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Pressemeldung


7. Dezember 2018

Jahrespressekonferenz Österreichische Nationalbibliothek 


Die Österreichische Nationalbibliothek beging 2018 ihr 650-Jahr-Jubiläum, im Zentrum des vielfältigen Veranstaltungsprogramms stand die überaus erfolgreiche Jubiläumsausstellung „Schatzkammer des Wissens“. Auch für 2019 sind zahlreiche Aktivitäten geplant: Neben neuen Ausstellungen und Veranstaltungsreihen im Prunksaal sowie im Literatur- und Papyrusmuseum werden wichtige Akzente im digitalen Bereich gesetzt. Diese reichen von einem großen Digitalisierungsprojekt für das Beethoven-Jahr 2020 über die Fortsetzung der Kooperation mit Google bei der Digitalisierung urheberrechtsfreier Bestände bis zu wichtigen Meilensteinen in der Digital-Strategie 2017–2021.

Rückblick auf 2018
Ausstellungen und Veranstaltungen im Jubiläumsjahr

Die Österreichische Nationalbibliothek ist eine der ältesten und bedeutendsten Gedächtnisinstitutionen dieses Landes. Als Vermittlerin zwischen Vergangenheit und Zukunft stellte sie ihren 650. Geburtstag unter das Motto „Unsere Geschichte lebt“ und bot im Jubiläumsjahr ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm mit Ausstellungen, Konzerten, Lesungen, Vorträgen, Filmvorführungen und Aktionstagen. Die große Jubiläumsausstellung „Schatzkammer des Wissens. 650 Jahre Österreichische Nationalbibliothek“ kann noch bis 13. Jänner 2019 im Prunksaal besucht werden. 

Ein außergewöhnlicher Publikumsmagnet war im Jubiläumsjahr das Open House am 6. Mai: An einem einzigen Tag kamen über 19.000 BesucherInnen in die Bibliothek und in die Museen, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Am Programm standen über 100 Führungen und Workshops für Erwachsene und Kinder, Präsentationen der Sammlungen, Gewinnspiele, ein Sonderpostamt, Lesungen mit Ulrike Beimpold, ein Meet & Greet mit Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger und themenspezifische Rundgänge in der Bibliothek selbst sowie in den fünf Museen.

Besonders beliebt war außerdem die Veranstaltungsreihe „Objekt des Monats“: 12 außergewöhnliche Werke, die aus konservatorischen Gründen nur höchst selten das Licht der Öffentlichkeit erblicken, wurden für jeweils einen Monat im Prunksaal ausgestellt, dazu gab es jeweils einen eigenen Expertenvortrag. In der Reihe waren etwa Mozarts „Requiem“ oder die zum UNESCO-Weltdokumentenerbe zählende Tabula Peutingeriana zu sehen. Den Abschluss bildet der prachtvolle Gründungscodex der Bibliothek: das Evangeliar des Johannes von Troppau aus dem Jahr 1368. Nachdem es bereits kurz am Beginn der Jubiläumsausstellung präsentiert wurde, ist es noch einmal von 2. bis 13. Jänner 2019 im Original zu bewundern.

Bibliothekarische Highlights im Jubiläumsjahr

Ein strategisches Vorzeigeprojekt konnte im Herbst 2018 erfolgreich abgeschlossen werden: Austrian Books Online. Im Rahmen einer Public Private Partnership mit Google hat die Österreichische Nationalbibliothek seit 2011 insgesamt rund 600.000 urheberrechtsfreie Werke mit insgesamt nahezu 200 Millionen Seiten digitalisiert, darunter auch jene 200.000 Bücher, die sich im Prunksaal befinden. Damit sind sämtliche Projektziele erreicht, alle digitalisierten Bücher sind erstmals vollständig und kostenlos über die Website » onb.ac.at zugänglich, können dort im Volltext durchsucht oder auch als PDF heruntergeladen werden.

Mit großem Erfolg startete im Jubiläumsjahr auch die erste Crowdsourcing-Kampagne der Österreichischen Nationalbibliothek: „Österreich aus der Luft“. Auf dem eigens konzipierten Onlineportal
» crowdsourcing.onb.ac.at haben sich innerhalb kürzester Zeit bereits über 1.400 UserInnen registriert und durch ihre freiwillige Mitarbeit aktiv zur Erschließung eines umfangreichen und bis dato weitgehend unbekannten Bestandes an historischen Luftbildern beigetragen. Über 91.000 Kategorien wurden bereits zugewiesen, über 14.000 Stichworte erstellt und rund 18.000 Verortungen auf einer digitalen Landkarte vorgenommen. Das große Engagement zeigt, wie gut die Wissensallianz zwischen Bibliothek und Bevölkerung funktioniert und welches Potenzial in dieser neuen Form der Zusammenarbeit liegt.

