kaiserin Elisabeth-Bahn mit der Verbindung Wien – Linz ihren ersten Streckenabschnitt.

Die Wiener Zeitung druckte am Vortag eine Kundmachung über die Eröffnung, sowie den Fahrplan und die Fahrpreise ab Wien.
Über die Geburtsstunde der in den folgenden Jahren nach Salzburg und darüber hinaus verlängerten Westbahn berichteten auch die Innsbrucker Nachrichten am 15. Dezember 1858, sowie am 16. Dezember 1858 die Morgen-Post und Die Presse.

Trotz der, für heutige Verhältnisse doch recht stolzen, Fahrtzeit von 7½ Stunden von Wien nach Linz eröffnete die neue Bahnverbindung ganz neue Möglichkeiten für die Verbreitung von Tageszeitungen, die auch sofort genutzt wurden. So schreibt Die Presse am 15. Dezember 1858 auf dem Titelblatt:
Heute, am 15. December, wir der Betrieb auf der Westbahn zwischen Wien und Linz für den Personen- und Eilgut-Verkehr eröffnet. In Folge dessen werden unsere Abonnenten in den Stationsorten diese Bahn die „Presse“, statt wie bisher die zweite Ausgabe am nächsten Tage, die erste Ausgabe noch am Tage des Erscheinens erhalten, u. z. können die Blätter in St. Pölten bereits um 9½ , in Melk um 10½, in Pöchlarn um 10¾ , in Amstetten um 12¼ Uhr Vormittags, in Enns 1¾ und in Linz um 2½ Uhr Nachmittags ausgegeben werden.

Eine Exhumierung in Obervinschgau - 06.02.1902

Ein gewisser Ludwig Wilhelm, Fuhrknecht vom Stifte Marienberg in Obervinschgau, den man voreinigen Wochen beerdigt hat, muss jetzt wieder ausgegraben werden. Man fand nämlich ein Testament des Todten, worin derselbe über 1000 K verfügt. Dieses Geld konnte nicht entdeckt werden. Die mit der Aufbahrung der Leiche betrauten Personen gestanden, dass sie die Taschen des Todten nicht untersucht haben, sodass die 1000 K wahrscheinlich mit ihrem Eigentümer begraben worden sind.

Der obige Beitrag ist der Reintext zu einem Wettbewerbsbeitrag anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Innsbrucker Nachrichten, 6. Februar 1902, S. 4

Ein Bäuerlein vor dem Obersten Gerichtshof - 22.12.1897

Zwei feindliche Nachbarn in einem Dorfe nächst Wiener=Neustadt hatten einen Streit, wobei der eine, Johann Ebenführer, seinem Gegner einen Schlag mit der Haue auf den Kopf versetzte. Er wurde mit Rücksicht auf die gefährliche Waffe wegen schwerer Körperverletzung zu vier Monaten Kerkers verurteilt. Kürzlich vertrat er persönlich die Nichtigkeitsbeschwerde vor dem Obersten Gerichtshof, der unter Vorsitz des Präsidenten Dr. v. Stremayr tagte. Als er aufgefordert wurde, die Beschwerde zu begründen, machte Ebenführer einen Kratzfuß und begann über den bösen Nachbar zu klagen, bis ihn der Präsident mit den Worten unterbrach: „Setzen Sie sich nur ruhig nieder, wir werden schon sehen, was zu machen ist!“ Während der Berathung faltete das Bäuerlein die Hände und betete ein Vater unser nach dem andern, bis der Gerichtshof eintrat. Der Präsident verkündete, dass die Beschwerde als gänzlich unbegründet zurückgewiesen werde, allein das Urtheil aufgehoben und der Angeklagte bloß wegen leichter Körperverletzung zu acht tagen Arrests verurtheilt werde, weil eine Haue kein solches Werkzeug sei, mit dem gemeiniglich Lebensgefahr verbunden sei. Der Präsident mußte beim angeklagten wiederholen, dass er acht Tage Arrests anstatt der früheren Strafe erhalten habe. Daraufhin eilte der Bauer zu den Stufen der Gerichtsestrade, fiel auf die Knie und dankte athemlos vor Freude dem Präsidenten. Dieser winkte ihm, aufzustehen und im Vorsaale schon wusste das Bäuerlein stolz zu erzählen, was es eben beim Obersten Gerichtshof „ausgerichtet“ habe.

Der obige Beitrag ist der Reintext zu einem Wettbewerbsbeitrag anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Innsbrucker Nachrichten, 22. Dezember 1897, S. 2

Mißglückte Strangulirung eines Elephanten - 31.08.1889

Im zoologischen Garten in Berlin sollte dieser Tage ein bösartiger gefährlicher Elephant durch den Strang hingerichtet werden. Dem Thiere wurde eine Schlinge aus einem ¾ zölligen Drahtseile um den Hals gelegt und das Drahtseildurch einen eisernen Ring aus dem Käfig in die Freie geführt, wo 42 Mannmit Flaschenzügen die Schlinge zuzuziehen versuchten. Aber schon beim ersten Versuch drückte der Elephant so stark gegen das Drahtseil, daß es brach, und promenirte dann gemüthlich, als ob nichts geschehen wäre, in seinem Käfig hin und her. Die Tödtung wurde vorläufig aufgegeben, bis ein probateres Mittel gefunden ist.

Der obige Beitrag ist der Reintext zu einem Wettbewerbsbeitrag anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Innsbrucker Nachrichten, 31. August 1889, S. 5

Eine Millionärin mit einem Totenkopf - 09.07.1869

Irgend ein Spaßmacher scheint in Innsbruck und Umgebung das Märchen verbreitet zu haben, hier im „österreichischen Hofe“ wohne seit längerer Zeit eine Engländerin, welche dem kanonischen Alter zum mindesten schon sehr nahe, so häßlich, daß ihr Haupt einem Todtenkopf ähnlich, dabei aber sechsfache Millionärin und ganz besonders darauf kaprizirt sei, einen Tiroler zu heiraten. Man sollte es kaum glauben, aber es ist doch so, daß die männliche heirathslustige Menschheit aus der Umgebung in nicht geringer Anzahl diese Geschichte für bare Münze nahm, sich im Hinblicke auf die Entschädigung durch die angeblichen sechs Millionen über den Widerwillen gegen den „Todtenkopf“ muthig hinwegsetzte und beim „österreichischen Hof“ Nachfrage hielt, ob die vakante Stelle nicht etwa schon besetzt sei. Unter den 50-60 Brautwerbern, die sich im Verlaufe von einigen Wochen in unerschrockener Weise über den „Todtenkopf“ mit sechs Millionen erkundigten, soll insbesondere Hall ein bedeutendes Kontingent aus dem Civil und Militär gestellt haben, und es soll auch vorgekommen sein, daß einzelne, besonders geeignete Werber im „österr. Hofe“ noch einen zweiten „Aufsitzer“ zu bestehen hatten, indem man sie mit dem Bedeuten in noch ein anderes Haus schickte, daß dort der Bevollmächtigte der reichen Engländerin zu treffen sei, und richtig ließen sie sich in ihrem Verlangen nach Millionen ein zweites Mal foppen. So erzählt das hiesige „Tagblatt“.

Der obige Beitrag ist der Reintext zu einem Wettbewerbsbeitrag anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Innsbrucker Nachrichten, 9. Juli 1869, S. 5

Amerikanischer Heirathsantrag - 14.03.1864

Amerikanischer Heiratsantrag! Eine Miß Georgine Mecleanan erließ soeben in den Spalten eines Journals folgenden Aufruf an Heiratslustige: Bürger Amerikas, werdet ihr gleichgiltig bleiben, wenn eine Dame eures Landes, hübsch, gut erzogen, jung und musikalisch, ja eine Künstlerin, ein Geschöpf, welches Alles besitzt, was eine Frau benöthigt, um vom Manne geliebt zu werden, gezwungen ist, Zuflucht bei den Männern zu nehmen, um einen Gatten zu finden? Auf! säumet nicht länger, Euere Devise sei jetzt: „Vorwärts! die Ehe oder den Tod!!“ Ein furchtsames Herz hat noch nie eine schöne Frau erobert.

Der obige Beitrag ist der Reintext zu einem Wettbewerbsbeitrag anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Innsbrucker Nachrichten, 14. März 1864, S. 3.

Die herkulische Grödnerin - 12.06.1855

Eine herkulische Grödnerin hat gestern Nachmittag mit den Müllern in Mühlau gewettet, sie wolle in zeit von drei Viertelstunden einen mit fünf Staar Roggen gefüllten Sack vom Korethwirtshause in Mühlau bis zur Franziskanerkirche hier auf der Achtel herauf tragen. Die Müller, eine solche Achselträgerei nicht für möglich haltend, bestimmten den Roggen (192 Pfund im Gewicht) als Preis der wette und – verloren, denn die Grödnerin hielt Wort und gewann die Wette, nachdem sie unterwegs zwar einigemale rastete, aber doch vor Ablauf der bestimmten Zeit mit dem fünfstarigen Sacke bei der Franziskanerkirche anlangte.

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Innsbrucker Nachrichten, 12. Juni 1855, S. 5

Dörfliche Arzneikunde - 30.07.1913

Das Augustheft von Peter Roseggers „Heimgarten“ ist anläßlich des 70. Geburtstags des Dichters als Huldigungsheft unter dem Titel „Steirerheft“ erschienen. Es enthält Beiträge hervorragender steirischer Dichter, so von Kernstock, Wilhelm Fischer, Emil Ertl, Frauengruber, Karl Reiterer, Hermann Kienzl, R. H. Bartsch, ferner von Hans Ludwig Rosegger, dem Sohn des Jubilars. Pete Rosegger selbst ist mit einem rührenden Gedenkblatt von A. Swoboda, dem Mann, der ihn im ersten Schaffen geleitet hat, vertreten und steuert außerdem wieder einige Tagebuchblätter bei, darunter dieses: Es ist Nachfrage nach dem Zimmermann Christian. Nun, der war eines Tages so schwer krank geworden, daß der Doktor geholt werden mußte. Es war der neue, erst aus der Studie gekommene. Der Kranke lag in der dumpfigen Stube im Schüttelfrost und ächzte. Der Doktor riß sofort das Fenster auf. Das Weib des Kranken jammerte: „Mein Gott, wenn es nur nicht schadet!“

Nachdem der Arzt den Kranken untersucht hatte, war sein Dafürhalten: Lungenentzündung! Er verordnete kalte Umschläge, womöglich Eis. Sonst nichts. Das Weib war darüber völlig gebrochen. „Keine Medizin? Ja, du lieber Himmel, wie kann er denn gesund werden, wenn er keine Medizin kriegt! Und kaltes Wasser, Eis!“ „Kalte Umschläge! Bei einer Lungenentzündung!“ Am fünften Tage starb der Zimmermann. Während des Leichenzuges führten die Leute unter dem lauten Gebet leise Gespräche.

„Kunnt auch noch leben, der gute Christel.“ „Wenn er richtig behandelt worden wäre.“ „Die jungen Aerzte sollte man wohl in den Sack stecken und ins Wasser schmeißen.“ „Kalte Umschläge! Bei einer Lungenentzündung!“ „Soviel versteht eine alte Kuh, daß das gefehlt ist. Bei uns daheim, wir haben bei so was halt warmen Kuhfladen aufgelegt. Ist das Allerbeste. Da wär´ er sicher davongekommen, sicher!“ Hernach beim Totenmahl gab´s zu trinken. Die Witwe tröstete sich so gut sie konnte. Sie wurde hübsch aufgeräumt, und als wieder von den kalten Umschlägen gesprochen wurde, zischelte sie einer Nachbarin zu: „Aber was glaubst denn! Ich wird ihm kalte Umschläg geben! Ich han´s ja nit tan, a so a Dummheit. – Kuhfladen aufgelegt han ich.“

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus: Badener Zeitung, 30. Juli 1913, S. 4

Fürstin Metternich und Herr Zangerl - 12.03.1884

Prof. A. Pichler erzählt im „Magazin für die Literatur des In= und Auslandes“ folgende artige Geschichte, deren Inhalt er verbürgen kann, wenn er auch die Jahreszahl nichtanzugeben weiß. Es war vor 1848. Der Tiroler Landtag hatte eine Deputationan den Kaiser geschickt, dieselbe wurde beim Staatskanzler Fürsten Metternich zu Tisch geladen. Unter diesen Tirolern war nun auch der Kaufmann Zangerle von Pians. Diesem schmeckte der Johannisberger so gut, daß er bald mit einer Flasche fertig war. Die Fürstin befahl einem Bedienten: „Donnez encore a ce paysan une bouteille.“ Nun hatte aber Zangerle als jünger Mensch in Frankreich gearbeitet. Er ließ sich nicht merken, daß er die Fürstin verstanden habe und trank lustig weiter. Als er sich von ihr verabschiedete, sagte er zu ihr auf gut französisch: „Wenn Sie einmal nach Tirol kommen, lade ich Sie auf Knödelein, und ich werde Ihnen nicht nachzählen, wie viel Sie essen, wie Sie mir nachzählten, wie viel Flaschen ich getrunken habe.“

 

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus Innsbrucker Nachrichten, 3. Dezember 1884, S. 6.

Begräbnis verschoben wegen Biermangel! - 03.03.1903

Den „N. T. St.“ Wird aus dem Zillertale berichtet: ein Vater von zwölf minderjährigen Kindern ist gestorben, Bestattung und Gottesdienst auf den dritten Tag angesetzt; alles aber ohne den Wirt zu fragen, bei dem die übliche Zehrung sein soll. Unmöglich! hieß es da sofort; wir haben kein Bier mehr und der Bierführer kommt zu spät, überdies ist Fasttag auch noch. Das Begräbnis muß verschoben werden! Und so ist es auch geschehen, obwohl an diesem Tage (Sonntag) und auch am folgenden die Gottesdienste nicht gehalten werden konnten und eine Aushilfe nicht zu erhalten war. Es ist schon oft gesagt worden, die Leute im Zillertal sollten sich das Sterben wegen der Zehrung auf einen passenden Tag einrichten, aber es war vergebens. Jedoch wenigstens vom Bräu in Zell wollen wir hoffen, daß er in Zukunft bei eintretenden Todesfällen sofort seinen Bierführer zu Hilfe schickt, damit di Toten auch begraben werden können.

 

Der obige Beitrag ist der Reintext eines Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahren ANNO", aus: Insbrucker Nachrichten, 03. März 1903, S. 5

Unglaublich aber wahr! - 21.01.1900

In Teschen besteht ein öffentliches Amt, zu dem die Partheien sich durch einen pechfinsteren Gang durchtappen müssen und dessen Thüre sie nur unter Zuhilfenahme eines brennenden Zündhölzchens zu finden imstande sind. Wer es nicht glaubt, der gehe ein-mal in unser k.k. Grundbuchsamt, gebe aber wohl Acht, daß er in der egyptischen Finsternis nicht Hals und Beine bricht. Wenn man erwägt, welch‘ reger Partheienverkehr in diesem Amtslokale herrscht, so muß man wahrlich darüber staunen, daß man es nicht für nöthig hält, in jenem finsteren Gange wenigstens ein schwaches Oellämpchen leuchten zu lassen. Dadurch wird der Staats-schatz doch schwerlich aus dem Gleichgewicht kommen und es wird ein unwürdiger Zustand beseitigt werden, der nicht einmal bei dem kleinsten galizischen Bezirksgerichte, geschweige denn bei irgendeinem Gerichtshofe vorkommt.

 

Der obige Beitrag ist der Reintext zu einem Wettbewerbsbeitrag anlässlich "10 Jahre ANNO", aus "Neue Schlesische Zeitung", 21.01.1900, S. 4

Fleischskandal - 26. Juli 1777

Zu Jak im Eisenburger Comitat hat sich folgendes zugetragen: da der dortige Fleischhacker schon ein paar Monate hindurch größ tenteils stinkendes Fleisch verkaufte, und auf die öfteren Warnungen der Dorfgemeinde nicht achtete, machten sich endlich dieser Tagen die Dorfweiber über ihn her, steckten ihn bis an den Hals in einen Sack, banden ihn über seinen Schnurrbart bis hinter die Ohren ein Stück stinkendes Fleisch, und stellten ihn so auf öffentlichen Markt in die Sonnenhitze zur Schau aus, welches doch so viel bey ihm fruchtete, daß er nunmehr anfängt gesünderes Fleisch zu verkaufen.

 

Der obige Beitrag ist der Reintext zu einem Wettbewerbsbeitrags anlässlich "10 Jahre ANNO", aus "Wiener Zeitung", 26. Juli 1777, S. 6

Mars alamiert Amerika - 1. November 1938

Kriegspanik in amerikanischen Städten wegen eines Hörspieles

Neuyork, 31. Oktober. Zu einer Reihe von amerikanischen Großstädten kam es gestern zu unbeschreiblichen Angstszenen. Hunderttausende von Menschen verließen fluchtartig ihre Wohnungen und suchten händeringend die Luftschutzkeller auf. Die Bewohner von New Jersey packten ihre Habseligkeiten zusammen und flohen aus der Stadt. In Neuyork, Chikago und Los Angeles eilten Männer und Frauen, Greise und Kinder in die Kirchen und stimmten Bittgesänge an. Die Polizeiämter und die Heereskommanden wurden telephonisch um Hilfe angefleht. Die Ausfallstraßen der Städte waren von einer Anzahl von Automobilen verstopft, so daß die Insassen ihre Wagen verließen und den naheliegenden Bergen zueilten.

Was war geschehen? In den Abendstunden gab es im Programm der Columbia-Broadcasting-Company Tanzmusik. Mitten in einem Jazzstück brach die Musik ab und der Ansager machte mit allen Anzeichen der Furcht und des Schreckens eine Mitteilung, die den Hörern das Blut in den Adern erstarren ließ: Ein Weltraumschiff sei auf New Jersey niedergegangen, Marsmänner seien ihm entstiegen und hätten mit den Mitteln einer auf der Erde unbekannten geheimnisvollen Technik einen Angriff auf die friedliche Bevölkerung von Amerika begonnen. Der Kommandeur der Nationalgarde, der sich dann zu Worte meldete, gab der Bevölkerung Verhaltungsmaßregeln gegen Bombenangriffe, deren furchtbare Wirkungen er in den schauerlichsten Farben ausmalte. Nach ihm sprach der Innenminister und beschwor das Volk, aus den Städten zu fliehen und sich in Sicherheit zu bringen.

„Die Stadt wird in die Luft gesprengt!"
Die Wirkung der Sendung war fürchterlich. In den Wohnungen gab es unbeschreibliche Szenen. Frauen verfielen in Schreikrämpfe, die Kinder gebärdeten sich wie wahnsinnig. Leute, die am Radio gesessen waren, eilten zu den befreundeten Familien, um ihnen die Schreckensnachricht zu überbringen. Alles packte die Koffer und fuhr auf Autos davon. Am kopflosesten benahmen sich die Neger von Harlem, deren Wohnviertel von Angstschreien wiederhallte. In den Kinos wurden die Vorstellungen unterbrochen. In den Kirchen beschworen die Frauen die Priester, tröstende Predigten zu halten. Auf den Straßen wälzten sich Tausende von Menschen in schweren Herzkrämpfen. In Orange stürzte ein Mann in ein Kino und schrie: „Der Staat ist von Invasion bedroht, die Stadt wird in die Luft gesprengt!“ In dem Princetown-Presseklub brach ein Mann mit der Nachricht ein: „Bei Croverscorner ist ein Meteor zur Erde gestürzt, hat die Häuser vernichtet und Menschen und Tiere erschlagen!“

Hysterische Angst
Und die Ursache des ganzen unbeschreiblichen Wirbels? Die Columbia=Radiogesellschaft hatte eine Vorlesung aus dem Buche des englischen Schriftstellers H.G. Wells: „Der Krieg der Welten“ gesendet. In dem Buche wird geschildert, wie eine Weltraumrakete vom Mars auf die Erde niederfällt und wie ein Marsbewohner dieser Rakete entsteigt und Angst und Schrecken über das Land verbreitet. Nun haben Hunderttausende von Radiohörern diese Buchsendung für eine wirkliche Nachricht gehalten und in ihrer hysterischen Angst den gräßlichen Wirbel abgerichtet. Das Unheil konnte auch nicht mehr gemeistert werden, als die Radiosprecher sich bemühten, den Irrtum aufzuklären und zu versichern, daß es sich nicht um ein tatsächliches Ereignis, sondern nur um eine dramatische Schilderung aus einem englischen Buch handle.

 

Der Reintext zu einem Wettbewerbsbeitrag zu "10 Jahre ANNO", aus "Das Kleine Blatt" vom 1. November 1938, S. 4.

27. November 1992

Schrägblick von Ecke Bräunerstraße auf die Hauptfront der Nationalbibliothek. 04/1930. Inv.Nr. 233.983B. Bildarchiv Austria / ÖNB.

MitarbeiterInnen der ÖNB, die den Brand der Hofburg am 27. November 1992 miterlebten, erzählen bis heute mit Betroffenheit von diesem Ereignis. Mehr als dreihundert Feuerwehrleute mussten bei der Aktion eingesetzt werden. Obwohl das Feuer nach vier Stunden intensivster Löscharbeit lokalisiert werden konnte, dauerte es bis zum 3. Dezember, bis alle "Glutnester und Kleinbrände" (BRAND AUS, 1993, Heft 1., S.27f.) beseitigt wurden.
Bei diesem Unglück waren unersetzbare Teile des österreichischen Kulturerbes vom Zugrundegehen bedroht. Denken wir heute kurz darüber nach, welch Geistesgegenwart die Löschkräfte gehabt haben mussten, um bei diesem „Brand unbekannten Ausmaßes“ (Bousska 2013, S. 122.) alle gefährdeten Personen und Gegenstände retten zu können. Wertvolle Bestände des Prunksaals vor den Flammen –aber gleichzeitig auch vor Wasserschaden – zu schützen sowie die Lipizzaner der Spanischen Hofreitschule in Sicherheit zu bringen, wäre ohne die Hilfe der "Beamte[n] der Bundespolizeidirektion Wien" (Bousska 2013, S. 123.) und der zahlreichen freiwilligen Helfer unvorstellbar gewesen.
Einen ausführlichen Bericht über dieses Thema finden Sie in ANNO online, im Magazin "Brand Aus". Vergessen Sie nicht darauf, umzublättern!
Falls Sie noch mehr erfahren möchten, besuchen Sie unsere Bibliothek und schmökern Sie im Band "Die Wiener Feuerwehren" von Hans W. Bousska weiter.

19. November 1828

Schubert-Allegorie [Zum 100. Todestage des Liederfürsten am 19. November 1928]. aus: Das Interessante Blatt, 15. November 1928, S. 2. ANNO/ÖNB.

Heute vor 185 Jahren, am 19. November 1828 um 3 Uhr nachmittags verstarb der österreichische Komponist Franz Schubert im Alter von 31 Jahren. Am 25. November 1828 berichtet hierzu die Wiener Zeitschrift in der Nekrologischen Notiz: Schubert steht als lyrischer Tonsetzer in Deutschland unübertroffen da, an genialer Tiefe und origineller Behandlung hoch über Zumsteg, und Maria v. Webers Musik zu Körners Gedichten dürfte wohl die einzigen Liedersammlung bilden, die den Schubert'schen Liedern gleichgestellt werden könnte, wenn wir einzelne von Mozart und Hayden ausnehmen. Der Verstorbene gehört zu den wenigen großen Talenten, deren Namen dem österreichischen Vaterlande zu beständigen Ruhme, dessen Werke dem gesammten Deutschlande zu beständiger Freude gereichen werden.
Auch in den Verstorbenenlisten der Wiener Zeitung wird Franz Schubert, der an Nervenfieber verstarb, gelistet.
Bereits zum 40. Todestag wird in der Zeitung Die Debatte und in dem Neuen Fremden-Blatt und in der Neue Freien Presse über die mögliche Gedenktafel für den Komponisten am Sterbehaus in der Kettenbrückengasse 6 in Wien berichtet.
Zum unglücklichen Liebesleben Schuberts wird in dem Interessanten Blatt anlässlich seines 100. Todestages berichtet. Das Programm zu den Feierlichkeiten findet sich in der Neuen Zeitung. Die Schubert-Feier selbst wird in der Folgeausgabe vom 22. November 1928 geschildert. Die nationalen wie internationalen Schubert-Feierlichkeiten schildern ebenso die Wiener Bilder, sowie das Kleine Blatt.
Das Interessante Blatt schreibt auch über die Ehrenaufführung anlässlich des Todestages.

17. November 1923

Ankündigung der Uraufführung. Ausschnitt aus der Neuen Freien Presse vom 17.11.1923, S. 16. ANNO/ÖNB

Am 17. November 1923 fand am Theater an der Wien die Uraufführung der Operette "Die Perlen der Cleopatra“ von Oscar Straus statt.

Die Wiener Sonn- und Montagszeitung schreibt am 19. November 1923:
Im Theater an der Wien reicht Frau Massary jetzt jedem Verehrer ihrer Reize einen Becher Wein, darin sie vorher eine Perle aufgelöst hat. Nur die „Perlen der Cleopatra“ haben diese merkwürdige Eigenschaft, und nur ägyptische Königinnen sind so nett, ihre Liebhaber vor dem Gebrauche davon zu verständigen, obgleich ansonsten jede andere Dame ihre Erfolge lieber ihren Vorzügen als solchen Perlensud verdanken würde, der allerdings eine Bereicherung der ägyptischen Geschichte zur Römerzeit darstellt. […]
Die neue Operette entfaltet fürstlichen Pomp. Herr Preger lässt sich nicht spotten; er sammelt die besten Kräfte; er läßt Sterne erster Größe am lockeren Singspielhimmel erglänzen, und ein Meer von Licht überströmt den Raum, den die Offenbächlein der Oskar Strausschen Musik entzückend durchädern.

Ähnlich zeigt sich auch die Rezension des Neuen 8 Uhr Blattes vom 19. November 1923 amüsiert über die Handlung, jedoch begeistert von den Darstellerinnen und Darstellern. Eine weitere Besprechung der „Perlen der Cleopatra“ findet sich im Humoristen vom 22. November 1923, wo auch auf der Karikaturen-Seite auf die Handlung der Operette angespielt wird.

13. November 1928

Max Reinhardt während einer Regiebesprechung, aus: Das Interessante Blatt, 22. November 1928, S. 23

Im Schönbrunner Schloßtheater wurde heute vor 90 Jahren, am 13. November 1928 die unter der Leitung Professor Max Reinhardts stehende Schauspiel- und Regieschule der Fachhochschule für Musik und darstellende Kunst mit einer eindrucksvollen Feier eröffnet [...] (Neue Freie Presse, 14. November 1928).
Auch die Reichspost berichtet über die Feier an der neuen Fakultät, bei der der Bundesminister Schmitz eine gehaltvolle Eröffnungsrede hielt, in der es hieß: Es soll das Neue, das sich gestaltet, Raum finden, wenn es nicht nur neu ist, sondern auch echte Werte bringt oder doch zu bringen verspricht. Wir wollen also nicht nur konservieren, sondern auch unseren Willen und unsre Kraft dafür einsetzen, um das österreichische Nationalvermögen des Geistes und der Schönheit zu vermehren.
1931 wurde das Seminar als Privatinstitut, nach der Auflösung der Fachhochschule für Musik und darstellende Kunst, weitergeführt. Der Anschluss Österreichs an Deutschland bedeutete auch das vorerstige Ende des Reinhardt-Seminars. Viele LehrerInnen und SchülerInnen mussten ins Exil gehen. 1945 erfolgte die Wiedereröffnung unter dem Namen Max-Reinhardt-Seminar.

11. November 1918

Viktor Adler, aus: Das Interessante Blatt, 21. November 1918, S. 2. ANNO/ÖNB

Am 11. November 1918 verstarb der Gründer der Sozialdemokratischen Partei, Victor Adler (*24. Juni 1852 in Prag, +11. November 1918 in Wien).
Der Gründer der Arbeiter Zeitung stammte aus großbürgerlichen Verhältnissen und wurde dadurch zunächst für sein Engangement für die Arbeiterbewegung kritisiert. Dennoch schaffte er es die unterschiedlichsten Strömungen, radikale wie liberale, in Österreich zu einer gemeinsamen Arbeiterbewegung zu formieren.
Als Gründer der SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei) zog er 1901 in den Niederösterreichischen Landtag und 1905 in den Wiener Reichsrat ein. Sein größtes Anliegen war das allgemeine Wahlrecht für Männer. Bei der ersten freien Wahl errangen die Sozialdemokraten 87 Mandate und waren damit die stärkste Partei in Österreich.
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg und der damit verbundenen ersten Regierung Deutschösterreichs fungierte er bis zu seinem Tod als Staatssekretär des Äußeren (Außenminister).
Bis zu seinem Tod setzte er sich für den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich ein, der am Tag nach seinem Tod von der Provisorischen Nationalversammlung beschlossen wurde.
In den Schlagzeilen dieser Tage geht es sehr rasant zu. Berichten alle Zeitungen am Todestag Adlers über die Abdankung des Kaisers und die deutschösterreichische Republik (hierzu sind 25 Zeitungen in ANNO verfügbar), so ist am Folgetag in sozialdemokratischen Blättern die Titelschlagzeile der Tod des "Hofrats der Nation" (wie er sich selbst nannte, siehe Wikipedia). Diese würdigen ihn mit umfangreichen Nachrufen, wie zum Beispiel die Arbeiter Zeitung und der Arbeiterwille. Aber auch andere Zeitungen wie unter anderem die Wiener Zeitung und die Wiener Bilder. Die Neue Zeitung schreibt:
Den Aufregungen der letzten Woche ist der geistig so frische, körperlich aber kränkliche Mann erlegen. Er hat bis zum Schlusse für seine Partei gearbeitet und ihm ist es in erster Linie zuzuschreiben, wenn seine Partei eine so mächtige Entwicklung nehmen konnte.
Und weiter: Deutschösterreich verliert in seinem ersten Staatssekretär für Äußeres einen Mann von internationalem Ruf und persönlicher Überzeugungstreue.
Dass Viktor Adler seit längerem schwer krank war, jedoch weiter kämpfte macht auch der Nachruf in der Arbeiter Zeitung sehr deutlich, wenn geschrieben wird: Wir sahen mit blutendem Herzen, wie der von schwerer Krankheit heimgesuchte Körper immer schwächer und brüchiger, wie dieses treue Herz immer matter und müder wurde; wir bangten und zitterten um dieses teuerste Leben schon lange, nicht bloß seit Monaten, sondern seit Jahren.
Tausende Arbeiter und Anhänger erwiesen ihm die letzte Ehre. Dies ist auch mit Photographien in den Wiener Bildern und im Interessanten Blatt dokumentiert.

10. November 2013

Ausschnitt aus der Nachtausgabe der „Wiener Neusten Nachrichten“ vom 11.11.1938, S.3. ANNO/ÖNB.

