Die Österreichische Nationalbibliothek blickt mit über 1 Million Besucher*innen auf ein überaus erfolgreiches Jahr 2024 zurück. Im Zentrum des vielfältigen Veranstaltungsprogramms stand die Ausstellung „Anton Bruckner. Der fromme Revolutionär” anlässlich des 200. Geburtstags des berühmten Komponisten. Auch für 2025 sind zahlreiche Aktivitäten geplant: Neben neuen Ausstellungen im Prunksaal sowie im Literatur- und Papyrusmuseum werden weiterhin wichtige Akzente im digitalen Bereich und im Einsatz von Künstlicher Intelligenz gesetzt.
Das Kulturjahr 2024 wurde auch in der Österreichischen Nationalbibliothek vom Bruckner-Jubiläums-Jahr überstrahlt. Die große Sonderausstellung Anton Bruckner. Der fromme Revolutionär im Prunksaal und zahlreiche weitere Programm-Highlights, darunter das Festkonzert in der Augustinerkirche am 24. Oktober, sind auf außerordentlich großes Interesse gestoßen. Auch Großveranstaltungen und Kulturtage konnten bei den Besucher*innen punkten. Allein in der Langen Nacht der Museen strömten 14.486 kulturinteressierte Nachtschwärmer*innen in die Museen der Österreichischen Nationalbibliothek, um 23 % mehr als 2023.
Mit einem kräftigen Plus von 16 Prozent konnte in den musealen Bereichen ein neuer Besucherrekord aufgestellt werden. Auch die Lesesäle erfreuen sich mit einem Zuwachs von 6 Prozent weiterhin großer Beliebtheit. Mit Jahresende wird erstmals die Grenze von 1 Million Besucher*innen überschritten sein.
Die große Sonderausstellung zum Bruckner-Jubiläumsjahr im Prunksaal zeichnet anhand einzigartiger Exponate den Werdegang des Ausnahmekomponisten nach und gewährt noch bis 26. Jänner Einblick in das größte Bruckner-Archiv der Welt, das in der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird. Ergänzend dazu ging 2024 das Web-Portal Bruckner digital online, über das alle in den Archiven der Bibliothek vorhandenen Objekte mit Bruckner-Bezug jederzeit und von überall eingesehen werden können.
Auch im Literaturmuseum wird anlässlich des 100. Geburtstags Friederike Mayröckers (1924–2021) ein Jubiläum gefeiert. Mit der sehr persönlichen Sonderschau „ich denke in langsamen Blitzen“ wird bis 16. Februar Einzigartiges aus dem Nachlass der großen Dichterin präsentiert. Ebenso thematisiert werden ihre legendäre Schreibwohnung – das berühmte „Zetteluniversum“ –, Fotografien, Lebensdokumente und Alltagsobjekte.
Schon der Titel dieser kleinen, feinen Foyer-Ausstellung im Literaturmuseum erinnert an den großen Franz Kafka (1883–1924), dem die Schau „Die Gegenwart ist gespenstisch“ zum 100. Todestag gewidmet ist. Nicolas Mahler fand dafür mit seinen Kafka-Comics eine ganz neue, treffend kafkaeske Erzählweise. Zu sehen ist diese besondere Hommage noch bis 12. Jänner 2025.
Das Papyrusmuseum beleuchtet in der aktuellen Sonderausstellung das Verhältnis der Menschen im alten Ägypten zu ihren Tieren, die sie als göttliche Wesen verehrten, als Opfer darbrachten, als Nutztiere einsetzten und durchaus auch gerne verzehrten. „Göttlich und gegessen“ ist noch bis 7. Mai 2025 zu sehen.
Singen verbindet, das kann in der aktuellen Online-Ausstellung „Tonspuren der Heimat“ zu den bedeutendsten historischen Audio-Beständen zur österreichischen Volksmusik nachgehört werden. Darunter einzigartige, zum UNESCO „Memory of Austria“ zählende Aufnahmen aus den Jahren 1934–1937.
2022 eröffnet, hat sich das Center für Informations- und Medienkompetenz (CIM) hervorragend entwickelt. Mit 190 Trainingsangeboten, knapp 3.000 Teilnehmer*innen pro Jahr und damit einem Zuwachs von 11 % zum Vorjahr, zeigt sich das große Interesse an digitalem Kompetenzerwerb. Mit Workshops wie „KI unter der Lupe“, Trainings zum Erkennen von Fake News oder zur erfolgreichen Recherche in Datenbanken wird ein breites Weiterbildungsprogramm vor Ort bzw. online angeboten.