Ausblick auf 2019
Ausstellungen und Veranstaltungen 

Der Ausstellungsreigen 2019 beginnt am 15. März mit „Kaiser Maximilian I. Ein großer Habsburger“. Anlässlich seines 500. Todestages präsentiert die große Sonderausstellung den Kaiser und seine Zeit anhand zahlreicher, eindrucksvoller Handschriften und wertvoller Frühdrucke. Über 90 wertvolle Objekte werden im Prunksaal zu sehen sein, darunter Werke aus Maximilians Büchersammlung wie das berühmte Abc-Buch, ein Porträtholzschnitt Albrecht Dürers und Maximilians autobiografisch beeinflusstes Buch „Weißkunig“: Diese reich illustrierte Mischung aus Heldenroman und Chronik war nach dem Tod des Kaisers in Vergessenheit geraten, erst im 18. Jahrhundert hatte man die Druckplatten wiederentdeckt.

Die Stadt als Traumlandschaft und Erinnerungsraum, als Utopie und Tatort behandelt die kommende Sonderausstellung im Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek. „Wien. Eine Stadt im Spiegel der Literatur“ zeigt ab 12. April überraschende literarische Einblicke in die Donaumetropole nach 1945: Die außergewöhnlichen Manuskripte, Fotografien und persönlichen Dokumente stammen dabei von Ilse Aichinger, Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard, Heimito von Doderer, Graham Green, Peter Handke, Josef Haslinger, Friedrich Heer, Bodo Hell, Peter Henisch, Ernst Jandl, Ruth Klüger, Trude Marzik, Frederic Morton, Julian Schutting, Manès Sperber, Hilde Spiel, Dorothea Zeemann u. v. a.

Ab 14. Juni geht es dann im Papyrusmuseum um ein Getränk für Götter und Menschen: „In vino veritas. Wein im alten Ägypten“. Weinbau und Weingenuss blicken zurück auf eine Jahrtausende alte Tradition, die in vielen Facetten bis heute Bestand hat. Einzigartige Exponate aus der zum UNESCO-Weltdokumentenerbe zählenden Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek zeichnen dabei eine antike Kulturgeschichte dieses Getränks nach, das nicht nur ein wichtiges Wirtschaftsgut und Genussmittel ist, sondern bis heute auch eine große religiöse Bedeutung hat.

Aufgrund des großen Erfolgs der Veranstaltungsreihe „Objekt des Monats“ wird das Format 2019 unter dem Titel „Das besondere Objekt“ fortgesetzt: Im Prunksaal werden sechs Kostbarkeiten präsentiert, die aus konservatorischen Gründen nur höchst selten gezeigt werden können, darunter etwa Joseph Haydns „Gott erhalte“ oder die Abschiedsbriefe von Kronprinz Rudolf und Mary Vetsera. Zu jedem dieser Objekte gibt es wieder einen Expertenvortrag.

Ein Experiment stellt „Prunksaal unplugged“ dar: Erstmals und einmalig wird in den Semesterferien am Freitag, 8. Februar die historische Bibliothek am Josefsplatz so zu sehen sein, wie sie auch die Habsburger kannten: nämlich ohne jegliche künstliche Beleuchtung. Da es in der Zeit nachmittags schon recht dunkel ist, werden an alle BesucherInnen Taschenlampen ausgegeben, dazu gibt es Spezialführungen für Kinder und Erwachsene.

Bibliothekarische Schwerpunkte

2020 feiert die Welt den 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven: Der berühmte Wahlwiener wurde im Dezember 1770 in Bonn geboren. Die Österreichische Nationalbibliothek bereitet dazu eine große Jubiläumsausstellung mit wichtigen Originalen des Komponisten vor. Unter diesen befinden sich etwa Beethovens einziges Violinkonzert op. 61 und rund 130 handschriftliche Briefe an Carl Czerny, Johann van Beethoven, Erzherzog Rudolph u. a.. Ergänzend dokumentiert die in der Musiksammlung verwahrte „Sammlung Hoboken“ nahezu vollständig die Erst- und Frühdrucke seiner Werke. Für das Jubiläumsjahr 2020 werden alle Beethoven-Handschriften sowie die Beethoven-Drucke der Sammlung Hoboken bereits 2019 digitalisiert und auf der Website der Österreichischen Nationalbibliothek zugänglich gemacht.

Im März 2019 begeht die Österreichische Nationalbibliothek ein weiteres Jubliäum, wenn auch eines, das sich auf einen kürzeren Zeitraum bezieht. Seit zehn Jahren werden Onlinepublikationen im Webarchiv Österreich archiviert. Unter » webarchiv.onb.ac.at können aktuell etwa zwei Millionen Webseiten der Domänen .at, .wien, .tirol etc. abgerufen werden. Da sich zahlreiche Inhalte ins World Wide Web verlagern, wird diese Art der Archivierung immer wichtiger, um die gesammelten Daten jetzigen, aber auch zukünftigen LeserInnen zur Verfügung zu stellen – selbst wenn der Inhalt dieser Websiten bereits offline ist. Anlässlich des Jubiläums lädt die Österreichische Nationalbibliothek Stakeholder, ForscherInnen und Interessierte im Frühjahr 2019 zu einer Tagung mit ExpertInnen aus dem In- und Ausland zu Sammelstrategien und Nutzungsszenarien von Webarchiven ein.

