1938 wurde mit dem „Anschluss“ auch der Österreichische P.E.N.-Club aufgelöst; viele Schriftsteller*innen hatten bereits oder mussten nun schlagartig das Land verlassen. In London formierte sich allerdings rasch ein äußerst engagierter Exil-P.E.N.: Franz Werfel amtierte als Präsident des Free Austrian PEN-Club, dem bedeutende Autor*innen wie Stefan Zweig, Vicky Baum, Alma Mahler-Werfel und viele andere angehörten. Neben karitativen Tätigkeiten spielte der Free Austrian PEN als „gut funktionierendes Visabüro“ eine oft lebensrettende Rolle für die Geflüchteten (zit. nach Amann 2014, 505). „Es wäre mir […] aus behördlich-aufenthaltstechnischen Gründen sehr lieb, so bald wie möglich eine Mitgliedskarte des P.E.N.-Club zu besitzen“, so Friedrich Torberg am 21. Januar 1939 in einem Brief an den geschäftsführenden Generalsekretär Robert Neumann (1897–1975). Ein Mitgliedsausweis galt als Affidavit, ermöglichte den Aufenthalt im Gastland und sicherte den nicht selten mittellos gewordenen Schriftsteller*innen das Überleben.
Nachdem die Exil-Gruppe des Österreichischen P.E.N.-Clubs in London unter dem Vorsitz Franz Werfels und der Geschäftsführung Robert Neumanns ihre Arbeit offiziell aufgenommen hatte, wurden Anfang 1939 durch Aufrufe in Exil-Zeitschriften, darunter „Das Neue Tage-Buch“, exilierte österreichische Schriftsteller*innen zur Mitgliedschaft eingeladen. Der österreichische Publizist und Schriftsteller Stefan Großmann (1875–1935) hatte 1920 in Berlin die einflussreiche kulturpolitische Wochenzeitschrift „Das Tage-Buch“ gegründet. Sein Compagnon ab 1921, der Journalist und Schriftsteller Leopold Schwarzschild (1891–1950), übernahm 1927 die Alleinherausgeberschaft der Zeitschrift und führte sie aus dem Pariser Exil von 1933 bis zum Einmarsch der Deutschen 1940 in Frankreich unter dem Titel „Das Neue Tage-Buch“ weiter.
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