Entstehungskontext

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Peter Handkes erstes – mit der Gattungsbezeichnung betiteltes – Hörspiel entstand im Jahr 1968 im Kontext einer sprachexperimentellen Wiederbelebung des Hörspiels (»Neues Hörspiel«) (Renner 1985, S. 61-62). Handke lebte zur Entstehungszeit mit Libgart Schwarz in Düsseldorf. Hörspiel wurde als Koproduktion des Westdeutschen Rundfunks und des Hessischen Rundfunks unter der Regie von Heinz von Cramer am 23. Oktober 1968 in WDR I urgesendet (Produktionstitel: Hörspiel Nr. 1). Als Probenzeit für die Tonaufnahmen sind der 7. – 18. Oktober 1968 dokumentiert (vgl. Produktionstyposkript des WDR, Ms.-Nr. 760). Eine Neufassung produzierte der ORF 1990/1991. Gedruckt erschien Hörspiel im Jahr der Ursendung erstmals im wdr-Hörspielbuch 1968, zusammen mit Handkes weiteren Hörspieltexten wurde es in den 1970 bei Suhrkamp verlegten Sammelband Wind und Meer aufgenommen, eine Tonträgerveröffentlichung erschien 1973 als Kooperation des Luchterhand Verlags mit der Deutschen Grammophon.
Inhaltlich kann es als Weiterentwicklung des Verhör-Motivs in Peter Handkes zweitem Roman Der Hausierer, im Besonderen der beiden Kapitel Die Befragung und Die falsche Entlarvung (WMS 4, Thuswaldner 1976, S. 14; Becker 1970, S. 117 und Ðorđević 1989) verstanden werden, es folgt zudem »dem Gestus der Sprechstücke« (Renner 1986, S. 61) der Jahre 1966 und 1967. Nach Handkes Definition ist es »ein Frage-Antwort-Spiel über einen Frage-Antwort-Vorgang, der ernsthaft bei einem Gefragten Antworten erreichen will, und zwar mit allen rhetorischen Mitteln: Schmeichelei, List, Erpressung, Gewalttätigkeit – der Frage-Antwort-Vorgang, über den ein Frage-Antwort-Spiel Auskunft geben soll, stellt sich als scharfes Verhör heraus, bei dem die Verhörenden die Macht zum Fragen haben. Schließlich stellt sich sogar heraus, daß auch das Frage-Antwort-Spiel über das Verhör zum Verhör selber gehört – das Spiel war die List des Verhörenden, aus dem Frage-Antwort-Spiel wird Ernst, wird "Herauskitzeln", "Ausquetschen", "Weichmachen", "Leermachen", schließlich das "Zum-Schweigen-Bringen": das ist der dramatische Vorgang des "Hörspiels"« (Schöning 1969, S. 444). (ck)

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