Einer der ältesten griechischen Papyrustexte ist seit heute im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek ausgestellt: "Die Klage der Artemisia", ein außergewöhnlicher Papyrus aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Das besondere Objekt" wurde der Text per Online-Wahl ermittelt, der Expertenvortrag dazu findet am Dienstag, 1. Juni 2021 statt. Ein kurzes Video ist bereits jetzt auf der Website abrufbar.
Im Rahmen der Reihe "Das besondere Objekt" zeigt die Österreichische Nationalbibliothek Highlights aus ihren Beständen, die aus konservatorischen Gründen nur höchst selten präsentiert werden können. Die Objekte werden von einem breiten Publikum online ausgewählt und für jeweils zwei Monate – zusätzlich zur Sonderausstellung "Die Donau" – im Prunksaal ausgestellt.
Das aktuelle besondere Objekt stammt aus der Papyrussammlung: Artemisia, eine in Memphis lebende Griechin des 4. vorchristlichen Jahrhunderts, klagt in dem Papyrus über den Vater ihrer verstorbenen Tochter. Dieser hatte dem Mädchen ein Grab verweigert und dadurch ihr jenseitiges Leben in Gefahr gebracht. Zur Strafe ruft Artemisia ein ägyptisches Gottesgericht an: Die Götter sollen auch dem Vater sein Grab verwehren und ihn und sein Vermögen schädigen. Der außergewöhnliche Text enthält Elemente eines Fluches, verzichtet aber auf jede Magie, er ähnelt dadurch einer gerichtlichen Klage. Artemisia richtet ihr Schreiben jedoch nicht an ein irdisches Gericht, denn die Tat des Vaters war nicht rechtswidrig. Umso eindringlicher fällt ihre Klage an das Göttertribunal aus.
Unter dem Thema "Beziehungskrisen. Klagen und Beschwerden aus dem alten Ägypten" stellten sich im Jänner 2021 drei antike Papyri zur Wahl, die Freud und Leid persönlicher Beziehungen vor rund 2.000 Jahren erfahrbar machen. "Die Klage der Artemisia" konnte sich bei dieser Abstimmung gegen "Orakelfrage: Soll ich heiraten?" und "Beschwerdebrief einer Ehefrau" durchsetzen.
Der Expertenvortrag zu diesem außergewöhnlichen Objekt findet am Dienstag, 1. Juni 2021 um 18 Uhr statt, Dr. Claudia Kreuzsaler präsentiert dabei die interessante Geschichte des Objektes; einen Vorgeschmack auf den Vortrag bietet das kurze Video.
Interessierte können seit gestern auch an der neuen Online-Wahl zum "besonderen Objekt" teilnehmen. Diesmal stehen drei Werke zum Thema "Wien, Wien nur du allein" zur Auswahl. Das Siegerobjekt ist dann ab Ende September im Prunksaal zu sehen.
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Aufgrund von Veranstaltungen wird der Prunksaal am Donnerstag, 24. Oktober bereits um 18 Uhr, am Freitag, 1. November bereits um 16 Uhr und am Donnerstag, 14. November bereits um 18 Uhr geschlossen.
Die Lesesäle am Heldenplatz bleiben am Samstag, den 2. November, geschlossen.