Vincenzo Coronelli (1650–1718), Angehöriger des Minoritenordens, war als Universalgelehrter in vielen Bereichen von Wissenschaft und Technik tätig. Er machte Vorschläge zu Flussregulierungen, zeichnete Schiffe, plante und begann ein enzyklopädisches Nachschlagewerk (300.000 Stichworte) und gründete mit der Accademia degli Argonauti 1684 die erste geographische Gesellschaft weltweit.
Überragende Bedeutung erzielte Coronelli aber auf dem Gebiet der Kartographie – er entwarf über 400 prunkvolle Karten und Pläne – und des Globenbaus. Seine Quellen waren Reiseberichte, vor allem von Jesuitenmissionaren, amtliche französische Dokumente, die Werke der großen niederländischen Verlage und Anregungen zahlreicher Gelehrter, zu denen Coronelli Kontakt hatte.
Für König Ludwig XIV. von Frankreich schuf er in zweijähriger Arbeit Riesengloben – Himmels- und Erdglobus mit einem Durchmesser von 3,9 m. Coronelli reduzierte dann den kartographischen Inhalt für Globen von 110 cm-Durchmesser (erste Ausgabe 1688). Produktion, Fertigstellung und Vertrieb dieser großen Globen erforderten eigene Modalitäten. Die gedruckten Streifen wurden an Geschäftspartner geliefert, die Kugel und Gestell bei lokalen Handwerkern in Auftrag gaben und nach Coronellis Anweisungen kolorieren ließen.
Coronelli schuf eine große Anzahl von Globusstreifen (48 cm, 15 cm, 8,4 cm und 5 cm Durchmesser), die auch in seinen Atlanten und im „Libro dei globi“ veröffentlicht wurden. Kartographisch gesehen handelt es sich um reduzierte, vereinfachte Versionen der großen Globen. Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt mit elf Globen, zahlreichen Karten, Atlanten und Druckwerken eine überaus eindrucksvolle Coronelli-Sammlung. Im Globenmuseum wird eines von nur drei bekannten montierten Globen-Paaren mit einem Durchmesser von 15 cm (Gl 59, 60) gezeigt.
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