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Liebeslyrik und Streitgedichte. Zum 100. Geburtstag von Erich Fried


Am 6. Mai 1921 kam der jüdische Schriftsteller Erich Fried in Wien zur Welt. Von der engeren Familie überlebten nur er und seine Mutter die Shoah. Im Londoner Exil hielt er sich für einige Jahre mit Jobs in Fabriken über Wasser und fand nur langsam eine neue „Heimat“. Die traumatischen Erfahrungen schärften früh sein kritisches Bewusstsein. Obwohl sein Leben lang ein Linker, kritisierte er nach dem Krieg beide Seiten des „Eisernen Vorhangs“ gleichermaßen. In seinem Kampf gegen Ungerechtigkeit und Heuchelei schonte er weder seine Gegner, noch sich selbst.

Ausschnitt aus dem Film „Erich Fried – Dichter im Porzellanladen“ von Danielle Proskar (epofilm gmbh, mit freundlicher Genehmigung).

Frieds Gedichte waren seit den 1960er-Jahren ganz nahe am Zeitgeschehen; der Untertitel „Liebesgedichte, Angstgedichte, Zorngedichte“ von „Es ist was es ist“ bringt seine dichterische Motivation auf den Punkt. Bücher wie die „Liebesgedichte“ (1979) wurden zu Bestsellern mit Auflagen von mehreren Hunderttausend Stück. Seine Gedichte waren aus den Schulbüchern für den Deutschunterricht nicht wegzudenken, auch wenn es mehrere Versuche gab, sie daraus zu entfernen. Der politisch engagierte Autor Erich Fried machte sich auch einen Namen als Übersetzer von William Shakespeare. Die 27 von ihm übertragenen Stücke des berühmtesten englischen Dramatikers wurden auf zahlreichen Bühnen des deutschen Sprachraums aufgeführt.

Lassen Sie sich anhand von Original-Dokumenten, Gedichten, Briefen, Interviews und Ton-Beispielen durch die Werkstatt dieses faszinierenden Schriftstellers führen. Verfolgen Sie seine Entwicklung zu einem der meistgelesenen deutschsprachigen Lyrikern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der bis zuletzt unbequem und widerständig blieb.

 

Gedichte lesen 
 

Wer 
von einem Gedicht 
seine Rettung erwartet 
der sollte lieber 
lernen 
Gedichte zu lesen

Wer 
von einem Gedicht 
keine Rettung erwartet 
der sollte lieber 
lernen 
Gedichte zu lesen 


(1983, GW 3, 69) 

 

„Ich weiß besser, wogegen ich kämpfe als wofür“, schrieb Erich Fried 1972 an den deutschen Schriftsteller Heinrich Böll (Briefe 53). Es war die Zeit heftiger politischer Auseinandersetzungen und Unruhen in der BRD, der Terror der Roten Armee Fraktion erschütterte das Land. Der Staat reagierte mit repressiven Maßnahmen und die Fronten verhärteten sich zunehmend. Fried war zutiefst überzeugt davon, dass er gegen Unrecht und Unterdrückung anschreiben muss. Dass seine Kunst bisweilen darunter litt, nahm er in Kauf.

 

Vielleicht 

Erinnern 
das ist 
vielleicht 
die qualvollste Art 
des Vergessens 
und vielleicht 
die freundlichste Art 
der Linderung 
dieser Qual 


(1983, GW 3, 11) 

 

Der Nachlass von Erich Fried befindet sich seit 1990 am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Er ist mit fast 900 Archivboxen und einer Bibliothek mit rund 10.000 Bänden der weitaus größte Bestand, was unter anderem daran liegt, dass Fried nichts wegwarf. Oft war er viele Monate hindurch auf dem Kontinent unterwegs; es ist kaum vorstellbar, wie es ihm in der restlichen Zeit gelingen konnte, derart viel zu schreiben, zu übersetzen oder die unzähligen (Fan-)Briefe zu beantworten.

 

Drei Wünsche 

Ich wollte manchmal 
ich wäre so erfahren 
wie ich alt bin 
oder auch nur 
so klug 
wie ich erfahren bin 
oder wenigstens 
so glücklich 
wie ich klug bin 
aber ich glaube 
ich bin 
zu dumm dazu 


(1982, GW 2, 652) 

 


Sämtliche Rechte an den Werken von Erich Fried © Verlag Klaus Wagenbach

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