Frauen in Bewegung

Fürth, Ernestine von (Nini)
1877 - 1946

Ernestine von Fuerth

  1. Biographie:

    • Gründendes Mitglied und Bibliothekarin im "Neuen Wiener Frauenklub"

    • Mitbegründerin des österreichischen Frauenstimmrechtskomitees und Vorsitzende desselben seit seinem Bestande, Herausgeberin der "Zeitschrift für Frauenstimmrecht", Vorsitzende der Rechtskommission des Bundes österreichischer Frauenvereine.
      (aus: Das Frauenstimmrecht : Festschrift. - Wien, 1913, S. 4)

    • biografiA

    • ERNESTINE VON FÜRTH (1877 - 1946)
      Die zentrale Figur in der österreichischen Frauenstimmrechtsbewegung ist Ernestine von Fürth. Geboren 1877 in Prag, heiratete sie den Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Emil Ritter von Fürth (1863-1911). Beide traten 1905, möglicherweise im Zusammenhang mit ihrer Heirat, in Wien aus dem Judentum aus. Im darauffolgenden Jahr wurde Ernestine von Fürth gemeinsam mit der Lehrerin und späteren Sozialdemokratin Leopoldine Glöckel Mitgründerin des Frauenstimmrechtskomitees, dem fast alle Vorstandsmitglieder des BÖFV angehörten. Der Versuch des Komitees, einen Frauenstimmrechtsverein zu gründen, scheiterte am Vereinsverbotsgesetz für Frauen und gelang erst nach dem Zusammenbruch der Monarchie. Fürth war auch Mitorganisatorin der vom "deutschen Frauenstimmrechtskomitee" (Wien mit Zweigorganisationen in Brünn und Troppau) organisierten und unter seinem Vorsitz stattfindenden ersten österreichischen Frauenstimmrechtskonferenz in wien im März 1912, die zu einer Dachorganisation der Frauenstimmrechtsvereine Cisleithaniens führen sollte. (...) Auch Ernestine von Fürth ist heute für Forscherinnen am deutlichsten in ihrer journalistischen und redaktionellen Tätigkeit präsent, da es kaum persönliche Daten über sie gibt. Neben Henriette Herzfelder und Leopoldine Kulka ist sie die dritte und jüngste der wichtigen Journalistinnen jüdischer Herkunft in der Frauenbewegungspresse. Zwischen 1907 und ihrer Vertreibung aus Österreich (...) schrieb sie für diverse österreichische Frauenbewegungszeitschriften, u.a. für den "Bund" und die "Österreicherin". Außerdem fungierte Ernestine von Fürth Zeit des Bestehens der monatlich erscheinenden "Zeitschrift für Frauenstimmrecht" zwischen 1911 und 1918 als Herausgeberin.
      (aus: Malleier, Elisabeth: Jüdische Frauen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung 1890 - 1938. - 2001, S. 59 - 65)

    • Anlässlich der Reichsratswahlen im Jahr 1911 sprach sich das Frauenstimmrechtskomitee deutlich für eine Unterstützung Dr. Julius Ofners aus, der im 2. Bezirk kandidierte. Bereits im Jahr 1912 warnte sie vor "den Schrecknissen eines modernen Krieges" und entwarf in diesem Zusammenhang die Vision einer besseren Welt, wenn den Frauen das Stimmrecht verliehen würde:
      "Wenn die Tore unserer Parlamente uns, den Frauen, den Müttern, geöffnet sind, dann wird es unsere erste, unsere schönste Aufgabe sein, den grässlichen Massenmord des Krieges für ewige Zeiten aus der Welt zu bannen und den Völkern der Erde den Frieden zu sichern, den die Menschheit braucht, um die höchste vollendetste Stufe der Kultur und Zivilisation zu erreichen." (aus: Ernestine Fürth, Der Krieg und die Frauen. - In: Zeitschrift für Frauen-Stimmrecht, 1912, Nr. 10, S. 1 f.)
      Unmittelbar nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges war allerdings auch Ernestine Fürth der Überzeugung, "dass wir es sind, die für Wahrheit und Freiheit dulden und bluten und aus dem unerschütterlichen Glauben an die siegreiche Kraft des deutschen Volkes." (aus: Ernestine von Fürth, Der Weltkrieg und die Frauen. - In: Zeitschrift für Frauen-Stimmrecht. 1914, Nr. 8, S. 1 f.)
      Gleichzeitig forderte Ernestine Fürth dazu auf, das Band der internationalen Frauenbewegung fester zu knüpfen. Dieser innere Widerspruch zwischen Patriotismus und Internationalismus war kennzeichnend für die österreichische Frauenbewegung während des Ersten Weltkrieges.
      Als schließlich gegen Ende des Ersten Weltkrieges die Arbeitspflicht für Frauen eingeführt wurde, verband Fürth die Kritik an dieser Zwangsverpflichtung der Frauen mit der Forderung nach den vollen staatsbürgerlichen Rechten für die Frau.
      (Elisabeth Malleier)

