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NewsLetter 86: Politik & Gesellschaft

 
Abschied vom Harem? : Selbstbilder - Fremdbilder muslimischer Frauen / Houda Youssef (Hg.). - Berlin : Orlanda, 2004.
Signatur: 1827245-B.Neu       Inhalt
Vielehe, Verschleierung und Steinigung - solche und ähnliche Schlagwörter assoziieren WestlerInnen gemeinhin mit dem Frausein in muslimischen Gesellschaften. Die Autorinnen dieser Anthologie entwerfen ein vielschichtigeres Bild. Die Bandbreite ihrer Texte reicht von sehr persönlichen Berichten bis zu wissenschaftlichen Texten, in denen sie sich u.a. mit der Stereotypisierung der muslimischen Frau, der Sexualethik im Islam, dem Feminismus, dem Leben in westlichen Gesellschaften sowie dem Kriegsalltag auseinander setzen. Nachdem die Menschenrechte muslimischer Frauen in den vergangenen Jahren erneut in den Mittelpunkt des westlichen Interesses gerückt sind, kommen hier vornehmlich arabische/muslimische Autorinnen selbst zu Wort. Ihre sehr unterschiedlichen Perspektiven sollen dazu anregen, genauer hinzuschauen und bestehende Bilder und Projektionen zu hinterfragen.

Radisch, Iris: Die Schule der Frauen : wie wir die Familie neu erfinden. - München : Deutsche Verlags-Anstalt, 2007.
Signatur: 1834220-B.Neu
Unser überkommenes Familienmodell funktioniert nicht mehr. Ein neues aber haben wir auch noch nicht gefunden. Und so probieren, lavieren und lamentieren wir so dahin. Das ist auf Dauer kein Zustand! Das meint auch Iris Radisch, die in ihrem Buch den Ursachen, Folgen und (un)möglichen Auswegen aus unserer Malaise nachspürt, die sehr viel mehr als nur eine demografische ist! Denn nicht nur an Kindern, auch an der Fähigkeit zu lieben mangelt es uns: "Ob wir wirklich eine Kinderkatastrophe haben oder auf eine solche zusteuern -- wir werden es sehen", schreibt die Autorin in einem der Schlüsselkapitel des lesenswerten Bandes. "Was wir aber heute schon haben, und was die Vorhut der drohenden Kinderkatastrophe ausmacht, ist eine Liebeskatastrophe." Dies habe viele Gründe, vor allem aber "das völlige Fehlen von Vorbildern gelingender Liebe in modernen Lebensverhältnissen". Radischs Buch ist ein mit spitzer Feder, wachem Verstand und Gefühl geschriebener, stellenweise durchaus auch heiterer Essay über den bedauernswerten (Gefühls-) Zustand unserer Gesellschaft und das Bild, das wir davon haben (oder uns erst noch machen müssen), wie wir in Zukunft leben wollen. Herausgekommen ist eine scharfsichtige Analyse möglicher Rollen, die in dieser Gesellschaft Männer und Frauen und nicht zuletzt Kinder spielen und in Zukunft vielleicht spielen könnten.

Schulz-Nieswandt, Frank: Sorgearbeit, Geschlechterordnung und Altenpflegeregime in Europa. - Münster : LIT, 2006. - (Mensch und Sozialordnung in der EU ; 1)
Signatur: 1836875-B.Neu
Das Buch analysiert im Lichte des normativen Skripts des EU-Rechts die Altenpflegeregime insbesondere in Südosteuropa. Es werden die Geschlechterordnungen betont, die in einem patriarchalisch-familialistischen Pflegeregime wirksam werden. Das Thema wird eingebettet in Analysen der kulturellen Bewältigungsmuster von Sorgearbeit im Lichte philosophischer Anthropologie und existenzieller Daseinsontologie, die nicht allein auf quantitative Analysen auf der Makroebene der Gesellschaft beruhen, sondern auch als tiefenpsychologisch orientierte Ethnographie eine qualitative Sozialforschung ermöglichen. Die Regimeforschung wird so auf der Grundlage einer Theorie psychischer Arbeitspparate des vergesellschafteten Subjekts im personalen Existenzmodus begründet.

