Stadtpläne dienten in früherer Zeit, außer bei sehr großen Siedlungen, weniger der Orientierung als der Veranschaulichung von Gegebenheiten, und sie besaßen eine repräsentative Funktion. Die Gründe für die Anfertigung dieses Planes von Aquileia sind nicht bekannt, bemerkenswert ist, dass es sich um einen kleinen Ort mit geringer politischer Bedeutung handelt.
Aquileia, zwischen Udine und Triest gelegen, wurde 181 v. Chr. als römische Kolonie gegründet und entwickelte sich dank seiner günstigen Lage an der nördlichen Adria zu einem wichtigen Handels- und Verkehrsknotenpunkt. Als frühes Zentrum des Christentums erhielt Aquileia einen Bischofssitz, dem im 5. Jahrhundert fast ganz Venetien und Istrien unterstand.
Bis zur Zerstörung durch Attilas Truppen 452 war Aquileia eine Großstadt (bis zu 800.000 Einwohner) mit einem bedeutenden Hafen. Nach Zerstörung und Flucht der Bewohner in die Lagune von Grado konnte sich Aquileia nochmals erholen, verlor aber im 13. Jahrhundert durch die Versumpfung des Hafens endgültig seine Bedeutung und verfiel. Der Bischofssitz wurde 1238 nach Udine verlegt und Venedig bediente sich beim Baumaterial.
Um 1600 gibt nun ein unbekannter Zeichner dieses unbedeutende Aquileia in einer Perspektivansicht ohne große räumliche oder künstlerische Wirkung wieder.
Das mit Rötel und Bleistift vorgezeichnete Quadratnetz weist darauf hin, dass der Verfasser nach einer Vorlage gearbeitet hat und dass nicht beabsichtigt war, die Umgebung des Ortes mit einzubeziehen. Das Blatt zeigt sehr gut den dörflichen Charakter, die verfallenen Gebäude und die zerstörte und in großen Teilen gar nicht mehr existierende Stadtmauer. Markant ist der romanische Dom mit dem Kampanile und der Patriarchenpalast „Ruine del palazzo Patriarchale“ mit seinen hohen Mauern.
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