Am 10. November 1938 verstarb Mustafa Kemal Atatürk.
Er war der Begründer der modernen Republik Türkei und erster Präsident der nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Osmanischen Reich hervorgegangenen Republik. Auf seinem revolutionären Wirken und den weitreichenden gesellschaftlichen Reformen, mit denen er die Modernisierung seines Landes nach westlichem Vorbild beharrlich vorantrieb, beruht die personenkultartige Verehrung, die ihm in der Türkei bis heute entgegengebracht wird, und die Unangefochtenheit des ihm 1934 vom türkischen Parlament verliehenen Nachnamens „Atatürk“ (Vater der Türken).

Die Meldung über Atatürks Tod schaffte es am 11. November 1938 auf das Titelblatt vieler österreichischer Zeitungen, so der Wiener Zeitung, des Neuigkeits-Welt-Blattes, der Neuen Freien Presse und des Vorarlberger Tagblattes.

Im Nachruf der Volks-Zeitung vom 11. November 1938 heißt es:
Viele Menschen, Frauen und Männer, hatten Tränen in den Augen; das öffentliche Leben stockte vor der unsagbaren, still verhaltenen Trauer eines Volkes, das nicht nur seinen größten Sohn, sondern seinen Retter und Vater verloren hat.

Ein weiterer Nachruf findet sich im Neuen Wiener Journal vom 11. November 1938, wo, wie in den meisten anderen Zeitungen auch, das Beileidstelegramm Adolf Hitlers an den Präsidenten der Großen Nationalratsversammlung der Türkischen Republik abgedruckt wurde.

6. November 1893

Ausschnitt aus dem Titelblatt der Deutschen Kunst- & Musik-Zeitung, Heft Nr.22/1893. ANNO/ÖNB.

Am 6. November 1893 verstarb der russische Komponist Pjotr Iljitsch Tschaikowski in St. Petersburg. Tschaikowski gilt als einer der bedeutendsten russischen Komponisten des 19. Jahrhunderts und ist vor allem durch seine Musik zu den beiden wohl berühmtesten Balletten der Welt – „Schwanensee“ und „Der Nussknacker“ – bekannt.

Die Österreichische Musik- und Theaterzeitung druckt im November 1893 in Heft Nr. 4 ein Gedicht eines russischen Dichters, in dem der Verlust durch Tschaikowskis Tod für sein Heimatland und die Kunstwelt betrauert wird.

Er war berühmt im bettelarmen Reiche –
Doch richtete in dort so rasch zu Grunde
Die niederträcht’ge Cholera: als Leiche
Liegt Russlands Stolz an dieser Trauerstunde!

Ein konventionellerer Nachruf findet sich in der Deutschen Kunst- & Musik-Zeitung, die 1893 in Heft Nr.22 ausführlich über Leben und Werk Tschaikowskis berichtet und den Komponisten in den höchsten Tönen lobt.

Ein moderner Künstler, ein große, reichbegabtes und originelles, ungemein productives Talent, der Wortführer der neurussischen Schule ist am 10. November einer entsetzlichen Krankheit erlegen und ist unerwartet rasch vom Schauplatze seiner erfolgreichen Thätigkeit verschwunden. Da Peter v. Tschaikowsky bei den Wienern sowohl in seinem Lebensgange, als auch in seinen Werken weniger bekannt sein dürfte, […] so wollen wir hier eine ausführliche Biographie bringen und auf seine Bedeutung näher eingehen.

Ein weiterer Nachruf auf Tschaikowski findet sich im Neuigkeits Welt-Blatt vom 8. November 1893.

Die vielen weiteren Zeitschriften, die Sie in ANNO zu den Themenbereichen Kultur, Kunst und Musik lesen können, finden Sie jetzt ganz leicht über unseren neuen Thematischen Einstieg!

2. November 1913

Die Einweihung der Kaiser-Jubiläumskirche, in: Volksblatt für Stadt und Land, 9. November 1913, S. 3. ANNO/ÖNB

Die Kaiserjubiläumskirche wurde heute vor 100 Jahren zur römisch-katholischen Pfarrkirche geweiht. Die von 1898 bis 1910 zum Andenken an das 50. Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph erbaute und zu Ehren des Heiligen Franz von Assisi geweihte Kirche ist heute besser bekannt unter dem Namen "Mexikokirche". In einem Architekturwettbewerb wurde der Entwurf von Viktor Luntz ausgewählt, der den Bau im rheinisch-romanischen Stil vorsah.
Der Architect berichtet über die Glossen zur Concurrenz um die Kaiser Franz Josephs-Jubiläumskirche in Wien und den Reaktionen der verschiedensten Zeitungen auf den Gewinnerentwurf:
In mehr oder weniger ausführlichen Berichten haben die "Deutsche Zeitung", das "Neue Wiener Tagblatt", das "Wiener Tagblatt", das "Illustrierte Extrablatt" ihr ceterum censeo dahin zusammengefasst, dass die Jury in Verkennung ihrer Aufgabe einen Sieg des Historisch-Conventionellen über das Individuelle, der Schablone über die Originalität verschuldete. Weiters wird berichtet, dass das Deutsche Volksblatt den Sieg des Mittelalters über die Moderne [...] verteidigt sowie das "Fremdenblatt", dem sämtliche Entwürfe zu wenig modern sind.
Zusätzlich zum Artikel, wird der Entwurf von Leopold Bauer, von welchem einer der ingesamt 48 Beiträge des Wettbewerbs war, publiziert. Siehe Tafel 43 und Tafel 4. Weiters jener des zweitplatzierten Alfred Wilhack (Text, Tafel) sowie des Architekten k.k. Professor F. v. Feldegg (Text, Tafel) Im Jahr darauf, 1900, wird der Entwurf der Architekten Adolf Ritter von Inffeld und Franz Matouschek publiziert.
Ein ausführlicher Bericht zu dem Wettbewerb und der Jury findet sich auch in der Wiener Bauindustrie-Zeitung, über die Ausstellung zur Ausstellung wird ebenso berichtet.
Über die Einweihung der Kirche am 2. November 1913 berichteten die Neue Zeitung, das Volksblatt für Stadt und Land, die Wiener Bilder, die Czernowitzer Allgemeine Zeitung, die Neue Freie Presse sowie das Neue Wiener Journal.

29. Oktober 1923

Kemal Atatürk bei einem Propagandavortrag zur Einführung der lateinischen Schrift. in: Das Interessante Blatt, 11. November 1933, S. 4. ANNO/ÖNB.

Die Geschichte der Republik Türkei begann mit der Ausrufung derselben am 29. Oktober 1923. Im Zuge dessen wurde auch gleich die Hauptstadt von Istanbul nach Ankara verlegt.
Vorboten für die Schaffung einer Republik im Gebiet des Osmanischen Reiches, war dessen Zusammenbruch im Ersten Weltkrieg, der türkische Befreiungskrieg sowie die Absetzung von Sultan Mehmed VI.
Erster Präsident der jungen Republik wurde Mustafa Kemal Atatürk, der es auch bis zu seinem Tod am 10. November 1938 regierte.
Die ersten Jahre der Republik waren geprägt von weitgehenden Reformen, um das Land in einen modernen, westlichen Staat zu verwandeln. Neben der Abschaffung des Sultanats trat bald auch eine neue Verfassung in Kraft. Die Modernisierung des Rechtssystems erfolgte durch Übernahme des Schweizer Privatrechts, des Deutschen Handelsrechts sowie des Italienischen Strafrechts - natürlich mit Anpassungen an türkische Verhältnisse.
Über die Ausrufung der Republik im Oktober 1923 erfolgte keine Reflexion in den österreichischen Medien. Zum 10jährigen Jubiläum berichten die Neue Freie Presse, Das Interessante Blatt und die Wiener Woche.

26. Oktober 1933

"Das Sterben im Naziblätterwald", aus: Arbeiter Zeitung, 27.10.1933, S. 4. ANNO/ÖNB.

Am 26. Oktober 1933 schworen 88 Schriftsteller mit einem später in diversen deutschen Zeitungen abgedruckten Brief ihre Treue zu Adolf Hitler.
Die österreichische Medienlandschaft reagiert überhaupt nicht auf dieses Ereignis. Am selben Tag und den folgenden Tagen wird allerdings viel über das Zeitungssterben im Dritten Reich berichtet sowie auch das Verbot reichsdeutschter Zeitungen in Österreich, dem "Untergang des deutschen Buches" und die Gleichschaltung des Neuigkeit Welt-Blatts.
Eine Karikatur zum Thema "Zeitungssterben" erscheint in der Arbeiter Zeitung unter dem Titel Das Sterben im Naziblätterwald(siehe Artikelbild).
Am 27. Oktober 1933 berichtet ebensdiese Zeitung auch über die Gleichschaltung des Neuigkeit Welt-Blatts. Einen Tag später schreibt das Neuigkeits Welt-Blatt selbst über sein Verbot in Dritten Reich.
Zur selben Zeit kam es umgekehrt auch zu Verboten reichsdeutscher Zeitungen in Österreich, wie das Neuigkeits Welt-Blatt (siehe auch Folgetag), die Reichspost und die Neue Zeitung berichteten.
Über den "Niedergang des deutschen Buches" schreibt das (Linzer) Tagblatt.
Bereits am 4. Oktober 1933 wurde das sogenannte Schriftleitergesetz beschlossen (trat mit 1. Januar 1934 in Kraft), in dem Berufszugang und Aufgaben des Schriftleiters festgeschrieben werden und welches die rechtliche Grundlage für die Kontrolle der Zeitungsinhalte schuf. Den Originaltext hat die Österreichische Nationalbibliothek in Portal ALEX im Deutschen Reichsgesetzblatt bereits digitalisiert.

24. Oktober 1873

Ausschnitt aus dem Titelblatt der "Wiener Weltausstellungs-Zeitung" vom 25. Oktober 1872. ANNO/ÖNB

Anlässlich der Weltausstellung eröffnet Kaiser Franz Josef am 24. Oktober 1872 in Wien die I. Wiener Hochquellwasserleitung.

Am darauf folgenden Tag schreibt Die Presse auf dem Titelblatt:
Zwei in der Geschichte Wiens epochemachende Ereignisse markieren den Beginn und das Ende der großen Weltausstellung: die Grundsteinlegung zum Rathause im Mai kurz nach Eröffnung der Exposition und jetzt unmittelbar vor Schluß derselben die Eröffnung der Hochquellenleitung.

Die Wiener Weltausstellungs-Zeitung berichtet am 25. Oktober 1873 ausführlich über die Eröffnungsfeier auf dem Schwarzenbergplatz und zitiert die dort gehaltenen Ansprachen von Bürgermeister Dr. Felder und Kaiser Franz Josef.

Anlässlich der Eröffnung der Hochquellwasserleitung wurde an diesem Tag auch der Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz in Betrieb genommen und am Abend erstmals beleuchtet. Sehr zu Freude und Amüsement der Bevölkerung, wie man am 25. Oktober in der Deutschen Zeitung und in der Wiener Zeitung nachlesen konnte.p>

21. Oktober 1923

Ausschnitt aus einem Wahlplakat der Christlichsozialen Partei, 1923. Bildarchivaustria PLA16315029 / ÖNB.

Vor nicht ganz einem Monat fanden in Österreich die Nationalratswahlen statt. Heute, am 21. Oktober, vor 90 Jahren wurde ebenfalls der Nationalrat gewählt. Bei der zweiten Nationalratswahl der Geschichte Österreichs erzielte die Christlichsoziale Partei, unter der Führung von Ignaz Seipel, die meisten Stimmen, gefolgt von der SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei). Schon in den Tagen vor sowie an der Wahl hieß es in den Zeitungen "Männer und Frauen! Auf zur Urne, erfüllet eure Staatsbürgerpflicht!" (Tagblatt, 21.10.1923, S.1) oder "Geht alle zur Wahl!" (Linzer Tages-Post 21.10.1923, S. 1).
Während heute die Schlusskundgebungen bereits einige Tage vor der Wahl stattfinden, war 1923 Ignaz Seipel noch am Tag vor der Wahl in Vorarlberg auf Tour, wie das Vorarlberger Volksblatt ausführlich berichtete.
Nach der Wahl zeigten sowohl das Interessante Blatt als auch die Wiener Bilder mehr oder weniger umfangreiche Bildreportagen zum Wahltag. Auch der Götz von Berlichingen nimmt die Wahl und vor allem die "Schrecklichen Folgen des alkoholfreien Wahltags" unter die Lupe.
Selbstverständlich findet auch eine umfangreiche Berichterstattung über die Ergebnisse statt. Während sich die einen über eine "Bürgerliche Mehrheit im Nationalrat" freuen (Neue Freie Presse, 22.10.1923) zeigen die anderen Begeisterung für den "Glänzenden Sieg der Sozialdemokratie" (Arbeiter Zeitung, 22.10.1923).
Insgesamt sind vom Wahltag, dem 21. Oktober 1923 17 Zeitungen in ANNO online, vom Folgetag immerhin 14.

19. Oktober 1913

Das neue Konzerthaus in der Lothringerstraße. Illustration aus: Die Neue Zeitung, 12. Oktober 1913, S.5. ANNO/ÖNB

Am 19. Oktober 1913 wurde in Anwesenheit von Kaiser Franz Josef das Wiener Konzerthaus eröffnet. Am nächsten Tag berichtet die Wiener Zeitung ausführlich über die Festveranstaltungen:

Der feierlichen Schlußsteinlegung am Vormittag folgte Abends die „Weihe des Hauses“ durch die Tonkunst selbst, durch die Aufführung der „Neunten Sinfonie“ von Beethoven. […] Der Sinfonie voran ging ein „Festliches Präludium“ von Richard Strauß und ein Orgelpräludium von Bach. Das Orgelpräludium spielte Rudolf Dittrich, und er ließ dabei alle Vorzüge und Schönheiten des neuen Riesenorgelwerkes glänzen. Das „Festliche Präludium“ hat Richard Strauß für die Feier der Eröffnung des Konzerthauses komponiert. Die Komposition ist auf Glanz und rauschenden Pomp eingestellt, eine feierlich-fröhliche Begrüßung, ein mächtig anstürmender Auftakt, eine sinfonische Dichtung, deren Programm es ist, in Tönen und Klängen zu schwelgen, mit allen technisch-musikalischen Möglichkeiten verschwenderisch zu schalten, mit Musik zu prunken. (S.6)

Weitere Artikel über die Konzerthauseröffnung, in denen neben den Feierlichkeiten auch Architektur und Aufbau des neuen Musikhauses im Detail beschrieben werden, finden sich in der Neuen Zeitung vom 20. Oktober 1913 und vom 21. Oktober 1913, im Neuen Wiener Journal vom 20. Oktober und in den Wiener Bildern vom 26. Oktober.
Einen humorvollen Blick auf das Konzerthaus werfen die Wiener Carricaturen in ihrer Ausgabe vom 19. Oktober 1913.

Auch in der Allgemeinen Bauzeitung befindet sich ein Artikel zur Architektur des neuen Konzerthauses, sowie Pläne und Bildmaterial.

18. Oktober 1663

Prinz Eugen von Savoyen, Federzeichnung in schwarz laviert, von Siegmund L'Allemand nach einem Gemälde von Ján Kupecký (um 1717). vor 1887. Bildarchiv Austria Pk 1131, 1222 / ÖNB.

Heute vor 350 Jahren - am 18. Oktober 1663 - wurde Eugen Franz, Prinz von Savoyen-Carignan, einer der berühmtesten Feldherren des Hauses Österreich in Paris geboren.
Der Bauherr und Kunstsammler hat auch für die Österreichische Nationalbibliothek eine besondere Bedeutung. Nach seinem Tod am 21. April 1736 in Wien wurde von seiner Erbin, seiner Nichte, Anna Viktoria von Savoyen, sein Vermögen zum großen Teil verkauft. Dabei erwarb das Kaiserhaus das Schloss Belvedere im heutigen 3. Bezirk in Wien. Für die kaiserliche Hofbibliothek wurde die riesigie Büchersammlung erworben. Die Kosten überstiegen hierfür jene des Schlosses.
Die 'Biblioteca Eugeniana' wird heute im Mittelrisalit des Prunksaals der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt. Am 18. Oktober 1865 wurde zu Ehren des großen Feldherrn am Heldenplatz ein Reiterdenkmal enthüllt. Das Deutsche Volksblatt berichtet bereits am Tag vor der Enthüllung. Anlässlich dieses Ereignisses, welches mit dem 202. Geburtstag Prinz Eugens zusammenfiel, gab es auch weitere Feierlichkeiten, wie man in Die Debatte nachlesen kann. Auch die Wiener Zeitung, die Neue Freie Presse und Das Vaterland berichteten am 18. und 19. Oktober 1865 ausführlich über die Enthüllung des Denkmals.

16. Oktober 1913

George Bernard Shaw, britischer Schriftsteller, Porträt. New York Times Photo, 23.07.1947. Bildarchiv Austria FO300407/02 / ÖNB.

Heute vor 100 Jahren, am 16. Oktober 1913 wurde "Pygmalion", ein Schauspiel des Briten George Bernard Shaw am Wiener Burgtheater uraufgeführt.
Grundlage für das Werk ist Ovids Pygmalion-Stoff. Die Geschichte von Professor Henry Higgins und der Blumenverkäuferin Eliza Doolittle löste 1913 einen Skandal aus. 1939 wurde das Stück verfilmt und schließlich 1956 zu dem Musical "My Fair Lady" verarbeitet.
In ANNO gibt es zahlreiche Berichte zur Uraufführung am Wiener Burgtheater:

 


15. Oktober 1793

Ausschnitt aus dem Titelblatt des Bregenzer Wochenblatt, 1793. ANNO/ÖNB

Das Bregenzer Wochenblatt berichtete am 30. August 1793, noch ward die Königin nicht vor das Revolutionstribunal gestellt / und ein Strahl der Hofnung fällt in die Nacht ihrer Leiden. Gemeint ist Marie Antoinette die am 16. Oktober 1793 um 12 Uhr auf dem heutigen Place de la Concorde wegen Hochverrats und Unzucht enthauptet wurde.
Am 30. Oktober wird in der Wiener Zeitung von dem bevorstehenden Prozess berichtet, der für den 14. Oktober angesetzt war: Die neuesten aus Paris eingehenden Berichte lassen keinen Zweifel übrig, daß nun auch die unglückliche Königin das Schlachtopfer von der Wuth und von der Rachsucht der abscheulichen Rotte geworden, welche alle göttlichen und menschlichen Rechte unter die Füsse tritt, und mit allen menschlichen Gefühlen und Begriffen in offenbarem Kriege ist.
Das Bregenzer Wochenblatt titelte am 1. November des Jahres: Antoniette hat ausgelitten!, es folgt ein Bericht von der Hinrichtung mit der Guillotine.

11. Oktober 1913

Ausschnitt aus dem Titelblatt des "Wiener Salonblatt" vom 18. Oktober 1913. ANNO/ÖNB

Am 11. Oktober 1913 wurde Franz Lehárs „Die ideale Gattin“ am Theater an der Wien uraufgeführt. Die Operette, deren Musik auf Lehárs früherem Werk „Der Göttergatte“ beruht, wurde von den Zeitungsrezensenten zwar zahlreich und ausführlich besprochen, die Rezensenten zeigen sich jedoch wenig begeistert, sondern ganz im Gegenteil recht kritisch und enttäuscht.

So schreibt das Wiener Salonblatt in seiner Ausgabe vom 18. Oktober 1913:
Wie aus einer Rippe Adams einst Eva geschaffen wurde, so gedachte Léhar aus einer musikalischen Rippe seiner älteren Operette „Göttergatte“, der nicht recht ziehen gewollt, eine prachtvolle neue „Die ideale Gattin“ für das Theater a. d. Wien zu modeln, vergaß aber dabei, daß er seine Eva schon verfertigt, und zwar so schön, daß ihm nun beinahe nichts mehr zu geben übrig geblieben, mit dem Maßstabe allerdingt gerechnet, wie man ihn bei Léhar anlegen darf. […] Wir hatten aber vergebens gehofft, daß „Die ideale Gattin“ noch mehr wert wäre als „Die lustige Witwe“. (S.14)

Noch härter urteilt das Neue Wiener Journal am 12. Oktober, wo es heißt:
Die Operette spielte von 7 bis ¾ 11 Uhr. Das wäre auch des Guten zu viel. Jeder Strich ist von nun ab als Gewinn zu buchen. (S.14)

Weitere Besprechungen der „Idealen Gattin“ finden sich in der Wiener Zeitung vom 12. Oktober 1913, in der Neuen Zeitung vom 12. Oktober 1913 und im Neuigkeits Welt-Blatt vom 14. Oktober 1913.

3. Oktober 1883

Ausschnitt aus dem Titelblatt der "Bombe" vom 14. Oktober 1883. ANNO/ÖNB

Am 03. Oktober 1883 wurde am Neuen Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater in Berlin "Eine Nacht in Venedig" von Johann Strauß (Sohn) uraufgeführt. Die Operette mit den Texten von Friedrich Zell und Richard Genée wird von Publikum wie Kritik mit wenig Begeisterung aufgenommen.

So schreibt die Morgen-Post am 5. Oktober 1883:
Die Operette von Strauß „Eine Nacht in Venedig“ ist bei der vorgestrigen Aufführung in Berlin durchgefallen. Als im dritten Acte der Walzer „Auf der Lagune“ an die Reihe kam und die blöde Couplet-Stelle vorgetragen wurde: „Nachts sind die Katzen so grau, schreien dann zärtlich Miau“ – da brach das Galeriepublikum in eine förmlich Katzen-Musik aus. Der Compositeur war am Directionspulte bleich und zitternd Zeuge dieser Szenen, die nicht ihm, sondern dem blöden Texte galten. (S. 5-6)

Weitere Kritiken aus der Neuen Freien Presse vom 4. Oktober 1883 und der Presse vom 5. Oktober 1883 bemühen sich, die positiven Seiten und die Schönheit der Musik zu betonen, kommen jedoch auch nicht umhin, die negative Aufnahme des Librettos durch das Publikum zu thematisieren.

So wenig Anklang die Texte bei der Operettenpremiere fanden, sorgten doch das Libretto und seine beiden Schöpfer in den auf die Aufführung folgenden Wochen noch für große Erheiterung. Die Satirezeitschrift Die Bombe widmet in ihrer Ausgabe vom 14. Oktober den beiden unglücklichen Textdichtern nicht nur ihr Titelblatt (siehe unser Bild), Zell und Genée finden auch im Witze- und im Karikaturen-Teil Erwähnung.

 

3. Oktober 1913

Dachsteinmassiv mit Torstein Mitterspitz und Hohen Dachstein in Bildmitte vom Rossbrand (von Südwesten). Winteraufnahme. Aufnahme von Slanar, Hans. 1928. Sign. 22.023-B Bildarchiv Austria / ÖNB.

"Vor 100 Jahren stürzte der Wiener Paul Preuß, der bedeutendste Alpinist seiner Zeit, am Dachstein in den Tod" titelte das Profil im Juni 2013 in einem Bericht über den "Vordenker des reinen Alpinismus".
Die Österreichische Touristenzeitung berichtete üben den Sturz von der Nordwand des Mandelkogels im Gosaukamm, einer Wand, die noch kein Mensch durchklettert hat und das Leben eines unerer besten und vielversprechendsten Alpinisten beendete. Der Nachruf endet mit sehr persönlichen Worten: Nicht nur ein trefflicher Bergsteiger, ein herzensguter und edelsinniger Mensch ist von uns gegangen, der bei allen, die mit ihm in Berührung kamen, eine aufrichtige Trauer und ein wehmütiges Gedenken hinterläßt.
Der promovierte Botaniker unternahm bis zu seinem Tod im 27. Lebensjahr nicht weniger als 1200 Bergtouren, darunter viele Alleingänge und Erstbesteigungen ohne Seil und Haken.
Sowohl die Innsbrucker Nachrichten: Wiederum hat einer der Besten und Kühnsten seine Liebe zu den Bergen mit dem Tode bezahlt als auch die Wiener Zeitungehren Preuß mit einem Nachruf. Nähere Details zu der Rettungsexpedition für den seit 3. Oktober 1913 Vermissten wussten sowohl die Neue Freie Presse als auch das Neue Wiener Journal zu berichten.

1. Oktober 1858

Negrelli-Moldelbe, Alois Ritter (1799-1858). Porträtsammlung, PORT_00012714_01, Bildarchiv Austria / ÖNB.

Heute jährt sich zum 155. Mal der Todestag von Alois Negrelli, Ritter von Moldelbe, der am 1. Oktober 1858 starb. Am 23. Jänner 1799 wurde Negrelli in Trentino geboren. Der Pionier des Eisenbahn- und Straßenbahnwesens studierte in Padua und Innsbruck, wo er als Ingenieur der städtischen Baudirektion tätig war. In dieser Funktion war er auch an den Verhandlungen zur Rheinregulierung beteiligt, wo er großes Ansehen erwarb. Kurz danach ging er in die Schweriz um den Neubau der Münsterbrücke umzusetzen und den Ämtern Anregungen für den Bau eines Eisenbahnnetzes zu liefern, wie zum Beispiel für die spätere Spanisch-Brötli-Bahn. 1840, zurück in Österreich, wurde er Generalinspektor der Kaiser-Ferdinand-Nordbahn-Gesellschaft, als welcher er für zahlreiche neue Strecken verantwortlich war. Befödert zum Leiter des Eisenbahnwesens im Ministerium, setzte er den Bau der Semmeringbahn in die Tat um. Im Jahr darauf, 1849, wurde er von Radetzky, der sich mehrfach lobend über ihn äußerte, nach Italien beordert.
1850 wurde er von Kaiser Franz Joseph in den österreichischen Ritterstand erhoben.
Weniger bekannt ist Negrelli jedoch für die Planung des Suezkanals in Ägypten. Nach ersten Erforschungen in den 1830er Jahren erhielt Ferdinand de Lesseps von Vizekönig Mohammad Said die erste Konzession für den Bau. 1855 wurde Negrelli Mitglied einer internationalen Kommission für die Durchstechung des Landenge am Isthmus. Noch vor Baubeginn verstarb jedoch der hochbegabte Ingenieur am 1. Oktober 1858 in Wien.
Bei den Eröffnungsfeierlichkeiten des Suezkanals im Jahr 1869 war auch der österreichische Kaiser anwesend, wie unter anderem die Zeitung Das Vaterland berichtete.
Die Nachrufe in den österreichischen Medien halten sich in Grenzen. In der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 5. Oktober kann herausgelesen werden, dass er sowohl ein Anhänger von Ferdinand de Lesseps als auch am Bau des Suezkanals beteiligt war. Der große österreichische Ingenieur verstarb nach langer Krankheit an "Darmbrand" wie die Presse berichtete. Weitere kurze Nachrufe und Berichte über den Bau des Suezkanals lassen sich leicht über die ANNO-Suche recherchieren.

30. September 1903

Ausschnitt aus dem Titelblatt der Wiener Bilder vom 7. Oktober 1903. ANNO/ÖNB

Ende September 1903 war der russische Zar Nikolaus II. als Jagdgast Kaiser Franz Josefs in Wien. Über diesen gesellschaftlich wie politisch bedeutenden Besuch berichteten Tageszeitungen ebenso wie Gesellschaftsmagazine.

So kommt das Grazer Tagblatt in seinem Artikel vom 2. Oktober 1903 direkt auf die Äußerungen der beiden Herrscher in Bezug auf den Balkankonflikt zu sprechen:

Die Erwartung, daß sich die Trinksprüche bei der Zusammenkunft der Herrscher von Östereich-Ungarn und Rußland über die herkömmliche Form erheben und die Stellung der beiden Mächte zur Balkanfrage beleuchten werden, hat sich reichlich erfüllt. Was vorgestern in Schönbrunn über die Makedonischen Unruhen und deren Beilegung gesprochen wurde, klingt wie ein Programm.

Dagegen listet das Wiener Salonblatt im Detail auf, welche Adeligen und Offiziere beim Empfang am Westbahnhof, Galadiner in Schönbrunn und der Jagd in Mürzsteg anwesend waren, und bietet eine auf die Viertelstunde genaue Chronologie des Zarenbesuches. Ähnlich gestaltet ist der Berichtin der am selben Tag erschienen Ausgabe von Sport & Salon.

Wörtliche Zitate und Übersetzungen der von den beiden Herrschern in französischer Sprache ausgebrachten Trinksprüche finden sich in der Wiener Zeitung vom 1. Oktober 1903 und in der Ausgabe der Wiener Bilder vom 7. Oktober 1903, von deren Titelblatt auch unser Bild stammt.

28. September 1923

Ausschnitt aus "Wiener Bilder", 7. Oktober 1923, Seite 4. ANNO/ÖNB.

Heute vor 90 Jahren, am 28. September 1923 verstarb der Gründer der Arbeiterkammer Ferdinand Hanusch in Wien.
Hanusch war bereits im Alter von 25 Jahren (* 9. November 1866) in der Arbeiterbewegung aktiv. 1903 kam er von Sternberg nach Wien und wurde Vorsitzender der Reichskommission der Freien Gewerkschaft. Seit 1907 Abgeordneter im Reichsrat trat er 1908 dem Bund der Freimaurer bei.
Am 21. Oktober 1918 wurde er Mitglied der Provisorischen Nationalversammlung für Deutschösterreich und 1919 schließlich Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung. Unter den Regierungen der Jahre 1918-1920 war er Staatssekretär für soziale Fürsorge bzw. soziale Verwaltung. Am 26. Februar 1920 legte er der Nationalversammlung das Arbeiterkammergesetz vor, deren erster Direktor er 1921 wurde.
Vor allem die sozialdemokratisch ausgerichteten Zeitungen wie die Arbeiter-Zeitung und der Arbeiterwille, aber auch Das Interessante Blatt sowie die Wiener Bilder bringen ausführliche Nachrufe auf den Sozialpolitiker.
Am 12. November 1928 wurde das Denkmal der Republik neben dem Parlament eingeweiht, eine der drei Büsten ist jene von Ferdinand Hanusch, der somit als Vater der Republik gefeiert wurde, wie man tags darauf sowohl in der Arbeiter-Zeitung als auch in der Zeitung Das Kleine Blatt sowie in den Tagen danach im Interressanten Blatt, dem Neuigkeits Welt-Blatt und den Wiener Bilder sehen und lesen kann.

27. September 1788

La Quatorzieme Expérience aerostatique de M. Blanchard accompagné du Chevalier Lepinard, faite à Lille en Flandre, le 26 Août 1785. Bildarchiv Austria / ÖNB.

