Ein neuer Lebensabschnitt
Nach dem Krieg und der Fertigstellung des Tractatus beschloss Ludwig Wittgenstein künftig als Volksschullehrer tätig zu werden. Neben der Inspiration durch die Lektüre Tolstois, war ein Grund für diese Entscheidung sicherlich auch die in der Kriegsgefangenschaft entstandene Freundschaft mit dem Lehrer Ludwig Hänsel – ihre reiche Korrespondenz konnte die Österreichische Nationalbibliothek 2019 erwerben (» Briefe). Der Weg hin zum Lehrer war jedoch auch geprägt von einer Phase tiefer Verzweiflung und Selbstmordgedanken, die Wittgenstein v.a. nach dem Tod David Pinsents quälten. 1919/1920 besuchte er schließlich die Lehrerbildungsanstalt in Wien, verbrachte den Sommer 1920 als Gärtnergehilfe und trat im Herbst seine erste Lehrstelle in » Trattenbach im Wechselgebiet an; » Haßbach, » Puchberg und » Otterthal folgten. Ludwig Hänsel war ihm in dieser Zeit ein beständiger Freund und Helfer. Obwohl Wittgenstein sein Erbe zu diesem Zeitpunkt bereits verschenkt hatte und im Streben nach persönlicher Besserung ein einfaches Landleben suchte, konnte er den mit seinem großen Familiennamen verbundenen Ruf auch am Land nicht abschütteln – und wurde von ihm eingeholt.
1) Ein neuer Lebensabschnitt 2) Ludwig Wittgenstein als Gärtner 3) Ein unglücklicher Heiliger 4) Beginn der Lehrtätigkeit in Trattenbach 5) Ein etwas anderer Unterricht 6) Wittgenstein? „…da log ich…“ 7) Ludwig Hänsel – ein Freund und Helfer 8) Das Wörterbuch und das Ende der Lehrtätigkeit in Otterthal
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