Eine Riege junger Autor*innen, die der Avantgarde zugerechnet wird und ab den 1950er-Jahren an die Öffentlichkeit trat, fühlte sich vom österreichischen P.E.N. nicht repräsentiert. Neben ästhetischen Differenzen spielten auch weltanschauliche Unterschiede eine Rolle für das um sich greifende Empfinden, die österreichische Literatur sei in zwei grundverschiedene Lager geteilt. Die Unterdrückung neuer literarischer Formen und die schnelle Rückkehr nationalsozialistisch kompromittierter Autor*innen an die literaturbetrieblichen Schaltstellen befeuerten einen jahrzehntelang schwelenden Konflikt, der 1972 offen ausbrach: Ernst Jandl (1925–2000) bezeichnete den österreichischen P.E.N. in einer öffentlichen Erklärung als „Schande“. 1973 wurde die Grazer Autorenversammlung (GAV) als Plattform für progressive Schriftsteller*innen gegründet. Die Anerkennung durch den internationalen P.E.N. als zweites autonomes Zentrum in Österreich blieb jedoch aus.
Der Ruf nach Verjüngung begleitete den österreichischen P.E.N. spätestens seit Hilde Spiels und Dorothea Zeemanns Bemühungen, die literarische Avantgarde in den Club zu integrieren. Seine mangelnde Attraktivität für jüngere Schreibende wurde sowohl intern als auch öffentlich thematisiert. In dem kaum bekannten, dafür umso bemerkenswerteren Filmporträt des Schriftstellers und Juristen Albert Drach (1902–1995) „Im Alleingang gegen die Stundenuhr“ (1972) ist eine Episode dem P.E.N.-Club gewidmet. Darin besucht Drach als „nichtstimmberechtigtes Mitglied“, so die Selbstbezeichnung, eine Generalversammlung des „Maßgeblichen Clubs“; die anderen Mitglieder und ihr Präsident werden von Puppen gemimt. Die von ihm selbst gesprochene literarische Rede nimmt Bezug auf die längst überfällige Eingliederung der jüngeren Generation in den Club.
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