Cilli Wang, geboren am 1. 2. 1909 in Wien, gestorben am 10. 7. 2005 ebenda, Tänzerin, Bühnenschauspielerin und Kabarettistin, machte eine Tanzausbildung bei Gertrud Bodenwieser an der Wiener "Akademie für Musik und darstellende Kunst". Ihren ersten Tanzabend gab sie 1929 nach gesprochenem Wort von Ernst Ceiss an der Wiener "Komödie". 1930 lernte sie ihren späteren Mann, den Autor und Regisseur Hans Schlesinger, kennen. Er schrieb für sie das Monodrama "Harlekinade", das sie in ihrem eigenen Theaterstudio "Beispiele" aufführte. Danach folgten diverse Engagements an Wiener Kleinkunstbühnen, darunter im "Simpl".
Cilli Wang lebte ab 1932 in Berlin und wirkte dort u.a. im berühmten Kabarett "Katakombe". Im selben Jahr heiratete sie Hans Schlesinger, mit dem sie bis zu dessen Tod im Jahr 1945 eng zusammenarbeitete. 1933 begab sie sich gemeinsam mit dem Wiener Kabarettisten Paul Morgan auf Tournee durch Österreich.
1935/1936 trat sie in Erika Manns politischem Kabarett "Die Pfeffermühle" in der Schweiz auf und ging damit auf Tournee. 1935 kehrte Cilli Wang nach Wien zurück, wo ihr Mann das Kabarett "Der fröhliche Landtmann" (im Café Landtmann) einrichtete. Sie trat von Sommer 1935 bis Herbst 1936 im "Lieben Augustin" (Hausautor war dort Peter Hammerschlag) und im von Schlesinger geleiteten Theater an der VHS Ottakring auf.
Zur Zeit des "Anschlusses" befand sich Cilli Wang gemeinsam mit ihrem Mann in London. Sie erhielten eine Arbeitserlaubnis für die Niederlande und ließen sich vorerst in Den Haag nieder. Dort spielte sie u. a. im "ABC-Cabaret" (1939/40) und wirkte in Willy Rosens "Kabarett der Prominenten" (1940/41) mit. Ende 1941 mußte das Ehepaar in den Niederlanden untertauchen. Schlesinger überstand die Strapazen nicht und starb 1945.
Nach dem Krieg blieb Cilli Wang in Holland. Ihren ersten Soloabend ohne Sprache, der ihre Weltkarriere begründen sollte, gab sie 1946 in Den Haag unter dem Titel "Cilli Symphonie". Am Klavier wurde sie unterstützt von Wim de Vries, der sie ab 1950 auf all ihren Tourneen durch Europa, Israel, Indonesien, Afrika, die USA, Kuba und Australien begleitete. In Österreich trat sie u.a. 1948 im Wiener "Großen Konzerthaus", 1951/52 im "Wiener Werkel", 1953 bei den "Salzburger Festspielen" und 1969 bei den "Wiener Festwochen" auf. 1971 zog De Vries sich zurück und Cilli Wang beschloß darauf hin, ihre aktive Bühnenlaufbahn zu beenden. 1975 kehrte sie endgültig nach Wien zurück.
Inspiriert u.a. von Goethe, Wilhelm Busch, Christian Morgenstern, Charlie Chaplin und Disney-Filmen entwickelte Cilli Wang schon während der 20er-Jahre tänzerische Bewegungsnummern mit parodistischen, grotesken und illusionistischen Elementen, die sie "Verwandeleien" nannte.
So trat sie z.B. in der "Pfeffermühle" als die Fenster putzende Zäzilie" (nach Christian Morgenstern) und als "Suppenkaspar" (nach Hoffmanns "Der Struwwelpeter") auf, der im "Pfeffermühle"-Programm politischen Inhalt erhielt und zum "Krisenkaspar" wurde (Text Hans Schlesinger). Zu Cilli Wangs Markenzeichen gerieten die mit eigener Hand geschaffenen großen Puppen, mit denen sie auf der Bühne hantierte.
Über ihre "one woman show", mit der sie ab 1946 die Welt bereiste, sagte sie: "Nur Tanz und Mimik, Spiel ohne Worte, doch kleine Dramen mit Klaviermusik und Geräuschen. So war es mir möglich, in vielen Ländern dieser Erde aufzutreten und verstanden zu werden. Ich bin schon ein bisserl stolz darauf, daß ich - wo immer ich spiele - die Menschen zum Lachen bringe ...". Cilli Wang pflegte Kontakte mit zahlreichen Persönlichkeiten ihrer Zeit, darunter die Schriftsteller/innen Elias Canetti, Veza Canetti, Franz Theodor Csokor, Fritz Hochwälder, Ernst Schönwiese und Hans Weigel.

Nachlass

Zugangsdatum 2006
Umfang 18 Archivboxen, 4 Kisten (und 4 Koffer mit Tonbandmaterial)
Status Feinerschlossen
Benutzung Benutzbar
Enthält Werke, Korrespondenzen, Lebensdokumente, Sammelstücke, Bibliothek
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