„Frauen sichtbar machen“. Unter diesem Leitsatz wurde die dem Lexikon zugrundeliegende Projektinitiative
» biografiA. Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen 1998 ins Leben gerufen und steht seitdem unter der Leitung von Ilse Korotin an der Dokumentationsstelle Frauenforschung am Institut für Wissenschaft und Kunst in Wien. Das Ziel des Projekts ist die Lebens- und Wirkungsgeschichte österreichischer Frauenpersönlichkeiten historisch-biografisch aufzuarbeiten Ausgangspunkt war die weitgehende Unterrepräsentanz von Frauen in den meisten Lexika.
» biografiA. Lexikon österreichischer Frauen / Ilse Korotin (Hg.). 2016
Das vierbändige Lexikon beinhaltet rund 6.400 Biografien österreichischer Frauen bzw. Hinweise auf frauenbiografische Spuren. Die Lexikoneinträge sind alphabethisch gereiht und von ExpertInnen aus unterschiedlichen Fachbereichen recherchiert. Die in das Lexikon aufgenommenen Frauen zeichnen sich durch Handlungen, Tätigkeiten oder Werke aus, aufgrund derer sie einen gewissen öffentlichen Bekanntheitsgrad erlangt haben.
Geographisch fokussiert das Lexikon auf das Gebiet des heutigen Österreichs und verzeichnet Frauen, die in Österreich geboren wurden, gestorben sind bzw. einen wichtigen Teil ihres Lebens hier verbracht haben.
Um den Einschnitt, den der Nationalsozialismus bezüglich der bis dahin erreichten emanzipatorischen Errungenschaften für Frauen bewirkt hat, zu verdeutlichen, wurde als spätestes Geburtsjahr für das Lexikon 1938 festgelegt. Ein Schwerpunkt liegt im 19. und 20 Jahrhundert, bemerkenswert ist jedoch auch das Ausmaß an Frauenbiografien früherer Jahrhunderte, beispielsweise der RömerInnenzeit oder dem Mittelalter.
„biografiA“ orientiert sich an Konzepten der feministischen Biografieforschung. Bestehende Lücken in der Biografieforschung und die Vielfalt der weiblichen Lebensläufe sollen sichtbar gemacht und reflektiert werden. Dieser theoretische und methodische Ansatz spiegelt sich explizit in den Lexikoneinträgen wieder, beispielsweise durch die Berücksichtigung häufiger Namensänderungen in den Lebensläufen von Frauen durch Eheschließungen, Scheidungen oder der Verwendung von Pseudonymen. Der Lexikoneintrag der Protagonistin der österreichischen ArbeiterInnenbewegung Helene Bauer beginnt daher folgendermaßen: „Bauer Helene, geb. Gumplowicz, gesch. Landau, Ps. Lawska;“ (S. 217). Ebenfalls besonders berücksichtigt wird die Sichtbarmachung der verschiedenen ‚versteckten‘ Arbeitsverhältnisse von Frauen. Daher werden neben der Ausbildung auch berufliche und ehrenamtliche Tätigkeiten in Verbindung mit Mitgliedschaften, Ehrungen und Auszeichnungen sowie (noch) nicht als Beruf definierten Tätigkeiten angeführt.
In „biografiA“ gibt es zwei verschiedene Arten von Lexikoneinträgen: Sogenannte dokumentierte Biografien, die auf verschiedenen Quellen basieren, die für die Publikation nachbearbeitet wurden, sowie Biografien, deren Texte von den AutorInnen speziell für das Projekt verfasst wurden. Grundsätzlich sind die einzelnen Lexikoneinträge nach den Kategorien „Herkunft, Verwandtschaften“, „LebenspartnerInnen, Kinder“, „Ausbildungen“, „Laufbahn“, „Auszeichnungen, Mitgliedschaften“, „Quellen in Archiven“, „Werke“ und „Literatur“ strukturiert.
Der besondere Wert von „biografiA“ liegt neben der geleisteten Pionierarbeit durch die Publikation eines derartig umfassenden Nachschlagewerks vor allem in der Berücksichtigung weniger bekannter oder unbekannter Frauenbiografien. So finden BenutzerInnen des Lexikons nicht nur substanzielle Informationen zu Protagonistinnen der Geschichte, wie Bertha von Suttner oder Elisabeth von Österreich, sondern auch fragmentarische Biografien, die eine Anregung zum Weiterforschen darstellen können.
Gleichzeitig mit der Publikation des Lexikons ging auch eine » Volltextversion online die frei im Internet beim Verlag abrufbar ist. Dieser open access Zugang zum digitalen Dokument ist besonders benutzerInnenfreundlich und erleichtert unter anderem die Suche nach Namen oder Stichworten.
„biografiA“ ist Beweis für die Relevanz frauenspezifischer Nachschlagewerke, da es durch seine reflektierte theoretische Grundlage und die sorgfältige Erarbeitung der einzelnen Biografien ein profundes wissenschaftliches Werkzeug darstellt, aber auch für interessierte BenützerInnen geeignet ist. Das Lexikon zeigt das Wirken von Frauen in Politik, Gesellschaft, Kultur und Geschichte auf. Ein solches Lexikon leistet einen wichtigen Beitrag zur feministischen Biographieforschung und eröffnet damit neue Forschungsperspektiven.
Aufgrund von Veranstaltungen wird der Prunksaal am Donnerstag, 24. Oktober bereits um 18 Uhr, am Freitag, 1. November bereits um 16 Uhr und am Donnerstag, 14. November bereits um 18 Uhr geschlossen.
Die Lesesäle am Heldenplatz bleiben am Samstag, den 2. November, geschlossen.