Ein Überblick über de Krampusbrauch und seine vielfältigen Erscheinungsformen.
Autoren: Tobias Minar und Andreas Zimmerer
Die Weihnachtszeit beginnt und nach der Eröffnung der Christkindlmärkte fiebern die Menschen den nächsten Highlights entgegen: dem Nikolo- und Krampusfesttag. Die steigende Anzahl an existierenden Krampusvereinen und Krampusevents zeigt, dass sich der jahrhundertealte Brauch noch immer (oder wieder) größter Beliebtheit erfreut. Bei der Durchsicht aktueller Zeitungsberichte wird ersichtlich, dass täglich mehr als zehn Artikel über den Krampusbrauch publiziert werden. Grund genug, sich mit dem Thema Krampus genauer auseinanderzusetzen.
Der Perchten- und der Krampusbrauch sind eng verbunden, daher widmen wir uns zunächst dem Perchtenbrauch im Allgemeinen und dann der mythischen Figur des Krampus im Speziellen. Vorab sei erwähnt, dass je nach Region einige Differenzen existieren. In diesem Blogbeitrag versuchen wir – entlang des reichen Bilderschatzes der Österreichischen Nationalbibliothek – möglichst unterschiedliche Brauchtümer zu erwähnen.
Der Ursprung des Perchtenbrauchtums ist bis heute nicht vollständig geklärt. Viele aktive Vereine behaupten, dass sie einer jahrtausendealten Tradition folgen – nur nachweisen lässt sich das leider nicht. Eine der frühesten, überlieferten Quellen von Erwähnungen des Perchtenbrauchs stammt aus dem Jahr 1582 aus dem oberbayerischen Dießen am Ammersee. In dieser wird erwähnt, dass die Teilnehmer*innen der Perchtenjagd eine Vergütung erhalten haben. Das Ziel der Jagd war es, die bösen Geister des Winters zu vertreiben – wie diese Hatz vollzogen wurde, ist leider nicht belegt. Es wird angenommen, dass sie den heutigen Faschingsumzügen ähnelte.
Im 17. Jahrhundert wurden die vermehrten Perchtenumzüge in Bayern, Salzburg und Tirol als „polizei- und religionswidrigen Excesse“ deklariert, da sie oftmals in rauferischen Trinkgelagen ausarteten. Aus diesem Grund wurden zahlreiche Verbote angeordnet.
Der Krampus selbst, je nach Region auch Klaubauf, Bartl oder Knecht Ruprecht genannt, wird irrtümlicherweise des Öfteren dem Perchtenbrauchtum zugeschrieben. Das Perchten ist jedoch dem Raunachtsbrauch zugehörig, wohingegen der Krampus Teil des Adventbrauchs ist.
Im Raunachtsbrauch gibt es, im Gegensatz zum Krampusbrauch, keinen wohlwollenden Gegenpart. Die Idee des Nikolaus als Pendant zum Krampus verbreitete sich zur Zeit der Gegenreformation, um den römisch-katholischen Glauben zu stärken. Wann genau der Krampusbrauch entstanden ist, ist wie beim Perchtenbrauch ungeklärt, er hat sich aber ungefähr zur selben Zeit etabliert.
Doch welche Formen des Krampusbrauchs gibt es? Den meisten Personen werden vermutlich die traditionellen Hausbesuche des Nikolaus und Krampus ein Begriff sein. In diesem Fall kommt der Nikolaus in Begleitung des Krampus zu einer Familie zu Besuch und je nachdem, wie brav das Kind war – oder wie wohlgesonnendie Eltern sind – bekommt es vom Nikolaus Naschereien geschenkt oder wird vom Krampus gehetzt und bekommt eventuell auch die Rute zu spüren (zumindest erging das einem der Autor*innen als Kind so, als er in einem Jahr besonders schlimm war).
In Kärnten, Tirol, Salzburg und Bayern ist hingegen eine weitere Form des Krampusbrauchs populär: der Krampuslauf. Hierbei fegen die verschiedenen Krampusvereine der Regionen gemeinsam durch die Straßen der Ortschaften – dabei geht es je nach Ort und Anzahl an Tourist*innen beschaulicher oder etwas rauer zu.
Bei der dritten Form, dem Krampuskränzchen, handelt es sich um Besuche der Krampusdarsteller*innen in verschiedenen Lokalen, die vorher gemeinsam mit den Lokalbetreiber*innen vereinbart werden. Gasthäuser, Diskotheken, Feuerwehr… um den Nervenkitzel zu maximieren, kann der Krampus überall erscheinen. Nachdem die Krampusse sich ausgetobt haben, erhalten sie meist eine (alkoholische) Stärkung, damit sie beim nächsten Stopp genauso motiviert wüten können. In einer solchen Stimmung wird es nicht verwundern, dass es heute wie damals öfter derart eskaliert, dass die Polizei eingreifen muss.