Mit Blick auf die „Vision 2035 – Wir öffnen Räume“ wurden die Sammelrichtlinien der Österreichischen Nationalbibliothek heuer evaluiert und überarbeitet. Gesellschaftliche Veränderungen, darunter besonders der digitale Wandel sowie das steigende Bewusstsein für kulturelle Diversität, waren der Anlass für die Aktualisierung der bestehenden Sammelrichtlinien. Digitale Inhalte, sowohl in Form von elektronischen Publikationsformaten, im Rahmen von Webcrawls, z.B. zu Social Media, sowie als Teil von Vor- und Nachlässen, sind nun in den Sammelrichtlinien verankert.
Das Webarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek feierte heuer bereits sein 15-jähriges Bestehen und dokumentiert mit 2,83 Millionen archivierten Web-Domains eindrucksvoll die Auswirkungen des Publikationswandels. Viele dieser Webinhalte sind im Live Web bereits nicht mehr verfügbar.
Im Jahr 2024 fand ein innovatives Editionsprojekt an der Österreichischen Nationalbibliothek seinen vorläufigen Abschluss: 21 Notizbücher des österreichischen Nobelpreisträgers Peter Handke aus dem Zeitraum zwischen März 1976 und November 1979 wurden erstmals veröffentlicht. Die Handschrift Handkes wurde dabei vollständig transkribiert und nach den Standards der digitalen Geisteswissenschaften erschlossen. Die Edition öffnet der Handke-Forschung, aber auch einem breiten Publikum völlig neue Perspektiven.
In ANNO (AustriaN Newspapers Online), dem digitalen Zeitungs- und Zeitschriftenportal der Österreichischen Nationalbibliothek, wurden 2024 rund 800.000 weitere Seiten hinzugefügt. Somit stehen inzwischen mehr als 1.600 Zeitungs- und Zeitschriftentitel, 2 Millionen Ausgaben und 28 Millionen Seiten zur Verfügung. Ein Highlight für Leser*innen wird beispielsweise die Vervollständigung des beliebten Titels „Illustrirtes Wiener Extrablatt“ sein.
Die erfolgreiche Public-Private-Partnership mit Google, Austrian Books Online, wurde im Jahr 2024 mit der Digitalisierung von rund 41.000 urheberrechtsfreien Werken aus dem Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek fortgesetzt. Insgesamt wurden seit Beginn dieser Digitalisierungskooperation im Jahr 2011 mehr als 678.000 urheberrechtsfreie Werke mit 218 Millionen Seiten der Öffentlichkeit kostenlos zum Download und zur Volltextsuche zur Verfügung gestellt.
Bilder und Volltexte aus langjährigen Digitalisierungsinitiativen sowie die umfangreichen Metadaten der Österreichischen Nationalbibliothek stellen eine wichtige Forschungsgrundlage für die digitalen Geisteswissenschaften dar und werden als Datensets über die ÖNB Labs zur Verfügung gestellt.
Bereits zum 9. Mal wird ein besonderes Objekt aus den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek von der UNESCO mit dem Titel „Weltdokumentenerbe“ ausgezeichnet. Der Dagulf-Psalter stammt aus dem 8. Jahrhundert (Cod. 1861) und ist Teil einer transnationalen Einreichung aus fünf Ländern. Unter dem Titel „Illuminierte Handschriften aus der Hofschule Karls des Großen“ werden insgesamt zehn Handschriften mit dieser hohen Auszeichnung geehrt. Die Österreichische Nationalbibliothek bewahrt damit den größten Bestand an Welterbe-Dokumenten des Landes.
2024 wurde die 10.000. Buchpatenschaft an Opernstar Elīna Garanča vergeben. Als Patenschaftswerk ausgewählt wurde die originale handschriftliche Partitur von Anton Bruckners berühmten „Te Deum“. Ermöglicht hat diese Patenschaft die Raiffeisen Holding NÖ-Wien. Die durch Patenschaften gewonnenen Spenden tragen zur Umsetzung notwendiger und oftmals aufwendiger Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten bei.