Am 27. September 1788 fuhr Jean-Pierre Blanchard, ein französischer Ballonfahrer, das erste Mal mit einem solchen über Berlin.
Die Österreichische Presse berichtete nicht über das Ereignis, das vor 50.000-60.000 Schaulustigen von statten ging.
Berichtet wurde jedoch ausführlich über den Pionier der Luftfahrt. Am 29. Jänner 1785 wird über Blanchards Überquerung des Ärmelkanals von Dover nach Calais, die am 7. Jänner des Jahres erfolgte, berichtet.
Blanchard war vor allem für seine Schauflüge bekannt. So ließ er 1785 in Frankfurt am Main einen Hund mit einem Fallschirm aus dem Ballon zur Erde gleiten, im Jahr darauf in Hamburg musste ein Hammel "fliegen lernen". Die erste Ballonfahrt in Wien fand im Wiener Prater am 6. Juli 1791 statt, wie die Wiener Zeitung tags zuvor in einer Anzeige mitteilte. Einige Tage später versuchte sich Johann Georg Seuwer in der Wiener Zeitung in einer Richtigstellung, da das Gerücht umging, dass seine Gallerie zu teuer gewesen wäre. Auch ein Bericht selbst wird in der Wiener Zeitung abgedruckt (19. März 1791, Seite 15).
Blanchard war auch der erste der in der neuen Welt vor den Augen von George Washington eine Ballonfahrt unternahm (9. Jänner 1793 in Philadephia). Der Franzose verstarb am 7. März 1809 während einer Ballonfahrt an einem Schlaganfall. Seine Frau Marie setzte danach seine Schaufahrten fort, wie man zahlreichen Berichten entnehmen kann. Zahlreiche weitere Artikel über die Aktivitäten des Luftfahrtpioniers finden Sie mit Hilfe der ANNO-Suche.

23. September 1913

Ausschnitt aus dem Teplitz-Schönauer Anzeiger, 25. September 1913, S 2. ANNO/ÖNB.

Roland Adrien Georges Garros, nach dem die French Open seit 1927 benannt sind, gelang es am 23. September 1913 als Erstem, in nur knapp acht Stunden mit dem Flugzeug Morane-Saulnier G das Mittelmeer zu überfliegen.
Die Glanzleistung des französischen Aviatikers Garros titelte Die Neue Zeitung nur zwei Tage nach dem Ereignis. Auch die Wiener Bilder berichteten unter der Rubrik "Aviatische Ereignisse" über den jungen Mann von 25 Jahren, der auf die Frage der fehlenden Sicherheitsvorkehrungen kühn antwortete.
Ebenso berichtete der Teplitz-Schönauer Anzeiger über den Flug über die 800-Kilometer-Strecke.
Die Aviatik war 1913 täglich in den Medien. Die Reichspost zum Beispiel berichtete am 25. September 1913 über einen Schnelligkeitsrekord von Luftschiffen sowie einen Flug mit sieben Passagieren.
Garros trat in den Militärdienst ein und geriet in deutsche Gefangenschaft. Im Februar 1918 konnte Garros fliehen und war erneut im Kriegseinsatz, wo er schließlich im Oktober 1918 von einem deutschen Kampfflieger abgeschossen wurde.

14. September 1923

Erszi Pechy. Ausschnitt aus dem Titelblatt des Humorist vom 8.10.1923. ANNO/ÖNB

Am 14. September 1923 wurde die Operette „Ein Märchen aus Florenz“ von Ralph Benatzky am Johann Strauß-Theater in Wien uraufgeführt.

Die am Vortag in der Neuen Freien Presse angekündigte Aufführung fand schließlich beim Publikum ebenso wie bei den Kritikern großen Anklang.
So schreibt das Neuigkeits Welt-Blatt am 18. September 1923:

Benatzkys Musik enthält viele originelle Einfälle und namentlich die Art der Instrumentierung geht stellenweise ganz neuartige, stimmungsvolle Wege. Die Aufnahme der sicherlich zugkräftigen Operette war eine stürmisch-begeisterte und nach dem Pausen-Aktschluß wurde der Dichter-Komponist Ralph Benatzky, seine Mitarbeiter Friedmann und Schwanau und alle Mitwirkenden unzählige Male hervorgerufen. (S.6)

Der Humorist zeigt sich in seiner Kritik insbesondere begeistert von der Hauptdarstellerin, der ungarischen Sopranistin Erszi Péchy, der die Zeitschrift in ihrer Ausgabe vom 8. Oktober 1923 ihr Titelblatt (siehe Bild) und ein kleines Portrait widmet. Über Péchis ersten Auftritt in Wien schreibt der Humorist am 24. September 1923:

Frau Péchy, bisher als Operettenprimadonna in Budapest tätig und dort als solche sehr gefeiert, ist eine Künstlerin, die mit ihrer schönen Bühnenerscheinung fasziniert, einen warm und frisch klingenden hohen Sporan besitzt, den sie geschmack- und verständnisvoll zu behandeln weiß und die auch darstellerisch zu interessieren versteht. (S.2)

10. September 1788

Autograf zu "Il Talismano" von Antonio Salieri. Mus.Hs.16604/1-2. ÖNB

Am 10. September 1788 fand die Uraufführung der Da Ponte-Salieri-Oper "Il Talismano", einer Überarbeitung eines Textes von Carlo Goldoni, am Burgtheater in Wien statt.
Die Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek hat in den letzten beiden Jahren den kostbarsten Teil ihrer Musikhandschriften digitalisiert und online gestellt. Neben Originalhandschriften von Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Anton Bruckner, Joseph Haydn, Gustav Mahler, Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert, Johann Strauß, Richard Strauss, Richard Wagner wurde auch die Oper "Il Talismano" gescannt und nun steht das Autograph online zur Verfügung.

In ANNO finden sie Nachrufe zum Tod des Komponisten Antonio Salieri, der am 7. Mai 1825 starb:

 

8. September 1863

Ida Roland und ihr preisgekrönter Hund. Ausschnitt aus: Das Interessante Blatt, 20.September 1923, S.2. ANNO/ÖNB.

Am 8. und 9. September 1863 wird in Hietzing bei Wien im Rahmen der landwirtschaftlichen Ausstellung die erste in Österreich stattfindende Hundeausstellung abgehalten.

Die Wiener Zeitung berichtet im Feuilleton der Abendpost vom 9. September 1863 ausführlich über die Veranstaltung. Dass sich der Redakteur beim Besuch der wohl recht obskur anmutenden Ausstellung köstlich amüsierte, spiegelt sich in seinem Artikel deutlich wieder:

Die Aristokraten unter den Hunden, Schweißhunde, Windhunde, King-Charles usw. weisen ihre Stammbäume auf, zum Theil mit einer ganzen Reihe berühmter Ahnen. Die Plebejer berufen sich auf ihre eigenen Tugenden und Thaten, wie z.B. die Fleischerhunde häufig als „sehr wachsam und treu“ charakterisiert, und einem, dem „Lion“ eines Greislers auf der Laudongasse, das ehrenvolle Zeugnis ausgestellt wird, er habe „seinen Herrn kürzlich bei einem Überfall durch vier Männer trotz des Maulkorbes heldenmüthig verteidigt und dabei vier Stichwunden erhalten“. (S.4)

Am 17. September 1863 brachte der Kikeriki auf dem Titelblatt eine wohl von der Hundeausstellung inspirierte Karikatur und im Blattinneren eine kleine Fabel, die auf einen im Rahmen der Ausstellung um 1000 Gulden zum Verkauf angebotenen russischen Fanghund Bezug nimmt.
Im Interessanten Blatt vom 20. September 1923 findet sich schließlich noch ein Artikel über einen Ausstellungsteilnehmer, nämlich den schneeweißen russischen Steppenhund der Schauspielerin Ida Roland, welcher wegen seiner Schönheit und Reinrassigkeit mit der goldenen Medaillie prämiert wurde.

7. September 1923

Sitzung des Kongresses im Festsaal des Polizeipräsidiums. Ausschnitt aus: Wiener Bilder, 09.09.1923, S.4. ANNO/ÖNB

Anfang September 1923 fand in Wien der erste internationale Polizeikongress statt. Im Zuge dessen wurde am 7. September 1923 die Gründung der Internationalen Kriminalpolizeilichen Kommission, einer Vorläuferorganisation der heutigen Interpol, beschlossen.

Ein Artikel über den Kongress im Neuigkeits-Welt-Blatt vom 8. September 1923 berichtet nicht nur von der Kommissionsgründung, sondern schildert auch die Inhalte zweier auf dem Kongress gehaltenen Vorträge über Die Bekämpfung des Alkohols im polizeilichen Wirkungskreis bzw. über die Bedeutung von Handschriften und polizeilichen Handschriftensammlungen für die Aufklärung von Verbrechen.

Der Redner sagte zum Schluß, daß die Handschrift an Wert und Bedeutung dem Lichtbild und dem Fingerabdruck nicht nachstehe. (Neuigkeits-Welt-Blatt, 08.09.1923, S.5)

Weitere Berichte über den internationalen Polizeikongress in Wien finden sie in der Neuen Freien Presse vom 8. September 1923 und im Interessanten Blatt vom 13. September 1923.
Unser Bild stammt aus den Wiener Bildern vom 9. September 1923.

5. September 1938

Die Deutsche Kaiserkrone Konrad II., Abbilung aus Österreichische Volkszeitung, 6. September 1938, S. 3. ANNO/ÖNB

Die sogenannten Reichskleinodien oder auch Reichsinsignien wurden am 5. September 1938 nach Nürnberg überführt.
Einer der wenigen fast vollständig erhaltenen Reichsschätze aus dem Mittelalter besteht aus vielen verschiedenen Teilen, darunter dem Reichsapfel, dem Reichsevangeliar, der Reichskrone, dem Krönungsmantel, dem Reichsschwert und vielem mehr.
Nürnberg wurde 1423 dazu bestimmt, den Reichsschatz dauerhaft aufzubewahren. Während des Koalitionskrieges, 1794, wollte man den Schatz in Sicherheit wissen und versuchte ihn nach Regensburg zu bringen. Seitdem fehlen einige Teile.
Nach Wien gebracht wurden die Reichskleinodien erst 1800, die Übergabe erfolgte am 29. Oktober, jene Teile davon aus Aachen kamen erst 1801 nach Wien.
Ab 1806 reklamierten sowohl Aachen als auch Nürnberg vehement den Schatz zurück. Auf Geheiß von Adolf Hitler wurden schließlich die Insignien des Deutschen Reiches nach Nürnberg überführt, wo zu genau dieser Zeit auch der 10. Reichsparteitag der NSDAP stattfand.
Das Mittagsblatt der Tages-Post aus Linz tituliert "Die Reichskleinodien wieder in des Reiches Mitte". Auch die Wiener Zeitung druckt die Rede Hitlers ab, bei der es heißt: Diese Stadt, die das alte Deutsche Reich für würdig befand, die Reichskleinodien in ihren Mauern zu bergen, hat die Symbole, die von der Macht und Größe des alten Reiches zeugen, nun aufs neue in ihren Besitz genommen.
Die Wiener Neuesten Nachrichten drucken neben einer ausführlichen Berichterstattung über den Reichsparteitag auch ein Fazit über "Sechs Monate nationalsozialistisches Wien" von Dr. Kurt Wessely ab, sowie auf der Folgeseite "Die Geschichte der Reichsinsignien. Nach 142jähriger Abwesenheit wieder in Nürnberg."
Die Reichskleinodien wurden von US-Soldaten im Historischen Kunstbunker nach dem 2. Weltkrieg gefunden und wieder an Wien zurückgegeben worden. Heute werden diese in der Schatzkammer der Wiener Hofburg aufbewahrt!

4. September 1923

Die Mannschaft der Hakoah. Illustriertes (Österreichisches) Sportblatt, 8.9.1923. S. 5. ANNO/ÖNB.

Am 4. September 1923 gewann der österreichisch jüdische Sportverein SC HAKOAH Wien (Hakoah bedeuted "Kraft" auf hebräisch) gegen den englischen Traditionsverein West Ham United mit 5:0.
Der Traditionsverein wurde 1909 gegründet und hatte innerhalb kürzester Zeit 180.000 Mitglieder in unterschiedlichsten Sektionen (Fußball, Fechten, Hockey, Leichtathletik, Ringen, Schwimmen etc.). Der HAKOAH Platz lag im Wiener Prater, das Stadion umfasste 1922 3500 Sitz- und 25000 Stehplätze. 1938 wurde dieser beschlagnahmt und auch später nicht rückerstattet.
Über den "sensationellen Erfolg der Hakoah" berichtete das Sporttagblatt, dass der Sieg "vollständig verdient war". Weiters wird geschrieben, welche große Anerkennung dieser Erfolg auch bei nicht eingefleischten Hakoah Fans hervorgerufen hat.
Das nur wöchentlich erscheinende Illustrierte Sportblatt musste seiner Erscheinungsweise Tribut zollen, wodurch nur eine verzögerte, aber dennoch ausführliche Berichterstattung in der folgenden Ausgabe am 15. September 1923 erfolgen konnte.
Über den außergewöhnlichen Sieg des jüdischen Traditionsvereins berichteten nur wenige österreichischen Medien. Der "Arbeiterwille" schrieb nur einen kurzen Absatz, die "Arbeiter-Zeitung", die "Neue Freie Presse" als auch "Die neue Zeitung" ignorieren dieses historische Ereignis überhaupt. Die Österreichische Volks-Zeitung berichtete hingegen über das Triple von Alexander Neufeld in Upton-Park.

30. August 1873

Karikatur aus dem Floh vom 26.9.1872, S.2. ANNO/ÖNB

Am 30. August 1873 entdecken die Österreicher Julius von Payer und Carl Weyprecht während der österreichisch-ungarischen Nordpolexpedition die Inselgruppe Franz-Josef-Land im Nordpolarmeer.
Die Expedition war im Juli 1872 mit 24-köpfiger Besatzung auf dem Expeditionsschiff Admiral Tegetthoff von Norwegen aus gestartet. Bereits Ende August 1872 blieb das Schiff im Eis stecken und wurde manövrierunfähig gen Norden abgetrieben. Auf dieser Drift entdeckte die Expedition die Inselgruppe, die sie nach Kaiser Franz Josef I. „Franz-Josef-Land“ benannten. Nachdem die Expeditionsteilnehmer zwei Winter an Bord des vom Eis eingeschlossenen Schiffes verbracht, und während dieser Zeit zahlreichen Schlittenreisen und Expeditionen zu Fuß unternommen hatten, verließensie schließlich im Mai 1874 das Schiff, und machten sich mit Schlitten und darauf gepackten Booten auf den langen, beschwerlichen Weg nach Süden. Im August 1874 erreichten sie das offene Meer und wurden nach einigen Tagen des Ruderns von russischen Fischern an Bord genommen und nach Norwegen gebracht.

Die Rückkehr der Expeditionsteilnehmer nach Österreich war eine große Sensation, über den festlichen Empfang bei ihrer Ankunft in Wien am 25. September 1874 berichtet die Neue Freie Presse ausführlich am nächsten Tag.

Das Ankunftssignal ertönt, und um 5 Uhr 20 Minuten fährt die mit Reisig, Fahnen und zwei Transparenten „Hoch Weyprecht“ und „Hoch Payer“ geschmückte Lokomotive langsam in die Halle. Feierliche Stille herrscht. Da fliegen die Thüren des Salonwaggons auf und elastischen Schrittes verläßt zuerst Payer den Waggon. (Neue Freie Presse, 26. September 1872, S.5-6)

Weitere Artikel zur Heimkehr der Österreich-Ungarischen Nordpolarexpedition finden Sie unter anderem in der Wiener Abendpost vom 25. September 1874 und im Neuen Fremden Blatt vom 25. September 1874.

In seinem 1984 erschienenen Roman "Die Schrecken des Eises und der Finsternis" verarbeitet der österreichische Schriftsteller Christoph Ransmayr die Geschichte der Expedition. Das Werk ist selbstverständlich an der ÖNB vorhanden.

24. August 1853

Ausschnitt aus dem Titelblatt der Wiener Zeitung vom 24.8.1853. ANNO/ÖNB

Oesterreichisch-Kaiserliche Wiener Zeitung. Mittwoch, den 24. August 1853

Se. K.k. Apostolische Majestät unser allergnädigster Herr und Kaiser Franz Joseph I. haben während ihres Aufenthaltes zu Ischl Ihre Hand der durchlauchtigsten Prinzessin Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin von Baiern, Tochter Ihrer königlichen Hoheiten des Herzogs Maximilian Joseph und der Herzogin Ludovika, gebornen königlichen Prinzessin von Baiern, nach eingeholter Zustimmung Sr. Majestät des Königs Maximilian II. von Baiern sowie der durchlauchtigsten Eltern der Prinzessin Braut anverlobt.

Dass der junge Kaiser in diesem Jahr im Rahmen der Feierlichkeiten zu seinem Geburstag seine zukünftige Braut kennenlernen sollte, war von den beiden Müttern von langer Hand geplant. Einen Strich durch die Rechnung machte ihnen jedoch der Bräutigam in spe, dem die erst fünfzehnjährige Elisabeth viel besser gefiel als ihre eigentlich für ihn vorgesehene ältere Schwester Helene. „Dem Kaiser gibt man keinen Korb“ dachten sich wohl alle beteiligten Damen, und so verlobten sich „Franzl“ und „Sisi“ am 18. August 1853.

Von der großen Freude und Begeisterung, mit der diese Neuigkeit von allen Seiten aufgenommen wurde, zeugt ein emotionaler Artikel in der Wiener Zeitung vom 25. August 1853, in dem es unter anderem heißt:

In diesen schönen und ergreifenden Augenblicken wird die Majestät der Krone dem Pulsschlage jedes Herzens näher gerückt.

Weitere Meldungen zur Verlobung des Kaisers finden Sie in:

Kronstädter Zeitung vom 25. August 1853, S.1
Siebenbürger Bote vom 24. August 1853, S.1 und vom 26. August 1853, S.1
Deutsche Allgemeine Zeitung vom 26. August 1853, S.2
Die Presse vom 26. August 1853, S.4

 

15. August 1923

Titelblatt von "Der Architect" aus dem Jahr 1919. ANNO/ÖNB

Am 15. August 1923 eröffnete die erste Ausstellung des Bauhauses in Weimar mit dem Musterhaus "Am Horn". Das staatliche Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet. Die Einrichtung bestand bis 1933 und gilt als Ursprung der Avantgarde der klassischen Moderne auf allen Gebieten der Kunst.
In den österreichischen Medien wurde das Bauhaus wenig rezipiert. Dr. Fritz Hoeber schreibt in der Zeitschrift Der Architect über Walter Gropius: Gropius gehört zu der jüngeren Gruppe von Werkbundkünstlern, die durch die räumlich gebundene und doch erfindungsreichen Formen ihrer großindustriellen Bauten in der Zeit vor dem Kriege Aufsehen erregten.
Sowie weiters, dass das Gesamtkunstwerk im Vordergrund der Weimarer Kunstschule steht.
Die Allgemeine Bauzeitung, ihrer streng konservativen Linie folgend, schreibt gar nichts über das Bauhaus, welches nicht nur lokalen sondern internationalen Einfluss auf die Kunst hatte. Sehr wohl wurde in den österreichischen Medien über die im Einfluss des Bauhauses entstandene Werkbundsiedlung in Wien, fertiggestellt 1932, eingegangen:

 

13. August 1923

Wiener Bilder, 6. Oktober 1929, S. 4. ANNO/ÖNB

Gustav Stresemann (*10.05.1878 +3.10.1929) wurde am 13. August 1923, nach dem Rücktritt der Minderheitsregierung unter Wilhelm Cuno, damit betraut eine neue Regierung zu bilden. Bereits zuvor hatten fast alle Parteien Stresemann als neuen Kanzler gefordert, wie auch die Wiener Zeitung und die Wiener Sonn- und Montagszeitung berichteten. Bereits in seiner Programmrede (Reichspost, 15. August 1923) betonte er, wie wichtig der Zusammenhalt aller Parteien in der Krisenzeit ist. Der neue Reichskanzler und Reichsminister des Äußeren schaffte es während seiner kurzen Regierungszeit (bis 23. November 1923), dass die Rheinkämpfe (Neue freie Presse, 26. September 1923) eingestellt wurden, denn er sah nur darin eine Möglichkeit, die Weimarer Republik wirtschaftlich wieder herzustellen. Das Ende der Rheinbesetzung stellte den Anfang der Währungs- und Steuerreform dar. Seine außenpolitischen Bemühungen nutzte er, um die Beziehungen zu Frankreich zu verbessern, wie bereits in Paris zu Beginn seiner Amtszeit erkannt wurde, wie die Neue Freie Presse (16. August 1923) berichtete. Sein Ziel war die Revision des Versailler Vertrages auf friedlichem Wege. Für seine Bemühungen in diesem Sinne erhielt er gemeinsam mit seinem Amtskollegen Aristide Briand im Jahr 1926 den Friedensnobelpreis.
Gustav Stresemann verstarb am 3. Oktober 1929, zahlreiche Zeitungen wie die Wiener Bilder oder Das Interessante Blatt publizierten einen ausführlichen Nachruf auf einen der wichtigsten Staatsmänner in der deutschen Geschichte.

8. August 1703

Titelblatt der ersten in ANNO verfübaren Ausgabe des Wiennerischen Diariums, Nr. 148. ANNO / ÖNB.

Vor 310 Jahren, am 8. August 1703, erschien die erste Ausgabe des Wiennerischen Diariums. Seit 1780 wird sie "Wiener Zeitung" genannt, erscheint heute noch und ist damit eine der ältesten noch erscheinenden Tageszeitungen, und wurde von 1857 bis 1997 von der Österreichischen Staatsdruckerei (bis 1918 k.k. Hof- und Staatsdruckerei) produziert.
Die Erscheinungsweise variierte während der langen Erscheinungszeit. So wurde sie anfangs zweimal wöchentlich herausgegeben. Heute erscheint die Zeitung montags bis samstags. Bereits ab 1812 ergänzte das Amtsblatt die Wiener Zeitung und machte sie damit zur offiziellen Regierungszeitung.
In ANNO sind über eine Million Seiten der Wiener Zeitung aus den Jahren 1704 bis 1939 online verfügbar! Die Jahre 1704 bis 1872 sind außerdem in der ANNO-Suche enthalten!
Wer noch mehr Nachlesen möchte kann dies auch im Dossier der Wiener Zeitung tun!

ANNO gratuliert herzlichst zum 310. Geburtstag!

4. August 1903

Ausschnitt aus dem Titelblatt von Das Vaterland vom 5.8.1903, ANNO/ÖNB

Am 4. August 1903 wird nach viertägigem Konklave Giuseppe Melchiorre Sartos zum Papst gewählt.
Diese bereits mit Spannung erwartete Nachricht war natürlich noch am selben Tag die Schlagzeile auf den Titelblättern der Abendausgaben, so beispielsweise in Prager Tagblatt, Pester Lloyd, Neue Freie Presse, Die Zeit und Das Vaterland, sowie im Deutschen Volksblatt und der Salzburger Chronik.

Auch am darauffolgenden Tag sind in fast allen Zeitungen Berichte über den neu gewählten Papst zu finden, in denen es sich kaum eine Redaktion entgehen lässt, nicht nur auf die einfachen Verhältnisse, aus denen Sarto stammt, hinzuweisen, sondern auch auf seine „österreichische“ Herkunft.

Josef Sarto ist im Gegensatz zu Pius IX. und Leo XIII., die beide gräflichen Geschlechtern angehörten, niederer Abkunft. Sein Vater war Magistratsdiener in Riesi, wo Josef Sarto als der älteste von acht Geschwistern am 2. Juni 1835 geboren wurde. […] Riesi, in der Diözese Treviso, ist eine venezianische Ortschaft und gehörte damals zu Österreich, und man kann daher sagen, Papst Pius X. ist ein gebürtiger Österreicher. Innsbrucker Nachrichten, 5.8.1903, S.1

Vom 4. August 1903 sind 28 Zeitungen in ANNO verfügbar.
Vom 5. August 1903 sind 36 Zeitungen in ANNO verfügbar.

31. Juli 1843

Portrait von Peter Rosegger, 4. Juli 1918 in Das Interessante Blatt, S. 4. ANNO / ÖNB

Heute vor 170 Jahren wurde Peter Rosegger (eigentlich Roßegger) in Alpl (Steiermark) als ältestes Kind von Lorenz und Maria Roßegger geboren (aufgrund der Namensgleichheit mit mehreren anderen in der Umgebung änderte er die Schreibweise seines Namens später). Mit 17 Jahren ging er bei einem Wanderschneider in die Lehre, das geringe Entgelt, dass er erhielt, investierte er in den Kauf von Büchern. Kurz darauf begann er selbst zu schreiben und wurde schließlich vom Redakteur der Grazer Tagespost, Dr. Svoboda, entdeckt.
1869 veröffentlichte er seine ersten Erzählungen und erhielt ein dreijähriges Stipendium, welches ihm Reisen nach Deutschland, die Niederland, die Schweiz und Italien ermöglichte.
Im Jahr 1876 erhielt er ein Angebot eines Pester Verlegers namens Gustav Heckenast. Im selben Jahr begann er die Monatsschrift "Roseggers Heimgarten, Zeitschrift für das deutsche Haus" herauszugeben.
Nach dem Tod von Heckenast wechselte er zu dem bekannten Verleger Adolf Hartleben aus Wien, wo sein Roman "Der Gottsucher" erschien.
Am 19. September 1914 veröffentlichte das Neue Wiener Tagblatt in seinem Namen den Aufruf zur Zeichnung von Kriegsanleihen.
Am 26. Juni 1918 verstarb Peter Rosegger in Krieglach mit dem letzten Wunsch "das einfachste Grab, wie es jeder Alpler Bauer hat" zu erhalten, wie auch die Neue Freie Presse am 27. Juni 1918 berichtete. Das Interessante Blatt berichtet mit vielen Photographien über den "Heimatdichter" (Der Bericht zu den Bildern findet sich auf Seite 8). Ein längerer Nachruf findet sich auch in Die Neue Zeitung. Noch wenige Wochen vor seinem Tod wurde er mit dem Großkreuz des Franz Josefs-Ordens ausgezeichnet, wie die Wiener Bilder am 12. Mai 1918 berichteten.

29. Juli 1878

Ausschnitt aus der Satirezeitschrift "Kikeriki", 1. August 1878. ANNO/ÖNB.

Als Resultat des Berliner Kongresses besetzte Österreich-Ungarn am 29. Juli 1878 das Gebiet der Bosnien und der Herzegowina (Bosnien-Herzegowina als Doppelname wurde erst durch die österreichischen Verwaltungsbeamten geprägt). Da Östereich-Ungarn sich nicht einigen konnte, welcher Reichshälfte das Gebiet zugeordnet werden soll, wurde es dem k.u.k. Finanzministerium unterstellt, blieb jedoch formal bis zur Annexion 1908 Teil des osmanischen Reiches.
Die Okkupatoren setzten auf die zusammenarbeit mit den muslimischen Eliten, errichtete ein leistungsfähiges Schul- und Sanitätswesen, Eisenbahnlinien wie ein Straßennetz, dass für die anfangende Industrialisierung des Gebietes und den damit verbundenen Abbau von Rohmaterialien benötigt worden sind. Zusätzlich setzte sich die österreichisch-ungarische Monarchie für die Zuwanderung von Fachkräften aus allen Gebieten des Reiches ein.
Österreich-Ungarn hielt geregelte Beziehungen zur muslimischen Glaubensgemeinschaft, ließ Religionsunterricht und Militär-Imame zu. Dies resultierte schließlich im 1912 erlassenen Islamgesetz welches heute noch weitgehend besteht. Während die muslimischen Eliten zufrieden waren, fühlten sich die serbischen Bauern - die eigentliche Mehrheit der Bevölkerung - unterdrückt.
Über die Besetzung die unter der Leitung von Erzherzog Johann Salvator I. von Statten ging, berichtete Die Presse, Die Epoche ab dem 30. Juli 1878. Die Morgen-Post titelt "Es ist geschehen!" und träumt bereits vom dreiköpfigen Adler.
Auch die Neue Freie Presse berichtet, dass man den Einmarsch derart herbei sehnte, dass man nicht warten wollte bis die Verhandlungen abgeschlossen sind.

Der Artikelbild in voller Größe stammt aus dem Kikeriki vom 1. August 1878.
Insgesamt sind 15 Zeitungen vom 30. Juli 1878 online.

27. Juli 1848

Viadukt über die Krausel-Klause. Ausschnitt aus der Allgemeinen Bauzeitung 1860, Pläne S. 386. ANNO/ÖNB

Am 27. Juli 1848 beginnen die Bauarbeiten für die Semmeringbahn zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag unter der Leitung von Carl Ritter von Ghega. Ziel des Baues war es, die bereits vorhandenen Teilstrecken der Südbahn von Wien nach Gloggnitz und von Mürzzuschlag nach Ljubljana zu verbinden, und so eine durchgehend befahrbare Strecke von Wien an die Adria zu schaffen.

In der Wiener Zeitung vom 11. Juli 1848 findet sich ein längerer Artikel, der sich mit dem Ausbau der Bahn in Österreich beschäftigt. Er geht neben dem Bau einer Verbindungsbahn in Wien und der baldigen Fertigstellung der Verbindung Wien – Prag auch auf die Pläne für die Semmeringbahn ein. Darin heißt es:

Ungeachtet des empfindlichen Höhenunterschiedes zwischen dem Fröschnitzthale am Fuße des Semmering in Steiermark und dem Schwarzathale bei Gloggnitz in Oesterreich in einem eng zusammengedrängten Raume biethet doch die Gebirgsformation eine seltene Gelegenheit zur Entfaltung der Trace größtenteils unter günstigen, allenthalben aber unter zulässigen Gefällverhältnissen dar.

Knapp sechs Jahre nach Baubeginn, am 17. Juli 1854 wurde schließlich die über den Semmering erbaute Staatseisenbahn […] für den allgemeinen Personen- und Frachtenverkehr eröffnet. (Kundmachung der Wiener Zeitung vom 18. Juli 1854)

Eine detailierte Beschreibung der Anlage und des Betriebes der Semmering-Eisenbahn mit mehreren Plänen finden Sie in der Bauzeitung von 1860 ab Seite 283.

25. Juli 1828

Ausschnitt aus dem Titelblatt der Blätter für Musik, Theater und Kunst vom 9. März 1858. ANNO/ÖNB

Am 25. Juli 1828 gestattet der Wiener Magistrat Ignaz Bösendorfer, das Klaviermachergewerbe auszuüben. Bösendorfer übernimmt die Werkstätte seines Lehrmeisters Josef Brodman und die Klaviere der Marke Bösendorfer erlangen in der Folge Weltruf.

Die hohe Qualität der Bösendorfer-Klaviere sprach sich nicht nur unter Musikern herum – so war beispielsweise der junge Franz Liszt begeistert, endlich ein Instrument gefunden zu haben, welches seiner impulsiven Spieltechnik standhielt – sondern erregte auch die Aufmerksamkeit des Kaisers.
Kaiser Ferdinand I. verlieh 1839 Ignaz Bösendorfer als erstem Klaviermacher überhaupt, den Titel eines „k.k.Hof-Fortepianomachers“. Im März 1858, fast 30 Jahre nach der Firmengründung erhielt Bösendorfer schließlich eine noch höhere Auszeichnung, wie in den Blättern für Musik, Theater und Kunst vom 9. März 1858 zu lesen ist:

Seine Majestät der Kaiser haben dem k. k. Hofpiano-Fabrikanten Herrn Ignaz Bösendorfer in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die österr. Clavierbaukunst, den Titel eines k. k. Kammer-Pianoforte-Verfertigers zu verleihen geruht. Es ist dieses die erste derartige Auszeichnung, deren sich ein Vertreter dieses Kunst- und Industriezweiges in Oesterreich zu erfreuen hatte.

