Ernst Martin Benedikt, geboren am 20. 5. 1882 in Wien, gestorben am 28. 12. 1973 ebenda. Ernst Benedikt war der Sohn des legendären Herausgebers der „Neuen Freien Presse" Moriz Benedikt. Er besuchte das Wasagymnasium im 9. Wiener Bezirk, einer seiner Mitschüler war Stefan Zweig. Ernst Benedikt studierte Rechtswissenschaften und publizierte nach seiner Promotion zunächst unter Pseudonym in der von seinem Vater geführten Zeitung. Nach dessen Tod im Jahre 1920 wurde er Eigentümer der „Neuen Freien Presse" und war bis 1935 deren Chefredakteur. 1934 musste er wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage die Zeitung an die österreichische Regierung verkaufen, nachdem er bereits im Jahre 1932 Anteile an ein Konsortium verkauft hatte.
In den 1920er- und 1930er-Jahren war das Haus der Familie Benedikt in der Himmelstraße 55 in Döbling, dem 19. Wiener Bezirk, Treffpunkt von Künstlern und Schriftstellern, unter ihnen Elias Canetti. Im Mai 1939 floh Ernst Benedikt, der nach den Rassegesetzen als „Volljude" galt, mit seiner Frau zunächst nach England, dann weiter nach Schweden. Hier lernte er auch den jungen Bruno Kreisky kennen, der sich ebenfalls im schwedischen Exil befand. Benedikt ließ seine bedeutende Kunstsammlung und eine 6000 Bände umfassende Bibliothek in Wien zurück; beides wurde zwangsversteigert. Die vier Töchter von Ernst und Irma Benedikt gelangten auf verschiedenen Wegen nach England, in die Schweiz und nach Finnland.
In Schweden arbeitete Benedikt als Journalist und Maler und kehrte erst 1962 wieder nach Österreich zurück, wo er zahlreiche Gastkommentare für die „Presse" verfasste. Ernst Benedikt schrieb eine große Zahl an Essays, Artikeln und Dramen; er ist auch Verfasser einer Biographie über Kaiser Josef II (Wien 1936; Neuauflage 1947).