Hubert Fabian Kulterer, geboren am 19. 12. 1938 in Klagenfurt, gestorben am 24. 4. 2009 in Wien. (Aktions-)Künstler und Schriftsteller.
Nach Besuch der Volks- und Hauptschule in Bleiburg absolvierte Kulterer eine fünfjährige Ausbildung für das Lehramt an Volksschulen in Klagenfurt, die er 1957 mit der Matura abschloss. Er inskribierte danach Germanistik an der Universität Wien und belegte zudem Vorlesungen in den Fächern Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft, Archäologie und Klassische Philologie. 1967 promovierte Kulterer mit einer Dissertation über Haus- und Hofnamen des Jauntales in Kärnten. Die folgenden Jahre führten ihn seine wissenschaftlichen Betätigungen in die Vereinigten Staaten und nach Kanada. 1967/68 war er „Visiting Lecturer and Poet in Residence" in Buffalo an der State University of New York, im Jahr darauf Assistant Professor an der Howard University in Washington D.C. und 1969/70 Gastprofessor an der Université de Montréal.
Kulterer war eng mit der österreichischen Avantgarde-Szene verbunden. Vor allem mit den Dichtern der Wiener Gruppe und den Malern des Phantastischen Realismus, die er während seiner Studienzeit im Wiener Café Hawelka kennen und schätzen gelernt hatte. Bedeutung erlangte er mit seiner 1961 gegründeten Literatur- und Kunstzeitschrift „Eröffnungen". In dem anfangs hektografierten Periodikum bot Kulterer einer Reihe von später angesehenen und gefeierten AutorInnen wie beispielsweise H. C. Artmann, Konrad Bayer, Albert Paris Gütersloh, Ernst Jandl, Heidi Pataki und Gerhard Rühm eine Plattform. Darüber hinaus nutzte er es für eigene literarische und grafische Arbeiten und gestaltete Themenhefte u. a. über den deutschen Maler und Dichter Kurt Schwitters und den US-amerikanischen Beatnik-Poeten Naphtali „Tuli" Kupferberg. Abseits der „Eröffnungen" publizierte Kulterer nur wenig.
Neben Veröffentlichungen in den Zeitschriften „Bogen" und „Podium" erschien 1962 bei einem Kleinstverlag in seiner Heimatgemeinde Bleiburg das Werk „Sisyphos besteigt den babylonischen Turm oder die annähernde Gleichzeitigkeit im Denken" (Neuauflage Berlin, Erlangen 1975). Seinen Text „Ziffern" vertonte der Kärntner Komponist Gerhard Lampersberg 1976 als fünfzehnminütiges Ballett. Und 1986 wurden in der Wiener Secession einige seiner Arbeiten als bildender Künstler in einer Werkschau gezeigt.
Kulterers ‚schrulliges' Auftreten, sein langer buschiger Bart und sein zusammengebundenes Haar ließen ihn in den letzten Jahrzehnten zu einem Original der Wiener Kulturszene werden. Er machte sich gerne zum Gast von Vernissagen und Veranstaltungen, initiierte aber auch selbst eine Vielzahl von Ausstellungen und Symposien. Im Film „Before Sunrise" (1995) mimte er einen Kaffeehausgast und in Ulrich Seidls Streifen „Bilder einer Ausstellung" (1996) war er als Ausstellungsbesucher zu sehen. Sein letzter Auftritt als darstellender Aktionist war die Rolle des Piloten in der Kunst-Sujet-Choreographie „Flug zu den Elfen" 2007 in Wien.
Kulterer gehörte zwei Jahre der Grazer Autorenversammlung an und war später Mitglied des Österreichischen P.E.N.-Clubs. Ein literarisches Denkmal setzte ihm Thomas Bernhard, der seine Erzählung „Der Kulterer" (1973) nach ihm benannte.
Zugangsdatum | 2011 |
Umfang | 3 Archivboxen, 1 Großformat |
Status | Systematisch geordnet |
Benutzung | Benutzbar |
Enthält | Werke, Lebensdokumente, Sammelstücke |
Details | Inhaltsübersicht |
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