Frauen in Bewegung

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Projektbeschreibung

Wie ist das Projekt entstanden?

Ariadne wollte sich neben der Arbeit mit zeitgenössischer feministischer Literatur auch dem Altbestand der Österreichischen Nationalbibliothek (früher: Hofbibliothek) widmen. Bei den Überlegungen, welchen Teil an frauenrelevanten Dokumenten wir aus diesem Bestand auswählen sollten, wurden wir schließlich besonders angeregt durch das 1994 auf Deutsch erschienene Buch von Harriet Anderson: "Vision und Leidenschaft. Die Frauenbewegung im Fin de siècle Wiens" (dabei empfehlen wir die früher erschienene erweiterte und mit einem Index versehene englische Version "Utopian Feminism: Women's Movements in Fin-de-Siecle Vienna" aus dem Jahr 1992). Wir entschlossen uns, jene Bücher, Broschüren, Vereinsschriften, Zeitschriften (und derer gibt es überraschend viele) zu sichten und zu dokumentieren, die im Zusammenhang mit der sog. "Historische Frauenbewegung" standen. Dabei fassten wir den Frauenbewegungs-Begriff bewusst sehr weit und bezogen alle Aktivitäten mit ein, die von Frauen für Frauen geleistet wurden - also nicht nur politisch emanzipatorische, sondern auch wohltätige.

Als erstes nahmen wir uns die Erschließung von Frauenzeitschriften vor und dabei faszinierte uns die weibliche Aufbruchstimmung, die Bereitschaft, am politischen Geschehen teilzunehmen, die sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch in unserem Lande bemerkbar machte. Diese Stimmung wollten wir bei diesem Projekt mit einfangen. Es ging es uns also nicht nur um die Dokumente alleine, sondern auch um den sozialpolitischen Kontext. Wir fingen an, Fakten und Daten über Persönlichkeiten, Frauenvereine, Bildungseinrichtungen etc. zu sammeln und die Dokumente um die thematischen Schwerpunkte der sog. "Frauenfrage" zu gruppieren, die da sind: Frauenwahlrecht, Frauenbildung, Frauenerwerbstätigkeit, Sexualmoral usw. Last but not least war unser Bestreben aber auch, die im Bestand der Nationalbibliothek befindlichen historischen Dokumente unseren BenützerInnen im Volltext zugänglich zu machen - denn das Zeitalter der sog. "digitalen Bibliothek" (damit sind nicht nur digitalisierte Kataloge, sondern auch Bestandsdigitalisierungen gemeint) war inzwischen angebrochen. Wir nannten unser Projekt "Frauen in Bewegung - Diskurse und Dokumente der österreichischen historischen Frauenbewegung 1848-1918".

Wie ist die Struktur des Projektes

ARIADNE baut ein durch eine Faktensammlung erweitertes digitales Archiv auf, in dem Dokumente der Österreichischen historischen Frauenbewegungen in ihrem weiten ideologischen Spektrum (von konservativ bis progressiv) dokumentarisch aufgearbeitet, gespeichert und online abrufbar gemacht werden sollen. Dabei ist vorauszuschicken, dass es sich hierbei um keine Datenbank, sondern lediglich um eine durch eine intensive Hypertext-Struktur miteinander verbundene Site. Eine Suche ist also nicht feldspezifisch (wie bei einer Datenbank), sondern nur als Stichwortsuche über alle Seiten hinweg möglich. Die Online-Dokumente sind über externe Links zum Server von ALO abrufbar.

Als Vor- und Rahmenarbeiten dafür wird das sozial- und kulturhistorische Umfeld dokumentarisch aufbereitent und zwar durch:

Wir gehen bei diesem Projekt sowohl systematisch (z.B. Erfassung von Eintragungen in biographischen Nachschlagewerken), als auch assoziativ vor (Daten und Materialien werden auf Grund von sich bei der dokumentarischen Arbeit eröffnenden Hinweisen und Querverbindungen erweitert und ergänzt). Dadurch soll eine sich mosaikartig anreichernde Faktensammlung und gleichzeitig ein Online-Dokumentenarchiv entstehen. In bevorzugter Weise wollen wir weitgehend unbekannte Werke und "kleinere" Schriften zur Frauenfrage in der Donaumonarchie erschließen und dadurch ein möglichst breit gefächertes Bild zum frauenpolitischen Diskurs bieten. Auch belletristische Werke, die sich mit der Frauenfrage und einem im Wandel befindlichen Frauenbild beschäftigen, finden Eingang in dieses Projekt.

Bei der Auswahl der Dokumente legen wir besondere Aufmerksamkeit auf im geographischen Gebiet der Donaumonarchie erschienene als auch auf Werke von den aus diesem Gebiet stammenden AutorInnen. Da die Aktivistinnen der Frauenbewegung viele Kontakte ins Ausland pflegten und den internationalen feministischen Diskurs rezipierten, werden in weiterer Zukunft auch grundlegende Werke der europäischen Frauenbewegung jener Zeit aufgenommen. Als äußeren zeitlichen Rahmen wählten wir das Revolutionsjahr 1848 (Gründung des Ersten Wiener Demokratischen Frauenvereins) und 1918/1919 (Ende der Habsburger Monarchie und Einführung des Wahlrechtes für Frauen in Österreich).

