In die Berg' do gibt's koa Sünd': Als das Après-Ski noch unschuldig war an Virusverbreitung, Overtourism und Umweltsünden. Begleiten Sie uns auf eine Zeitreise in die Anfänge des Wintertourismus in Österreich – ganz ohne Ballermann-Feeling; bei Alpenpanorama, modischen Schihasen, feschen Schilehrern und einem Heißgetränk an der Schneebar kommt die Stimmung von ganz alleine. Das Rezept zum Punsch dazu liefern wir frei Haus!
Autorinnen: Elisabeth Briefer und Caterina Seeböck
In die Berg' do gibt's koa Sünd': Als das Après-Ski noch unschuldig war an Virusverbreitung, Overtourism und Umweltsünden. Begleiten Sie uns auf eine Zeitreise in die Anfänge des Wintertourismus in Österreich – ganz ohne Ballermann-Feeling; bei Alpenpanorama, modischen Schihasen, feschen Schilehrern und einem Heißgetränk an der Schneebar kommt die Stimmung von ganz alleine. Das Rezept zum Punsch dazu liefern wir frei Haus!
Die Geschichte des „sich Bretter an die Füße Schnallens“ reicht nachweislich bis in die Bronze- und jüngere Steinzeit zurück. Das Wissen um die Beschaffenheit der „Hardware“ und die Technik des Schwingens wurde durch Beobachtungen vom hohen Norden aus über Kontinente hinweg verbreitet. Für viele Expeditionen, Wintererstbesteigungen von Bergen und selbst auf diversen Kriegsschauplätzen waren Ski oder auch Schneeschuhe ein adäquates Fortbewegungsmittel. Als Österreichische Skipioniere sind neben vielen anderen die folgenden zu nennen:
Mathias (in der Literatur auch oftmals Matthias geschrieben) Zdarsky, ein Lilienfelder, hat beispielsweise die Entwicklung zum sportlichen Skilauf maßgeblich geprägt, Oberst Georg Bilgeri (1873–1934) war Alpin- und Skilehrer der österreichisch-ungarischen Armee und hat eigene Bergführerkompanien im 1. Weltkrieg initiiert. Die Grundlage des staatlich überwachten Skilaufunterrichts bildete der von Hannes Schneider (1890–1955) und Anton Tschon (1878–1954) entwickelte Skilehrplan von 1931.
Aber auch alpine Vereine trugen zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch das Offenhalten ihrer Hütten dazu bei, den Wintersport und letztendlich auch den Wintertourismus zu etablieren. Sie bewirteten bereits die einkehrwilligen SportlerInnen als die Gasthäuser im Tal noch lange nicht auf diesen Zug aufgesprungen waren. Ganz logisch: die immer zahlreicher eintreffenden, schneebegeisterten TouristInnen wollten sich nach einem langen, anstrengenden und kalten Wintertag aufwärmen, den Tag Revue passieren und gesellig ausklingen lassen. Daran hat sich im Laufe der Zeit ja nicht viel verändert!
Auf der Suche nach bereits digitalisierten Beständen starten wir unsere Recherche in ÖNB Digital; die folgenden Suchbegriffe wurden verwendet: „apres-ski“, „skilehrer“, „schilehrer“, „skischule“.
Damals wie heute wollen Wintersportbegeisterte in die Technik des Skifahrens unterwiesen oder bei Wintertouren begleitet werden. Die Ausbildung zum „Skiführer“ (Skikurse für Bergsteiger) wurde erstmals von Alpinvereinen angeboten – quasi der Vorläufer zum heutigen Skilehrer. Ob hierbei auch die „Schuß-Bums-Technik“ gelehrt wurde, konnten wir nicht klären. Kennen Sie nicht? Diese Technik wird von Horst Tiwald wie folgt beschrieben: „… Damals bestand nämlich das Skilaufen darin, im steileren Gelände Schuß zu fahren, sich dann gewandt in den Schnee zu werfen, aufzustehen und das gleiche nochmals zu tun, bis man ins Tal gelangt war.“
Auf jeden Fall kannten und kennen auch heute noch die Skilehrer immer die gemütlichsten und besten Hütten, in die sich eine Einkehr lohnt.
