250 Jahre Maria Theresianische Schulreform

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02.12.2024
Kurz und Fündig
Altes Dokument mit Titel "Allgemeine Schulordnung für die Deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen".

Frage: Mit großer Begeisterung habe ich Ihren Blogbeitrag „Der Ernst des Lebens. Schulbeginn in Österreich“ aus dem Jahr 2020 gelesen, in dem sowohl die Schulreform von Maria Theresia als auch von Otto Glöckel erwähnt wird. Ich, ein pensionierter Lehrer, schreibe gerade an einem kleinen Büchlein zu den beiden Schulreformern und frage mich, ob Sie mir bei meinen Recherchen in den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek behilflich sein könnten. Über Tipps und Tricks wäre ich sehr dankbar!

Ein sehr interessantes Thema und topaktuell! Selbstverständlich sind wir Ihnen bei Ihrer Recherche sehr gerne behilflich und hoffen, dass unsere Tipps und Tricks für Sie nützlich sind!

Wie Sie sicherlich wissen, trat die Maria Theresianische Schulreform "Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämtlichen Kaiserl. Königl. Erbländern" vor genau 250 Jahren am 6. Dezember 1774 in Kraft. Sie wurde übrigens bereits digitalisiert – Sie finden die Schulordnung in unserem Portal „ÖNB Digital“.

Knapp 100 Jahre nach Inkrafttreten der Schulordnung, am 8. Februar 1874, wurde ein weiterer Schulreformer geboren: Otto Glöckel, ein sozialdemokratischer Politiker der Ersten Republik in Österreich.

Auch diese Fotografie finden Sie in „ÖNB Digital“, die Sie nicht nur kostenlos abrufen, sondern auch, da die Österreichische Nationalbibliothek an den digitalisierten Inhalten kein eigenes urheberrechtliches Verwertungsrecht geltend macht, in Ihrem Werk nutzen können.

Laut der frei zugänglichen Datenbank „Wien Geschichte Wiki“ legte Glöckel 1917 ein umfangreiches Programm für eine Schulreform vor, die sogenannte Wiener Schulreform, und erzielte Erfolge bei der Erneuerung des Volksschulunterrichts, dem Ausbau der Sonderschulen in Wien und der Errichtung von Bundeserziehungsanstalten. Von 1919 bis 1920 war Glöckel Unterstaatssekretär für Unterricht und ab 28. März 1922 bis Februar 1934 Geschäftsführender 2. Präsident des Wiener Stadtschulrates, der heutigen Bildungsdirektion Wien. In dieser Zeit konnte er viele Punkte seines Schulreformprogramms verwirklichen.

Abb. 1: Otto Glöckel

Am 13. Februar 1934 wurde er unter dem Ständestaatsregime inhaftiert, überlebte die Inhaftierung aus gesundheitlichen Gründen nur kurze Zeit und starb am 23. Juli 1935 in Wien.

Aber kommen wir zurück zu der Maria Theresianischen Schulreform im Vergleich zur Schulreform von Otto Glöckel.

Nimmt man die Dienste der KI „Copilot“ in Anspruch, erhält man die folgenden Informationen zu den beiden Schulreformen:

„Die Schulreformen von Otto Glöckel und Maria Theresia waren beide bedeutende Meilensteine in der österreichischen Bildungsgeschichte, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Zielen.

Maria Theresia (1774):

  • Einführung der Schulpflicht: Die Allgemeine Schulordnung von 1774 führte eine sechsjährige Schulpflicht für Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren ein
  • Staatliche Kontrolle: Schulen wurden verstaatlicht, und es wurden Normalschulen, Hauptschulen und Trivialschulen eingerichtet
  • Einheitliche Lehrpläne: Die Schulordnung legte einheitliche Lehrpläne und Schulbücher fest und betonte das Auswendiglernen
  • Koedukation: Jungen und Mädchen wurden gemeinsam unterrichtet, jedoch in getrennten Sitzreihen

Otto Glöckel (1919–1920):

  • Demokratisierung der Bildung: Glöckels Reform zielte darauf ab, allen Kindern, unabhängig von Geschlecht und sozialer Herkunft, gleiche Bildungschancen zu bieten
  • Moderne Pädagogik: Einführung moderner pädagogischer Methoden, einschließlich der Individualpsychologie nach Alfred Adler
  • Allgemeine Mittelschule: Einführung der allgemeinen Mittelschule für alle 10- bis 14-Jährigen
  • Schulverwaltung: Demokratisierung der Schulverwaltungen und Modernisierung des Lehrbetriebs
  • Während Maria Theresias Reform den Grundstein für ein staatlich kontrolliertes und einheitliches Schulsystem legte, zielte Glöckels Reform auf eine demokratische und moderne Bildung ab, die individuelle Bedürfnisse und soziale Gerechtigkeit stärker berücksichtigte.

