2.5 Papyrussammlung und Papyrusmuseum

Generelles Sammelprofil

Die Papyrussammlung der ÖNB ist mit über 180.000 Objekten eine der größten Sammlungen antiker Schriftzeugnisse der Welt. Den Kernbereich bilden Dokumente in kursiver Handschrift auf Papyrus und verwandten Materialien wie Pergament, Papier, Leder, Stoff, Holz, Wachstafeln und Tonscherben (Ostraka). Ergänzend zu den Schriftzeugnissen umfasst die Sammlung auch Objekte der materiellen Kultur, insbesondere Mumienportraits, spätantike Textilien und Gegenstände des Alltags. Die Schriftträger stammen aus dem Zeitraum vom 15. Jh.v.Chr. bis zum 16. Jh.n.Chr. und sind in folgenden Sprachen und Schriften beschrieben: Altägyptisch in hieroglyphischer, hieratischer und demotischer Schrift, Koptisch (in allen Dialekten), Griechisch, Lateinisch, Hebräisch, Syrisch, Aramäisch, Pehlevi und Arabisch. Ziel der Sammlung und Erwerbung ist es, die Schriftkultur des Altertums in repräsentativen und wissenschaftlich wertvollen Objekten zu erschließen.

Sammelschwerpunkte

Quantitativ liegen die Schwerpunkte der Sammlung auf den griechischen dokumentarischen Texten (Urkunden), der spätantik-frühbyzantinischen Zeit sowie den arabischen Papyri und Papieren. In diesen Bereichen verfügt die Sammlung über die umfangreichsten Bestände weltweit.

Eine Erweiterung der Sammlung wird unter Beachtung der UNESCO-Richtlinien zum Kulturgüterschutz vor allem in jenen Bereichen angestrebt, die bislang in geringerer Zahl vertreten sind:

  • Griechische dokumentarische Papyri der ptolemäischen Epoche
  • Demotische dokumentarische Papyri
  • Ägyptische (hieroglyphische und hieratische), hebräische, koptische und lateinische Papyri
  • Literarische Papyri in jeder Sprache und Schrift
  • Mumientäfelchen, Wachstafeln und Ostraka

Fachliteratur

Im Hinblick auf die Erschließung der Papyri als Quellenmaterial wird die gesamte Literatur zur Papyrologie, antiken Paläographie und frühen Buchgeschichte sowie zur Materialkunde und Restaurierung gesammelt. Vollständigkeit wird bei den papyrologischen Texteditionen aller Sprachgruppen und bei den neuen, elektronischen Medien angestrebt. Zudem wird Fachliteratur aus der Alten Geschichte, Klassischen Philologie, Byzantinistik, Ägyptologie, Koptologie, Arabistik, Rechtsgeschichte und Archäologie angekauft, soweit sie für den historisch-kulturellen Kontext der Papyri relevant ist.

Koordination der Erwerbungen mit anderen Institutionen

Im Bereich der Papyri und verwandten antiken Schriftzeugnisse existiert in Österreich keine andere öffentliche Institution, die nennenswerte Bestände besitzt oder Ankäufe tätigt. Bezüglich der Fachliteratur werden die Erwerbungen abgestimmt mit dem Institut für Alte Geschichte der Universität Wien und der Kommission für Antike Rechtsgeschichte an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Durch die enge Zusammenarbeit – gemeinsam wird eine altertumskundliche Zeitschrift herausgegeben – ist eine optimale Koordination der Erwerbungen gesichert.


last update 03.02.2012