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ISSN: 1680-8975 PURL: http://purl.org/sichtungen/ |
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Kringel, Schlingel, Borgia.
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Sichtungen 1 (1998),
S. 177-180 http://purl.org/sichtungen/kaukoreit-v-4a.html http://purl.org/sichtungen/kaukoreit-v-4a.xml 2002-01-11 http://purl.org/sichtungen/kaukoreit-v-4 http://purl.org/sichtungen/kaukoreit-v-4a.rdf |
Abb. 1. [1/ S. 177:] Die Ausstellung wurde vom ÖLA, dem Bezirksmuseum Alsergrund und dem Jüdischen Museum der Stadt Wien veranstaltet und von 26. September bis 16. November 1997 in den Räumen des Jüdischen Museums präsentiert. Für Idee und Gesamtkonzeption zeichneten die ÖNB-Mitarbeiter Monika Kiegler-Griensteidl und Volker Kaukoreit verantwortlich. Gezeigt wurden weitgehend unbekannte Werkmanuskripte, Graphiken und Lebensdokumente dieses wichtigen und interessanten Vertreters der Wiener Kleinkunstszene der Zwischenkriegszeit. Die Exponate kamen aus diversen österreichischen Archiven und aus Privatbesitz, wie z. B. aus dem ehemals von Friedrich Torberg verwalteten Hammerschlag-Nachlaß (Handschriften-, Autographen- und [1/ S. 178:] Nachlaß-Sammlung der ÖNB), den beachtlichen Hammerschlag-Neuerwerbungen des ÖLA sowie aus dem auf verschiedene Institutionen und Privatbesitz verteilten Nachlaß der legendären Kabarett-Prinzipalin des »Lieben Augustin« Stella Kadmon. Die Präsentation dieser Materialien sollte nicht nur an einen sensiblen, originellen und kritischen Künstler erinnern, sondern auch an die Lebensumstände in Wien im aufbrechenden Faschismus. Begleitet wurde die Ausstellung von zahlreichen Veranstaltungen, wie Lesungen und Musikabenden (mit Gerhard Bronner, Ernst Jandl, Stephan Paryla-Raky und Robert Schindel), auch unter gezielter Einbeziehung von jungen Menschen, Schülern, die einen Hammerschlag-Abend gestalteten. Buchpublikationen und eine CD mit Erwin Steinhauer rundeten die Hammerschlag-Hommage ab. Die Grundstruktur der Ausstellung folgte dem chronologischen Prinzip, die Vitrinen wurden entsprechend der wichtigsten Lebensstationen Peter Hammerschlags angeordnet, gestaltet und durch Themenschwerpunkte ergänzt. Eine über zehn Meter lange Wandgraphik mit Textbeispielen und ausgewählten Graphiken Hammerschlags, Fotos und einem tabellarischen Lebenslauf bot dem Besucher eine besonders übersichtliche Einstiegsmöglichkeit. Über zwei Tonsäulen waren von verschiedenen Interpreten vertonte Texte Hammerschlags und ein Hammerschlag-Feature des Österreichischen Rundfunks (»Tonspuren«) zu hören. Die Ausstellung gliederte sich in folgende Themenbereiche: |
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Beiträger | ||
Volker Kaukoreit Österreichische Nationalbibliothek Österreichisches Literaturarchiv Josefsplatz 1, A-1015 Wien Letzte Adressaktualisierung: 2000 Adressänderung melden Monika Kiegler-Griensteidl Österreichische Nationalbibliothek Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken Josefsplatz 1, A-1015 Wien Letzte Adressaktualisierung: 2000 Adressänderung melden |
WiederentdeckungEine breitere Wiederentdeckung Peter Hammerschlags erfolgte relativ spät. Einen wichtigen Akzent setzte der Nachlaßverwalter Friedrich Torberg 1972 mit der Herausgabe des ersten Hammerschlag-Buches überhaupt, einer Auswahl von Gedichten. In den 70er Jahren begannen auch zahlreiche Künstler, Hammerschlag musikalisch zu interpretieren, u. a. André Heller, Helmut Qualtinger, Gerhard Bronner und Peter Wehle. |
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Herkunft und FamiliePeter Hammerschlags Vater, Viktor Hammerschlag (geb. in Leipnik / Mähren) absolvierte in Wien nach seinem Medizinstudium eine Ausbildung zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt. 1900 wurde er zum Dozenten, 1911 zum außerordentlichen Professor ernannt. 1899 heiratete er Hedwig (geb. Bunzl) im jüdischen Tempel in der Seitenstettengasse in Wien. Am 27. Juni 1902 kam Peter Hammerschlag zur Welt. Im Ge- [1/ S. 179:] burts- und Taufbuch der Pfarre Schotten ist 1908 die römisch-katholische Taufe Hedwig und Peter Hammerschlags vermerkt. Am 31. Januar 1909 wurde der zweite Sohn Valentin geboren. Dieser wanderte 1938 nach Buenos Aires aus und kehrte 1966 nach Europa zurück (Freitod 1975 in Wien). |
