Sophie de Senneterre de Renneville: Die wohlthätige Fee oder die sinnreiche Mutter

Frontispiz, Titelblatt (kolorierte Kupferstiche)

Ein Geschenk Für Gute Kinder / Aus dem Französischen der Frau v. Renneville . - Wien : In der Haasischen Buchhandlung, 1816.

Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 307.699-A.Alt-Mag

 

Die wohlthätige Fee

Wie ein geschickter Chymist aus giftigen Pflanzen wirksame Heilmittel zu ziehen weiß: so wollte die Frau von Saint-Firmin von dem Glauben, mit welchem ihre Kinder an der Wirklichkeit der Feen hingen, zur Besserung ihrer sittlichen Mängel Vortheil ziehen ... mit deiner Hylfe, sprach sie zu ihrem Gatten, werde ich die Mächtigste in den Feenkünsten seyn. Wenn du zu diesem unschuldigen Scherze beytragen willst, so wird dieses für mich ein angenehmer Zeitvertreib seyn, welcher überdieß den Vortheil gewähren wird, die Fehler Heinrichs und Mariens zu vernichten oder zu beschränken, denn auf diesen wichtigen Gegenstand denke ich meine Absichten zu richten.

 

Das erstmals 1814 in Paris unter dem Titel La Fée bienfaisante ou la mère ingénieuse erschienene Werk vermittelt moralische und sittliche Werte am Beispiel der Familie Saint-Firmin, französische wohlhabende Adelige mit zwei Kindern, einem Mädchen und einem Buben. Besonders das Mädchen lässt sich von den phantastischen Geschichten ihres Kindermädchens über Geister und Feen beeindrucken und die Mutter macht sich diesen Umstand, der ihr zuerst missfallen hat, zunutze. Sophie de Senneterre de Renneville (1772-1822) genoss eine exzellente Erziehung, die ihr auch zugute kam, nachdem ihre Familie im Zuge der politischen Ereignisse sämtliches Vermögen verlor und auf ihre Unterstützung angewiesen war. Die relativ große Produktion von Kinder- und Jugendbüchern, die zum Teil in mehreren Auflagen erschienen und die ins Englische, Spanische und Deutsche übersetzt wurden, ist nicht zuletzt auf diesen Umstand zurückzuführen. Sophie de Senneterre hat sich zeitlebens für die Rechte der Frauen eingesetzt, in den Kinderbüchern widmete sie sich verstärkt der Mädchenerziehung und der Rolle der Mutter. Als Herausgeberin der Zeitschrift L'Athénée des femmes (1808) versuchte sie den Frauen und ihren nach der Französischen Revolution enttäuschten Hoffnungen ein Forum zu schaffen.

Die Wohltätige Fee im ONB-OPAC (mit Volltext)


last update 04.03.2016