Das Deckenfresko
Johann Baptist Wenzel Bergl (1718-1789), Schüler Paul Trogers, schuf u.a. auch die Bergl-Zimmer in Schönbrunn. Er begann am 13. September 1773 mit der Ausführung des Deckenfreskos der Augustiner-Bibliothek und konnte die Arbeiten am 30. November abschließen.
Zuletzt wurde das Fresko im Herbst 2009 vom Bundesdenkmalamt untersucht und in ausreichend gutem Zustand befunden.
Das Fresko folgt einem ähnlichen Programm wie die benachbarte Hofbibliothek (Prunksaal). Es ist nicht, wie man es in einer Klosterbibliothek erwarten könnte, einem ausschließlich theologischen Gegenstand gewidmet, sondern vermittelt die Idee universeller Gelehrsamkeit, verbunden mit einer kaiserlichen Apotheose. Die drei Felder sind wohl von der Schmalseite mit den beiden Fenstern in der Richtung zum erhöhten Teil des Saales zu lesen.
3. der Parnass als Gesamtheit der unirdischen, absoluten Einsicht.
Alle Gruppen sind mit einer zentralen und je 4-5 flankierenden Figuren auf gleiche Wiese durchgestaltet. Von den vielen Gestalten, die sich vom Betrachter abwenden oder mit verschwommenen, neutralen Gesichtszügen ausgestattet sind, zeigen einige Portraitcharakter – vielleicht konnten Zeitgenossen neben den besprochenen noch den einen oder anderen Engel oder Gelehrten identifizieren. Außerdem fallen mehrere alte Männer mit Turbanen auf, die wohl auf die zum Teil vorantiken arabischen Quellen aller Wissenschaftsbereiche verweisen sollen. Die Blickführung zwischen den Szenen erfolgt vor allem durch die Wolkenformationen.
Zwei Kartuschen mit Sprüchen an den Schmalseiten bilden wie die Portrait-Medaillons eine Klammer um die Darstellungen des Deckenfreskos. Codices certa hora [singulis diebus] petantur aus der Augustinus-Regel (5.39) – Bücher können [täglich] zu bestimmten Zeiten empfangen werden (außerhalb dieser Zeit werden Wünsche nicht akzeptiert).
Diesem alltäglich Praktischen steht eine geistige Ebene gegenüber: Scrutamini Scripturas [quia vos putatis in ipsis vitam aeternam habere] aus dem Johannesevangelium (5.39 [sic!]) bedeutet den Lesern, aus den (heiligen) Schriften den richtigen Weg zum ewigen Leben zu entnehmen.
Die Eule und die sie begleitenden Putti unter der Inschrift auf dem Gebälk der Bücherschränke sind eine neobarocke Zutat Friedrich Ohmanns um 1905.