Neues Jahr – alte Bräuche

Bibliothek

30.12.2024
Kurz und Fündig
Schwarz-weißes Foto von zwei Rauchfangkehrern, die auf Dächern sitzen und Sektgläser hochhalten.

Anlässlich des bevorstehenden Jahreswechsels recherchieren wir zu verschiedenen Brauchtümern rund um Silvester und Neujahr.

Wie wird’s gemacht? Unser Rechercheweg Step by Step

Step 1: Recherche im Online-Katalog QuickSearch

Wir beginnen unsere Recherche im Online-Katalog QuickSearch, in dem die Bestände der Österreichischen Nationalbibliothek verzeichnet und zur Benützung in den Lesesälen bestellbar sind.

Für unsere Suche wählen wir die folgenden Begriffe: Brauchtum (Neujahr ODER Silvester). Diese Anordnung der Wörter ermöglicht eine effiziente Suche, da auf diese Weise gleichzeitig nach den Kombinationen Brauchtum Neujahr, Brauchtum Silvester und Brauchtum Neujahr Silvester gesucht werden kann. Die Trefferliste enthält 120 Ergebnisse, darunter nicht nur Bücher, sondern auch zahlreiche Fotografien und sogar einen Musikdruck. Da wir uns in diesem Schritt auf die Recherche in Büchern fokussieren möchten, schränken wir die Ergebnisse auf den Medientyp „Buch“ ein, wodurch wir die Trefferliste auf 57 Titel reduzieren können.  

Abb. 1: Suche im Online-Katalog QuickSearch

Der erste Treffer in der Liste ist das Werk „Von Neujahr bis Silvester: Kärntner Brauchtum“. Thematisiert wird in diesem Buch unter anderem die weit verbreitete Ansicht, Handlungen und Verhalten am Neujahrstag hätten Einfluss auf das bevorstehende Jahr: Wer am 1. Jänner lange schläft, wird demnach das ganze Jahr über spät aufstehen.

Andere Bräuche – wie zum Beispiel das Verschenken von Glücksbringern – sollen im neuen Jahr Glück, Gesundheit oder Reichtum bringen. Feuerwerke und Raketen zum Jahreswechsel sollen böse Geister vertreiben.1

Im Werk „Borstenvieh und Donauwalzer“ von Reinhard Kriechbaum werden verschiedene Bräuche zum Jahreswechsel beschrieben. Wir lesen dort unter anderem vom Sternschießen, das seit 1967 in der Stadt Salzburg durchgeführt wird. Bis zu 40 Kompanien diverser Salzburger Schützenvereine beteiligen sich an dieser Tradition und beginnen jährlich am 31. Dezember um 15 Uhr, etwa 30 Kilometer von der Stadt entfernt, zu schießen. Gegen 16 Uhr sind die Salutschüsse – zu Ehren Gottes – dann in der Stadt zu hören.2

Für viele Menschen ist das Verschenken beziehungsweise Tauschen von Glücksbringern, wie vierblättrigen Kleeblättern, Rauchfangkehrer*innen oder Schweinen, ein fixer Bestandteil der Silvestertradition. Waltraud Ferrari erläutert in ihrem Buch „Alte Bräuche neu erleben“, weshalb ausgerechnet diese Symbole Glück bringen sollen. So sorgt der Rauchfangkehrer bzw. die Rauchfangkehrerin für einen funktionsfähigen Kamin und bannt dadurch die Feuergefahr für Haus und Wohnung. Schweine verkörperten bereits in alteuropäischen Überlieferungen Macht, Kraft und Fruchtbarkeit. Das vierblättrige Kleeblatt wurde wiederum als Symbol für das Kreuz gedeutet und daher als Talisman verwendet.3

Abb. 2: Rauchfangkehrer, Ferkel und Dame

Zu Silvester blicken viele Menschen voll Neugierde und Hoffnung dem neuen Jahr entgegen. Das Wachsgießen – oder früher das Bleigießen – soll bereits zu Silvester Einblicke in das kommende Jahr gewähren. Anneke Fröhlich und Christine Weidenweber beschreiben in „Das große Buch der Feste & Bräuche“ das Apfelschalenwerfen als einen weiteren Brauch, der Voraussagen für das neue Jahr ermöglichen soll. Dabei wird ein spiralförmiges Stück Apfelschale mit der rechten Hand über die linke Schulter geworfen. Je nachdem, ob die Schale in einer Herz- oder Buchstabenform oder als Ring landet, kann dies entsprechend gedeutet werden.4

Wir möchten nun noch gezielt nach steirischen Neujahrsbräuchen suchen. Dazu könnten wir die Suchbegriffe Steiermark Neujahr direkt in die Suchleiste des Online-Katalogs eingeben. An dieser Stelle möchten wir jedoch auch noch die Erweiterte Suche vorstellen. Hier stehen bereits vorab bestimmte Filteroptionen zur Auswahl. Es kann festgelegt werden, in welchen Feldern nach den jeweiligen Suchbegriffen gesucht werden soll und es gibt außerdem die Möglichkeit, mehrere Begriffe beziehungsweise Felder miteinander zu verknüpfen.

Wir wählen „Alle Felder“ aus und tragen unsere Suchbegriffe Steiermark und Neujahr jeweils in ein Suchfeld ein. Die zwei Felder werden durch UND verknüpft, was bedeutet, dass nur Ergebnisse gefunden werden, die beide Suchbegriffe enthalten. Den Medientyp schränken wir auf „Bücher“ ein.