Gibt man den Suchbegriff „Bösendorfer“ in unsere – noch im Beta-Stadium befindliche – ANNO-Suche ein, stößt man nicht nur auf diverse Verkaufsinserate und Konzertberichte sondern auch auf einen ruhmvollen Nachruf auf Ignaz Bösendorfer, der am 15. April 1859 verstarb. Und auf einen Dachziegelhersteller gleichen Namens!

 

Der neue Thronfolger ist geboren!

Titelblatt des Wiener Salonblattes vom 1. Juli 1894. ANNO/ÖNB.

Der neue Thronfolger ist geboren!
Gestern Nachmittag wurde in Großbritannien der potenzielle neue Thronfolger geboren! Der letzte in ANNO genannten Thronfolger war Edward VIII., der vor Queen Elisabeth II. der König von England war (bis 1936).
Im Wiener Salonblatt wird am 1. Juli 1894 vermeldet:
Ihre k. Hoheit die Herzogin von York [...] ist Samstag den 23. v. M. um 10 Uhr Abends, zu White Lodge bei Richmond glücklich eines Prinzen genesen. Bekanntlich hat die Vermählung der jungen Eltern am 6. Juli 1893 stattgefunden und ist der Herzog von York der einzige Sohn des Prinzen von Wales. Im Wiener Salonblatt wurde am 15. Juli 1894 über seine Taufe berichtet.

20. Juli 1933

Schlagzeile aus dem Acht-Uhr-Blatt, 21.7.1933, S.1. ANNO/ÖNB

Am 20. Juli 1933 wurde das Konkordat zwischen der katholischen Kirche und dem Deutschen Reich geschlossen. Das noch heute in Deutschland als gültig betrachtete Dokument enthielt die Rechte und Pflichten der Katholischen Kirche im Gebiet des Deutschen Reiches, darunter auch das Verbot der politischen Betätigung, jedoch auch den Schutz für Geistliche und deren Gelichstellung mit Staatsbeamten. In Artikel 13, wird das Recht auf Einhebung von Kirchensteuern geregelt. Das Dokument wurde veröffentlicht, wohingegen der Anhang, welcher, entgegen den Bestimmungen des Versailler Vertrages, die Befreiung der Priesteramtskandidaten von der Wehrpflicht sowie im Falle einer Mobilisierung des Heeres die Zuziehung von Geistlichen in den Sanitätsdienst vorsieht, geheimgehalten worden ist.
Die österreichischen Tageszeitungen berichten unterschiedlich von den Ereignissen. Während das Tagblatt von "Hitlers Niederlage gegen den Vatikan" schreibt die Vorarlberger Landes-Zeitung relativ nüchtern über das Ereignis, jedoch eher aus deutscher Sicht. Das Vorarlberger Volksblatt schreibt lediglich, dass unterschrieben worden ist und welche Auszeichnungen in Empfang genommen worden sind. Unter dem Titel "Priestern politische Betätigung untersagt" findet man den zugehörigen Artikel im Acht-Uhr-Blatt. Die Reichspost berichtet sehr ausführlich auch über die im Anhang geregelten Freistellungen. Das Neue Wiener Journal titelt "Papen beim Papst und bei Mussolini" und weißt damit als eine der wenigen auch den Besuch bei Mussolini. Über die Bedeutung des Reichskonkordates schreibt das Neuigkeits-Welt-Blatt am darauffolgenden Tag.
Insgesamt sind 25 Zeitungen vom 21. Juli 1933 in ANNO online.

19. Juli 1898

Ausschnitt aus "Figaro", 20. August 1898, S. 8. ANNO/ÖNB

Am 19. Juli vor 115 Jahren brachte die Reichspost nicht nur im Sportteil Nachrichten über Radfahrer-Aktivitäten, sondern auch unter der Rubrik „Kleine Chronik“.
Dort findet sich ein Artikel, der von Pariser Ärzten berichtet, welche Das Radfahren der Frauen nicht nur für gesundheitsschädlich, sondern gar für staatsgefährlich halten. Diese Ärzte würden behaupten, daß sich mit dem Radfahren der Frauen in Frankreich ein Nachteil von socialer Tragweite zu entwickeln beginne, durch den eine weitere Abnahme der Bevölkerung und damit auch der Stärke des Heeres, durch das doch der bewaffnete europäische Friede aufrechterhalten werden müsse, zu befürchten stehe. […] Werden die Mädchen erst mit [dem Radfahren] bekannt, so hegen sie, sagt der Pariser Arzt, wenig Verlangen nach der Ehe, die sie schließlich als ein Gebundensein und eine Fessel betrachten, jedenfalls als ein Hemmniß für ihre freiheitlichen Neigungen.
Den gesamten Text, der aus heutiger Sicht nur als amüsant betrachtet werden kann, sowie Berichte über das Radfahrer-Huldigungsfest in Ischl und die Herrenfahrermeisterschaft von Oesterreich im Bergfahren, sowie eine Meldung über eine comissionelle Begehung anläßlich des Ansuchens des Verbandes christlicher Radfahrer um Anlage eines Radfahrweges auf der Ringstraße, finden Sie ebenfalls inder Reichspost vom 19. Juli 1898.
Insgesamt sind in ANNO 22 Zeitungen vom 19. Juli 1898 online verfügbar.

14. Juli 1683

Wiener Bilder 10. September 1933, S. 3f. ANNO/ÖNB.

Die zweite Wiener Türkenbelagerung jährt sich heuer zum 330. Mal, sie dauerte vom 14. Juli bis zum 12. September 1683. Bereits in den Jahren zuvor hatten die Osmanen Polen-Litauen angegriffen und sind hier bis Lemberg und Galizien vorgestoßen. Das Heilige Römische Reich unter Kaiser Leopold I. war durch Religionskriege, dem 30jährigen Krieg, der Pestepidemie im Jahre 1679 sowie dem Kuruzen-Aufstand sehr geschwächt. Oder, wie die Wiener Zeitung am 16. September 1866 schrieb: Die Wolken zogen über Oesterreich sich dichter und dichter zusammen. In Wien wurde fast die Hälfte der Bevölkerung dahingerafft. Ein weiterer Grund für die Osmanen gegen Wien zu marschieren war die strategisch bedeutende Lage der Stadt am Schnittpunkt zwischen Bernsteinstraße und Donau - dem 'Tor nach Westeuropa'. Die Türken boten ihre ganze Macht zu einem entscheidenden Schlage auf, an der Spitze von 250.000 Mann rückte der Großvezier Kara Mustafa heran. (Wiener Zeitung, 16.09.1866, S. 1)
Nach wochenlangen Kämpfen, um die Festung Wien zu erstürmen, ging die Versorgung mit Lebensmitteln sowohl auf der osmanischen als auch auf der Seite des Deutschen Reiches zurück, wodurch die Stimmung im osmanischen Lager schlechter wurde. Die Schlacht am Kahlenberg vom 12. September 1683 zwischen den christlichen aliierten Truppen (Soldaten aus Venedig, Bayern, Sachsen, Franken, Schwaben, Baden, Oberhessen und Polen) und dem osmanischen Heer führte zur überhasteten Flucht der Türken.
In einer Rückschau berichten die Wiener Bilder am 10. September 1933 unter dem Titel "Die Türken vor Wien ANNO 1683" ausführlich über die Geschehnisse. In einem Bericht über die "Zeughäuser Wiens" vom 14. Januar 1854 in Militär-Zeitung werden vor allem die Beutestücke, die ürsprünglich im Besitz der Osmanen waren, genannt.
Anlässlich des Kipfel-Jubiläum geht "Der Humorist" am 10. Juli 1858 und unter dem Titel "Monologe zweier Türken 1683" am 22. August 1867 in Antitürkischen Karikaturen auf die Geschehnisse ein.

13. Juli 1813

Allgemeine Bauzeitung 1891, S. 19. ANNO/ÖNB

Heute, am 13. Juli, jährt sicht zum 200. Mal der Geburtstag des berühmten dänisch-österreichischen Baumeisters und Architekten Theophil Edvard Hansen. Seine Lehrzeit absolvierte der Kopenhagener bei Karl Friedrich Schinkel bevor er 1837 nach Athen ging, um direkt an den griechischen Vorbildern zu lernen. Sein erster Auftrag in Athen war der Bau des Nationalen Observatoriums.
Georg Simon von Sina - griechisch-österreichischer Bankier - holte ihn für seine Bauprojekte nach Wien, wo er ebenso als Assistent von Ludwig Förster arbeitete. Dessen Tochter Sophie heiratete Theophil Hansen 1849, verstarb jedoch bereits eineinhalb Jahre später.
Theophil Hansen war Vertreter des strengen Historismus, wie man sowohl an seinem Wiener Erstlingswerk - dem Arsenal (1849-1856) - als auch seinem Hauptwerk, dem Parlament (2.9.1874-4.12.1883; im Stil eines attischen Tempels erbaut) sehen kann. Er achtete bei der Gestaltung auch auf Details sowie die Inneneinrichtung, so dass seine Werke als Gesamtkunstwerke gelten.
1863 wurde er zum Ehrenbürger von Wien ernannt, von 1868-1883 war er Professor an der Akademie der bildenden Künste und wurde schließlich ein Jahr später in den Freiherrenstand erhoben.
In der Allgemeinen Bauzeitung findet sich viel Material zum Beispiel zum Wiener Arsenal

Zahlreiches Weiteres Material findet man am Besten über die Suche in den Inhaltsverzeichnissen der Allgemeinen Bauzeitung sowie in der ANNO-Suche.
Der Meister des Historismus verstarb am 17. Februar 1891 in Wien, einen ausführlichen Nachruf findet man ebenfalls in der Allgemeinen Bauzeitung. In der Neuen Freien Presse vom 19. Februar 1891 findet sich eine Todesanzeige sowie ein Nachruf. Auch in der Zeitung Die Presse wird den Bürgern von seinem sanften Entschlafen nach ernstem Leiden berichtet.

 

3. Juli 1866

Schlacht bei Königgrätz 1866, Schlachtszene von preussischer Seite aufgezeichnet. Lichtdruck. 214435-B. Bildarchivaustria/ÖNB.

Am 3. Juli 1866 - ein trüber und regnerischer Tag - kam es in Nordböhmen nahe der Festung Königgrätz (heute: Hradec Králové) zum Aufeinandertreffen der preußischen und österreichischen Truppen im Deutschen Krieg. Auf einer Breite von zehn und einer Tiefe von fünf Kilometern kämpften über 400.000 Soldaten. Das größte habsburgische Heer der Geschichte mit knapp 200.000 Mann und 700 Geschützen wurde um etwa acht Uhr erstmals beschossen, kurz danach folgte schweres Artilleriefeuer von Seiten der Österreicher. Auch wenn lange Zeit kolportiert worden war, dass die mordernen Zündnadelgewehre gegenüber den Österreichischen Vorderladern ausschlaggebend waren für die Niederlage der Österreicher, so berichtete Die Debatte bereits am 5. Juli 1866 darüber, dass unsere Aufstellung keine vorteilhafte war. Und dies obwohl der österreichische Oberbefehlshaber Ludwig von Benedek eine gute Wahl getroffen hatte, die Preußen in einem Wald mit durch Holz und Gestrüpp getarnte Stellungen zu erwarten. König Wilhelm, Otto von Bismarck sowie der preußische Oberbefehlshaber Helmuth von Moltke beobachteten den nur mäßigen Geländegewinne bis zur Mittagszeit aus einiger Entfernung mit dem Fernglas.
Danach blieb dem Festungskommando Königgrätz nur zu vermelden: Nach dieser Zeit begann uns Feind zu überflügeln und zurückzudrängen. (Tagespost, 5. Juli 1866, S. 1)
Die Neue Freie Presse schrieb: Der Gedanke der Fortsetzung des Krieges mit den äußersten Mitteln besteht in maßgebenden Kreisen. Man wollte Italien mit der Abgabe Venetiens an Napoleon besänftigen und dafür die geschlagene Nordarmee durch die Südarmee ersetzen.
Die Habsburger Monarchie wurde durch die Niederlage bei Königgrätz derart geschwächt, dass schließlich Österreich der "kleindeutschen Lösung" zustimmen musste und der Frieden von Prag am 23. August 1866 geschlossen wurde. Schlussendlich wurde Benedek - obwohl zunächst verlangt - nicht zu Tode sondern zum Schweigen über das Geschehene bis zu seinem Lebensende verurteilt und unehrenhaft aus der Armee entlassen (Einen Nachruf findet man in der Neuen Freien Presse). Einige Tage vor der Schlacht bei Königgrätz berichtete das Vorarlberger Volksblatt noch ausführlich über den großartigen Feldherrn.
Auch zahlreiche weitere Zeitungen berichteten über die Geschehnisse, diese können Sie am leichtesten über die ANNO-Suche recherchieren.
Einen ausführlichen Artikel über die Schlacht bei Königgrätz finden Sie auch in Wikipedia.

29. Juni 1913

Karte der umkämpften Gebiete. Ausschnitt aus der Neuen Freien Presse vom 2. Juli 1913, S.3. ANNO/ONB

Während die Friedens- und Territorialverhandlungen nach dem 1. Balkankrieg ins Stocken geraten, kommt es am 29. Juni 1913 wieder zu Kampfhandlungen zwischen bulgarischen, griechischen und serbischen Truppen. Wie sich später herausstellte, war die Offensive von Bulgarien ausgegangen, das, ohne offiziell den Krieg erklärt zu haben, gleichzeitig Griechenland und Serbien angegriffen hatte.
In den Zeitungsmeldungen herrscht noch einige Tage Unklarheit, was am Balkan wirklich im Gange ist und welche Folgen die erneuten Gefechte haben werden. Die nachfolgenden Ausschnitte aus Meldungen der Neuen Freien Presse von Ende Juni bis Anfang Juli 1913 dokumentieren die Verunsicherung durch unbestätigte, teils widersprüchliche Meldungen, aber auch die Hoffnung auf eine friedliche Lösung, die erst zuletzt aufgegeben wird.

Neue Freie Presse, 30. Juni 1913
Nachrichten über ernste Gefechte zwischen den Armeen des Balkanbundes sind eingetroffen. Der Eindruck dieser Meldungen ist, daß die Zusammenstöße diesmal doch einen anderen Charakter haben als die früheren, die noch immer als Zufälligkeiten gedeutet werden konnten und als Reibungen, wie sie leicht entstehen, wenn die Vorposten von zwei durch nationale Stimmungen aufgeregten Armeen sich auf Schußweite nähern.
[…]
Beinahe ist es schon zweifelhaft geworden, ob das, was heute gemeldet wurde, nicht schon die Einleitung zum Kriege ist.

Neue Freie Presse 1. Juli 1913
Telegramm aus Sofia, 30. Juni:
„Widerstreitende Gerüchte jagen einander, welche wohl zumeist der ungeheuren Erregung entspringen. So heißt es eben, der serbische Gesandte in Sofia, Spalaikovic, sei, von Belgrad kommend, in Zaribrod aufgehalten worden. Ferner soll die Regierung ein Telegramm des bulgarischen Konsuls aus Odessa erhalten haben, die russische Flotte stehe unter Dampf zur Abfahrt bereit nach Konstanza oder Varna.“

Noch ist die Möglichkeit, daß der serbisch-bulgarische Konflikt friedlich ausgeht, nicht gänzlich ausgeschlossen. Allein mit jeder Stunde sozusagen vermindert sich die Friedenshoffnung.

Neue Freie Presse 2. Juli 1913
Der Tatsächliche Ausbruch des Krieges.
In Belgrad werden die Gefechte, die ununterbrochen fortdauern, als der tatsächliche Beginn des Krieges aufgefaßt. Die Frage des Schiedsgerichts ist vollständig in den Hintergrund getreten, und der Minister des Innern Protic hat in der Skupschtina erklärt, Bulgarien habe bereits den Krieg begonnen. […] Der griechische Minister des Aeußern Koromilas hat unserem Korrespondenten gegenüber heute früh erklärt, daß die griechische Regierung den Krieg als ausgebrochen betrachtet.

Am 8. Juli erklärten schließlich Griechenland und Serbien Bulgarien den Krieg, Rumänien und das Osmanische Reich folgten in den nächsten Tagen, wodurch Bulgarien von allen Seiten angegriffen wurde. So musste es sich in diesem Zweiten Balkankrieg binnen weniger Wochen geschlagen geben und in Folge fast alle im Ersten Balkankrieg eroberten Gebiete wieder abtreten.

24. Juni 1903

Bildnis Peter I., Wiener Bilder, 17. Juni 1903, ANNO/ÖNB.

Am 24. Juli 1903 wurde Peter I. Karadjordjevic(*29.6.1844 +16.8.1921) neuer König von Serbien.
Nach der Abdankung seines Vaters Fürst Aleksandar Karadjordjevic im Jahr 1858 lebte er bis zum Jahr 1903 im Exil in der Schweiz und in Österreich. In den Jahren im Exil machte er sich im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 auf französischer Seite verdient. 1876 beteiligte er sich am Aufstand der Bosnier gegen die Osmanen. Lange Zeit blieb sein Streben nach politischem Aufstieg ergebnislos ehe am 11. Juni 1903 König Aleksandar Obrenovic und dessen Gattin Draga, sowie weitere Angehörige der Königsfamilie beziwieungsweise der Regierung ermordet wurden (wir berichteten). Unklarheit herrscht bis heute inwieweit Peter im Genfer Exil das Attentat mitorganisierte. Die Agramer Zeitung vom 16. Juni 1903 schreibt hierzu: Sehr erfreulich ist es hiebei, daß aller Wahrscheinlichkeit nach die Katastrophe in Belgrad sich ohne Wissen und Willen desjenigen vollzog, der daraus unmittelbaren Nutzen zog. Das Linzer Volksblatt berichtet hingegen, dass der "Daily Chronicle" aus Genf meldete: Allen Dementis zum Trotz bin ich in der Lage, zu behaupten, daß Prinz Peter volle Kenntnis von der Verschwörung hatte; ihr tragischer Ausgang war aber unerwartet.
Über die Ernennung des neuen Königs berichtete unter anderem die Wiener Bilder, die die Ermordung des Exkönigs sowie die Ernennungen des Neuen in derselben Ausgabe präsentieren, hinzugefügt wird des Weiteren die jüngere Geschichte von Serbien. Das Vaterland schreibt Peter Karageorgjevic ist heute einstimmig zum König von Serbien gewählt worden und durch eine Telegraphenagentur hat er der Welt bereits zu wissen gethan, daß er Peter I. genannt werden will. Es besteht aber über die Wahl noch eine gewisse Unklarheit. Die Königswahl erfolgte am 15. Juni, nachdem kurz nach 11. Uhr die Abgeordneten und um kurz nach 12 die Minister im Sitzungssaal erschienen. Bereits bei der Wahl ließ man ihn hochleben. Um 12:31 war die Wahl abgeschlossen und der König einstimmig gewählt.
Am selben Tag - dem 16. Juni 1903 - berichtete die (Linzer) Tages-Post, dass Karageorgievic sogar in gewisser Beziehungs als ein Kandidat Österreichs erscheinen werde, wenn richtig ist, was der serbische Minister des Äußern mitgeteilt hat. Während seiner Amtszeit die mit kurzer Unterbrechung während des Ersten Weltkriegs bis 1921 währte, präsentierte er sich alles andere als Österreich-Freundlich, da er versuchte gegen die Annexion von Bosnien-Herzegowina durch Österreich-Ungarn zu verhindern um den österreichischen Machteinfluss auf den Balkan zu reduzieren.
Im Ersten Weltkrieg dankte er zwischenzeitlich zugunsten seines Sohnes Alexander I. ab. Nach der Ermordung Franz Ferdinands besetzte Österreich Serbien und die Königsfamilie ging ins Exil nach Korfu. nach dem Ende des Ersten Weltkriegs übernahm Peter I. erneut die Geschäfte und führte die neuen Gebiete zu einem zentralistischen, von Beginn an, durch innere Krisen erschütterten Staat.

19. Juni 1933

Das Handgranatenattentat auf die Hilfspolizei in Krems. Ausschnitt aus dem Neuigkeits Welt Blatt. 22. Juni 133, S. 1. ANNO/ÖNB.

Bei Krems werden bei der Heimkehr von einer Waffenübung dreißig Hilfspolizisten Opfer eines Anschlags mit Handgranaten. Dieser Vorfall ist nur einer in einer ganzen Reihe unterschiedlicher Anschläge im Österreich des Frühjahrs 1933. Die Arbeiter Zeitung analysiert die Beweggründe der Täter folgendermaßen: Die Hitler-Regierung will Oesterreich kirre machen, um uns zur Kapitulation der Regierungsmacht an die Nazi zu zwingen. Zu diesem Zwecke hat sie die Fremdenverkehrssperre über Oesterreich verhängt. Und weiter: Oesterreich hat sich darauf bemüht, Fremde aus anderen Ländern anzuziehen, damit sie die deutschen Touristen ersetzen. Darauf antworten die Nazi mit der Terrorwelle.

Das Geständnis des Täters von Krems, des 21-jährigen Herbert Mosel, erfolgt am frühen Morgen des 20. Juni 1933. Hierüber berichtet das Österreichische Abendblatt: Um 7 Uhr früh legte Mosel bereits ein umfassendes Geständnis ab. Seine Verhaftung war sehr dramatisch gewesen. Er selbst war durch herumfliegende Sprengstücke verletzt worden, konnte aber noch rechtzeitig in den Wald flüchten. Erst am nächsten Morgen wurde er auf offener Straße festgenommen.

Der Anschlag auf die Hilfspolizei führt noch am Abend des 19. Juni zur Einberufung des Ministerrats durch Bundeskanzler Dollfuß. Im Anschluss an die Ministerratssitzung spricht Schuschnigg das Verbot der NSDAP im Radio aus, wie die Linzer Tages-Post berichtet. Schuschnigg bezieht sich hier nicht nur auf das Granatenattentat in Krems, sondern auch auf Anschläge in Wien in den Tagen zuvor: Die Polizeibehörde mußte leider berichten, daß die Untersuchung einwandfrei erwiesen hat, daß die bekannten letzten Sprengstoffattentate im Bereiche des Wiener Polizeirayons durch Täter gesetzt wurden, welche der nationalsozialistischen Partei und deren Schutzstaffeln [...] angehören. Außerdem drucken viele Tageszeitungen den Wortlaut der Verordnung zum Verbot der NSDAP ab, so auch die Neue Freie Presse: Der nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei wird jede Betätigung in Oesterreich und insbesondere auch die Bildung irgendwelcher Parteiorganisationen verboten. Die bestehenden Sturmabteilungen und Schutzstaffeln [...] sind unstatthaft, das Tragen jedweder Parteiabzeichen verboten.

Prager Pfingstaufstand

Flugschriftensammlung F21529, 12. Juni 1848, Böhmen. ÖNB.

Vom 12. (Pfingsmontag) bis 17. Juni 1848 fand in Prag der sogenannte Pfingstaufstand statt. Der revolutionären Bewegung ging ein Slawenkongress voraus, bei dem die Hauptforderung die Unabhängigkeit der slawischen Kronländer gegenüber der Habsburgermonarchie war, wie es zuvor bereits in Ungarn gefordert worden war. Bereits im Vorfeld kam es bei der Märzrevolution zu Eingeständnissen durch den König von Böhmen - dem Kaiser von Österreich - als ein eigenständiger böhmischer Landtag eingesetzt wurde.
In der angespannten Lage wurde am 2. Juni 1848 der Slawenkongress unter dem Vorsitz von Frantisek Palácky einberufen. Die Forderungen wurden durch das Kaiserhaus abgelehnt, das Militär unter dem Kommandanten Fürst Alfred zu Windischgrätz (auch: Windisch-Graetz) drohte mit Gewalt, eine einbeurfene studentische Versammlung forderte dessen Absetzung.
Einem Demonstrationszug am Pfingstmontag schlossen sich die meisten Angehörigen der Nationalgarde sowie zahlreiche Arbeiter an. Ziel des Zuges war der Amtssitz von Windischgrätz. Die Kanonen gegen die Aufständischen gerichtet. Die Frau von Windischgrätz - Eleonore, geborene Prinzessin zu Schwarzenberg - wurde dabei tödlich verwundet. Am 17. Juni 1848 mussten die Revolutionäre bedinungslos kapitulieren.
Sowohl der Humorist am 15. Juni als auch die Wiener Zeitung am 17. Juni berichteten über die Vorfälle. Auch in den Folgetage reißt die Berichterstattung nicht ab: Wiener Zeitung vom 18. Juni mit einem Aufruf an die Bevölkerung von Prag, die Kronstädter Zeitung berichtet: Der Kaiser hat die sich in Prag gebildete provisorische Regierung nicht nur nicht bestätigt, sondern auch die Nachricht von der Bildung derselben mit besonderem Mißfallen aufgenommen. Der "Humorist" titelte am 21. Juni 1848 "Bericht über die Vorfälle in Prag in den Juni-Tagen".
Im Rahmen eines Projektes zum Revolutionsjahr 1848 wurde auch zahlreiches weiteres Material digitalisiert. Eine Übersicht finden Sie auf der Projekt-Website.
Es dauerte weitere 70 Jahre (Ende der Monarchie) bis zur Ausrufung der tschechoslowakischen Republik bis die Forderungen umgesetzt wurden.

Stadterweiterungsfond

Titelblatt der Wiener Zeitung mit der allerhöchsten Entschließung des Kaiserhauses zum Stadterweiterungsfond. 25. Dezember 1857. ANNO/ÖNB.

Vor 156 Jahren wurde der derzeit häufig in den Medien erwähnte Wiener Stadterweiterungsfonds von Kaiser Franz Joseph gründete, damals mit der Intention dem Kaiser mit der Umgestaltung Wiens ein Denkmal zu setzen. Die Ringstraße, wie wir sie heute kennen, sollte geplant und gebaut werden. Gefüllt wurde der Fonds durch Grundstücksverkäufe nach der Schleifung der Stadtmauern und des Glacis.
Die Kaiserliche Entschließung wurde in der Wiener Zeitung vom 25. Dezember 1857 veröffentlicht und war an Freiherr von Bach gerichtet - dem Minister des Innern.
Dass die Gestaltung der Wiener Staatsoper an der Ringstraße mit Mitteln dieses Fonds finanziert wurde, finden sie ebenfalls in ANNO in der Allgemeinen Bauzeitung aus dem Jahr 1878.

11. Juni 1903

Bildquelle: Titelseite der „Wiener Bilder“ vom 12. Juni 1903. ANNO/ÖNB

In der Nacht auf den 11. Juni 1903 wird das serbische Königspaar von seinen eigenen Offizieren ermordet. Obwohl man sich weitgehend einig ist, dass König Alexander Obrenovic seiner Aufgabe nicht gewachsen war, und der Staatsstreich aus politischer Hinsicht durchaus Zustimmung findet, sind die Zeitungsartikel doch geprägt von großem Entsetzen über die grausame Tat der verantwortlichen Männer gegen ihren eigenen König.
So schreibt das Deutsche Volksblatt am nächsten Tag auf der Titelseite der Morgenausgabe ausführlich darüber.
Im Inneren des Blattes findet sich eine nicht minder emotionale Schilderung der Abläufe in der Nacht des Anschlages, einschließlich eines in direkter Rede wiedergegebenen (angeblichen) Dialoges König Alexanders mit seinen späteren Mördern, in welchem der König zuerst zum Abdanken aufgefordert wird, was er ausschlägt, und ihm dann unterbreitet wird, dass das Volk seine Gattin Draga als „eine Dirne“ bezeichne.
Weitere Artikel und Berichte über die Ereignisse in Serbien finden sich beispielsweise im Grazer Tagblatt, im Prager Tagblatt und in den Wiener Bildern vom 12. Juni 1903.

10. Juni 1918

Ausschnitt aus "(Neuigkeits) Welt Blatt, 14. Juni 1918, S. 3. ANNO/ÖNB.

Am 10. Juni 1918 wurde das Schlachtschiff SMS Szent István der k.u.k. Marine von zwei italienischen Torpedos bei der Insel Lutrošnjak nahe Premuda getroffen. Um etwa 3:30 morgens wurde in das Hauptwellenlager etwa 5x6m große Löcher geschlagen, um 6:12 verschwand das Schiff der Tegetthoff-Klasse unter der Wasseroberfläche. Das modernste Schiff der k.u.k. Marine wurde am 17. November 1915 in Dienst gestellt, hatte jedoch bis zu seinem Untergang nur Probefahrten und Schießübungen zu absolvieren. Die beiden italienischen Torpedoschiffe MAS15 und MAS21 konnten das nach dem ungarischen Nationalheiligen István (Stefan) benannte Schiff nur aufgrund der hohen Rauchsäule entdecken, das die frische noch feuchte Kohle an Bord verursachte.
Der 10. Juni ist noch heute der Tag der italienischen Marine.
Da an Bord der SMS Szent Istvàn ein Kriegspresse-Kamerateam anwesend war, gibt es Original-Aufnahmen des Untergangs, bei dem insgesamt 89 Mannschaftsmitglieder ihr Leben ließen. Auch die Presseberichterstattung in Österreich war dementsprechend, jedoch aufgrund der vielen anderen Fronten, an denen zu dieser Zeit viel passierte, erfolgte nur eine zögerliche Berichterstattung.
Berichte finden sich unter anderem in:

 

9. Juni 1913

Ausschnit aus dem Titelblatt der "Wiener Bilder" vom 15. Juni 1913. ANNO/ÖNB.

Am 9. Juni 1913 landete das Luftschiff "Sachsen" am Flugfeld in Aspern. Mit an Bord war auch der Württembergische General Graf Ferdinand von Zeppelin, der Namensgeber der Luftschiffe. Der Konstrukteur und geistige Vater der heliumgefüllten Transportmittel war mit über 90 km/h von Deutschland über Schönbrunn - um den Kaiser zu grüßen - nach Aspern geflogen.
In einem sehr ausführlichen Artikel berichtete die Neue Zeitung sowohl über die Abfahrt der Sachsen als auch über ihre einzelnen Etappen, darunter auch "Die Huldigung vor dem Kaiser" in Schönbrunn: Kurz vor 2 Uhr öffneten sich die Glastüren, die auf den mit roten Teppichen geschmückten Balkon des Schlosses führen und die Gestalt des Kaisers, der die Generalsuniform trug, wurde sichtbar. Der Monarch wurde mit stürmischen Hochrufen und schwenken der Hüte begrüßt. In diesem Augenblick erschien auch schon aus der Richtung der Schmelz der mächtige Rumpf des Luftschiffes.
Auch das Neue Wiener Journal berichtete tags darauf über das Ereignis, was durch alle Jahrhunderte für unmöglich galt.
Die neue Zeitung berichete auch noch weiter über die Audienz beim Kaiser von Graf Zeppelin am folgenden Tag.
Weitere Berichte über die Landung 1913 finden sich in Der Arbeiterwille, der Neue Freien Presse, das Pilsener Tagblatt mit der genauen Flugroute inklusive der weiteren Stationen, die Reichspost, die Wiener Bilder am 15. Juni 1913 und das Volksblatt für Stadt und Land Einige Jahre später - am 12. Juli 1931 landete erneut ein Luftschiff am Asperner Flugfeld vor 120.000 Schaulustigen. Diese Landung wurde filmisch festgehalten. Berichte finden sich hierzu im Das Kleine Blatt

6. Juni 1931

Der zerstörte Glaspalast. Ausschnitt aus Das interessante Blatt vom 11. Juni 1931., S.5. ANNO/ONB.