Damals wie heute gibt es drei integrale Bestandteile des Kostüms: Felle, Schellen und die Maske. Die frühen Versionen der Masken waren meist eher einfach gestaltet, die sich durch die rote Gesichtsfarbe und besonders die lange rote Zunge ausgezeichnet haben. Die Ausgestaltung der drei Requisiten des Kostüms hat sich mit der Zeit stark gewandelt und sie entwickelten sich – insbesondere was die Masken betrifft - zu einer veritablen Kunstform. Dabei lassen sie sich auch von modernen Einflüssen inspirieren. Masken in Fantasy-Aufmachung, deren Aussehen einen schnell an Orks denken lässt, sind keine Seltenheit.
Die meisten Krampusläufer besitzen mehrere Masken, um den neuesten Strömungen zu entsprechen. Diese Masken werden sehr aufwändig gestaltet und kosten auch gerne mal einen vierstelligen Betrag.
Ein wichtiger Part der Maske sind natürlich auch die Hörner. Nicht selten passiert es, dass die Ziegenhörner schon Jahre im Voraus an Personen versprochen und beim Tod des Bocks dann teuer verkauft werden. Manche Heißsporne können die Wartezeit nicht ertragen und nehmen die Beschaffung selbst in die Hand. Erst diesen November kam es wieder dazu, dass ein Ziegenbock mit besonders prächtigen Hörnern wegen seines Kopfschmucks entführt und getötet wurde. Die Polizei geht davon aus, dass sie für eine Krampusmaske entwendet wurden (bei Interesse kann der Artikel hier abgerufen werden).
Wenn das bis zu 20 Kilo schwere Outfit komplett ist, freuen sich die Bartl, es in der Krampuszeit bei professionell vorbereiteten Umzügen auszuführen, in Wettstreit mit anderen Vereinen zu treten und vielleicht auch die eine oder andere Dame zu beeindrucken.
Den Krampus gab und gibt es aber nicht nur live zu sehen: Erwähnenswert finden wir zwei Krampusdarstellungsformen die wir Ihnen noch kurz vorstellen möchten.
Krampuspostkarten kamen Mitte bis Ende des 19. Jhdt. auf. Der „Gruß vom Krampus“ wurde an Bekannte und Verwandte versandt, teilweise auch mit der Aufforderung, der*dem Empfänger*in Prügel mit der Überlieferung zu übergeben.
Neben Postkarten gibt es noch eine weitere interessante Krampuserscheinung, den erotischen Krampus. Vermutlich durch die Ähnlichkeit mit der mythischen Gestalt des Satyrs in der bildenden Kunst bekam der Krampus Anfang bis Mitte des 19. Jhdt. eine erotische Komponente. Auf Gemälden und Postkarten wird in teilweise nicht ganz jugendfreier Manier gezeigt, wie der Krampus die Damen verführt.
Wie Sie nun feststellen konnten, ist der Krampus ein tückischer Connaisseur der artistischen Einschüchterungstaktiken mittels derer er uns in Angst und Schrecken versetzt. Doch das schüchterte uns nicht ein, den Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek nach Quellen wie Zeitungsberichten, Abbildungen sowie entsprechender Literatur zu durchforsten.
Für Ihre weitere Recherche zu diesem Brauchtum möchten wir Sie auf unseren Katalog QuickSearch hinweisen. In diesem können Sie neben der angeführten Literatur weitere Medien für Ihren nächsten Besuch in der Österreichischen Nationalbibliothek bestellen. In diesem Sinne, einen fröhlichen Krampus (und natürlich Nikolaus).
Zu den Autor*innen: Tobias Minar, BA ist Mitarbeiter der Abteilung Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement und Vortragender im Center für Informations- und Medienkompetenz. Andreas Zimmerer ist Abteilungsleiter der Abteilung Bereitstellungsservices und Magazine.
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Schneider, M: Perchten und Bräuche zur Mittwinterzeit, 2021
Michal, J: Der Nikolo. Eine kulturhistorische Studie, 1902
Girtler, R: Gruß vom Krampus. Auferstehung einer teuflischen Kultfigur, 2001
Rest, M (Hrsg.): Wild und schön. Der Krampus im Salzburgerland, 2016
Dem Krampus ist ein Fang geglückt, … (Digitalisat ÖNB)
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