Beenden wir nun unseren oberflächlichen historischen Rückblick und kommen wieder zurück zu unserer tieferen Quellen- und Literatur-Recherche, die uns derzeit noch keine KI abnehmen kann:

Neben den oben angeführten Digitalisaten und Fotografien finden Sie eine Fülle an Quellen in unserem Bestand. Nachfolgend stellen wir Ihnen die wichtigsten Recherchemöglichkeiten vor:

Wie wird’s gemacht? Unser Rechercheweg Step by Step

Selbstverständlich können Sie auch nur den Suchbegriff schulreform in den Suchschlitz eingeben, allerdings erhalten Sie dann sehr viele Treffer. Bessere Ergebnisse zum Thema Schulreform der beiden Reformer*innen werden Ihnen nach Eingabe der Suchbegriffe schulreform („maria theresia“ OR „otto glöckel“) präsentiert:

Abb. 2: Suche nach Quellen zu den Schulreformen von Maria Theresia und Otto Glöckel in QuickSearch

So erhalten Sie Quellen, die die Schulreform von Maria Theresia oder von Otto Glöckel (oder von beiden) thematisieren. Rechts sehen Sie, dass auch „Sammelstücke“ archiviert werden. Dahinter verbergen sich Sammlungen von Zeitungsartikeln zur Schulreform von Otto Glöckel, die in der Sammlung von Handschriften und alten Drucken eingesehen werden können.

Sind Sie vielleicht auch an weiteren Illustrationen interessiert? Dann möchten wir Ihnen, wie bereits kurz vorgestellt, das Portal „ÖNB Digital“ ans Herz legen.

  • Step 2: Suche nach Illustrationen zum Thema Schulreform in ÖNB Digital

Nach Eingabe des Suchbegriffs schulreform erhalten wir 131 Ergebnisse der verschiedensten Medientypen. Da wir aber in diesem Fall an Abbildungen interessiert sind, wählen wir die Kategorie „Bild“ aus:

Abb. 3: Suche nach Abbildungen zum Thema Schulreform in ÖNB Digital

Hier finden Sie z.B. ein Foto des Hauses, in dem Otto Glöckel am 8. Februar 1874 in Pottendorf geboren wurde:

Abb. 4: Otto Glöckels Geburtshaus in Pottendorf

Neben den bereits vorgestellten Portalen haben Sie auch die Möglichkeit, in ANNO nach digitalisierten, urheberrechtsfreien Zeitungsartikeln zu recherchieren. Dies führt uns zu unserem nächsten Schritt:

Bleiben wir bei Otto Glöckel und beginnen wir unsere Suche:

  • Step 3: Suche nach historischen Zeitungsartikeln zu Otto Glöckel und seiner Schulreform aus den Jahren 1917 (Vorstellung des Reformprogramms) und 1935 (Todesjahr) in ANNO

Die besten Ergebnisse erhalten Sie über die Erweiterte Suche in ANNO. Hier geben Sie bitte im Feld „Text“ schulreform „otto glöckel“ ein. Um den Zeitraum einzugrenzen, tragen Sie bitte im Bereich „Datum“ den 01.01.1917 (da wir nicht genau wissen, wann Glöckel das Programm vorgestellt hat) und den 23.07.1935 (Glöckels Todestag) ein. Als Ergebnis erhalten Sie rund 500 Treffer, die Sie nach „Datum aufsteigend“ sortieren können:

Abb. 5: Suche in ANNO

Nicht nur in ernsthaften Zeitungen finden Sie Berichte. Wenn Sie sich links unter „Filter“ die Titel ansehen, werden Sie feststellen, dass auch die Wiener Satirezeitschrift Kikeriki Otto Glöckel und seine Schulreform thematisiert hat.

Weitere Beispiele gefällig? Dann suchen Sie nur nach schulreform und schränken auf den Titel (Kikeriki) und den Zeitraum 1911-1920 ein.

Kommen wir nun zu unserem 4 und letzten Schritt:

  • Step 4: Suche nach Einträgen zu Otto Glöckel in frei zugänglichen und lizenzierten Datenbanken über das Datenbank-Infosystem

Die frei zugängliche Datenbank „Wien Geschichte Wiki“ haben Sie bereits kennengelernt. Sie finden sie, wie weitere frei zugängliche und lizenzierte Datenbanken, im Datenbank-Infosystem, kurz DBIS.

Auch die frei zugängliche Datenbank des Bildarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek, das „Bildarchiv Austria“, beinhaltet hochinteressante Quellen:

Abb. 6: Recherche in der Datenbank „Bildarchiv Austria“

Hervorheben möchten wir weiters die folgenden Datenbanken, in denen Sie sicherlich weitere Informationen finden werden (mit einer gültigen Jahreskarte der Österreichischen Nationalbibliothek und österreichischem Wohnsitz können Sie ohne weitere Gebühren auf diese Datenbanken zugreifen):

In der Datenbank „Munzinger“ findet sich zwar kein Eintrag zu Otto Glöckel, sein Name wird aber im Eintrag zu Heinz Fischer, dem ehemaligen österreichischen Bundespräsidenten, erwähnt. Demnach besuchte dieser die Otto-Glöckel-Schule in Wien Hietzing:

Abb. 7: Eintrag zu Heinz Fischer in der Datenbank „Munzinger“

Wir hoffen, dass wir Ihnen einen kurzen Überblick zu unseren Beständen geben konnten und würden uns freuen, wenn Sie auch Ihr Werk an die Österreichische Nationalbibliothek abliefern würden.

Können wir Ihnen bei Recherchen helfen? Kontaktieren Sie unsere Bibliotheksexpert*innen:

Abt. Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement
Josefsplatz 1
1015 Wien

Persönlich: Mo.– Fr. 9.00 – 21.00 Uhr
Tel.: +43 1 534 10-444
information[at]onb.ac.at

Live-Chat: Mo.-Fr. 9.00 – 21.00 Uhr

Workshops und Seminare zur Verbesserung Ihrer Recherchekompetenz: https://www.onb.ac.at/bibliothek/center-fuer-informations-und-medienkompetenz

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