Der gänzlich aus Glas und Gusseisen erbaute Münchner Glaspalast im Alten Botanischen Garten wurde 1854 errichtet, um die Erste Allgemeine Deutsche Industrieausstellung zu beherbergen. In den folgenden Jahren wurde der Glaspalast als Veranstaltungsort und für internationale Kunstausstellungen genutzt. So befanden sich am 6. Juni 1931, als Brandalarm ausgelöst wurde, an die 3000 Gemälde, darunter die Sonderausstellung „Werke deutscher Romantiker von Caspar David Friedrich bis Moritz von Schwind“, in dem Ausstellungsgebäude.

Der Münchner Glaspalast vollständig abgebrannt.

titelt am nächsten Tag das Neuigkeits Welt-Blatt, die Schlagzeile des Kleinen Blatt vom 7. Juni lautet:

3000 Kunstwerke ein Raub der Flammen.

In ausführlichen Artikeln wird in mehreren Zeitungen von dem Großbrand und seiner zerstörerischen Wirkung auf das Gebäude und die darin befindlichen Kunstschätze berichtet.

Das Feuer breitete sich mit rasender Geschwindigkeit aus und nahm ungeheure Ausdehnung an. Die Feuerwehr rückte mit mehreren Schnell-Löschzügen an. […] Gegen 4 Uhr früh stürzte der gegen die Augsburgerstraße gelegene Teil des Gebäudes unter furchtbarem Getöse ein. Das Stahlgerippe stand in Weißglut. (Linzer Volksblatt, 7.6.1931, S.7)

Von den 2820 Ausstellungsobjekten konnten nur fünfzig bis sechzig gerettet werden! Berühmte Kunstwerke sind ein Raub der Flammen geworden. Die unersetzliche Sonderschaut der Romantiker ist völlig vernichtet, so sechs Bilder von Moritz v. Schwind, drei Bilder von Philipp Otto Runge und die prächtige Winterlandschaft Caspar David Friedrichs. […] Vernichtet sind ferner Gemälde von Max Liebermann, Derain, Picasso, Vlaminck und einiger moderner österreichischer Maler, wie Faistauer, Ferdinand Ritt und Anton Kolig. […]Von den Kunstwerken waren nur die Leihgemälde versichert, wie beispielsweise die Sammlung der Romantiker. Für alle anderen Werke war nach den Satzungen der Ausstellung die Versicherung Sache der Aussteller selbst. Die meisten Künstler haben aber ihre Werke nicht versichert, so daß sie, die ohnedies zum größten Teil in arger Notlage leben, einen furchtbaren Schaden erlitten haben. (Das kleine Blatt, 7.6.1931, S.5)

 

Ermittlungen der Polizei führten den vernichtenden Brand auf Selbstentzündung von terpentingetränktem Putzmaterial zurück, als offizielle Brandursache wurde schließlich – wie schon im Neuigkeits Welt-Blatt vom 7. Juni spekuliert – Brandstiftung angegeben. Der tatsächliche Auslöser des Feuers konnte jedoch nie sicher nachgewiesen werden.

Eine größere Ansicht unseres Bildes finden sie im Interessanten Blatt vom 11. Juni 1931.

DDR-Presse

Heute möchten wir ein Projekt vorstellen, das an der Staatsbibliothek zu Berlin angesiedelt ist. Das Portal DDR-Presse ist von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und umfasst die Digitalisierung sowie Volltexterschließung der bekanntesten Tageszeitungen der SBZ (Sowjetischen Besatzungszone) und der DDR (Deutsche Demorkatische Republik) von Beginn ihres Erscheinens 1945/46 bis 1990. Die Zeitungen Neues Deutschland, das sogeannnte Zentralorgan der Sozialisistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und die Berliner Zeitung (SED-Zeitung für Berlin) werden bereits mit allen Jahrgängen online präsentiert. Seit dem 27. März stehen nun auch die ersten 22 Jahrgänge der Neuen Zeit 1945-1966), der Zeitung der CDU in der DDR, zur Verfügung.
Das Portal ist auch für Nicht-Benützer der Staatsbibliothek Berlin über den Open-ID-Account xlogon.net kostenfrei nutzbar. Eine Registrierung ist wegen der Überlassung der Nutzungsrechte durch die Verlage notwendig.
Als Suchmöglichkeiten steht sowohl eine - wie aus ANNO gewohnt - Kalenderfunktion zur Verfügung, als auch eine Volltextsuche. Die Funktionalitäten werden bis zum Abschluss des Projektes Ende Mai 2013 noch erweitert.

26. Mai 1933

Titelblatt der Wiener Bilder vom 28. Mai 1933. ANNO/ÖNB

Heute vor 80 Jahren, am 26. Mai 1933, wurde die kommunistische Partei Österreichs verboten. Die Auflösung findet ihren Ursprung in dem Sturz der Regierung durch Dollfuß im März 1933. Durch die im Parlament und anderen Institutionen des Staates ausgelöste Patt-Situation und der damit verbundenen Beschlussunfähigkeit des österreichsichen Parlaments konnte ein Zusammentreffen des Nationalrates am 15. März 1933 nur mit Polizeigewalt aufgelöst werden.
Im Verfassungsgerichtshof waren alle christlichsozialen Mitglieder zurückgetreten, da weder Bundespräsent noch Bundeskanzler für die Berufung neuer Richter sorgten (Wikipedia).
Aufgrund einiger bewaffneter Auseinandersetzungen kam es zum Verbot der kommunistischen Partei Österreichs. Wenige Tage später wurden auch die NSDAP sowie der steirische Heimatschutz verboten. Sowohl die KPÖ als auch die NSDAP agierten jedoch von da an im Untergrund. 1934 arbeitete Dollfuß daran, die letzten sozialdemokratischen Strukturen zu zerschlagen, darunter kam es auch zum Verbot der Arbeiter-Zeitung, die von da als Exil-Ausgabe (herausgegeben in Brünn) nach Österreich geschmuggelt wurde. Die Ereignisse endeten in den Februarkämpfen 1934.
In ANNO findet sich zahlreiches Material zu den Vorgängen:

  1. Notverordnung im Neuigkeits-Weltblatt vom 27. Mai 1933 und der Wiener Zeitung
  2. Über die Unruhen in der Universität berichteten am 28. Mai 1933:
  3. Verbot der Kommunistischen Partei Österreichs:
  4. Verbot der NSDAP:

 

25. Mai 1913

Titelblatt der Militärzeitung vom 11. Juni 1913. ANNO/ÖNB

Am 25. Mai 1913 erschoss sich der österreichische Generalsstabschef Alfred Redl in einer angemieteten Wohnung in einem Wiener Innenstadthotel.
Am folgenden Tag, dem 26. Mai 1913 berichteten zumindest 9 Zeitungen über den Selbstmord des hochdotierten Generalstabschef des 8. Korps in Prag. Erste Berichte erschienen in folgenden Zeitungen: Deutsches Volksblatt, Innsbrucker Nachrichten, Fremden-Blatt, Neue Freie Presse, Neues Wiener Journal, Prager Tagblatt, Wiener Montagsblatt und dem Wiener Sonn- Montagsblatt.
Betrachtet man die Pressemitteilungen des 26. Mai so wird hauptsächlich von der glänzenden Karriere des Oberstleutnant Redl berichtet wird. So berichtet die Neue Freie Presse über Redls Auszeichnung mit dem Militärverdienstkreuz 1905, eine Anerkennung, die ihm seine Rolle als Sachverständiger in Hochverratsfällen innerhalb des Militärs einbrachte.
Am 27.5.1913 wurde in den Zeitungen kaum Meldung zu dem Vorfall erstattet. Die wahren Beweggründe für den Selbstmord, die mit dem Auffliegen seiner eigenen Spionagetätigkeit und der Vertuschungsaktion der Behörden im Zusammenhang standen, kamen erst in den Tagen darauf in der österreichischen Presse auf.
So war es, dass zum Beispiel das Prager Tagblatt am 30. Mai mehr der Frage nachging, wer sich aller vor der Tatzeit im Zimmer befand. Was Oberleutnant Redl in seinen letzten Stunden tat wurde unter anderem von der Neuen Freien Presse in der Ausgabe vom 29.5.1913 unter den Zeitungsleuten bekannt.
Das Neue Wiener Journal greift aber schon am 28. Mai Gerüchte auf, die Redl mit Verstrickungen in einen internationalen Spionageskandal belasten. Am 29. Mai wurde aber von derselben Zeitung detailliert über das schlichte Begräbnis berichtete was bereits Fragen aufwarf. Am 7. Juni weißt das Prager Tagblatt noch einmal darauf hin, dass man ursprünglich die ganze Affäre vertuschen wollte, worauf übrigens auch die geheimnisvolle Art des Begräbnisses hinweist. Weitere Verhaftungen sowie Veränderungen und Reformen im Generalstab stehen bevor, schrieb das Prager Tagblatt am 31. Mai. Am 30. Mai 1913 steht nun in den meisten Zeitungen eine endgültige Version des Vorfalls geschrieben. Gestützt wird diese Meldung diesmal durch eine Pressemitteilung der „Militärischen Rundschau“, die im Neuen Wiener Journal abgedruckt war: „Redl hat diese Tat vollführt, als man im Begriffe war, ihn folgender schwerer und nunmehr außer Zweifel gestellter Verfehlungen zu überweisen: Erstens homosexuellen Verkehrs, der ihn finanzielle Schwierigkeiten brachte; zweitens Verkaufen dienstlicher Behelfe reservater Natur an Agenten einer fremden Macht“
Am 1. Juni berichtete das Prager Tagblatt über die Stellungnahme und Bestürzung von Kaiser Franz Joseph I. über Redls Verrat:
„Zu einer hohen Persönlichkeit machte der Kaiser die Äußerung, dass diese Affäre von Allem wohl das Schrecklichste sei, was ihm während seiner langen Regierungszeit widerfuhr. Es sei – so fuhr der Kaiser fort – unglaublich, dass ihm ein Offizier, ein Generalstabsoberst, auf den er so große Hoffnungen gelegt habe, so etwas antun konnte.“
Die Militärzeitung äußert am 11. Juni nachträglich die Vermutung, dass die offiziellen Behörden den Fall unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu bearbeiten wünschten, um das Ansehen der Armee und des Offizierskorps zu schützen.

24. Mai 1913

Ausschnitt aus dem Titelblatt der "Wiener Bilder" vom 1. Juni 1913. ANNO/ÖNB.

Am 24. Mai 1913 heirateten Ernst August III. von Hannover und Viktoria Luise von Preußen, die einzige Tochter des preußischen Königs und Deutschen Kaisers Wilhelm II. Das Ereignis beendete den jahrzehntelangen Zwist zwischen den Hohenzollern und den Welfen um die Regentschaft in Hannover und wurde in den Medien dadurch auch als Friedenshochzeit bezeichnet.
Ernst August wurde wenige Monate nach der Trauung zum Herzog von Hannover ernannt, als der er jedoch während der Novemberrevolution 1918 abdanken musste.
Die Eheschließung in Berlin war das letzte große Zusammentreffen europäischer Souveräne vor dem Ausbruch des [Ersten] Weltkrieges. Unter anderem zählten König Georg V. von Großbritannien und Irland mit Königin Mary, Zar Nikolaus II. mit seiner Gemahling sowie auch das Deutsche Kaiserpaar zu den Gästen.
Das Großereignis zwischen den beiden später lange in Österreich wohnenden Eheleuten wurde auch in Österreich rezipiert und gefeiert. Hier eine kleine Auswahl von Berichten:
Neue Zeitung
Volksblatt für Stadt und Land
Wiener Salonblatt
Wiener Salonblatt, ausführlicher Bericht
Ybbser Zeitung
(Linzer) Tagespost
Bukowinaer Post
Deutsches Volksblatt
Fremdenblatt
Neue Freie Presse
Neues Wiener Journal
Pilsner Tagblatt
Prager Tagblatt
Wiener Bilder

Insgesamt sind 37 Zeitungen vom 24. Mai 1913 in ANNO verfügbar!

23. Mai 1618

Prager Fenstersturz. Stich im 'Theatrum Europeum', 1662. Inventarnr.: 198.214-B. Bildarchiv / ÖNB

Am 23. Mai 1618 ereignete sich der Prager Fenstersturz, der den Beginn des 30-jährigen Krieges markierte. Nach der Zerstörung einer evangelischen Kirche im erzgebirgischen Städtchen Klostergrab durch die Katholiken des Ortes wollten sich die protestantischen Stände nicht länger ihre im „Majestätsbrief“ von 1609 zugesicherten Rechte vorenthalten lassen. Ein etwa 200 Mann starker Zug marschierte zur Prager Burg und warf nach einem improvisierten Schauprozess drei anwesende königliche Statthalter aus dem Fenster. Für diese endete die „Auswerfung“ relativ glimpflich, auch einige hastig nachgefeuerte Schüsse verfehlten ihr Ziel. Während in katholischer Überlieferung die Jungfrau Maria ihre schützende Hand über die Hinabstürzenden hielt, ist in der protestantischen Version ein unter dem Fenster aufgetürmter Misthaufen für die Rettung der „Defenestrierten“ verantwortlich. Der Bruch der protestantischen Böhmen mit König Ferdinand war jedenfalls vollzogen, mit dem Feldzug gegen Wien begann bald darauf der 30-jährige Krieg, der weite Teile Europas in Schutt und Asche legen sollte.
300 Jahre später wird Europa erneut von einem Krieg verwüstet. Die Zeitungen am 23. Mai 1918 sind voll mit Berichten von den diversen Kriegsschauplätzen. In einigen ist jedoch auch der Jahrestag des Fenstersturzes Thema und natürlich lag es nahe, die eine oder andere Parallele zu ziehen. So schreibt beispielweise das Neuigkeits-Welt-Blatt: Wie vor nun fast vier Jahren die Revolverschüsse in Sarajewo den noch immer mit voller Heftigkeit tobenden Weltkrieg auslösten, so hat vor genau 300 Jahren auch ein lokales Geschehnis die Furie des längsten Kriegs geweckt, den die Weltgeschichte kennt: des 30-jährigen Kriegs.
Der Redakteur der Neuen Freien Presse zieht nach einem ausführlichem Rückblick ebenfalls Schlüsse aus diesem historischen Ereignis, die damals nur allzu aktuell anmuteten: Die Szene vom 23. Mai 1618 war nur eine Episode im Dreißigjährigen Kriege, doch ein Ereignis, das die Verflochtenheit aller Geschehnisse mit der Umwelt offenbart und das mahnt, die Politik nicht aus der Isolierung heraus, sondern in ihren großen Zusammenhängen zu prüfen. Und noch eines! Am Anfange eines Krieges, weiß man nie, wann er enden wird. Wenn die Kugel rollt, dann lässt sich nicht bestimmen, wohin ihr Lauf führt.
Rückschau hielten auch Die Neue Zeitung, das Fremden-Blatt und das Prager Tagblatt. Es sollte noch gut ein halbes Jahr – bis zum 11. November 1918 - dauern, bis sich der Wunsch erfüllte, mit dem der Artikel im „Neuigkeits-Welt-Blatt“ schließt: Wenn doch nur auch diesem Krieg schon die Friedensstunde schlüge wie dem 30jährigem am 24. Oktober 1648!

15. Mai 1923

Offizielle Persönlichkeiten besichtigen Fahrzeuge der Laurin & Klement A.G. Ausschnitt aus der Allgemeinen Automobil-Zeitung vom 15. Mai 1923, S.10. ANNO/ÖNB

Die XV. Internationale Automobil-Ausstellung in Prag fand vom 28. April bis 6. Mail 1923 statt. Am 15. Mail 1923 brachte die Allgemeine Automobil-Zeitung einen ausführlichen, mehrseitigen Artikel über diese Großveranstaltung.
Die Eröffnung der Ausstellung vollzog sich in feierlicher Weise. Lange Reihen von Automobilen brachten die Festgäste zur Ausstellungshalle, die ebenso wie der mächtige Vorplatz in reichem Flaggenschmuck prangte. In sinniger Art waren die Fahnen in den Landesfarben der Teilnehmer an der Ausstellung placiert, wie überhaupt das Bestreben jedes einzelnen Prager Herren dahin ging, den Gästen in vollem Maße ihre Sympathien zu bekunden. (S.9)
Neben der Beschreibung der festlichen Eröffnung und einer Aufzählung der anwesenden Persönlichkeiten aus Politik, Industrie und diversen Automobil- und Autofahrerclubs berichtet der Artikel auch begeistert von der Vorstellung des ersten europäischen „Volksautomobils“:
Nach einer Würdigung der Exposition des Ministeriums für Landesverteidigung wies Professor Kukula auf das Volksautomobil hin, das auf dem Stande der Nesselsdorfer Wagenbau-Fabriksgesellschaft zur Schau gelangte. Als vor drei Jahren Präsident Masaryk bei Eröffnung der ersten Ausstellung nach dem Kriege den Wunsch aussprach, daß sich die Industrie dem amerikanischen Beispiel entsprechend, mit der Schaffung eines solchen Kleinautos befassen möge, hatte man nicht erwartet, daß diese Anregung in so kurzer Zeit schon Fruchtbares zeitigen würde. Von einem Volksautomobil im wahren Sinne des Wortes könne man zwar heute noch nicht sprechen, doch kann man füglich behaupten, daß die Industrie der Republik mit voller Intensität an dieser Aufgabe arbeite, die, was die technische Seite anlangt, gewiß in weitestem Maße gelöst erscheine. (S.10)
Abschließend listet der Artikel die ausstellenden Herstellerfirmen und ihre jeweils zur Schau gestellten Wagen auf und liefert hier noch eine genaue Beschreibung des „Volksautomobils“, eines 4/12 PS-Kleinautos, das gewissermaßen den Clou der Ausstellung bildete. (S.11)

Alles Liebe zum Muttertag!

Auch für den Muttertag. Werbung (Handel) & Fest. Plakat PLA 16311600. Bildarchiv Austria / ÖNB

Die Entstehungsgeschichte des Muttertags mit Anna Marie Jarvis, Philadelphia und mit den 500 Nelken kennt wahrscheinlich jeder. Die schnelle Reaktion der Floristen und Konditormeister, ihr Engagement zum neu aufgetauchten Anlass und die unglaubliche Geschwindigkeit, mit der sie die Hauptrolle im Fest ergatterten ist auch kein Geheimnis. Die Begründerin dieses Ehrentags musste also bereits kurz nach dessen Einführung gegen die kommerziellen Bestrebungen der genannten Gruppen kämpfen. Das anscheinend nie veraltende Thema des Existenzkampfs und die überdimensionierte Relevanz des Geldes greift auch der Autor des Neuigkeits-Welt-Blatts in seinem Artikel vom 10. Mai 1925 (ein Jahr nachdem der Muttertag in Österreich offiziell eingeführt wurde) auf. Seine Zeilen weisen auf die echte Mission dieses Festes hin, nämlich auf die „stille, innerliche Feier“ der mütterlichen Liebe.

9. Mai 1873 - Der Börsenkrach am "Schwarzen Freitag"

"Wehe uns Allen...wenn die Fortuna so daher kommt", Kikeriki vom 15. Mai 1873, S. 8. ANNO/ÖNB

Die Hauptursache für die weltweiten Börsenkrach im Jahre 1873 liegt in Österreich-Ungarn begraben. Nachdem ab dem Jahre 1867 eine überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum , das ab 1870 auch in Deutschland (mit dessen gewonnenn Krieg gegen Frankreich, den damit verbundenen Reparationszahlungen und der Reichsgründung), einsetzte und die Planungen für die Weltausstellung 1873 voranschritten, wurden zahlreiche Investitionen getätigt.
Vor der Weltausstellung, die am 1. Mai 1873 eröffnet wurde, wurde die Presse angehalten nur positiv zu berichten, ebenso nahm die Politik eine Laissez-Faire-Haltung gegenüber der Wirtschaft ein. Nur selten wurde vom Staat in die Wirtschaft eingegriffen und dies auch nur um weitere Skandale zu verhindern.
Viele neu gegründete Banken die leichtfertig Pfandbriefe ausstellten um Österreich-Ungarn als wirtschaftlich potent auszuzeichnen, Zufluss von deutschen Kapital und die Einführung der Telegraphie (schnelleres und internationales Handeln von Aktien wurde möglich) heizten die Stimmung weiter an.
Bereits wenige Tage nach der Eröffnung der Weltausstellung kam es am 5. Mai erstmals zu Kursverlusten. Das Vertrauen der Anleger und Investoren wurde geschwächt, wodurch es am "Schwarzen Freitag" dem 9. Mai 1873 über 120 Insolvenzen gab, darunter auch bekannte Bankhäuser. An diesem Tag musste die Polizei gegen Mittag die Börse schließen. Die Kunden verloren weiter ihr Vertrauen und zogen ihre Investitionen ab, wodurch sich die Krise begann International auszuweiten.
Die österreichische Presse reagierte sehr kontrovers auf die Geschehnisse. So berichteten die Jörgel Briefe bereits am 10. Mai 1873 in Form eines Gedichte über den Krach! Die (Linzer) Tages-Post ignorierte die Geschehnisse fast vollends. Das Vaterland schrieb unter der Rubrik Volkswirtschaftliche Zeitung: Es kam zu förmlichen Schlägereien. [...] Doch war es in dem schrecklichen Gewühl und toben nicht möglich, die Thatsachen zu constatieren. Die Wuth der aufgeregten Masse, noch gesteigert durch Gerüchte, daß Selbstmorde vorgekommen seien, wendete sich gegen die Häuser und Institute [...]
Um nur einige zu nennen. Am 19. September musste die Börse in New York erstmals in ihrer Geschichte geschlossen werden, was Sie bis zum 29. September auch blieb.
Die Folgen dieser - aus heutiger Sicht - Stagnation - waren weitreichend. Mit dem Börsenkrach und dem entzogenen Kapital kam es zu einem Rückgang der Produktion, einer geringeren Nachfrage womit es zu Enlassungen und Kündigungen kam, zahlreiche Familientragödien spielten sich ab, viele andere wanderten nach Amerika aus.
Der Staat griff in den Folgejahren wieder mehr in die Wirtschaft ein und verabschiedete sich vom Wirtschaftsliberalismus hin zum Neo-Merkantilismus.
Einen ausführlichen Bericht über den sogenannten Gründerkrach gibt es auf Wikipedia.
Insgesamt sind in ANNO 21 Zeitungen vom 10. Mai 1873 online verfügbar.

3. Mai 1893

Bildnis der Seidel, Amalie [1876-1952], in Oval. Originalfoto, Postkarte. Autor: Theodor Bauer; Pf 54406:C (1); Bildarchiv/ÖNB.

Eine sehr fröhliche Stimmung, welche dem Ausgange der Lohnbewegung zuzuschreiben ist vermeldete die Neue Freie Presse vom 18. Mai 1893.
Vorausgegangen war dieser Meldung der erste organisierte Frauenstreik in Österreich, der heute vor 120 Jahren, am 3. Mai 1893, in einer Appreturfabrik (Appretur = veredelnde Behandlung von Textilien) in Wien-Gumpendorf seinen Anfang nahm. Der fast dreiwöchige Arbeitsausstand ging als „Streik der 700“ in die Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung ein. Auslöser war die Entlassung der 17-jährigen Amalie Ryba nachdem sie, beflügelt von den Eindrücken der Feiern zum 1. Mai, in der Jausenpause unter den Kolleginnen Stimmung für höheren Lohn und kürzere Arbeitszeit gemacht hatte. Rybas Kolleginnen waren jedoch nicht bereit, ihre Entlassung hinzunehmen und trugen am nächsten Tag der Fabriksleitung ihre Forderungen nach einer Verkürzung der Arbeitszeit von zwölf auf zehn Stunden und der Wiedereinstellung Rybas vor. Als diese Anliegen nicht erfüllt wurden, verließen die Arbeiterinnen geschlossen die Fabrik. Nach einigen Tagen hatten sich bereits 700 Frauen und Mädchen aus insgesamt drei Appreturfabriken dem Streik angeschlossen, der auch in den damaligen Zeitungen ziemliches Aufsehen erregte. Doch stießen die Anliegen der Streikenden in der bürgerlichen Presse nicht immer auf Verständnis, wie der in der Neuen Freien Presse vom 6. Mai erschienene Artikel belegt: Nach den amtlichen Erhebungen ist es auch zweifellos, daß die Unzufriedenheit durch eine sehr geschickt geleitete Agitation von außen her in den Kreis der Appretur-Arbeiterinnen getragen wurde, und daß sich die eigentlichen Leiter der Bewegung einzelner energischer und für die social-demokratischen Ideen leicht empfänglicher Arbeiterinnen bedient haben, um die große Menge der sonst sehr friedliebenden und mit ihrem Schicksale zufriedenen Arbeiterinnen für den Strike zu gewinnen. Auch würden die Arbeiterinnen durch allerlei arbeitslose Elemente und bekannte Arbeiter-Redner verstärkt. Aber immerhin: Die Ruhe und Ordnung wurden heute Abends durch die Strikenden nicht gestört.
Auch das Vaterland, die Wiener Sonn- und Montagszeitung und die Wiener Zeitung berichteten laufend von diesem Ereignis.
Nach beinahe dreiwöchiger Dauer und zahlreichen Solidaritätsbekundungen wurden die Forderungen der Streikenden schließlich angenommen: Zehnstündige Arbeitszeit, Bezahlung eines Minimallohnes von 8 Kronen wöchentlich, Freigabe des 1. Mai und die Wiedereinstellung von Amalie Ryba. Diese wird 1919 als Amalie Seidel für die Sozialdemokraten als Abgeordnete in den Nationalrat einziehen; der Amalie-Seidel-Weg in Wien-Meidling erinnert an sie. Nachzulesen ist ihre Lebensgeschichte unter anderem hier.

30. April 1933

„Beaux Art de Modes“ 1933, Nr. 2, S. 21. ANNO/ÖNB

Da die Außentemperaturen nun endlich der Jahreszeit entsprechen und die Wintermäntel bis zum Herbst in den Schränken verstaut werden können, ist es an der Zeit einen Blick auf die Frühjahrsmode zu werfen – zum Beispiel auf die von vor 80 Jahren, in den beiden ANNO-Neuzugängen „Beaux Art de Modes“ und „Le Grand Tailleur“.
Beaux Art de Modes präsentiert die Frühjahrsmode im Jahrgang 1933 in Heft Nummer 1 und Heft Nummer 2, aus dem auch diese Beschreibung stammt:
Die neueste Parole lautet: Geradlinigkeit. Die Vertikale hat die scharf geschweifte Linie der abgelaufenen Saison abgelöst und die so beliebte Diagonale in den Hintergrund gedrängt. Allenthalben gewahren wir die Neigung die Gestalt zu strecken, die lange Linie zu betonen. Gerade Kleiderformen. Lose, gerade fallende Cardigans, Boleros, knie- und dreiviertellange Jacken und Paletots. […] Die Taille ist normal, oft leicht gesenkt. Prinzessartige Formen, deren scheinbare Schlichtheit und weich modellierende Silhouette die Meisterhand verraten, alternieren mit leicht blusigen Corsagen. Verhüllende, weiche Draperien und achseldeckende Sattelpassen; Volants, Rüschen, Falbeln, Schleifen, zierliche Lingerien weisen neue Wege anmutsvoll-femininer Eleganz. (Beaux Art de Modes, 1933, Nr.2, S.5)
Le Grand Tailleur legt den modischen Schwerpunkt im Frühjahr 1933 auf Mäntel, Jacken und Kostüme und präsentiert die bevorzugten Formen, Farben und Stoffe und in Heft 235:
Die Mantelstoffe sind sehr weich und schmiegsam. Dicke Crêpons und Nattéeffekte, Lainagen mit baumrindenartiger oder stark reliefierter Oberfläche, Ondé- und Granité-Velours. Nopés, Mêlés und kleine Karos sind hohe Mode. Für leichtere Wollen- oder Seidenmäntel verarbeitet man Hammerschlag, Ribouldingue, Faille, Kasha, Wollgeorgette, Marocain, matten Satin. […]
Zu bevorzugten Kostümstoffen zählen leichte Tweeds und Jerseys mit breitem Grätenmuster, seidengemengte Lainagen, Crêpe tricotine, Diagonal crêpé, Kammgarn in feinen gestreiften Herrenstoffimitationen, Kasha, Fil à fil- und Angoragewebe. Führende Modefarben sind Schwarz, Marine, pastellisiertes rötliches Braun, Ziegelrot, Wildlederfarbe, Beige und Grau.
(Le Grand Tailleur, Heft 235, S.10)
Diese beiden Zeitschriften bestechen nicht nur durch ihre mit Liebe zum Detail formulierten, oft auch in französischer und englischer Sprache abgedruckten Begleittexte, vor allem die kunstvollen, großteils farbigen Illustrationen sind auf jeden Fall einen Blick wert!

28. April 1923

Wembley Stadion, Luftaufnahme. New York Times Photo, 19.08.1931. FO305574/01. Bildarchiv Austria / ÖNB.

Am 28. April 1923 wurde das alte Stadion in Wembley Park mit dem Pokalfinale Bolton Wanderers gegen Westham United eröffnet. Bereits im Vorfeld der Eröffnung fanden sich sogar in Österreichischen Tageszeitungen Berichte über das Spiel im größten Stadion der Welt (Neue Freie Presse, 28.04.1923). Das Spiel, bei dem mehr als 100.000 Personen (laut Sport-Tagblatt vom 30.04.1923 sogar 150.000) Einlass ins Stadion fanden und ebensoviele vor dem Stadion vergeblich warteten, endete mit 2:0 für die Bolton Wanderers.
Der erste Treffer fiel laut Sport-Tagblatt bereits, kaum war des Schiedrichters Anpfiff verklungen. Der Zweite Treffer der "Boltonians" erfolgte in der 53. Minute. Als einer der ältesten Vereine Großbritanniens eroberten die Bolton Wanderers 1923 zum ersten Mal die begehrte Cup-Trophäe.
Auch die Neue Zeitung berichtete zwei Tage nach der Begegnung von dem Ereignis: Nachdem um 11 Uhr vormittags alle Bureaus und Geschäftslokale gesperrt hatten, begann der Zuzug der Massen zum Stadion. 200 Sonderzüge aus der Provinz brachten die Fußballfreunde zu diesem Spiel nach London und die zum Wembleypark führenden Straßenzüge waren von Autobussen und Fahrzeugen jeglicher Art übersät.
Da auch jene Besucher ins Stadion gelangen wollten, die keine Eintrittskarten besaßen, wurden Umzäunungen und Absperrungen umgerissen. Hierbei kam es zu 1000 Verletzten, siehe auch Neue Freie Presse vom 30.04.1923. Die unterlegene Mannschaft von Westham überlegte sogar Protest gegen das Spiel einzulegen, bei dem auch Fans auf das Spielfeld gelangten.