Die Österreichische Nationalbibliothek geht mit einem Maßnahmenpaket zur Künstlichen Intelligenz (KI) einen zukunftsweisenden Schritt in der digitalen Transformation. Dazu wurden Potenziale von KI analysiert und konkrete Einsatzmöglichkeiten entwickelt. Die geplanten Initiativen stützen sich auf eine eigens entwickelte KI-Policy, die sicherstellt, dass ethische, rechtliche und soziale Aspekte im Umgang mit KI-Technologien umfassend berücksichtigt werden. KI-gestütze Katalogisierungsprozesse und unterschiedliche Analysen des umfangreichen Bildmaterials werden neue Sucheinstiege und verbesserte Zugänge zu den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek ermöglichen.
Die nächste große Sonderausstellung im Prunksaal stellt ab 13. März gleich drei identitätsstiftende Jubiläen ins Zentrum: 80 Jahre Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus, 70 Jahre Staatsvertrag und 30 Jahre EU-Beitritt. Anhand herausragender Fotografien aus den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek wird in der Schau „Ein Jahrhundert in Bildern. Österreich 1925–2025“ die bewegte Geschichte Österreichs von den Anfängen der Republik bis zur Gegenwart erzählt.
Ab 24. April widmet sich das Literaturmuseum einem anderen Identitätsbegriff und beleuchtet unter dem Titel „Woher wir kommen. Literatur und Herkunft“ die persönlichen Lebensgeschichten von Schriftsteller*innen. Die Ausstellung geht der Frage nach, in welcher Weise soziale Aspekte wie etwa ökonomische Ungleichheit, Migration oder Mehrsprachigkeit Eingang in Literatur finden.
Das Papyrusmuseum beschäftigt sich traditionell mit Sprachen und Schriften, die für Gesellschaften seit jeher eine der Grundlagen ihrer Identität darstellen. Ab 12. Juni thematisiert die Sonderausstellung „Die Macht der Worte. Herrschaft und kulturelle Vielfalt im antiken Ägypten“ diesen jahrtausendealten Austausch zwischen Sprach- und Kulturkreisen, der das kulturelle Gedächtnis im vielsprachigen Ägypten der Antike prägte.
Der Titel ist Programm, diese Online-Ausstellung setzt ein Spotlight auf jene Frauen, die ganz aktiv Anteil am medialen Diskurs im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert hatten. Präsentiert werden einzelne Zeitschriften der Frauenrechtsbewegung samt ihrer teils prominenten Macherinnen.
Wieder steht ein 200. Geburtstag an, diesmal wird ab 21. Oktober der „Weltstar aus Leidenschaft. Johann Strauss Sohn“ im Prunksaal gefeiert. Ausgewählte Exponate geben Einblick in Freundes- und Familienkreis sowie in die Werkstatt des Komponisten und bieten Perspektiven auf den Menschen hinter dem „Walzerkönig“.
Wegweisende Ereignisse, wie jüngst die Corona-Pandemie, aber auch weiter zurückliegende Seuchen wie die Spanische Grippe, haben uns die gesellschaftliche Bedeutung von Gesundheit, Krankheit und medizinischer Versorgung vor Augen geführt. Die Herbst-Ausstellung „Medizin im Wandel der Zeit“ spannt den Bogen von der Antike bis ins 20. Jahrhundert und zeichnet anhand ausgewählter Objekte aus den Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek die Entwicklung der Medizin bis in die Gegenwart nach. Zu sehen ab 20. November im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek.
Das Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek feiert Geburtstag.
Seit April 2015 besteht mit dem Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek ein einzigartiger Ort der vielfältigen, medienübergreifenden Auseinandersetzung mit Literatur. Zahlreiche Sonderausstellungen, Veranstaltungen, Workshops und Führungen zeigen seit 10 Jahren kontinuierlich, wie lebendig das Museum und die Literatur sind.
2025 wird gefeiert und die Österreichische Nationalbibliothek lässt ihr Literaturmuseum hochleben. Ein buntes Veranstaltungsprogramm wird ein breites Angebot bieten, von einer Lesung mit Christoph Ransmayr, über Music-Performances, Archivgespräche und mehr. Und als Geschenk für Besucher*innen wird das Literaturmuseum von 26. Mai bis 5. Juni 2025 bei freiem Eintritt zu besuchen sein.
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Die Sammlung sowie der Lesesaal von Bildarchiv und Grafiksammlung bleiben am 22. Jänner 2025 geschlossen.