Brigitte Schwaiger, geboren am 6. 4. 1949 in Freistadt (Oberösterreich), gestorben am 26. 7. 2010 in Wien. Nach der Matura studierte sie zwei Semester Psychologie, Germanistik und Romanistik an der Universität Wien. 1968 heiratete sie einen spanischen Offizier, mit dem sie von 1968-1972 auf Mallorca und in Madrid lebte, wo sie Deutsch und Englisch unterrichtete und sich mit Malerei und Bildhauerei beschäftigte. Nach ihrer Scheidung kehrte sie nach Österreich zurück und studierte 1972-1973 an der Pädagogischen Akademie Linz. In dieser Zeit trat sie nebenbei als Schauspielerin in einem Kellertheater auf. Später arbeitete sie als Regieassistentin beim ORF und als Sekretärin in einem Wiener Theaterverlag.
Schwaigers von Friedrich Torberg gelobter Erstlingsroman "Wie kommt das Salz ins Meer" zählte 1977 zu den meistverkauften Werken des deutschsprachigen Raumes, erlebte innerhalb eines Jahres seine 15. Auflage und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Aufgewachsen als Arzttochter, entlarvt die Autorin in dem autobiographisch motivierten Erstling, aus der jugendlich-naiven Perspektive der Ich-Erzählerin geschrieben, die provinzielle Bürgerlichkeit ihres Elternhauses und die Einengung ihrer persönlichen Freiheit während ihrer Ehe. Literarisch verschlüsselt nahmen auch in späteren Prosawerken die dominierenden Gestalten des Vaters und des spanischen Ehemanns breiten Raum ein ("Lange Abwesenheit", Wien 1980; "Der Himmel ist süß", Hamburg 1984; "Ich suchte das Leben und fand nur dich", München 2000). In ihrem umfangreichen Werk, bestehend aus Prosawerken, Bühnenstücken, Hörspielen und Gedichten, griff Schwaiger häufig auf den bewährten Themenkreis zurück. Seelische Krisen, die aus dem Anpassungszwang an 'gutbürgerliche' Normen und aus dem Wunsch nach emotionaler Selbstverwirklichung resultieren, Verletzungen, Depressionen und Zwänge werden darin transparent. Ihre persönliche psychische Labilität deckte die Autorin schließlich in einem schonungslosen Bekenntnis in dem Buch "Fallen lassen" (Wien 2006) auf. Sie 'outete' sich als Patientin in einem psychiatrischen Krankenhaus und schilderte ihre Depressionen, Panikattacken, Selbstmordgedanken und ihre Abhängigkeit von Medikamenten.
Stipendien und Auszeichnungen (Auswahl): Staatsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur (1974), Autorenstipendium des Dramatischen Zentrums, Wien (1975), Kulturförderungsprämie des Landes Oberösterreich (1976), Kulturpreis des Landes Oberösterreich für Literatur (1984).