26. April 1923

Prager Tagblatt, 27.04.1923 Seite 3. ANNO/ÖNB.

Am 26. April 1923 fand in der Westminsterabtei in London die Trauung des Prinzen Albert von Großbritannien und Irland und Herzogs von York mit Lady Elisabeth Bowes-Lyon, Tochter des Earls of Starthmore and Kinghorne statt.
Die Trauung wurde von Englands höchstem geistigen Würdenträger vom Erzbischof von Canterbury vollzogen. Der Korrespondent der Neuen Freien Presse schreibt in der Ausgabe vom 27.04.1923 über den Tag der Vermählung und legt sein Augenmerk vor allem auf die Beschreibung der Festzüge.
Kurz nach 11 Uhr – Die Sonne hatte den Regen auf Stunden vertrieben – begann von der Abtei die Ausfahrt der Diplomaten und des Adels. Der erster Zug, bestehend aus zwei Schwadronen Leibkürassieren, brachte den König, die Königin sowie den Bräutigam und seine Brüder zur Abtei. Der zweite Zug, von Palast der Königin-Mutter ausgehend, gleichfalls im Galawagen und aus einer Eskorte von Leibkürassieren bestehend, brachte die Königin Mutter und Ihre Schwester, die Kaiserin Marie von Russland, zur Kirche. Der dritte Zug endlich, genau so zusammengestellt wie die anderen, brachte die Braut vom Elternhause zur Kirche.
Die Neue Zeitung berichtet am selben Tag ebenfalls vom Hochzeitszug durch die Innenstadt Londons und beschreibt die Situation in den Londoner Straßen folgendermaßen: Der Hochzeitszug hatte bereits gestern eine Probefahrt unternommen. Heute hatten 10.000 Polizisten bereits zwei Stunden vor der Trauung zwischen dem Königspalast und der Westminsterabtei die Straßen abgesperrt. Es war für eine Viertelmillion Menschen Sitzplätze in den Straßen, die der Zug passierte, errichtet worden.
Ausführliche Hintergrundinformationen über die familiären Verhältnisse der beiden Brautleute liefert die Ausgabe des Prager Tagblatts vom 27.04.1923. Das Wiener Salon Blatt berichtete am 12.Mai 1923, dass beim Hochzeitsdinner für die frisch angetraute Ehefrau die Ernennung zur königlichen Hoheit erfolgte. Daraus resultierte ihre Annerkennung zum berechtigten Mitglied der königlichen Familie.
Albert von Großbritannien wurde 1936 unter dem Namen George VI. König. Er wurde deshalb Als zweiter Sohn des Königs ins Amt berufen, da sein älterer Bruder Edward VIII. wegen seiner Liebe zu der Amerikanerin Wallis Simpson nach nur 11 Monaten Regentschaft abdankte.
Vom Tag der Vermählung, dem 26. April 1923, sind 17 Zeitungen auf ANNO online verfügbar.

Historischer Jagdwagen identifiziert!

Jagdbreak („Break de Chasse“) des Grafen Franz von Clam-Gallas. Hofwagenfabrik Marius (Wien), um 1880. Lackierung und Tapezierung später erneuert. Inv. Nr.: D 26

In der Kaiserlichen Wagenburg Wien befindet sich ein großer Jagdwagen ("Break de Chasse") aus dem Besitz der Grafen Clam-Gallas, über dessen Geschichte bisher nichts bekannt war. Im Zuge der Vorbereitungen für die Ausstellung "Alles Cabrio!" (2012) ergaben Recherchen in ANNO, dass der ursprüngliche Eigentümer dieses von der renommierten Wiener Hofwagenfabrik Marius gebauten Wagens Graf Franz Clam-Gallas (1854-1930) war: Ein in Sport und Salon publiziertes Foto informiert uns darüber, dass Graf Franz, der in seiner Jugend ein Jagdfreund der Kaiserin Elisabeth gewesen war, im Mai 1906 in genau diesem Fahrzeug den ersten Preis bei der "Equipagenkonkurrenz" im Wiener Prater gewann (Sport und Salon, 26. Mai 1906).
Der ursprünglich zum Einfahren junger Pferde entwickelte „Break“ wurde seit ca 1870/80 zum sommerlichen Freizeitwagen der eleganten Welt. Er wurde meist vom Eigentümer selbst gelenkt und konnte sowohl bei Jagden am Land, als auch bei Pferde- und Wagenrennen in der Stadt verwendet werden. Typisch für den Break sind die hohe Kutscherbank, der nur wenig unterschnittene, hohe Kasten mit zwei einander gegenüber liegenden Sitzbänken, und der stark erhöhte Dienersitz, auf dem beim Pferderennen wegen der guten Aussicht allerdings die Herrschaft Platz nahm. Als Aufstiegshilfe, vor allem für Damen, konnte dann zusätzlich eine kleine Eisenleiter angelegt werden. In den Hohlräumen unter den Sitzen, die durch waagrechte Lamellen-Öffnungen belüftet sind, wurden bei Bedarf die Hunde mitgeführt. (Dr.Monica Kurzel-Runtscheiner - Direktorin Kaiserliche Wagenburg Wien)

19. April 1713

Ausschnitt, Reichspost vom 19. April 1913. ANNO/ÖNB

Pragmatische Sanktion

Im Jahre 1713 erließt Karl VI. ein Hausgesetz, das auch weiblichen Nachkommen ermöglichte, die Thronfolge anzutreten, wenn es keine männliche Nachkommen des letzten Throninhabers gab. Sie sollte die Unteilbarkeit des Landes bewahren. Die rechtshistorische Bedeutung der Pragmatischen Sanktion liegt aber darin, dass die Kronländer mit ihr die Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Staat festlegten.
Als Karl VI. im Alter von 55. Jahren / 2. Wochen / und 4. Tagen (Bekanntmachung des Todes in der Wiener Zeitung vom 22. Oktober 1740) an einer Leberentzündung und damit verbundenen schweren Krankheit in der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober 1740 verstarb, wurde dieses Gesetz bereits wirksam. Maria Theresia berief sich auf diese Urkunde, jedoch nicht ohne Gegenwehr der Töchter von Josephs I., deren Männer im Namen ihrer Frauen ebenfalls Anspruch auf das Habsburgerreich beziehungsweise zumindest Teile davon, erhoben. Es folgte der Österreichische Erfolgekrieg, welcher mit dem Frieden von Aachen 1748 auch die Pragmatische Sanktion anerkennen musste. Dieser wurde am 18. Oktober 1748 unterzeichnet, wie die Wiener Zeitung vom 2. November 1748 berichtete.
Anlässlich des 200jährigen Jubiläums der Pragmatischen Sanktion, am 19. April 1913, berichtete die Presse darüber: Christlich-Soziale-Arbeiterzeitung
Czernowitzer Allgemeine Zeitung
Die Neue Zeitung
Fremdenblatt
Linzer Volksblatt
Neue Freie Presse
Prager Tagblatt
Reichspost

14. April 1933

Ausschnitt aus "Wiener Bilder", 19. April 1931. ANNO/ÖNB.

Am 12. April 1931 brachten die ersten freien Gemeindewahlen in Spanien seit Beginn der Militärdiktatur General Miguel Primo de Riveras 1923 einen deutlichen Sieg der Republikaner. Als zwei Tage später in Madrid die Republik ausgerufen wurde, ging König Alfons XIII noch am selben Tag ins Exil.
Dieses Ereignis schafft es am darauffolgenden Tag, dem 14. April 1931, in die Schlagzeilen etlicher österreichischer Tageszeitungen:

  • Spanien – Republik. Abdankung König Alfons XIII. – Bildung einer provisorischen republikanischen Regierung (Tages-Post Mittagsblatt)
  • Der spanische König wird abdanken? Schwere Krise in Spanien infolge des republikanischen Wahlsieges (Neuigkeits-Welt-Blatt)
  • Spanien ist Republik! Der König hat abgedankt und ist abgereist. – Eine republikanische Regierung unter Teilnahme der Sozialisten. – Eine autonome katalonische Republik (Arbeiter-Zeitung)
  • Thronverzicht König Alfons‘. Alcala Zamora – provisorischer Präsident der Republik (Neues Wiener Tagblatt)
  • Ende der Bourbonen. Die Spanische Dynastie gestürzt. In die Verbannung (Prager Tagblatt)
Auch die Neue Freie Presse, Das Kleine Blatt, Die Neue Zeitung, die Reichspost, die Vorarlberger Landes-Zeitung, das Vorarlberger Volksblatt und das Vorarlberger Tagblatt berichten am 15. April 1931 auf ihren Titelblättern von den politischen Umwälzungen in Spanien.
Entgegen mancher Zeitungsberichte hatte Alfons XIII jedoch nicht formal abgedankt, sondern nur mit seiner Familie das Land verlassen. Erst kurz vor seinem Tod verzichtete er zugunsten seines Sohnes Juan de Borbón y Battenberg auf seinen Thronanspruch, welcher diesen, ohne jemals selbst König gewesen zu sein, wiederum an seinen Sohn Juan Carlos weitergab, der schließlich 1975, nach Ende der Diktatur Francisco Francos, als König wiedereingesetzt wurde.
Eine größere Ansicht unseres Bildes finden sie in den Wiener Bildern vom 19. April 1931.

 

11. April 1933

Ausschnitt aus der Titelseite der Arbeiter-Zeitung, 11. April 1933. ANNO/ÖNB

"Pensionen gekürzt - Bankdirektorgehalte unverändert!"
Am 19. März 1933 trat eine Bankenentlastungsverordnung in Kraft bei der alle Rechte von Bankangstellten außer Kraft gesetzt wurden. Die Verordnung trat am 1. April in Kraft. Wie die Arbeiter-Zeitung - Ausgabe "Unter Vorzensur" - am 11. April 1933 auf der Titelseite berichtete, war es den Banken für die Direktoren und "Schwerverdiener" gelungen eine Sondergenehmigung vom Finanzamt herauszuschlagen, da die "Zeit vom 19. März [...] bis 1. April nicht genügt habe, um die neuen Bezüge zu vereinbaren". Die kriegswirtschaftliche Verordnung bestimmte, dass nunmehr kein Bankdirektor mehr als 48.000 Schilling im Jahr verdienen dürfe. Und weiter wird geschrieben: Bei den Kleinen wird "mit durchgreifender Energie" vorgegangen - die Herren Bankdirektoren können sich's richten.

9. April 1903

Ausschnitt, Tages-Post Titelseite, 9. April 1903. ANNO/ÖNB

Es ist der 9. April 1903, die "Linzer Tages-Post" berichtet unter dem Titel Diktatur in Finnland das Folgende: Die russische Regierung hat ihrem System der Unterdrückung aller staatlichen Selbstständigkeit Finnlands, das seit dem Jahre 1897 praktiziert wird und im heurigen Jahre infolge des Widerstandes der finnischen Behörden gegen die Durchführung des Wehrpflichtigengesetzes bereits zu einer Reihe von Maßregelungen geführt hat, die Krone aufgesetzt dadurch, daß sie dem Generalgouverneur von Finnland die Befugnisse und die Machtvollkommenheit eines Diktators übertragen hat [...].
In der so genannten "Diktaturverordnung" hatte Zar Nikolaus II. dem Generalgouverneur Bobrikow Sondervollmachten in unterschiedlichen Bereichen des Staatswesens erteilt. Im oben genannten Artikel der "Linzer Tages-Post" ist deshalb vom Wehrpflichtigengesetz die Rede, weil Bobrikow im Jahr 1901 die eigenständige finnische Armee abgeschafft hatte und Wehrpflichtige aus Finnland in weiterer Folge im ganzen zaristischen Reich eingesetzt werden sollten. Diese Entwicklungen stießen in der finnischen Bevölkerung mit dem Erwachen eines neuen Nationalbewusstseins in den Folgejahren vermehrt auf Widerstand. (Vgl. Wikipedia zu Bobrikow und Großfürstentum Finnland)
Am 18. Juni 1904 ist wiederum ein Artikel der "Linzer Tages-Post" dem Gouverneur von Finnland gewidmet: Es hat sich unter den von russischer Unterdrückungspolitik gerade in jüngster Zeit schwer mißhandelten Finnländern ein Mann gefunden, der als Rächer seiner Brüder auftrat und der den Versuch machte, in dem Manne, der an den Russifizierungs-Maßregeln der jüngsten Zeit am meisten Schuld hat, das ganze System der gewaltsamen Russifizierung Finnlands zu treffen. Was dem Autor nicht bekannt war: Bei Veröffentlichung dieses Aritkels war Bobrikow seinen Wunden bereits erlegen. Es folgt ein Rückblick auf jene Ereignisse, die zur Entwicklung nationalistischer Tendenzen in Finnland und damit letztlich auch zur Ermordung Bobrikows beitrugen. Auch die Einführung des Russischen als Amtssprache wird erwähnt, hierzu mehr in einem ANNO-dazumal-Artikel des Vorjahres.

Die "Agramer Zeitung" widmet sich weniger einer Analyse kausaler Zusammenhänge zur Vergangenheit als vielmehr den Folgen für die Zukunft: Hier [Anm.: in Petersburg] herrscht eine überaus deprimierte, ja verzweifelte Stimmung. Das Attentat auf Bobrikow hat einen überaus tiefen Eindruck gemacht und selbst in conservativen Kreisen beginnt man zur Überzeugung zu kommen, daß das bisherige System sich nicht werde aufreche(!) erhalten lassen.

5. April 1862

Ausschnitt aus (Linzer) Tages-Post, 16. Dezember 1900. S. 10, ANNO/ÖNB

Am 5. April 1862 wurde das erste Meinl Geschäft gegründet, Ecke Köllnerhofgasse Stadt 737. Im Jahr 1879 übersiedelte es auf den Fleischmarkt 17, Ecke Laurenzerberg. Die Geschäftsvergrößung wurde, nach einem dazwischen liegenden Ausgleich, durch die Kaffeerösterei ermöglicht. Kaffee wurde zu der Zeit roh (ungeröstet) und ungemahlen verkauft. Meinl röstete nicht nur, sondern bot auch verschiedenen Kaffeesorten an und gewann damit die Herzen der Frauen. Am 15. April 1892 bekam Julius Meinl II. die Prokura und gemeinsam mit seinem Vater und seinem Schwager baute er das Geschäft aus und sie betrieben bald eine eigene Kaffeerösterei, Feigenkaffeefabrik und Malzkaffeefabrik.
Unter einigem Presseecho wurde 1899 das neue Hauptgeschäft am Fleischmarkt eröffnet, wie auch das Neue Wiener Journal berrichtete. Mit dem Tod von Schwiegersohn und Schwager Alois Floderer 1905 kam das Geschäft wieder in die alleinige Hand der Familie Meinl. Um den Vorstellungen des Firmenvorstandes entsprechendes Personal zu haben, wurde 1906 die erste Meinl-Lehrlingsschule eröffnet mit Ausbildungsschwerpunkt auf Kaffee und Tee. 1907 erschien die erste firmeneigene Zeitung die über alles das Geschäft Betreffende informierte, zuerst nur für die Angestellten, später unter dem Titel "Meinlrundpost" auch für Freunde der Firma Meinl.
Julius Meinl II. übernahm 1913 vollständig die Firmenleitung. Der Familienbetrieb wurde von ihm am 19. November 1919 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Er galt als sozial sehr fortschrittlich und führte als erster Firmenleiter die sonntägige Ruhe und 1932 die 43-Stunden-Woche ein, vermutlich um nicht allzu viele der Angestellten während der Weltwirtschaftskrise entlassen zu müssen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Firma schon 400 Filialen und beschränkte sich nicht mehr nur auf Kaffee, sondern bot unter anderem Schokolade, Tee, Kakao, Kekse und Öl aus eigener Produktion an. Die Frauen blieben auch im Blickfeld von Meinl II, ab 1929 gab es am Stephansplatz eine hauswirtschaftliche Beratungsstelle, die mündlich und schriftlich Auskunft und Ratschläge zu Haushaltsfragen gab, weiters wurden Kochbücher und Rezeptzettel herausgegeben.
Dieser Blick auf die Frauen versorgte die Wiener 1931 mit Klatsch, als der 66jährige Julius Meinl die um 40 Jahre jüngere Michiko Tanaka heiratete und einen Film finanzierte, in dem sie die Hauptrolle spielte.
1933 übernahm Julius Meinl III. das Geschäft und baute es ebenfalls weiter aus. 1938 floh er nach England und kehrte 1947 zurück. Er übernahm am 21. April 1947 wieder die Geschäftsleitung von seinem Adoptivbruder Fritz Meinl und rief den von den Nationalsozialisten liquidierten „Spar- und Kreditverein der Freunde & Angestellten der Julius Meinl AG“ wieder ins Leben, aus dem sich die heutige Meinl Bank entwickelte. In den Zeitungen finden sich immer wieder Werbungen von Julius Meinl. Hier ein paar Beispiele:
Tagespost
Neues Wiener Journal
Das Wort der Frau

3. April 1938

Ausschnitt aus der Österreichischen Volks-Zeitung vom 4. April 1938. S. 1. ANNO/ÖNB.

Am 3. April 1938 fand kurz nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich der Länderkampf zwischen dem "Gau Österreich" und dem Deutschlandteam statt. Es war ein "glanzvoller Kampftag" (Volks-Zeitung vom 4. April 1938). Das Stadion war laut der Volks-Zeitung festlich geschmückt mit über 500 Fahnen. Das Spiel selbst wurde vorbildlich fair und in schärfstem Tempo geführt (Volks-Zeitung).
Als Vorspiel wurde das Match Wien gegen Niederösterreich ausgetragen, welches 2:2 endete. Auch in anderen großen Städten fanden an diesem Tag sogenannte "Städtekämpfe" statt: München gegen Salzburg (3:1), Breslau gegen Klagenfurt (5:1), Berlin gegen Innsbruck (3:0) und Dresden gegen Linz (6:3).
Das Sport-Tagblatt spricht über ein "Verbrüderungsfest im Stadion" mit großer "Anerkennung für [den] Wiener Fußball und [die] Wiener Spieler" durch den Reichssportführer, sowie es war gestern leicht, den Propheten zu spielen. Wie immer das Spiel auch ausging, eine deutsche Mannschaft musste gewinnen. Das Sport-Tagblatt berichtet über insgesamt drei Seiten über das Hauptspiel. Auch die Duelle der Großstädte wird berichtet.
Das Kleine Blatt berichtet unter der Rubrik "Kleines Sportblatt" titelt den Bericht mit einem Zitat des Reichssportführers: "Der Wiener Fußball wird weiterleben!"
Die Tore für Österreich erzielten Karl Sesta und Matthias Sindelar, dessen Karriere mit dem Einmarsch der Nationalsozialisten endete und der wenige Monate später unter mysteriösen Umständen verstarb.

Auch die meisten anderen Zeitungen, vor allem jedoch die Wiener Zeitungen berichten über das Spiel zwischen Deutschösterreich und Deutschland:
Neue Freie Presse
Neues Wiener Journal
Wiener Neueste Nachrichten
Wiener Zeitung
Neuigkeits Welt-Blatt

25. März 1937

Ausschnitt aus dem "Neuen Wiener Journal" vom 26. März 1937, S. 11, ANNO/ÖNB.

Am 25. März 1937 wurde Paul Abrahams Fußballoperette "Roxy und ihr Wunderteam" im Theater an der Wien in ihrer deutschen Fassung uraufgeführt. Zahlreiche österreichische Zeitungen berichten im Vorfeld von der Premiere, wie beispielsweise das "Neue Wiener Journal" in seiner Ausgabe vom 24. März 1937 oder die "Reichspost" vom 25. März.
Am Tag nach der deutschen Uraufführung, bei der auch die österreichische Fußballnationalmannschaft anwesend war, wird die Inszenierung in zahlreichen recht umfangreichen Kritiken behandelt. So kommt die "Neue Freie Presse" in ihrer Ausgabe vom 26. März 1937 zum dem Schluss: Nach der Lachstimmung und dem Premierenenthusiasmus zu schließen, ein Frühjahrserfolg, der bis zum Sommer reichen dürfte. Das "Neue Wiener Journal" lobt in seiner Ausgabe vom 26. März vor allem Paul Abrahams Leistung bei der Komposition der Operette: Ein auffallender Reichtum an Melodien, virtuose Beherrschung der Jazz, beides, verzuckert durch eine von vornherein entwaffnende Kunst, neue, dem Ohr wohltuende Klangnuancen zu finden und endlich raffiniert eingesetzte Verbeugung vor dem ungarischen Nationalrhythmus. Zu einem durchaus gegensätzlichen Urteil kommt die "Wiener Zeitung". Neben einigem Lob für die schauspielerischen Leistungen, lässt die Kritik doch kaum ein gutes Haar an dem musikalischen Wert dieses Werkes: Was ist [...] aus dem einst so noblen, kultivierten Orchester des Theaters an der Wien geworden? Das Blech sonderlich ist von einer Brutalität, die vielleicht der Komposition entspricht, aber wehtut. [...] Es jubelte das Parkett, es tobte die Galerie: Strauß', Millöckers, selbst Lehars und Kalmans Genius aber fuhren beim Schornstein aus dem Theater hinaus. [...] Es war ein großer, sicherlich starker Erfolg; Konservative, die meinen, Operette müsse auch heut noch Musik haben, zählen nicht mit. (Wiener Zeitung von 26. März 1937)
Vom Tag der Premiere, dem 25. März 1937, stehen auf ANNO 15 Zeitungen online zur Verfügung.
Für alle Sportinteressierten haben wir zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften zu dieser Thematik online:
Salon und Sport
Sport-Tagblatt
Illustriertes (Österreichisches) Sportblatt
Allgemeine Sport-Zeitung
Moderne Illustrierte für Reise und Sport
Sport im Bild

15. März 1848

Ausschnitt aus der Wiener Zeitung vom 16. März 1848, S. 1, ANNO/ÖNB

Am 15. März 1848 hob Kaiser Ferdinand I. die Pressezensur in Österreich auf und setzte in Folge mit der "Pillersdorfer Verfassung" weitere Schritte in Richtung Liberalisierung. Das Verbot der öffentlichen schriftlichen Meinungsäußerung war zuvor im Rahmen der im Jahr 1819 beschlossenen "Karlsbader Beschlüsse", an denen Klemens Wenzel Metternich maßgeblich beteiligt gewesen war, in Kraft getreten.
Die Bestimmung des Kaisers wurde in der "Wiener Zeitung" der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In der Ausgabe vom 16. März 1848 heißt es: Wir Ferdinand der Erste, von Gottes Gnaden Kaiser von Oesterreich [...] haben nunmehr solche Verfügung getroffen, die Wir als zur Erfüllung der Wünsche Unserer treuen Völker erforderlich erkannten. Die Preßfreiheit ist durch Meine Erklärung der Aufhebung der Censur in derselben Weise gewährt, wie in allen Staaten, wo sie besteht.
Die von sämtlichen Einschränkungen befreite Presse widmete dieser Proklamation verständlicherweise viel Aufmerksamkeit. So schreibt beispielsweise der Redakteur und Herausgeber Josef August Bachmann in der "Wiener Zeitschrift" vom 16. März, jeder müsse sich dieser edeln, hochbeglückten Gabe erfreuen und durch die That beweisen, daß wir eines solchen Zeitbedürfnisses würdig sind. Etwas verhaltener äußert sich Moritz Gottlieb Saphir, der Herausgeber der Zeitung "Der Humorist" zu diesem Thema: [...] wir hoffen und hegen die innigste und aufrichtigste Ueberzeugung, die glorreiche Zusage Seiner Majestät wird von dem erhabenen Urheber von einem "Preßgesetze" begleitet werden, welches im allgemeinen Gesetze begründet, dem Rechte, der Freiheit würdig sein wird. ("Der Humorist" vom 16. März 1848)

Wenn Sie wissen wollen, was sich an diesem 16. März 1848 sonst noch ereignet hat, stehen Ihnen 6 Zeitungen online zur Verfügung. 

Habemus papam!

Ausschnitt aus der Titelseite der Wiener Bilder vom 12.8.1903. ANNO/ÖNB

Aktuell findet in Rom das Konklave nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. statt. Seit Dienstag, dem 12. März 2013, beraten und wählen zahlreiche Kardinäle über den potenziellen neuen Papst.
In ANNO findet sich auch zahlreiches Material zu historischen Papstwahlen. So auch zur Wahl von Papst Pius X. vor 110 Jahren:

Bereits in der Ausgabe vom 5. August 1903 berichten die Wiener Bilder über das Konklave in Rom.
Auch die humoristische Wochenschrift Figaro widmet sich dem neuen Papst.
Selbstverständlich findet sich auch zu anderen Papstwahlen in ANNO umfangreiches Material. Hier die Informationen zu den Papstwahlen, welche aus dem 20. Jahrhhundert in ANNO auffindbar sind:
Pius XII. - alias Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli gewählt am 3. März 1939
Pius XI. - alias Achille Ambrogio Damiano Ratti gewählt am 6.Februar 1922
Benedikt XV. - alias Giacomo della Chiesa gewählt am 3. September 1914

 

11. März 1938

Titelseite der Reichspost vom 12. März 1938. ANNO/ÖNB.

Am 11. März 1938 trat Kurt Schuschnigg nach vehementen Druck aus Deutschland als österreichischer Bundeskanzler zurück. Das „Unternehmen Otto“ – wie der Einmarsch in Österreich im Decknamen hieß – war bereits am Tag zuvor mit der „Weisung Nr. 1“ von Adolf Hitler vorangetrieben worden. Ziel war es, mit dem „friedlichen Einmarsch“ die Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs, welche am Sonntag den 13. März 1938 hätte stattfinden sollen, zu verhindern. In einer Radiorede verabschiedete sich Schuschnigg am 11. März 1938 gegen 19:50 von Österreich mit den Worten: „Gott schütze Österreich!“
Die Zeitungen berichten am 12. März 1938 sehr unterschiedlich über die heranstürmenden Ereignisse. Zahlreiche, wie zum Beispiel der Volksfreund oder der Vorarlberger Volksbote rufen noch fleißig zur Teilnahme an der erst am 9. März desselben Jahres publik gemachten Volksabstimmung auf. Das Kleine Blatt tituliert bereits „Dr. Schuschnigg zurückgetreten. Dr. Seyß-Inquart Bundeskanzler“. Die (Linzer) Tages-Post bekennt sich mit Sätzen wie Der Glaube hat gesiegt, Wir blicken in dieser Stunde zu dem Mann empor, der, ein Sohn unserer engeren Heimat, dem deutschen Volke an einer Zeitenwende zum Führer wurde und danken ihm als Österreicherganz besonders dafür, dass er uns den Glauben lehrte[...] oder mit einer Abschrift der Radiorede des Landesleiters Major a. D. Klausner [...] Österreich ist frei geworden! Österreich ist nationalsozialistisch!, zu dem anstehenden Anschluss Österreichs an Deutschland.
Die Titelseite vom 12. März 1938 der Reichspost zeigt durch eine große zensurierte Fläche, dass die Redaktion von den Geschehnissen überrascht wurde.
In den folgenden Tagen endet die Diversität der Berichterstattung in den österreichischen Zeitungen zunehmends. Die Zeitungen werden mehr und mehr zum Propagandamedium, bei dem vor allem die Bildberichterstattung immer mehr an Bedeutung zulegt.

8. März 1917

Zeppelin "Sachsen" in Wien, über dem Schloss Schönbrunn. Atelier Lechner Müller. Bildarchiv Austria PK 1524, 2 / ÖNB.

Am 8.März 1917 starb der berühmte deutsche Luftschiffkonstrukteur Ferdinand Graf von Zeppelin in Berlin.
Zeppelin, 1838 in Konstanz geboren, trat mit 17 Jahren als Kadett in die Kriegsschule Ludwigsburg ein. Wenig später reiste er nach Nordamerika, wo er ab 1863 als Beobachter im Sezessionskrieg teilnahm. Hier sah er zum ersten Mal den militärischen Einsatz von Ballonen und konnte selbst auch an einer Fahrt teilnehmen. Nach diesem Erlebnis begann er sich intensiv mit der Luftfahrt zu befassen und dachte über eine lenkbare Alternative zum Ballon nach. 1890 beendete er seine militärische Laufbahn und wandte sich dem Bau eines starren Luftschiffes zu. Eine staatliche Förderung seines Vorhabens wurde abgelehnt, Graf Zeppelin ließ sich dennoch nicht von seinem Ziel abbringen. Er fand Unterstützer für sein Projekt und stieg im Jahr 1900 mit seinem ersten Luftschiff über dem Bodensee auf. Trotz des Erfolgs war eine Weiterfinanzierung nur durch eine eignes eingerichtete Geldlotterie möglich. Nachdem zwei seiner Luftschiffe durch Unwetter zerstört wurden, konnte er nur durch zahlreiche Spenden aus der Bevölkerung sein Werk fortführen. Mit Erfolg: 1908 gründete er die „Luftschiffbau Zeppelin Gmbh“, der Einsatz von Luftschiffen zu militärischen und zivilen Zwecken folgte.
Im Jahr 1913 unternahm Zeppelin auch eine Huldigungsfahrt für Kaiser Franz Josef. Die (Österreichische)Volkszeitung vom 9.März 1917 beschrieb die Stimmung:
Ganz Wien war damals auf der Straße und jubelte dem Gaste in den Lüften zu. Der Kaiser erwartete bei herrlichem Wetter auf der Terrasse des Schlosses das Luftschiff und verfolgte mit großem Interesse die tadellosen, majestätisch ruhigen Bewegungen des Riesenluftschiffes.
Ab 1910 wurden Zeppeline als schnelle und luxuriöse Variante regelmäßig für den Passagiertransport eingesetzt. Besonders am Beginn des ersten Weltkriegs florierte der Bau der Luftschiffe, die als Bomber und Aufklärer eingesetzt wurden. Die (Linzer)Tages-Post schreibt in ihrem Nachruf vom 9. März 1917:
Auf allen Kriegsschauplätzen haben sie sich bewährt, sie haben ganz Paris in Angst und Schrecken erzittern lassen und haben namentlich in England, in London lähmendes Entsetzen verbreitet und die Verheerungen des Krieges in das Inselreich getragen, das sich in seiner Meeresumschlungenheit sicher wähnte.
Mit dem Fortschritt der Technik ersetzten Flugzeuge die Luftschiffe im Kriegseinsatz. Nach Kriegsende erlebte die zivile Luftschifffahrt nochmals einen Aufschwung, beendet wurde diese Ära mit dem Absturz der „Hindenburg“ 1937.

1. März 1932

Charles Lindbergh, US-Flieger. Quelle: Bildarchiv Austria / ÖNB.

