Die Porträtsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek besitzt über 700 Bildzeugnisse der Kaiserin Elisabeth. Die Protagonisten der Bildmedien des 19. Jahrhunderts, Photographen, Lithographen und Maler nützten das wenige autorisierte authentische Photomaterial, das von der Kaiserin exisierte, um aus einigen Vorbildern durch Retuschen und graphische Nachzeichnungen idealisierte Familienszenen und Wunschbilder einer jungen und schönen Kaiserin zu konstruieren. Die Kaiserin selbst, die sich nur etwa zehn Jahre lang, in der Zeit von 1859 bis 1869, photographieren ließ, beförderte das Entstehen einer imaginären Figur "Elisabeth". Anders als Franz Joseph, der in Erfüllung seiner Pflichten auch im Alter zum Photographen ging, bleibt Elisabeth auch auf späteren Bildern immer gleich jung, während der Kaiser altert und schließlich auch die Schwiegertochter älter aussieht als die Kaiserin Elisabeth.
Die Quellen, die die visuelle Grundlage für den Elisabethmythos lieferten, werden aus Anlaß des Gedenkjahres zum 100jährigen Todestag der Kaiserin Elisabeth in einem Saal der kaiserlichen Privatbibliothek ausgestellt. Die Rekonstruktion des Verhältnisses von photographisch gestellten Vorbildern und manipulierten Nachbildern bildet den Schwerpunkt der Ausstellung, die ganz bewußt demonstriert, wie eng Photographie und Graphik in den ersten Jahrzehnten der Photographie miteinander verbunden waren: im Stil, in der Wahl der Sujets und - wie hier gezeigt wird - in einer Art Subsidiarität der gegenseitigen Verwendung. Die Entwicklung, Photographie gegen Graphik "auszuspielen" und daher auch getrennt zu sammeln, wurde in der kaiserlichen Sammlung nie vollzogen, und so blieben Graphik und Photographie in der Porträtsammlung immer verbunden.
Zum ersten Mal wird ein Teil der stimmungsvollen Räume der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die am Ende der Monarchie die kaiserliche Privatbibliothek und die Porträtsammlung beherbergten. Aus konservatorischen Gründen bleibt die Ausstellung auf die Zeit vom 4.3 bis 26.4.1998 beschränkt.
Der Bildkatalog Elisabeth informiert über die Bildquellen der Porträtsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek zur Kaiserin Elisabeth und wird in Zukunft auch die Möglichkeit zu einer elektronischen Bildbestellung bieten.
Zur Ausstellung erscheint eine Buchpublikation mit 200 Abbildungen und einer Bestellliste der 700 Bilder.