Warmund Ygl (ca. 1564–1611) schuf mit dieser teilweise auf eigenen Vermessungen basierenden Karte ein Werk, das bis zur Veröffentlichung des „Atlas Tyrolensis“ von Peter Anich 1774, die maßgebende Grundlage aller Tirol-Karten war. Ygl, ein kaiserlicher Beamter, lebte zunächst in Tirol, dann in Graz und ab 1603 als Hofkammerbuchhalter am Hof Rudolfs II. in Prag. Die Karte, wohl vor seiner Übersiedlung nach Prag entstanden, wurde 1604 in Holz geschnitten und im darauf folgenden Jahr in Prag gedruckt. Erhalten sind bloß zwei Exemplare, das der Österreichischen Nationalbibliothek und eines im Ferdinandeum in Innsbruck; 1621 erschien in München ein Nachdruck, der nur in einem Abzug überliefert ist.
In der lateinischen Rede an die Leserschaft heißt es: „ Indem ich das Land zum größeren Teil durchstreifte, habe ich es vermessen, Täler, Berge, Flüsse und andere Örtlichkeiten habe ich zum Teil selbst aufgenommen, zum Teil habe ich bei darüber Unterrichteten nachgefragt. Ich habe auch private handschriftliche und gedruckte Karten herangezogen und wechselweise verglichen.“ Die Karte weist über 2000 genau wiedergegebene Orts- und Flurnamen auf. Bergfiguren dominieren das Kartenbild, zum ersten Mal finden sich Berge, wie Patscherkofel, Frau Hitt, Martinswand, namentlich bezeichnet.
Alpenpässe werden fälschlicherweise durch große Berge markiert, nur der Brenner ist korrekt als Taleinschnitt abgebildet. Das Gewässernetz entspricht weitgehend der Realität. Ygls Karte zeigt als große Besonderheit erstmals einen alpinen Gletscher: „Der Groß Verner“. Die Vergletscherung im Bereich der Ötztaler und Stubaier Alpen wurde als eine große, von Spalten durchzogene Eiskuppe dargestellt. Gletscher erregten in dieser Zeit besonderes Interesse, da sie ab etwa 1600 infolge einer Klimaverschlechterung wieder in die Täler vorstießen.
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