An diesem Tag begann ein spektakulärer Kriminalfall, der die Berichterstattung in den darauffolgenden Wochen prägen sollte und zu einem der umstrittensten in der amerikanischen Geschichte wurde. Der zweijährige Sohn des amerikanischen Flugpioniers Charles Lindbergh wurde aus seinem Elternhaus in New Jersey entführt.
Charles Lindbergh (1902-1974) erlangte durch die erste Alleinüberquerung des Atlantiks im Jahr 1927 internationale Anerkennung. Dem jungen Piloten gelang ein Flug von New York nach Paris ohne Zwischenlandung. Zeitungen aus aller Welt verkündeten Lindberghs Erfolg, darunter auch das „Kleine Blatt“ vom 22. Mai 1927.
Fünf Jahre später prangte der Name Lindbergh wieder auf den Titelblättern, dieses Mal jedoch augrund eines dramatischen Ereignisses. Am 1. März 1932 wurde der kleine Sohn des Fliegers entführt. Die „Neue Freie Presse“ berichtete in ihrer Ausgabe vom 3. März über die Tat: „Es wird bekanntgegeben, daß die Räuber in der leeren Wiege einen Zettel zurückgelassen haben, wonach sie 50.000 Dollar Lösegeld für die Rückgabe des Kindes fordern.“ Die Lindberghs zahlten das Lösegeld, ihren Sohn konnte dies jedoch nicht mehr retten. Der Bub wurde am 12. Mai 1932 in der Nähe des Elternhauses tot aufgefunden, ein Bericht dazu ist im „(Neuigkeits-) Weltblatt“ vom 14. Mai zu lesen.
Der Entführungs- und Mordfall schockierte die USA und beschäftigte die internationale Presse. Die Öffentlichkeit forderte Kindesentführung mit der Todesstrafe zu ahnden. Der Kongress gab dem Druck nach und führte eine Gesetzesänderung durch.
Erst zweieinhalb Jahre später verhaftete die Polizei einen Verdächtigen: Bruno Richard Hauptmann bezahlte mit einem registrierten Goldzertifikat aus dem Lösegeld, weitere Indizien und Zeugenaussagen führten zu dessen Verurteilung. Im Jahr 1936 wurde Hauptmann auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Er beteuerte bis zum Schluss seine Unschuld, das Urteil wurde noch Jahre aufgrund des unfairen Prozesses kritisiert und zahlreiche Verschwörungstheorien entwickelt.

24. Februar 1938

Titelbild: "Bundeskanzler Dr. Schuschniggs große Rede" Quelle: Bildarchiv Austria / ÖNB.

Nach seinem Treffen mit Adolf Hitler auf dem Obersalzberg und der Unterzeichnung des „Berchtesgadener Abkommens“ (siehe „Annodazumal“-Artikel zum 12. Februar 1938) hielt Bundeskanzler Kurt Schuschnigg am 24.2.1918 eine Rede vor dem Bundestag.
In dieser sehr emotionalen Ansprache, unter Anderem abgedruckt in der „(Linzer-)Tages-Post“ vom 25.2.1938 versuchte er seine Unterschrift zu rechtfertigen und bezeichnete das Abkommen als „Markstein des Friedens“.
Schuschnigg bekräftigte in seiner Rede noch die Unabhängigkeit Österreichs: „Die Regierung mit allen ihren Mitgliedern steht unverrückbar auf dem Boden der Verfassung vom 1. Mai 1934. Sie erachtet es daher als ihre erste und selbstverständliche Pflicht, mit allen ihren Kräften die unversehrte Freiheit und Unabhängigkeit des österreichischen Vaterlandes zu erhalten.“
Trotz der Zugeständnisse in Berchtesgaden, die der NSDAP eine freie politische Betätigung ermöglichten, betonte er: „Die Verfassung kennt keinen Parteien- [sic] und keinen Parteienstaat. Sie unternimmt die berufsständische Gliederung des Volkes, wobei als regulierender Faktor die autoritäre Spitze der staatlichen Führung vorgesehen ist. […] Nicht Nationalismus oder Sozialismus in Oesterreich, sondern Patriotismus sei die Parole. Und was gesund ist, von den verschiedenen Gedanken und Programmen, das findet Platz in der ersten nationalen und sozialen Bewegung im Vaterland, in der Vaterländischen Front!"
Das „(Neuigkeits-)Weltblatt“ vom 25.2.1938 beschrieb die Stimmung während der Kanzlerrede:„Immer wieder erhob sich das ganze Haus und begleitete die Worte des Kanzlers, der gleichsam als Sprecher der Nation des Wort führte, mit jubelnder Zustimmung und versicherte ihn mit erhobenen Schwurfingern unbedingter Treue und Gefolgschaft.“ Schuschnigg beendete seine Rede kämpferisch:„Rot-weiß-rot bis in den Tod! Oesterreich!“
Kurze Zeit später änderte sich die Situation dramatisch, nach Erhöhung des Drucks der Nationalsozialisten kündigte Schuschnigg eine Volksabstimmung an. Diese wurde jedoch nicht mehr durchgeführt, nach militärischen Drohungen Hitlers kam es am 12.3.1938 zum Anschluss Österreichs.

22. Februar 1903

Ausschnitt aus "Die Zeit", 23. Februar 1903, S.2. ANNO/ÖNB

Am 22. Feburar 1903 verstarb der 1860 in Windischgrätz geborene österreichisch-slowenische Komponist Hugo Wolf in Wien.
Wolf, der als Kind von seinem Vater Klavier- und Geigenunterricht erhielt und mehrere Jahre am Wiener Konservatorium studierte, war von 1884 bis 1887 als Musikkritiker beim Wiener Salonblatt angestellt, und erreichte durch seine leidenschaftlichen, oft von einem sarkastischen Stil geprägten Kritiken einen gewissen Bekanntheitsgrad.
Dieser Stil zeigt sich beispielsweise sehr gut in einer
Besprechung einer Vorstellung der Oper Gioconda vom 22. Februar 1895:
Wer der deutschen Vorstellung der Gioconda nicht beiwohnen konnte, wie z.B. ich, dieselbe aber gerne bereden möchte, wie nicht ich, oder dieselbe (zwar ungern) beschreiben soll, wie allerdings ich, befindet sich in einer ziemlich kritischen Lage,…
1887 veröffentlichte Wolf zwölf seiner Lieder, kündigte seine Stellung beim Salonblatt und begann sich nur noch dem Komponieren zu widmen. Die folgenden neun Jahre sollten seinen Ruhm als Komponist begründen: Sie waren von Perioden intensiver Schaffenskraft im Wechsel mit Zeiten geistiger und physischer Erschöpfung geprägt, in denen es ihm manchmal sogar unerträglich war, irgendwelche Musik zu hören. Im Herbst 1897 machten die Auswirkungen der Syphilis, die Wolf sich in seiner Jugend zugezogen hatte, eine Einweisung in eine Heilanstalt nötig. Zwischenzeitlich als geheilt entlassen und nach einem Selbstmordversuch wieder eingewiesen, verstarb Hugo Wolf schließlich 1903 in der in Wien Alsergrund gelegenen „Niederösterreichischen Landesirrenanstalt“.
Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof, zu seinem Andenken wurde noch im Todesjahr 1903 in Wien Mariahilf die Hugo-Wolf-Gasse und 1953 (anlässlich seines 50. Todestages) in Wien Döbling der Hugo-Wolf-Park nach ihm benannt.
Ausführliche Nachrufe und Würdigungen Wolfs finden sich in der Zeit vom 23. Februar 1903 in der Neuen Freien Presse vom 23. Februar 1903.
Zum 20. Todestag Wolfs erschien in der Tages-Post vom 22. Februar 1923 ein Artikel über davor unveröffentlichte Briefen Wolfs an einen Freund.
Musikkritiken von Wolf finden sich im Wiener Salonblatt ab der Ausgabe vom 27. Jänner 1884.

20. Februar 1868

Wiener Zeitung, 20. Februar 1868, S.1. ANNO/ÖNB

Am 20. Februar 1868 fand in der Wiener Hofburg die Vermählung von Marie Therese von Österreich-Este mit dem bayrischen Prinzen Ludwig statt. Einen Tag zuvor hatte Marie Therese auf die Erbfolge in Österreich verzichtet, wie die "Tages-Post" am 22. Februar 1868 berichtet.
Die Zeitung "Das Vaterland" berichtet in ihrer Ausgabe vom 21. Februar von der Trauung und legt den Schwerpunkt dabei vor allem auf die im Palais des Erzherzogs Albrecht ausgestellte Mitgift der Braut: Bewundert wird besonders von den Damen eine herrliche Reihe von Prachtkleidern, von denen jedes auf einer Weltausstellung den höchsten Preis zu erringen werth wäre. Am höchsten angestaunt wird aber der Schmuck, der in den verschiedendsten und reizendsten Fassungen den Werth von ein paar Millionen umschließt.
"Die Presse" berichtet hingegen detailliert über den Ablauf der Feierlichkeiten sowie die anwesenden Gäste. Über die Braut weiß das Blatt Folgendes zu sagen: Die junge Braut schien [...] sehr ergriffen, ihre jugendlich anmuthigen Züge waren von auffallender Blässe und zitternd stützte sie sich auf ihre beiden erlauchten Führerinnen. Auf dem Rückwege nach vollzogener Trauung hatten sich jedoch die zarten Wangen der jungen Neuvermählten ein wenig geröthet und die angstvolle Aufregung hatte auch in dem Ausdrucke der Gesichtszüge einem anmuthigen, glücklichen Lächeln platzgemacht.
Ausführliche Informationen über das Zeremoniell, dass bei der Ankunft der Brautleute in München vorgesehen war, bietet das "Neue Fremden-Blatt" in seiner Ausgabe vom 21. Februar.

Vom Tag der Vermählung, dem 20. Februar 1868, sind 11 Zeitungen auf ANNO online verfügbar.
Ausführliche Berichte über die Feierlichkeiten finden sich in den Ausgaben der Folgetage.

 

18. Februar 1853

Wiener Zeitung, 19. Februar 1853, S. 1. ANNO/ÖNB.

Am 18. Februar 1853 verübte der Schneidergeselle Janos Libényi ein Attentat auf Kaiser Franz Joseph in Wien, welches vereitelt werden konnte. Die Presse berichtet ausführlich über die Geschehnisse rund um den Angriff auf den Kaiser, welchen dieser beinahe unbeschadet überstanden hat.
Zu Ehren des Kaisers Rettung bat sein Bruder, Erzherzog Ferdinand Maximilian, der spätere Kaiser Maximilian von Mexiko, um Spenden der Bevölkerung um eine neue Kirche zu erbauen. Am Tag nach dem Attentat wurde eine Messe gehalten, wie die Wiener Zeitung berichtete. Auch von den evangelischen Kirchen und der israelitischen Cultusgemeinde wurden Dankgebete abgehalten (Die Presse, S. 3, rechte Spalte)
In dem Architekturwettbewerb im April 1854 wurden 75 Projekte von vielen Ländern eingereicht, wobei die Entscheidung auf Heinrich Freiherr von Ferstel fiel. Der ursprüngliche Bauplatz - in der Nähe des Belvederes gelegen - wurde zugunsten des Maximilianplatzes aufgegeben. Die Grundsteinlegung durch Kaiser Franz Joseph erfolgte am 24. April 1856. Die Morgen-Post bringt einen umfangreichen Beitrag, sogar mit einer Zeichnung der Festportale zur Grundsteinlegung. Bereits am Tag der Grundsteinlegung konnte man "Kunstblätter" des preisgekrönten Entwurfes bestellen, wie die Anzeige in der Presse zeigt.
Die zweithöchste Kirche Wiens wurde anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares, am 24. April 1879 geweiht.
In der Allgemeinen Bauzeitung finden sich mehrere Artikel mit zahlreichen Plänen zur Votivkirche, die von 1862-1918 auch die katholische Garnisonskirche in Wien war: Die Konkurrenz zum Entwurf der Baupläne für die Votivkirche in Wien
Vollendung und Einweihung der Votivkirche in Wien
und Die Votivkirche in Wien (Nachruf Ferstel)

16. Februar 1923

Ausschnitt aus der Titelseite v. Neuigkeits Weltblatt, 25. Februar 1923, S. 1. ANNO/ÖNB.

Die Großartigkeit der hier angehäuften Schätze, die eine Beschreibung im Detail fast unmöglich machen, der Juwelen und anderen Kostbarkeiten sowie der mit verblüffender Kunstfertigkeit ausgeführten Wanddekorationen ist überwältigend und hat auf alle, die dem feierlichen Akt der Eröffnung des Mausoleums beigewohnt hatten, einen unauslöschlich tiefen Eindruck gemacht.
Mit diesen Worten berichtet die "Neue Freie Presse" in ihrer Ausgabe vom 22. Februar 1923 erstmals von der Öffnung des Grab des ägyptischen Pharaos Tutanchamun, die rund eine Woche zuvor durch den britischen Ägyptologen Howard Carter erfolgt war.
Die Entdeckung des Grabmales KV 62 war damals vor allem aufgrund des beinahe unberührten Zustandes der Grabstätte eine Sensation, die ein breites Medienecho hervorrief. So berichtet beispielsweise das Prager Tagblatt in seiner Ausgabe vom 23. Februar ausführlich von sämtlichen im Grabmal gefundenen Schmuckstücken und Kostbarkeiten und schreibt in diesem Zusammenhang auch von einem Schauplatz scharfer Rivalitäten und sich entgegenstehenden Interessen.
Neben zahlreichen Zeitungen, die vor allem begeistert und voller Enthusiasmus von dem Ereignis berichten, schreibt die Arbeiter Zeitung in ihrer Ausgabe vom 25. Februar 1923 besonders kritisch und geht in ihrem Artikel der Frage nach der Rechtfertigung nach: Ob der Archäologe mit größerem Recht als der einstige Gräberräuber [...] den kostbaren Inhalt der Gräber plündert, ist eine andere Frage. [...] Wäre die Kammer leer oder auch nur der Sarkophag, den man zu finden hofft, so wird man das dem toten König niemals verzeihen.
Vom Tag der Graböffnung, dem 16. Februar 1923, sind 20 Zeitungen auf ANNO verfügbar.
Berichte in österreichischen Zeitungen finden sich vor allem ab dem 22. Februar 1923.

Howard Carter hat diese Entdeckung in einem packenden Buch beschrieben, welches Sie an der Österreichischen Nationalbibliothek lesen können: Howard Carter, Arthur C. Mace: The tomb of Tut-Ankh-Amen. 3 Bände. London 1923-1933

12. Februar 1908

Ausschnitt aus der Allgemeinen Automobil-Zeitung vom 9. Februar 1908, S. 3, ANNO/ÖNB

"Die Straßen sind sehr schlecht und oft müssen die Fahrer sich mit Hacker und Schaufel einen Weg durch die Schneemassen bahnen. Fünf-oder sechsmal kam es vor, dass ein Wagen überhaupt im Schnee stecken blieb und die Hilfe der anderen in Abspruch nehmen musste."
So schreibt die "Allgemeine Automobil-Zeitung" in ihrer Ausgabe vom 23. Februar 1908 wenige Tage nach dem Beginn über die erste Tourenwagenrallye um die Welt. Das große Rennen startete am 12. Februar 1908 in New York und führte sechs Teilnehmerautos über die USA, Kanada, Alaska, China, die Mongolei, Sibirien und Russland nach Paris.
Auch die "Wiener Zeitung", die "Neue Freie Presse" und "Sport und Salon" berichteten über den Start des Rennens.
Es war wohl das aufsehenerregenste Sportereignis seiner Zeit, ein Wettkampf rund um die Welt, so hart und beschwerlich, dass nur die Hälfte der Teilnehmer das Ziel erreichte. Von den gestarteten sechs Teams aus Deutschland, Frankreich, Italien und den USA kamen nur drei in Paris an.
Nach fünfeinhalb Monaten und 21.278 km fuhr der deutsche Oberleutnant Hans Koeppen in die französische Hauptstadt ein. Er wurde von der Bevölkerung und der angereisten Presse begeistert als Sieger begrüßt. Sein amerikanischer Kontrahent George Schuster erreichte Paris erst 4 Tage später. Dennoch wurde ihm nachträglich der Sieg zugestanden, da Koeppen in den USA einen zunächst erlaubten Bahntransport in Anspruch genommen hatte und daraufhin eine Zeitstrafe erhielt.
Über 50 Jahre später wurde dem Spektakel in Hollywood ein filmisches Denkmal gesetzt, 1965 kam die US-amerikanische Abenteuer-Komödie "Das große Rennen rund um die Welt" mit Tony Curtis und Jack Lemmon in den Hauptrollen in die Kinos.

12. Februar 1938

Schuschnigg nach seiner Rückkehr vom Obersalzberg. Titelbild "Das Interessante Blatt". Bildarchiv Austria / ÖNB.
Bei einem Treffen auf dem Obersalzberg in Berchtesgaden unterzeichnete der österreichische Kanzler Kurt Schuschnigg, vom deutschen Reichskanzler Adolf Hitler unter Druck gesetzt, das sogenannte „Berchtesgadener Abkommen“. Eine Folge dieses Vertrags war unter anderem eine Regierungsbeteiligung nationalsozialistischer Politiker, so wurde Arthur Seyß-Inquart zum Innen- und Sicherheitsminister. Die ebenfalls beschlossene Amnestie für politische Straftäter führte zur Freilassung aller inhaftierten Nationalsozialisten. Die freie Betätigung der NSDAP wurde somit möglich, das Ende des Austrofaschismus und der Anschluss an das Deutsche Reich standen kurz bevor.
Nach Bekanntwerden des Treffens von Schuschnigg, begleitet vom Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten Guido Schmidt und vom deutschen Botschafter Franz von Papen, mit Hitler und Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop, berichteten alle Zeitungen am 13.2. 1938 über die Kanzlerbegegnung. Auf allen Titelblättern wurde in den folgenden Tagen über den Inhalt der Gespräche spekuliert. Die „Neue Freie Presse“ schreibt am 13. Februar über den politischen Standpunkt Österreichs: „Österreich verlangt die allseitige Anerkennung seiner Unabhängigkeit und vollen Souveränität, es lehnt jede Einmischung in seine inneren Verhältnisse, die von außen kommt, ab, aber es ist sich seiner historischen Sendung und Aufgabe als Deutscher, von Deutschen bewohnter Staat bewußt.“
Schuschnigg gab beim „Berchtesgadener Abkommen“ jedoch dem Drängen Hitlers nach, die Ergebnisse des Treffens wurden am 16.2.1938 in gleichlautenden amtlichen Mitteilungen in Wien und Berlin veröffentlicht, die in vielen Zeitungen auf dem Titelblatt abgedruckt war. Der Text im „Tagblatt“ ist hier nachzulesen.

Opernball

Wiener Bilder, 26. Februar 1939. ANNO/ÖNB

Auch im Jahr 2013 findet der alljährliche Wiener Opernball, das Highlight der Ballsaison, statt. Die Tradition geht auf die Zeit des Wiener Kongresses zurück. Die erste Hofopern-Soirée fand am 11. Dezember 1877 statt. Die Wiener Zeitung berichtete vorab im Morgenblatt über die herannahende Veranstaltung, sowie in der Abendausgabe des folgenden Tages auführlich. Dieser erste, mit so großer Spannung erwartete Festabend hat den Erwartungen entsprochen, der Erfolg das durch des Kaisers Huld ermöglichte Werk zu Gunsten des Opernpensionsfonds gekrönt.
Auch nach dem Ende der Monarchie wurde die Tradition hochgehalten und die erste Opernredoute zugunsten der Altpensionisten der beiden Staatstheater (Neue Freie Presse, 22. Januar 1921) am 29. Jänner 1921 abgehalten, die Neue Freie Presse berichtet von der Veranstaltung.
Wiener Opernball wurde die Veranstaltung erstmals am 26. Jänner 1935 genannt, wie dies auch in der Neuen Freien Presse vom 27. Januar 1935 nachzulesen ist. Seither findet der Ball traditionell am letzten Donnerstag der Faschingszeit statt.
Damals wie heute waren die Choreographien der Eröffnungszeremonien beeindruckend, wie dies auch in den Wiener Bildern zu sehen ist: Opernredoute 1929, Opernball 1935, 1936, 1937 und 1938.
Selbst im Jahr 1939 fand der Ball trotz des bevorstehenden Weltkrieges statt, wie auch Das Kleine Blatt unter dem Titel Anmut und Grazie auf dem Opernball berichtetet.

6. Februar 1918

Ausschnitt aus der Titelseite der "Neuen Freien Presse" vom 6. Februar 1918, S. 1, ANNO/ÖNB

Kaum haben wir das Klimt-Jahr mit zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen hinter uns gebracht, da gibt es schon wieder einen Grund, diesem bedeutenden österreichischen Maler zu gedenken. Denn am 6. Februar 1918 ist der berühmte, vielleicht darf man sogar sagen der berühmteste Wiener Maler, Gustav Klimt [...] einem Schlaganfall erlegen, wie die "Arbeiter Zeitung" in ihrer Ausgabe vom 7. Februar 1918 berichtet. Auch viele andere Tageszeitungen widmen dem verstorbenen Vertreter des Wiener Jugendstils oft umfangreiche Nachrufe. So beispielsweise die "Neue Freie Presse", die in einem Feuilleton ausführlich auf dessen künstlerisches Schaffen eingeht, oder das "Prager Tagblatt", das in seiner Ausgabe vom 7. Februar 1918 die Bedeutung Klimts in der Schaffung der Wiener Kunst sieht: Gab es vor Klimt eine Kunst in Wien? [...] es gab ein paar mittelmäßige Porträtisten, Tiermaler und Professoren der Malerei [...] Aber es gab keine Kunst.
Wenn Sie weitere Beiträge amlässlich Klimts Tod lesen möchten, sind vor allem die Zeitungsausgaben ab dem 7. Februar 1918 interessant.
Vom 6. Februar 1918, dem Tag von Klimts Tod, stehen 33 Zeitungen zur Ansicht bereit.

Einen Eindruck von seinem Schaffen kann man sich auch im Ver Sacrum machen, an dem er mitwirkte.

5. Februar 1936

Ausschnitt aus "Die Bühne", 1936 Heft 419, S. 34. ANNO/ÖNB.

Charlie Chaplins satirischer Stummfilm Modern Times (Deutscher Titel: Moderne Zeiten) hatte am 5. Februar 1936 in New York Premiere. Der Film, in dem Chaplin ein weiteres Mal die von ihm kreierte Figur des Tramps darstellt, greift inhaltlich den Taylorismus in der Arbeitswelt sowie die Massenarbeitslosigkeit infolge der Weltwirtschaftskrise auf. In dem Film wird zwar mit akustischen Elementen gearbeitet, er setzt aber dennoch im Wesentlichen die Tradition des Stummfilms fort.
Anlässlich dieser Premiere bringt die Bühne in ihrem zweiten Märzheft 1936 (Nr. 419) ein langes Interview mit Chaplin, das während der Dreharbeiten zu Modern Times geführt wurde. Darin äußert sich Chaplin ausführlich über seine Ansichten zum Thema Stumm- und Tonfilm –
„Sprache und Bild vertragen sich nicht“, erwiderte Chaplin; „es ist eine Verbindung zweier verschiedener homogener Formen.“ (Die Bühne, 1936, Heft 419, S. 15)
– und über andere neue Kinotechnologien, wie den Farbfilm. Sowohl der Interviewer als auch Chaplin stehen diesen Neuerungen kritisch gegenüber und bezweifeln ihre Bedeutung für die Zukunft des Films.
„Sie glauben also“, frage ich, „dass der Buntfilm keinen solchen Erfolg haben wird, wie der Sprechfilm?“
„Ich glaube nicht“, Chaplin schüttelt lebhaft den Kopf. „Der Erfolg dieser Filme ist nicht so sensationell wie man erwartet. Schließlich ist zwischen Wort und Farbe immerhin ein Unterschied. Das Wort ist der direkte Träger des Gedankens, obwohl seine Anwendung vom ästhetischen Standpunkt gesehen, nicht unwichtig ist, was man von der Farbe keineswegs sagen kann.“
„Dann ist noch der stereoskopische Film da…“
„Und die Televise“, lacht Chaplin. „Meinetwegen kann man den Sprech-, Bunt- und Dreidimensionalfilm drehen, ich bleibe dem stummen Film treu.“
(Die Bühne, 1936, Heft 419, S. 18)
Im selben Heft findet sich auch noch eine durchwegs begeisterte Besprechung des Films selbst, in der es abschließend heißt:
Mit lautem, mit herzhaftem Lachen erobert sich Charlie Chaplin wieder die Welt. […] Aber in unserem Lachen steckt der Dank, den wir dem genialsten Filmkünstler darbringen, der eine kleine schwarze Melone am Kopf, ein dünnes Bambusstöckchen schwenkend, mit zerrissenen Schuhen, und diesmal auch der betrüblichen Einsamkeit entronnen, am Arm des neuen „Engels“ auf der großen Landstraße zieht, in deren fernen Weite der silberne Schimmer eines neuen Chaplin-Films leuchten möge. (Die Bühne, 1936, Heft 419, S. 52)

Skiweltmeisterschaft

Ausschnitt aus den Wiener Bildern, 1. März 1936, S. 6. ANNO/ÖNB

Heute werden die alpinen Skiweltmeisterschaften 2013 in Schladming in der Steiermark eröffnet. Diesen Anlass nutzen wir, um einen kleinen Rückblick auf historische alpine Weltmeisterschaften, die früher auch FIS-Wettkämpfen genannt wurden, zu machen.
Bereits in den Jahren 1933 und 1936 fanden die Weltmeisterschaften in Innsbruck statt. Im Vergleich zu heute, zählten damals auch die Skisprungbewerbe zu den Wettkämpfen, wie man deutlich bei der Abschlussveranstaltung am Berg Isel erkennen kann. Einen ausführlichen Bericht mit detaillierten Ergebnissen findet sich im Sporttagblatt vom 13. Februar 1933. Bereits in den Wochen zuvor wurden die FIS Rennen, an denen die Allerbesten, die von 20 Ski-Nationen aus allen Weltteilen nach Innsbruck gekommen waren, ausgetragen. Im Abfahrtslauf siegte der Österreicher Hans Hauser mit einer Zeit von 18:05.60. Auch der zweite Platz sowie sechs weitere unter den Top Ten gingen an Österreicher. Zahlreiches Bildmaterial hierzu findet sich in den Wiener Bildern vom 12. Februar 1933, sowie vom 23. Februar 1936.
Sowohl 1933 als auch im Jahr 1936 hatte man mit der schlechten Witterung zu kämpfen, trotzdem wurden die Kämpfe ausgetragen, wie beeindruckende Bilder in den Wiener Bildern vom 1. März 1936 zeigen. Wir hoffen, dass die Athleten und Athletinnen in diesem Jahr bessere Verhältnisse vorfinden!
Auch das Sporttagblatt berichtete ausführlich über die FIS-Wettkämpfe am 9., am 10. sowie am 14. Februar desselben Jahres.

 

4. Februar 1889

Ausschnitt aus der Titelseite der "Neuen freien Presse" vom 4. Februar 1889, S. 1, ANNO/ÖNB.
Am 4. Februar 1889 nahm ein Ereignis seinen Anfang, das zusammen mit der Dreyfus-Affäre als einer der größten Skandale der Dritten Französischen Republik in die Geschichte eingehen sollte: der Panamaskandal. Denn an diesem Tag wird die vom Gerichtshof des Seine-Departements verfügte Auflösung des Unternehmens und die Bestellung des Herrn Brunet zum Liquidator gemeldet, wie "Die Presse" in ihrere Ausgabe vom 5. Februar 1889 verkündet. Auch die "Neue freie Presse" und die "Bukowinaer Rundschau" informieren ihre Leser über die Ereignisse. Die großen Verluste, die aufgrund des Konkurses für die Aktionäre zustande kamen, wurden von der französischen Regierung zunächst geheim gehalten, Politiker und Journalisten wurden bestochen. Die Krise in Frankreich hielt lange an. Am 30. November 1892 berichtet die „Neue freie Presse“ ausführlich über die neuesten Ereignisse, zu denen der Rücktritt der amtierenden Regierung zählte. Die äußerst umfangreiche Berichterstattung reißt auch an den folgenden Tagen nicht ab und kann beispielsweise in den Ausgaben vom 1. Dezember und 2. Dezember in der "Neuen freien Presse" recherchiert werden.
Vom 4. Februar 1889, dem Tag des Konkurses, sind 11 Zeitungen auf ANNO verfügbar.

 

2. Februar 1852

Ausschnitt aus der Presse vom 7. Februar 1852, S.3. ANNO/ÖNB.

Spanien. Telegrafische Depesche. Der "Constitutionnel" meldet auf telegrafischem Wege: Montag am 2. d. M. wurde ein Attentat auf die Königin von Spanien zu Madrid begangen und die Königin leicht verwundet. Nachrichten von Montag Abends zu Folge ist die Wunde nur leicht, die Königin beruhigt. - Die Presse, 7. Februar 1852
So lautet eine der ersten Meldungen über das am 2. Februar 1852 von Martin Merino verübte Attentat auf Königin Isabella II. von Spanien. Bis die Nachricht österreichische Zeitungen erreichte, war Marino bereits als "Königsmörder" verurteilt und wurde am Tag des Erscheinens der telegrafischen Depesche in der Presse, dem 7.2. 1858, hingerichtet.
Genaueres über die Vorkommnisse erfährt man erst einige Tage später, so findet sich im Abendblatt der Wiener Zeitung am 13. Februar 1852 ein detailliertr Bericht über Merinos Prozess, der ihm bereits am 3. Februar, also nur einen Tag nach dem Anschlag, gemacht wurde.
Am darauffolgenden Tag bringt die Wiener Zeitung schließlich Zur Vervollständigung der bereits im Abendblatt von uns gemachten Mittheilungen über das Attentat gegen I. Maj. Die Königin von Spanien noch einen ausführlichen Artikel, der den genauen Ablauf des Attentats, die medizinische Versorgung der verletzten Königin, die besorgten und bestürzten Reaktionen des Königshauses, der Politik und der Bevölkerung und schließlich den Beginn des Prozesses gegen Merino, der unmittelbar nach dem Angriff gefasst worden war, schildert.

29. Jänner 1868

Ausschnitt aus der Reichspost vom 6. November 1926, S. 6. ANNO/ÖNB.

