Diese Ansicht stammt aus einer Serie von mehr als 100 Zeichnungen, die Josef Selleny während einer Brasilien-Reise anfertigte. Es handelt sich meist um datierte Blätter, welche die italienische und spanische Küste, Nordafrika, Madeira, Teneriffa, Bahia und Umgebung, den Rio Cachoeira, Exkursionen in den Urwald sowie die Küste, Petropolis und Pernambuco wiedergeben. Erzherzog Ferdinand Max reiste im Winter 1859/60 nach Brasilien – er wollte den beengten Verhältnissen in Triest entkommen, wo er als Oberkommandierender der österreichischen Kriegsmarine deren Ausbau energisch vorantrieb, und auch seinen Vetter Pedro II. von Brasilien besuchen. Josef Selleny (1824–1875), ein Schüler von Thomas Ender, verfügte bereits über Expeditionserfahrung.

 

Abb.: Josef Selleny, Bahia, 1860, Dic. Bahia 13 Jan 860, (Bahia 1860), aquarellierte Bleistiftzeichnung, nicht siginiert, 50,5 x 35,5 cm, ÖNB/KAR: Vues IV 77187, Taf. 24

Er war eben von der Novara-Weltumsegelung (1857–1859) zurückgekehrt, als ihn die Aufforderung des Erzherzogs zur Teilnahme erreichte. Die Reise war gleichzeitig als Forschungs- und Sammelreise geplant. Der Aufenthalt in Amerika dauerte nur knapp drei Monate, dennoch war die wissenschaftliche Ausbeute ansehnlich. Zahlreiche neue Pflanzenarten waren entdeckt und durch den Botaniker Heinrich Wawra von Fernsee publiziert worden. Die Gärten in Schönbrunn und Miramare erhielten lebende Pflanzen.

Selleny zeichnete nicht nur Landschaften, Gebäude, Vegetationsformen, sondern auch Menschen: Indianer, schwarze Sklaven, die Expeditionsteilnehmer. Dazu aus dem publizierten Reisetagebuch des Erzherzogs Ferdinand Max: „Unter den lebenden Bildern, die uns das Anstaunen weidlich zurückerstatteten, fiel mir besonders eine starke, kohlrabenschwarze Mohrin auf, die auf ihren Armen ein wunderschönes, aber leichenblasses, elfenbeinweißes Kind trug; der Farben- und Formencontrast war so lebhaft, daß der Maler nicht unterließ, die Gruppe zu skizziren.“

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