Exzerpte der Feldpostbriefe von Gregor und Hans Siutz

Manuskript, 9 Blatt, 26.03.[2010]

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Für sein Theaterstück Immer noch Sturm exzerpierte Peter Handke die Feldpostbriefe seiner beiden im Zweiten Weltkrieg gefallenen Onkel, Hans und Gregor Siutz. Das Exzerpt umfasst neun handgeschriebene Blätter, die aufgrund der von Handke verwendeten Schreibstoffe (Bleistift und blauer Kugelschreiber), der verschiedenen Papierarten sowie der uneinheitlichen Paginierung unterschiedliche Entstehungszeiten oder -zusammenhänge der Exzerpte vermuten lassen.

Acht Blätter des Manuskripts sind im DIN-A4-Format und mit Bleistift beschrieben, wobei Handke sechs der Blätter von 1-6 paginierte (Bl. 1-6) und zwei Blätter unpaginiert ließ (Bl. I-II). Die sechs paginierten Blätter enthalten Exzerpte von Feldpostbriefen seines Onkels Gregor – Handke betitelte sie dementsprechend mit »Gregor« (Bl. 1). Die ersten fünf Blätter sind eng bis an den Rand beschrieben, das sechste Blatt nur im oberen Viertel. Die folgenden unpaginierten Blätter versammeln Notizen zu Gregor und seinem »[l]etzte[n] Brief« (Bl. I), sowie Zitate aus den Briefen seines Onkels »HANS« (Bl. II). Auf beiden Blättern sind Teile in Kurrentschrift verfasst. Diese acht Blätter sind undatiert.

Dazu kommt ein mit blauem Kugelschreiber beschriebenes Blatt kleineren Formats von einem Notizblock des Gemeinderats Smederevo, in Serbien – »СКУПШТИНА ОПШТИНЕ СМЕДЕРЕВО« (Bl. 2[a]), das vermutlich in einem zweiten deutlich späteren Exzerptdurchgang bzw. in einem anderen Kontext entstanden ist. Das Blatt wurde von Handke mit der Seitenzahl 2 versehen, was auf eine ursprünglich vorhandene Seite 1 schließen lässt. (Um Verwechslungen mit den von 1-6 paginierten Seiten des Manuskripts zu vermeiden, wird dieses Blatt als 2[a] zitiert.) Diese unter der Überschrift »Feldpost« versammelten Notizen fassen die für den Theatertext relevanten Zitate der anderen acht Exzerptblätter zusammen. Bei dem Blatt handelt es sich somit genau genommen um ein Exzerpt des Exzerpts. Die Notizen wurden von Handke mit den eingekringelten Zahlen 8-22 durchnummeriert und später (vermutlich nach der Einarbeitung in den Text) mit Bleistift abgehakt und/oder durchgestrichen. Beispielsweise lautet das im ersten Durchgang exzerpierte Briefzitat: »Man muß ein Auge zudrücken, hat man uns gesagt, [/] aber das ist für mich bitter, weil dann sehe ich nämlich [/] nichts (8/1/42)« (Bl. 3) in dieser neuen Auflistung als Nr. 10: »Ein Auge zudrücken – für mich [/] bitter, denn dann sehe ich nämlich [/] nichts« (Bl. 2[a]). Diese Worte aus dem Feldpostbrief seines an einem Auge blinden Onkels Gregor wurden von Peter Handke tatsächlich in Immer noch Sturm verarbeitet: »"Ein Auge zudrücken", sagt Ihr? Das wäre für mich Einäugigen bitter.« (IS 52)

Diese Notizen auf dem kleineren Blatt wurden von Handke am oberen Blattrand neben der Seitenzahl und einem kleinen gezeichneten Apfelsymbol auf »(26/3)« (Bl. 2[a]) datiert. Die Angabe des Jahres fehlt, es dürfte sich aber um das Jahr 2010 gehandelt haben. Grund für diese Annahme ist, dass das notierte Feldpostbriefzitat »Nas ne bodo odvadili Slovenščine. [...]« (Bl. 2[a]) erstmals in der dritten Textfassung, die auf das Frühjahr 2010 datiert werden kann, eingearbeitet wird (Textfassung 3, Bl. 46). Es ist im Drucktext schließlich mit Übersetzung zu lesen: »Nas ne bodo odvadili slovenščine. Sie werden uns die slowenische Sprache nicht abgewöhnen.« (IS 51) (Vanessa Hannesschläger)

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Entstehungsdatum (laut Vorlage):  (26/3)
Datum normiert:  26.03.[2010]

Materialart und Besitz

Besitz:  Literaturarchiv Salzburg
Art, Umfang, Anzahl: 

1 Manuskript, 9 Blatt, pag. 1-6, I-II, pag. 2[a]; ein Blatt stammt von einem Notizblock des serbischen Gemeindeamtes Smederevo in Serbien

Format:  A4, 14 x 19 cm
Schreibstoff:  Bleistift, Kugelschreiber (blau)

Ergänzende Bemerkungen

Sprache:  Deutsch, Slowenisch
Bemerkungen: 

Das gefaltete Manuskript befindet sich in einem weißen Luftpolsterkuvert (19 x 14,5 cm), mit der Aufschrift Peter Handkes: »Feldpost-Exzerpte [/] GREGOR/ [/] HANS«