Ein Porträt des preisgekrönten Kinderbuchautors, der für alle Generationen schreibt, zum 65. Geburtstag. Wir recherchieren nach seinen Werken.
Autorinnen: Elisabeth Briefer und Ursula Tichy.
Heinz Janisch ist der international gefeierte, österreichische Kinderbuchautor unserer Zeit. Er ist unter anderem Träger des Hans-Christian-Andersen-Preises, des Christine-Nöstlinger-Preises und des Großen Preises der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur. Außerdem feiert er im Jänner 2025 seinen 65. Geburtstag. Wir gratulieren herzlich! In diesem Blogbeitrag möchten wir Ihnen zeigen, wie Sie über unsere Rechercheportale noch mehr über den gefeierten Schriftsteller herausfinden können.
Lust aufs (Vor-)Lesen machen – das gelingt dem Autor Heinz Janisch. Seine Bücher schreibt er nach eigenen Angaben für alle. Kinder und Erwachsene sind von seinen poetischen Geschichten gleichermaßen begeistert. Der Schwerpunkt seines facettenreichen Gesamtwerkes liegt auf Bilderbuchtexten, Kinderbüchern und Lyrik. In seinen Büchern lässt der Autor viel Platz für die Fantasie der Lesenden. Er ist dafür bekannt, mit wenigen Worten viel anzusprechen.
Hier ein Beispiel aus der Anthologie Wo kann ich das Glück suchen, Seite 92:
Heinz Janisch wurde bereits vor einigen Jahren mit zahlreichen nationalen und internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet; darunter dem Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur, dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis (mehrfach), dem Österreichischen Staatspreis für Kinderlyrik und dem Bologna Ragazzi Award, um nur einige zu nennen.
So verwundert es nicht, dass er im Jahr 2020 den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur für sein literarisches Gesamtwerk erhalten hat. Nur vier Jahre später hat er erreicht, was nicht vielen Autor*innen vergönnt ist: der Schriftsteller wird 2024 mit dem Christine-Nöstlinger-Preis und im selben Jahr für sein Lebenswerk mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis ausgezeichnet. Beeindruckend, denn dieser Preis wird nur alle zwei Jahre an Autor*innen und auch an Illustrator*innen vergeben und gilt als der „Nobelpreis“ für Kinder- und Jugendliteratur, wie es auch Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer in einer Presseaussendung formuliert hat.
Die Begründung für diese Auszeichnung ist auf der Website des IBBY bzw. – in deutscher Sprache übersetzt – auf der Website des Autors nachzulesen: „Janisch ist ein Meister der kurzen Form, die der Fantasie der Leser*innen Raum lässt. Seine Texte sind nie auf nur ein Thema fokussiert und er hat keineswegs die Absicht, zu belehren oder zu predigen. Stattdessen lockt er seine Leser*innen in Träume voller Wünsche und Sehnsüchte. Obwohl viele seiner Werke humorvoll, manche sogar absurd sind, hat sein Schreiben eine philosophische Komponente, die seinen Bücher Tiefgang verleiht.”
Heinz Janisch wurde am 19. Januar 1960 in Güssing im Burgenland geboren und wuchs auf einem Bauernhof auf. Er war fasziniert von Märchen und erfreute sich früh daran, diese zu lesen, weiterzuschreiben und selbst Geschichten zu erfinden. Um die eigene Fantasie wach zu halten, spielt er nach wie vor das Reimspiel, zu dem ihn sein Großvater in Kindertagen angeregt hat: das “Wolkenkino”. Sie möchten mehr darüber erfahren? Im Zeitungsartikel am Ende dieses Blogbeitrages berichtet der Sprachkünstler darüber.
Heinz Janisch ist verheiratet und lebt mit seiner Familie im Burgenland und in Wien. Er hat Germanistik und Publizistik in Wien studiert. Um sich das Studium zu finanzieren, arbeitete er als Redakteur für die Kinderzeitschrift Weite Welt, wo er namhafte Autor*innen kennenlernte. Diese bewegten ihn zum Verfassen von eigenen Zeilen. Danach war er über 40 Jahre beim Österreichischen Rundfunk im Kultursender Ö1 als freier Redakteur und Moderator beschäftigt. Einem größeren Publikum wurde er ab 1984 durch die von Hubert Gaisbauer gegründete Porträt-Reihe „Menschenbilder – die Sendung vom geglückten Leben“ bekannt. Von Beginn an hat Janisch daran mitgearbeitet und sie später als Producer geleitet.
Möchten Sie die eine oder andere der Sendungen nachlesen, dann empfehlen wir den bereits 1992 von Heinz Janisch und Hubert Gaisbauer herausgegebenen Sammelband Menschenbilder, wo auch ein Gespräch mit keiner Geringeren als Astrid Lindgren enthalten ist.