Heute vor 150 Jahren wurde Albin Egger-Lienz, der später auf den Namen Ingenuin Albuin Trojer getauft wurde, geboren. Nach seiner Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste München ließ er sich im Jahr 1899 in Wien nieder, wo er unter anderem Mitglied der Wiener Secession wurde und seine Stellung als bedeutender österreichischer Maler festigte. Sein Leben sowie seine eindrucksvollen monumentalen Naturmalereien wurden anlässlich seines Todes am 4. November 1926 in der österreichischen Presse durch zahlreiche Nachrufe gewürdigt. Die „Tagespost“ beispielsweise schreibt in ihrer Ausgabe vom 7. November 1926: Der Tod des großen österreichischen Monumentalmalers Egger-Lienz hat eine Lücke in die Reihen der Führer der europäischen Kunst gerissen, die nicht so bald wieder ausgefüllt werden dürfte. Mit ihm ist ein Künstler von ganz großem Format dahingegangen; einer der wenigen deutschen Maler, deren Name in den letzten Jahrzehnten europäische Geltung hatte. Etwas verhaltener hingegen berichtet „Die neue Zeitung“ in der Ausgabe vom 6. November 1926 vom Tod des Malers: Seine eigenartig herb und markig wirkenden Bilder nahmen ihren Stoff vielfach aus Tirols Heldenzeit oder aus dem Bauernleben. Professor Egger-Lienz, der einem Leberleiden erlegen ist, hat mehrere Bilder unvollendet zurückgelassen.
Wenn Sie sich ein Bild von der weiteren Berichterstattung machen wollen, stehen von seinem Todestag auf ANNO 16 Zeitungen online zur Verfügung.
Besonders die Folgetage bieten zu diesem Thema reichlich Lesestoff.

Wenn Sie wissen wollen, was an dem Tag, an dem Albin Egger-Lienz das Licht der Welt erblickte, sonst noch geschah, sind vom 26. Jänner 1868 auf ANNO 9 Zeitungen und ein Theaterzettel online.

27. Jänner 1913

Vor 100 Jahren, am 27. Jänner 1913, verstarb eines der populärsten Mitglieder der Habsburgerfamilie, Erzherzog Rainer von Österreich (* 11. Jänner 1827). Zu Lebzeiten war er Ministerpräsident des Reichsrates (1861-1865), Oberkommandierender der k.k. Landwehr (1868-1906) sowie Inhaber des k. (u.) k. Infanterieregimentes Nr. 59 (seit 1852). Der Kunstliebhaber und Mäzen heiratete 1852 seine Cousine Erzherzogin Marie Karoline. Beide waren karitativ tätig. Häufig wurde über sie in den Medien berichtet. Neben seiner politischen und militärischen Laufbahn war er Präsident der Weltausstellung in Wien 1873 und Kurator der Akademie der Wissenschaften. Die Sammlung der Papyri an der Österreichischen Nationalbibliothek geht zum Teil auch auf eine Schenkung seinerseits von 1899 zurück. Die Sammlung erwarb er selbst im Jahre 1884. Am 9. März 1922 berichtete die Arbeiter-Zeitung mit dem Titel "Kulturgeschichte aus dem Misthaufen" über die Papyrussammlung.
Die Wiener Zeitung bringt an seinem Todestag sogar eine Extra-Ausgabe heraus, um die Leser sofort zu informieren. Alle weiteren in ANNO verfügbaren Zeitungen berichten am Tag nach seinem Tod darüber. Auch in den Folgetagen wird weiterhin berichtet, wie zum Beispiel in den Wiener Bildern, die eine ganze Serie an Fotografien aus seinem letzten Lebensjahr veröffentlichen. Bereits die Feierlichkeiten zur Diamantenen Hochzeit des Paares waren in aller Munde und in allen Zeitungen, so berichten unter anderem Die Neue Zeitung, Sport und Salon und das Wiener Salonblatt davon.

27. Jänner 1938

Neue Freie Presse vom 28. Jänner 1938, S. 26, ANNO/ÖNB

Am 27. Jänner 1938 kam es zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten zum Zusammenbruch der Upper Steel Arch Bridge, die bis dahin als die Brücke mit der größten Spannweite weltweit galt. In einem ungewöhnlich harten Winter konnten die tief liegenden Kämpfer der Brücke den im Fluss treibenden Eismassen nicht mehr standhalten und trotz Bemühungen die Zerstörung der Brücke nicht verhindert werden. In Österreich berichteten am darauffolgenden Tag zahlreiche Zeitungen von dem Unglück. So meldete beispielsweise die Neue Freie Presse in ihrer Ausgabe vom 28. Jänner 1938: Eine Riesenwolke von Schnee und Eisstaub wirbelte auf, als die 1898 eröffnete, als Meisterwerk der Baukunst gerühmte Brücke zusammenbrach. Doch nicht nur die Brücke selbst, auch die Ontario-Kraftwerke unterhalb der Niagarafälle sind bei diesem Unglück großen Gefahren ausgesetzt, denn die durch die abgestürzte Brücke noch höher aufgestauten Eismassen haben beinahe das Dach des Elektrizitätswerkes erreicht und drohen den ganzen massiven Bau von seinen Grundfesten zu reißen (Tages-Post vom 28. Jänner 1939).
Wenn Sie sich näher über die Berichterstattung zu diesem Thema und die weiteren Entwicklungen informieren wollen, sind die Zeitungen ab dem 28. Jänner 1938 interessant.

25. Jänner 1858

Ausschnitt, "Die Presse", 26. Jänner 1858, S. 1. ANNO/ÖNB.

Am 25. Jänner 1858 heiratete Kronprinz Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl von Preußen (später Friedrich III.) in der Kapelle des St. James' Palace in London Victoria Adelaide Mary Louisa, Prinzessin von Großbritannien und Irland, die Tochter der britischen Königin Victoria.
Vor 155 Jahren sah die Medienpräsenz eines solchen Ereignisses – im Gegensatz zur jüngsten Vermählung eines Abkömmlings des Britischen Königshauses – natürlich noch ganz anders aus. So findet sich am nächsten Tag in der Telegramm-Spalte der Presse (26. Jänner 1858) nur folgende Meldung: London, 25. Jänner. Wegen der Vermählungs-Feierlichkeiten wurde heute keine Börse abgehalten.
Wenige Tage später bringt Die Presse jedoch einen sehr ausführlichen Artikel, der mit großer Begeisterung minutiös über die Hochzeitsfeierlichkeiten berichtet:
Angefangen bei der Ankunft Prinz Friedrich Wilhelms in Dover, über Schilderungen der prachtvoll mit Flaggen und Lichterketten geschmückten Straßen, bis hin zu einem genauen zeitlichen Ablauf der Geschehnisse am Hochzeitstag.
12 Uhr. […] Der Weg von der City durch den Strand nach St. James, sowie alle anderen Straßen, die nach dem Palaste führen, sind so mit Menschen gefüllt, dass Menschen und Wagen sich nur mit Mühe durchwinden können. […]
12 ½ Uhr. […] Eben läuten die Glocken von allen Kirchtürmen. Im Tower werden Freudensalven abgefeuert. […]
1 ¼ Uhr. Das festliche Glockengeläute hat mit kurzen Unterbrechungen bis jetzt angehalten. In diesem Augenblicke verkünden Kanonensalven, dass die Trauungs-Zeremonie glücklich vorüber ist.
2 Uhr. Details über die Trauung zu berichten, ist noch nicht möglich, denn die wenigen Berichterstatter der Presse, die Eintritt in die Capelle erhalten haben, sind noch fest eingekeilt in der Umgebung von St. James. […]
Es folgt schließlich aber doch eine genaue Beschreibung der Trauungszeremonie und eine wörtliche Wiedergabe des Eheversprechens. Ebenfalls erwähnt wird Mendelssohn’s Hochzeitsmarsch, der beim Auszug aus der Kapelle gespielt wurde. In Folge wird dieses Musikstück aus Mendelsohns „Ein Sommernachtstraum“ sehr populär bei Hochzeiten.

23. Jänner 1843

Titelseite der Wiener Zeitung vom 23. Jänner 1843, S. 1, ANNO/ÖNB.

Am 23. Jänner 1843 erhielt Jacob Christoph Rad ein fünfjähriges Privileg auf die Erfindung, Rohrzucker, sowohl in- als ausländischen, in der halben bis jetzt nöthig gewesenen Zeit, mittelst Maschinen in Würfelform bis zu den kleinsten Dimensionen, raffinirt darzustellen, wie in der Wiener Zeitung vom 12. April 1843 zu entnehmen ist. Durch diese Erfindung sollte dem Konsumenten unter anderem Zeit beim Zerkleinern des bis dahin üblichen Hutzuckers, und dem Raffineur Zeit und Geld bei der Herstellung erspart werden. Im Jahr 1848 wurde dieses Privileg schließlich auf weitere fünf Jahre verlängert, wie in der Ausgabe vom 5. November nachzulesen ist. Der Erfinder des so praktisch portionierten Würfelzuckers, der Kaffee- und Teegenießern bis heute gute Dienste leistet und mittlerweile in verschiedenen Farben und Formen erhältlich ist, verstarb schließlich am 13. Oktober 1871. Von der Trauer der Hinterbliebenen zeugt eine Todesanzeige in der Zeitung Neue Freie Presse vom 16. Oktober 1871. Im Jahr 1983 wurde in Dacice der Erfindung des Würfelzuckers ein Denkmal gesetzt.

Über verliehene, verlängerte und entzogene Privilegien können Sie sich im Amtsblatt zur Wiener Zeitung unter der Rubrik „Kundmachungen“ informieren.

13. Januar 1908

Bildquelle: Ausschnitt aus dem Prager Tagblatt vom 16. Januar 1908, S.7. ANNO / ÖNB

Paris, 13. Jänner. Bei prächtigem Wetter und Windstille gewann heut vormittags Henri Farman den 50.000-Franken-Preis, den der bekannte Sportsmann Deutsch-Archdeacon für die erste Flugmaschine gestiftet hat, die eine Strecke von einem Kilometer in geschlossener Bahn in einer Höhe von sechs Metern zurücklegt. (Tages-Post vom 15. Jänner 1908).
Henri Farman, 1874 in Paris geboren, war zunächst erfolgreicher Radsportler bevor er sich nach einem Unfall der Fliegerei zuwandte. Seinen historischen Flug am 13. Jänner 1908 legte er in einem Motorflugzeug des Konstrukteurs Gabriel Voisin zurück, welches er gemeinsam mit seinem Bruder Maurice Farman modifiziert hatte und nun „Voisin-Farman I“ nannte.
In der Neuen Freien Presse vom 15. Jänner 1908 und im Prager Tagblatt vom 14. Jänner 1908 finden sich Berichte über Farmans erfolgreichen Flug. Das Prager Tagblatt lässt am nächsten Tag einen ausführlichen Artikel folgen der neben einer detaillierten Beschreibung des Flugzeuges und des Ablaufes des Fluges auch ein, vor dem Rekordflug durchgeführtes, Interview mit Farman enthält. Hier erzählt Farman von seinen Modellversuchen um die richtige Balance der Fluggeräte zu erreichen und seinen Vorstellungen von der Zukunft der Fliegerei:
Haben wir […] einmal bei den Aeroplanen die Balance gefunden, so kann man mit einem Aeroplan 80 und noch mehr Kilometer in der Stunde erreichen, und zu einer Reise von Paris nach Berlin würde man nur etwa zehn Stunden brauchen. […] Nach meiner Meinung wird man mit Flugapparaten einst sehr große Reisen unternehmen können, allerdings wird noch geraume Zeit vergehen.
An der Umsetzung seiner Vorstellungen für die Zukunft der Luftfahrt war Farman schließlich auch selbst entscheidend beteiligt. In den auf seinen Rekordflug von 1908 folgenden Jahren betrieb Farman eine Flugschule in Buc bei Versailles und gründete gemeinsam mit seinen Brüdern eine Flugzeugkonstruktionsfirma, deren Produkte im 1. Weltkrieg auf alliierter Seite eingesetzt wurden. Nach dem ersten Weltkrieg stieg Farman in den Passagierflugzeugbau ein und gründete schließlich 1919 mit seinem Bruder Maurice die erste Linienfluggesellschaft „Lignes Farman“, die später in die Air Frace überging. Im Laufe seiner Flieger- und Konstrukteurslaufbahn gelangen Farman etliche weitere Rekorde und historische Premieren.

12. Jänner 1883

Neue Freie Presse vom 12. Jänner 1883, S. 9, ANNO/ÖNB.

Am 12. Jänner 1883 gründete der Bankier und Ökonom Georg Coch die Österreichische Postsparkasse und führte damit den Postscheckverkehr ein. In den österreichischen Zeitungen wurde dieses Ereignis sehr intensiv und auf durchaus sehr unterschiedliche Art und Weise behandelt. Die Presse drückt in ihrer Ausgabe vom 12. Jänner 1883 ihre Ablehnung aus: Die Postsparcassen, welche heute ihren gierigen Schlund öffneten, um unsere Bevölkerung ihres gesamten Baarvermögens zu entledigen, haben sich die Herzen oder vielmehr die Taschen der Wiener im Sturme erobert. Das Vaterland konzentriert sich in der Ausgabe vom 13. Jänner 1883 hingegen vorwiegend auf den Zulauf, der bereits am ersten Tag zu verzeichnen war: Der Andrang der Parteien war heute bei allen Postsparcasse-Sammelstellen Wiens ein so großer, daß die für die erwähnten Cassen bestimmten Amtslocalitäten die Menge mitunter kaum fassen konnte. Auch die Neue Freie Presse berichtet bereits am Tag nach der Eröffnung von vergriffenen Einlagebüchern.
Wenn Sie sich näher über die Ereignisse informieren wollen, stehen Ihnen vom 12. Jänner 1883 16 Zeitungen online zur Verfügung.
Auch die Ausgaben der Folgetage bieten interessante Informationen.

Für Informationen über den im Jahr 1926 aufgebrochenen Postsparkassenskandal sind die Zeitungen ab 23. September 1926 empfohlen.

 

 

5. Jänner 1858

Ausschnitt aus der Titelseite der Militär-Zeitung vom 6. Jänner 1858. ANNO/ÖNB

Johann Joseph Wenzel Anton Franz Karl Graf Radetzky von Radetz (1766-1858) war ein Feldmarschall, böhmischer Adeliger und der wohl bedeutendste Heerführer Österreichs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Mit 72 Dienstjahren in der k.k. Armee brach er viele Soldatenrekorde, so diente er beispielsweise unter fünf Kaisern und machte nicht weniger als 17 Feldzüge mit. Insgesamt erhielt Radetzky 146 in- und ausländische Orden, bevor er im Februar 1857, im Alter von 90 Jahren, in den Ruhestand versetzt wurde. Kein Jahr später starb Radetzky am Morgen des 5. Jänner 1858 in Mailand an einer Lungenentzündung.
Die erste Zeitungsmeldung findet sich noch am selben Tag im Abendblatt der Wiener Zeitung. Hier wurden Kaiser Franz Josephs Armee-Befehl, in dem er den Tod Radetzkys verkündet und eine zweiwöchige Trauer für Armee und Flotte anordnet, sowie seine Beileidsbekundung an den Sohn Radetzkys als erstes veröffentlicht.
Die Militär-Zeitung schreibt am 6. Jänner:
Was wir seit Monaten befürchten ist eingetreten! Der hochverehrte Feldmarschall Josef Graf Radetzky v. Radetz, der Sieger von Custozza und Novarra, der Nestor der europäischen Generale, der gefeierte Held Oesterreichs ist gestern um die achte Morgenstunde zu Mailand einer Lungenentzündung erlegen!
Wir finden für heute nicht Worte in dieses schmerzliche Ereignis näher einzugehen und behalten uns vor auf dasselbe zurückzukommen.

In den nächsten Ausgaben lässt die Militär-Zeitung einen mehrteiligen, ausführlichen Nachruf folgen und gibt der angeordneten Militär-Trauer durch schwarzumrandete Titelblätter Ausdruck.
Auch in vielen anderen Zeitungen finden sich in den darauffolgenden Tagen Nachrufe und Trauerbekundungen, so in der Presse vom 6. Jänner, in der Morgen-Post, in der Wiener Zeitung vom 7. Jänner und in der Agramer Zeitung vom 7. Jänner.

Orthographiereform

Titelseite der Buchdrucker-Zeitung vom 13. Mai 1880, S. 1, ANNO/ÖNB

Am 1. Jänner 1903 wurde eine neue deutsche Rechtschreibung in Österreich eingeführt. Eine der größten Änderungen hierbei war die th-Schreibung. Diese wurde insofern neu geregelt, als nur noch Wörter griechischer Abstammung wie "Theater" oder "Thron" mit th geschrieben werden dürfen, jene deutscher Abstammung wie "Tal" hingegen nicht mehr. Im Großen und Ganzen wurden die Forderungen, die bei der II. Orthographischen Konferenz im Jahre 1901 aufgestellt wurden, umgesetzt.
Bereits Jahre vor der Einführung im Mai 1880 berichtet die Österreichische Buchdrucker-Zeitung in zwei aufeinanderfolgenden Ausgaben über unser Rechtschreib-Wirrwarr . Es wird beklagt, dass jeder in der Orthographie seine eigenen Wege und wir Diener der schwarzen Kunst ertragen die Qualen, welche uns der schwankende Charakter der verschiedenen Schreibweisen auferlegt, mit solch' sklavischer Resignation, wie die rasch wechselnden Launen eines schönen Mädchens. Es werden in weiterer Folge Beispiele aus jeweils unterschiedlichen Strömungen gebracht, wie zum Beispiel die K- und C-Orthographie und deren Verteilung in deutschsprachigen Zeitungen.
In der zweiten Ausgabe wird unter anderem über die Problematik zusammengekuppelter Wörter diskutiert. Bereits ab den 1870er Jahren wurde eine Vereinheitlichung im gesamten deutschen Sprachraum gefordert. Die I. Orthographische Konferenz fand im Jänner 1876 in Berlin statt. 1879 wurde daraufhin in Österreich die heysesche s-Schreibung (bis 1901 gültig) eingeführt.

20. Dezember 1902

Ausschnitt aus der Titelseite der Neuen Freien Presse vom 20. Dezember 1902, S. 1, ANNO/ÖNB

Am 20. Dezember 1902 wurde die Operette Der Rastelbinder des Komponisten Franz Léhar im Carltheater in Wien uraufgeführt. Das Libretto stammt aus der Feder von Victor Léon.
Die Neue Freie Presse berichtet in ihrer Ausgabe vom 21. Dezember von der Premiere. Einerseits ließ demnach die äußere Aufnahme der Novität […] nichts zu wünschen übrig , andererseits wird der Beitrag von Victor Léon mit den Worten Das Libretto der Novität ist eine noch schwerere Ehrenbeleidigung des guten Geschmacks, als sie leider auf den Operettenbühnen gang und gäbe sind abgekanzelt. Völlig anders sieht das hingegen die Zeitung Das Vaterland, die betont, dass sich das Textbuch von dem üblichen Operettenblödsinn sich fast ganz freihält und ebenso die Leistung Franz Léhars und der Darsteller lobend erwähnt. Die Zeit widmet sich in ihrer Ausgabe vom 21. Dezember ebenfalls dem Rastelbinder und bewertet die Operette durchaus nicht nur positiv. Während der slavische Charakter in der Musik Léhars also besonders positiv hervorgehoben wird, denn diese picksüßen und patzwachen Melodien sind ja nicht mehr zum Anhören (gemeint ist damit das Weanerthum), wird das Libretto als Schwachstelle der Operette dargestellt. Aber der Text zum Rastelbinder von Victor Léon, der relativ gut anfängt, entwickelt sich schlecht und endet miserabel.

Wenn Sie sich auf die Suche nach weiteren Kritiken begeben wollen, stehen Ihnen vom 21. Dezember 1902 24 Zeitungen online zur Verfügung. Vom Tag der Premieren stehen 37 Zeitungen zur Ansicht bereit.

Kommt der Weltuntergang diesmal?

Grafik mit dem Titel "So ein Kometenzusammenstoß könnte sehr gefährlich werden", Ausschnitt aus "Kikeriki", 19. Mai 1910, S. 3. ANNO/ÖNB

Ob die Welt wirklich in einigen Tagen untergehen wird, wie es die Prophezeiungen der Maya vorhersagen?
Auch in der Vergangenheit gab es bereits zahlreiche Weltuntergangs-Szenarien. In den historischen Zeitungen finden sich auch einige Informationen dazu.
Für den 17. Mai 1910 wurde von vielen Experten vorhergesagt, dass die Welt untergehen wird, da der Halleysche Komet sich der Erde näherte. Eine wahre Panik brach aus, bei der es auch zu zahlreichen Selbstmorden kam. Wie wir wissen, traf der Komet nicht die Erde sondern flog daran vorbei, wie auch der Kikeriki in seiner Ausgabe vom 15. Mai 1910 ankündigte. Sie präsentieren angesichts des bevorstehenden Weltuntergangs die Österreich-Arche! In der darauffolgenden Ausgabe vom 19. Mai 1910 widmete man sich diesem Thema sowohl mit einem Gedicht als auch mit einer Graphik mit dem Titel So ein Kometenzusammenstoß könnte sehr gefährlich werden, wenn der Komet eine [-] Schutzvorrichtung hätte.
Warum die Welt im Jahr 1910 nicht von einem Kometen getroffen wurde zeigt uns eindeutig die Zeitung in der Ausgabe vom 22. Mai 1910 in einer Originalzeichnung von E. v. Richter-Mócz mit dem Text Der Komet stürzte auf die Erde los, da sah er das Treiben in der Wiener Kärntnerstraße und [-] nahm Reißaus!.
Auch der Figaro widmete sich der Thematik in einem Gedicht in der Ausgabe vom 21. Mai 1910 mit dem Titel Der Überlebende.

Für 1914 wurden bereits die nächsten Weltuntergänge prophezeit. Aufgrund der Kriegswirren schenkten die österreichischen Zeitungen diesen jedoch keine Beachtung.

13. Dezember 1941

Ausschnitt, Wiener Neueste Nachrichten. 16. Dezember 1941. ANNO/ÖNB.

Am 13. Dezember 1941 ereignete sich in den peruanischen Anden eine Naturkatastrophe gewaltigen Ausmaßes. Ein Gletscherabbruch in den Palcacocha-See bewirkte den Zerfall des Moränenwalls, eine ins Tal stürzende Schlammlawine tötete in der Stadt Huaraz daraufhin etwa 6.000 Menschen. In der österreichischen Presse wird dieses Thema einige Tage nach dem Unglück von mehreren Zeitungen behandelt. Während die Zeitung Wiener neueste Nachrichten in ihrer Ausgabe vom 16. Dezember 1941 berichtet, dass mehr als 500 Tote geborgen, mehr als 4000 […] darüber hinaus vermißt werden, wissen das Neuigkeits-Welt-Blatt und die Volks-Zeitung von etwa 80 Toten und 2000 Obdachlosen zu berichten.
Wohl aufgrund der intensiven Kriegsberichterstattung sind in der Österreichischen Presse keine weiteren Artikel über das Ausmaß der Katastrophe in Huaraz zu finden.
Doch wenn Sie wissen wollen, was sich an diesem 13. Dezember 1941 sonst noch ereignet hat, stehen Ihnen 7 Zeitungen online zur Verfügung.

10. Dezember 1902

Ausschnitt auf der Reichspost vom 12.12.1902. ANNO/ÖNB.

Am 10. Dezember 1902 wurde der in Ägypten liegende Assuan-Staudamm, an dessen Bau seit 1899 gearbeitet worden war, in Betrieb genommen. In der österreichischen Presse wird nicht allzu ausführlich über dieses Ereignis berichtet. Am 11. Dezember 1902 berichten die Zeitungen Wiener Zeitung, Pester Lloyd und Reichspost in beinahe exakt dem selben Wortlaut von der Eröffnung, einen Tag später ist schließlich auch noch ein Bericht in der Agramer Zeitung zu finden, der sich ebenfalls auf das gleiche Telegramm stützt. Wie auch in den anderen Zeitungen heißt es hier: Der große Damm in der Nähe Assuans wurde vorgestern in feierlicher Weise eröffnet. An der Einweihungsfeierlichkeit nahm der Khedive, das herzogliche Paar von Counaught und das diplomatische Corps theil. Allsdann setzte der Khedive die Maschinerie in Bewegung und eröffnete die fünf Schleusen, durch die sich das Wasser mit furchtbarem Rauschen ergoß.
Auch wenn die Berichterstattung von diesem Ereignis nicht sehr ausführlich war, sind an diesem 10. Dezember 1902 doch noch viele weitere Dinge passiert. Sie haben die Möglichkeit, sich in 29 Zeitungen, die in ANNO zur online Verfügung stehen, ein Bild zu machen.

29. November 1812

Schuberts „Unvollendete Symphonie“ Originalmanuskript im Besitz der Gesellschaft der Musikfreunde. Aus: Wiener Bilder vom 5.12.1927, S.11, ANNO/ÖNB

Am 29. November und 3. Dezember 1812 fanden mit Aufführungen des Händel-Oratoriums Timotheus in der Winterreitschule der Wiener Hofburg die ersten Veranstaltungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien statt. Der Erlös der beiden Konzerte sollte der neugegründeten Institution zugute kommen. Diese, heute besser bekannt als Wiener Musikverein, feiert somit heuer ihren 200. Geburtstag.
Laut ihren Statuten, die 1814 entstanden, ist die Emporbringung der Musik in allen ihren Zweigen wichtigster Zweck der Gesellschaft. Diese erreicht der Verein unter anderem durch Konzertveranstaltungen, die Gründung eines Konzertchors (Wiener Singverein, gegründet 1858) und der Gründung der ersten öffentlichen Musikschule Wiens, dem Conservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde 1819, welches im Jahr 1909 verstaatlicht wurde und aus dem in Folge die heutige Universität für Musik und darstellende Kunst hervorgegangen ist.
In der Allgemeinen Musikalischen Zeitung finden sich bereits in den ersten Jahren ihres Bestehens einige Berichte über Konzerte und Aktivitäten des Musikvereins. Beispielsweise im Jänner 1817, im Februar 1817, und im Dezember 1918.
Die Gesellschaft der Musikfreunde des österr. Kaiserstaates wiederholte am 8. und 9. d.M. um die Mittagsstunde im k. k. großen Redoutensaale das Händel’sche Oratorium Timotheus, vor einer glänzenden und zahlreichen Versammlung. Sehr zu loben war die Wahl und Darstellung dieses collossalen Kunstwerks, das seit den großen und überaus gelungenen Aufführungen 1912 und 1913 in der k. k. Reitschule allgemein gekannt und nach Würden geschätzt ist. Der Ertrag ist zur Gründung eines vaterländischen Conservatoriums bestimmt, und schon ein glücklicher Anfang mit 48 Schülern im Gesange gemacht.
Bereits seit seinem Gründungsjahr 1812 betreibt der Musikverein ein Archiv von musikhistorischen Dokumenten und Objekten. Ein Bericht über eine Festausstellung zum 125-jährigen Bestehen des Musikvereins findet sich in den Wiener Bildern vom 5. Dezember 1937.
Wundervoll ist die Manuskriptsammlung, in der man die Originalpartitur der „Eroica“ von Beethoven, Schuberts „Unvollendete“ und zahlreiche andere Handschriften bis zu den Skizzen zu der „Aegyptischen Helena“ von Richard Strauß findet.
Heute ist das Archiv des Musikvereins (mit Bibliothek und Sammlungen) eine der fünf größten und wichtigsten Musiksammlungen der Welt. Die Bestände sind teilweise im Lesesaal der Musikvereins-Bibliothek einsehbar, besonders wertvolle Objekte werden unter Verschluss gehalten und nur in Ausstellungen gezeigt.
1863 schenkte Kaiser Franz Joseph der Gesellschaft das Areal gegenüber der Karlskirche für den Bau eines eigenen Konzerthauses. Das von Theophil Hansen entworfene Haus wurde am 6. Januar 1870 mit einem feierlichen Konzert eröffnet. Eine Beschreibung und Pläne des Musikvereinsgebäudes finden Sie in der Allgemeinen Bauzeitung von 1870.
Die Webseite der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien finden sie hier.
Die Webseite des Musikvereins-Archivs finden sie hier.

27. November 1895

Am 27. November 1895 unterschrieb der schwedische Chemiker und Erfinder Alfred Nobel sein Testament und veranlasste damit die Gründung einer Stiftung, deren Zinsen jährlich als Preis an diejenigen aufgeteilt werden sollen, die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben. Seit der Gründung dieser Stiftung am 29. Juni 1900 haben auch zahlreiche Österreicherinnen und Österreicher den Nobelpreis erhalten. Den Anfang machten im Jahr 1905 der Physiker Philipp Lenard und Bertha von Suttner, die als erste Frau den Friedensnobelpreis erhielt. Berichte darüber sind in der Neuen Freien Presse vom 11. Dezember 1905 zu lesen. Auch die Wiener Zeitung berichtet an diesem Tag: Freiin von Suttner, die aus Gesundheitsgründen der Einladung des Nobel-Komitees nicht Folge leisten konnte, hat heute die telegraphische Mitteilung des Komitees,  daß ihr der Friedenspreis zuerkannt worden ist, mit einer Depesche beantwortet, in der sie ihrem Dank für die Auszeichnung Ausdruck gibt. Ein weiterer prominenter Name ist der von Erwin Schrödinger, der im Jahr 1933 für die Entdeckung neuer produktiver Formen der Atomtheorie den Nobelpreis für Chemie erhielt. Von der Verleihung berichtet beispielsweise die Neue Freie Presse vom 11. Dezember 1933.
Den Nobelpreis für Medizin erhielt im Jahr 1930 der Pathologe und Serologe Karl Landsteiner für seine Entdeckung des AB0-Systems der Blutgruppen. Von der Überreichung berichtet die Tages-Post in ihrer Ausgabe vom 11. Dezember 1930.
Dies sind natürlich nur einige der österreichischen Wissenschaftler, die für ihre herausragenden Leistungen mit einem Nobelpreis belohnt wurden. Eine vollständige Liste aller Preisträger ist auf Wikipedia zu finden.
Vom Tag der Testamentsunterzeichnung sind 22 Zeitungen online verfügbar.
Vom Tag der Stiftungsgründung  sind 16 Zeitungen online.

23. November 1837

Dreizylinder-Schnellzuglokomotive der Midland Railway. aus: Die Lokomotive, 1904, S. 16. ANNO/ÖNB.

Die Kaiser-Ferdinands-Nordbahn wurde am 23. November 1837 mit drei Probefahrten zwischen Floridsdorf und Deutsch-Wagram getestet. Laut einem Artikel in der Wiener Zeitung anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Ereignisses, hat Bäuerles Theaterzeitung bereits zwei Tage nach der Eröffnung darüber berichtet und dies als Rekordleistung fixer journalistischer Arbeit unterstrichen. Die Wiener Zeitung wartete das Spektakel und die Reaktionen darauf ab und berichtete erst am 2. Dezember 1837 über die Probefahrt und bezieht sich dabei großteils auf den Bericht aus der Theaterzeitung.
Der Spatenstich für die Rothschild'sche Unternehmung erfolgte 1836, die eigentliche Eröffnung fand erst im Jahre 1838 statt. Es war die zweite Dampfeisenbahnlinie Europas. Die Strecke wurde bis Oderberg verlängert und am 1. Mai 1847 eröffnet. Bereits im Herbst des selben Jahres begann man an der Verbindung zur preußischen Grenze zu arbeiten.

In weiterer Folge wurde das Eisenbahnnetz weiter bis an die Grenzen der Monarchie ausgebaut, wie auch die Wiener Zeitung am 20. Oktober 1840 berichtete, wodurch die