Abb. 3: Erweiterte Suche in QuickSearch

In der Ergebnisliste finden wir unter anderem den Titel „Das ist der steirische Brauch“. In diesem Buch werden verschiedene Brauchtümer aus der Steiermark vorgestellt, so auch der Brauch der „Pudelmuatta“. Bei diesem gehen dunkel gekleidete Personen mit verhülltem Gesicht von Haus zu Haus und schütten Äpfel, Birnen, Nüsse und Süßigkeiten vor den Kindern auf den Boden. Dieser Brauch ist vor allem in der Region rund um Hartberg verbreitet.5

Nachdem wir bereits einige interessante Informationen zu Brauchtümern und Traditionen rund um den Jahreswechsel erhalten haben, möchten wir unsere Recherche nun in den Online-Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek fortsetzen.

Step 2: Recherche in historischen Zeitungen und Zeitschriften (ANNO)

Über das Portal AustriaN Newspapers Online (ANNO) können digitalisierte historische Zeitungen und Zeitschriften durchsucht und gelesen werden. Hier können wir recherchieren, wie in der Vergangenheit über Silvester, Neujahr und die dazugehörigen Bräuche berichtet wurde. In ANNO verwenden wir für unsere Recherche die Einfache Suche und entscheiden uns für den Suchbegriff Neujahrsbrauch*. Mithilfe des Sternchens kann gleichzeitig nach mehreren Begriffen gesucht werden, in diesem Fall Neujahrsbrauch, Neujahrsbrauchtum, Neujahrsbrauchtümer etc.

Abb. 4: Einfache Suche in ANNO

Auf diese Weise erhalten wir eine Ergebnisliste mit 115 Treffern. Der erste angezeigte Beitrag stammt aus der Zeitung „Neues Österreich“:

Abb. 5: „Neues Österreich“, 30.12.1951, Seite 5

Neben dem Punschtrinken wird in diesem Artikel aus dem Jahr 1951 auch das Bleigießen als ein Silvesterbrauch mit besonders langer Tradition beschrieben. Tatsächlich lesen wir auch im folgenden Beitrag aus dem „Grazer Tagblatt“ aus 1899 vom Bleigießen.

Diesem Artikel zufolge versuchten damals (noch) unverheiratete Damen, in der gegossenen Form ein Symbol für den Beruf des zukünftigen Ehemannes zu erkennen.

Das Bleigießen ist aufgrund von gesundheitlichen Risiken seit 2018 verboten. Eine Alternative ist unter anderem das Gießen von Wachs – auch hier sind der Fantasie bei der Deutung der Formen keine Grenzen gesetzt.

Abb. 6: „Grazer Tagblatt“, 29.12.1899, Titelseite

Step 3: Recherche nach Bildern in ÖNB Digital

Zum Abschluss möchten wir nun noch ein paar zum Thema passende Abbildungen heraussuchen. Wir verwenden dafür das bestandsübergreifende Portal ÖNB Digital und suchen dort mit dem Begriff Neujahr*. Wir wählen den Filter „Bild“ und schränken die Trefferliste damit auf 437 Ergebnisse ein.

Abb. 7: Suche in ÖNB Digital

Neben zahlreichen Glückwunschkarten werden auch Fotografien angezeigt, darunter zum Beispiel die folgende Abbildung eines Rauchfangkehrers:

Abb. 8: Prosit Neujahr!

Wir wünschen Ihnen schon jetzt einen guten Rutsch – egal, wo und wie Sie feiern! Vielleicht möchten Sie ja den einen oder anderen neuen Brauch in Ihre eigene Silvester- bzw. Neujahrstradition aufnehmen.

Abb. 9: Silvester-Treiben auf dem Stephansplatz, 1913

Können wir Ihnen bei Recherchen helfen? Kontaktieren Sie unsere Bibliotheksexpert*innen:

Abt. Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement
Josefsplatz 1
1015 Wien

Persönlich: Mo.– Fr. 9.00 – 21.00 Uhr
Tel.: +43 1 534 10-444
information[at]onb.ac.at

Live-Chat: Mo.-Fr. 9.00 – 21.00 Uhr

Workshops und Seminare zur Verbesserung Ihrer Recherchekompetenz: www.onb.ac.at/cim

Fußnoten:

1 Vgl. Greiner, Ulrike: Von Neujahr bis Silvester: Kärntner Brauchtum. Graz, 2017. Seite 7.

2 Vgl. Kriechbaum, Reinhard: Borstenvieh und Donauwalzer. Geschichten und Bräuche rund um den Jahreswechsel. Salzburg, 2017. Seite 75ff.

3 Vgl. Ferrari, Waltraud: Alte Bräuche neu erleben. Fest- und Alltag im Rhythmus der Jahreszeiten. Graz, 2014. Seite 96.

4 Vgl. Fröhlich, Anneke; Weidenweber, Christine: Das große Buch der Feste & Bräuche. Rituale, Rezepte und Dekorationen. München, 2014. Seite 165.

5 Vgl. Jontes, Günther: Das ist der steirische Brauch. Lebendiges Brauchtum von Neujahr bis Silvester. Graz, 2014. Seite 17.

Literatur:

Ferrari, Waltraud: Alte Bräuche neu erleben. Fest- und Alltag im Rhythmus der Jahreszeiten. Graz, 2014.

Fröhlich, Anneke; Weidenweber, Christine: Das große Buch der Feste & Bräuche. Rituale, Rezepte und Dekorationen. München, 2014.

Greiner, Ulrike: Von Neujahr bis Silvester: Kärntner Brauchtum. Graz, 2017.

Jontes, Günther: Das ist der steirische Brauch. Lebendiges Brauchtum von Neujahr bis Silvester. Graz, 2014.

Kriechbaum, Reinhard: Borstenvieh und Donauwalzer. Geschichten und Bräuche rund um den Jahreswechsel. Salzburg, 2017.

 

Titelbild: Prosit Neujahr 1932 Zwei Rauchfangkehrer prosten mit Sekt vom Dach und Schornstein eines Hauses

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