Peter Altenberg (1859-1919) war wie seine Schriftstellerkollegen Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus, Felix Salten oder Arthur Schnitzler einer der bedeutendsten Repräsentanten der Wiener Moderne um 1900. Der 1859 als Richard Engländer geborene Dichter genoss als Autor poetischer Miniaturen, von atmosphärisch dichten Milieu- und Landschaftsskizzen sowie mit seiner Collagetechnik, Postkarten mit lyrischen und aphoristischen Texten zu versehen, hohes Ansehen.
Der kürzlich von der Österreichischen Nationalbibliothek übernommene Teilnachlass umfasst etwa 2.000 Archivalien mit weit über 4.000 Blatt. Er ergänzt und erweitert die bereits an der Österreichischen Nationalbibliothek vorhandenen Materialien des Schriftstellers um ein Vielfaches und wird der Öffentlichkeit und Forschung in Kürze zur Verfügung stehen. Dieser bedeutendste Nachlassbestand zu Peter Altenberg stammt aus einer ehemals privaten Sammlung des Wiener Literatur- und Kunsthistorikers Franz Glück und wurde nach Glücks Ableben in den 1980er Jahren vom deutschen Kunsthistoriker und Sammler Volker Kahmen erworben. Im Jahr 2000 wurde der Teilnachlass von Peter Altenberg Bestandteil des von Kahmen gegründeten und geführten Literatur- und Kunstinstituts Hombroich nahe Neuss in Nordrheinwestfalen.
"Der Teilnachlass enthält eine Fülle an bisher Unbekanntem, ist weitgehend unpubliziert und von hohem Wert für jede zukünftige wissenschaftliche Beschäftigung mit Peter Altenberg, insbesondere auch der problematischen Aspekte von Leben und Werk", so die Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger.
Der Bestand umfasst Entwürfe, Werkmanuskripte und beschriebene Foto- und Postkarten, zwei bedeutende Ansichtskartenalben und weitere Lebensdokumente; darüber hinaus eine mehrere hundert Briefe umfassende Korrespondenzsammlung, darunter Briefwechsel mit Altenbergs Bruder Georg Engländer, mit Adolf Loos, der Vertrauten Paula Schweitzer und dem Publizisten und Schriftsteller Stefan Großmann.
Das Pseudonym Altenberg entlieh er der gleichnamigen Ortschaft an der Donau. Bekanntheit erlangte er vor allem auch als kauziger Bohemien und Kaffeehausliterat mit Postadressen im Café Griensteidl und Café Central. Legendär ist auch seine letzte Wohnadresse in einem Zimmer im Graben-Hotel in der Wiener Dorotheergasse.
Sein Entdecker und jahrelanger Förderer war Karl Kraus. Nach Altenbergs Erstling „Wie ich es sehe“ (1896) erschienen bis zum Lebensende 1919 noch zehn weitere Buchpublikationen, darunter „Ashantee“ (1897), „Neues Altes“ (1911), „Semmering 1912“ (1913), „Fechsung“ (1915) und „Mein Lebensabend“ (1919). Inhaltlich und formal zeigen diese Werke die charakteristischen Merkmale der Literatur des Fin de Siècle, insbesondere auch die Wahrnehmung kleinster innerer und äußerer Zustände.
Der als Wiener Original auftretende Altenberg hatte allerdings auch eine Neigung zur Pädophilie, die in der Literaturgeschichtsschreibung größtenteils ausgeblendet wurde, in seinen Prosaminiaturen und in den beschrifteten Fotos junger Mädchen jedoch zum Ausdruck kommt und von keiner Interpretation überdeckt werden kann.
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