Streubel, Christiane: Radikale Nationalistinnen : Agitation und Programmatik rechter Frauen in der Weimarer Republik. - Frankfurt am Main : Campus, 2006.
Signatur: 1392373-B.Neu-Per.55
Der radikale Nationalismus begeisterte in der Weimarer Republik Millionen von Menschen. Die Schriften männlicher Ideologen (Hans Blüher, Ehrhard Eberhard) dieser Richtung wurden zu Bestsellern der Epoche. Christiane Streubel zeigt, dass nach 1918 auch weibliche Publizisten auf den Plan traten, um die Ziele des radikalen Nationalismus zu propagieren. - unter ihnen so Namen wie Käthe Schirmacher, Sophie Rogge-Börars, Irmgard Reichenau, Mathilde Ludendorff, Ilse Hamel, Annagrete Lehmann oder Beda Prilipps. In ihrem Streben nach Macht für die "Besten beider Geschlechter" erwiesen sie sich als Feministinnen des rechten Spektrums. Die Autorin erklärt die Faszination dieser Frauen für die deutschnationale Ideologie und schildert zugleich ihr Ringen darum, in der politischen Welt überhaupt gehört zu werden.

Wadud, Amina: Inside the gender Jihad : women's reform in Islam. - Oxford : Oneworld, 2006.
Signatur: 1838834-B.Neu
Die Islamforscherin Amina Wadud war lange Zeit an vorderster Front des von ihr so genannten "Geschlechter-Jihads", des Gerechtigkeitskampfes der Frauen innerhalb der globalen islamischen Gemeinschaft. 2005 machte sie internationale Schlagzeilen, als sie dabei half, neue Traditionen einzuführen, indem sie das muslimische Freitagsgebet in New York City leitete. Die Folge war eine heftige Medienkontroverse und Vorwürfe der Blasphemie aus der konservativen muslimischen Welt. In diesem Buch bringt Wadud eine Fülle von Beispielen aus ihren Erfahrungen und verknüpft sie mit gewissenhafter Forschungsarbeit, wobei Fragen des sozialen Status, der Bildung, der Sexualität und der Macht angesprochen und mit der Vision eines veränderten Geschlechterverhältnisses verbunden werden.

Wiechmann, Elke: Gleichstellungspolitik als Machtspiel : eine mikropolitische Analyse der Gleichstellungspolitik in kommunalen Reorganisationsprozessen. - Freiburg : fwpf, 2006.
Signatur: 1838716-B.Neu
Zum Einen fragt die Studie nach den wichtigsten Reformfolgen mit Blick auf Struktur- und Organisationsveränderungen, die sich nach Einschätzung der Akteure zeigen. Zum Zweiten fragt sie nach den gleichstellungspolitischen Reformfolgen und -wirkungen. Dabei stehen gleichstellungspolitische Innovationen im Rahmen von Modernisierung als ein Prozess der Um- und Neuverteilung von Arbeit, Ressourcen und Positionen im Fokus - es geht entscheidend auch um Macht und Machtumverteilung. Im Reformprozess als Machtprozess werden die Karten neu gemischt, was für manche Spannungen und Überraschungen im Spiel um die Macht und im Geschlechterverhältnis sorgt. Wenngleich Frauen noch unterqualifiziert als Mikropolitikerinnen in Erscheinung treten, zeigen sich gleichzeitig neuartige Geschlechterkonkurrenzen in der Arbeit. Besondere Verständnisschwierigkeiten scheint es aufgrund eher traditionell geprägter Männerbilder gegenüber eher neuen Frauenbildern zu geben.

© Nationalbibliothek, 2001
last update: 27.06.2007


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