Bruno Brehm (1894-1974)
Schriftsteller
Kurzbiographie
Bruno Brehm, geboren am 23. 7. 1892 in Laibach (slowenisch Ljubljana), gestorben am 5. 6. 1974 in Altaussee (Steiermark). Als Sohn eines k.u.k.-Offiziers wuchs er in verschiedenen Garnisonsstädten auf, u.a. Prag, wo er die Volksschule besuchte, und Znaim, dem Ort seiner Reifeprüfung. Ein Studium der Germanistik an der Universität Wien brach er früh ab, um sich 1913 – seinem Vater nacheifernd – als Einjähriger dem Militärdienst zu verschreiben. Den Ersten Weltkrieg, in dem er zum Offizier befördert wurde, überstand er nach russischer Gefangenschaft und mehreren schweren Verwundungen.
Nach dem Krieg studierte Brehm Kunst- und Urgeschichte in Österreich und Schweden; Abschluss 1922 mit der Dissertation „Die östlichen Einflüsse in der germanischen Tierornamentik“ an der Universität Wien, an deren Institut für Ur- und Frühgeschichte er drei Jahre später, bis 1927, eine Assistentenstelle bekleidete. Noch zuvor hatte er geheiratet und als Verlagsbuchhändler für verschiedene Verlage gearbeitet. Auch war er stiller Teilhaber des 1920 gegründeten Wiener „Burgverlags" geworden, über den er unter dem Pseudonym Bruno Clemens seinen ersten, humordurchsetzten (Schlüssel-)Roman „Der Sturm auf den Verlag“ schrieb (1925). Zahlreiche Veröffentlichungen folgten, d.h. dass der ab 1927 freischaffende Schriftsteller bis zu seinem Ableben u.a. weit über 20 Romane hinterließ sowie mehr als ein Dutzend Bände mit Kurzprosa, darunter auch solche für Kinder.
Nach und nach avancierte Brehm zum Erfolgsautor, vor allem mit seiner Trilogie über den Zerfall Altösterreichs: „Apis und Este. Ein Franz-Ferdinand-Roman“ (1930), „Das war das Ende. Von Brest-Litowsk bis Versailles“ (1932) und „Weder Kaiser noch König. Der Untergang der habsburgischen Monarchie“ (1933). Bereits in den Titeln ist die (zeit)historische Dimension dieses Werks angedeutet, nicht jedoch dessen großdeutsche Ausrichtung – ein Aspekt, der Brehm das Gefallen der Nationalsozialisten und 1939 den von Joseph Goebbels gestifteten Nationalen Buchpreis einbrachte. Als Mitglied von Henleins Sudetendeutscher Partei hatte sich Brehm quasi bereits 1936 der NSDAP überantwortet, war ab Mai 1938 auch deren offizielles Mitglied. Im gleichen Jahr beteiligte er sich am „Bekenntnisbuch“ und wurde bis 1942 Herausgeber von „Der getreue Eckart“, der völkisch-nationalen Kultur-„Monatsschrift für die Ostmark“.
Im Zweiten Weltkrieg war Brehm von 1941 bis 1944 mit einigen Unterbrechungen Ordonnanzoffizier am Balkan, in der Sowjetunion und in Nord-Afrika, weiterhin treu dem Hitler-Regime ergeben, so z.B. auch in seiner von 1939 bis 1945 währenden Funktion bei den Wiener „Ratsherren“, einem Scheinparlament, das realiter NS-propagandistischen Zwecken diente. Die 1944 erfolgte Aufnahme in das von Goebbels und Hitler zusammengestellte Verzeichnis der wichtigsten „Reichs“-Künstler („Gottbegnadeten-Liste“) befreite Brehm von weiterem Kriegsdienst.
Den Zusammenbruch Hitler-Deutschlands erlebte Brehm in Schallerbach bei Linz, wo er von den Alliierten verhaftet und zunächst im Gefangenenhaus Ried (OÖ) untergebracht, dann im Salzburger Land im Anhaltelager Golling und im US-Lager Glasenbach festgehalten wurde (Freilassung im Februar 1946, womöglich durch die Unterstützung des mit ihm bekannten Leo Perutz). Getrennt von Frau und Kindern in Wien begab er sich zurück nach Oberösterreich, Jahre bevor sich die Familie 1949 dauerhaft im steirischen Ausseerland niederließ.
Nach mehrjährigem Verbot seiner Bücher ist es Brehm trotz des Bemühens, sich fürderhin literarisch und publizistisch breit aufzustellen (von den Lebenserinnerungen „Heimat in Böhmen“, 1951, über das Laienspiel „Der kleine Mozart ist krank“, 1953, und die wissenschaftliche Kunstabhandlung „Das Ebenbild. Menschen, Tiere, Träume und Maschinen“, 1954, bis hin zu dem Atomwaffen-kritischen Roman „Dann müssen Frauen streiken“, 1957) nicht mehr gelungen, den Ruf des Ewiggestrigen abzustreifen. Dies lag nicht unbedingt an der 1951 erfolgten (erfolgreichen) Neuauflage der Romantrilogie aus der Zwischenkriegszeit, eher an deren inhaltlich und literarisch fragwürdigem Nachfolger „Das zwölfjährige Reich“ („Der Trommler“, „Der böhmische Gefreite“, „Wehe den Besiegten allen“) vom Beginn der 1960er Jahre, als Brehm auch Mitglied der deutschen, 1960 von ehemaligen NSDAP- und SS-Angehörigen gegründeten „Gesellschaft für freie Publizistik“ geworden war.
Weitere Auszeichnungen: Prinz Eugen-Medaille der Stadt Wien 1942; Nordgau-Kulturpreis der Stadt Amberg 1958; Peter Rosegger-Preis 1961; Sudetendeutscher Kulturpreis 1963.
Splitternachlass / Familienarchiv Bruno Brehm
Zugangsdatum | 2020 |
Umfang | 6 Archivboxen |
Status | Systematisch geordnet |
Benutzung | Benutzbar |
Enthält | Tagebuch, Korrespondenzen, Sammelstücke, Bücher |
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