Rezension: Suffragette – die Geschichte meines Lebens

Forschung

03.07.2018
Frau und Gender

Im ersten der drei Teile dieser Autobiographie – „Wie ich zur Suffragette wurde“ betitelt – beschreibt Emmeline Pankhurst knapp die wichtigsten Eckpunkte ihrer jungen Jahre und ihrer Politisierung. Im Jahr 1858 wurde sie in eine radikaldemokratische Familie in Manchester hineingeboren. Die Oberschule besuchte Emmeline in Paris, kehrte mit 18 Jahren aber wieder nach Manchester zurück. Dort lernte sie Richard Pankhurst kennen und heiratete ihn 1879. Die beiden hatten insgesamt fünf Kinder, von denen eines im Alter von fünf Jahren starb. Richard Pankhurst verstarb nach fast 20-jähriger Ehe im Jahr 1898. In Emmeline Pankhursts Autobiographie nimmt ihr Privatleben allerdings kaum Raum ein. Über ihre erste Zeit als Mutter etwa schreibt sie, dass ihre politische Tätigkeit aufgrund ihrer Mutterschaft für einige Jahre in den Hintergrund treten musste.

 

Der zweite Teil des Buches, „Vier Jahre friedlichen Kampfes“, ist in seinen Beschreibungen viel detaillierter. Zusammen mit ihrer ältesten Tochter Christabel und einigen anderen Frauen gründet Emmeline Pankhurst 1903 die „Women´s Social and Political Union“ (W.S.P.U.), einen Verein, dessen Ziel die Einführung des Frauenwahlrechts ist. Versammlungen, Petitionen, Demonstrationen, Entscheidungen und Vorgehensweisen der W.S.P.U. werden genau dargelegt, ebenso die Reaktionen der Regierung, der Polizei und anderer, weniger radikaler Frauenwahlrechtsorganisationen. Nach und nach werden Frauen alle legalen Möglichkeiten, Petitionen an die Regierung einzureichen, für das Frauenwahlrecht zu demonstrieren oder sich auf andere Weise dafür einzusetzen, genommen. Frauen, die dennoch versuchen, Petitionen im Unterhaus abzugeben oder bei Wahlveranstaltungen die Frage nach dem Frauenwahlrecht zu stellen, werden rechtskräftig verurteilt und kommen ins Gefängnis. Emmeline Pankhurst beschreibt den friedlichen Kampf der W.S.P.U. und erklärt die Radikalisierung der Bewegung durch die zunehmende faktische Rechtlosigkeit der Frauen.

Im letzten Teil der Autobiographie, „Die Revolution der Frauen“, stehen die militanten Aktionen der W.S.P.U. im Mittelpunkt: Britische Politiker, die Presse und die Öffentlichkeit waren erstaunt über die Zerschlagung von Fensterscheiben, Brandstiftungen und Hungerstreiks durch die sogenannten Suffragetten. Das Fensterscheiben einwerfen – ein in der englischen Männerwahlrechtsbewegung übliches und niemals polizeilich geahndetes Delikt – wird nun wie auch alle anderen militanten Aktionen von der Polizei im Auftrag der Regierung verfolgt. Wie hunderte andere Frauen, wird auch Emmeline Pankhurst mehrmals verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Aus Protest gegen diese Gefängnisstrafen beginnen Mitglieder der W.S.P.U. in Hungerstreik zu treten. Schließlich wird sogar ein Gesetz erlassen (Cat and Mouse Act), das die erneute Inhaftierung von Suffragetten, die Infolge von Erkrankungen durch die Zwangsernährung entlassen werden mussten, nach ihrer Gesundung erlaubt. Die Aktionen der W.S.P.U. und Reaktionen der Regierung nehmen großen Raum in Pankhursts Berichten ein.

Diese Periode der Militanz wird mit dem Kriegsausbruch 1914 abrupt beendet. Ohne in Sachen Frauenwahlrecht etwas erreicht zu haben, erklärt die W.S.P.U. ihren Kampf zeitweilig für beigelegt. Die 1914 erstmalig erschienene Autobiographie endet mit der Hoffnung auf ein baldiges Frauenwahlrecht und dem Versprechen, nach dem Krieg weiterzukämpfen.

Emmeline Pankhursts Bericht über ihr Leben und ihren Kampf um das Frauenwahlrecht ist packend geschrieben und vermittelt die Ohnmacht der englischen Suffragetten und ihre Beweggründe sehr gut. Trotzdem ist dies kein Fachbuch, das sachlich und objektiv recherchiert ist, sondern eben eine Autobiographie, die subjektive Sichtweisen ihrer Autorin auf das zeitgeschichtliche Geschehen vermittelt. Denn unliebsame Begebenheiten, wie etwa ihren autoritären Führungsstil, der auch immer wieder zum Weggang wichtiger Mitglieder und zum Zerwürfnis mit ihrer Tochter Sylvia führten, klammert Pankhurst aus. Liest man Pankhursts Buch aber als das, was es ist – eine subjektive Autobiographie – so ist es ein Werk, das zum Verständnis der englischen Frauenbewegung beiträgt und Einblicke in Frauenrechtsbewegungen generell gibt.

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