Bloß keine politischen AutorInnen!
Wenngleich es sich bei „Unter dem Milchwald“ um eine Auftragsarbeit handelte, war Erich Fried in weiterer Folge sehr selektiv und achtete darauf, sich in der Wahl der Texte keine Zwänge auferlegen zu lassen. Er übersetzte nach Möglichkeit AutorInnen, die ihm am Herzen lagen oder die er als Herausforderung empfand. Interessanterweise schienen ihm dabei auch jene SchriftstellerInnen wichtig, die weniger durch ihr politisches Engagement aufgefallen waren.
Und die Dichter, die ich hauptsächlich übersetzt habe und die ich sehr liebte, wie Dylan Thomas und Sylvia Plath, sind recht unpolitische Dichter. Eliot, von dem ich viel übersetzt habe, ist gar ein sehr rechts stehender Dichter und politisch fast ein Faschist gewesen, und Shakespeare ist auch nicht gerade ein besonders politischer Dichter.
(1978, Freiheit 72f.)
Neben Werken von Dylan Thomas und T. S. Eliot übersetzte Fried unter anderem auch „Ariel“ der amerikanischen Autorin Sylvia Plath oder das ‚unübersetzbare‘ „Finnegans Wake“ von James Joyce. Unter den vielen weiteren Übersetzungen sind Texte von John Arden, Steve Gooch, Graham Greene, Jakov Lind, vom israelischen Autor David Rokeah oder von John Whiting. Nicht vergessen sollte man die Übersetzung und Bearbeitung der Komödie „Lysistrata“ des griechischen Dichters Aristophanes; eine Mischung aus klassischer humanistischer Schulbildung und großer Sprachbegabung kam Fried bei der Bewältigung dieser Aufgabe zugute.
1) Von ersten Fingerübungen zum anerkannten Übersetzer 2) Bloß keine politischen AutorInnen! 3) Only Shakespeare is the limit! 4) Erkenntnisse
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