Abb. 1: » Wien 11, Albern, um 1920, Friedhof der Namenlosen. Portal vor Abholzung des Auwaldes
Entgegen der Meinung auf einem „Friedhof der Namenlosen“ lägen nur Verstorbene, deren Namen nicht bekannt sind, finden sich auf jenem im 11. Wiener Gemeindebezirk − in der Nähe des » Albener Hafens − gelegenen Friedhof auch Gräber von Personen mit namentlicher Erwähnung. Aber gleich vorweg: Lambert Heizer ist nicht dort bestattet worden, doch die Recherche nach seiner letzten Ruhestätte hat eine verblüffende Geschichte zu Tage gebracht.
Wie wird’s gemacht? Unser Rechercheweg Step by Step:
Abb. 2: Katalog QuickSearch
Mit den Suchbegriffen „friedhof der namenlosen“ in der „Einfachen Suche“ erhalten wir 50 Treffer, die sich aus verschiedenen Medienarten zusammensetzen, wie z.B. Buch, Fotografie usw.
Tipp: die Groß-/Kleinschreibung von Suchbegriffen ist nicht beachtenswert, wohl aber die Verwendung von Hochkommas, die eine sogenannte „Phrasensuche“ (Suche nach Wortfolgen in exakt der angegebenen Reihenfolge) möglich machen. Weitere » Tipps zur Suchoptimierung finden Sie hier.
Die Einsichtnahme in ca. 10 der in QuickSearch recherchierten Bücher ergibt folgendes Ergebnis:
Aufgrund eines Strudels der Donau bei Stromkilometer 1.918, der Wasserleichen nach oben und an Land getrieben hatte, wurde bereits 1854 ein Friedhof mit der amtlichen Definition „Leichenhof für Verunglückte, das sind in der Donau Ertrunkene, deren Leichen fast regelmäßig am Sauhaufen oder in dessen Nähe vom Wasser ausgeworfen werden“ (» Die Stadt und der Strom: Wien und die Donau, Seite 180) angelegt. Mit „Sauhaufen“ war die Ortschaft Albern gemeint, die heute Teil des 11. Bezirks ist. Da diese Stätte immer wieder Hochwassern ausgesetzt und teilweise zerstört war, wurde 1900 ein neuer Friedhof hinter dem Schutzdamm errichtet. Die 478 Toten vom alten Friedhof wurden nicht exhumiert.
1939 wurde der Alberner Hafen errichtet, der die Strömung der Donau veränderte.
Abb. 3: » Wien 11., Albener Hafen, 1955, Blick von erhöhtem Standort stromaufwärts auf das Hafenbecken
Ausführliche Beschreibungen dieser mittlerweile anerkannten Gedenkstätte der Stadt Wien, an der 1940 die letzte Beisetzung stattfand, sind u.a. im Buch von Heribert Renkin, » Namenlos: ein - auch sachlicher - Blick auf den "Friedhof der Namenlosen" in Wien dokumentiert. Neben einer Beschreibung des Friedhofes und der Gräber finden sich darin Leichenbeschauprotokolle, Auszüge aus Sterbematriken, Pressestimmen usw.
Ersichtlich und auf vielen Fotos belegt ist, dass auch namentlich bekannte Verunglückte (Selbstmörder, Unfallopfer, Ermordete) auf dem „Friedhof der Namenlosen“ beigesetzt wurden – aus den unterschiedlichsten Gründen.
In erwähntem Werk konnte auch die gesuchte Antwort gefunden werden: Lambert Heizer wurde nicht an diesem Ort beigesetzt, sondern nach der Leichenbeschau am „Friedhof der Namenlosen“ an das „Krematorium Wien Zentralfriedhof“ überstellt.
Für die Suche nach einer letzten Ruhestätte in Wien bietet sich die Datenbank » Verstorbenensuche / Friedhöfe Wien an, die über das » Datenbank-Infosystem abrufbar ist. Die Abfrage mit den Suchbegriffen lambert heizer ergab zunächst keinen Treffer.
Abb. 4: Detailansicht des Datenbank-Infosystems (DBIS)
Da auch die Umstände des Todes von Lambert Heizer von Interesse sind, bedienen wir uns der » Volltextsuche in » ANNO: Suchbegriffe sind: „lambert heizer“
Wie tragisch sein Leben endete beschreiben Zeitungsberichte aus dem Jahr 1931: Heizer wurde in der Nähe des Wirtshauses „Zum Friedhof der Namenlosen“ ermordet – oder wie es die Illustrierte Kronen Zeitung formulierte, hat er „Ein Krügerl Bier mit dem Leben bezahlt“:
Abb. 5: » Illustrierte Kronen-Zeitung, 10. Juni 1931
Abb. 6: » Die Rote Fahne, 9. Juni 1931
Abb. 7: » Kleine Volks-Zeitung, 4. September 1931
Aus einem Zeitungsbericht im November 1931 geht das Motiv dieses Mordes hervor und dieser enthält letztendlich auch den Schlüssel für den erfolgreichen Abschluss dieser Recherche:
Abb. 8: » Illustrierte Kronen Zeitung, 15. November 1931
In diesem Artikel ist eine völlig andere Schreibweise des Familiennamens enthalten: Lambert Haitzer. Mit dieser neuen Erkenntnis starten wir eine abermalige Abfrage in der unter Step 2 beschriebenen Datenbank:
Abb. 9: Ergebnis der » Verstorbenensuche
Das Rechercheergebnis, dass Lambert Heizer nicht am „Friedhof der Namenlosen“, sondern in der Nähe der „Feuerhalle Simmering“ begraben wurde, konnte somit an die Nachfahren übermittelt werden. Diese Auskunft hat laut deren Angaben eine Lücke in der Familiengeschichte geschlossen.
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