Schnee von gestern Österreichische Nationalbibliothek

Über die Ausstellung

Spiel am Nil
Unterhaltung im Alten Ägypten

Das Papyrusmuseum zeigt ab 3. Dezember 2004 eine Sonderausstellung unter dem Titel Spiel am Nil - Unterhaltung im Alten Ägypten. Im Mittelpunkt stehen dabei die Freizeitvergnügen von Kindern und Erwachsenen in ihren unterschiedlichsten Facetten.

Puppen aus Holz und Bein sind bei Kindern ebenso beliebt wie Spielzeugtiere aus Terrakotta und Holz, die man mit einer Schnur hinter sich herziehen kann. Beispielhaft zeigt die Figur einer Frau mit Kind auf dem Arm, dass Spielzeug nicht nur unterhaltende, sondern auch erzieherische Funktionen erfüllt.

Fingerfertigkeit und handwerkliches Geschick können Kinder und Erwachsene mit den erhaltenen Bastel- und Faltarbeiten aus Papyrus, Pergament und Papier unter Beweis stellen. Besondere Erwähnung verdient ein aus zwei Papyrusstreifen geflochtener, achtstrahliger Stern in Form eines Origami.

Zwei Spielbretter und die zugehörigen Spielsteine stehen stellvertretend für verschiedene Arten von Brettspielen, die jung und alt in gleicher Weise in ihren Bann ziehen und in Ägypten lange Tradition haben. In ihren Grundzügen sind auch die Spielregeln dazu bekannt, denen zufolge zwei Spieler möglichst schnell ihre Figuren oder Steine über verschiedene Felder hinweg an ein gemeinsames Ziel bringen müssen. Gewürfelt wird meist mit einem Astragal, dem Sprunggelenksknochen junger Lämmer, der je nach obenliegender Seite eine bestimmte Punktzahl bedeutet, die man mit den Figuren weiterziehen darf.

Der kubische, sechsseitige Würfel dagegen tritt in Ägypten erst in griechisch-römischer Zeit vermehrt auf und wird vorwiegend zum Glücksspiel verwendet. Gespielt wurde in der Regel mit drei oder vier Würfel, wobei die höhere Punkteanzahl gewann.


 

Gerne lassen sich Kinder und Erwachsene im Zirkus unterhalten, dessen Vorstellungsprogramm auf einem Wiener Papyrus aus dem 6. Jh. n. Chr. erhalten ist. Nach dem feierlichen Einzug geben Stelzenläufer, Seiltänzer und Schaupieler ihr Können zum Besten. Der Höhepunkt einer Zirkusveranstaltung war meist das Wagenrennen.

Genauso kann man sich auch bei sportlichen Wettkämpfen vergnügen, wie die Honorarnote eines Boxers zeigt, dessen Gehalt 60 Liter Wein beträgt. Sportvereine erfreuten sich meist einer großen Anhängerschaft. Ein Papyrus aus dem 8. Jh. n. Chr. beweist, dass die einzelnen Fanklubs der Vereine bereits damals anhand ihrer unterschiedlichen Farben zu erkennen waren.

Untrennbar verbunden mit der Unterhaltung ist Musik und Tanz. Bei Festivitäten läßt man sich gerne von den Melodien eines Flötenspielers unterhalten, wie etwa jenen des Klaudios Tiberios Didymos, der sieben Tage lang im selben Dorf spielte. Zu seiner Honorarnote auf Papyrus gehört auch sein Arbeitsgerät, eine Doppelrohrflöte, aus dem 7. Jh. n. Chr. Begleitet wird sein Spiel meist von Tanz. Ein Exklusivvertrag aus dem Jahr 231 v. Chr. berichtet vom Flötenspieler Sosos, der ein Jahr lang nur mit der Tänzerin Olympias auftreten darf. Verköstigt werden die geladenen Gäste von einem Barkeeper, der auf der Gehaltsliste eines privaten Festveranstalters steht.

Als Beitrag zur Volkskunde verstehen sich die ausgestellten Stoffpuppen und Spielzeugtiere aus dem heutigen Ägypten, die in ihrem Aussehen den antiken Vorläufern sehr ähnlich sind.



HomeBesucherInneninformationÜber die AusstellungGalerieKatalog