Robert Neumann (1897-1975)
Schriftsteller
Kurzbiographie
Robert Neumann, geboren am 22. 5. 1897 in Wien, gestorben am 3. 1. 1975 in München. Sein Vater war der jüdische Bankdirektor und sozialdemokratische Politiker Samuel Neumann. Nach dem Abschluss des Gymnasiums studierte Robert Neumann an der Universität Wien zuerst Medizin, dann Chemie und schließlich Germanistik. 1919 promovierte er mit der Arbeit "Heine und der Dilettantismus". Nach ersten literarischen Versuchen verdiente sich Neumann seinen Lebensunterhalt als Buchhalter, Bankangestellter, Devisenmakler und Finanzmanager und gründete schließlich eine Lebensmittel-Importfirma. Durch deren Konkurs im Jahr 1925 in finanzielle Not geraten, heuerte er - nach Südfrankreich- und Italienaufenthalten - 1927 auf einem holländischen Tanker als Frachtmeister an. Mit der Textsammlung "Mit fremden Federn", die vor allem Texte zeitgenössischer Autoren parodierte, gelang ihm im selben Jahr der literarische Durchbruch. Seitdem arbeitete Neumann als freier Schriftsteller, Rezensent und Kritiker. 1932 erschien unter dem Titel "Unter falscher Flagge" eine weitere Parodiensammlung.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die Bücher Neumanns in Deutschland verboten und verbrannt. Auf Einladung des Verlages Rich and Cowan hielt sich Neumann seit August 1933 in London auf, um eine Biographie des Waffenhändlers Sir Basil Zaharoff zu schreiben. Im Februar 1934 entschied er sich, endgültig von Wien nach London ins Exil zu gehen. Literarisch beschäftigte er sich in dieser Zeit mit historischen Stoffen sowie mit der Exilsituation. Außerdem engagierte er sich im Free Austrian Movement und übernahm im Januar 1939 die Geschäftsführung des neugegründeten Austrian P.E.N.-Club. 1940 wurde Neumann als sogenannter "feindlicher Ausländer" kurzzeitig interniert, danach arbeitete er bis Kriegsende in London für die BBC und veröffentlichte auch Texte in englischer Sprache. 1950 wurde Neumann zum Vizepräsidenten des Internationalen P.E.N. gewählt. 1958 übersiedelte er nach Locarno.
In seinen Romanen und Erzählungen, die nach 1945 entstanden, setzte sich der Schriftsteller unter anderem mit den Themen Faschismus, Judenverfolgung und Krieg auseinander. Literarische Erfolge wurden "Die Kinder von Wien" (engl. 1946; dt. 1948) und "Olympia" (1961), ein Text, mit dem der Autor sich durch den Bezug auf Thomas Manns "Felix Krull" den Plagiatsvorwurf einhandelte. Später trat Neumann auch als Verfasser von dramatischen Werken sowie Hör- und Fernsehspielen hervor. 1966 beteiligte er sich an der Debatte um die Gruppe 47, indem er einen kritischen Beitrag in der 'linken' Hamburger Zeitschrift konkret publizierte. Die literarische Bedeutung Neumanns ist nicht zuletzt in der Modernität seines Schreibens zu sehen, die ihren Ausdruck in der beständigen Infragestellung und Verfremdung narrativer Muster findet.
Robert Neumann, der viermal verheiratet war - zunächst mit Stefanie Grünwald, danach mit Franziska Becker, Evelyn Milda Wally Hengerer und zuletzt mit Helga Heller - wurde 1965 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst sowie 1967 mit der Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold ausgezeichnet.
Werke: Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Wien u. a.: Desch 1959ff.
Sammlungen / Vor- und Nachlässe
Zugangsdatum | 2008 |
Umfang | 1 Archivbox |
Status | Feinerschlossen |
Benutzung | Benutzbar |
Enthält | Korrespondenzen, Lebensdokumente |
Details | » Inhaltsübersicht |