  2. Werke an der ÖNB:

    • Der Krieg und die Frauen (In: Zeitschrift für Frauen-Stimmrecht, 1912, Nr. 10)
    • Der Weltkrieg und die Frauen (In: Zeitschrift für Frauen-Stimmrecht. 1914)
    • Der Weltkrieg und die Frauen (In: Zeitschrift für Frauenstimmrecht, 4. Jg., Nr. 8, 1914)
    • Ein internationaler Frauenkongress (In: Zeitschrift für Frauen-Stimmrecht, 5. Jg., 1915, Nr. 4/5)
    • Die Delegierten des Haager Kongresses in Wien (In: Zeitschrift für Frauenstimmrecht, 5. Jg., Nr. 6, 1915)
    • Neue Hoffnungen (In: Zeitschrift für Frauenstimmrecht, 6. Jg., Nr. 8, 1916)
    • Das Frauenwahlrecht im Entwurf einer neuen Wiener Gemeindewahlordnung (In: Zeitschrift für Frauenstimmrecht, 8. Jg., Nr. 7 u. 8, 1918)
    • Die Wirkungen des Krieges auf das Frauenwahlrecht (In: Neues Frauenleben, 20. Jg., Nr. 1-2, 1918)
    • Die Arbeitspflicht der Frauen (In: Der Bund, 1918, Nr. 4, S. 1-3, und Neue Freie Presse, 21. 3. 1918)
    • Engelbert Pernerstorfer + (In: Zeitschrift für Frauenstimmrecht, 8. Jg., Nr. 1 u. 2, 1918)
    • Tätigkeitsbericht der österreichischen Frauenstimmrechts-Organisation für die Jahre 1916 und 1917 (In: Zeitschrift für Frauenstimmrecht, 8. Jg., Nr. 5 u. 6, 1918)
    • Die Frau als Wählerin (In: Zeitschrift für Frauenstimmrecht, 8. Jg., Nr. 9 u. 10, 1918)
    • Wirtschaften oder nur sparen (In: Rohö-Frauenblatt, 1. Jg., Nr. 6, 31. Dezember 1921)
    • Die Generalversammlung des Internationalen Frauenbundes, Wien, Hofburg, 26.Mai bis 7. Juni 1930 (In: Mitteilungen der Vereinigung arbeitender Frauen, 28. Jg., Nr. 2, Mai, 1930)
    • Frauenbewegung, Frauenbildung und Frauenarbeit in Österreich / hrsg. im Auftrag des Bundes Österreichischer Frauenvereine von Martha Stephanie Braun, Ernestine Fürth [u.a.]. - Wien : Bund Österreichischer Frauenvereine, 1930
      Signatur: 579763-B.Neu
      Online bei ALO

    • Artikel aus: Die Östereicherin
      Wien, 1928 - 1938
      Signatur: 609120-C.Per
      Online bei ALO
      11. Kongreß des Weltbundes für Frauenstimmrecht und staatsbürgerliche Frauenarbeit (25jähriges Jubiläum) (2. Jg., Nr. 1, 1. Jänner 1929)
      Alice Salomon und Adele Schreiber-Krieger zum 60. Geburtstag (5. Jg., Nr. 5, Mai 1932)
      Das internationale Frauentreffen in Wien (9. Jg., Nr. 8, November/Dezember 1936)
      Das Statut der Frau (10. Jg., Nr. 5/6, Juni/Juli 1937)
      Der Kampf gegen den Sonderschutz für weibliche Arbeitnehmer (4. Jg., Nr. 2, 1. Februar 1931)
      Der Sinn der Frauenbewegung (1. Jg., Nr. 6, 1. Juni 1928)
      Die Frage der Dispensehe (3. Jg., Nr. 7, 1. Oktober 1930)
      Die Frauenbewegung im Deutschen Reich (6. Jg., Nr. 6, Juni 1933)
      Die Gesetzgebung des Bundesstaates Österreich nach der Verfassung vom 1. Mai 1934 (7. Jg., Nr. 7, November-Dezember 1934)
      Die unvollkommene Frau (5. Jg., Nr. 10, Dezember 1932)
      Die Verhandlungen der I. C. W. Generalversammlung (3. Jg., Nr. 6, 1. Juli 1930)
      Die XI. Generalversammlung des Weltbundes für Frauenstimmrecht und staatsbürgerliche
      Frauenarbeit (2. Jg., Nr. 7, 1. Juli 1929)
      Die Zukunft der Ehe (1. Jg., Nr. 8, 1. Oktober 1928)
      Doppelverdiener (4. Jg., Nr. 4, 1. April 1931)
      Enthüllung der Gedenktafel für Marianne Hainisch (10. Jg., Nr. 8, Dezember 1937)
      Hertha Sprung zum 70. Geburtstag (5. Jg., Nr. 2, 1. Februar 1932)
      In memoriam Elise Gomperz (2. Jg., Nr. 4, 1. April 1929)
      In memoriam Leopoldine Glöckel (10. Jg., Nr. 5/6, Juni/Juli 1937)
      Krise der Frauenbewegung (1. Jg., Nr. 2, 1. Februar 1928)
      Mme. Avril de Sainte Croix (8. Jg., Nr. 2, Februar 1935)
      Professor Annetta Pfaff zum 70. Geburtstag (7. Jg., Nr. 6, Oktober 1934)
      Rationalisierung und Weltwirtschaft (5. Jg., Nr. 4, April 1932)
      Rosa Mayreder (11. Jg., Nr. 1, Jänner 1938)
      Wahlergebnis (3. Jg., Nr. 9, 1. Dezember 1930)
      Was wird aus unseren Juristinnen? (2. Jg., Nr. 4, 1. April 1929)
      Zu den Wahlen (3. Jg., Nr. 8, 1. November 1930)
      Zwei Achtzigjährige [Leopoldine Winter, Emilie Kassowitz] (7. Jg., Nr. 7, November-Dezember 1934)

  3. Quellen und Sekundärliteratur:

      Malleier, Elisabeth: Jüdische Frauen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung 1890 - 1938 : Forschungsbericht. - Wien , 2001
      Signatur: 1641037-C.Neu

    • Malleier, Elisabeth: Vergessene Differenzen : jüdische Frauen in der Habsburgermonarchie. - In: Zions Töchter / Andrea M. Lauritsch (Hg.). - Wien : LIT, 2006, S. 355 - 369
      Signatur: 1406975-B.Neu-Per.14

Letztes Update: 28. Jänner 2009