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Jugend- und KaffeehauszeitNach der Matura studierte Peter Hammerschlag einige Zeit Kunstgeschichte an der Universität Wien und besuchte ein Semester den Lehrgang für Buch- und Illustrationsgewerbe an der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien (1921/22). In den folgenden Jahren brachte er sich mit diversen Auftragsarbeiten durch. Zweimal führte es Hammerschlag nach Berlin - im Mai 1929 und von Dezember 1929 bis Mitte 1930, - wo er sich u. a. auch kabarettistisch betätigte. |
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Die DoppelbegabungMit Vorliebe setzte Peter Hammerschlag seine gute Beobachtungsgabe in ironisch-witziger oder satirisch-kritischer Weise in Pamphleten und Karikaturen um. Seine Arbeiten erschienen in diversen Zeitungen und Zeitschriften des In- und Auslands, so auch im »Wiener Magazin«, für das er zwischen 1931 und 1937 tätig war. Der Doppelbegabte hatte jedoch auch auffallend weiche Züge: Am 5. Oktober 1930 bat er Torberg um »Firsprache beim Kinderbeilage-Onkel« des »Prager Tagblatts«, weil »Kinder nämlich und Gedichte für ihnen sind eine alte Force von mir, auf fertige Kinder versteh ich mich glänzend, nur vorher is bissel anstrengend.« Vom Schriftsteller zeigte die Ausstellung nicht nur ein Exposé für ein Kinderbuch, sondern auch Teile eines bisher unbekannten Romanfragments. |
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Der Liebe AugustinNach Kabaretterfahrungen in Berlin plante die junge österreichische Schauspielerin Stella Kadmon, in Wien eine neue Kleinkunstbühne zu gründen. Egon Pisk, ein Redakteur des »Neuen Wiener Tagblatts«, hatte dazu eine Idee: »Du, Stella, ich weiß den richtigen Mann für dich! Einen Meschuggenen! [...] Ja, der ist genau das, was du suchst. Ein Genie, ein hochgebildeter Bursche.« So fand am 7. November 1931 die Eröffnungsvorstellung des »Lieben Augustin« im Café Prückel mit Peter Hammerschlag statt, der in den folgenden Jahren dort vor allem als Hausautor und Conférencier wirkte. In den ersten Jahren wurden hauptsächlich kurze Kabarettnummern mit provisorischem Charakter [1/ S. 180:] dargeboten: »Blitzen« im Dreiergespann - spontane Reaktionen von Dichter, Musiker und Zeichner auf Publikumszuruf- gehörte zu den Höhepunkten eines jeden Abends. Stella Kadmons Bühne wurde zum Begriff. 1933 kamen verfolgte Künstler aus Deutschland zum »Lieben Augustin«. Hammerschlag verließ Ende 1935 ziemlich abrupt die Kleinkunstbühne, möglicherweise aus Konkurrenzdruck oder aufgrund einer Irritation in seiner persönlichen Beziehung zu Stella Kadmon. |
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Das Wiener UmfeldSchon während seiner Zeit beim »Lieben Augustin« schrieb Hammerschlag manchmal für andere Bühnen, wie das Kabarett »Stachelbeere« und die »Österreichische Volksbühne« (auch »Urania« genannt). Nach 1935 schien sein Name in den Programmen weiterer bekannter Wiener Kleinkunstbühnen auf, darunter die »Kleinkunst in den Collonaden«, das »ABC« und besonders häufig die »Literatur am Naschmarkt«. Für diese verfaßte Hammerschlag bis 1938 Texte, die »nicht nur zeitkritisch und spritzig-amüsant, sondern auch dichterisch schön sind« (Neue Freie Presse, 28. Oktober 1936). Mit Vorliebe reagierte Hammerschlag mit Spottgedichten auf zahlreiche Personen aus seinem Freundeskreis (z. B. Friedrich Torberg) und dem weiteren Wiener Umfeld. Auch parodierte er bekannte österreichische Schriftsteller, etwa Hugo von Hofmannsthal und Theodor Kramer. |
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Die letzten JahreNach dem Anschluß Österreichs an Deutschland wurden die Hammerschlags im Juli 1938 ihrer Wohnung verwiesen. Peter Hainmerschlag gelang es schließlich, nach Jugoslawien auszureisen, wo er in Belgrad Stella Kadmon wieder traf. Während Kadmon nach Palästina entkommen konnte, wiesen die jugoslawischen Behörden Peter Hammerschlag am 30. November aus und er mußte nach Wien zurück. Im Januar 1939 wurde eine neue Kleinkunstbühne - das »Wiener Werkel« eröffnet, für die Peter Hammerschlag hin und wieder arbeiten konnte. Ab dem Spätsommer 1941 wurde er als Zwangsarbeiter im »Ersatzverpflegungsmagazin Wien - Leergutsammelstelle« eingesetzt. Anfang, spätestens Mitte 1942, kurz vor oder nach der Deportation seiner Eltern nach Theresienstadt, tauchte Peter Hammerschlag unter. Als er einmal sein Versteck verließ, verhaftete man ihn auf der Straße. Am 17. Juli 1942 wurde er nach Auschwitz gebracht, dort oder auf dem Weg dorthin ermordet. Volker Kaukoreit / Monika Kiegler-Griensteidl |
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