Bereits seine allererste Buchveröffentlichung war ein Bilderbuch, erschienen 1989, mit dem Titel Mario, der Tagmaler. Seitdem hat Heinz Janisch laut unserem Bestandskatalog QuickSearch mehr als 230 Bücher in unterschiedlichen Verlagen und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Illustrator*innen publiziert und fungierte auch als Herausgeber. Der Kontakt zu seinem jungen Publikum ist ihm sehr wichtig und Rückmeldungen von Kindern liegen ihm besonders am Herzen. Er unternimmt daher viele Lesungen, Schreibwerkstätten und Workshops.
Sein Gewicht in der österreichischen Autorenlandschaft zeigt sich auch anhand eines Beitrages in der Aufsatzsammlung zur österreichischen Literatur „Zeitenwende : österreichische Literatur seit dem Millennium: 2000 – 2010“. In dem Artikel von Kathrin Wexberg, STUBE Wien wird Heinz Janisch als ein Autor genannt, der die kinder- und jugendliterarischen Neuerscheinungen seit 2000 „sowohl quantitativ (in den Jahren von 2000 bis 2010 erscheinen rund 60 selbständige Werke, Beiträge in Anthologien und Theatertexte noch nicht mitgerechnet) als auch qualitativ wie kaum ein anderer geprägt hat.“
Soziales Engagement zeigt Heinz Janisch unter anderem im Rahmen eines Workshops mit Menschen mit Behinderung und in Zusammenarbeit mit dem Künstler Robert F. Hammerstiel. In einem Projekt mit Bewohner*innen des Hauses St. Pius erforschen sie jene Möglichkeiten, die Medien, Fotografie, Video und Text bieten. Fotos von diesem Projekt finden Sie in ÖNB Digital.
Eine umfassende Dokumentation dieser erfolgreichen Zusammenarbeit kann zudem in dem Buch So weit, so nah: Fotografien, Videoarbeiten und Texte aus zehn Jahren Zusammenarbeit mit BewohnerInnen der Einrichtung St. Pius, Caritas für Menschen mit Behinderungen nachgelesen werden.
Mit Sicherheit haben wir nun Ihr Interesse geweckt, auch als Erwachsener (wieder) einmal ein Kinderbuch zur Hand zu nehmen, oder? Um diese – im wahrsten Sinne des Wortes – ausgezeichneten Werke unseres Jubilars im Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek zu finden, empfehlen wir folgende Suchstrategien, die auch bei anderen Autor*innen angewendet werden können.
Klein aber fein: In der Mitte des Fotos sehen Sie ein Bilderbuch zur Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek mit dem Titel Ein Adler, ein Stern und viele Bücher: 650 Jahre Österreichische Nationalbibliothek.
Gut zu wissen: Aufgrund der gesetzlichen Pflichtexemplar-Regelung sammelt die Österreichische Nationalbibliothek auch Kinder- und Jugendbücher. In den Sammelrichtlinien ist festgehalten, dass außerdem Werke mit Österreichbezug (sogenannte „Auslandsaustriaca“) angekauft werden. Diese werden von Fachreferent*innen recherchiert. Sind die Werke dann eingetroffen, werden sie katalogisiert und dem Inhalt entsprechend beschlagwortet. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass in QuickSearch bei einer ersten Suche nach „Heinz Janisch“ 346 Treffer (Stand: 10.12.24 - vermutlich sind es heute schon mehr) zu finden sind.
Über die Filtermöglichkeit „Form“ lassen sich über 150 Kinderbücher und ebenso viele Bilderbücher neben Anthologien recherchieren. Aber auch Hörbücher, Pappbilderbücher, Bildbände und Aufsatzsammlungen sind zu finden. Hier können auch literarische Gattungen durchsucht werden, wie Märchen, Gedichte und Verserzählungen.
Spannend ist die Suche nach verschiedenen Sprachen: Hier zeigt sich, dass Werke von Heinz Janisch in 29 Sprachen im Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek verzeichnet sind. Seine Bücher wurden folglich in vielen Ländern rezipiert. Die häufigste Sprache ist natürlich Deutsch, aber auch Persisch, Polnisch, Chinesisch, Hebräisch und Swahili sind zu finden.
Bemerkenswert ist, dass die Sammlung von Handschriften und alten Drucken eine eigene Kinder- und Jugendbuchsammlung hat, wo auch preisgekrönte Werke unseres Autors archiviert sind. Ist es nicht ein schöner Zufall, dass Heinz Janisch vier Jahre bevor er den Hans-Christian-Andersen-Preis gewonnen hat, schon ein biografisches Kinderbuch zum Märchenerzähler verfasst hat?
Medien werden auch inhaltlich erschlossen. Das zeigt sich wiederum auf der rechten Seite bei den Filtermöglichkeiten unter „Thema“. In dieser Auflistung können thematische Schwerpunkte eines Autors oder einer Autorin dargestellt werden. Bei Heinz Janisch geht es um Kinder, Fantasie, Selbstwertgefühl, Glück, Tagträume, Tierprotagonisten und ja, auch um emanzipierte Prinzessinnen.