Nachdem im Herbst 2018 Austrian Books Online erfolgreich abgeschlossen wurde, wird die Public Private Partnership mit Google 2019 fortgesetzt: In Zukunft werden jene Jahrgänge historischer Werke digitalisiert und online gestellt, bei denen mittlerweile das Urheberrecht erloschen ist. Ebenso wird die Online-Plattform » crowdsourcing.onb.ac.at mit weiteren digitalisierten Beständen ausgebaut und um zahlreiche Funktionalitäten erweitert. 2019 werden zudem erstmals die aktivsten Mitglieder der neu entstandenen Community in die Digitale Bibliothek eingeladen und prämiert.

In der „Vision 2025“ listet die Österreichische Nationalbibliothek u. a. zwei zentrale Leitlinien ihres Handelns auf: „Der Zugang zu unserem Wissen ist einfacher“ und „Durch uns ist Forschung vielfältiger und effektiver“. In den „Strategischen Zielen 2017–2021“ sind dazu passende Projekte verankert, die maßgeblich zur Weiterentwicklung der Digitalen Bibliothek beitragen und 2019 wichtige Meilensteine erreichen.

Ein wesentliches Handlungsfeld der „Digitalen Geisteswissenschaften“ („Digital Humanities“) stellen digitale Editionen dar, die mehr und mehr die analogen Editionen in Form von Büchern und Buchreihen ersetzen. Dies zeigt sich auch und vor allem bei Kooperationen mit Universitäten und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Um diesem Bedarf der Forschung Rechnung zu tragen, werden derzeit an der Österreichischen Nationalbibliothek zentrale Services und die dafür notwendige Infrastruktur aufgebaut. Diese umfassen Beratung und Schulungen, Bearbeitungswerkzeuge, die Speicherung und Archivierung der Daten sowie die Webpräsentation. Mitte Dezember 2018 geht eine digitale Edition der Tagebücher des österreichischen Schriftstellers Andreas Okopenko online, dessen Nachlass sich im Literaturarchiv befindet. Schon für 2019 sind weitere digitale Editionen geplant wie etwa eine Teiledition des Bibliothekskatalogs von Hugo Blotius, der 1575 zum ersten Präfekten der Hofbibliothek ernannt wurde. Diese Plattform ermöglicht damit die zentrale Erschließung ausgewählter Bibliotheksbestände und garantiert gleichzeitig, dass die Forschungsergebnisse direkt bei den Primärquellen verfügbar sind – ein wichtiger Nutzen für die Forschungsgemeinde, die in Zukunft damit arbeiten wird.

Nach den zahlreichen Digitalisierungsprojekten der letzten Jahre und der Präsentation dieser Digitalisate geht die Österreichische Nationalbibliothek mit „bibliothekarischen Laboratorien“ einen entscheidenden Schritt weiter: Die ÖNB Labs ermöglichen der Forschungscommunity, mit ausgewählten hauseigenen Sammlungen und Metadaten zu arbeiten. Zusätzlich bieten die ÖNB Labs Werkzeuge, die das Forschen, Experimentieren und kreative Verarbeiten unterstützen. Mit » labs.onb.ac.at ist eine erste Version dieser neuartigen Infrastruktur seit November 2018 online. Aktuelle Beispielprojekte für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Datensets und Werkzeugen sind die Sprachenanalyse der historischen Zeitungen aus dem digitalen Zeitungslesesaal ANNO, die Landschaftsbildersuche auf Basis der digitalisierten historischen Ansichtskarten des Portals AKON oder auch Abfragen von Metadaten aus dem Webarchiv. Die ÖNB Labs verstehen sich als kundenorientiertes und daher flexibles Serviceangebot der Österreichischen Nationalbibliothek, das sich laufend erweitert und verändert.

Im Rahmen einer umfassenden Linked-Open-Data-Strategie wurden außerdem Datenschnittstellen eingerichtet und in die ÖNB Labs integriert. Die Österreichische Nationalbibliothek ist damit Teil der internationalen Bestrebungen, die qualitativ hochwertigen Metadaten von Bibliotheken der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Linked Open Data bezeichnet Daten, die miteinander verknüpft und öffentlich zugänglich sind. Durch diese Vernetzung und Kontextualisierung in standardisierter und maschinenlesbarer Form werden neue Suchmöglichkeiten eröffnet. Wie groß die Nachfrage der Forschungscommunity nach solchen Möglichkeiten ist, zeigt ein aktuelles Beispiel: Gleich nach dem Onlinegang der ÖNB Labs wurde von einem Forscher eine Abfrage in den Open Data der ÖNB Labs durchgeführt, um historische Ansichtskarten von jenen Orten zu finden, die Arthur Schnitzler in seinen Werken erwähnt hat. 

Pressekontakt:
Mag. Thomas Zauner
Kommunikation und Marketing
Josefsplatz 1
1015 Wien
Tel.: +43 1 534 10-270
thomas.zauner@onb.ac.at

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