Schlesierburse

Bücher aus der mittelalterlichen Universität Wien und ihrem Umfeld
zusammengestellt von Friedrich Simader, Wien, ab 2007



 

Vorwort
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Register der Vorbesitzer


Die Bibliothek der Schlesierburse[1]
(Domus pauperum slesitarum - Bursa silesistica)

Der Breslauer Domherr Nikolaus von Gleiwitz sicherte bereits im Jahr 1405 Einkünfte zur Errichtung von Stipendien für bedürftige Studenten des Rechtes aus Schlesien. Vier Jahre nach seinem Tod kauften die Testamentsvollstrecker 1420 ein Haus an der Stadtmauer auf dem alten Fleischmarkt. Da die Burse nicht wie üblich der Artistenfakultät unterstellt war, verhinderten langwierige Streitigkeiten mit der Universität zunächst einen geordneten Betrieb. Erst ein Vertrag zwischen dem Abt des Breslauer Chorherrenklosters auf dem Sande und der juridischen Fakultät aus dem Jahr 1434 führte zu einer Konsolidierung. Die drei oder vier Stipendien[2] wurden für die Dauer von fünf Jahren an Bedürftige aus Schlesien vergeben; die Auswahl traf der Abt, für einen Studenten hatte die Fakultät das Vorschlagsrecht.

Die Studenten in der Schlesierburse durften zwar laut ihren Statuten an allen Fakultäten studieren, den Schwerpunkt bildete aber das Jusstudium, wie auch die knappen Nachrichten zu Büchern zeigen. Die Grundausstattung der Bibliothek kam offenbar aus Breslau, denn der Abt der dortigen Chorherren stellte der Burse im Jahr 1434 juristische und andere nützliche Bücher in Aussicht: '... corpus iuris pro domo, item novellam quinque libros, item speculator[...?], item summam Ostiensis, item alias summas et libros domui utiles ...'[3]. Im Studentenheim selbst wurden 1454 und 1456 zwei Rechtstexte - Iohannes Andreae, Apparatus super Clementinas (Cod. 5405) bzw. Apparatus super libro VI Decretalium (Cod. 5026) - von Matthias Beyer aus Neiße geschrieben und von ihm oder einem Landsmann mit böhmisch beeinflußten Initialen verziert. Die einzige Inkunabel, die sich bislang zuordnen läßt (Ink. 7.C.8), enthält mit Werken des Bartolus de Saxoferrato ebenfalls juristisches Material.




Liste der bislang ermittelten Bücher
(Bei Signaturen ohne Ortsangabe handelt es sich um Handschriften und Drucke der Österreichischen Nationalbibliothek)

Cod. 5026
  • Matthias Beyer de Nyssa (Uni. Wien ab 1445 ?): Schreiber; Vermerk fol. 194r - Zeitraum: 1456 [Cod. Ser. n. 9488].

  • Wien, Alte Universität, Schlesierburse (= Domus slesitarum; um 1420-spätestens 1623): Vermerk fol. 194r - Zeitraum: ab 1456 [Cod. Ser. n. 9488].

  • Wien: Blindstempeleinband entspricht Cod. 5405 - Zeitraum: frühestens 1456 [Autopsie].

  • Salzburg, Domkapitelbibliothek (10./11. Jhdt. - 1806): Titelschild am Rücken - Zeitraum: 4. Viertel 16. Jhdt. [Autopsie].


  • Cod. 5405
  • Matthias Beyer de Nyssa (Uni. Wien ab 1445 ?): Schreiber; Vermerk fol. 169r - Zeitraum: 1454 [Unterkircher, Datierte III, 1974, 164].

  • Wien, Alte Universität, Schlesierburse (= Domus slesitarum; um 1420-spätestens 1623): Vermerk fol. 169r - Zeitraum: 1454 [Unterkircher, Datierte III, 1974, 164].

  • Wien: Blindstempeleinband, Werkstatt C. 9 - Zeitraum: frühestens 1454 [Holter, Wiener Einbände, 1977].

  • Salzburg, Domkapitelbibliothek (10./11. Jhdt. - 1806): Titelschild am Rücken - Zeitraum: 4. Viertel 16. Jhdt. [Autopsie].


  • Ink. 7.C.8
  • Wien, Alte Universität, Schlesierburse (= Domus slesitarum; um 1420-spätestens 1623): 2 Bde: Vermerk Bd. 1 am 1. Blatt - Zeitraum: 17. Jhdt. [Bick, Provenienzkatalog (Cod. Ser. n. 19431)].



  • [1] Grundlegende Literatur zur Burse: K. Schrauf, Die Wiener Universität im Mittelalter. Separatabdruck aus Band II der Geschichte der Stadt Wien, herausgegeben vom Alterthumsvereine zu Wien. Wien 1904, 41-43. - P. Uiblein, Ein Kopialbuch der Wiener Universität als Quelle zur österreichischen Kirchengeschichte unter Herzog V. Codex 57 G des Archivs des Stiftes Seitenstetten (Fontes rerum austriacarum, Diplomataria et acta, 80). Wien 1973, 51-68. - R. Perger, Universitätsgebäude und Bursen vor 1623, in: Das Alte Universitätsviertel in Wien, 1385-1985 (Schriftenreihe des Universitätsarchivs 2), Wien 1985, 87f. - K. Mühlberger, Wiener Studentenbursen und Kodreien im Wandel vom 15. zum 16. Jahrhundert, in: Aspekte der Bildungs- und Universitätsgeschichte. 16. bis 19. Jahrhundert (Schriftenreihe des Universitätsarchivs, Universität Wien 7), 176f. et passim.

    [2] Die Zahl der Stipendien ist unklar: 1430 wird die Burse von drei Studenten bewohnt (Uiblein, Kopialbuch, 1973, 61), 1528 gab es vier Stipendiaten (Mühlberger, Wiener Studentenbursen, 1993, 177).

    [3] Cod. 4724, fol. 310r - Uiblein, Kopialbuch, 1973, 64.


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