Gerhard Roth, geboren am 24. 6. 1942 in Graz, lebte in Wien und in der Südsteiermark, gestorben am 8. 2. 2022 in Graz. Roth begann 1961 in Graz das Studium der Medizin und Mathematik und trat ein Jahr später in dem noch relativ jungen "Forum Stadtpark" als Schauspieler in zwei Stücken von Wolfgang Bauer auf. Er brach das Studium 1967 ab, kam anschließend bis 1977 einer (leitenden) EDV-Tätigkeit im Grazer Rechenzentrum nach und ist seither freier Schriftsteller. Zu Beginn der 70er-Jahre erschienen seine ersten (zunächst noch mehr oder weniger experimentellen) literarischen Arbeiten u. a. in den "manuskripten" und in renommierten deutschen Verlagen. 1972 erhielt er das "Literaturstipendium der Steirischen Landesregierung", dem zahlreiche (auch internationale) Auszeichnungen folgten, darunter 1983 der Alfred Döblin-Preis, 1992 der Marie Luise Kaschnitz-Preis, 2012 der Jakob-Wassermann-Literaturpreis und 2016 der Große österreichische Staatspreis für Literatur. Nach dem Erfolg des Romans "Winterreise" (1978) entstand, beginnend mit "Der Stille Ozean" (1980), Roths bisher bedeutendstes Prosawerk, der siebenteilige Zyklus "Die Archive des Schweigens" (abgeschlossen 1991). Dieser spürt - in oft phantastisch-realistischer Erzählweise mit (wie bereits in früheren Werken) Anklängen an das Genre des Kriminalromans - dem 'Wahnsinn der (österreichischen) Wirklichkeit' nach. Unumwundener noch als in seinen Romanen, wie z. B. "Der See" (1995), artikuliert sich der Essayist als kaustischer 'Aufklärer' gegenüber den retrograden gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in seiner Heimat (z. B. in der Sammlung "Das doppelköpfige Österreich", 1995). "Der See" gehört zu Roths auf sechs bzw sieben Bände angelegten und weit über Österreich hinausgreifenden Prosa-Zyklus "Orkus" (1995-2011). 2014 erschien sein Roman "Grundriss eines Rätsels", 2017 "Die Irrfahrt des Michael Aldrian".