Entstehungskontext

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Noch im selben Jahr wie sein erstes Hörspiel Hörspiel schrieb Handke 1968 das in der Titelgebung und Konzeption anknüpfende Hörspiel Nr. 2, dessen ursprünglich geplanter Titel Taxifunk lautete (In einem Brief an seinen Freund Alfred Kolleritsch am 20. Dezember 1968 erwähnte Handke noch diesen Titel: »[I]ch [habe] nichts Rechtes geschrieben inzwischen, ein paar Gedichte, ein andres Hörspiel. Dieses könnte ich Dir schicken, Taxifunk. Der WDR müßte es schon gedruckt haben.« (Handke / Kolleritsch 2008, S. 23) Hörspiel Nr. 2 muss folglich zwischen der Ursendung des ersten Hörspiels am 23. Oktober und diesem Brief geschrieben worden sein. Im Entstehungszeitraum lebte Handke mit seiner Frau Libgart Schwarz noch in Düsseldorf, ab Anfang 1969 zusätzlich in Berlin, wo ihre gemeinsame Tochter Amina geboren wurde.
Im Gegensatz zum Modell des »Verhörs« wie in Hörspiel greift Hörspiel Nr. 2 das Modell des »Anrufs« auf. Auch ein Bezug zu Der Hausierer ist durch Kriminalmotive weiterhin vorhanden (Nägele / Voris 1978, S. 98). Die Titel der ersten beiden Hörspiele machen deutlich, dass es weniger »Spiele über etwas als vielmehr Spiele, die sich selber darstellen« (Nägele / Voris 1978, S. 97), sind. Eine kurze Textstelle aus Hörspiel Nr. 2 (»Müde, matt, krank, schwerkrank, lebendig begraben, tot.«, WMS 48) taucht später in Wunschloses Unglück erneut auf (»Müde/Matt/Krank/Schwerkrank/Tot.«, WU 17; Heintz 1974, S. 58).
Hörspiel Nr. 2 wurde von 8. bis 11. März sowie vom 19. bis 23. März 1969 geprobt und am 25. März 1969 unter der Regie von Heinz von Cramer für den Westdeutschen Rundfunk aufgezeichnet, am 23. April folgte die Ursendung im Programm von WDR III. Zwei Tage nach der Ursendung, am 24. April 1969, erschien der erste Abdruck im »Handke-Reader« Prosa, Gedichte, Theaterstücke, Hörspiel, Aufsätze im Suhrkamp Verlag. Hörspiel Nr. 2 wurde im im WDR-Hörspielbuch 1969 veröffentlicht, zusammen mit Peter Handkes anderen Hörspielen erschien es 1970 auch im Sammelband Wind und Meer im Suhrkamp Verlag.
Handkes eigene Beschreibung zur Grundidee von Hörspiel Nr. 2 war dem Erstabdruck im »Reader« vorangestellt: »Dieses Hörspiel, obwohl es die Dramaturgie eines Taxi- oder Mietwagenfunks teilweise ausnützt, versucht, einem Hörbild von der Alltagsarbeit eines Taxi- oder Mietwagenunternehmens möglichst auszuweichen. Es ist nicht die Absicht des Hörspiels, zu zeigen, wie es in einer Funkzentrale wirklich zugeht. [...] Es ist auch nicht versucht worden, so etwas wie die Topografie einer Stadt, in diesem Fall die Topografie Düsseldorfs, zu geben. [...] Im ganzen könnte man also behaupten, es sei die Absicht des Hörspiels, all das zu vermeiden, von dem es eigentlich nach seinem eigenen Modell, dem des Taxifunks, handeln sollte.« (PGT 215) (ck)

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