Kurzpräsentation: FIB_kurz.htm

Das Projekt erfolgt in Kooperation mit folgenden Abteilungen/Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek:
Hauptabteilung Benützung und Information, Porträtsammlung und Bildarchiv und Zentraler Informatikdienst. Für die Online-Präsentation ausgewählter Werke gibt es seit Sommer 2002 eine Zusammenarbeit mit dem Projekt "Austrian Literature Online (ALO)".
Außerdem gibt es partielle Kooperationen mit anderen österreichischen Bibliotheken und Archiven (z.B. mit dem Archiv des Vereins für die Geschichte der Arbeiterbewegung). In Zukunft sollen auch Kontakte zu (frauenspezifischen) Bibliotheken, Informations- und Dokumentationseinrichtungen der Nachfolgestaaten der Donaumonarchie geknüpft werden.

Wie ist der Workflow des Projekts?

Die Dokumente werden mittels eines Buchscanners der Marke Bookeye (Graustufenscanner) mit 300 dpi gescannt und mit Hilfe der dazugehörigen Software BCS-2 nachbearbeitet. Anschliessend werden sie mit Hilfe des ALO-Clients mit Metadaten (AutorIn, Titel, Publikationsjahr, Publikationsort, Schlagwörter, Kurzbeschreibung etc.) versehen und auf den Server von ALO überspielt, wo sie über das ALO-Portal in der Untersammlung Frauen in Bewegung (Ariadne/ÖNB) zugänglich sind.

Da die historischen Originaldokumente in einem gebundenen Zustand gescannt wurden und außerdem teilweise schlechte Papier- bzw. Druckqualität (vor allem bei Zeitungen und Zeitschriften) aufweisen, waren Schiefstellungen von Seiten bzw. dürftige Wiedergabe-Qualität nicht immer zu vermeiden. Wir bitten um Ihr Verständnis. Sowohl Scannen als auch Upload auf den ALO-Server werden von Ariadne - unter teilweiser Mithilfe von PraktikantInnen und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen - durchgeführt.

Welchem Prinzip folgen die Projektseiten?

Das Projekt ist in zwei Hauptteile gegliedert:

  1. der Kontext (Fakten und Daten zu Chronologie, Persönlichkeiten, Frauenvereinen, Bildungseinrichtungen, Inhalte von Frauenzeitschriften und begleitende Texte)
  2. die Online-Dokumente (als Gesamtverzeichnig, als thematischer, alphabetischer und chronologischer Index)
Die Chronologie folgt im wesentlichen folgendem Schema:
Die Biographien folgen im wesentlichen dem Schema:
  1. Biographie (Web-Links, Teil- und Vollzitate aus verschiedenen Lexika, Forschungsarbeiten etc.)

Die präsentierten Dokumente stammen ausschließlich aus dem Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek. Wir bemühen uns nach bestem Wissen und Gewissen, das Urheberrecht zu wahren. Da es sich bei den AutorInnen häufig um weitgehend in Vergessenheit geratene Personen handelt, von denen nicht einmal das Sterbejahr bekannt ist, kann es vorkommen, daß wir unwissentlich gegen bestehende Urheberrechte verstoßen. Wir ersuchen in diesem Falle jene Personen, die noch Rechte auf Publikationen haben, sich mit uns direkt in Verbindung zu setzen (Adresse siehe unten) - wir nehmen auf Wunsch eine noch urheberrechtlich geschützte Publikation natürlich sofort vom Server.

Der um die Jahrhundertwende geführte Diskurs zur Frauenfrage schließt auch Dokumente mit antifeministischem, rassistischem und antisemitischem Inhalt mit ein. Wir wollen derartige Dokumente der wissenschaftlichen Auseinandersetzung nicht vorenthalten, möchten jedoch betonen, daß wir uns von Inhalten dieser Art voll und ganz distanzieren.

Für die Verlinkung von Namen und Begriffen aus dem österreichischen Geistes- und Kulturleben haben wir das Projekt "AEIOU" - den Kulturserver des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur - herangezogen; darüber hinaus verlinken wir hauptsächlich zum Projekt Lemo ("Lebendiges virtuelles Museum Online") und dem Projekt Wikipedia.

Wie können Sie uns helfen?

Dieses Projekt ist ein Versuch, die Geschichte der österreichischen Frauenbewegung dokumentarisch zu beleben und Materialien für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung zur Verfügung zu stellen. Wir sind uns bewußt, daß es erst dann richtig lebendig werden kann, wenn es auf Resonanz stößt. Daher unsere Bitte an Sie: Falls Sie sich in irgend einer Weise mit der Geschichte der österreichischen Frauenbewegung oder einem verwandten Thema beschäftigen, dann sind Sie für uns wertvolle KooperationspartnerInnen. Teilen Sie uns Ihre Hinweise, Fehlermeldungen, Wünsche und Anregungen zu diesem Projekt mit! Wir kommen auch gerne - soweit möglich - Ihren Vorschlägen für die bevorzugte Digitalisierung von bestimmten Werken entgegen.

das Ariadne-Team: Helga Hofmann-Weinberger und Christa Bittermann-Wille
ARIADNE
Telefon: +43 1 53410/457 und 487
Postadresse: Josefsplatz 1, A-1014 Wien

Letztes Update: 10. Mai 2007