Sie sind eher an der Etymologie des Wortes „Après-Ski“ interessiert? Dann lohnt ein Blick in diverse Duden-Ausgaben, die Sie über unser Datenbank-Infosystem abrufen können. Zwei Varianten der Bedeutung werden angeführt, wobei sich die eine auf die „Unterhaltung, Vergnügen, Zerstreuung [nach dem Skilaufen] im Winterurlaub“ und die andere auf die „sportlich-saloppe, modisch-elegante Kleidung, die von Winterurlaubern im Allgemeinen nach dem Skilaufen getragen wird“ bezieht. Letztere Bedeutung belegen auch die Fotos, die sich im Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek befinden:
So ging Après-Ski damals stilvoll: ohne Schischuhe, „Helmfrisur“ und verschwitzter Funktionswäsche: Damen und Herren erschienen in eleganter Nachmittagsgarderobe zum geselligen Beisammensein.
Die aktuelle Mode wurde damals wie heute in Zeitungen und Zeitschriften präsentiert. Diese Auszüge haben wir in ANNO, unserem digitalen Lesesaal für historische Zeitungen und Zeitschriften, gefunden:
Das Heißgetränk Nummer 1 auf den Pisten ist unumstritten der Glühwein oder auch der Punsch. Wussten Sie, dass Glühwein ursprünglich als Medizin verabreicht wurde und Rezepte bereits vor über 4.000 Jahren erstmals auf Papyri niedergeschrieben worden sind?
1796 finden wir in ANNO einen Bericht in den „Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen“, worin die Einnahme von Glühwein gegen Faulfieber empfohlen wird.
Glühwein gab es lange Zeit auch nur auf Rezept, wobei unter anderem selbiger sogar eine Ärzterevolution in Norwegen auslöste, weil der dortige Minister für soziale Fürsorge „(…) auf den unseligen Gedanken verfiel, den Apothekern den Verkauf von Glühwein auch gegen Rezept zu verbieten.“:
Die Punschzeit ist ja noch lange nicht vorbei! Sollten Sie daher noch auf der Suche nach Rezepten sein, empfehlen wir eine Recherche in ANNO mit den Suchbegriffen „punsch rezept“~10 oder „glühwein rezept“~10 bzw. punschrezept. Dort findet sich so manch interessante, lustige und jedenfalls angesichts der Mengen der eingesetzten Alkoholika für wohlgeeichte SportlerInnen geeignete Mixtur. Orangenblütenpunsch, kalten Ananaspunsch, königlich köstlichen Kaiserpunsch & Co.:
Wenn Sie tiefer in die Materie vordringen möchten, empfiehlt sich eine Recherche in unserem Bestandskatalog QuickSearch mit den Suchbegriffen „skifahren geschichte“ und eine Einsichtnahme in unseren Buchbestand. Mit der Recherche nach „après ski“ stoßen Sie nebenbei bemerkt auf Kurzweiliges von Klaus Eckel oder auf Spannendes von Birgit Pichler. Hinweise zur Buchbestellung, Benützung unserer Lesesäle und aktuelle Öffnungszeiten finden Sie auf unserer Website.
Aktuelle Zeitungsartikel zum Thema bietet die lizensierte Datenbank wiso Praxis Presse. BibliothekskartenbesitzerInnen der Österreichischen Nationalbibliothek, mit der Sie Zugang zu einschlägigen Zeitungsartikeln in- und ausländischer Quellen der letzten ca. 30 Jahre haben.
Mit Erich Kästner’s Gedicht „Maskenball im Hochgebirge“, das auf humorvolle Weise Pro und Kontra zum Thema Après-Ski beschreibt, wollen wir unsere Bilderschau beenden und wünschen Ihnen noch einen schönen Winter 2021:
Über die Autorinnen: Elisabeth Briefer und Caterina Seeböck sind MitarbeiterInnen der Abteilung Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement innerhalb der Hauptabteilung Benützung und Information.
Können wir Ihnen bei Recherchen helfen? Kontaktieren Sie unsere Bibliotheksexpert*innen:
Abt. Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement
Josefsplatz 1
1015 Wien
Persönlich: Mo.– Fr. 9.00 – 21.00 Uhr
Tel.: +43 1 534 10-444
information[at]onb.ac.at
Live-Chat: Mo.-Fr. 9.00 – 21.00 Uhr
Workshops und Seminare zur Verbesserung Ihrer Rechercheergebnisse
Aufgrund von Veranstaltungen wird der Prunksaal am Donnerstag, 24. Oktober bereits um 18 Uhr, am Freitag, 1. November bereits um 16 Uhr und am Donnerstag, 14. November bereits um 18 Uhr geschlossen.
Die Lesesäle am Heldenplatz bleiben am Samstag, den 2. November, geschlossen.