Diktate – The Blue Book und The Brown Book
In der Überlieferung der Werke Wittgensteins nimmt das 1933/34 entstandene Blue Book (» Typoskript) eine Sonderstellung ein: es stellt das einzige, explicit für seine Student*innen (und einen kleinen Kreis von Kollegen) hergestellte „Vorlesungsmanuskript“ („something to carry home in their hands if not in their heads“) Wittgensteins dar. Die Rezeption wird dadurch erschwert, dass vieles nur in Andeutungen formuliert wurde und das tiefere Verständnis eigentlich die Teilnahme an den Vorlesungen voraussetzt. – Das Exemplar der Österreichischen Nationalbibliothek widmete Ludwig Wittgenstein zu Weihnachten 1934 oder 1935 seiner Schwester Margarethe Stonborough. „What is the meaning of a word?“ steht gleichsam wie ein Leitsatz am Beginn der inhaltlich heterogenen „Notizen“ (» Video).
Eine andere Genese weist das sogenannte Brown Book (» Typoskript) auf, ein Diktat an seine Schüler*innen Francis Skinner and Alice Ambrose von 1934/35, das in noch kleinerer „Auflage“ verteilt wurde. Es stellt kein Vorlesungsmanuskript im engeren Sinne dar, sondern eher ein Resümee seiner bisherigen philosophischen Arbeit, in der die Methode des Sprachspiels („in sich geschlossene Systeme der Verständigung“, Brown Book S. 121) weiterentwickelt wird. – Das „unofficial“ Exemplar der Österreichischen Nationalbibliothek gehörte einst seinem langjährigen Freund Theodore Redpath. 1958 publizierte Rush Rhees, mit einem Vorwort von Ludwig Wittgenstein, die beiden Werke (» Buch) als Preliminary studies for the „Philosophical Investigations“ generally known as The blue and brown books.
1) „God has arrived“ – Wieder in Cambridge (1929–1936) 2) Freundschaften und Kontakte 3) Schwierige Arbeitsprozesse: Manuskripte, Typoskripte, Veröffentlichungen 4) Philosophische Bemerkungen – Hier hilft dem Dummen die Dummheit allein 5) Tagebucheinträge (1930–1932) 6) Heiratspläne – „Margueritlein“ 7) The oracle to speak – Ungewöhnliche Vorlesungen 8) Diktate – Das Blue Book und das Brown Book 9) Gegenpol: Russland 1935
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