Um sich absolut sicher sein zu können, dass die recherchierten Werke auch tatsächlich von dem Heinz Janisch sind, um den es in diesem Blogbeitrag geht (Spoiler! Es gibt auch einen Namensvetter des Autors), können Sie die „Normdaten-Spezialsuche“ und damit ein Werkzeug der bibliothekarischen Erschließung nützen.
Mit einem Klick auf den gefundenen Namen in der Normdatenanzeige erschließen sich zwei weitere Möglichkeiten. Es öffnet sich die Normdatei für Bibliotheken – Gemeinsame Normdatei (GND) genannt – mit wertvollen Informationen über unseren Kinderbuchautor, Redakteur und Moderator, der in Güssing 1960 geboren wurde. Gesucht und gefunden!
Außerdem steht eine grafisch schön aufbereitete Darstellung zu seiner Person mit Beziehungen zu anderen Schlagworten zur Wahl. Probieren Sie es aus!
Über DBIS können zahlreiche kostenlose und von der Österreichischen Nationalbibliothek lizensierte Datenbanken zu verschiedenen Fachthemen und Datenbanktypen abgerufen werden. Beispielsweise finden Sie eine ausführliche Biografie in Munzinger Online / Personen. Weitere Informationen zu seinem Leben und Werk können im Online-Lexikon der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur oder in unserer lizensierten Datenbank „Deutsches Literatur Lexikon“ nachgelesen werden. Wenn Sie lieber im Buch blättern möchten, steht letzteres natürlich auch in den Lesesälen zur Verfügung.
Ebenfalls über DBIS zu finden ist die Internet-Enzyklopädie Austria-Forum mit einer Erwähnung unseres Geburtstagskindes.
Besitzer*innen einer Benützungskarte der Österreichischen Nationalbibliothek bietet die Datenbank wiso-Presse die Möglichkeit, rasch nationale und internationale Zeitungsartikel zu einem gesuchten Thema zu finden. In den meisten Fällen ist einem Treffer auch gleich ein PDF zum Originalartikel angehängt. Manchmal ist auch nur der Volltext ohne Originallayout zu finden. Von österreichischen Medien haben Sie aber natürlich immer auch die Möglichkeit, die Originalausgabe im Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek einzusehen. Hinweise zur Benützung finden Sie auf unserer Website.
Nun zurück zu unserem Recherchebeispiel in wiso-Presse: mit der Eingabe “heinz janisch” erhalten Sie über 250 Treffer. Hier eine Auswahl:
“Geschichten sind ein Proviant fürs Leben”: Kronen Zeitung, 20.11.2024, Seite 20
“Meister der kurzen Form": Vorarlberger Nachrichten vom 17.05.2024, Seite 30
“Berührende Bilderbücher”: Rheinische Post - Düsseldorf-Mitte/West vom 06.09.2024, Seite 23
“Christine-Nöstlinger-Preis 2024 geht an Güssinger Kinderbuchautor Heinz Janisch": Kurier vom 03.04.2024, Seite 16 / Chronik
Besonders hervorzuheben ist folgender Artikel aus Die Zeit Österreich vom 18.04.2024, Nr. 17, S. 17, wo Heinz Janisch beschreibt, was das “Wolkenkino” ist:
Wir wünschen dem literarischen Multitalent Heinz Janisch alles Gute zum 65. Geburtstag! Das schönste Geschenk wird er wohl seinen Leser*innen machen: im Frühjahr 2025 erweitert sich seine Publikationsliste um fünf neue Bücher und somit auch der Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek.
Über die Autorinnen: Elisabeth Briefer ist Mitarbeiterin der Hauptabteilung Benützung und Information / Informationsservices bzw. Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement. Mag. Ursula Tichy ist Mitarbeiterin der Hauptabteilung Bestandsaufbau und Bearbeitung / Sacherschließung, Fachreferentin.
Können wir Ihnen bei Recherchen helfen? Kontaktieren Sie unsere Bibliotheksexpert*innen:
Abt. Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement
Josefsplatz 1
1015 Wien
Persönlich: Mo.– Fr. 9.00 – 21.00 Uhr
Tel.: +43 1 534 10-444
information[at]onb.ac.at
Live-Chat: Mo.-Fr. 9.00 – 21.00 Uhr
Workshops und Seminare zur Verbesserung Ihrer Recherchekompetenz: www.onb.ac.at/cim
Titelbild: Heinz Janisch beim ersten Familiennachmittag an der Österreichischen Nationalbibliothek am 26. April 2013.
Die Sammlung sowie der Lesesaal von Bildarchiv und Grafiksammlung bleiben am 22. Jänner 2025 geschlossen.